Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen
Welche Entwicklungsphasen durchläuft mein Welpe und was bedeutet dies für den Halter?
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 31.10.2024
Das Wichtigste in Kürze
- Entwicklung von Welpen: Die Welpenphase umfasst 5 Phasen von der Befruchtung, über die Geburt des Welpen bis Pubertät als Junghund.
- Pränatale Phase (bis Geburt): Die Entwicklung beginnt im Mutterleib. Gene, Stress, Ernährung und die Umwelt der Mutter beeinflussen bereits die spätere Gesundheit, die Persönlichkeit und das angelegte Verhalten des Welpen.
- Neonatale Phase (Geburt bis zum 13. Tag ±3 Tage): Neugeborene Welpen sind völlig auf ihre Mutter angewiesen. Ihre Sinne (Sehen, Hören) entwickeln sich erst allmählich. Wärme, Ernährung und Schlaf sind entscheidend für das Wachstum.
- Übergangsphase (13. Tag ±3 Tage bis zum 18. bis 21. Tag): Erste Sinneswahrnehmungen und Bewegungen setzen ein. Welpen öffnen die Augen und Ohren und beginnen, ihre Umgebung wahrzunehmen.
- Sozialisierungsphase (18. bis 21. Tag bis zum Alter von 12 Wochen): Eine kritische Phase, in der Welpen wichtige soziale Fähigkeiten lernen. Sie entwickeln Beziehungen zu Menschen, Artgenossen und ihrer Umwelt. Positive Erfahrungen in dieser Phase sind für die individuelle Persönlichkeitsentwicklung von großer Bedeutung und fördern ein sicheres Verhalten.
- Juvenile Phase (12 Wochen bis zum Alter von 9-18 Monaten und dem Beginn der Pubertät): Welpen reifen physisch und psychisch. Die motorischen Fähigkeiten werden stetig verbessert und die Welpen beginnen, die Welt intensiver zu erkunden. Bindung an den Menschen wird wichtiger als Ortsbindung.
- Umfassende Übersicht der Ontogenese von Hunden und den bedeutenden Entwicklungsphasen von Welpen (Welpenphasen) mit allen wichtigen Informationen, unzähligen praktischen Tipps für den gemeinsamen Alltag und hilfreichen Checklisten worauf Welpenhalter achten müssen.
Ein Hundewelpe durchläuft mehrere entscheidende Entwicklungsphasen, die bereits vor der Geburt beginnen und bis in die Juvenile Phase reichen. Diese Phasen haben einen enormen Einfluss auf die körperliche und geistige Entwicklung des Welpen. Vom Moment des Welpenkaufs übernehmen die neuen Besitzer eine große Verantwortung. Sie begleiten den Welpen durch diese wichtigen Abschnitte und prägen und formen aktiv während der Aufzucht dabei sein Verhalten, seine Sozialisation und letztlich seine Persönlichkeit. Der Prozess ist arbeitsreich und mit viel Verantwortung verbunden. Aber die Mühen werden durch viele schöne gemeinsame Erlebnisse belohnt, an deren Ende ein bestens entwickelter, gesunder und verhaltenssicherer Hund steht, der mit jeglichen Alltagssituationen gut zurechtkommt und auch in sozialen Interaktionen mit Menschen, Artgenossen und anderen Tieren sich sicher und souverän verhält.
Hundewelpen sind besonders niedlich, und es ist leicht, sich von ihrer charmanten Art verführen zu lassen. Sobald der Welpe in sein neues Zuhause einzieht, richtet sich die Aufmerksamkeit der gesamten Familie auf ihn. Das intensive Zusammenspiel aus Streicheln, Spielen und Interaktionen hilft dem Welpen, sich schnell in seiner neuen Umgebung zurechtzufinden und Vertrauen zu den neuen Bezugspersonen aufzubauen. Man darf nicht vergessen, dass der Welpe bis zur Übergabe Tag und Nacht mit seiner Mutter und seinen Wurfgeschwistern verbracht hat. Die Trennung von ihnen ist ein einschneidendes Erlebnis. Nun liegt es an den neuen Haltern, ihm durch viel Zuwendung und Fürsorge sowie Befriedigung seiner individuellen Bedürfnisse und Interessen, Sicherheit zu bieten. Diese enge Bindung ist essenziell für die psychische Stabilität des Hundes. Der Welpe entwickelt einen natürlichen Folgetrieb, der ihn dazu bringt, seinen neuen „Rudelmitgliedern“ ständig zu folgen. Durch die enge Beziehung und die gemeinsamen Erfahrungen wird die Grundlage für eine tiefe und vertrauensvolle Hund-Mensch-Beziehung gelegt.
Neben der emotionalen Bindung sind die ersten Wochen und Monate auch aus erzieherischer Sicht entscheidend. Der Welpe durchläuft in kurzer Zeit wichtige Phasen der Prägung, Habituation, Sozialisierung und Erziehung. Diese Welpenphasen bestimmen, wie sich der Hund in seiner Umwelt verhält, wie sicher er in sozialen Interaktionen ist und wie gut er auf die Herausforderungen des (Hunde-)Lebens vorbereitet ist. Eine sorgfältige und konsequente Erziehung legt das Fundament für ein harmonisches Zusammenleben. Es ist vergleichbar mit dem Heranwachsen eines Menschen: Ein Welpe lernt innerhalb kurzer Zeit die Fähigkeiten, die ein Mensch über viele Jahre hinweg entwickelt. Daher sind Geduld, Konsequenz und eine positive Herangehensweise entscheidend für den Erfolg.
Natürlich werden Herausforderungen nicht ausbleiben, besonders für unerfahrene Hundebesitzer. Fehler oder Versäumnisse in dieser sensiblen Zeit können langfristige Auswirkungen auf die gesamte Persönlichkeitsstruktur, das Verhalten, die körperliche Entwicklung und Gesundheit des Hundes haben. Es steht also viel in den Entwicklungsphasen der Hundewelpen auf dem Spiel. Dennoch werden sich die Anstrengungen lohnen: Mit Geduld und Hingabe wird der Welpe zum besten Freund des Menschen heranwachsen und das Zusammenleben bereichern.
In den folgenden Abschnitten gehen wir auf die einzelnen Entwicklungsphasen der Welpen detailliert ein. Wir beleuchten dabei sowohl die körperliche als auch die geistige Entwicklung des Welpen. Außerdem erfahrt ihr, welche erzieherischen Maßnahmen notwendig sind, welche tierärztlichen Untersuchungen anstehen und wie die Ernährung und Pflege optimal gestaltet werden. Dieser umfassende Leitfaden wurde in Co-Autorenschaft von Carsten Becker und Kristin Strauß (Biologin und Hundetrainerin bei der Mammalia AG) verfasst. Basierend auf der Expertise renommierter Autoren wie Dr. Udo Gansloßer, Petra Krivy und Kate Kitchenham, bietet er fundiertes Wissen und viele wertvolle Tipps und Tricks, um euren Welpen bestmöglich durch diese prägende Phase zu begleiten. Mit unseren Checklisten und praktischen Ratschlägen seid ihr bestens gerüstet, um eurem Hund einen erfolgreichen Start ins Leben zu ermöglichen.
Die Entwicklungsphasen von Hunden im Überblick
Von der pränatalen Phase vor Geburt bis ins hohe Hundealter als Seniorhund.
Ontogenese - Die Einteilung der Entwicklungsphasen beim Hund von der Befruchtung zum Welpen bis zum Hundesenior
Die Entwicklung des Hundes ist ein Zusammenspiel aus der Genetik und der Umwelt (Charney 2012), die schon ab dem ersten Tag der Geburt und sogar vorgeburtlich das Verhalten des Hundes beeinflusst (Althaus 1983, Serpell et al. 2017). Dies macht eine Prognose der physischen Entwicklung, aber eben auch besonders des Verhaltens oder der Persönlichkeit vor einem Alter von 18 Monaten unmöglich (Jones & Gosling, 2005). Das Auftreten, aber auch das Fehlen bestimmter Reize beeinflusst die neuronale Entwicklung des Hundes – und diese ist grundlegend für das Verhalten des Hundes. Schauen wir uns hierzu ein kurzes Beispiel an: Ein Golden Retriever lernt innerhalb der ersten Lebenswochen (ca. bis zur 12. Lebenswoche) keine Kinder kennen, ein anderer jedoch schon. Obwohl diese Rasse als „familienfreundlich“ beschrieben wird, wird der erste Hund sich im späteren Leben mit dem Kontakt mit Kindern wahrscheinlich schwer tun, der zweite hingegen wird keine Probleme damit haben. Das Auftreten oder Ausbleiben eines Reizes, in diesem Fall das Kennenlernen des Kindes, beeinflusst die Verhaltensentwicklung im späteren Leben. Somit sollte auch schnell klar werden, dass es weder den freundlich geborenen Familienhund, noch die gefährliche geborene „Kampfmaschine“ gibt – vielen wird eben auch von der Umwelt beeinflusst – aber eben nicht ausschließlich.
