Zughundesport

Der Oberbegriff für viele winter- und sommertaugliche Hundesportarten

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Zuletzt aktualisiert am: 16.4.2024

Zwei Personen mit Mountainebike und angeschnallten Hunden beim Canicross Ausschnitt.jpg

Das wichtigste in Kürze

  • Zughundesport bezeichnet neun unterschiedliche Hundesportarten, bei denen Hunde als Zugtiere fungieren.
  • Allen gemeinsam ist der Ursprung: Der historischer Arbeitseinsatz der Hunde als Zugtiere.
  • Grobe Unterscheidung in nordische Varianten und mitteleuropäischen Zughundesport.
  • Die nordischen werden auch als „Schlittenhundesport“ bezeichnet, denn die Hunde zogen neben Pulkas und Menschen auf Ski vor allem Schlitten.
  • Die mitteleuropäische Zughundesportarten gehen auf das Ziehen von Wagen und Karren zurück.
  • Im Norden wurden schon früh Rennen im Schnee (on-snow-Varianten) abgehalten. 
  • Um die Hunde auch in schneefreien Jahreszeiten trainieren und auslasten zu können, wurden sogenannte „on-land-Varianten“ des Schlittenhundesports, sog. nordischer Zughundesport ohne Schnee, entwickelt. 
  • Bikejöring oder CaniCross sind solche nordischen Zughundesportarten ohne Schnee.
  • Traditionell werden starke, große und lauffreudige Hunde angespannt, wobei der Sport für entsprechende Rassehunde genauso offensteht, wie für Hybridhunde oder Mischlingshunde
  • Besonders der mitteleuropäische Zughundesport bietet allerdings Teilnahmemöglichkeiten auch für kleinere Hunde, denn das Zuggewicht kann hier auf den Hund angepasst werden, indem kleine und sehr leichte Wägelchen verwendet werden.
  • Auch in den vom Schlittenhundesport ausgehenden Bikejöring und Canicross können kleinere lauffreudige Hunde eingesetzt werden, denn es können mehrere Hunde vorgespannt werden und der Hundemensch kann selbst mithelfen, das Gefährt zu bewegen.
  • Eine wiederkehrende tierärztliche Eignungsprüfung des Zughundes mit Fokus auf den Bewegungsapparat und das Herz-Kreislaufsystem ist ratsam.

Der Zughundesport gehört zu den zahlreichen Hundesportarten. Genaugenommen besteht der Zughundesport nicht nur aus einer Sportdisziplin, sondern aus mehreren Hundesportarten wie dem Bikejöring, Canicross, Dogscooting oder dem allseits bekannten Schlittenhundesport. Die sportlichen Herausforderungen finden beim Zughundesport mit und ohne Schnee statt und werden von einem oder mehreren Hunden mit dem Mensch gemeinsam ausgeübt.

Was die Faszination Zughundesport in Gänze und in den verschiedenen Zughundesportarten ausmacht, welche Hunde und Hunderassen für den Zughundesport geeignet sind und worauf Du im Hinblick auf die Gesundheit Deines Hundes achten musst, erfährst Du hier in den weiteren Ausführungen mit allen wichtigen Informationen, praktischen Tipps und hilfreichen To-dos. Viel Freude auf der Entdeckungstour rund um den Zughundesport!

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Was ist Zughundesport?

Zughundesport ist Hundesport. Also Sport für Hund und Mensch. Für aktive, bewegungsfreudige, laufstarke, geländegängige und geschickte Hunde, die Spaß daran haben, ihren Menschen alleine oder mit mehreren Hunden auf irgendeine Weise zu „ziehen“ – sei es beim gemeinsamen Joggen, Radfahren, Wagenziehen oder der ursprünglichsten Form, beim Schlittenziehen. Denn der Zughundesport ist vielfältig und findet zu Fuß oder mit einem fahrbaren Untersatz mit und ohne Schnee statt. Und damit ist die Sportart für viele Hunde und Hunderassen eine beliebte, geeignete und sinnvolle Beschäftigung, um für artgerechte Auslastung zu sorgen und den Hundealltag zu bereichern.

Hinter dem Begriff Zughundesport verbirgt sich nicht nur eine, sondern eine ganze Gruppe von Hundesportarten. Obwohl bis auf eine Zughundesportart alle ihre Wurzeln im schneereichen Norden haben, bilden die ohne Schnee auskommenden Zughundesportarten in unseren schneelosen Breiten die beliebteste Gruppe von Zughundesportarten. Zu ihnen zählen beispielsweise

  • Canicross als Einsteigervariante, die nicht viel Ausrüstung benötigt und bei der ein Hund einen laufenden Menschen zieht.
  • Dogscooting, bei dem der Mensch sich auf einem speziellen Tretroller, Scooter im Englischen, steht und sich von seinem Hund ziehen lässt.
  • Bikejöring (bitte als Bikejöring immer schreiben wegen SEO), als schnellste Variante, bei der ein Mensch auf einem Fahrrad von ein oder zwei Hunden gezogen wird und die Hunde durch fleißiges Strampeln unterstützen kann.
  • Das „Trike“ genannte Dreirad eignet sich, genau wie auch das vierrädrige Cart, Scco-Cart oder einem anderen Hersteller, für Gespanne ab 2 Hunden aufwärts.
  • Klassischer Schlittenhundesport

Da der Zughundesport eine solch große Menge an Hundesportarten umfasst, ist auch die Bandbreite der geeigneten Hunderassen riesig. So müssen in unseren schneefreien Breiten nicht ausschließlich nordische Schlittenhunderassen wie Huskies oder Malamutes vorgespannt werden. Auch ein lauffreudiger und ziehfreudiger Labrador oder Deutscher Schäferhund kann ebenso eingesetzt werden, wie kleinere Rassen, beispielsweise ein Beagle aus der Gruppe der Laufhunde.

Wichtig ist aber, dass der Hund körperlich den Belastungen des Zughundesports gewachsen ist. Dazu benötigt er ein gesundes Organsystem mit gutem Herz-Kreislaufsystem und einem ausgewachsenen Bewegungsapparat. Aus diesem Grund sollte der Hund, je nach Zughundesportart, mindestens 15 (CaniCross) oder besser 18 Monate alt sein. Neben regelmäßigen tierärztlichen Überprüfungen des Hundes machen auch Aufwärmübungen vor dem Renn- oder Trainingsstart Sinn, um die Gesundheit des Hundes nachhaltig zu erhalten.

