Das Beutefangverhalten von Hunden
Was passiert beim Hund, wenn das Beutefangverhalten angesprochen wird?
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 5.10.2023
Das Beutefangverhalten wird auch weitläufig als Jagdverhalten bezeichnet. Wie es die Bezeichnung dieser instinktiven Verhaltensart, die dem Normalverhalten von Hunden zugerechnet wird bereits erahnen lässt, handelt es sich dabei um Verhaltensabläufe und eine Handlungskette an Jagdsequenzen, die dem „Beutemachen“ zur Nahrungsgewinnung und damit letztlich historisch betrachtet, dem eigenen Überleben als Individuum diente.
Auslöser sind externe Umwelteinflüsse/-reize wie abrupte/schnelle Bewegungsimpulse, Gerüche und Geräusche, die als Trigger den individuell verankerten Jagdtrieb des jeweiligen Hundeindividuums ansprechen, wird von der inneren Leidenschaft getragen, gilt als selbstbelohnendes und höchstemotionales Verhalten.
Grundsätzlich ist das Beutefangverhalten bei Haushunden deutlich anders angelegt, als es noch bei ihren wildlebenden Vorfahren der Fall war, da über die letzten 15.000 Jahre, der Mensch durch die Domestikation den Hund, dessen Anlagen und Verhalten kontinuierlich verändert hat – schließlich muss der Haushund als Sozialpartner des Menschen nicht mehr selber für sein Fressen und damit Überleben sorgen, so dass zwischenzeitlich der Jagdtrieb und das daraus resultierende Jagdverhalten einzig für bestimmte Aufgaben und Einsätze als Arbeitshunde, notwendig ist.
Der natürlich veranlagte Jagdinstinkt ist nicht bei jedem Hundeindividuum gleich stark ausgeprägt, sprich je nach Rassehund, Hybridhund oder Mischling divers vorhanden und besonders auf Grund der angestrebten Verwendung bei reinrassigen Hunden, durch gezielte züchterische Aktivitäten verändert worden, um regelrechte Spezialisten für bestimmte Tätigkeiten zu schaffen, für die spezifische Bestandteile des Beutefangverhaltens besonderes Talent notwendig ist. Sprich, bei manchen Hunderassen wurde durch selektive Auswahl der Zuchttiere, der Jagdtrieb im Allgemeinen verstärkt, bei anderen hingegen nur Teile der Jagdsequenzen und wiederum bei anderen Rassen bewusst komplett reduziert oder manche Bestandteile gezielt herausgezüchtet bzw. unterdrückt, wie es beispielsweise bei Herdengebrauchshunden im Hinblick auf das Hüteverhalten, das als abgewandeltes Beutefangverhalten bezeichnet wird, der Fall ist.
Der vorhandene Jagdinstinkt und das Beutefangverhalten des Hundeindividuums, können und sollten auf kontrollierte Weise mit spezifischen Aktivitäten, wie der Jagd oder alternativen Beschäftigungsformen zur Ersatzbefriedigung gefördert werden, um diese art- und rassegerecht auszulasten und besonders hinsichtlich von Jagdhunderassen ihnen eine Plattform zu bieten, wo sie sich voll entfalten, einbringen und ausleben können, um nicht an anderer Stelle als Folge von Unterforderung, mit unkontrolliertem Jagdverhalten konfrontiert zu werden.
Wir wollen nun in den weiteren Ausführungen dem Beutefangverhalten von Hunden näher auf die Spur gehen, so wie der Jagdinstinkt bei der Geruchsaufnahme einer Wildfährte den Hund dazu antreibt, mehr über das entsprechende Wildtier in Erfahrung zu bringen. Viel Freude beim Lesen!
Werden Jagdinstinkt & Jagdtrieb gereizt, so zeigt der Hund das Beutefangverhalten.
Wird der Jagdinstinkt und der Jagdtrieb gereizt, so zeigt der Hund das Beutefangverhalten und jagt.
Ein ursprünglich natürliches Verhalten zum Erbeuten von Nahrung
Das Beutefangverhalten von Hunden dient grundsätzlich der Beschaffung von Nahrung, sprich dem Erbeuten von etwas Fressbarem, damit der Ressourcengewinnung und letztlich der Garantie zum eigenen Überleben. Es stillt also eines der existentiellsten Bedürfnisse, nämlich satt zu werden.
Bei Wildhunden und Wölfen, dem Urahnen des heutigen domestizierten Haushundes, ist dieses Vorgehen und Verhalten in freier Wildbahn, nach wie vor Gang und Gäbe, wobei sich die ursprünglichen Sequenzen des Beutefangverhaltens, so wie es auch heute noch über alle Elemente bei Wölfen und Wildhunden genetisch vorhanden ist, beim Haushund durch den Eingriff des Menschen zu Teilen abgewandelt wurde und hierdurch mitunter fließende Verläufe zwischen Funktionskreisen des Sozialverhaltens und Beutefangverhaltens, obwohl beide miteinander generell nichts zu tun haben, als Folge zu beobachten sind.
Da der heutige domestizierte Haushund von eben diesem Wolf abstammt, darf grundsätzlich nie vergessen werden, dass es sich beim Sozialpartner Hund demgemäß ehemals um einen Jäger, Beutegreifer und Raubtier handelte, der durch die Domestikation in seinen Anlagen, Wesen, körperlichen Eigenschaften und Verhalten, über viele Jahrtausende und zahlreiche Generationen, durch die Zucht im Hinblick auf Vergesellschaftung, sozialen Zusammenlebens im Sozialverbund Mensch-Hund und für die gezielte Verwendung für bestimmte Arbeitsbereiche beabsichtigt verändert wurde und durch das regelmäßige Füttern damit auch das Beutefangverhalten nicht mehr tagtäglich zur Jagd nach etwas Fressbarem, ausgelebt werden muss. Es wird schlichtweg von seinem Sozialpartner Mensch für das Futter und damit für das leibliche Wohl des Vierbeiners gesorgt, so dass der Hund zur reinen Ressourcengewinnung keine Motivation mehr hat, selber für sich nach Beute zu suchen und töten zu müssen, um für einen vollen Magen und frische Energie zu sorgen.
Aber eben dieses Beutefangverhalten und der Jagdinstinkt sind nicht grundsätzlich bei allen Hunden ausgelöscht und auch die körperlichen Voraussetzungen, wie beispielsweise das Kauwerkzeug, für das Reißen und Zerkleinern von Fleisch und Knochen, nach wie vor nahezu bei allen Rassen in Perfektion dafür ausgelegt sind. Sprich u.U. kann vom Grundsatz von den Haushunden auch heute noch eine Gefahr für Tier und Mensch ausgehen, wenn sie in ihrem Jagdtrieb gereizt und angesprochen werden und das Beutefangverhalten auf unkontrollierte und unerwünschte Weise aus dem betreffenden Vierbeiner herausbricht, sollte z.B. durch das schnelle Vorbeilaufen einer Katze oder dem Weglaufen eines Kindes, sein Beutetrieb aktiviert und das Jagdverhalten ausgelöst worden sein.
Was bedeutet das Beutefangverhalten und wie läuft dieses ab?
Das Beutefangverhalten löst eine Handlungskette mit verschiedenen Jagdsequenzen beim Hund aus, beginnend mit dem Suchen und Entdecken der Beute, dem Fixieren, dem Heranpirschen, gefolgt vom Jagen und Hetzen, dem Ergreifen bzw. Fangen der Beute und dem finalen Akt, dem Erlegen bzw. Töten Ist die Beute erlegt, so wird sie an einen sicheren Ort verbracht, gesichert und beschützt, um diese ungestört zu Fressen.
Durch die Domestizierung des Hundes zum heutigen Haushund, ist das Beutefangverhalten generell bei Hunden und zudem rassespezifisch durch den Eingriff des Menschen gezielt verändert worden. In manchen Fällen war die Absicht den genetisch veranlagten Jagdinstinkt durch selektive Auswahl entsprechender Zuchthunde, stark zu vermindern und zu unterdrücken, was zur Konsequenz führte, dass manche Rassen demnach heute in Teilen nahezu keinerlei oder nur in minimalster Ausprägung, Jagdtrieb als Rassemerkmal aufweisen. Da aber häufig der Hintergrund gezielter Zuchttätigkeiten in einer speziellen Verwendung als hilfreicher Arbeitshund an der Seite des Menschen z.B. als Jagdhund lag, war die Motivation anderer Züchter, einzelne Sequenzen des Beutefangverhaltens und den jagdlichen Trieb, genetisch durch das Erbgut der Elterntiere zu verstärken und Folge dessen heute bei zahlreichen Hunderassen eine ausgeprägtere Veranlagung vorhanden ist, da der Jagdtrieb und das Jagdverhalten gezielt bei den unterschiedlichen Jagdaktivitäten eingesetzt und für mehr Jagderfolg sorgen sollten. Bei den diversen Jagdaufgaben wird das eigentliche Beutefangverhalten gezielt in eine andere Aktivität als zur ehemaligen Funktion des Beutemachens, umgeleitet und so auf kontrollierte Weise vom Hund ausgelebt, mit dem Ergebnis, dass sein Halter einen Nutzen aus seiner Arbeit erzielt - sprich die Jagd wurde effektiver und einfacher.