Die Persönlichkeit des Hundes ist das Ergebnis aus den vererbten Anlagen und erworbenen Erfahrungen die das Wesen, Temperament und Verhalten beinflussen!
Die Ontogenese des Hundes – also seine Entwicklung vom Spermium bzw. der Eizelle bis hin zum erwachsenen Tier und dessen Tod – kann in verschiedene Lebensphasen eingeteilt werden. Ähnlich wie bei unseren menschlichen Artgenossen kann die Unterteilung in diese Phasen nicht klar voneinander abgegrenzt werden, denn die neuronalen Entwicklungen sind ein fortlaufender Prozess. Die Einteilung in Lebensphasen dient dabei nur als Hilfestellung und sollte nicht als strikte Grenze verstanden werden, die ausnahmslos für alle Hunde gilt. Das Festlegen von absoluten Zeiträumen einzelner Phasen in Bezug auf das Verhalten ist äußerst problematisch (siehe auch Serpell et al. 2017 oder Miklósi 2015). Deutlich wird dieses beim Betrachten unterschiedlicher Rassen, die sich anfangs bezüglich ihrer Entwicklungsgeschwindigkeit untereinander noch wenig unterscheiden. Betrachten wir aber einen einjährigen Zwergpudel, wird dieser deutlich weiter in seiner Entwicklung sein als ein einjähriger Herdenschutzhund wie ein Kangal. Dies bedeutet, dass die Start- und Endpunkte jeder Phase nur als Richtlinie zu sehen sind (Miklósi 2015).
Aus der Forschung oder der Recherche mehrerer wissenschaftlicher Arbeitsgruppen (u.a. Scott & Fuller 1965, Feddersen-Petersen, Miklósi 2015 oder Serpell et al. 2017) geht die Einteilung in folgende Lebensphasen heraus:
- Pränatale Phase (bis Geburt)
- Neonatale Phase (Geburt bis zum 13. Tag ±3 Tage)
- Übergangsphase (13. Tag ±3 Tage bis zum 18. bis 21. Tag)
- Sozialisierungsphase (18. bis 21. Tag bis zum Alter von 12 Wochen)
- Juvenile Phase (12 Wochen bis zum Alter von 9-18 Monaten)
- Adoleszenz (9-18 Monate bis 7 Jahre)
- Alter (ab 7 Jahren)
Wir wollen uns nun gemeinsam die Entwicklungsphasen und -schritte, beginnend ab der pränatalen Phase (vorgeburtliche Phase) mit der Befruchtung über die Zeit als Welpe in der Gebärmutter der Hündin bis hin zur juvenilen Phase der heranwachsenden Hundewelpen, eingehend beschäftigen.
Die Pränatale Phase (Vorgeburtliche Phase)
Die pränatale Phase ist die Zeit ab der Befruchtung bis zur Geburt des Welpen.
Was ist die Pränatale Phase bei Welpen?
Wie oben bereits beschrieben, umfasst die Ontogenese des Hundes nicht nur den Zeitraum ab der Geburt, sondern auch schon die Phasen vor der Geburt, die Entstehung der Spermien und Eizellen, die Befruchtung und die Trächtigkeit zählen also hier dazu. Die Pränatale Phase umfasst also alles, was sich vor der Geburt des Welpen abspielt.
Was passiert beim Welpen physisch und psychisch in der Pränatalen Phase?
In dieser Phase entwickelt sich aus Spermium und Eizelle eine Zygote und daraus der Embryo, welcher nach der Geburt dann als Welpe bezeichnet wird. Die Pränatale Phase wird oftmals vergessen, obwohl reichliche Studien die Annahme unterstützen, dass auch diese Phase die Entwicklung der Welpen langfristig beeinflussen kann (Serpell et al. 2017). Nicht nur die Einflüsse, die ab der Geburt auf den Welpen einwirken, sondern auch alles, was vor der Geburt die Mutterhündin beeinflusst, wirkt sich auf die Verhaltensentwicklung aus. Doch nicht nur das: Studien zeigen, dass über epigenetische Veränderungen auch die Erlebnisse des Vaters (durch Veränderungen der Ablesung des Erbguts im Spermium) an die Nachkommen weitergegeben werden (Dias & Ressler 2014). In der Studie konnte gezeigt werden, dass, wenn eine männliche Maus ein traumatisches Erlebnis verbunden mit einem Geruch erleidet und anschließend eine weibliche Maus künstlich mit dessen Sperma befruchtet wird, so zeigen auch Nachkommen Anzeichen dieser Traumatisierung – ohne dass die Mutter oder die Nachkommen selbst die traumatisierende Situation erlebten. Gerade diese Erkenntnisse sind von großer Bedeutung, wenn es um die Wahl geeigneter Zuchthunde geht, ebenso wie die Übernahme eines Tierschutzhundes. Denn Zwangsverpaarungen oder gestresste Mutterhündinnen, ob nun bei einer Zucht oder einem Tiertransport aus dem Ausland nach Deutschland, führen dazu, dass auch die Nachkommen stressanfälliger werden – und das zeitlebens!
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Pränatale Phase zu achten?
Wie oben bereits beschrieben, wirken sich die Erlebnisse der Hündin und des Rüden auf das Leben der Welpen aus. Daher sollte der neue Welpenhalter oder die Welpenhalterin viel Zeit vor der Anschaffung eines Hundes in die Auswahl einer geeigneten Rasse, einer geeigneten Zuchtlinie, einer geeigneten Zuchtstätte und auch geeigneter Elterntiere legen. Worauf es rund um den Welpenkauf ankommt, haben wir in unserem ergänzenden Ratgeber beschrieben. Aber auch bei der Übernahme eines Welpen aus dem Tierschutz gilt es dies zu beachten: Lebte die Mutterhündin unter mangelhaften Lebensbedingungen, beeinflusst auch dies die Welpenentwicklung – auch, wenn die Welpen behütet geboren werden und aufwachsen. Ein zeitlebens stressanfälliger Hund erfordert viel mehr Einfühlungsvermögen, Geduld, Zeit und Wissen um passende Förderungsmöglichkeiten.
Es darf nicht vergessen werden, dass zwar die Umwelt einen großen Einfluss auf die Verhaltensentwicklung hat, aber auch die Genetik und die Epigenetik eine entscheidende Rolle spielen. Gerade letztere geben quasi den Rahmen vor, in dem der Welpe sich entwickeln kann.
Die Neonatale Phase (Vegetative Phase / Neugeborenen Phase)
Die Neonatale Phase, auch Vegetative Phase oder Neugeborenen Phase starten ab der Geburt und endet mit der zweiten Lebenswoche (um den 13. Lebenstag ±3 Tage).
Was ist die Neonatale Phase bei Welpen?
Bei der Neonatalen Phase handelt es sich um die Neugeborenenphase unmittelbar nach Geburt der Welpen. Die erste Entwicklungsphase findet ab dem Tag der Geburt bis zur Vollendung der 2. Lebenswoche der neugeborenen Hundewelpen statt.
Die Neugeborenen sind in einem unreifen Entwicklungsstand zur Welt gekommen, werden daher als Nesthocker bezeichnet, da sie völlig auf den Schutz und die Unterstützung des Muttertiers angewiesen sind. Das junge Hundeleben besteht nahezu aus dem Verweilen bei Mutter und Wurfgeschwistern, Schlafen und Trinken, sprich der Ernährung über das Säugen der Muttermilch und der Verdauung. Der Welpe entwickelt sich sukzessive weiter und wächst.
Was passiert beim Welpen physisch und psychisch in der Neonatalen Phase?
Endlich ist es geschafft und die Hündin bringt einen Wurf entzückender und gesunder Welpen zur Welt. Damit geht ab dem Tag der Geburt der Hundewelpen, die erste Phase ihrer Entwicklung außerhalb des Mutterleibs und der Welpenaufzucht los.
