Capturing im Training mit Hund
Was bedeutet Capturing für das Hundetraining?
Von:
Ulf Weber
Zuletzt aktualisiert am: 24.5.2024
- Einfangen von Verhalten
- Verhalten einfangen
Der englische Begriff Capturing kann mit einfangen oder erfassen übersetzt werden. Er steht für eine Trainingsmethode, mit der ein im natürlichen Repertoire (z. B. Bellen) des Hundes enthaltenes Verhalten gefördert werden kann. Dazu wird es immer mit einem Lob oder Clicker markiert oder belohnt und so positiv verstärkt wird. Das Verhalten wird dadurch häufiger gezeigt und kann unter Signalkontrolle gestellt werden.
Wie die meisten modernen Trainingsmethoden basiert auch das Capturing auf der von B. F. Skinner erforschten operanten Konditionierung. In seinen hier detailliert beschriebenen Versuchen, stellte er fest, dass ein zufällig gezeigtes Verhalten zukünftig häufiger gezeigt wird, wenn dem Verhalten unmittelbar ein als angenehm empfundener Reiz folgt. Diese Abfolge aus Verhalten und dem Auftreten eines angenehmen Reizes, der eine Belohnung darstellt, nannte er positive Verhaltensverstärkung und stellte ihr im Kontingenzschema drei weitere Kombinationen aus Verhalten und Folgereizen gegenüber.
Diese ersten Versuche stellen die Trainingsmethode des Capturing bereits perfekt dar: Denn Skinners automatisierte Versuchsanordnung fing ein bestimmtes Verhalten der Versuchstiere ein und verstärkte sie automatisch mit Futter. Im Versuch ging es darum, dass Tauben auf einen Schalter picken sollten. Skinner stellte fest, dass es mitunter sehr lange dauerte, bis die Tauben mit ausreichender Kraft auf exakt den Schalter und nicht irgendwohin pickten. Es dauerte also recht lange, bis sie das erwünschte Verhalten zufällig zeigten.
Um den Vorgang zu beschleunigen und auch die Verstärkung von Verhalten zu ermöglichen, das gar nicht zum natürlichen Repertoire gehört, daher nicht auftritt und auch nicht verstärkt werden kann, entwickelte er das Shaping, mit dem er das gewünschte Verhalten formte, indem er bereits kleinste Regungen in die richtige Richtung belohnte.
Aus dem Gegensatz von Capturing und free Shaping kann sehr gut abgelesen werden, welche Art von Verhalten über Capturing trainiert oder konditioniert werden kann: Nämlich alle Verhaltensweisen, die ein Hund so oder so hin und wieder zeigt, die er aber öfter zeigen soll, damit die Basis vorhanden ist, das Verhalten mit einem Signal zu verknüpfen und mit einer anderen Trainingsmethode, beispielsweise der 300-Pick-Methode, unter Signalkontrolle zu stellen.
Die wissenschaftliche Entwicklung dieser und weiterer moderner Trainingsmethoden inklusive diverser praktischer Anwendungsbeispiele stellen wir detailliert in unserer dreiteiligen Artikelreihe zur Lerntheorie dar:
Lerntheorie I: Die wissenschaftlichen Grundlagen modernen Hundetrainings – Pawlow, Skinner & Co
Lerntheorie III: Der Kurzüberblick über die Trainingsmethoden der modernen Hundeerziehung
- Lerntheorie I: Die wissenschaftlichen Grundlagen modernen Hundetrainings – Pawlow, Skinner & Co
- Lerntheorie II: Clicker- & Targettraining, Shaping & Chaining, Capturing & Co als angewandte Wissenschaft
- Lerntheorie III: Der Kurzüberblick über die Trainingsmethoden der modernen Hundeerziehung
- Hundetraining: Das erlernte Entspannen des Hundes mit Entspannungssignalen
- Hund & Baby - Was muss ich als Hundehalter beachten, wenn ein Baby zu Hause einzieht?
- Wilderei durch den Hund – kein Kavaliersdelikt
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