Demnach können wir festhalten, dass nicht jeder Hund und jede Rasse gleichermaßen hinsichtlich dem vorhandenen Jagdtrieb und dem Beutefangverhalten veranlagt ist, dieselben Fähigkeiten und Fertigkeiten hierfür mitbringt, unterschiedliche Jagdpassion entwickeln, sich also mal mehr, mal weniger für bestimmte Aufgaben eignen und die rassespezifische Verwendung und Auslastung an den jeweiligen genetischen Anlagen orientieren müssen, damit sich der jeweilige Vierbeiner mit all seinen Eigenschaften einbringen, entfalten und an erwünschter Stelle auf kontrollierte Weise ausleben kann. Besonders durch weitere Vermischung und Kreuzung von Hunden, kann somit zu Teilen nur schwer eine Vorhersage in Sachen individuellem Jagdinstinkt getroffen werden, da mitunter bereits zahlreiche Verpaarungen das jeweilige Hundeindividuum und dessen individuellen Eigenschaften zu einem Sammelsurium an Erbgut machen, eine Rückverfolgung aller eingekreuzten und beteiligten Elterntiere oft unmöglich ist - folglich kann eine seriöse Aussage im Hinblick auf die Anlagen generell und den jagdlichen Instinkt im Besonderen, quasi nicht getroffen werden. Weiters gibt es in der Rassehundezucht je nach Hunderasse, sogenannte Leistungszuchten, die ihre Zuchttätigkeiten auf die stetige Verfeinerung, Verbesserung und Verfestigung der für den angestrebten Verwendungszweck benötigten Eigenschaften und Fähigkeiten, ausrichten. Sprechen wir beispielsweise über einen Apportierhund, der bei der Jagd zum Apportieren von erlegtem Federwild nach dem Schuss zum Einsatz kommt, muss dieser Rassevertreter einerseits einen starken Finderwillen und hervorragende Nase mitbringen, aber auch die Sequenzen Suchen, Fangen/Packen und Sichern/Wegbringen der Beute verstärkt in seinem Beutefangverhalten verankert haben und beherrschen, damit das Wildstück sicher und unversehrt zum Jäger nach dem Auffinden und Aufnehmen verbracht wird. Es gibt also innerhalb der Rassen und Varietäten bei den einzelnen Rassevertretern unterschiedlich genetische Dispositionen bezüglich dem Jagdtrieb, aber auch innerhalb der jeweiligen Zuchtlinie des einzelnen Züchters und sogar innerhalb der einzelnen Würfe und Wurfgeschwister. Kurz: Nicht jeder Beagle-Welpe des A-Wurfs des Züchters "Beagle von der Grafschaft" wird die identische Ausprägung hinsichtlich des Jagdtriebs aufweisen und dieselbe Jagdleidenschaft/Jagdambition zeigen. Jedes Hundeindividuum bleibt hier ein Unikum - allerdings gibt es rassespezifische Tendenzen, die auf die einzelnen Jagdsequenzen heruntergebrochen regelrechte Spezialisten auf ihren Tätigkeitsgebieten durch gezielte Verstärkung einzelner Beutefangkomponenten hervorgebracht haben, denke man hier beispielsweise an Schweißhunde, die für die Nachsuche von angeschossenem/verletzten Wild als "Spezialistenteams" hilferufend herbeigeordert werden, um schnellstmöglich das Stück Wild unter Einsatz des herausragenden Geruchssinn und dem extrem ausgeprägten Finderwille zu finden und von seinem Leid zu erlösen.
Nun ist auf Grund der Domestikation, Sozialisierung und Vergesellschaftung des Haushundes mit dem Menschen, die Motivation des Jagens in aller Regel losgelöst von der Empfindung Hunger und dem daraus resultierenden Bedürfnis nach Nahrung und Beutemachen. Sprich, im Regelfall ist nicht das Verlangen satt zu werden, der Auslöser von Jagdverhalten, sondern externe Umweltreize, die den Jagdtrieb des Hundes ansprechen. Der Prozess und die eigentlichen Handlungsabläufe des Beutefangverhaltens, sind aber auch schon Motivation genug, denn während des Jagens und Hetzens befindet sich der Hund in einem hochemotionalen und überaus erregten Zustand, der selbstbelohnend wirkt und enorme Glücksgefühle beim Hund freisetzt. Ab einem gewissen Erregungsniveau wird der Vierbeiner sich nicht mehr in der denkenden Hirnhälfte bewegen, sondern rein emotionsbehaftet gesteuert werden und quasi im Jagdrausch in einer anderen Welt aufhalten, wodurch zunächst einmal jeglicher Zugriff durch den Hundeführer versagt und Abrufen zwecklos ist. Weiter unten werden wir noch weiter darauf eingehen, was man als Hundeführer in diesem Moment machen kann, um die Aufmerksamkeit des Hundes zurückzugewinnen. Lebt er dann dieses unkontrollierte Beutefangverhalten ausgiebig aus und erfährt diese äußerst positive Wirkung, so wird der Vierbeiner diese Erfahrung immer wieder von Neuem erleben wollen und alle Möglichkeiten nutzen, dies aktiv umzusetzen - deshalb sind viele Hunde "Wiederholungstäter", die einmal auf den Geschmack gekommen sind. Kurz, der Hund jagt, weil dies ein gutes Gefühl in ihm auslöst. Diesen Zustand hat Mutter Natur dahingehend geschaffen, da natürlich bei der Jagd nach Beute, nicht jeder Jagdversuch von Erfolg gekrönt war und im Falle eines Fehlversuchs, dennoch der Antrieb und die Motivation für weitere Jagdausflüge weiterhin vorhanden sein musste, damit der Vierbeiner nicht bei jedem Misserfolg die Flinte direkt ins Korn geworfen hätte - schließlich sorgte das Beutefangverhalten dafür, dass er und seine Rudelmitglieder im Erfolgsfall gesättigt würden und das Fortbestehen des Rudels sicherte.
Das Beutefangverhalten des Hundes wird durch äußere Reize ausgelöst, da z.B. Geruchsaufnahme von Wildfährten, Sichtung von Wild oder schnelle Bewegungen von Tieren, Menschen oder Objekten auf das Hundeindividuum einwirken und seinen Jagdinstinkt kitzeln. Das Nachjagen von Objekten wird hin und wieder bei Hütehunden, die durch den externen Umweltreiz z.B. von fahrenden Fahrrädern oder gar Autos animiert werden, diesen nachjagen, mit der Intention sie zusammenzutreiben.
Die genetischen Veranlagungen des Beutefangverhaltens und des Jagdtriebes können jederzeit in Teilsequenzen durch gezielte Trainingsübungen und Maßnahmen aktiviert, gefördert, strategisch und technisch durch Perfektionieren verfeinert und somit für bestimmte Aufgaben genutzt werden, sei es für die Jagd, das Hüten und Treiben von Vieh, den Hundesport, die Rettungshundeausbildung, Drogen- und Sprengstoffspürhund, Schutzhunde etc.. Die kognitive Begabung, Lernfähigkeit, Gelehrigkeit, Arbeitswille und Kooperationsfähigkeit bringen unsere tierischen Partner bei entsprechender Führung sicherlich mit.
Kurzum kann man somit sagen, dass das Beutefangverhalten ein Konglomerat aus natürlich angeborenen Verhaltensabläufen ist, die bei der einen oder anderen Hunderasse durch die gezielte Zucht stark dezimiert oder bewusst für weitere Aufgaben forciert, gestärkt und verfestigt wurden. Sind also besondere Qualitäten für den Arbeitseinsatz gefragt, so wird logischerweise auf Rassen zurückgegriffen, die ihre Stärke in speziellen Teilbereichen des Beutefangverhaltens mitbringen und damit für die jeweilige Arbeit prädestiniert sind.
Beispiele für Verhaltensabfolgen des Beutefangverhaltens bei verschiedenen Hunderassen
Bei dem einen Rassehund ist das Such-Gen stärker ausgebildet, bei der anderen Rassen das Hetzen.
Markante Unterschiede zwischen den diversen Hunderassen
Rassehunde werden mit dem Ziel gezüchtet, ganz bestimmte Rassemerkmale durch die gezielte Zucht besonders zu fördern oder im anderen Extremfall gar herauszuzüchten. Dies kann einerseits das Aussehen und die physischen Anlagen, also körperliche Eigenschaften betreffen, anderseits sich aber auch auf die Wesensmerkmale und das Temperament, somit die psychische Veranlagung der jeweiligen Hunderasse beziehen. Ist also ein bestimmtes Spezifikum, Fähigkeit und Veranlagung in besonderem Maße für eine angestrebte Verwendung der Rasse gefragt, so werden von den verantwortlichen Züchtern, unter Einhaltung aller tierschutzrechtlichen Gesichtspunkten und Zuchtbestimmungen der entsprechenden Zuchtverbände/Zuchtvereine, diese Anlagen und gewünschten Attribute, gezielt durch den Einsatz von vorab via Zuchtselektion ausgewählten Zuchthunde mit besten erblichen Vorgaben, im Sinne des beabsichtigten Zuchtziels im Hinblick auf die Nachzuchten, gestärkt, verfestigt und verfeinert.
Soll also eine Rasse beispielsweise primär bei Hundeausstellungen präsentiert und im Hinblick auf das rassegerechte und schöne Aussehen von Richtern begutachtet und bewertet werden, oder an der Seite einer Familie mit Kindern als reiner Familienhund leben, so können bestimmte Leistungsmerkmale, wie etwa der Jagdtrieb, in den Hintergrund rücken, da diese Anlage keinen Nutzen hat oder gar die Haltung im Hinblick auf die notwendige art- und rassegerechte Auslastung und Haltung schwieriger gestaltet. Sprich, auf manche Rassemerkmale kann gut und gerne halterabhängig verzichtet werden, wo aber an anderer Stelle ggf. ein höherer Bedarf wiederum besteht, da hier z.B. bestimmte Sequenzen des Beutefangverhaltens in qualitativ höchster und bester Form zwecks der Leistungsoptimierung im Hinblick auf die angestrebte Verwendung z.B. als Jagdgebrauchshund, nötig und erwünscht ist. Daher konzentrieren sich manche Zuchtstätten mit Leistungszuchten für die Verwendbarkeit ihrer Nachzuchten als leistungsfähige Arbeitshunde (z.B. Jagdgebrauchs-/Herdengebrauchshunderassen) auf Rassemerkmale, die den höchstmöglichen Erfolg und Nutzen für die Ausübung der Tätigkeiten versprechen. Da aber nun genau diese vorgenannten Rassen, auf Grund ihres attraktiven und vielfältigen äußeren Erscheinungsbilds, in der Gunst der Hundehalter einen sehr hohen Stellenwert haben, die Vierbeiner aber häufig nicht in ihrer angedachten Verwendungsart zum Einsatz kommen, wo sie dann ihren Jagdtrieb und das Beutefangverhalten voll kontrolliert und im angemessenen Rahmen ausleben können, noch ausreichende Alternativbeschäftigungen im normalen Hundealltag zur art- und rassegerechten Auslastung erhalten, sind durch Unterforderung und mangelnder Entfaltungsmöglichkeiten, häufig Verhaltensprobleme die Konsequenz und belasten folglich die Beziehung Hund-Mensch. Um manche Hunderassen für eine breitere Verwendungsmöglichkeit und damit größeren Halterkreis attraktiv zu machen, gibt es zwischenzeitlich bei zahlreichen Hunderassen sogenannte Arbeits- und Showlinien als Lösung, deren Zuchtziele in einigen Teilbereichen bei derselben Rasse differieren, da der Fokus bei der Arbeitslinie primär die "Arbeitseigenschaften" und bei der Showlinie eher die "Schönheits-" und "äußerlichen Merkmale" im Fokus stehen, dafür dann aber Attribute wie beispielsweise der Jagdtrieb durch die Zucht gezielt unterdrückt wird. So sind dann z.B. Jagdhunderassen wie der Labrador Retriever, aus einer Arbeitslinie für den Jagdeinsatz eher geeignet und ein Vertreter der Showlinie, als Familienhund vom Handling für Nichtjäger und den Otto-Normal-Verbraucher unter den Hundebesitzern, leichter zu halten.