Bei dieser ersten Lebensphase spricht man von der Neonatalen Phase oder Vegetativen Phase von Hundewelpen.
In dieser Phase sind die neugeborenen Hundewelpen vollkommen auf fremde Hilfe angewiesen und im Grunde alles und allem, schutzlos ausgeliefert. Denn sie sind weder physisch noch psychisch in der Lage, selbstbestimmt zu interagieren. Zudem sind ihre Sinnesorgane noch nicht voll ausgebildet, die für ein unabhängiges Wirken in der Umwelt für Hunde existentiell sind. Die Wahrnehmung beschränkt sich auf taktile, gustatorische und olfaktorische Reize aus (Althaus 1985, Miklósi 2015, Serpell et al. 2015). Die Welpen spüren auf diesem Entwicklungsstand demnach Kalt und Warm und ihr Tastsinn ist bereits ausgeprägt, hilft ihnen somit sich zu orientieren.
Der Geruchsinn funktioniert teilweise und hilft den Hundewelpen schon seitens ihrer Orientierung etwas weiter. Denn ein ihm bekannter Geruch am Gesäuge des Muttertieres, kann vom Welpen wahrgenommen werden und erinnert ihn sofort an den Duft aus seiner Verweilzeit in der Gebärmutter. Es handelt sich dabei um ein Pheromon, dass bereits im Fruchtwasser ebenso gebildet wurde, wie nun an der Gesäugeleiste der Hündin. Die vollständige Ausprägung des Geruchsinns ist ab ca. dem 4. Lebensmonat erreicht.
Der Geschmacksinn ist ebenfalls bereits vorhanden. Beim Säugen kann dann auch der charakteristische "Milchtritt" beobachtet werden, ein genetisch verankertes Verhalten, das die Zitzen durch leicht tänzelnde Bewegungen zur Milchabgabe stimuliert.
Die Augen der Welpen sind in den ersten Tagen noch geschlossen und die Welpen sind taub, sprich weder das Sehen, noch der Gehörsinn sind ausgebildet. Die Augen öffnen sich im späten Neugeborenenalter, um den 13. Lebenstag (±3 Tage). In diesem Alter ist die Reaktion des Welpen auf Licht und bewegliche Objekte jedoch noch nicht vollends ausgebildet. Das Öffnen der Augen stellt den neurologischen Übergang von der Neonatalen zur Übergangsphase dar.
Weitere Merkmale dieser Phase sind ein durch Muskelzuckungen und Zittern gekennzeichneter Schlaf, Bewegungen, die sich durch Schwimmbewegungen der Gliedmaßen mit Kontakt des Bauches und der Unterbrust mit dem Boden auszeichnen, und Verhaltensweisen, die sich im Wesentlichen auf Saugen, Schlafen und primitive Reflexe beschränken (Markwell & Thorne 1987). Der Aktionsradius ist also auf ein minimales beschränkt, die Welpen bewegen sich nur im direkten Umfeld ihrer Mutter und Geschwister, suchen deren Körperwärme und direkte Anwesenheit. Das Leckverhalten der Hündin sorgt dafür, dass der Welpe sich immer zur Mutter zurück bewegt. Einen Tag alte Welpen können dabei mehr als drei Meter zurücklegen. Dies wird auch als Verwurzelungsreflex bezeichnet. Die Mutterhündin spielt hier eine wichtige Rolle, denn die ständige Suche des Körperkontaktes sichert ihnen die notwendige Wärme (Wärmeregulation). Die Welpen sind in dieser Phase nicht fähig, ihre eigene Körpertemperatur aufrecht zu erhalten.
Schön zu beobachten ist in dieser Zeit, das Hin- und Herbewegen des Kopfes, das dem Welpen bei der Suche der Zitzen der Hündin für die Versorgung mit der Muttermilch dient und damit sein Überleben in den ersten Wochen sichert. Das Saugen an sich wird durch den Saugreflex ausgelöst. Defäkation und Urinieren sind während dieser Phase Reflexaktivitäten und werden ausschließlich durch das Lecken der perinealen Region des Welpen durch die Hündin ausgelöst (Althaus 1985, Markwell & Thorne 1987).
Ab der Geburt sind bei den Welpen bereits die ersten Komponenten des Komfortverhaltens zu beobachten. So können die Hundewelpen ab dem ersten Tag nach dem Erwachen bereits Gähnen. Auch das Lecken der eigenen Schnauze funktioniert schnell und das Kratzen in Ansätzen. Gegen Ende der Neonatalen Phase werden die Neugeborenen in der Lage sein, sich zu belecken und zu beknabbern, auch das eigenständige Schütteln wird hier und da zu sehen sein.
Fühlen sich die Hundewelpen in dieser Zeit nicht vollkommen wohl oder benötigen Hilfe von ihrer Mutter, so werden sie sich durch Laute und Geräusche melden. Dies stellt sogleich die erste Form der Kommunikation mit Sozialpartnern und der Umwelt dar.
Im Grunde besteht das Welpenleben in der Neonatalen Phase demnach aus Saugen/Fressen, Atmen und Dauerschlaf.
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Erziehung in der Neonatalen Phase zu achten?
An Erziehungsmaßnahmen oder Vermittlung sonstiger Lerninhalte ist in dieser Zeit der Neonatalen Phase bei den neugeborenen Welpen noch nicht zu denken – es ist noch viel zu früh.
Studien zeigen, dass das vorsichtige und behutsame Streicheln, Knuddeln und Kraulen von Welpen sich positiv die Entwicklung der Stressresistenz und des Immunsystems auswirken (Fox & Stelzner 1966, Gazzano et al. 2008). Doch Vorsicht: Ein „Zu-viel“ hat vermehrt negative Auswirkungen und sollte unbedingt vermieden werden. Gerade in dieser frühen Phase sollte die Mutterhündin selbst bestimmen, wie viel Kontakt zu den Welpen gut und ausreichend ist. Von einem Besuch der Welpen in diesem Alter ist abzuraten, besonders wenn die Mutterhündin gestresst auf die Anwesenheit fremder Personen reagiert. Diese Belastung oder gar dieser Stress wirken sich ebenso wie in der Pränatalen Phase auf die Welpenentwicklung aus.
Weiterhin können wir auch hier wieder aus dem Verhalten anderer Caniden (Hundeartigen) lernen. In den ersten drei Lebenswochen halten sich die Welpen in der Wurfhöhle auf und haben nur Kontakt zu ihren Elterntieren. Erst hiernach verlassen die Welpen die Wurfhöhle und halten sich in einem gewissen Radius rund um die Wurfhöhle auf. Jetzt kommt es zum ersten Kennenlernen der Welpen mit anderen Familienmitgliedern wie Babysittern, Tanten und Onkels oder älteren Wurfgeschwistern (s. Gansloßer & Krivy 2014).
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Gesundheit in der Neonatalen Phase zu achten?
Vor der Geburt muss die trächtige Hündin mehrfach entwurmt werden, um zu verhindern, dass die Welpen bereits im Mutterleib oder später über die Muttermilch mit Parasiten infiziert werden. Die Entwurmung ist eine wichtige präventive Maßnahme (Antiparasitikaversorgung) für den Schutz der Welpen.
Sollte ein Kaiserschnitt erforderlich sein, wird dieser durch einen Tierarzt oder in einer Tierklinik durchgeführt. Dabei wird gleichzeitig der Gesundheitszustand der Welpen direkt nach der Geburt überprüft.
Findet die Geburt auf natürliche Weise in der Zuchtstätte oder beim privaten Züchter statt, ist die Anwesenheit eines Tierarztes nur bei Komplikationen notwendig. Zum Beispiel, wenn trotz Geburtsanzeichen nach mehreren Stunden noch keine Welpen geboren wurden.
Normalerweise übernimmt die Hündin nach der Geburt alle wichtigen Aufgaben selbst, wie das Öffnen der Fruchthüllen, das Abtrennen der Nabelschnur und das erste Säubern der Welpen. Sollte sie dies nicht eigenständig tun, kann menschliche Unterstützung erforderlich sein.
Besonders wichtig ist, dass die Welpen nach der Geburt normal und selbstständig atmen. Falls Nase, Fang oder Augen mit Schleim verschmiert sind, sollten diese vorsichtig mit einem weichen Tuch gereinigt werden.
Zur Überwachung des Wachstums der Neugeborenen ist es ratsam, die Welpen direkt nach der Geburt und in den ersten zwei Wochen regelmäßig zu wiegen.
