Signalkontrolle über Hunde

Was bedeutet Signalkontrolle und vollständige Signalkontrolle im Hundetraining?

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Zuletzt aktualisiert am: 18.10.2024

Ein Australian Shepherd faengt beim Hundesport eine Frisbee.jpg
Synonyme
  • Befehlskontrolle
  • einfache Signalkontrolle
  • Kommandokontrolle
  • Reizkontrolle
  • vollständige Signalkontrolle

Ein bestimmtes Verhalten des Hundes steht dann unter Signalkontrolle, wenn es auf das entsprechende Signal des Menschen hin immer umgehend gezeigt wird. Unter vollständiger Signalkontrolle steht das Verhalten, wenn es niemals ohne vorheriges Signal gezeigt wird. Sie ist Ergebnis der Reizdiskrimination und kann durch moderne Trainingsmethoden wie die 300-Pick-Methode erreicht werden.

Unterschied zwischen vollständiger und einfacher Signalkontrolle

Der obenstehenden Definition nach kann und sollte nicht jedes Verhalten unter vollständige Signalkontrolle gestellt werden: Insbesondere natürlich häufig vorkommendes Verhalten, wie das Hinsetzen oder -legen, wird ein Hund auch ohne Signal oder Anweisung ausführen. 

Andererseits gibt es Verhaltensweisen, die auf jeden Fall unter vollständiger Signalkontrolle stehen sollten. Das sind alle jenen Verhaltensweisen, die eine Gefährdung für andere in sich tragen. Dazu gehört sämtliches Jagdverhalten, auch und vor allem Wilderei sowie Aggressionsverhalten aller Art. Über solche Verhaltensweisen hinaus spielt vollständige Signalkontrolle eine Rolle in allen Hundesportarten, wie Dogdance, Trickdog oder auch Vielseitigkeitssport/IPO, schließlich sollen Hunde die Tricks, die in den ersten beiden Sportarten wichtig sind, auf dem Wettkampfplatz erst zeigen, wenn sie an der Reihe sind und nicht in willkürlicher Reihenfolge verteilt über den ganzen Tag. Ähnliches gilt für die Hunde des Vielseitigkeitssports, die im Rahmen einer Prüfung einen Menschen stellen und verbellen sollen. Niemand möchte, dass Hunde sich selbständig Menschen im Alltag suchen, um diese zu stellen und zu verbellen: Dieses Verhalten darf niemals ohne klare Aufforderung durch den Menschen gezeigt werden und muss somit unter vollständiger Signalkontrolle stehen.

Die „einfache“ Signalkontrolle schließt zwar nicht aus, dass ein Hund ein Verhalten auch ohne vorherige Aufforderung zeigt. Allerdings verlangt sie, dass ein Verhalten immer sofort und unter allen Umständen gezeigt wird. Das bedeutet, dass es sowohl unter Ablenkung als auch auf Entfernung abrufbar sein muss und dauerhaft gezeigt werden soll. 

Wissenschaftlicher Hintergrund

Die modernen Trainingsmethoden basieren auf der experimentell gut erforschten positiven Verstärkung aus dem Kontingenzschema der operanten Konditionierung. Diese Lerntheorie wird auch Lernen am Erfolg genannt und beschrieb Verhalten zunächst als eine Kopplung aus einem einer spontan und zufällig gezeigten Reaktion und einer Folge oder Konsequenz. Wird die Folge eines Verhaltens als angenehm empfunden, wird die vorangegangene Verhaltensweise häufiger gezeigt, um die angenehme Konsequenz erneut und künftig häufiger auftreten zu lassen. Diese ursprüngliche Vorgehensweise findet sich heute noch in der Trainingsmethode des Capturing.

Nun wurde die experimentelle Anordnung der Skinner-Box so verändert, dass die Wirkung diskriminativer Stimuli erforscht werden konnte. Solche Stimuli können als Reize beschrieben werden, die darauf hinweisen, dass ein bestimmtes Verhalten nun eine bestimmte Folge nach sich zieht. Daher werden diskriminative Stimuli auch als Hinweisreize bezeichnet. Im Fall der positiven Verstärkung weist der Hinweisreiz darauf hin, dass sich ein bestimmtes Verhalten nun lohnt oder belohnt wird. Um diese Information übermitteln zu können, muss der Hinweisreiz oder das Signal für den Reizempfänger klar unterscheidbar sein von anderen Reizen, die zur selben Zeit auftretenden oder auf andere Konsequenzen hinweisenden. Die Fähigkeit (des Hundes), diese Unterscheidung vorzunehmen, nennt sich Reizdiskrimination, die in einem Diskriminationstraining erreicht werden kann. 