Um uns nun auf unser Thema des Beutefangverhaltens zu konzentrieren, sind also hund- und rasseabhängig diverse Sequenzen des Jagdverhaltens mal stärker, mal minder ausgeprägt:
Ein Vorstehhund, der zu den Jagdhunderassen zählt, sollte beispielsweise das Suchen, Auffinden, Heranpirschen, Fixieren und Anzeigen des Wilds als Spezialgebiet bestens beherrschen, wohingegen andere Jagdgebrauchshunderassen mehr für das Hetzen des angeschossenen Wilds, über das Stellen bis hin zum Niederziehen, sprich Reißen des Wildstücks, genutzt werden. Bei anderen Rassehunden wurde bei der Zucht mehr Wert auf die Eigenschaften für das Apportieren gelegt, sprich es gibt Rassen, die ihr Steckenpferd bei der Wasserarbeit oder im Gelände nach dem Schuss auf Federwild bei Aufsuchen, Aufnehmen und Verbringen des Wildstücks zum Jagdführer, haben. Nicht umsonst tragen Labrador Retriever, Golden Retriever, Flat-Coated Retriever, Curly-Coated Retriever, Chesapeake-Bay-Retriever und Nova-Scotia-Duck-Tolling-Retriever den Namenszusatz Retriever, was im Englischen von "to retrieve", also zurückbringen, sprich dem Apportieren, kommt.
Selbiges gilt für Hütehunde und Hirtenhunde, die ebenfalls für ihre Hüte- und Schutzaufgaben, Elemente des Beutefangverhaltens ausgeprägter aufweisen sollen, als dies bei anderen Artgenossen notwendig ist. So müssen sich die Rassen, die den Hütehunden angehören, bestens bei ihren Aufgaben rund um das Hüten, Treiben und Beschützen der Herde vor jeglichen Gefahren, anstellen und das Ziel ihrer Tätigkeit beherrschen. So gilt es beispielsweise die einzelnen Herdentiere durch taktische und strategische Handlungen zu beobachten, sprich dem Fixieren der Tiere, bei zu weitem Entfernen von der Herde sich an das entsprechende Tier heranzupirschen und dieses zurück zur Herde zu treiben, was dem Hetzen in der Handlungskette des Beutefangverhaltens entspricht. Werden diese besonders ausgeprägten Wesensmerkmale nicht ausgelastet und damit die Rassen unterfordert, so treten oftmals unerwünschte Verhaltensweisen zu Tage, in dem sich die Hunde eine Ersatzbeschäftigung zur Befriedigung suchen. Dies können dann u.a. spielende Kinder sein, die als Schafsersatzherde herhalten müssen, behütet und ggf. zusammengetrieben werden. Auch eine Art das Beutefangverhalten zu zeigen. Dieses Problemverhalten konnte sowohl bei der Hütehunderasse Bearded Collie, als auch beim Border Collie bereits beobachtet werden und kann dann eine fließende Verknüpfung zwischen Inhalten des Aggressionsverhalten aus dem Sozio-negativen Sozialverhalten in Kombination mit dem Beutefangverhalten beinhalten, sollte z.B. der Vierbeiner einem Jogger hinterherlaufen, da dieser seinen Jagdinstinkt durch die Bewegung reizt und durch das Flüchten der Hund ihn nicht nur verfolgt und hetzt, sondern letztlich sogar nach ihm scshnappt.
Bei Hof- und Schutzhunden, die auf Bauernhöfen oder auf Firmengeländen zum Bewachen und Beschützen eingesetzt werden, sind wiederum andere Sequenzen wichtiger als bei einem Rettungs-, Spür- und Suchhund, dessen Stärke im Suchen und Auffinden von „Beute“ (in diesem Fall vermisste Menschen oder bestimmte Gegenstände wie Drogen bei Diensthunden) die oberste Priorität in den einzelnen Verhaltenssequenzen der Handlungsfolgen innerhalb des Beutefangverhaltens mitbringen müssen.
Hierdurch wird nun ersichtlich, dass je nach Arbeitseinsatz und Tätigkeitsgebiet in dem der jeweilige Hund verwendet wird, unterschiedliche Inhaltsteile des Beutefangverhaltens abgerufen und aktiv angewendet werden.
Vorsicht und hohe Aufmerksamkeit beim Zusammenleben mit Hund und Kleinkindern
Entscheidet sich eine junge Familie, einen Hund egal welcher Hunderasse auch immer anzuschaffen und leben Neugeborene oder Kleinkinder mit im Familienverbund, so tragen die Eltern eine riesige Verantwortung für ihre Kinder und den gemeinsamen Umgang zwischen Kind/Hund.
Grundsätzlich lassen sich die Welpen/Hunde mit großer Fürsorgepflicht, dem entsprechenden Einsatz und der notwendigen Sachkunde erziehen und ausbilden und in das bestehende Familiengefüge eingliedern. Einerseits ist es notwendig, dem Hund alle wichtigen Maßnahmen des Grundgehorsams frühzeitig beizubringen, um perspektivisch einen gut funktionierenden, gehorsamen und führigen Hund an der Seite zu haben.
Hier können wir jedem Halter nur anraten, zeitig auf die Dienste eines Hundeprofi und Experten zurückzugreifen, insbesondere als unerfahrene Hundeanfänger, denn die Bedeutung der ersten Wochen und Monate bei der Prägung, Habituation, Sozialisierung und Ausbildung ist immens und kann durch die richtige oder falsche Weichenstellung, für das weitere Hunde- und Zusammenleben nachhaltig als positiver Treiber dienen oder eben eher belastend auf die Umweltsicherheit, die Führigkeit und Gehorsam sowie die soziale Bindung zueinander auswirken. Versäumte oder fehlerhafte Maßnahmen in dieser Lebensphase der Welpenentwicklung, sind nur unter sehr schwierigen Bedingungen wieder aufzuholen und zu korrigieren oder bieten den idealen Nährboden, um auf Grund mangelnder oder negativbehafteter Erfahrungswerte und Fehlprägungen, perspektivisch zu Problemverhalten sich auszubilden und die Hund-Mensch-Beziehung zu belasten. Um einen besseren Überblick über die biologischen Entwicklungsschritte und die komplexen Aufgaben der Welpenaufzucht zu erhalten, steht für euch unser Leitartikel „Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen“ bereit. Kurz, es gibt in dieser Zeit viel zu tun auf dem Weg zu einem intakten und funktionierten Hund-Mensch-Team, dass sich den Herausforderungen des Hundealltags gemeinsam stellen, stets gut gerüstet ist und erfolgreich meistern kann.
Dazu gehört natürlich insbesondere im Hinblick auf die Zusammenführung von Welpe/Hund und den Kindern des Hauses, dies behutsam und Schritt für Schritt zu tun, beide Parteien sukzessive aneinander zu gewöhnen, damit sie ihr Verhalten an den Bedürfnissen, Anlagen, Verhalten, Kommunikationsweise etc. des Gegenübers ausrichten und anpassen können, schließlich sollen zwei artfremde Spezies zusammenfinden. Hier muss man als Rudelführer und Erziehungsberechtigter mit viel Feingefühl und Sensibilität vorgehen, die zumeist intensiven spielerischen Interaktionen moderieren und wenn nötig angemessen einwirken und eingreifen, damit von Anfang an diese Verbindung auf einem gesunden, vertrauensvollen und harmonischen Fundament aufbaut und der Vierbeiner nicht Verhalten beim ausgelassenen Zusammenwirken mit dem Kind unbeabsichtigt aufbaut, dass hintenraus sich als Problem verankern und im Hinblick auf sonstigen Sozialkontakt auswirken könnte. Hier wollen wir nur ein Beispiel anhand der Entwicklung der Beißhemmung von Welpen nennen, die häufig mangels Kenntnis oder Sorglosigkeit in den Kinderschuhen beim Spielen und Toben mit dem Welpe in eine Richtung beeinflusst und ausgebildet wird, die in späteren Konfliktsituationen zu ungewollten und unangemessenen Beißvorfällen führen kann. Denn Welpen versuchen häufig sich an den Händen ihrer menschlichen Spielpartner mit ihren spitzen Zähnchen im Spielverlauf auszuprobieren. Statt in diesen Momenten das Spiel aus erzieherischen Gründen abzubrechen, so wie es die Wurfgeschwister auch bereits in ihrem Spiel und dem Einüben der ersten Lernschritte des arttypischen Sozialverhaltens tun, wird unbeabsichtigterweise vom Menschen, ob Erwachsener oder Kind, in diesen Situationen allzuoft der falsche Weg eingeschlagen und dieses Verhalten durch die unangemessenen Handlungen weiter befeuert, in dem der Welpe sich weiter verbeißen darf und das menschliche Wesen diese spielerische "Kampfszene" gar als lustige Tollerei bewertet und seine Hand immer weiter ins Maul schiebt und hin- und herbewegt, so dass die heranwachsenden Hunde irgendwann ihren Kopf hin- und herschütteln. Dies hat dann die fatale Folge, da das Beißverhalten in Kindertagen nicht unterbrochen wurde, dass aus Sicht des Welpen das Verhalten als tolerabel und völlig in Ordnung gilt und entsprechend abspeichert, wodurch folglich ein Verhaltenszug einstudiert, angelernt und ins Verhaltensrepertoire übernommen wird, dass er später bei etwaigen Auseinandersetzungen mit Artgenossen, artfremden Tieren oder gar Menschen hervorholt und auf Grund der frühzeitlichen Erfahrungswerte ungeniert zeigen wird - das sogenannte Beißschütteln was in der höchsten Eskalationsstufe bei Raubtieren im Beutefangverhalten verankert ist, wenn sie in freier Wildbahn ein Tier fangen und mitunter während des tödlichen Biss im Endkampf, dieses hin- und herschütteln um den Tod der Beute herbeizuführen.
Weiterhin müssen für ein vernünftiges Zusammenleben im Haushalt mit Hund, klare Regeln und Leitplanken installiert und täglich von allen Beteiligten konsequent, diszipliniert und eine Sprache sprechend, gelebt werden. Sind die Kinder älter, so raten wir allen Eltern, sich über Kurse in der Hundeschule zu erkundigen, die sich mit dem Thema Kind und Hund beschäftigen. Hier bekommen die Kinder ein gutes Rüstzeug zum Umgang mit den Hunden an die Hand und es wird ein besseres Verständnis beiderseits, Kind und Hund, über die jeweiligen Charaktereigenschaften und Besonderheiten des jeweiligen Individuums erreicht. Zum wollen wir euch auf unseren ergänzenden Artikel "Goldene Regeln für Kinder im Umgang mit einem Hund" hinweisen, mit dem ihr einen Leitpfaden mit konkreten Ratschlägen findet, welche Umgangsformen beim täglichen Miteinander von vornherein im Hinblick auf jegliche soziale Interaktionen der Kinder mit dem tierischen Sozialpartner im Sinne eine harmonischen und artgerechten Zusammenwirken gewahrt werden sollten.