Bei allen nordischen Zughundesportarten handelt es sich im Wesentlichen um Wettrennen, für die Hund und Mensch folgende Kommandos beherrschen sollten:

  • Mush, Hike oder Go als Zeichen, dass Dein oder Deine Hunde jetzt ziehen sollen
  • Straight ahead für geradeaus ziehen
  • Gee für rechts
  • Over gee für rechts an einem Hindernis vorbei
  • Come gee: 180° Wende über die rechte Seite
  • Haw für links
  • Over haw für links an einem Hindernis vorbei
  • Come haw: 180° Wende über die linke Seite
  • Whoa oder Stop als Zeichen, dass sie jetzt stoppen sollen

Natürlich können auch andere Worte und Signale verwendet werden, allerdings sollten sie von dem oder den Hunden in entsprechender Weise umgesetzt werden können. Das Training für die meisten Zughundesportarten umfasst neben dem Aufbau der Signalkontrolle vor allem Konditionstraining für Mensch und Tier.

Da die gemeinsame Beschäftigung im Training und im Rennen lauffreudige und ziehfreudige Hunde artgerecht auslastet und ihnen Spaß macht, wird durch die verschiedenen Zughundesportarten auch die Bindung Deines oder Deiner Hunde zu Dir gesteigert. Auch senkt die Auslastung unter Umständen den Jagdtrieb und erhöht den Gehorsam im Alltag.

Die Geschichte um Zughundesport im Kurzüberblick

Wie enstand Zughundesport?

Bereits während vieler zurückliegender Jahrhunderten wurden Hunde zum Ziehen von Verkehrsmitteln eingesetzt. Zughunde kamen zum Einsatz, weil deren Besitzer sich keine Pferde leisten konnten, oder weil Hunde den klimatischen Verhältnissen vor Ort besser angepasst waren als Pferde. Aus diesen Zugarbeiten entwickelten sich die heutigen Zughundesportarten. Entdecke in den folgenden Absätzen die Einzelheiten dieser Entwicklung.

Am Anfang stand die Arbeit für den Menschen als Pferd des armen Mannes

Hunde wurden seit Menschen gedenken bereits sprichwörtlich vor den Karren oder den Schlitten des Menschen gespannt. Schon aus der griechischen Antike sind Bilder bekannt, auf denen karrenziehende Hunde abgebildet sind. Zur gleichen, aber hier noch als prähistorisch geltenden Zeit, wurden wohl auch schon in unseren Breiten Hunde zum Ziehen von Beute oder Schlitten eingesetzt, wie der Schweizer Kynologe Prof. Dr. Albert Heim zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermutete. Insgesamt ist die Geschichte der vor Karren gespannten Zughunde besser dokumentiert als die der Schlittenhunde, die erst ab dem 19. Jahrhundert auf breiter Basis Einzug in die westliche Zivilisation hielten und erst seither dokumentiert wurden.

Mit den Römern kam vor zirka 2.000 Jahren das Rad nach Mitteleuropa, wodurch Hunde auch hier nicht mehr nur vor Schlitten, sondern auch vor Wagen gespannt werden konnten. Für die Schweizer brachten sie auch ihre Molosser mit, die die späteren Eidgenossen züchterisch in ihre auch als Zughunde verwendeten Sennenhunde eingehen ließen. Eine ähnliche Geschichte weist auch der Rottweiler auf, der ebenfalls auf die römischen Molosser zurückgeht und neben der Hütetätigkeit auch Karren gezogen hat.

In den folgenden Jahrhunderten wurden große Hunde in Europa nicht nur zur Bewachung von Hof und zum Hüten von Vieh eingesetzt, sondern auch, um Waren und Erzeugnisse, vor allem Milchprodukte und Fleisch, aber auch Wolle und Lumpen per Karren zu sammeln oder zu Märkten zu transportieren. Vor allem in Regionen, in denen die Viehhaltung im Zentrum stand und Hunde schon als Hirtenhunde verwendet wurden, lag die Idee nahe, sie auch als Zugtiere zu verwenden.

Als Zentren dieser Verwendungsweise des Hundes kristallisierten sich die Schweiz, England, Belgien, den Niederlanden heraus. In Deutschland setzte sich die Nutzung von Hunden als Zugtiere vor allem in Regionen durch, die an die Schweiz, Belgien oder die Niederlande angrenzten.

Hunde boten im Vergleich zu Pferden den Vorteil, dass sie weniger Platz benötigten und die Waren und später den aus dem Verkauf derselben stammenden Erlös gegen Diebe und Wegelagerer beschützen konnten. Allerdings waren die Maximalgewichte, die Zughunde ziehen konnten, geringer als die von Pferden.

Während in der ländlichen Schweiz im 19. Jahrhundert auf Grund der neuen industriellen Transporttechniken wie der Eisenbahn die Zahl der Zughunde rückläufig war, führte in Deutschland die mit der Industrialisierung einhergehende Verstädterung zu einem Boom der Zughundenutzung. Die Gründe hierfür liegen darin, dass einerseits die Besiedlungsdichte derart zunahm, dass innerhalb der Städte keine unbebauten Flächen mehr für die Selbstversorgung übrigblieb. Daher mussten die Lebensmittel in die enge Stadt transportiert werden, was mit den platzsparenden Hundegespannen leicht möglich war. Die Enge der Städte machten es aber für die Hundegespanne wichtig, dass sie nicht nur mit hoher Geschwindigkeit voranziehen konnten, sondern auch über ein hohes Maß an Geschicklichkeit verfügten, um mal rückwärts setzen oder rangieren zu können. In dieser Zeit nutzten vor allem kleinerer Händler für Kohle, Gemüse oder sonstige Produkte, Handwerker und Bauern oder auch Lumpensammler die Pferde des armen Mannes. Da aber viele Mitglieder dieser Berufsbilder in früherer Zeit die Karren selbst ziehen oder die Waren tragen mussten, galt der Spruch „der ist auf den Hund gekommen“ als bewundernde Aussage zum geschäftlichen Erfolg und des damit verbundenen sozialen Aufstiegs.