Sowohl die Signale und Kommandos des Hundemenschen als auch die von ihm als Ablenkung bezeichneten Reize stellen für den Hund Hinweisreize dar.

Signalkontrolle herstellen

Die Herstellung der Signalkontrolle lässt sich in unterschiedliche Teilschritte unterteilen:

  1. Einführung und Kopplung des Signals an das Verhalten und die belohnende Verstärkung in reizarmer Umgebung
  2. Steigerung der Schwierigkeit einzelner Faktoren nach der 300-Pick-Methode wie
    • Anzahl ablenkender Reize
    • Entfernung zu ablenkenden Reizen
    • Entfernung zwischen Hund und Mensch im Moment der Signalgabe (Distanzkontrolle)
    • Entfernung, die nach Gabe des Signals, zwischen Hund und Mensch aufgebaut werden kann (Distanzkontrolle)
    • Dauer und Entfernung, über die hinweg ein Verhalten gezeigt werden soll (Dauer für Sitz und Platz, Entfernung für am Fuß gehen)

Je nach Trainingsmethode und -philosophie wird der Aufbau der Signalkontrolle an unterschiedlichen Stellen des Trainingsplans eingebaut. So kann beim Locken häufig die Lockbewegung schon der künftigen Geste entsprechen, die Teil des Signals für das Verhalten sein wird. Häufig wird auf diese Weise Sitz oder Platz trainiert: Der Hund wird mit dem Leckerchen in der Hand in die Position gelockt. Die Hand vollführt dabei die Bewegung, die künftig das entsprechende Zeichen ist. Sobald der Hund die Position eingenommen hat, erhält er als belohnenden Verhaltensverstärker das in der Hand befindliche Leckerchen. So wird von Beginn an die Kopplung aus Zeichen, Verhalten und Verhaltensverstärkung hergestellt. 

Werden Verhaltensweisen hingegen mittels Shaping geformt, also jede kleinste Regung, die Teil des gewünschten Verhaltens ist, mit einem Klicker oder Lobwort markiert, findet die Einführung des Signals erst dann statt, wenn das komplette Verhalten geformt ist und bereits recht häufig gezeigt wird.

Bei Methoden wie dem Capturing, bei dem Verhalten, das zum natürlichen Verhaltensrepertoire des Hundes gehört und folglich hin und wieder auch ohne Training gezeigt wird, immer belohnt wird, kann die Einführung des Signals mit dem Lob und der Belohnung erfolgen. Empfehlenswerter ist es allerdings auch hier, durch häufige Belohnung die Auftrittswahrscheinlichkeit des Verhaltens stark zu erhöhen und das Signal erst einzuführen, wenn das Verhalten häufig gezeigt wird: Denn dann kann das Zeichen immer dann gegeben werden, wenn der Hund erkennen lässt, dass er nun das entsprechende Verhalten zeigen wird. Ziel des Signals ist es schließlich, dass der Hund erkennt, dass das Signal ein Verhalten auslösen soll, das zu einer Belohnung führt. Er soll nicht koppeln, dass sein bestimmtes Verhalten zu einem Zeichen und einer Belohnung führt.

Ist die Kopplung aus Signal, Verhalten und Belohnung entstanden und das Signal eingeführt und zeigt der Hund in 90 % der Fälle auf das Signal hin das gewünschte Verhalten, ist darauf zu achten, dass das Verhalten tatsächlich nur noch dann belohnt wird, wenn vorher das Zeichen gegeben wurde: Das zahlt auf die vollständige Signalkontrolle ein, vorausgesetzt, es existiert für das Verhalten kein (natürlicher) belohnender Verstärker, außer dem vom Menschen bewusst gewährten. 

Um zu erreichen, dass der Hund auf das Signal unter allen Umständen richtig reagiert, müssen alle diese Umstände einzeln trainiert werden. Hierbei wird häufig von Generalisierung gesprochen, für sich die 300-Pick-Methode anbietet. 

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