Und dennoch, egal wie gut der Hund bzw. Welpe von Anfang an erzogen, ausgebildet und sozialisiert wird, müssen Eltern stets aufmerksam sein, wenn der Hund in Gegenwart von Neugeborenen oder Kleinstkindern anwesend ist. Allzu schnell kann ein Unglück passieren, dass eine Familie in seinem Gefüge zerrütten kann.
Warum wir dies im Zusammenhang mit dem Beutefangverhalten von Hunden erwähnen?
Nun, je nachdem welche Hunderasse gekauft und angeschafft wurde, werden einzelne Verhaltenssequenzen des Beutefangverhaltens mehr oder weniger seine Wesensmerkmale prägen. Vielleicht ist dies nicht allen Haltern so bewusst, denn vielfach wird davon ausgegangen, dass der eigene Hund keiner Fliege etwas antun kann, supersozialverträglich ist und niemals die eigenen Kinder angreifen würde.
Weiter oben haben wir bereits die etwaigen unerwünschten Verhaltensweisen und Verhaltensprobleme eines unausgelasteten und falsch gehaltenen Hütehundes aufgezeigt, der sich durch Ersatzbefriedung mit dem Treiben, Hetzen und Hüten der spielenden und herumlaufenden Kinder im Garten oder der Straße beschäftigt.
Was aber, wenn das Beutefangverhalten sich auf noch viel weiterführende Art innerhalb der Sequenzen zeigt?
Wir wollen ein Beispiel aufzeigen, das hoffentlich niemandem widerfahren wird, aber leider in Einzelfällen bereits zu schockierenden Erlebnissen im Zusammenhang mit dem Jagdverhalten von Hunden führten:
Liegt beispielsweise das neugeborene Kind auf dem Sofa, schläft und rollt sich selbst durch Bewegungen auf diesem hin und her, könnte das Baby Folge dessen vom Sofa plumpsen. In diesem Moment würde das Neugeborene sicherlich aus Schrecken und/oder gar Schmerzen anfangen lauthals zu schreien und weinen. Hinzu kommen die typischen hektischen und grobmotorischen Gesten und Bewegungen von Neugeborenen mit ihren Armen und Beinen. Bringt nun der Hund des Hauses einen ausgeprägten Jagdtrieb mit und sind die Sequenzen des Beutefangverhaltens als Anlage verankert, könnte im Extremfall der Vierbeiner durch die Bewegungsabläufe und akustischen Signale des Kindes als Reizauslöser, instinktives Jagdverhalten zeigen, auf das am Boden liegende Kind sich stürzen und je nach Verlauf die Handlungsabläufe aus dem Beutefangverhalten mit Packen und Töten des Kindes zeigen. Je stärker dann das Geschrei und Zappeln des Kindes wird, desto stärker wird der Vierbeiner von diesem Verhalten in seinem Tun animiert, da er hier mit dem Umstand aus der Tierwelt konfrontiert wird, dass Beutetiere, die sich im Überlebenskampf/Todeskampf befinden, akustisch ähnlich dem Geschrei von Kleinstkinder anhören und somit das Verhalten des Hundes in der Sequenz der Tötungsabsicht, verstärken. So schlimm, grausam und unerträglich dieser Vorgang ist und sich anhören mag, wendet der Hund in diesem Fallbeispiel natürlich und genetisch veranlagtes Verhalten an, dass durch die Absicht des Beutemachens zur Nahrungssicherung, letztlich seinem eigenen Bedürfnis des Überlebens dient.
Leider sind sogar im Kontext mit schreienden Kleinkindern Fälle bekannt, in denen der Hund sogar einen Stuben- oder Kinderwagen gezielt zum Umschmeißen bringt, damit er an das Kind als "Beute" herankommt. Und hier wirken dann die Geräusche (Schreien, Weinen, Quäcksen etc.) und die Bewegungen (Arme, Beine) als Reizauslöser auf den Jagdinstinkt des Hundes und werden ihn in seinem Wirken weiter anstacheln.
Die einzige Schlussfolgerung aus den vorgenannten Fallbeispielen kann also nur heißen: Babys und Kleinkinder nie unbeaufsichtigt mit einem Hund zu lassen, egal welche Erziehung der Vierbeiner genossen hat, wie hörig er sein mag und wie sehr man ihm vertraut, denn die natürlichen Instinkte und daraus resultierendes Verhalten, kann man trotz aller Maßnahmen nie zu 100% und völliger Gewissheit kontrollieren und im Griff haben.
Wie bereits beschrieben, wird der Jagdtrieb des Hundes durch unterschiedliche Umweltfaktoren beeinflusst und u.a. durch schnelle Bewegungsreize und Fluchtverhalten aktiviert und Beutefangverhalten ausgelöst. Und hier macht der jeweilige Vierbeiner u.U. keinen Unterschied, ob es sich um ein Tier, Mensch oder bewegendes Objekt, wie die weiter oben bereits genannten Autos oder Fahrräder beweisen, handelt und diese verfolgt werden.
Daher gilt es als Hundeführer im öffentlichen Raum beim Spazieren mit dem Hund eine erhöhte Aufmerksamkeit walten zu lassen, das Ausdrucksverhalten des Hundes stets genau im Auge zu halten, um Verhalten zu antizipieren und vorrausschauend zu handeln.
So sind Jogger, Fahrradfahrer, Fussball spielende Kinder auf dem Bolzplatz oder der Straße, tobende Kinder im Garten oder Fangen spielende Jugendliche auf dem Schulhof, auf Grund der unterschiedlichsten Bewegungen, typische Reizauslöser, die unkontrolliertes und unangebrachtes Jagdverhalten aus dem Vierbeiner hervorrufen können.
Warum man auch als Eltern seiner Aufsichtspflicht beim Spielen und Verweilen von Kind und Hund im Garten unbedingt nachkommen muss, zeigt folgendes Beispiel: Spielt das Mädchen mit seinem Hund ungezwungen und ausgelassen mit einem Spielgerät, wirft dieses und der Vierbeiner soll es holen und apportieren, kann dies hunderte Male funktionieren und gutgehen. Und beim 101.-Mal will das Kind dem Vierbeiner das Spielgerät aus dem Maul nehmen oder vom Boden aufheben und der Hund schnappt zu. Auch hier zeigt der Hund natürliches Verhalten, denn der Vorfall ist durch die Absicht der Ressourcensicherung motivert - er will seine "Beute" verteidigen und nicht seinem Gegenüber überlassen.
Fazit: Der eigene Hund kann so friedlich und gut erzogen sein, dennoch sollten Eltern immer in unmittelbarer Nähe von ihren Neugeborenen und Kleinkindern verweilen, wenn der Hund in deren Nähe ist. Damit besteht immer die Möglichkeit auf jegliche bedrohende Situation einwirken zu können und den Hund in die Schranken zu weisen. Wir wollen mit diesen Beispielen Eltern etwas für das sorgenfreie Zusammenleben mit Kindern und Hund sensibilisieren, damit die potentiellen Gefahren im beiderseitigen Umgang nicht unterschätzt werden, da es sich bei einem Haushund schließlich immer noch um ein Tier mit eigenen Instinkten handelt, die zwar durch die Domestizierung vielfach unterdrückt und reduziert wurden, aber hier und da immer wieder aufkommen können.
Beutefangverhalten im Alltag mit Hund
Weitere Situationen in denen ein Hund in seinen ureigenen Instinkten im Alltag angesprochen und gereizt werden kann, was die Folge des Ausbruchs seines Beutefangverhaltens auslösen könnte, ist z.B. das Aufeinandertreffen unterwegs mit jeglichem Federvieh, wie Enten, Hühner, Gänse und andere Vogelarten, die ruhig am Wasser sitzen oder ihr Futter auf dem Hof, einer Wiese oder einem dürftig eingezäunten Grundstück picken, plötzlich durch etwas aufschrecken und schnatternd weglaufen. Diese Flucht könnte die Initialzündung im Hinblick auf den Beutetrieb geben und den Startschuss zum Ausleben des Beutefangverhaltens liefern. Ist der Hund nun unangeleint, kann auch die beste Impulskontrolle einmal versagen, und der Vierbeiner Gas geben, um hinter den flüchtenden Tieren hinterherzujagen, sie versuchen beim Hetzen zu Packen und im schlimmsten Fall zu erlegen. Egal ob nun erfolgreich oder nicht, das Erlebnis wird selbstbelohnend wirken und zukünftig Wiederholungen anstreben lassen, da der Vorgang durch entsprechende Hormonausschüttung bei ihm ein ausgeprägtes Glücksgefühl erzeugt. Aber nicht nur das die Tiere durch das unkontrollierte Jagdverhalten gefährdet werden, sondern auch der verantwortliche Halter wird sich mit dem Ärger und den rechtlichen Ansprüchen des Besitzers der Tiere auseinandersetzen müssen, denn bereits das Jagen an sich wird vom Gesetzgeber als Wilderei eingestuft, ist demnach strengstens verboten und kann für Hund und Halter böse Folgen haben, wie ihr in unserem ergänzenden Artikel nachlesen könnt.
Eine weitere Begebenheit, von der etliche Hundebesitzer von ihren Spaziergängen im Feld berichten können, ist die Aufnahme einer Wildspur oder der direkte Sichtkontakt mit einem Hasen oder Reh. Kommt es zu so einer Situation und der Hund ist bereits abgeleint und folgt euch in der Freifolge, so kann man nur hoffen, dass die Impulskontrolle des eigenen Vierbeiners sicher sitzt, dass ihn der Anblick oder die Duftmarke nicht aus der Fassung bringen wird und er brav bei Fuß seines Weges weitergeht. Was das im Erfolgsfall und Verzicht im Hinblick auf den natürlichen Trieb und das freie Ausleben des Beutefangverhaltens für eine Kraftanstrengung für den Hund mit einem ausgeprägten Jagdtrieb bedeutet und letztlich die individuelle Frustrationstoleranz ableisten muss, kann man sich sicher gut ausmalen. Für den Fall das der Reiz von seiner Wirkung dennoch stärker ist als die antrainierten "Schutzmechanismen" und der Vierbeiner dem Trigger erliegt, das Triebverhalten aktiviert und Reiß aus nimmt, sind als letzte Eingriffsmöglichkeiten der sichere Rückruf und ein Abbruchsignal vom Hundeführer einzusetzen. Damit kann er bestenfalls den angelaufenen Vorgang des Beutefangverhaltens seines Hundes noch rechtzeitig stoppen und unterbinden, bevor dieser sich in einer Rauschsituation befindet, jegliche Aufmerksamkeit und Interesse an Herrchen/Frauchen verliert, alle zig-Mal trainierten und sitzenden Zugriffsmöglichkeiten ignoriert und versagen, da die Lust und Glücksgefühle ihn immer weiter berauschen und treiben lassen. Denn ab einem bestimmten Punkt wird der Vierbeiner die Scheuklappen herunterfahren, die Ohren auf Durchzug stellen, sich in einem hochemotionalen Zustand befinden und nur noch das Wild als Beute im Fokus haben. Die individuelle Jagdpassion wird dabei immer weiter von seinem steigenden Erregungszustand angestachelt und bauscht sich wie von selbst "exponentiell" auf. Kurz: Denken ist dann unmöglich, das Handeln wird rein von der Lust getrieben - das kennen wir aus unserer menschlichen Welt in ähnlicher Form doch auch...