Da die Welpen möglichst schnell an das Gesäuge der Mutter müssen, um über die Muttermilch alle lebensnotwendigen Nährstoffe zu erhalten, sollte der Saugvorgang beobachtet werden. Durch den vorhandenen Saugreflex können Welpen normalerweise gleichzeitig atmen und Muttermilch trinken. Schwierigkeiten beim Trinken, wie Verschlucken oder Milch, die aus den Nasenöffnungen austritt, könnten auf Probleme wie eine Gaumenspalte hinweisen. In solchen Fällen sollte ein Tierarzt unbedingt hinzugezogen werden.
Tipp: |
Sowohl die Hündin als auch die Welpen sollten zeitnah nach der Geburt von einem Tierarzt untersucht werden. Dies dient der allgemeinen Gesundheitskontrolle und stellt sicher, dass alle Tiere wohlauf und entsprechend dem aktuellen Lebensalter richtig entwickelt sind. Andernfalls können so, eventuelle Behandlungsmaßnahmen frühzeitig eingeleitet werden. |
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Pflege in der Neonatalen Phase zu achten?
Ist die Mutterhündin nach Geburtsstrapazen fit und die Entbindung normal verlaufen, so dass die Hündin und Welpen völlig gesund und wohlauf sind, dann wird die Mutter ihre Nachkömmlinge auch in Sachen Pflege bemuttern und umsorgen. Sprich, die Hundemama betreut und versorgt ihr Neugeborenen, so dass sie sauber sind und durch das Allogrooming, ein Bestandteil des Komfortverhaltens, das Wohlbefinden und Geborgenheitsgefühl der Welpen gestärkt wird. Zudem ist das hingebungsvolle Belecken und Putzen ihrer Kleinen ein Ausdruck der starken Verbundenheit und schenkt den Welpen das Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit.
Hier zeigen Studien an schwedischen Militärdiensthunden, dass dieses fürsorgliche Verhalten der Mutterhündin sich positiv auf die Entwicklung der Welpen auswirkt. Sich intensiv kümmernde Mütter bekamen Welpen, die später bei einem Verhaltenstest positiver im Hinblick auf körperliche Einsatzbereitschaft, Bereitschaft, sich mit der Bezugsperson zu beschäftigen und sozial zu interagieren und die Kontrollierbarkeit des Aggressionsverhaltens abschnitten als Welpen von sich weniger intensiv kümmernden Mutterhündinnen (Foyer et al. 2016).
Aber es gibt durchaus auch Situationen, in denen der verantwortliche Halter das Muttertier und ihre Welpen bezüglich der notwendigen Hundepflege begleitend unterstützen kann.
Wie bereits im vorherigen Unterkapitel erwähnt, sollten die Augen, Schnauze und Nase der Welpen nach der Geburt von Schleim befreit sein. Ist dem nicht so, so sollte dies behutsam und zart mit einem weichen Tuch helfend von Menschenhand übernommen werden.
Sind Rückstände von Kot, Urin oder Milch zu vernehmen, so kann der Halter ebenfalls sachte mit einem warm-feuchten Tuch die Rückstände entfernen.
Ferner sollte der Stimulierung und Massage des Bauchbereichs durch das Lecken der Mutter Aufmerksamkeit geschenkt werden, da dies das Absetzen von Kot und Urin anregt. Denn unter Umständen muss der Halter auch hier die Hündin unterstützen, damit die Verdauung der Welpen ordnungsgemäß verlaufen kann.
Unabhängig davon, ob die Welpen in einer gewerblichen Zucht, Hobbyzucht oder Privatzucht geboren werden, müssen die Halter / Züchter stets sicherstellen, dass die Hunde unter artgerechten und tierschutzkonformen Haltebedingungen gehalten werden. Damit die Mutter mit ihrer Nachzucht genug Ruhe und "Privatsphäre" hat, ist es ratsam, einen abgetrennten und ausreichend großen Raum vorzubereiten. In diesem Raum sollte eine liebevoll präparierte Hundekiste als Nest für die nächsten Wochen bereitstehen. Bereits während der Trächtigkeit sollte die Mutter mit den Örtlichkeiten und ihrer "Wohlfühloase" vertraut gemacht werden. So kann sie sich in der Abgeschiedenheit vor und während der Entbindung wohlfühlen und diese besondere Zeit entspannt erleben. In Sachen Pflege und Hygiene ist an dieser Stelle natürlich die tatkräftige Hilfe der Bezugsmenschen gefragt. Denn sie müssen die Räumlichkeiten und Wurfkiste sauber halten und regelmäßig reinigen. Die hygienischen Verhältnisse sollten im Sinne der Vierbeiner zu jeder Zeit in einem tadellosen und gepflegten Zustand sein. Die räumlichen Begebenheiten müssen freigehalten werden von Kot, Urin und Ungeziefer, damit sich keine Krankheiten ausbilden können und die Tiere nicht im Dreck gehalten werden. Dabei sind laut der Tierschutz-Hundeverordnung wichtige Details bei den Haltebedingungen zu beachten, die in einem gesonderten Artikel von uns eingehend beschrieben worden sind.
Weiterhin muss für angenehme Temperaturen und Klimaverhältnisse gesorgt sein, eine Zwingerhaltung mit den neugeborenen Welpen ist sicher nicht der richtige Ort für die Neonatale Phase der Tiere. Wärme und ausreichend Sauerstoffzufuhr sind unbedingt für eine ordentliche Entwicklung und Versorgung zu garantieren.
Die Hündin muss stets in einem ordentlichen und gepflegten Zustand gehalten werden. Andernfalls könnten ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit beeinträchtigt werden, was wiederum ihre Fähigkeit zur Aufzucht der Welpen negativ beeinflussen könnte. Eine unhygienische oder verwahrloste Hündin könnte körperlich, geistig/mental und gesundheitlich beeinträchtigt sein. Dies kann zu Verhaltensproblemen führen, die sich negativ auf die Versorgung und den Umgang mit den Welpen auswirken. Mögliche Folgen sind die Übertragung von Krankheiten und Parasiten, eine unzureichende Milchproduktion, was zu einer Unterversorgung der Welpen führen könnte, bis hin zu untypischem Verhalten der Mutter gegenüber ihren Welpen.
Apropos Versorgungstation: Das Gesäuge und die einzelnen Zitzen der Hündin sollten regelmäßig gecheckt werden, da sich hier mitunter schmerzliche Entzündungen bilden können. Auch bei unnormal warmen und rotgefärbten/geschwollenen Zitzen muss reagiert werden. Die Temperatur der Hündin ist ein weiterer Punkt, der regelmäßig kontrolliert werden sollte. Bei Fieber ist der Tierarzt hinzuzuziehen, denn dies ist ein typisches Symptom für die vorgenannte Gesäuge-Entzündung (Mastitis).
Wenn der erste Kontakt zum Züchter als potenzieller Hundekäufer ansteht, sollte der Interessierte die Zuchtstätte sowie den Allgemeinzustand der Zuchttiere und Welpen genau begutachten. Jede Phase der Welpenentwicklung hat Einfluss auf den späteren Lebensweg und die Persönlichkeitsstruktur des Hundes, wobei die frühe "Kindheit" und die damit verbundenen Erfahrungen besonders prägend sind. Besonders wichtig sind dabei die Bedingungen in den ersten Wochen, die bestimmen, wie der Welpe versorgt und behandelt wird.
Daher ist es unerlässlich, bei der Recherche nach der richtigen Bezugsquelle und dem passenden Welpen einige wichtige Punkte zu beachten. Neben vielen fürsorglichen, professionellen und seriösen Züchtern gibt es leider auch Hundehändler, die aus Profitgier handeln und dabei das Wohl der Tiere vernachlässigen. Um euch bei diesem wichtigen Schritt zu unterstützen, haben wir den Artikel "Was muss ich rund um den Welpenkauf alles beachten?" erstellt. Dort findet ihr zahlreiche Tipps und Checklisten, die euch wertvolle Anhaltspunkte vor und während des Auswahlprozesses geben.
Dazu gehören unter anderem auch wichtige Hinweise für den Kontakt mit Züchtern, Tierheimen oder anderen Bezugsquellen, damit ihr am Ende einen gesunden und wesenstypischen Welpen auswählen könnt. Ein Hund, der hoffentlich von genetischen Krankheiten oder Verhaltensproblemen verschont bleibt, die auf schlechte Zuchtbedingungen oder mangelhafte Pflege in den ersten Wochen zurückzuführen sind.
