Trainingsmethode für Hunde

Welche Trainingsmethoden existieren und wie können Hunde damit erzogen werden?

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Zuletzt aktualisiert am: 31.10.2024

Ein Border Collie macht auf Handzeichen Sitz und schaut aufmerksam auf die Hand.jpg
Synonyme
  • Ausbildungsmethode
  • Erziehungsmethode
  • Übungsmethode

Zu den modernen Trainingsmethoden für Hunde zählen Clickertraining oder Shaping, das Chaining, das Capturing, das Target-Training, das Locken und die 300-Pick-Methode. Alle basieren auf der positiven Verstärkung der operanten Konditionierung. Die Auswahl der Trainingsmethode richtet sich nach dem Trainingsziel und dem gewünschten Verhalten. Durch den Abruf eines unter Distanz- und Signalkontrolle stehenden Alternativverhaltens kann unerwünschtes Verhalten unterbrochen werden.

Verantwortungsvolle Hundeerziehung zielt darauf ab, dass der Hund auf die speziellen Signale seines Menschen hin das jeweils gewünschte Verhalten zeigt. Er soll dies aber auch dann noch, wenn er von anderen, für ihn verführerischen Umweltreizen abgelenkt wird und obwohl der Mensch sich einige Meter entfernt befindet. Um ein nicht gewünschtes Verhalten zu unterbinden, kann ein solches Verhalten als Alternative abgerufen werden. Hierfür muss das Verhalten mit dem Signal nicht nur gekoppelt werden, sondern es muss unter Signalkontrolle stehen, selbst wenn zwischen dem signalgebenden Menschen und seinem Hund einige Meter liegen und der Hund einer verführerischen Ablenkung ausgesetzt ist. 

Der hierfür notwendige Ausbildungs- oder Trainingsstand muss für jedes Paar aus Signal und Verhalten einzeln schrittweise aufgebaut werden. Das kann durch ein Trainingsprogramm erreicht werden, das einzelne Trainingsziele klar bestimmt. Diese sollten so gewählt sein, dass sie erreichbar sind und sich daher im Training eine große Anzahl an Möglichkeiten für Lob und verhaltensverstärkende Belohnung ergibt.

Die Wahl der Trainingsmethode hängt einerseits vom aufzubauenden Verhalten, aber auch vom Trainingsziel innerhalb des Trainingsprogramms ab. Wichtig für ein gutes Lern- und Trainingsklima ist, dass der Hund viele Erfolgserlebnisse während des Trainings hat. Daher soll er häufig belohnt werden. Eine Belohnung kann aber nur dann zielführend eingesetzt werden, wenn der Hund ein belohnungswürdiges Verhalten zeigt, das verstärkt werden soll. Die Aufgabe der verschiedenen Trainingsmethoden liegt nun darin, das Auftreten dieser Verhaltensweisen gleichsam zu provozieren oder deren natürliches Auftreten zu nutzen, um den Hund im richtigen Moment belohnen und das gezeigte Verhalten verstärken zu können. 

Das Locken bietet sich an, wenn der Hund eine bestimmte Position einnehmen oder laufen soll. In dem Fall nimmt man ein Leckerchen in die Hand und hält diese so vor den Hund, dass er das Futter riechen kann. Nun wird der Hund der Hand mit der Nase folgen, weshalb beide in die Position gebracht werden können, die der Hund einnehmen soll. Dieser Ansatz eignet sich beispielsweise, um dem Hund zu vermitteln, dass er sitzen, bei Fuß stehen und gehen oder sich hinlegen soll. Zwar ist der Ansatz für Anfänger leicht umsetzbar und zeigt schnelle Erfolge. Allerdings wird häufig kritisiert, dass Hunde im Grunde nur einem Futterstück folgen, und nicht lernen, eine bestimmte Position einzunehmen. Daher erfordert ein Trainingsplan nach dieser Methode unter Umständen einen Zwischenschritt, den andere Techniken nicht erfordern: Nämlich den Hund auch in die Position zu bekommen, ohne das Leckerchen in der Hand zu haben.