Der Einsatz von Zughunden lässt sich für viele Berufsgruppen bis in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts belegen, vor allem aber für die Metzger in Hannover, von denen noch in den 1930er Jahren jeder einen besaß, um den mit Fleisch gefüllten Karren zu ziehen. Auch Fotos mit Hunden vor Karren voller Milch sind bis in die 1950er Jahre geschossen worden.

Hundeschlitten, eine Erfindung der Inuit

Heute denken die meisten Menschen bei dem Wort Zughund vor allem an einen Schlittenhund und nicht an die vor einen Karren gespannten Hunde. Das ist bemerkenswert, da doch der Hund vor dem Karren eine uralte Erfindung der westlichen Kultur und eine über die Jahrhunderte gut dokumentierte Hundenutzung ist. Auf der anderen Seite liegen die Ursprünge des Hundeschlittens im Dunkeln der langen polaren Nacht: Es wird lediglich vermutet, dass die Inuit oder Eskimos des nördlichen Sibiriens die Erfinder der Hundeschlitten sind und sich diese Technik dann unter den Eskimo-Völkern in Skandinavien, Grönland und Nordamerika ausbreitete.

Einzug in die westliche Kultur hielt der Hundeschlitten samt den Schlittenhunden erst ab 1800. Damals wurden die weiten Regionen Nordamerikas, vor allem Kanadas und Alaskas, von den europäischen Kolonisten Amerikas erobert. Hier nutzten Hundeschlitten zunächst Forscher, die die Regionen kartieren wollten und Trapper, die im hohen Norden ihre Fallen stellen wollten.

Einen großen Schub erfuhr die Nutzung von Schlittenhunden, als Goldfunde in der Zeit zwischen 1858 und 1896 die Goldsucher entlang der Westküste Nordamerikas immer höher in den Norden bis tief nach Alaska hineinzogen. Dort entstanden Städte wie Dawson, Iditarod oder Nome. Um diese miteinander zu verbinden, wurden Post- und Versorgungsstrecken eingerichtet, die mit Hundeschlitten bereist wurden.

Heldengeschichten mit Schlittenhunden

Ebenfalls um die Jahrhundertwende, zwischen 1903 und 1905, verbrachte der norwegische Polarforscher Roald Amundsen zwei Winter im hohen Norden Kanadas bei den dortigen Iniut und erlernte von ihnen den Umgang mit Schlitten und Hunden. Dieser Umstand wird ihn und auch die Idee, Hunde vor Schlitten zu spannen, um 1912 weltbekannt machen. Ihm gelang es nämlich nicht nur als erstem Menschen, den Südpol unter ausschließlicher Verwendung von Hundeschlitten mit einem Vorsprung von 35 Tagen vor seinem britischen Konkurrenten Robert Falcon Scott zu erreichen. Im Gegensatz zu Scott, der neben Hunden auch Motorschlitten und Pferde verwendete, überlebte Amundsen seine Expedition. Diese erste Heldengeschichte machte die Schlittenhunde weltbekannt.

Die zweite Heldengeschichte, die weltweit Bekanntheit erlangte, ereignete sich 1925. Damals brach im tiefsten arktischen Winter in der am zugefrorenen Meer liegenden Stadt Nome die tödliche Seuche Diphterie aus, für die es in der Stadt keine Medizin gab. Zu dieser Zeit konnten Flugzeuge bei dieser Kälte nicht zuverlässig fliegen, der Seeweg war wegen des Eises ebenfalls ausgeschlossen und der nächstgelegene mit der Bahn auch im Winter erreichbare Ort lag 1.085 Kilometer entfernt. In einer dramatischen Rettungsaktion wurde die Gesamtstrecke durch eine Staffel aus Hundeschlitten aufgeteilt und die eilig nach Alaska verschifften Medikamente innerhalb von 5 Tagen und siebeneinhalb Stunden von Nenana nach Nome gebracht. Die Kunde von der Rettungsaktion wurde beinahe in Echtzeit durch den brandneuen Rundfunk und die Presse in der Welt verbreitet, wodurch auch der Musher genannte Schlittenführer, der den letzten Teilabschnitt bestritt, weltbekannt wurde. Gunnar Kaasen und sein Leithund Balto gingen in der Folge auf eine einjährige Tournee im Westen der USA und spielten ein einem Film über das lebensrettende Rennen mit. Noch heute kann eine Statue Baltos im New Yorker Central Park und sein ausgestopfter Körper in einem Museum in Cleveland bewundert werden.

sechs Schlittenhunde ziehen einen Schlitten im Schnee

Die unbekannten Helden unter den Zughunden

Klar, dass solch medienwirksame Heldentaten dem Schlittenhund eine weit größere Bekanntheit verliehen haben, als sie der schnöde Transport von Milch oder Lumpen je im Stande gewesen wäre dem vor den Karren gespannten Zughund zu verleihen. Das heißt aber nicht, dass nicht auch die Hunde vor den Wagen zwangsweise zu Helden wurden. Schließlich wurden sie im ersten Weltkrieg von einigen Kriegsparteien eingesetzt, um Munition oder Verwundete zu transportieren. Der Kriegseinsatz und die mit ihm verbundenen Heldentaten gingen aber im allgemeinen Grauen des ersten Weltkriegs unter.

Wie weit verbreitet ist Zughundesport?

Aus den historischen Aufgaben, die in der Arbeit und dem Kampf ums Überleben begründet waren, entwickelten sich mit dem technischen Fortschritt und dem einhergehend steigenden Luxus diverse Hundesportarten, unter anderem auch die verschiedenen Zughundesportarten.

Das von mir als „mitteleuropäischer Zughundesport“ bezeichnete auf Zeit und Geschicklichkeit ausgelegte und aus der mitteleuropäischen Region stammende Ziehen von Wagen und Karren, das primär von einem Verein in Berlin gefördert wird, ist offenbar nicht weit über die Grenzen des deutschsprachigen Raums hinaus verbreitet.

Aber alle Zughundesportarten, die von den nordischen Einsatzgebieten im Schnee inspiriert und Rennen auf Zeit sind, finden heute größere Verbreitung als früher und als der mitteleuropäische Zughundesport.