Empfehlung: |
Geht also nach dem Motto vor: Augen auf beim Welpenkauf! |
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Ernährung in der Neonatalen Phase zu achten?
In den ersten beiden Lebenswochen werden die neugeborenen Welpen ausschließlich durch das Säugen der Muttermilch versorgt. Weitere Futtermöglichkeiten sind in dieser Zeit nicht notwendig.
Der Halter muss jedoch sicherstellen, dass die Hündin selbst optimal ernährt wird. Ihr Futter sollte alle notwendigen Nährstoffe enthalten und in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, um eine qualitativ hochwertige Muttermilchproduktion zu gewährleisten. Das energiereiche Futter hilft der Mutter, nach der Trächtigkeit und Geburt wieder zu Kräften zu kommen, damit sie in den nächsten Wochen ihre Welpen gut versorgen kann. Eine Mangelernährung könnte der Hündin und ihren Welpen schaden. Zudem sollte immer frisches Wasser in ausreichender Menge bereitstehen, um den Wasserbedarf zu decken.
Falls die Hündin jedoch nicht genügend Milch produziert, müssen die Welpen mit menschlicher Hilfe zugefüttert werden. In solchen Fällen sollte ein Tierarzt hinzugezogen werden, um sicherzustellen, dass die Zufütterung korrekt erfolgt.
Experten-Tipp: |
Erfahrene Züchter sind möglicherweise schon mit dieser Situation vertraut und führen die Zufütterung idealerweise direkt beim Muttertier durch. So müssen die Welpen zur Milchgabe nicht von der Mutter getrennt werden, wodurch der Kontakt erhalten bleibt und unnötiger Stress auf beiden Seiten vermieden wird. |
Was kann der Halter ansonsten in der Neonatalen Phase des Welpen noch tun und beachten?
Wenn es sich um eine lang geplante Anschaffung eines Welpen handelt und die Bezugsquelle bereits feststeht, kann sich der zukünftige Hundebesitzer schon vorab um die hundgerechte Ausstattung des Zuhauses kümmern. Dabei sind wichtige Utensilien für die artgerechte und rassespezifische Haltung zu beschaffen. Eine Checkliste zur optimalen Vorbereitung findest du in unserem Magazinartikel: "Der Tag des Einzugs des Welpen rückt näher – Welche Vorbereitungen sind zu treffen?".
Bereits in der Neonatalen Phase (Vegetativen Phase) kann klar sein, dass ein Welpe für den zukünftigen Besitzer reserviert ist. Für das sichere Abholen des Welpen wird eine stabile Transportbox zwingend benötigt, um die Heimreise so stressfrei wie möglich zu gestalten.
Neben der Transportbox sollten auch andere wichtige Hundeutensilien besorgt werden, bevor der Welpe einzieht. Dazu gehören Pflegeartikel wie Hundekamm und Bürste, aber auch eine Hundedecke, ein Hundekorb, passende Leinen, Näpfe und Spielzeug. Diese Erstausstattung erleichtert den Einstieg und hilft, den Tagesablauf auf die Bedürfnisse des Welpen – Sozialisierung, Erziehung und Pflege – abzustimmen. Weitere Informationen dazu findest du in unserem Artikel: „Was kostet die Hundehaltung?“.
Falls der zukünftige Besitzer noch unsicher ist, ob es ein Rassehund vom Züchter oder vielleicht doch ein Mischlings- oder Hybridhund sein soll, ist es wichtig, in dieser Phase gründlich nachzudenken. Der Hund muss zu den Lebensumständen passen, insbesondere in Hinblick auf Erziehung, Auslastung und tägliche Pflege.
Letztlich sollte der zukünftige Besitzer sich die Zeit nehmen, zu überlegen, welcher Hund am besten zu seinem Alltag passt. Weitere hilfreiche Tipps und Ratschläge dazu findest du in unserem Artikel: "Welcher Hund passt zu mir?".
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Die Übergangsphase (Transitionale Phase)
Die Übergangsphase, auch transitionale Phase, findet in der 3. Lebenswoche des Welpen statt.
Was ist die Übergangsphase bei Welpen?
Die Übergangsphase schließt sich sofort im Anschluss an die Neugeborenenphase (Neonatale Phase) beim Welpen an.
In der Zeit der Übergangsphase entwickelt sich der Hundewelpe als Nesthocker schnell weiter und holt im Gegensatz zu den sogenannten Nestflüchtern, wie Gänse, Enten, Kühe, Pferde vom Entwicklungsstand schnell auf. Sprich, die Welpen werden etwas unabhängiger, sind aber nach wie vor auf die Mutter und fremde Hilfe vollständig angewiesen.
Kurzum: Die neugeborenen Welpen benötigen Schutz und müssen weiterhin ernährt werden, wohingegen viele Nestflüchter bereits ab Geburt eigenständig das Nest verlassen und von selbst Nahrung suchen.
Was passiert beim Welpen physisch und psychisch in der Übergangsphase?
Die Übergangsphase ist ein entscheidender Zwischenschritt zwischen der Neonatalen Phase und Sozialisierungsphase. Die Welpen wachsen, entwickeln sich körperlich und geistig weiter. Die Sinnesorgane der neugeborenen Hundewelpen bilden sich stetig weiter aus.
Die Übergangsphase beginnt mit dem Öffnen der Augen um den 13. Tag (±3 Tage) und endet mit dem Öffnen der Gehörgänge zwischen dem 18. und 21. Tag (Markwell & Thorne 1987, Miklósi 2015).
Und das wird für die Welpen eine große Veränderung! Mit dem Öffnen der Augen verändert sich vieles. Plötzlich sehen die Welpen ihre Geschwister und ihre Mutter. Sie können nun auch akustische Signale wahrnehmen und beginnen, sich auf diese Reize auszurichten. Die Welpen sind nicht mehr von ihrer Umwelt abgeschirmt, sondern reagieren zunehmend auf ihre Umgebung. Apropos: Wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet, wie die Welpen bei vollständiger Ausbildung ihrer Sehkraft die Umwelt wahrnehmen, könnt ihr unseren ergänzenden Artikel zu diesem Thema lesen.
Die Zahl der sozialen Kontakte nimmt nun zu. Erste spielerische Interaktionen wie das Heben der Pfote, Necken und Raufen unter den Geschwistern sind zu beobachten. Hier werden erste Lernerfahrungen gesammelt und grundlegende Verhaltensweisen erlernt. Auch die ersten Elemente des Drohverhaltens wie Knurren sind wahrzunehmen. Ebenso kommunikative Signale des Ausdrucksverhalten wie das Schwanzwedeln nehmen zu.
Im Hinblick auf das Lautäußerungsverhalten sind ebenfalls Veränderungen zum bisherigen Jammern und Wimmern aus der Neonatalen Phase zu hören. Das bisherige Kommunikationsrepertoire wird immer häufiger durch Fiepen, Knurren, Bellen und Winseln bei den Interaktionen der Welpen ergänzt. Dies spiegelt die wachsenden sozialen und kommunikativen Fähigkeiten der heranwachsenden Hunde in der Übergangsphase wider.
Während der Welpe zuvor fast nur geschlafen hat, nimmt die Anzahl der Wachphasen zu. Dennoch bleibt der Schlafbedarf hoch, da das Verarbeiten der neuen visuellen und akustischen Eindrücke viel Energie kostet. Bewusst gesetzte Reize und Impulse sind hier sehr wertvoll, jedoch sollte eine Reizüberflutung und Überforderung unbedingt vermieden werden.
Das Nervensystem der Welpen entwickelt sich weiter und verleiht ihnen zunehmend Kontrolle über ihren Körper. Dies schenkt ihnen ein besseres Körpergefühl und zeigt sich in der wachsenden Körperbeherrschung. Zunächst lernen sie, den Kopf zu halten, dann schaffen sie es nach und nach die Vorderläufe und schließlich die Hinterläufe aufzustellen. Diese motorischen Fortschritte sind die Grundlage für das eigenständige Stehen und Laufen. Reflexartige Bewegungen nehmen ab, und die Muskulatur beginnt sich zu stabilisieren und aufzubauen.