Einen ähnlichen Ansatz bietet das Target-Training, das ebenfalls verwendet werden kann, um Sitz, Platz und Fuß zu perfektionieren oder um diverse Tricks zu trainieren. Voraussetzung hierfür ist, dass der Hund unter Verwendung einer weiteren Trainingsmethode, beispielsweise dem Shaping oder dem Capturing, darauf konditioniert wird, einen Gegenstand mit einem bestimmten Körperteil entweder kurz oder dauerhaft zu berühren. So kann beispielsweise über ein Nasen-Hand-Target bei, bei dem ein größerer Hund die Hand seines Menschen berühren lernt, verwendet werden, um bei-Fuß-Gehen zu lernen: Der Hund berührt mit der Nase die Hand, die mit dem ihr folgenden Hund in die entsprechende Position gebracht werden kann. Dasselbe kann für kleinere Hunde über ein Nasen-Stick-Target erreicht werden: Hier wird der Hund darauf konditioniert, das Ende eines Stocks zu berühren. So muss der Hundemensch sich nicht mit der Hand zur Hundeschnauze herabbeugen und dabei noch laufen. Der notwendige vorherige Aufbau eines Targets stellt allerdings eine Hürde für Anfänger dar und selbst erfahrenere Hundemenschen nutzen das Target-Training vor allen Dingen im Training für tricklastige Hundesportarten wie Trick-Dog oder Dogdance.

Das Capturing eignet sich hervorragend, um ein Verhalten, das ein Hund hin und wieder auf natürliche Art zeigt, häufiger auftreten zu lassen. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet „einfangen“. Im Grunde geht es darum, den Hund für ein von ihm zufällig gezeigtes und von seinem Menschen oder Trainer gewünschtes Verhalten zu belohnen und so das Verhalten positiv zu verstärken. Daher eignet es sich hervorragend, um Verhaltensweisen wie das Hinsetzen, Legen oder auch Bellen mit einer Belohnung zu verstärken, damit Hund lernt, dass es sich jeweils um ein lohnendes Verhalten handelt, um es dann, wenn es sehr viel häufiger gezeigt wird, mit einem vorher festgelegten Signal zu koppeln. Auch der Aufbau eines Nasentargets kann hierüber erfolgen: Denn zum natürlichen Verhalten eines Hundes gehört es, Dinge mit der Nase zu untersuchen. Wird ihm also der Gegenstand, den er mit der Nase berühren soll, in ein paar Zentimeter bis Dezimeter Entfernung angeboten, wird er ihn früher oder später mit der Nase untersuchen, was umgehend mit einer Belohnung verstärkt wird. Auch die Vorderpfote wird gerne für solche Zwecke verwendet, sodass auch Pfoten-Targets gecapturt werden können.

Kommt hingegen ein Verhalten auf natürliche Weise kaum vor, bietet es sich an, das Verhalten durch Shaping zu formen. Beim Free Shaping werden schon kleinste Regungen, die Teil des gewünschten Gesamtverhaltens sind, belohnt und somit verstärkt. Der Hund soll dann, vom Ende dieser Teilbewegung aus, weitere Bewegungen anbieten oder ausprobieren. Zeigt er die nächste Regung in die richtige Richtung, wird auch die sofort belohnt. Herausfordernd bei dieser Trainingsmethode ist, dass Hunde ständig und schnell wechselnde Regungen zeigen. Damit der Hund eine Chance hat, die richtige Regung mit der Belohnung zu verknüpfen, muss die Belohnung VOR der nächsten Regung erfolgen. Da das fast unmöglich ist, wird die richtige Regung mit einem Signal markiert, das über klassische Konditionierung mit der Bedeutung eine Futterbelohnung aufgeladen wurde. Das geschieht häufig mit einem Clicker genannten Knackfrosch, weshalb diese Trainingsmethode häufig als Clicker-Training bezeichnet wird. Derart zeitpunktgenau zu loben setzt voraus, dass der trainierende Mensch die zu lobende Regung sofort erkennt. Umd solch perfektes Timing zu erreichen, muss er sowohl eine Vorstellung vom endgültigen Verhalten als auch von den möglichen Teilverhalten haben und sich insofern auf das Training gut vorbereiten. Diese Vorbereitung beinhaltet für Anfänger auch, dass sie das zeitpunktgenaue Klicken vorher üben und beispielsweise ein Familienmitglied nur durch Klicken eine nicht besprochene Aufgabe lösen lassen. Diese könnte sein: Gehe zu einem bestimmten Schrank, öffne ihn, hole einen bestimmten Gegenstand und bringe ihn an einen bestimmten Ort. Wahrscheinlich wird das Familienmitglied in einer Art Vorgespräch informiert, was das Klicken bedeutet. Ein solches Vorgespräch erscheint einem Hund gegenüber sinnlos. Aus diesen Gründen stellen sich zu Beginn Trainingserfolge langsamer als bei anderen Methoden ein. Allerdings fördert das Shaping auf längere Sicht die kreative Mitarbeit des Hundes, der auf diese Art fast alles erlernen kann.

