Wer liegt uns mehr am Herzen? Hund oder Mensch?
Empfinden wir mehr Mitleid für Hunde & Tiere oder für unsere Mitmenschen?
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 9.6.2021
Menschen empfinden für Tiere und Hunde oftmals mehr Mitleid und Mitgefühl, als für ihre Mitmenschen.
Warum ist dies so, dass das Leid von Tieren uns mehr berührt? Ist es die Abgestumpftheit durch die Alltagsgeschichten?
Täglich nehmen wir die schrecklichen Ereignisse, die vielen Menschen auf der Welt zustoßen, wahr. Seien es Kriegsgeschehnisse in Syrien oder Afghanistan, Flüchtlinge die bei der Überreise über das Meer verunglücken, die Teils unmenschlichen Bedingungen in den Flüchtlingslagern mit Not und Elend, Missbrauch von Frauen, horrende Mordraten über den ganzen Globus verteilt, die steigenden Zahlen von Obdachlosen auf Grund des sozialen Missstands etc.
Auf Grund der unzähligen schlimmen Vorkommnisse entsteht bei vielen ein Gefühl der Normalität. Schlimm, aber leider ist dies die Realität, denn vielfach werden die Nachrichten und menschlichen Schicksale zwar wahrgenommen, aber kaum sind die Meldungen über den Ticker, gehören sie schon der Vergangenheit an. Zu schnelllebig ist unsere heutige Gesellschaft.
Stößt hingegen Tieren und Hunden etwas zu, hören wir Nachrichten über Tiermissbrauch, sehen Berichte von Welpenhändlern, die Hunde in lebensunwürdigen Verhältnissen halten, hören von Hunden, die ihren Besitzern entzogen wurden, da sie die Tiere in Zuständen hielten, die keinerlei Bestimmungen der Tierschutzhundeverordnung rechtskonform umsetzten, lesen von Hunden die ausgesetzt und an der Raststätte an den Baum gebunden wurden oder wir auf einer Urlaubsreise mit ausgehungerten und verwahrlosten Straßenhunden konfrontiert werden, trifft uns dies stark und tief in unserem Herzen.
Es berührt uns, unser Mitgefühl und Mitleid sind den Tieren in einem ausgeprägten Maß sicher, zudem wird das Helfergen angesprochen und aktiviert. Menschen haben eben überwiegend ein großes Herz für Tiere.
Bei vielen Menschen ist die Tierliebe sogar größer, als die Nächstenliebe zu Mitmenschen. Auch die Bindung von Tierhaltern zu ihren Tieren ist häufig enger und stärker, als die zu anderen Personen.
Wir wollen in den weiteren Ausführungen unseres Artikels, den vorgenannten Aussagen weiter auf den Grund gehen.
Hund & Tier oder Mensch
Die Belange, Stimmungen, körperlichen & seelischen Schäden von Tieren, gehen vielen Menschen näher, als die unserer Mitmenschen.
Das Leid von Tieren rührt Menschen oftmals stärker, als das Leid von Menschen
Es gibt eine Vielzahl an Menschen, die mit einer hohen Fürsorgepflicht für andere Menschen da sind. Sie teilen Leid und Freud und helfen wo immer es geht. Sie haben in schlimmen Zeiten ein großes Mitgefühl und unterstützen mental und körperlich, wenn Not am Mann ist. Sprich, der Mensch bedeutet ihnen sehr viel und der Mensch steht für sie im Mittelpunkt.
Und dennoch muss man ehrlich zugeben, dass durch unsere schnelllebige Zeit, Menschen, die Acht geben aufeinander, ganz besondere Persönlichkeiten sind. Ihnen gebührt alle Achtung und Respekt.
Denn bei Befragen der breiten Masse, stellt sich heraus, dass notbedürftige Hunde, mehr Mitleid bei den meisten Menschen erzeugen, als Menschen, denen Leid widerfahren ist. Wenn man diese nachgewiesene These für sich selbst einmal beantworten soll, wird man sich selbst vermutlich ertappen, wie sensibel wir für die kleine süße Tierwelt sind.
Die Hunde im speziellen liegen uns derart am Herzen und rühren uns bei einem etwaigen schrecklichen Anblick zur Tränen und Trauer.
Wenn wir täglich die Nachrichten verfolgen, ob im Fernsehen, Radio, der Tageszeitung, oder im Gemeindeblättchen, werden wir von den Schreckensnachrichten dieser Welt überhäuft. Ein Terroranschlag in Berlin auf dem Weihnachtsmarkt, Kinder die im Kriegsgebiet in Syrien sterben, ein Attentat in den USA in einer Kirche, ein Amokläufer in München, der Vergewaltiger im Stadtwald, der gewalttätige Ehemann im Vierfamilienhaus, der gestörte Pfleger im Pflegeheim oder die totkranke Nachbarin.
Alles Geschichten und Meldungen, die wir auf Grund der Regelmäßigkeit und Häufung aufnehmen, aber das Leid, die Qualen und körperlichen wie auch seelischen Schäden registrieren, vermutlich viele von uns zum Überlegen bringen und dennoch Alltag darstellen und daher eine gewisse Abgestumpftheit hervorrufen. Traurig, aber wahr.