Diese nordischen Zughundesportarten sind aus den Vorbildern aus dem Alltagsleben entwickelt worden, die zunächst als Wintersport mit Hundeschlitten oder Ski mit und ohne Pulka im asiatischen, europäischen und amerikanischen hohen Norden ausgeübt wurden und mit dem medialen Interesse auch in die schneereichen Höhenlagen weiter im Süden vordrangen.

Da aber nicht immer und überall Schnee liegt, andererseits aber auch im schneeärmeren nordischen Sommer trainiert werden sollte, wurden neben im Schnee notwendigen Geräten auch solche samt dazugehörigen Zughundesportarten entwickelt, die auch ohne Schnee, also auf „dry-land“ betrieben werden können. So kann gesagt werden, dass ein Trike oder Sacco Cart genannter Trainingswagen einen Ersatz für den Schlitten darstellt, während Canicross an Skijöring ohne Schnee erinnert.

Mit der Möglichkeit, diese aus dem Norden stammenden Zughundesportarten auch ohne Schnee ausüben zu können, traten sie ihren Siegeszug in die schneeärmeren Regionen im Süden und ins Flachland an. So findet man heute in Europa wenigstens bis in Regionen nördlich der Alpen und in gebirgigen Regionen noch weiter südlich viele Anhänger und Betreiber des nördlichen Zughundesports, die neben den schon genannten Fahrzeugen Fahrräder (= Bikejöring) oder Roller (= Dogscooting) ziehen lassen.

Außerhalb des von einer bunten Vielfalt an Verbänden organisierten Wettkampfgeschehens sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. So ist es auch denkbar, einen auf Inlineskates stehenden Hundeführer von einem oder mehreren Hunden ziehen zu lassen, so dieser Mensch mit Inlineskates und Hund so gut umgehen kann, dass das Unfallrisiko nicht aus dem Ruder läuft.

Die folgenden Tabellen geben einen Überblick über die verschiedenen Zughundesportarten und -geräte, die auf „Kufen“ im Schnee oder auf „Räder“ im Grünen ausgeführt werden können.

Zughundesport im Schnee:

Name Bemerkung
Schlittenhunderennen (mind. 2 Hunde) Sprint-, Mitteldistanz- und Langstreckenrennen, die exakten Distanzgrenzen variieren von Verband zu Verband, wobei im hohen Norden die Distanzen länger als im Süden sind.
Ski-Jöring Basis ist der Langlaufski. Der Läufer trägt einen Gürtel, an dem die ruckgedämpfte Hundeleine befestigt ist. 1-2 Hunde laufen in einem Zuggeschirr vor und ziehen den Skiläufer.
Ski-Pulka Basis ist der Langlaufski. Der Läufer trägt einen Gürtel, an dem über eine ruckgedämpfte Leine die Pulka, also ein kleiner Proviant-Schlitten befestigt ist. Vor diesen Schlitten werden 1-4 Zughunde in Zuggeschirren gespannt.

 

Zughundesport ohne Schnee, auf Land oder grünem Land:

Name Bemerkung

Canicross

Basis ist der Langlauf. Der Läufer trägt einen Gürtel, an dem die ruckgedämpfte Hundeleine befestigt ist. Ein Hund in Zuggeschirr läuft vor und zieht den Langläufer. Canicross ist die schneelose Variante des Ski-Jöring.
Bikejöring Ein schneller Zughund in einem Zuggeschirr wird über eine ruckgedämpfte Hundeleine mit der Bikeantenne eines geländegängigen Fahrrads verbunden, das er ziehen kann. Hier werden durch menschliches "In-die-Pedale-Treten" die höchsten Geschwindigkeiten erreicht.
Dog-Scooting mit "Scooter" genanntem Tretroller Ein schneller Zughund in einem Zuggeschirr wird über eine ruckgedämpfte Hundeleine mit der Bikeantenne eines geländegängigen Rollers verbunden, den er ziehen kann. Der Musher kann selber noch mittreten und den Hund somit unterstützten.
2er-Gespann (Scooter oder Trike genanntes Dreirad)

Zwei schnelle Zughunde in je einem Zuggeschirr werden über je eine ruckgedämpfte Hundeleine mit der Bikeantenne eines geländegängigen Rollers oder des Trikes verbunden, den sie ziehen können. Der Musher steht auf beiden Geräten und kann selber noch mittreten und die Hunde somit unterstützten.

Ab 3er-Gespann werden Trikes oder größere, vierrädreige Trainingswagen gezogen  Drei Hunde werden auf die oben beschriebene Art vor ein Trike gespannt. Ab drei Hunden können aber auch schon vierrädrige Trainingswagen oder Dyck- oder Sacco-Carts verwendet werden, bei denen die Hunde über ein Pulka-Geschirr mit dem Cart verbunden sind.
„mitteleuropäischer Zughundesport“ mit selbstgebauten Hundewagen, die über ein Pritsche mit oder ohne Aufbau verfügen. Müssen vom Gewicht und der Größe sowie von der Bereifung her (möglichst groß mit wenig Laufwiederstand) auf den Hund angepasst werden. Werden im Rahmen der Geschicklichkeitsprüfung des Begleit- und Zughundesportverein Berlin e. V. verwendet.

 

03

Was sind die Ziele & Voraussetzungen beim Zughundesport?

Was sind die Ziele der Ausbildung und die Unterschiede zu ähnlichen Hundesportarten?

Gemeinsam ist allen Zughundesportarten, dass die Hunde in all diesen Sportarten etwas ziehen sollen. Da andererseits nicht jeder, dessen Hund an der Leine zieht wie ein Irrer, Zughundesport ausführt, sondern einfach Leinenführigkeit üben sollte, ist das erste Ausbildungsziel leicht zu erkennen: Nämlich, dass die Hunde nur dann ziehen, wenn sie es sollen und von ihrem Hundemenschen das entsprechende Kommando oder Signal bekommen.

Über das Anziehen auf Kommando hinaus müssen Zughunde in allen Zughundesportarten auf Kommando die Laufrichtung wechseln und anhalten können. In Abgrenzung zu den nordeuropäischen Varianten ist im mitteleuropäischen Zughundesport auch ein Kommando für „rückwärts“ notwendig, um den Geschicklichkeitsparcours, der auch die Übung „rückwärts einparken“ verlangen kann, durchlaufen zu können.