Beim Chaining werden einzelne, bereits im Verhaltensrepertoire enthaltene und mit einem Signal gekoppelte Verhaltensweisen in einer bestimmten Reihenfolge verkettet, sodass komplexere Verhaltensmuster entstehen an deren Ende eine Belohnung steht. Als Beispiel kann hier das Apportieren genannt werden, das aus vielen Einzelverhalten zusammengesetzt ist: Sitzen in der Grundposition -> Loslaufen -> das Apportel suchen -> Apportel aufnehmen -> zurücklaufen -> Vorsitzen -> Apportel übergeben -> in Grundposition setzen -> Leckerchen als Belohnung für die Gesamtleistung. Aber auch außerhalb solch sportlicher Aktivitäten werden im Alltag Verhaltensketten von Hunden abverlangt, beispielsweise, wenn sie nach einem Spaziergang aufgrund eines einzigen Signals herankommen und in den Kofferraum springen oder daheim zu ihrem Korb gehen und sich dort ablegen sollen. Eine Verhaltenskette kann in zwei Richtungen aufgebaut werden. Bei der Vorwärtsverkettung wird einem bestimmten Verhalten das in der Kette nachfolgende angehangen, bei der Rückwärtsverkettung wird das in der Kette vorangehende angehangen. 

Die 300-Pick-Methode ist eine Trainingsmethode, die von Sue Ailsby bekannt gemacht wurde. Sie stellt einen systematischen Angang dar, der mehreren Zielen dient. Zum einen kann mit dieser Methode die Distanzkontrolle ausgebaut werden. Mit ihr können aber auch die Zeiten gesteigert werden, über die hinweg eine bestimmte Position, beispielsweise „Sitz“, vom Hund beibehalten oder Strecken, die in einer bestimmten Position, beispielsweise bei Fuß, zurückgelegt werden. Mit steigendem Erfolg werden Belohnungen seltener, wodurch die Methode auch ein Werkzeug darstellt, die Leckerchen auszuschleichen und von der Immer-Belohnung auf einen anderen Belohnungsplan umzustellen. Der Vorteil eines solchen Belohnungsplans liegt nicht nur darin, dass der Hund auch hört, wenn die Leckerchen nicht verfügbar sind, sondern er festigt das Verhalten gegenüber der Verhaltenslöschung.

Einen detaillierten und zusammenhängenden Überblick über die Trainingsmethoden und ihre Anwendungsmöglichkeiten bietet unsere dreiteilige Rehei über dei wissenschaftliche Entwicklung der Lerntheorien und ihre praktische Anwendung in der Hundeerziehung.

Lerntheorie I: Die wissenschaftlichen Grundlagen modernen Hundetrainings – Pawlow, Skinner & Co

Lerntheorie II: Clicker- & Targettraining, Shaping & Chaining, Capturing & Co als angewandte Wissenschaft

Lerntheorie III: Der Kurzüberblick über die Trainingsmethoden der modernen Hundeerziehung

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