Bisher waren die Welpen auf die Wärme von Mutter und Geschwistern angewiesen, um ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. In der Übergangsphase beginnt nun der eigene Körper, die Temperatur selbst zu regulieren. Damit ist die Zeit vorbei, dass die Welpen für die Wärmeregulation ständig auf die Nähe der Hündin und Wurfgeschwister angewiesen sind, um ihre Körpertemperatur zu halten. Die Welpen verlassen daher allmählich die Wurfkiste, werden "flügge" und beginnen ihre Umgebung zu erkunden. Dies sind die ersten Schritte in Richtung Unabhängigkeit. Natürlich bleiben sie in dieser Phase weiterhin auf den Schutz ihrer Mutter angewiesen.
Nun ist auch die Zeit gekommen, dass das Muttertier nicht mehr ständig die Verdauung der Hundewelpen durch Massage und Lecken stimulieren und anregen muss, um ihre Verdauung anzuregen. Sie beginnen, Kot und Urin selbstständig abzusetzen.
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Erziehung in der Übergangsphase zu achten?
In dieser Phase beginnen auch die ersten Maßnahmen zur Stubenreinheit. Die Welpen werden vermehrt die Wurfhöhle verlassen, sofern sie dies können, um Kot und Urin abzusetzen (Gansloßer & Krivy 2014).
Hierfür sollte den Welpen ein Ort zur Verfügung gestellt werden, an dem sie sich lösen und entleeren können (beispielsweise saugfähige Unterlagen). Alternativ eignen sich beispielsweise Katzentoiletten, die mit ähnlichen Bodenbelägen befüllt werden, auf die der Welpe sich auch zukünftig entleeren soll. Beispielsweise bietet sich hier Rollrasen an.
Ziel dieser Herangehensweise ist, dass der Welpe neue Materialien und Untergründe auf diesem Weg kennenlernen kann. Damit legt der Züchter bzw. Halter eine wunderbare Grundlage für ein schnelleres Erreichen der Stubenreinheit. Früh übt sich eben.
Bei diesen ersten Trainingsschritten werden auch die ersten Elemente für das richtige Loben und Motivieren durch das positive Verstärken von erwünschtem Verhalten mittels Belohnung geübt und eingesetzt. Dabei eignet sich hervorragend eine Kombination aus einem Lob-Wort mit der richtigen Intonation – die Welpen sollten also schon an der Stimme des Menschen bemerken, dass es sich tatsächlich um ein Lob handelt. Ein emotionslos gesprochenes „Toll“ wird hier nicht zielführend sein.
Auch in Sachen Gewöhnung an das menschliche Stimme kann der Züchter hier viel vorbereiten: Beim Säugen ruhig mit den Welpen sprechen und sie sanft streicheln lassen positive Erlebnisse abspeichern, die auf gustatorischer (Geschmacks-), taktiler (Berührungs-), akustischer (Hör-)und olfaktorischer (Geruchs-) Ebene stattfinden.
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Gesundheit in der Übergangsphase zu achten?
Spätestens nach 14 Tagen, also am Ende der Neonatalen Phase oder am Anfang der Übergangsphase wird der Züchter, der zu diesem Zeitpunkt der aktuelle Halter ist, die mehrfachen Entwurmungen beim Welpe durchführen.
Sollten Privatleute Halter und Züchter sein, so ist es ratsam, einen Tierarzt hierfür zu konsultieren und von ihm die erforderlichen Parasitenbehandlungen durchführen zu lassen. Gleichzeitig kann dann der behandelnde Veterinär in regelmäßigen Abständen die Gesundheit, den Allgemeinzustand, die physische und psychische Weiterentwicklung und Vitalität der Welpen überprüfen.
Warum ist die regelmäßige Entwurmung der Welpen so wichtig?
Die mehrfache Entwurmung der Welpen mit Antiparasitika ist in den ersten Wochen unverzichtbar. Welpen können sich entweder bereits im Mutterleib oder später beim Säugen der Muttermilch mit Parasiten oder Würmern infizieren. Ein Wurmbefall kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben und in extremen Fällen sogar lebensbedrohlich sein. Eine Infektion mit Würmern führt häufig zu einem aufgeblähten, harten Bauch bei Welpen. Mit etwas Erfahrung lässt sich dies durch vorsichtiges Abtasten feststellen. Neben dem aufgeblähten Bauch können Symptome wie Durchfall, Blutarmut, Husten auf bestehende Infektionen und Krankheiten durch Parasiten hindeuten. Es können aber auch Entwicklungsstörungen bei den betroffenen Welpen auftreten. Eine regelmäßige Entwurmung schützt die Welpen vor diesen gefährlichen Folgen.
Welpen, die nicht regelmäßig entwurmt werden, sind nicht nur selbst gefährdet, sondern können auch Menschen infizieren, die engen Kontakt zu ihnen haben. Daher ist eine präventive Wurmkur besonders wichtig, um sowohl die Gesundheit der Welpen als auch der Menschen zu schützen.
Tipp zum Welpenkauf: |
Kauft euren Welpen nur bei seriösen Züchtern, die nachweislich auf die Gesundheit, Pflege und artgerechte Aufzucht ihrer Tiere achten. Seriöse Züchter lassen ihre Welpen regelmäßig tierärztlich untersuchen, entwurmen sie frühzeitig und stellen sicher, dass die Tiere in einer gesunden und liebevollen Umgebung aufwachsen. Achtet darauf, dass der Züchter transparent über die Gesundheitsvorsorge informiert und einen Einblick in die Haltungsbedingungen gibt. Welpen, die von Welpenvermehrern und unseriösen Hundehändlern stammen, zeigen oft gravierende gesundheitliche Probleme, die mit hohem Leid für die Hunde und erheblichen Kosten für den Halter verbunden sein können. Häufig werden Welpen nicht entwurmt und leiden unter erheblichem Wurmbefall und daraus resultierenden Wurmerkrankungen! |
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Pflege in der Übergangsphase zu achten?
In der Übergangsphase beginnt der Welpe, sich selbst zu lecken. Dies sind die ersten Schritte zur eigenen Fell- und Hautpflege. Die Welpen lernen, sich um die grundlegende Reinigung ihres Fells zu kümmern.
In einigen Fällen kann es notwendig sein, den Welpen bei dieser Grundreinigung zu unterstützen. Ein feucht-lauwarmes Tuch reicht in der Regel aus, um den Welpen bei der Reinigung zu helfen. Allerdings ist das nur selten erforderlich.
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Ernährung in der Übergangsphase zu achten?
Wenn die Mutter nicht genügend Milch produziert, müssen die Welpen mit spezieller Hundeersatzmilch (Welpenmilch) versorgt werden, die im Fachhandel oder beim Tierarzt erhältlich ist. Da die richtige Ernährung in dieser Phase entscheidend für die gesunde Entwicklung der Welpen ist, sollten unerfahrene Halter unbedingt Rücksprache mit einem Tierarzt halten. Der Tierarzt kann die Aufzucht sowohl medizinisch als auch in Bezug auf die Ernährung fachkundig begleiten und wertvolle Tipps zur richtigen ernährungsseitigen Versorgung der Welpen in der Übergangsphase geben.
Was kann der Halter ansonsten in der Übergangsphase des Welpen noch tun und beachten?
Wenn feststeht, dass ein Welpe bereits für einen zukünftigen Besitzer reserviert ist, können in der Übergangsphase erste, kurze Kontakte zwischen den Welpen und den neuen Haltern stattfinden. Diese Besuche fördern den sozialen Kontakt zwischen Welpe und seinen zukünftigen Bezugspersonen und erleichtern das spätere Zusammenleben.
Während dieser Zeit sollten die neuen Halter das Zuhause auf die Ankunft des Welpen vorbereiten. Dazu gehört sicherzustellen, dass alle Räume „welpensicher“ sind. Überprüft, ob der Garten richtig eingezäunt ist, damit der Hund nicht entlaufen kann. Überlegt, wo der Schlafplatz des Welpen sein wird. Ist das Auto für den Transport des Hundes geeignet, oder wird vielleicht ein neues Fahrzeug benötigt? Solche Fragen sollten vorab geklärt werden, damit der Welpe vom ersten Tag an in einem sicheren und hundgerechten Umfeld leben kann, das artgerechte und rassespezifische Bedingungen erfüllt.
Darüber hinaus ist es ratsam, bereits erste Vorkehrungen für den individuellen Hundebedarf und gemeinsamen Alltag Hund und Mensch zu treffen. Dazu gehört die Auswahl eines passenden Tierarztes sowie die Recherche nach einer geeigneten Hundeschule für den Welpenkurs. Wie wird der Hund tagsüber betreut? Möglicherweise wird eine Hundepension oder eine Hundetagesstätte benötigt, jedoch frühestens, wenn der Welpe alt genug ist.