Um die nordischen Zughundesportarten vom mitteleuropäischen zu unterscheiden, ist zu sagen, dass in allen Zughundesportarten zwar auch die Zuggeschwindigkeit zählt, aber in der mitteleuropäischen Variante zusätzlich die Geschicklichkeit. Im Gegensatz dazu sind die nordischen Varianten klassische Rennen. So wird für die mitteleuropäische Variante beispielsweise mit Parcours gearbeitet, während die nordischen Varianten auf in der Natur markierten Rennstrecken über mehrere bis zig Kilometer verlaufen.

In allen Varianten ist aber erstes Ausbildungsziel, den künftigen Zughund an das von ihm zu ziehende Gerät zu gewöhnen.

Anforderungen an Hund und Mensch

Da die Wagen für den mitteleuropäischen Zughundesport auf die Größe und die Zugkraft der Hunde angepasst werden können, sind die Anforderungen an für diese Hundesportart geeignete Hunde denkbar gering, sodass Größe und damit auch die Hunderasse keine Rolle spielt: Im Grunde müssen diese Zughunde lediglich Spaß am Ziehen haben, sodass Rassehunde, Mischlinge und Hybridhunde gleichermaßen diesen Zughundesport ausüben können. 

Die Anforderungen an Hund & Mensch sind je nach Variante des Zughundesports sehr unterschiedlich.

Auch innerhalb der nordischen Varianten des Zughundesports sind die Anforderungen gestaffelt und steigen mit der Anzahl der vorgespannten Hunde, der Länge der Rennstrecke und den Witterungsbedingungen: Die Anforderungen an Hunde und Menschen anzunehmender Weise während des ca. 1.800 Kilometer durch verschneite und bitterkalte Einsamkeit durch Alaska führenden Iditarod Sled Dog Race höher, als bei einem CaniCross-Rennen auf einem sommerlichen Waldweg, das nach THS-Regeln und maximal über 10 Kilometer läuft.

Der Hundemensch muss für diesen Zughundesport vor allen Dingen Spaß an der Ausbildung des Hundes mitbringen.

Dennoch müssen Hunde und Menschen immer eine ausreichende Fitness mitbringen, um den jeweiligen körperlichen Anforderungen der Rennstrecke gerecht zu werden. Diese muss nicht von Anfang an vorliegen, sondern kann über entsprechendes Training aufgebaut werden.

Auf menschlicher Seite ist über die Kondition hinaus in allen Zughundesportarten Spaß am gemeinsamen Training mit und am Hund notwendig. Am Hund meint im Wesentlichen, dass der oder die Hunde erzogen werden müssen.

Bei größeren Gespannen ist außerdem wichtig, dass der Musher genannte Hundeführer erkennt, welchen Hund er als Leithund und welche weiter hinten im Gespann einsortieren muss.

Auch von der Physis der Hunde muss ein Musher Ahnung haben. Besonders auf langen Rennen muss er fähig sein zu erkennen, ab wann die Hunde überlastet sind und was dann zu tun ist: Die Pflege des Bewegungsapparates, vor allem der Pfoten und ggf. von Verletzungen sind dann wichtig.


Geeignete Rassen für Zughundesport

( Um die Rassebeschreibung der ausgewählten Rasse lesen zu können, bitte auf das Bild klicken! )
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Zughundesport: Ablauf des Trainings

Benötigte Ausrüstung

Natürlich hängt auch die benötigte Ausrüstung stark von dem gewählten Zughundesport ab, besonders im Hinblick auf das zu ziehende Vehikel.

In den folgenden beiden Tabellen möchten wir einen kurzen Überblick verschaffen.
Zughundesportarten im Schnee:

Name Mindestausrüstung
Schlittenhundesport (mind. zwei Hunde)
  • Mind. zwei, besser mehr erwachsene Hunde mit mind. 20 Kilo Körpergewicht, die einer schnee- und kälteresistenten Rasse angehören
  • Hundeschlitten
  • Winterlaufschuhe
  • Zugleine mit Karabinerhaken zur Verbindung mit dem Schlitten.
  • pro Hund ein Zuggeschirr 
Skijöring
  • ein bis zwei erwachsene Hunde mit mind. 20 Kilo Gewicht, die einer schnee- und kälteresistenten Rasse angehören
  • Jöringgürtel
  • Langlaufski
  • Zugleine mit Ruckdämpfer und Panikhaken
  • Pro Hund ein Zuggeschirr 
Skipulka
  • zwei bis vier erwachsene Hunde mit mind. 20 Kilo Gewicht, die einer schnee- und kälteresistenten Rasse angehören
  • Jöringgürtel
  • Langlaufski
  • Pulka-Schlitten
  • Zugleine mit Ruckdämpfer und Panikhaken zwischen Mensch und Pulka
  • Pro Hund ein Zuggeschirr
  • Statt einer Zugleine ein starres Gestänge als Zuggabel zwischen den Hunden und der Pulka

Zughundesportarten ohne Schnee, auf Land oder grünem Land:

Name Mindestausrüstung
Canicross
  • ein erwachsener, lauf- und zugfreudiger Hund
  • Laufschuhe und Sportkleidung
  • Jöringgürtel
  • Zugleine mit Ruckdämpfer und Panikhaken
  • Zuggeschirr für den Hund
Bikejöring
  • ein erwachsener, lauf- und zugfreudiger Hund, der dauerhaft in Radgeschwindigkeit laufen kann.
  • geländegängiges Fahrrad mit einer
  • „Bikeantenne“ an der Lenkerstange, an der die Zugleine befestigt wird.
  • Zugleine mit Ruckdämpfer
  • Zuggeschirr für den Hund
Dog-Scooting
  • ein bis zwei erwachsene, lauf- und zugfreudige Hunde
  • ein geländegängiger Roller mit einer
  • „Bikeantenne“, an der Lenkerstange, an der die Zugleine befestigt wird.
  • Zugleine mit Ruckdämpfer
  • Ein Zuggeschirr pro Hund
2er-Gespann 
  • Ein bis drei erwachsene, lauf- und zugfreudige Hunde,
  • ein Geländegängiges Dreirad oder Trike mit einer
  • „Bikeantenne“ an der Lenkerstange, an der die Zugleine befestigt wird.
  • Eine Zugleine mit Ruckdämpfer oder
  • eine feste Pulka-Zugstange bzw. einen Zugbügel. 
  • Ein Zuggeschirr pro Hund
ab 3er Gespannen
  • ein bis vierzehn erwachsene, lauf- und zugfreudige Hunde
  • einen geländegängigen, vierrädrigen Hundewagen
  • eine Zugleine oder
  • eine feste Pulka-Zugstange oder einen Zugbügel 
  • Ein Zuggeschirr pro Hund
mitteleuropäischer Zughundesport
  • Sehr variabel, da mit selbstgebauten Hundewagen, die über eine Pritsche mit oder ohne Aufbau verfügen, gefahren werden kann.
  • Auch das Zuggestänge kann selbst gebaut werden, oder eben gekauft werden.

