Mitteleuropäischer Zughundesport
Die Zughundesportart ganz ohne Schnee - nicht nur für Schlittenhunde
Von:
Ulf Weber
Zuletzt aktualisiert am: 15.4.2024
Das Wichtigste in Kürze
- Die Hunde ziehen Wagen statt Schlitten.
- Größe des Wagens wird auf den Hund angepasst.
- Der mitteleuropäische Zughundesport ist deswegen für Hunde aller Größen und Rassen geeignet.
- Im mitteleuropäischen Zughundesport sind neben Rassehunden auch Hybridhunde und Mischlinge willkommen.
- Geschicklichkeit ist wichtiger als Stärke oder Geschwindigkeit.
- Der mitteleuropäische Zughundesport ist deswegen nicht nur körperliche, sondern auch geistige Auslastung.
- Auch der Hundemensch wird körperlich beim notwendigen Ausdauertraining gefordert.
- Nötige Führungssicherheit und Erziehung zur Selbständigkeit fördert die Hund-Mensch-Bindung.
Unter mitteleuropäischem Zughundesport verstehen wir einen Zughundesport, dessen „jüngere“ historische Wurzeln, im Gegensatz zum nordischen Zughundesport, im mitteleuropäischen Raum liegen.
Die Nutzung von Hunden als Zugtiere vor Karren lässt sich über antike Bilder bereits für die alten Griechen nachweisen. Nachdem die Römer vor ca. 2.000 Jahre sowohl das Rad als auch die Molosser über die Alpen gebracht wurden, wurde die Idee, Hunde vor den Karren zu spannen, in der Region der heutigen Schweiz übernommen. Das ist zumindest eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgestellt Vermutung des Schweizer Kynologen Prof. Dr. Abert Heim. Unabhängig von dessen Meinung fand der Hund als Zugtier von Karren besonders in England, den Niederland, Belgien und der Schweiz über Jahrhunderte Verwendung.
In Deutschland fand dieser „Hunde-Job“ Einzug über die Grenzregionen zu den oben genannten Nachbarländern Deutschlands, primär in den an die Schweiz grenzenden Regionen Baden-Württembergs. Einmal in Deutschland angekommen, fand der Hund als Zugtier für Karren mit der zunehmenden Verstädterung seit Beginn der Industrialisierung steigende Verbreitung als „Pferd der armen Leute“ in den Städten: Hunde waren kleiner, wendiger und insgesamt billiger zu halten, als Pferde. Auf der anderen Seite waren sie ein Statussymbol leichter sozialer Aufstiege: Das Sprichwort „auf den Hund gekommen“ war zunächst positiv besetzt, denn es zeigte an, dass der auf den Hund gekommene, städtische Händler seine Karren mit den Waren nicht mehr selbst ziehen, sondern vom Hund ziehen lassen konnte.
Diese Art der professionellen Hundeverwendung lassen sich anhand entsprechend datierter Fotos bis in die 1950er Jahre nachweisen. So existieren aus den 1930er Jahren Fotos eines Hannoveraner Metzgers und aus den 1950er Bilder eines Milchkannentransports mit Hund.
Bei diesen Transporten ging es um weniger weite Wege und geringere Geschwindigkeiten als bei den Verwendungen im hohen Norden. Dafür mussten die Hunde den Karren mit hoher Geschicklichkeit in teilweise engen Gassen und bei viel Verkehr durch Dörfer und Innenstädte manövrieren.
Dieser Umstand spiegelt sich auch heute noch im mitteleuropäischen Zughundesport wider, dessen Wettbewerbe primär von Begleit- und Zughundesportverein Berlin e. V. organisiert werden und bei denen es nicht nur auf die für eine festgelegte Strecke benötigte Zeit, sondern auch auf die Geschicklichkeit ankommt.
Geeignete Rassen für Mitteleuropäischer Zughundesport
( Um die Rassebeschreibung der ausgewählten Rasse lesen zu können, bitte auf das Bild klicken! )Wichtige Gesundheitstipps für Mitteleuropäischer Zughundesport
- Der Hund sollte vom Tierarzt gesundheitlich auf "Herz und Nieren" geprüft sein, bevor es mit dem Hundesport losgehen kann!
- Achtsam auf kommunikative Signale des Hundes während der Sportübungen achten, um das situative Befinden und Wohlergehen im Auge zu haben.
- Vorsicht vor physischer und mentaler Überlastung & Übertreibung beim Hundesport!
- Kranke und verletzte Hunde sollten keinen Hundesport ausüben!
- Pausen einplanen (auf angemessene Erholungsphasen und Entschleunigung achten)
- Zwang hat im Hundesport nichts verloren!
- Vorsicht bei hohen Temperaturen (Hitzegefahr)
- Intensität und Schwierigkeitsgrad langsam steigern
- Aufwärmprogramm (dynamische Übungen zur Vorbereitung auf die Belastungen) mit dem Hund beim Hundesport absolvieren
- Auf ausreichende Wasserversorgung und etwaige Energiezufuhr während des Hundesports achten!
- Der Hund muss körperlich voll entwickelt sein
- Kein Hundesport mit trächtigen und säugenden Hündinnen!
- Hat der Hund Übergewicht, ist die Belastung für den Bewegungsapparat und gesamten Organismus höher!
- Gesundheit, Fitness und Vitalität beim Hund müssen für den Hundesport stimmen
- Erhöhtes Risiko für Kreuzbandriss bei kastrierten Hunden, jüngeren Hunden und Hunden mit Übergewicht!
- Regelmäßiger Check-up bei einem Physiotherapeuten
- Cool Down nach dem Hundesport
- Bei eingeschränkten (Behinderungen, Arthrose, HD, ED etc.) und älteren Hunden (Seniorhunden) auf angemessene Hundesportarten ausweichen (z.B. Crossdogging, Degility, ZOS)
- Stets auf adäquates Equipment beim Hundesport achten, um die Verletzungsgefahr und physische Belastung auf den Hund zu minimieren
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