Auch der Name des Welpen spielt eine Rolle. Züchter geben ihren Welpen oft Namen, die von Wurf und Zuchtstätte abhängen. Zum Beispiel können Welpen aus dem A-Wurf einen Namen wie „Arco“ erhalten, kombiniert mit dem Zuchtstättennamen wie „Arco von der Heide auf der Grafschaft“. Mehr dazu könnt ihr detailliert in unserem ergänzenden Artikel nachlesen. Auf Grund dessen sollte sich der zukünftige Welpenbesitzer überlegen, ob dieser Name beibehalten oder geändert werden soll. Der Züchter kann auf Wunsch eine alternativen Namen bereits während der ersten Wochen einführen und damit die ersten Grundlagen für das Erlernen des Wunschnamens legen.
Soll der Welpe in einen Haushalt mit bereits vorhandenen Haustieren wie einer Katze oder einem weiteren Hund integriert werden, ist eine schrittweise und gut geplante Zusammenführung wichtig. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, bereits im Vorfeld Maßnahmen zu ergreifen, um den Welpen und die anderen Haustiere langsam aneinander zu gewöhnen. Gleiches gilt natürlich auch, wenn der Welpe auf ein Baby oder Kleinkinder treffen wird. Auch hier ist eine sorgfältige Planung und Vorbereitung essenziell. Daher empfehlen wir gerade unerfahrenen Hundehaltern und Hundeneulingen frühzeitig einen kompetenten Hundetrainer in den Prozess mit einzubinden.
Achtung: |
Die Grundpersönlichkeit des Hundes – also ob dieser eher abwartend-vorsichtig oder draufgängerisch unterwegs ist – ist allerdings erst etwa mit fünf bis sechs Wochen erkennbar (Bekoff 1978) und die Passung der Persönlichkeit des zuvor versprochenen Welpen mit den neuen Haltern sollten dann erneut geprüft und ggf. korrigiert werden. Gerade in Bezug darauf, dass eine ungeeignete Passung im Hinblick auf die Persönlichkeitseigenschaften von Mensch und Hund die Beziehungs- oder Bindungsqualität negativ beeinflussen, sollte mehr Wert auf eine zu seinen neunen Menschen passende Persönlichkeit des Hundes gelegt werden als auf seine äußeren Merkmale (Bender et al. 2023). |
Die Sozialisierungsphase (Sozialisationsphase)
Die Sozialisierungsphase beginnt etwa ab dem 22. Tag und endet im Alter von ca. 12 Wochen.
Was ist die Sozialisierungsphase bei Welpen?
Die Sozialisierungsphase beginnt etwa ab dem 22. Tag und endet im Alter von ca. 12 Wochen. Doch wie oben bereits beschrieben, beginnen und enden Entwicklungsphasen mit einem „großen“ Schritt. Das Ende dieser Phase ist durch die Entwöhnung gekennzeichnet. Diese beginnt bei Wölfen und wildlebenden Hunden im Alter von 5 bis 10 Wochen und ist erst nach einigen Wochen vollständig abgeschlossen – meist um die zwölfte Woche herum (Miklósi et al. 2015, Serpell et al. 2017). Dies sollte in der Diskussion um das optimale Abgabealter berücksichtigt werden: Eine Abgabe der Welpen vor der 12. Lebenswoche (oder besser: vor der vollständigen! Entwöhnung) stellt für die Welpen einen massiven Einschnitt in die Entwicklung dar und sorgt für eine massive Begrenzung der Erfahrungen, besonders im Bereich des Sozialverhaltens. Gerade im Hinblick auf Verhaltensauffälligkeiten wie Trennungsangst oder pathologisch aggressives Verhalten, welches bei anderen Tierarten mit einer Unterbrechung der natürlichen Entwöhnung in Verbindung gebracht wird, gilt es dies zu berücksichtigen. Auch bei Hunden werden diese Verhaltensauffälligkeiten mit einer zu frühen Abgabe der Welpen beobachtet. Ádám Miklósi (2015) führt sogar an, dass eine wöchentliche Welpenstunde die Erfahrungen, die die Welpen mit den Wurfgeschwistern und der Mutter bis zur zwölften Lebenswoche machen, nicht ausgleichen können.
Der Name dieser Phase in der Entwicklungszeit von Welpen ist nun Programm: In der Sozialisierungsphase von Hundewelpen geht es um Sozialisierung, aber auch Prägung spielt eine wichtige Rolle. Der Welpe kann sich nun vermehrt mit seiner Umwelt auseinandersetzen – und wird dies auch tun – und sammelt dabei wichtige Lernerfahrungen, die seine spätere Umweltsicherheit, Sozialverträglichkeit, Sozialkompetenz sowie gesamte Persönlichkeit und das Verhalten formen werden. Alle Erfahrungen und Erlebnisse, sowohl positive als auch negative, werden abspeichert und beeinflussen, wie der Hund später mit seiner Umwelt umgeht und interagiert.
Des Weiteren sollte behutsam und auf positive oder neutrale Weise Kontakt zu Artgenossen, Menschen und anderen Tieren erfolgen, damit der Welpe all diese sozialen Lebewesen als ungefährlich und im besten Fall positiv abspeichern kann. In der Sozialisierungsphase ist die Akzeptanz für neue "Bekanntschaften" am höchsten, besonders im Alter von sechs bis acht Wochen, ehe diese Tendenz sich nach und nach verringert (Serpell et al. 2017).
Wenn Hundewelpen in der Sozialisierungsphase abgeschottet oder gar isoliert von der Umwelt aufgezogen und ihnen damit in dieser entscheidenden Zeit diverse Lernerfahrungen vorenthalten werden, können sie später erhebliche Schwierigkeiten bei der Sozialisierung mit Menschen, anderen Hunden und Tieren haben. Ferner werden sich fehlende Eindrücke und Erfahrungen mit vielfältigen Umwelteinflüssen bei der weiteren Habituation und alltäglichem Leben negativ auswirken. Solche Defizite sind später nur schwer zu korrigieren und können die Persönlichkeit und Alltagssicherheit des Hundes dauerhaft beeinträchtigen. Häufig zeigen sich dann wegen der fehlenden prägenden und sozialisierenden Kenntnisse und daraus entwickelten Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit der Umwelt, Verhaltensauffälligkeiten wie ausgeprägte Angst und Aggression.
Während der Sozialisierungszeit wird der Welpe durch die Habituation seine Umweltsicherheit auf den bisher erlangten Erfahrungswerten weiter ausbauen, verfestigen und verfeinern. Die Aufgabe besteht darin, den Welpen mit vielfältigen Umweltreizen bekannt zu machen und an diese behutsam heranzuführen, um idealerweise ein neutrales Verhältnis dazu aufzubauen und die Reize perspektivisch als alltägliche Normalität zu erachten. Der Welpe lernt also auf verschiedene Umweltreize aus der Umgebung wie Geräusche, Gerüche und visuelle Eindrücke neutral zu reagieren. Ziel ist es, dass der Hund später keine Scheu, Unsicherheit, Schreckhaftigkeit oder Angst bei erneuten Begegnungen mit diesen Reizen zeigt, sondern die erlangten Erfahrungen ihm helfen, in Zukunft gelassen mit alltäglichen Situationen umzugehen. Im Idealfall wird der Vierbeiner nach seiner Habituation die nun bekannten Umwelteinflüsse (Reize) einfach hinnehmen, nicht beachten und ignorieren - damit erlangt der Hund seine Alltagstauglichkeit und wird optimal auf das Hundeleben außerhalb der geschützten Umgebung vorbereitet.