Vielleicht habt ihr aber auch schon beim Spazieren im Feld euren Hund beim Mäusejagen beobachtet. Denn zu bestimmten Jahreszeiten huschen zahlreiche Kleinnager von rechts nach links, von links nach rechts über den Feldweg, keine 2 Meter von einem entfernt. Natürlich nimmt der Hund dies mit seinen herausragenden Sinnesorganen sofort wahr und springt wie von Sinnen hinterher, da die flinken Bewegungen als Impulsgeber seinen Jagdinstinkt ansprechen und das Jagdverhalten entfachen. Findet der Vierbeiner dann auch noch ein Loch oder wittert den Geruch der Maus im Gras, wird angefangen wie wild zu schnüffeln und mit den Vorderläufen zu buddeln. Dann wird mal wieder kurz die Schnauze zum Schnüffeln in das Loch gesteckt, mit lautem Geräusch geschnuppert und weitergegraben. Auch in diesem Fall solltet ihr schon bei euren Welpen diese Form des Jagend frühzeitig unterbinden, da auch hier der selbstbelohnende Motivationseffekt eintritt und der Vierbeiner damit in Zukunft jede Gelegenheit nutzen wird, die sich ihm bietet, um erneut das Wohlgefühl erleben zu dürfen.
Wenn wir über das Beutefangverhalten von Hunden sprechen, kommen wir nicht umher, die zwei beliebtesten Haustiere der Deutschen in einem Atemzug zu nennen. Denn in der Gunst der deutschen Tierhaushalte stehen Hund und Katze, ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Häufig müssen sie sich den Lebensraum teilen, sprich werden oftmals unter einem Dach vergesellschaftet und sollen möglichst friedvoll und harmonisch Seite an Seite leben. Und es gibt zahlreiche Beispiele, wo dies mit der entsprechenden Sozialisierung und Zusammenführung wunderbar klappt - mehr dazu könnt ihr gerne in unserem begleitenden Magazinbeitrag nachlesen. Häufig stehen sich diese beiden Spezies aber mitunter sehr distanziert und eher auf Kriegsfuß gegenüber, sei es auf Grund mangelnder Sozialisierungsmaßnahmen, negativer Erfahrungswerte oder anderen Gründen. So sieht dann die Begegnung Hund und Katze, für viele Hundehalter im Hinblick auf deren individuellem Ausdrucksverhalten und Kommunikation eher so aus, dass die Katze beim Aufeinandertreffen sich in Abwehrhaltung mit ihrem charakteristischen Katzenbuckel, dickem Schwanz und Fauchen positioniert und einer Konfrontation nicht aus dem Weg geht oder aber als Fluchttier, das Weite sucht und wegläuft. Was die Flucht nun bei dem Hund mit verankertem Jagdtrieb u.U. für einen Effekt auslöst, ist klar. Sein Jagdinstinkt wird angeregt und durch das Verhalten der Katze das Beutefangverhalten aktiviert. Sollte er auf Grund der erzieherischen Komponenten dem Reiz nicht widerstehen, wird er mit reaktivem Impulsverhalten reagieren und die Katze verfolgen, da sie seinem Beuteschema entspricht.
Im Hinblick auf eine unzureichende Sozialisierung im Welpenalter kann es auch selten zu jagdlichen Zwischenfällen mit Artgenossen kommen, aber auch zu spielerischen Jagdszenen, denke man an das Toben und Raufen auf der Hundewiese mit den "best-friends".
Abschließen wollen wir die möglichen Fallbeispiele von unkontrolliertem und unpassenden Jagdverhalten aus dem normalen Hundealltag mit unerwünschtem Verhalten abseits von Jagdsituationen, die im Zusammenhang mit Artgenossen oder artfremden Tieren stehen - denn mit möglichen jagdlich motivierten Zwischenfällen gegenüber Menschen, sehen sich vereinzelt Halter durch das Verhalten ihres Hundes konfrontiert. Und dies können aus Sicht des verantwortlichen Hundeführers ganz belanglose und normale Alltagssituationen beim Spazieren mit dem Hund sein, die sich plötzlich auf Grund des Jagdtriebs aber in eine prekäre Situation umkehren, wo unbeteiligte Passanten durch ihr Handeln, unbeabsichtigterweise den Jagdtrieb des Hundes überstrapazieren, dass dieser zur Verfolgung ansetzt und sein Beutefangverhalten durch einen Bewegungsreiz ins Rollen kommt. Prädestiniert sind hier Jogger, Fußballspieler, Fahrradfahrer, Skateboarder, Inlinefahrer, Rollschuhfahrer, Elektroroller, aber zwischenzeitlich durch die Motorisierung von Krankenfahrzeuge aller Art auch behinderte Menschen und Senioren, die sich im Park oder an der Flusspromenade fortbewegen. Die laufenden oder fahrenden Zweibeiner, können dann ein gefundenes Fressen für die Hunde mit Jagdtrieb sein, da die Bewegungen bereits auf den Jagdinstinkt wirken und die Vorwärtsbewegung als "Flucht" potentieller Beute darstellt. Dies kann dann bestenfalls bedeuten, dass der Vierbeiner losläuft, durch das Abrufen stoppt und zurückkommt oder durch aufkommendes Desinteresse von selbst ablässt. Im äußersten Fall kann es aber auch soweit gehen, dass der Hund seine Jagdleidenschaft auslebt, die betreffende Person verfolgt und sogar nach ihr schnappt.
Wie man nun anhand der vorgenannten Beispiele unschwer erkennen kann, gehören der Jagdtrieb und das Beutefangverhalten bei vielen Hunden und Hunderassen unweigerlich zum Normalverhalten dieser Spezies dazu. Wie sagt man so schön: Da beißt die Maus keinen Faden ab. Und dieser Tatsache darf man sich als potentieller Hundehalter oder als aktiver Hundebesitzer nicht verschließen, sondern einerseits im Vorfeld der Anschaffung grundlegend Gedanken machen, welcher Hund mit welchen Bedürfnissen, Anlagen und allen sonstigen Mitbringsel zu den jeweiligen Bezugspersonen, zu dessen Lebensbedingungen und Verwendungswünschen passt, andererseits präventiv und akut alles dafür zu tun, dass sowohl der Hund seine Triebe/Instinkte auf artgerechte Weise durch entsprechende Beschäftigungen, Aufgaben und Auslastung kontrolliert ausleben, damit sich voll entfalten und mit all seinen Talenten und Stärken einbringen kann, er die bestmögliche rasseorientierte Erziehung und Ausbildung für eine sicheres Führen im Alltag erhält, als auch bei Auftreten von unerwünschten Verhaltensweisen, frühzeitig Gegenmaßnahmen wie ein Antijagdtraining, Verhaltenskorrekturen und -abbau oder in ausgeprägteren Formen, eine Verhaltenstherapie mit Hundefachleuten eingeleitet werden.
Da kein Halter sich zu 100% sicher sein kann, dass es nicht irgendwann zu einem Unglück mit Personen- und Sachschäden auf Grund des Jagdinstinkts und Beutefangverhaltens kommen kann, raten wir jedem Hundehalter zur Absicherung einer Hundehalterhaftpflichtversicherung, um zumindest gegen materielle Ansprüche abgesichert zu sein.
Wie das Beutefangverhalten der Hunde für Wettkämpfe genutzt wird
Schaut man sich die Literatur zu etlichen Rassehunden und deren Geschichte an, so wird man immer wieder auf die Tatsache stoßen, dass verschiedentliche Rassen und Hundegattungen gezielt für die große Tradition der beliebten Wettkämpfe Tier gegen Tier, eingesetzt wurden. Besonders in den ländlichen Industriegebieten in Großbritannien, war es früher Gang und Gäbe, Hunde gegen Ratten kämpfen zu lassen, bei denen die Arbeiter sich ihre Zeit mit Wetteinsätzen vertrieben. Geht man in der Zeitgeschichte noch weiter zurück, so wurden im alten Rom nicht nur Gladiatoren zum Kampf Mann gegen Mann in die Arena geschickt, sondern regelmäßig "Kampfhunde", die sich gegen Bären und Löwen beweisen sollten und damit für Unterhaltung der Zuschauer bei diesen unsäglichen Duellen dienten. Erschreckenderweise werden bis heute in diversen Kreisen, Hunde unter unwürdigen, verachtenden und kriminellen Bedingungen von klein auf so gehalten, behandelt und gezielt abgerichtet, um sie an abgelegenen Orten im Geheimen, verbotenerweise als "Kampfhunde" gegeneinander antreten zu lassen.
Auch hier wurden bei den frühzeitlichen "Wettkämpfen" der individuelle Jagdtrieb und das Beutefangverhalten der teilnehmenden Hunde genutzt, um sie auf ihre Gegner als "Beute" scharf zu machen. Ihr Jagdinstinkt wurde dabei durch die flinken Bewegungen der Ratten angetriggert und damit der Beutetrieb und das daraus resultierende Jagdverhalten ausgelöst. Betrachtet man allerdings die verbotenen und abscheulichen "Hundekämpfe" in unserer heutigen Zeit, so werden diese Hunde gezielt in ihrer Persönlichkeitsstruktur von klein auf bewusst manipuliert, durch Maßnahmen wie Schläge, Psychoterror und Isolation willentlich gebrochen, um ein hohes Aggressionspotential zu entwickeln und möglichst nahezu keine Hemmschwellen gegenüber Tieren und zu Teilen Menschen zu haben. Durch die negativen Lernerfahrungen ist in diesen Fällen ein fließender Übergang von Beutefangverhalten und Aggressionsverhalten des Sozialverhaltens zu beobachten, sprich es besteht keine klare Abgrenzung von beiden vorgenannten Verhaltensarten, wie es im Normalfall üblich ist, da Beutefangverhalten generell kein aggressiv motiviertes Verhalten ist, dem reinen Beutemachen dient und Sozialverhalten hingegen bei sozialen Konflikten Anwendung findet.