Natürlich sind in der Ausrüstung nach oben keine Grenzen gesetzt. Vor allen Dingen in den nordischen Zughundesportarten können Booties genannte Schuhe die Hundepfoten auch dann schützen, wenn nicht auf Schnee gezogen wird. Im Schnee sind Salben für Pfoten und ggf. Gelenke und Muskeln sinnvoll. In Pausen liegen auch an Kälte und Schnee gewöhnte Hunde gerne in warmen Hundejacken gehüllt auf Isomatten. Da die Tiere hier an ihre Leistungsgrenzen gehen, ist auch auf besonders nahrhaftes Futter wertzulegen und unter Umständen mit Nahrungsergänzungsmitteln, beispielsweise Fischöl, aufzubessern. 

Zwei Schlittenhunde im Zuggeschirr

Training im Alltag

Da die meisten Zughundesportarten nicht auf dem Hundeplatz zu trainieren sind, kann das Training gut in den Alltag integrierte werden. Das gilt in Deutschland vor allem für schneefreie Zughundesportarten und desto stärker, je weniger Equipment und Hunde benötigt werden: Auf praktisch jeder Gassirunde kann man CaniCross betreiben, während der Aufwand, 8 Hunde und einen großen Trainingswagen zu verwenden, sicherlich größer ist.

Ein Training mit erfahrenen Gleichgesinnten ist allerdings aus vielen Gründen empfehlenswert. So kannst Du von den Erfahrungen der Anderen profitieren und Dich mit Ihnen austauschen. Auch Deine Hunde profitieren, wenn sie neben der eigenen Meute auch in Kontakt mit anderen Hunden kommen und durch diese Sozialisierung bei Begegnungen mit anderen Hunden, z. B. in Rennsituationen besser reagieren.

Aus der Tatsache, dass mehr zu allen Zughundesportarten gehört als ein heftig an der Leine ziehender Hund, ergeben sich schon die ersten Trainingsinhalte: Dein Zughund soll nur dann ziehen, wenn Du ihm das entsprechende Signal oder Kommando gibst - das Ziehen willst Du unter Signalkontrolle stellen. Insgesamt werden folgende weitere Kommandos benötigt, die hier im „englisch-nordischen“ Original wiedergegeben sind, aber von Dir auch gerne mit anderen, Dir passenderen Worten benannt werden können:

  • Mush, Hike oder Go als Zeichen, dass Dein oder Deine Hunde jetzt ziehen sollen
  • Straight ahead für geradeaus ziehen
  • Gee für rechts
  • Over gee für rechts an einem Hindernis vorbei
  • Come gee: 180° Wende über die rechte Seite
  • Haw für links
  • Over haw für links an einem Hindernis vorbei
  • Come haw: 180° Wende über die linke Seite
  • Whoa oder Stop als Zeichen, dass sie jetzt stoppen sollen
  • Für den mitteleuropäischen Zughundesport: Ein Kommando für Rückwärts

Fast alle diese Kommandos lassen sich auch auf normalen Spaziergängen üben: Denn auch dort kommen Hindernisse oder Kreuzungen, an denen der Hund rechts oder links gehen oder stoppen soll.

Bevor Dein Hund zum echten Zughund werden kann, solltest Du ihn langsam und geduldig an das Zuggeschirr gewöhnen, damit der Hund mit dem Geschirr Freude und Spaß verbindet und auf gar keinen Fall Angst oder Stress. Mach Dir hierbei auch im Vorfeld schon Gedanken, wie genau Du das Anziehen des Geschirrs gestalten willst: Denn das Anziehen des Geschirrs sollte selbst zum Ritual werden, das dem Hund anzeigt, dass er jetzt in den „Zughundemodus“ schalten soll. Ein solches Ritual hilft Dir, dass Dein Hund unterscheiden kann, wann er ziehen soll und wann nicht: Hat er die „normale“ Halsung an und wird er von Dir an der Leine geführt, soll er nicht ziehen. Bekommt er aber sein Zuggeschirr angezogen, darf er nach dem entsprechenden Kommando ziehen.

Natürlich steht auch Konditionstraining für Hund und Mensch an. Hier kommt es auch darauf an, für welche Zughundesport und für welche Distanzen denn trainiert wird.

Aus der Vielfalt an Zughundesportarten ergibt sich eine Vielzahl von Veranstaltern und „Prüfungsvoraussetzungen“. Viele klassische Schlittenhunderennen, die einmal jährlich stattfinden, weisen eigene Regeln auf. Darüber hinaus existieren internationale Verbände, die Rennen veranstalten nach jeweils unterschiedlichen Regeln.

In Deutschland können vor allen Dingen der mitteleuropäische Zughundesport nach dem Regelwerk des „Begleit- und Zughundeverein Berlin e. V.“ ausgeführt werden.

Unter dem Dach des VDH können drei „schneefreie“ nordische Zughundesportarten nach dem Regelwerk des Turnierhundesports (THS) ausgeführt werden. Das sind CaniCross, Dogscooting und Bikejöring. Der THS umfasst neben den Zughundsportarten allerdings eine ganze Menge weiterer Disziplinen, für die unterschiedliche Regeln gelten. Entsprechend umfangreich stellt sich das THS-Regelwerk dar.