Empathie & Mitgefühl für Tiere & Hunde
Das starke Mitgefühl für das Leid von Hunden & Tieren, ist über Studien wissenschaftlich nachgewiesen.
Traurige Geschichten über Hunde gehen uns Menschen sehr nah
Werden hingegen Hunde gezeigt oder Meldungen verbreitet, die sich mit der Verwahrlosung von Hunden, ausgesetzten Vierbeinern oder gar gequälten Hunden beschäftigen, erzeugt dies eine enorme Mitleidswelle und Mitgefühl bei uns Menschen.
Sprich, es trifft uns emotional enorm, wenn Hunde leiden, ihnen Schaden zugefügt wird, sie Schmerzen haben und ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden angegriffen ist. Kurzum, geht es Hunden nicht gut, leiden viele Menschen mit.
Dieser Tatsache können wir weitere Nahrung geben und mit den Ausführungen unseres Magazinartikels "Hund krank - Herrchen krank?" unterstreichen.
Ob dies der Fall ist, weil wir Parallelen zu unseren kleinsten Kindern sehen, die sprachlich nicht in der Lage sind, sich zu äußern und damit eine Hilfs- und automatische Schutzbedürftigkeit hervorrufen? Vielleicht liegt es auch daran, dass wir Hunde inzwischen als vollwertige Familienmitglieder ansehen und sie uns deshalb emotional so berühren.
In einer aktuellen Studie der englischsprachigen Zeitschrift Society & Animals und der Publikation Are People More Disturbed by Dog or Human Suffering, ging man der Frage nach, ob Menschen mehr Mitleid bei leidenden Tieren oder leidenden Menschen zeigen.
Es wurde nachgeforscht, ob Probanden, mehr Emotionalität für Menschen im Kindesalter im Kontext zu Erwachsenen und Welpen zu ausgewachsenen Hunden, die unter Qualen und Leiden litten. Das Forschungsergebnis zeigte, dass die knapp 250 Studenten eine höhere Anteilnahme für Kinder, Welpen und Hunde, als für erwachsene Menschen aufzeigten. Sprich das Einfühlungsvermögen und Mitgefühl, ist bei Opfern, die den erwachsenen menschlichen Wesen angehören, nicht so groß, wie bei Hunden im Allgemeinen.
Dasselbe gilt für Phänomen gilt grundsätzlich bei Tieren. Menschen zeigen eine größere Empathie dem Tier gegenüber, als einem Mitmenschen. Damit ist die Tierliebe ausgeprägter, als die Nächstenliebe.
Spricht man mit Wissenschaftlern, die sich mit Untersuchungen rund um Hunde und Menschen beschäftigen, findet man immer wieder Nachweise, dass die Vierbeiner oft eine stärkere Bindung und emotionale Reaktion bei uns Menschen hervorrufen, als es andere Mitmenschen schaffen.
Der amerikanische Autor Arnold Arluke ist Professor für Soziologie und Anthropologie. Arluke lehrt an der Northeastern University in Boston, Massachusetts. Professor Arluke beschäftigt sich mit Konflikten und Widersprüchen in den Beziehungen Mensch und Tier, insbesondere in der Forschung der Tiermisshandlung. Seine Literatur erzeugt derartige Gefühlsregungen, Anteilnahme und Hass, da er sich mit den schlimmsten menschlichen Gräueltaten an Tieren beschäftigt.
Deckt hingegen ein Autor heute im Jahr 2018 Misshandlungen und menschliche Gräueltaten in den unzähligen Flüchtlingsgebieten auf, so nehmen die allermeisten Menschen dies wahr, auf Grund der Häufung dieser Ereignisse allerdings ohne große Regung. Traurig aber pure Realität.
Dies kann man auch bereits im Kleinen sich vergegenwärtigen und anhand eines Beispiels festmachen, dass viele von uns sicherlich selbst schon erlebt haben. Wenn man Fernsehzuschauer beobachtet, die in einem Spielfilm, Dokumentarfilm oder in einem einfachen Nachrichtenbericht, das Leiden oder gar den Tod eines Hundes beobachtet, kullern Tränen, es trifft viel in Mark und Bein und der Klos im Hals ist gigantisch. Es wühlt die Menschen auf und berührt sie. Sie leiden mit.
Wird allerdings in einem Spielfilm der dritte Mensch Opfer einer Gewalttätigkeit, nehmen wir das so als gegeben hin. Das Mitgefühl hält sich oft in Grenzen.
Wir halten fest:
Unsere Vierbeiner sind sehr wichtige Lebewesen in unserem Alltag und stellen für viele Menschen mehr als einen tierischen Partner dar. Die Hunde sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und für etliche von uns ein vollwertiges Familienmitglied, mit einem sehr hohen Stellenwert. Regelmäßig sprechen Hundehalter gar vom besten Freund - dem Hund.
Für andere Menschen sind sie sogar der Ersatzpartner und treue Begleiter. Studien zeigen, dass Haustierhalter häufig eine engere emotionale Bindung zu ihren Tieren haben, als zu Mitmenschen.
Wie weit der Stellenwert, die Beziehung und die Gefühlsebene bei jedem geht, muss jeder einzelne ohne Wertigkeit für sich selbst entscheiden.
Eine Tatsache ist jedenfalls gewiss: Hund und Mensch sind auf alle Fälle beides tolle Wesen.
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