Ferner diente der Jagdinstinkt und das Jagdverhalten Menschen nicht nur im Rahmen tatsächlicher Jagdaufgaben als Arbeitshund (Jagdgebrauchshund) im Revier für die Jagd auf Wildschweine, Rehe, Hirsche, Fuchs, Dachs, Otter, Hase, Federwild etc. als tatkräftiger Jagdgehilfe, sondern um die Ställe, Höfe und Behausungen seiner Besitzer frei von "Ungeziefer" in Form von Nagetieren zu halten, schließlich wurden Ernte und sonstige Nahrungsmittel noch unter anderen Bedingungen aufbewahrt und boten damit Mäusen, Ratten, Mader u.a. ideale Voraussetzungen ihren Lebensmittelpunkt in die Nähe menschlicher Ansiedlung zu legen, um auf kurzem Weg, sich an den Fressalien zu bedienen. Die Plagegeister wurde aber auf eine wirkungsvolle und sehr effektive Art und Weise bekämpft, i dem manche Hunderassen wie z.B. Pinscher, Schnauzer, Jack Russell Terrier, Parson Russell Terrier, Cairn Terrier, West Highland White Terrier u.a. dort wachten, Jagd auf die Nager machten und sie entweder vertrieben oder letztlich töteten. Dies brachte ihnen die Bezeichnung "Rattler", in Anlehnung an die Aufgabe des Rattenfänger, ein.
Aber auch heute werden im Hundesport verschiedene Sequenzen des Beutefangverhaltens zur Ausübung der sportlichen Aktivität und Disziplinen in kontrollierter Weise umgeleitet und zielgerichtet eingesetzt. Bestes Beispiel stellt das Coursing bzw. Windhunderennen dar, bei dem die Hunde hinter einem Hasendummy/Hasenschleppe hinterherhetzen, der von einer Maschine im Kreis über die Wettkampfbahn gezogen wird und die Hunde in ihrem Jagdtrieb reizt und sie daraufhin das Jagdverhalten in verschiedenen Sequenzen ausleben. Das Coursing wird auch als Simulation der Sichthetzjagd bezeichnet und damit bereits von der Definition her, ein Hinweis auf die Sequenz aus dem Repertoire des Beutefangverhaltens, geliefert.
Ferner werden u.a. beim Mantrailing im Hundesport wie auch im Rettungshundewesen das Such-/Appetenzverhalten kontrolliert angesprochen und durch die Schnüffelarbeit stark gefördert, bei der Wasserarbeit Teile der Handlungskette des Beutefangverhaltens in Form vom Packen und Wegtragen gezielt ausgelastet, beim Dummytraining Suchen, Packen und Bringen trainiert und ausgelebt oder das Flyball, wo es ebenso um das Packen und Apportieren bzw. Wegtragen/Bringen geht. Kurz es gibt neben den herkömmlichen Jagdaufgaben unzählige Beschäftigungsmöglichkeiten, um den Jagdtrieb des Hundes kontrolliert anzusprechen und ihm eine geeignete Bereiche zu bieten, wo er sich art- und rassegerecht einbringen, entfalten und ausleben kann, damit am Ende des Tages der Hund ausgelastet, ausgeglichen und zufrieden ist.
Was kann ich bei Verhaltensauffälligkeiten hinsichtlich des Beutefangverhalten als Halter aktiv tun?
Beutefangverhalten und Jagdinstinkt nicht mit Aggressivität vergleichen und zielgerichtete Maßnahmen einleiten.
Beutefangverhalten hat nichts mit Aggressionsverhalten zu tun
Wie bereits erwähnt, ist das Beutefangverhalten nicht dem Aggressionsverhalten zuzuordnen, das natürlich angelegte Instinktverhalten wird durch einen auslösenden Schlüsselreiz, der auf den individuellen Jagdtrieb als Impulsgeber einwirkt, animiert, aktiviert und zum Entfesseln gebracht.
Hingegen stehen Verhaltensweisen, die aggressiv motiviert sind, im Zusammenhang mit dem Sozialverhalten von Hunden, dass bei jeglichen Interaktionen/Kontakt unter Artgenossen, zwischen Hunden und Menschen und Hunden mit artfremden Tieren, in seinen verschiedenen Funktionskreisen auftritt und dabei entweder distanzreduzierende oder distanzvergrößernde Motivationstreiber die Situation zwischen den Sozial- und Kommunikationspartnern beherrschen.
Generell sind also das Beutefangverhalten und Aggressionsverhalten aus dem Sozialverhalten zwei komplett unterschiedliche und von seiner Evolutionsgeschichte abgegrenzte Verhaltensarten, da die erstgenannte Verhaltensart der Nahrungsbeschaffung und dem Selbsterhaltungstrieb dient, die zweitgenannte aber innerhalb einer Konfliktlösung auftritt - beide haben demnach auch völlig diverse Ausdrucksverhalten, Kommunikationselemente und Verhaltensabläufe/Handlungsketten.
Beutefangverhalten hat einen hochemotional getriebenen Charakter und wird von höchst positiver und leidenschaftlicher Erregung getragen, wirkt selbstbelohnend. Beim Aggressionsverhalten liegen allerdings ein negativer Erregungszustand und Stresspegel zu Grunde, da eine angespannte Stimmung zwischen den Sozial-/Kommunikationspartnern vorherrscht.
Durch die Domestikation des heutigen Haushundes, in all seinen unterschiedlichen Schlägen, sind zwischenzeitlich aber auch situative Verhalten zu beobachten, wo Beutefangverhalten und Aggressionsverhalten/Sozialverhalten durch mannigfaltige Motivationstreiber ineinander übergehen und keine kategorische Abgrenzung mehr besteht.
Das Beutefangverhalten ist genetisch veranlagt, hund- und rasseabhängig stark ausgeprägt, kann gezielt durch Lernerfahrungen weiter gefördert, verfeinert und geformt werden, so dass speziell bei Arbeits- und Gebrauchshunden, die für die Ausübung und erfolgreiche Umsetzung ihrer Arbeitsaufgaben bestimmte Sequenzen des Jagdverhaltens, stark und perfektioniert im Verhaltensrepertoire verankert haben sollten, stets situativ auf kontrollierte, umgeleitete und kanalisierte Weise die Handlungsketten abgerufen und zum Einsatz kommen können.
Da das Beutefangverhalten also durch erlebte Erfahrungswerte einen substantiellen Eindruck und Effekt beim hund hinterlassen und nachhaltig auf zukünftiges Verhalten Einfluss nehmen, können damit nicht nur erwünschte Verhalten gefördert und aufgebaut, sondern auch gegenteilig unerwünschten Verhaltensweisen sich ausbilden und ebenso im Verhaltensrepertoire aufgenommen werden. Bedeutet im Hinblick auf unkontrolliertes Jagdverhalten im normalen Hundealltag, dass die Fertigkeiten und Fähigkeiten des Vierbeiners nicht gezielt bei verschiedenen Aktivitäten und Beschäftigungen gewollt eingesetzt werden, sondern der Hund das Beutefangverhalten, getrieben durch externe Umweltreize, selbstständig und in unangemessener Form auslebt. Kurz, er jagt wenn er es nicht soll.
Bestenfalls kann euer Hund seinen individuell angelegten Jagdtrieb, seine Jagdpassion und das Beutefangverhalten bei art- und rassegerechten Beschäftigungsformen wie der Jagd im Revier, bei diversen Hundesportarten oder in der Freizeit bei Suchaufgaben, Apportierspielen, Reizangel und anderen geeigneten Ersatzbeschäftigungen mit jagdcharakterlichen Aufgaben ausleben. Denn dann hat er auf geregelte und konzentrierte Weise die Möglichkeit, seine Talente, Fertigkeiten, Instinkte und Triebe einzubringen, freien Lauf zu lassen und bei den Beschäftigungen als Persönlichkeit voll aufzugehen und sich auszulasten. Sprich, der Hund muss gefordert werden, damit er die Gelegenheit bekommt, all seine Eigenschaften und Anlagen zur Genüge einzusetzen und sich abarbeiten zu können.
Ist dem nicht so und der Vierbeiner ist unterfordert, wird er unzufrieden und sich Ersatzbefriedigungen für die aufgestauteten triebgesteuerten Verlangen und Bedürfnisse selber suchen. Und genau hier beginnt dann das Problem, wenn das Jagdverhalten nicht mehr durch Menschenhand kontrolliert im gewünschten Rahmen eingebracht, sondern der Vierbeiner die Entscheidung und das Heft des Handelns eigenmächtig übernimmt, folglich das Beutefangverhalten zu einer unkontrollierten Handlung wird. Es kann dann situativ zu jedem Zeitpunkt passieren, dass ein bestimmter Außenreiz den Jagdinstinkt und das Interesse des Hundes so stark anspricht, dass jegliche sicher geglaubte Erziehung versagt, es aus dem Vierbeiner herausbricht und er von einem Bewegungsreiz, einer Duftspur oder Geräusch völlig losgelöst sich von Dannen macht - ob unterwegs im Feld, Wald abhaut oder von zu Hause ausbricht und seinem Trieb freien Lauf lässt. Nicht nur dass das unkontrollierte Beutefangverhalten des Hundes u.U. Menschen und Tiere gefährden, bedrohen und mitunter verletzen kann, es handelt sich dabei um streng verbotenes Verhalten, das je nach Fall als Ordnungswidrigkeit oder Strafhandlung vom Gesetzgeber verfolgt werden. Mehr hierzu findet ihr in den länderspezifischen Hundegesetzen und -verordnungen in unserem Leitartikel "Die private Hundehaltung in Deutschland".
Zudem eröffnen sich dem unkontrolliert wirkenden Hund völlig neue Sphären, denn das Jagderlebnis und Durchlaufen der Handlungskette und einzelnen Jagdsequenzen, ist selbst ohne Erbeutung, ein höchst lustbetontes und emotionales Ereignis, bei dem die Sinne des Hundes auf Höchstleistung geschärft funktionieren und sich alles nur noch um das verfolgte Tier, Geruchsspur oder Geräusch dreht, alles andere ignoriert und von Desinteresse ist. Der Vierbeiner blendet alles aus, denn sein Hirn wird ab einem bestimmten Zustand von der denkenden in die emotionale Hirnhälfte umschalten und in in eine Art Rausch mit extremem Hochgefühl durch das Ausschüttung von Cortisol versetzen. Deshalb versagen auch alle einstudierten Befehle und Kommandos, Herrchen hat in diesem Moment keine Relevanz für den Hund und damit keinen Zugriff. Der Erregungszustand befindet sich während des Jagens auf Höchstniveau. Auf Grund des Wohlgefühls und Glückshormone, die der Vierbeiner beim Jagen empfindet, wirkt der Jagdablauf schon als solches extrem selbstbelohnend und ist damit der Motivationstreiber für zukünftige Wiederholungen - hat ein Hund einmal das unkontrollierte Jagderlebnis durchlaufen, so hat er Blut geleckt und wird häufig zum "Serientäter".
Daher gilt es möglichst fehlgeleitete und ungewollte Jagdszenen und Beutefangverhalten erst gar nicht zuzulassen und dem Hund keine Grundlage durch einmal erreichten Erfolg zu bieten.