Andererseits sind mit den vier nach deutschen Regeln auszuübenden Zughundesportarten bei weitem nicht alle Regeln der verschiedenen Zughundesportarten und Zughundesportveranstaltungen dargestellt. Daher schauen wir uns das Thema an dieser Stelle nur oberflächlich an und zeigen weitere Regeln bei den einzelnen Zughundesportarten.

Anbieter

VDH: Ja
FCI: Nein
Mit VDH/FCI verbunden:
Sonstige: Begleit- und Zughundesportverein Berlin

Welche Voraussetzungen sind für die Zulassung zu erfüllen?

Die Prüfungsordnung des „Begleit- und Zughundeverein Berlin e. V.“ für den auf Zeit und Geschicklichkeit ausgelegten mitteleuropäischen Zughundesport sieht ein generelles Mindestalter von 18 Monaten vor.

In der Prüfungsordnung des VDH zum Turnierhundesport wird ein generelles Mindestalter von 15 vorgesehen. Für Zughunde, die vor ein Gefährt (Fahrrad oder Roller) gespannt werden oder beim CaniCross weitere Distanzen als 5 Kilometer zurücklegen sollen, sind es 18 Monate.

Darüber hinaus muss der Hund durch einen entsprechenden Chip oder eine Tätowierung identifizierbar, nachweislich gegen Tollwut geimpft und haftpflichtversichert sein. Um das Risiko aggressiver Zwischenfälle unter den Hunden zu verringern, wird eine bestandene „Verträglichkeitsprüfung (Teil A)“ vorausgesetzt. Hierbei handelt es sich um eine ebenfalls im Reglement des THS definierte Prüfung, die weniger anspruchsvoll ist, wie eine Begleithundeprüfung.

Eine Mitgliedschaft des Hundehalters und des Hundeführers in einem Mitgliedsverein des VDH muss nachweisbar sein, da nur an solche über einen „Leistungsnachweis“ verfügen, in den die Renn- oder Prüfungsergebnisse eingetragen werden.

Obwohl der THS auch Kindern offensteht, können Minderjährige nur mit einer von den Eltern unterzeichneten Anmeldung an Rennen im CaniCross, Dogscooting und Bikejöring nach Regeln des Turnierhundesports teilnehmen.

Welche Größenklassen gibt es?

Größenklassen werden offenbar nur in einem Reglement bestimmt. Der mitteleuropäische Zughundesport, an dessen Prüfungen alle Arten von Rassehunden, Hybridhunden und Mischlingen teilnehmen können, legt zwei größenabhängige Klassen fest.

  • Die offene Klasse für Hunde mit einer Widerristhöhe von mindestens 50 Zentimetern und einem Mindestgewicht von 30 Kilogramm
  • Die Miniklasse für Hunde mit einem Mindestgewicht von 5 Kilogramm.

Bei der Miniklasse werden lediglich kleine, auf die Hundegröße angepasste Wagen gezogen, die allerdings keine zusätzliche Ladung zur Erhöhung des Zuggewichts enthalten.

Beim Zughundesport nach den Regeln des Turnierhundesports können ebenfalls Hunde aller Rassen sowie Mischlinge und Hybridhunde teilnehmen. Daher können auch Hunde aller Größen teilnehmen. Größenklassen gibt es allerdings auch hier keine, obwohl solche in zwei von drei Disziplinen sinnvoll erscheinen: Selbst ein Beagle kann dauerhaft so viel schneller laufen als ein Mensch, dass er den Menschen an seine Leistungsgrenze bringen kann und noch größere Hunde wahrscheinlich keine höheren Laufgeschwindigkeiten verursachen.

Anders sieht das aus, wenn der Mensch auf einem Fahrrad sitzt oder einem Roller steht: Denn diese Gefährte ermöglichen dem Menschen Geschwindigkeiten, die kleinere Hunde nicht dauerhaft erreichen können, während größere Hunde wie Rhodesian Ridgebacks oder Dobermänner sicher höhere Geschwindigkeiten erreichen können.

Für die nordischen Zughundesportarten, ob auf Schnee oder ohne Schnee, werden viele unterschiedliche Rennen nach jeweils eigenen Regeln abgehalten. Es ist zwar nicht eindeutig zu sagen, dass nicht in irgendeiner dieser vielen Regeln Größenordnungen bestimmt sind, aber es ist davon auszugehen, dass das nicht der Fall ist. Für die Musher herrscht eine große Freiheit bezüglich der Wahl ihrer Hunderasse oder -art, allerdings müssen sie auch mit den Konsequenzen leben. Generell werden hier gerne große Hunde verwendet, wenn Schnee ins Spiel kommt, auch gerne nordische Zughunde.

7 Schlittenhunde ziehen ein Saccocart über einen Waldweg im Frühjahr

Welche Alterklassen gibt es?

Auch Altersklassen sind in den meisten Reglements für Zughundesportarten kein Thema.

Der mitteleuropäische Zughundesport bietet eine Seniorenklasse für Hunde ab acht Jahren an, in der die Prüfungen nicht mehr auf Zeit abgenommen werden und alle Geländelaufteile fehlen.

Im Reglement des Turnierhundesports sind für Canicross, Bikejöring und Dogscooting allerdings schon Altersklassen festgeschrieben. Diese beziehen sich allerdings auf die Menschen und nicht auf die Hunde.

Welche Turniertypen gibt es?

Während die Prüfungen des mitteleuropäischen Zughundesports im Geschicklichkeitsparcours und in urbaner Umgebung stattfinden, werden die „Turniere“ der nordischen Zughundesportarten als reine Rennen auf Zeit in der freien Natur ausgeführt.

Zu unterscheiden sind bei den nordischen Zughundesportarten die Rennen, die auf Schnee stattfinden von denen, die nicht auf Schnee stattfinden. Hierdurch wird bestimmt, ob Schneefahrzeuge gezogen werden, oder solche, die mit Rädern über schneefreie Gebiete fahren können.

Ein weiteres Unterscheidungskriterium sind die zu überwindenden Distanzen. Diese reichen von 400 Metern für die Sprintstrecken von Canicross, Dogscooting und Bikejöring nach den Regeln des THS bis zu mehr als 1.000 Kilometern beim berühmt-berüchtigten Iditarod-Hundeschlittenrennen in Alaska.

Welche Leistungsklassen gibt es?

