Schlittenhundesport

Der bekannteste Zughundesport - eigentlich nur im Schnee möglich

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Zuletzt aktualisiert am: 16.4.2024

Ein Mann mit Sonnenbrille und Startnummer 53 bei einem Schlittenhunderennen mit seinen Huskys.jpg

Das wichtigste in Kürze

  • Der Schlittenhundesport entwickelte sich aus dem Alltag und stellte eine Möglichkeit für zügiges Reisen und den Transport von Dingen in verschneiten Gegenden dar. 
  • Dazu wurden große, an die rauen und kalten Bedingungen angepasste Hundemeuten vor entsprechende Schlitten gespannt.
  • Schon früh maßen sich die „Musher“ genannten Hundeführer in sportlichen Rennen.
  • Daraus ging der moderne Schlittenhundesport hervor.
  • Die Anforderungen an den Musher sind hoch. 
  • Er sollte sich sehr gut mit Hunden auskennen, um sie bei der hohen Belastung richtig führen, pflegen und Verletzungen behandeln zu können. 
  • Sehr fit sollte ein Musher ebenfalls sein, denn er kann die Hunde durch eigene Anstrengungen beim Ziehen unterstützen.
  • Der Schlittenhundesport gehört zur Gruppe der nordischen Zughundesportarten auf Schnee bzw. on snow.
  • Skijöring und Ski-Pulka sind die anderen beiden Hundesportarten dieser Gruppe.
  • Geeignet für den Schlittenhundesport und die anderen auf Schnee stattfindenden Zughundesportarten sind alle Arten von Schlittenhunden und entsprechende Kreuzungen, die gegenüber dem kalten Klima besonders resistent sind.
  • Eine dauerhafte tierärztliche Betreuung vor und während der Rennen erscheint genauso wichtig wie ausreichende Pausen, gute Verpflegung und Pflege vor allem der Pfoten und des Bewegungsapparates.

Unter Schlittenhundesport im engeren Sinne verstehen wir einen nordischen Zughundesport auf Schnee, bei dem ein Hundeschlitten von mehreren Hunden gezogen wird. Er geht auf die entsprechende Fortbewegungsmethode mit Hunden im Schnee zurück und wurde von den Menschen im hohen Norden entwickelt. Es wird davon ausgegangen, dass die Inuit des nördlichen Sibiriens die ersten waren, die Hunde vor einen Schlitten spannten. Unter den Inuit- oder Eskimovölkern verbreitete sich diese Technik westwärts über Skandinavien nach Grönland und weiter nach Nordamerika.

Dort wurde der Hundeschlitten ab 1800 zuerst von weißen Geographen und Trappern in Kanada und Alaska verwendet und fand so Einzug in die westlich-europäische Kultur. Einen großen Schub erfuhr die Nutzung von Schlittenhunden, als Goldfunde in der Zeit zwischen 1858 und 1896 die Goldsucher entlang der Westküste Nordamerikas immer höher in den Norden bis tief nach Alaska hineinzogen. Dort entstanden Städte wie Dawson, Iditarod oder Nome. Um diese miteinander zu verbinden, wurden Post- und Versorgungsstrecken eingerichtet, die mit Hundeschlitten bereist wurden.

Berühmtheit erlangten Schlittenhunde und Hundeschlitten aber durch Heldentaten, wie den beiden folgenden.

Um die Jahrhundertwende, zwischen 1903 und 1905, verbrachte der norwegische Polarforscher Roald Amundsen zwei Winter im hohen Norden Kanadas bei den dortigen Iniut und erlernte von ihnen den Umgang mit Schlitten und Hunden. Dieser Umstand wird ihn und auch die Idee, Hunde vor Schlitten zu spannen, um 1912 weltbekannt machen. Ihm gelang es nämlich nicht nur als erstem Menschen, den Südpol unter ausschließlicher Verwendung von Hundeschlitten mit einem Vorsprung von 35 Tagen vor seinem britischen Konkurrenten Robert Falcon Scott zu erreichen. Im Gegensatz zu Scott, der neben Hunden auch Motorschlitten und Pferde verwendete, überlebte Amundsen seine Expedition. Diese erste Heldengeschichte machte die Schlittenhunde weltbekannt.