Gezieltes Hundetraining und rassespezifische Auslastungsaktivitäten
Um Verhaltensprobleme im Hinblick auf das Beutefangverhalten möglichst zu vermeiden, gibt es zwei wesentliche Faktoren, die ihr als Hundehalter selber beeinflussen könnt. Einerseits geht es darum, aus präventiven Gesichtspunkten, euren Hund seinen Bedürfnissen, Anlagen und Trieben entsprechend physisch und psychisch ausreichend zu beschäftigen und andererseits für das kontrollierte und sichere Führen im Alltag, alle notwendigen erzieherischen Maßnahmen, an dessen Persönlichkeit, Wesen und Temperament orientiert und ausgerichtet, gemeinsam mit dem Hund zu absolvieren, damit ihr situativ mit den richtigen Instrumenten auf ihn einwirken könnt und im Griff habt, zudem durch Trainingskomponenten wie die Impulskontrolle, Frustrationstoleranz etc. der Vierbeiner hinsichtlich etwaiger Umweltreizen gefestigt und umweltsicher ist, sich also selber unter Kontrolle halten kann und den Einflussfaktoren neutral gegenüber eingestellt ist.
Vorbeugend sind also die richtige Auslastung und Erziehung/Ausbildung das Maß aller Dinge, um dem Vierbeiner keine Argumente für unkontrolliertes Jagdverhalten zu bieten.
Im Hinblick auf die Verwendung und Beschäftigung des Hundes soll dieser also nicht in seinen Anlagen zwanghaft unterdrückt werden, sondern ausreichend Gelegenheiten geboten bekommen, bei denen der individuelle Jagdtrieb gezielt angesprochen und das Beutefangverhalten kanalisiert in jagdliche oder jagdähnliche Aktivitäten geleitet und kontrolliert in den verschiedenen Sequenzen ablaufen kann. Dies bringt dann dem Vierbeiner die Chance, sich körperlich und geistig/mental austoben, seine Begabungen und Fähigkeiten voll auszuschöpfen, sich an den gestellten Aufgaben abzurackern und zu vergnügen, damit er nach verrichteter Arbeit ausgeglichen, zufrieden und ausgelastet ist. Dies ist die beste und wirkungsvollste prophylaktische "Therapie".
Der notwendige individuelle Aufwand wird allerdings von Hund zu Hund und Rasse zu Rasse wegen ihres jeweils subjektiv ausgeprägten Jagddrangs und ihrer Jagdleidenschaft unterschiedlich ausfallen. Hinzu kommen etwaige Vorlieben und Präferenzen des jeweiligen Vierbeiners, denn nicht jede denkbare Beschäftigung, die sich für das Auslasten der diversen Sequenzen des Jagdverhaltens eignen, müssen dem Vierbeiner liegen oder ihm Spaß bereiten - und den sollte er auf alle Fälle haben, denn nur um des Auslastungswillens den Hund zu etwas zu zwingen, wird keine Freude bereiten, daher vermutlich seinen Zweck verfehlen und zudem die Beziehung Hund-Mensch belasten.
Damit ihr aber von Anfang an einschätzen könnt, was auf euch in diesem Zusammenhang zukommt, ist es für alle Beteiligten unbedingt notwendig, sich umfassend und detailliert über alle Aufgaben der Hundehaltung und rassespezifischer Besonderheiten kundig zu machen, damit der zukünftige tierische Partner in allen Belangen zu euch, eurer Lebenssituation und Verwendungsabsichten passt, um dem Hund und dessen Bedürfnissen auch nachhaltig vollumfänglich gerecht zu werden. Mehr hierzu findet ihr in unserem ergänzenden Artikel "Gedanken rund um die Anschaffung eines Hundes".
Auf alle Fälle sollte klar sein, dass in Sachen Auslastungsprogramm unter Berücksichtigung des jeweiligen Jagdtriebs/Beutefangverhalten, ein Border Collie, Labrador Retriever, Beagle oder Rhodesian Ridgeback eine andere Hausnummer sind, als ihre Artgenossen Mops, Havaneser, Papillon oder Pudel. Um hier ein paar Ideen für das Hundeprogramm zu bekommen und geeignete Aktivitäten für die einzelnen Rassen zu finden, stehen euch unsere Rassebeschreibungen zur Verfügung.
Welche Aufgaben und Beschäftigungen stehen nun zur kontrollierten Auslastung des Beutefangverhaltens pauschal betrachtet, für Hunde mit genetisch veranlagtem Jagdtrieb und starker Jagdpassion zur Verfügung?
Im Grunde kann man hier zwischen den nachfolgenden 3 Kategorien differenzieren, die allesamt nicht völlig abgegrenzt voneinander betrachtet werden sollen, sondern vielmehr miteinander kombiniert und ergänzt für das richtige Maß an Auslastung sorgen können:
- Verwendung
Die einfachste und naheliegendste Variante, um den jeweiligen Hund rassespezifisch auszulasten, ist dessen Verwendung innerhalb der im Rassestandard der jeweiligen Hunderasse angestrebten Aufgabenbereiche. In aller Regel sind dies bei Rassen mit ausgeprägtem Jagdtrieb diverse Tätigkeiten als Arbeits- und Gebrauchshunde, so z.B. unterschiedliche Jagdgebrauchshunderassen, ob Vorstehhund, Apportierhund, Laufhund, Erdhund, Schweißhund, Windhund etc., aber auch Herdengebrauchshunde wegen ihres Hüte- und Schutztriebs, die jeweils Bestandteile des Beutefangverhaltens in abgewandelter Form beim Ausleben ihrer Triebverhalten zeigen. Und an der Stelle wollen wir nochmals anmerken, dass nicht bei allen Hunden Beutefangverhalten = Beutefangverhalten ist, denn die Ausprägung insgesamt in wie weiter oben beschrieben individuell duch verschiedene Faktoren bestimmt, aber auch die einzelnen Jagdsequenzen mit Such-/Appetenzverhalten, Fixieren, Anpirschen/Anschleichen, Hetzen/Jagen, Packen/Fangen, Töten/Reißen, Wegtragen und Fressen sind von Hundepersönlichkeit zu Hundepersönlichkeit und Hunderasse zu Hunderasse divers stark veranlagt und bedürfen daher im Idealfall spezifischer Aufgaben, die diese Eigenschaften gezielt fördern und auslasten. - Hundesport
Zahlreiche Hundesportarten, bei denen die unterschiedlichen Sequenzen der Handlungskette des Jagdverhaltens mal mehr, mal weniger angesprochen werden, sind ideale Aktivitäten, an denen ihr gemeinsam als Team mit eurem Hund für dessen physische und psychische Auslastung teilnehmen könnt. Angefangen bei der Dummyarbeit, über Flyball, Hundefrisbee, Jagility, Mantrailing, Treibball, Wasserarbeit, Windhundesport (Coursing/Windhundrennen) bis zur Zielobjektsuche gibt es unzählige Disziplinen, die je nach Hundeindividuum und dessen individuell veranlagter Jagdsequenzen, das instinktive Jagdverhalten perfekt in kontrollierte Bahnen umgeleitet und ausgelebt werden kann.
Neben den klassischen Hundesportdisziplinen sind Hunde mit ausgeprägtem Jagdinstinkt und Beutefangverhalten, ideal im Rettungshundewesen aufgehoben, um wertvollen Dienst als Rettungshund innerhalb der Personensuche und Wasserrettung abzuleisten, mit dem Ziel Menschenleben zu bergen und retten.
Probiert und testet mit eurem Hund, wo er als Persönlichkeit aufgeht, sich richtig reinschmeißt, Spaß beim Arbeiten hat und nicht genug davon bekommen kann - dann seid ihr richtig aufgehoben, werdet gemeinsame Erfolge einspielen und an den Herausforderungen als Team wachsen. - Hundealltag
Ferner kommen kreative Freizeitaktivitäten im normalen Hundealltag mit jagdähnlichen Komponenten für das Ansprechen des Jagdtriebs und kanalisierte und kontrollierte Ausleben der unterschiedlichen Jagdsequenzen, zu Auslastungszwecken in Frage. Hier eignen sich Suchspiele, bei denen beispielsweise verstecktes Futter/Leckerchen vom Hund via Nasenarbeit aufgestöbert werden sollen, die ihr an den unterschiedlichsten Stellen platzieren könnt. Dies kann im Haus mit einem Schnüffelteppich oder einem Karton mit zusammengeknüddeltem Papier, die ihr mit Leckerlies bestückt, umgesetzt werden. Oder der eigene Garten kann als vielseitiger Trainingsplatz dienen. Zieht Mutter Natur mit in die Suchaufgaben ein, so lassen sich beispielsweise Leckerchen prima in der Baumrinde einklemmen, in einem Futterbeutel an einen Ast hängen, hinter Blumentöpfen oder anderen Gegenständen ablegen, unter altem Laub platzieren oder sogar vergraben, damit der Vierbeiner nach dem Aufstöbern der Stelle, diese sogar ausbuddeln muss. Aber auch bei euren täglichen Hunderunden, könnt ihr diese Versteckspiele im Wald oder Feld üben, zumal hier weitere Umweltreize während der Aufgaben auf ihn einwirken und dadurch von Seiten der Konzentration, der Suchaufwand erschwert wird - dies wird ihn sicher anstrengen, herausfordern und mit der Zeit zwecks Auslastung erschöpfen. Ferner können Fährten mit bestimmten Düften/Duftspuren gelegt werden, in dem z.B. ein Stück Fleisch an einem Seil über den Boden gezogen wird, die der Hund abarbeiten soll und ihn zu einem bestimmten versteckten Gegenstand führen. Je nach Talent und Trainingsstand kann der Schwierigkeitsgrad stetig erhöht werden (Distanz, Streckenverlauf mit/ohne Duftunterbrechung etc.). Des Weiteren ist der Einsatz der Reizangel für hetz- und jagdfreudige Hunde eine ideale Alternative, um ihn körperlich auszupowern. Ebenso sind Ballspiele und sonstige Apportierspiele spaßbringende Möglichkeiten, die den Jagdtrieb einbeziehen und damit für Ersatzbeschäftigung und -befriedigung sorgen. Schnuppern, Suchen, Apportieren sind also Betätigungen, die prima den Hund beschäftigen, ihm in aller Regel Spaß machen und letztlich einen Auslastungseffekt durch den körperlichen Einsatz und die Kopfarbeit bezwecken. Ihr habt einen wasser- und bringfreudigen Vierbeiner an eurer Seite? Dann nutzt diese Anlagen und geht mit ihm an einen See oder wenig befahrenen Fluss, sofern die Strömungsverhältnisse und Nutzungsbedingungen nichts Gegenteiliges sprechen. Dort könnt ihr dann einen Ball, Dummy oder sonstiges Spielgerät ins Wasser werfen und mit einstudierten Kommandos euren Hund zum Holen losschicken. Ebenso gibt es tolle Hundespiele, die jagdaffine Vierbeiner perfekt bedienen und sich für eine kurze Trainingseinheit zwischendurch oder Tage mit schlechtem Wetter im Wohnbereich eignen. Mehr hierzu findet ihr in unserem gesonderten Magazinbeitrag.