Die Prüfungsordnung des mitteleuropäischen Zughundesports unterscheidet zwar diverse Klassen. Als Unterscheidungskriterien werden allerdings das Alter des Hundeführers, die Anzahl der vorgespannten Hunde sowie deren Alter und Größe herangezogen. Natürlich gehen hiermit auch andere Leistungen einher. Eine klassische Leistungsklasse wird hier aber nicht begründet, denn diese setzt voraus, dass in den unterschiedlichen Leistungsklassen an vergleichbare Hunde unterschiedliche hohe Anforderungen gestellt werden.

Innerhalb der nordischen Zughundesportarten trifft dies am ehesten auf die zurückzulegenden Distanzen zu: Sicher ist es eine größere Leistung, 1.000 Kilometer über mehrere Tage zu mushen, als an einem Tag 20 Kilometer. Allerdings sprechen wir hier von unterschiedlichen „Turnieren“ oder Rennen, die in sich wiederum keine Leistungsklassen unterscheiden.

Einzig der Turnierhundesport legt in seiner Prüfungsordnung für Dogscooting, Bikejöring und Canicross unterschiedliche lange Renndistanzen fest, die als Sprint-, Kurz- und Langstrecke bezeichnet werden. Da der Turnierhundesport sich als Leichtathletik mit Hund versteht, kann ein Vergleich mit der Leichtathletik nicht schaden, denn dort sind Renndistanzen Kriterien zur Unterscheidung von Disziplinen und keine Frage der Leistungsklasse: Sprint und Marathon sind Disziplinen und die erzielten Zeiten geben vor, in welcher Leistungsklasse die Athleten starten. Nur, wer schnell genug ist, gehört zu „Weltklasse“, andere treten in Turnieren niedrigerer Leistungsklassen an.

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Zughundesport: Gesundheit & Fazit

Wichtige Gesundheitstipps für Zughundesport

  • Der Hund sollte vom Tierarzt gesundheitlich auf "Herz und Nieren" geprüft sein, bevor es mit dem Hundesport losgehen kann!
  • Achtsam auf kommunikative Signale des Hundes während der Sportübungen achten, um das situative Befinden und Wohlergehen im Auge zu haben.
  • Vorsicht vor physischer und mentaler Überlastung & Übertreibung beim Hundesport!
  • Kranke und verletzte Hunde sollten keinen Hundesport ausüben!
  • Pausen einplanen (auf angemessene Erholungsphasen und Entschleunigung achten)
  • Zwang hat im Hundesport nichts verloren!
  • Vorsicht bei hohen Temperaturen (Hitzegefahr)
  • Intensität und Schwierigkeitsgrad langsam steigern
  • Aufwärmprogramm (dynamische Übungen zur Vorbereitung auf die Belastungen) mit dem Hund beim Hundesport absolvieren
  • Auf ausreichende Wasserversorgung und etwaige Energiezufuhr während des Hundesports achten!
  • Der Hund muss körperlich voll entwickelt sein
  • Kein Hundesport mit trächtigen und säugenden Hündinnen!
  • Hat der Hund Übergewicht, ist die Belastung für den Bewegungsapparat und gesamten Organismus höher!
  • Gesundheit, Fitness und Vitalität beim Hund müssen für den Hundesport stimmen
  • Erhöhtes Risiko für Kreuzbandriss bei kastrierten Hunden, jüngeren Hunden und Hunden mit Übergewicht!
  • Regelmäßiger Check-up bei einem Physiotherapeuten
  • Cool Down nach dem Hundesport
  • Bei eingeschränkten (Behinderungen, Arthrose, HD, ED etc.) und älteren Hunden (Seniorhunden) auf angemessene Hundesportarten ausweichen (z.B. Crossdogging, Degility, ZOS)
  • Stets auf adäquates Equipment beim Hundesport achten, um die Verletzungsgefahr und physische Belastung auf den Hund zu minimieren

Gesundheitsrisiken

Zughundesport ist ein derart viele Varianten und Disziplinen umfassender Begriff, dass sich für jeden lauf- und zugfreudigen Hund, der mindestens fünf Kilogramm wiegt, ein passender Zughundesport finden lässt.

Klar ist damit, dass nicht nur die großen, widerstandsfähigen nordischen Zughunde in Frage kommen, sondern große und kleine Hunde insgesamt, egal, ob Dobermänner, Beagle oder Dackel.

Für Hunde, die diese Voraussetzungen, nämlich die Mindestgröße sowie Lauf- und Ziehfreude erfüllen, stellt der Zughundesport eine sportliche Auslastung dar, die artgerecht und damit auch spaßig für die Hunde ist.

Das notwendige Training der Zugkommandos erhöht die Bindung zwischen Hund und Mensch und den generellen Gehorsam des Hundes. Das ebenfalls notwendige Konditionstraining ist für Hund und Mensch gleichermaßen gesundheitsfördernd, denn es erhöht die Fitness.

Wie jeder Sport, können auch die Zughundesportarten Gesundheitsrisiken bergen, besonders für den Bewegungsapparat. Auch in Abhängigkeit mit der Beschaffenheit des Geländes, der Witterung und der zu überbrückenden Distanz können gesundheitliche Probleme auftreten.

Um diese Risiken zu senken, sollten die Tiere vor dem Abruf von Höchstleistungen aufgewärmt werden und zunächst langsam laufen. Auch die Verwendung guter Ausrüstung wie qualitativ hochwertiger, auf den einzelnen Hund angepasster Zuggeschirre und gebremster Fahrzeuge, die nicht auf die Hunde auffahren können, verringern Verletzungsrisiken.

Um Hitzschläge und Kreislaufprobleme zu vermeiden, sollten die Tiere mit steigenden Temperaturen weniger belastet werden und spätestens ab 20°C gar nicht mehr ziehen.

Im kalten Winter hingegen liegen die Risiken für die Hund auch im kalten Schnee, der die Pfoten angreifen kann. Daher sollten Booties, also Hundeschuhe, genauso dabei sein wie Salben zur Behandlung wunder Pfotenballen.

In der Summe ist aber der Zughundesport eine gemeinsame Aktivität, die, wenn der menschliche Ehrgeiz nicht zu übertriebenen Erwartungen führt, ein zusammenschweißendes Element sein kann.

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