Wie sich aus einem ernsten Hundejob eine Sportart entwickeln kann, zeigt die Geschichte des Iditarod-Rennens. 1925 brach im tiefsten arktischen Winter in der am zugefrorenen Meer liegenden Stadt Nome die tödliche Seuche Diphterie aus, für die es in der Stadt keine Medizin gab. Zu dieser Zeit konnten Flugzeuge bei strengem Frost nicht zuverlässig fliegen, der Seeweg war wegen des Eises ebenfalls ausgeschlossen und der nächstgelegene mit der Bahn auch im Winter erreichbare Ort lag 1.085 Kilometer entfernt. In einer dramatischen Rettungsaktion wurde die Gesamtstrecke durch eine Staffel aus Hundeschlitten aufgeteilt und die eilig nach Alaska verschiffte Medizin innerhalb von 5 Tagen und siebeneinhalb Stunden von Nenana nach Nome gebracht. Die Kunde von der Rettungsaktion wurde beinahe in Echtzeit durch den brandneuen Rundfunk und die Presse in der Welt verbreitet, wodurch auch der Musher genannte Schlittenführer, der den letzten Teilabschnitt bestritt, weltbekannt wurde. Gunnar Kaasen und sein Leithund Balto gingen in der Folge auf eine einjährige Tournee im Westen der USA und spielten ein einem Film über das lebensrettende Rennen mit. Noch heute kann eine Statue Baltos im New Yorker Central Park und sein ausgestopfter Körper in einem Museum in Cleveland bewundert werden.

Heute wird jährlich das Iditarod-Rennen als das längste Hundeschlittenrennen der Welt abgehalten und von einem nur dieses Rennen organisierenden Verband organisiert.

In Deutschland der Verband Deutscher Schlittenhundesport Vereine e. V. - VDSV mit vielen Verbänden zusammen, die für den Schlittenhundesport in Punkto Wettbewerbe verantwortlich sind und kann bei der Ausbildung der Hunde und Musher unterstützen. Diese kann auch ohne Schnee, also „on dry land“ oder „on land“ unter Verwendung eines vierrädrigen Carts oder eines Dreirads erfolgen.

Geeignete Rassen für Schlittenhundesport

( Um die Rassebeschreibung der ausgewählten Rasse lesen zu können, bitte auf das Bild klicken! )

Wichtige Gesundheitstipps für Schlittenhundesport

  • Der Hund sollte vom Tierarzt gesundheitlich auf "Herz und Nieren" geprüft sein, bevor es mit dem Hundesport losgehen kann!
  • Achtsam auf kommunikative Signale des Hundes während der Sportübungen achten, um das situative Befinden und Wohlergehen im Auge zu haben.
  • Vorsicht vor physischer und mentaler Überlastung & Übertreibung beim Hundesport!
  • Kranke und verletzte Hunde sollten keinen Hundesport ausüben!
  • Pausen einplanen (auf angemessene Erholungsphasen und Entschleunigung achten)
  • Zwang hat im Hundesport nichts verloren!
  • Vorsicht bei hohen Temperaturen (Hitzegefahr)
  • Intensität und Schwierigkeitsgrad langsam steigern
  • Aufwärmprogramm (dynamische Übungen zur Vorbereitung auf die Belastungen) mit dem Hund beim Hundesport absolvieren
  • Auf ausreichende Wasserversorgung und etwaige Energiezufuhr während des Hundesports achten!
  • Der Hund muss körperlich voll entwickelt sein
  • Kein Hundesport mit trächtigen und säugenden Hündinnen!
  • Hat der Hund Übergewicht, ist die Belastung für den Bewegungsapparat und gesamten Organismus höher!
  • Gesundheit, Fitness und Vitalität beim Hund müssen für den Hundesport stimmen
  • Erhöhtes Risiko für Kreuzbandriss bei kastrierten Hunden, jüngeren Hunden und Hunden mit Übergewicht!
  • Regelmäßiger Check-up bei einem Physiotherapeuten
  • Cool Down nach dem Hundesport
  • Bei eingeschränkten (Behinderungen, Arthrose, HD, ED etc.) und älteren Hunden (Seniorhunden) auf angemessene Hundesportarten ausweichen (z.B. Crossdogging, Degility, ZOS)
  • Stets auf adäquates Equipment beim Hundesport achten, um die Verletzungsgefahr und physische Belastung auf den Hund zu minimieren

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