Es gibt demnach eine unwahrscheinlich große Variationsmöglichkeit, seinem Hund mit veranlagtem Jagdtrieb, ein umfangreiches und herausforderndes Trainingsprogramm zusammenzustellen, mit dem er gefördert und gefordert wird und seine Stärken, Fertigkeiten, Triebe/Instinkte rassespezifisch in einem kontrollierten Rahmen einbringen kann. Achtet aber bitte darauf, dass dies in einem ausgewogenen Maß geschieht. Denn sowohl die körperlichen Übungen, als auch die Aufgaben, die seinen Sinnesorganen, Konzentration und Hirnleistung einiges abverlangen, verbrauchen viel Energie, was zu physischer Ermüdung und psychischer/mentaler Erschöpfung führt - sprich der Vierbeiner soll nicht überfordert werden, gönnt ihm Pausen zum regenerieren und Auftanken seiner Batterien. Kurze, knackige und intensive Trainingseinheiten mit einer optimalen Kombination aus Aufgaben für den Körper und Geist sind viel wirkungsvoller und schonender, als den Vierbeiner stundenlang sinnlos durch die Flur laufen zu lassen. Zudem sollte der Vierbeiner regelmäßig Check-Ups beim Tierarzt unterzogen werden, um etwaige Verletzungen oder sonstige gesundheitliche Bedenken für die Ausübung etwaiger Betätigungsfelder auszuschließen, damit alle Aktivitäten einen positiven Beitrag für das Wohlbefinden, die Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Fitness und gesamte Konstitution des Hundes liefern. Denn auch beim Hund ist das angestrebte Ziel, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen.
Nun wollen wir auf die Erziehungs- und Ausbildungsmaßnahmen blicken, die neben der artgerechten Auslastung ein wesentliches Instrument generell im Hinblick auf die Persönlichkeitsformung jedes einzelnen Hundeindividuums einnimmt, aber auch für das sichere und kontrollierte Führen des Vierbeiners existentiell ist - auch im Hinblick seines Jagdtriebs/Jagdinstinkts und dem angelegten Beutefangverhalten.
Und hier gibt es ab dem Tag der Anschaffung keine Zeit zu vergeuden, denn besonders während der Welpenaufzucht werden die richtungsweisenden Grundlagen gelegt, wie die Persönlichkeitsstruktur des Hundes inklusive Umweltsicherheit, Sozialverträglichkeit, Gehorsam und Führigkeit, für sein gesamtes Hundeleben durch entsprechende Trainingsmaßnahmen und Lernerfahrungen geprägt und geformt sein wird. Um mehr über die biologischen Entwicklungsschritte von Hundewelpen, den einzelnen Welpenphasen und den damit verbundenen Aufgaben als verantwortlicher und fürsorglicher Halter in Erfahrung zu bringen, steht für euch unser ergänzender Leitartikel im Magazin bereit.
Im Hinblick auf den Beutetrieb und das Jagdverhalten ist es wichtig, dass der junge Welpe frühzeitig auf positive und angenehme Weise, Kontakte und Erfahrungen mit Artgenossen, anderen Tiere jeglicher Art, Menschen, Gegenständen, Geräuschen, Gerüchen, visuellen Signalen etc. sammelt, damit der Sozialkontakt und die Konfrontation mit alltäglichen Umweltreizen zur Normalität für den Hund werden, ihm die arttypischen Umgangsformen und Verhalten durch Üben, Beobachten, Nachahmen etc. vermittelt werden, er andere Spezies kennenlernt und sich an das Miteinander gewöhnt, sowie die unterschiedlichen Kommunikations- und Ausdrucksweisen erlebt und sich einverleibt, um sich und sein Verhalten an das jeweilige Gegenüber anzupassen und angemessen zu interagieren. Wird der Welpe in der Sozialisierungsphase mit anderen Tieren behutsam vertraut gemacht, so ist die Chance hoch, dass diese Tiere auch in seinem weiteren Hundeleben eher nicht als Beute betrachtet werden und es bei Begegnungen zu vereinzelten Jagdsequenzen kommt. Kurz: Prägung, Sozialisierung und Habituation spielen auch in Sachen Beutefangverhalten eine Rolle.
Um als Team zu funktionieren und zusammenzuwachsen, stehen zudem der Vertrauens- und Bindungsaufbau im Zentrum des Geschehens, denn nur eine stabile Bindung als Fundament wird nachhaltig zu einer harmonischen, in sich gefestigten, funktionalen und eingespielten Beziehung führen, die auf gegenseitigem Respekt und Verständnis fußt. Hierzu gehört auch, dass ihr als Halter euch durch das intensive Miteinander ein Bild von eurem Hund, dessen Persönlichkeitsstruktur und Verhalten macht, um mit entsprechender Kenntnis über das Ausdrucksverhalten von Hunden im Allgemeinen und eurem eigenen Vierbeiner im Speziellen, dessen Bedürfnisse, Botschaften und Signale deuten und verstehen könnt - nur so seid ihr in der Lage, generell Verhalten zu antizipieren und Anzeichen für unkontrollierte und unerwünschtes Beutefangverhalten wahrzunehmen, um adäquat auf euren Vierbeiner einwirken zu können.
Welche Ausbildungsinhalte zahlen weiter auf das Kontrollieren des Jagdtriebs und Beutefangverhaltens ein?
- Grundgehorsam
- Impulskontrolle
- Frustrationskontrolle
- Leinenführigkeit
- Freifolge
- Sicherer Rückruf
- Abbruchsignal
- Konditionierte Entspannung
- Antijagdtraining
Neben den vorgenannten erzieherischen Inhalten, die die Basis für die Kontrolle und sichere Führung des Hundes sind, sind Konsequenz und Disziplin bei der Umsetzung absolut entscheidend, damit klare Regeln und Grenzen dem Vierbeiner als Orientierungshilfe für sein Tun und Wirken dienen. Sprich dem Vierbeiner muss klar sein, wann er was darf und zu welchem Zeitpunkt bestimmtes Verhalten unangemessen und unerwünscht ist. Zudem solltet ihr stets euren Hund und dessen Verhalten aufmerksam beobachten, von klein auf sich abzeichnendes unerwünschtes Beutefangverhalten unterbinden und seinen Jagdtrieb/Jagdverhalten gezielt in abwechslungsreiche jagdliche Aufgaben und Beschäftigungen lenken.
Abschließen wollen wir dieses Unterkapitel mit dem Hinweis, dass die vorgenannten Auslastungs- und Erziehungselemente selbst bei vorbildlicher Handhabung und vermeintlich sicherem und wiederholbarem Sitzen, keine 100% Garantie geben, dass der Hund nicht doch einmal von einem Schlüsselreiz derart vereinnahmt wird, dass alle Sicherungsmechanismen und Kommados ihr Ziel verfehlen und der Vierbeiner auf und davon ist. Für den Fall der Fälle gilt es dann gezielt etwas zu unternehmen, wie wir nun in dem abschließenden Kapitel fortführen.
Problemverhalten gehört in die Hände eines Hundeprofi
Wenn der Hund beim Spazieren ständig von links nach rechts auf Grund wegfliegender Vögel springt, an der Leine wie ein verückter zieht, wenn er eine Katze weglaufen sieht, oder bereits während der Hunderunde verabschiedet und Rehe im Wald verfolgt hat, dann ist es höchste Zeit, etwas gegen dessen ausgeprägten Beutetrieb und das Beutefangverhalten zu unternehmen, bevor ein Lebewesen noch ernsthaft in Bedrängnis geraten. Denn in letzter Konsequenz kann ein unkontrolliertes Jagen und Hetzen eines Rehs, in einem folgenschweren Unglück enden, wenn der Hund das Wildtier kilometerweit verfolgt und dabei eine stark frequentierte Straße überquert und es auf Grund etwaiger Ausweichmanöver zu einem schlimmen Verkehrsunfall mit Verletzten oder gar Unfallopfern kommt.
Wie auch immer etwaiges unkontrolliertes und fehlgeleitetes Beutefangverhalten sich äußert und welche Ausprägung es bereits erreicht, es ist an der Zeit aktiv etwas zu unternehmen und am besten direkt einen Hundetrainer und/oder Verhaltenstherapeuten zu kontaktieren. Weder Ignorieren noch eigenmächtiges Herumdoktern helfen an der Stelle weiter - das Problem wird damit in aller Regel nur noch schlimmer, da sich das Verhalten einprägt, verfestigt oder durch falsche Gegenmaßnahmen sogar intensiviert.
Zudem ist es doch sicherlich euer größtes Eigeninteresse, dass ihr auch in "schlechten" Zeiten zusammenhaltet und etwaige verhaltensseitige Ungereimtheiten schnellsten korrigiert und abbaut, denn diese wirken sich auch nachteilig auf die Bindung und das Verhältnis Hund-Mensch aus.
Generell ist unerwünschtes Verhalten nervend, störend und je nach Ausprägung eine Last, die mit Stress, Unsicherheit und mitunter mit Angst verbunden ist, je nachdem wie gefährdend das Verhalten des Hundes für Außenstehende, egal welcher Spezies, ist. Und gerade im Hinblick auf das Jagdverhalten können die Konsequenzen erheblich einschneidender sein, als wenn wir über ein überhörtes/ungehorsames "Sitz" sprechen, das zwar ebenfalls frustrierend sein mag, aber nicht dieses Risikopotential in sich birgt.
Wenn ihr also einen jagdlich ambitionierten Hund an eurer Seite habt, dann muss dieser wie im vorherigen Kapitel rassegerecht beschäftigt werden, damit er die vorhandenen Jagdsequenzen in kanalisierter Form zur gewünschten Zeit und den angemessenen Aktivitäten ausleben kann. Kommt es dennoch zur Verselbständigung mit Ausbüchsen oder anderen jagdlichen Anzeichen, ist es wichtig direkt die Ansätze zu unterbinden und eine Gegenkonditionierung mit dem Fachmann anzustreben, um unerwünschtes Verhalten gezielt zu korrigieren, abzubauen und zu löschen.
Denkt beim Beutefangverhalten immer daran, dass dieses angeborene und genetisch verankerte Verhalten einen selbstbelohnenden und damit stark motivierenden Charakter hat, das im Erfolgsfall dafür sorgt, dass der Hund zum Wiederholungstäter wird. Also gilt auch hier: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Zu guter Letzt wollen wir noch mit der These aufräumen, dass eine Kastration im Hinblick auf die Reduzierung des jagdlichen Triebverhaltens Einfluss nimmt. Dem ist definitiv nicht so, sprich eine mögliche Kastration wird den Jagdtrieb und das potentiell daraus resultierende Beutefangverhalten nicht reduzieren und dämpfen. Allerdings hat der operative Eingriff Auswirkungen auf andere Triebe, wie ihr in unserem veterinärmedizinisch aufbereiteten Artikel nachlesen könnt.
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