In der Sozialisierungszeit steht die umfassende und vielfältige Sozialisation der Welpen im Fokus. Neben der Umweltsicherheit ist es entscheidend, dass der Welpe das notwendige „Rüstzeug“ für den sozialen Umgang mit anderen Lebewesen (erwachsene Menschen, Kinder, andere Hunden und artfremde Tieren) erlernt. Um mit Menschen aller Altersgruppen und Genre gut zurechtzukommen, braucht der Welpe eine gezielte Prägung und Sozialisierung mit dieser für ihn artfremden Spezies. Er muss lernen, menschliche Kommunikationsweisen, Körpersprache und Verhalten zu verstehen, um sich und sein Verhalten entsprechend anzupassen und angemessen mit ihnen verkehren zu können. So kann ein harmonisches Miteinander zwischen Mensch und Hund entstehen, das auf einer klaren und wechselseitigen Kommunikation basiert. Ziel ist ein störungsfreies und verständliches wechselseitiges Interagieren und Kommunizieren beider Sozialpartner. Gleiches gilt für den Umgang mit Artgenossen: Regelmäßiger Kontakt zu anderen Hunden hilft dem Welpen, seine sozialen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und bestehende innerartliche Verhaltensregeln und Umgangsformen auszubauen und zu vertiefen. Besonders dann, wenn er frühzeitig vor der Entwöhnung von Mutter und Wurfgeschwistern getrennt wurde. Eine umfassende Prägung und Sozialisation ist auch in Bezug auf artfremde Tiere empfehlenswert. Das gilt besonders für Hunde, die zukünftig regelmäßig auf andere Tiere treffen, wie es oft bei Hunden auf dem Land der Fall ist. Hier kommt es oft zu vielfältigem Kontakt zu Tieren wie Katzen, Hasen, Kühen, Pferden, Ziegen, Schafen und Wildtieren. Sollte der Welpe später mit anderen Tieren im selben Haushalt vergesellschaftet werden und zusammenleben, ist eine gezielte Prägung und Sozialisation für ein harmonisches Zusammenleben unerlässlich. Besonders Arbeitshunde, wie Herdenschutzhunde, benötigen eine intensive Prägung und Sozialiserung auf ihre "Schützlinge", da sie eng mit Nutztieren wie Ziegen oder Schafen rund um die Uhr zusammenleben. Hirtenhunde wachsen daher ab Geburt unmittelbar im Kreis ihrer Herdentiere auf, werden demnach früh auf die Ziegen und Schafe geprägt, entwickeln eine enge Bindung und betrachten diese als "Artgenossen".
Neben den Sozialisierungsmaßnahmen wird nun vor allem auch die Erziehung des Welpen erfolgen. Und egal wie süß der Welpe auch sein mag, gehören konsequentes Handeln und feste Regeln/Grenzen ab Tag 1. der Welpenübernahme mit dazu – der Welpe muss also liebevoll aber diszipliniert geführt werden. Je nach Rasse und Verwendung können vereinzelt bestimmte Lerninhalte und Konditionierungsmaßnahmen bereits früher erfolgt sein. Beispielhaft wollen wir hier Jagdgebrauchshunde nennen, die für ihre Brauchbarkeit für die anstehenden Jagdaufgaben im Revier, u.a. im Hinblick auf ihre Schussfestigkeit mit diesen speziellen "Reizen" bereits in der Übergangsphase konfrontiert werden. Im Gegensatz zu diesen noch zur Habituation gehörenden Maßnahmen können die Grundlagen für den Grundgehorsam und je nach besonderer Verwendung spezifischen Ausbildungsmaßnahmen noch warten: Das erste Lebensjahr ist für Bindungsaufbau und Erziehung reserviert – Training, Ausbildung und Beschäftigung finden im zweiten Lebensjahr dann ihren Platz (Gansloßer & Krivy 2014).
Optimalerweise fördert der Züchter die ersten Schritte in Sachen Prägung und Sozialisierung bereits frühzeitig, sodass der neue Besitzer während der Sozialisierungszeit auf diesen wichtigen Lernerfahrungen aufbauen kann, wenn er den Welpen übernimmt. Ist bis zum Einzug beim neuen Halter hingegen nicht allzu viel für die Entwicklung passiert, so muss schnell und konsequent mit den richtigen Maßnahmen eine ordentliche Grundlage geschaffen werden. Weiter spielt die Anpassung an das neue Umfeld und die Integration in das soziale Gefüge der neuen Familie eine zentrale Rolle. Diese Eingliederung wird insbesondere während der Pubertät des Hundes entscheidend, da sie das Fundament für ein harmonisches Zusammenleben und den Umgang mit Sozialpartnern wie anderen Hunden und Menschen bildet.
In der Sozialisierungsphase wird der Grundstein für die spätere Alltagstauglichkeit und Sozialfähigkeit des Welpen gelegt. Durch gezielte Sozialisierungs- und Prägemaßnahmen lernt der junge Hund, mit verschiedenen Umweltreizen souverän umzugehen und diese als Teil seiner normalen Umgebung zu akzeptieren. Dies ist entscheidend für die Entwicklung seiner Umweltsicherheit, damit er auch in unbekannten Situationen ruhig und selbstbewusst bleibt. Ebenso wichtig ist die Förderung der sozialen Fähigkeiten des Welpen, um ihn auf den Umgang mit anderen Hunden, Menschen und artfremden Tieren vorzubereiten. Positive Lernerfahrungen und der behutsame Kontakt zu verschiedenen Individuen sind dafür essenziell, um geselliges Verhalten zu fördern und Wesendefizite sowie negative Verhaltensmuster zu vermeiden. Bleiben solche Maßnahmen aus, können dauerhaft tief sitzende Unsicherheiten und Verhaltensprobleme entstehen, die das gesamte Hundeleben beeinträchtigen und eine spätere Desensibilisierung, Abbau und Löschung durch Hundetrainer und Verhaltenstherapeuten nur mühsam oder auch gänzlich unmöglich machen. Entsprechend müssen sich alle Beteiligten über den Stellenwert der Sozialisierungsphase im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung der Welpen bewusst sein und mit entsprechender Sachkenntnis, Fürsorge und Verantwortung die richtigen Maßnahmen vornehmen, um dem Welpen die erforderlichen Grundlagen für den weiteren Lebensweg mitzugeben.
Gut zu wissen: |
An dieser Stelle sei auf die Persönlichkeitsachse Geselligkeit verwiesen. Diese wird im dritten Lebensmonat geformt. Wer hier viele positive Sozialkontakte sammeln kann, wird später gesellig werden. Gerade im Hinblick auf den Einschnitt der Lernerfahrungen durch eine frühe Trennung von der Mutter und den Wurfgeschwistern sollte also besonders viel Wert auf die Sozialisierung mit Artgenossen oder anderen sozialen Lebewesen gelegt werden, die im späteren Leben eine Rolle im Leben des Hundes spielen könnten (Gansloßer & Krivy 2014). |
Was passiert beim Welpen physisch und psychisch in der Sozialisierungsphase?
Die Sozialisationsphase zeichnet sich durch die Entwicklung des Bewegungsapparates und der Wahrnehmung hin zur adulten Form aus, sodass der Welpe seine Umwelt vermehrt wahrnehmen und auch auf diese reagieren kann (Markwell & Thorne 1987).
In der Sozialisierungsphase der Welpen steigt sowohl der Aktivitätsgrad als auch die Intensität der sozialen Interaktionen spürbar an. Das Schlafverhalten passt sich diesen Veränderungen an: Die Welpen sind länger wach und verbringen mehr Zeit damit, mit ihren Wurfgeschwistern und der Mutterhündin zu spielen. Obwohl die Ruhe- und Schlafphasen im Vergleich zu den vorherigen Entwicklungsstufen kürzer werden, ist es dennoch wichtig, Überlastung, Überforderung und Stress zu vermeiden. In dieser sensiblen Phase des „frühkindlichen“ Wachstums benötigen die Welpen weiterhin ausreichend Pausen, um sich zu erholen. Deshalb sollten sich Spiel- und Erkundungszeiten stets mit ausreichenden Ruhephasen abwechseln und alles in wohldosierter Form erfolgen. Erfahrene Züchter achten darauf, dass dieses Gleichgewicht gewahrt bleibt, falls die Mutterhündin dies nicht selbst reguliert.
Soziales Spiel und soziale Verhaltensmuster stehen im Mittelpunkt der Entwicklung der Welpen (Markwell & Thorne 1987). Die Sozialisationsphase ist geprägt von der Entstehung adult-ähnlicher sensorischer und motorischer Fähigkeiten, die zwar vorhanden sind, aber im Laufe dieser Phase immer weiter ausgeformt werden, und dem endgültigen Verschwinden primitiver Reflexe, indem frühe Verhaltensmuster durch komplexere Muster ersetzt werden (Markwell & Thorne 1987).
Das Laufen der Welpen verbessert sich in der Sozialisierungsphase zunehmend, wodurch sie immer mobiler werden. Ihr Bewegungsradius erweitert sich deutlich und das Erkundungsverhalten nimmt zu. Durch die Erkundungen ihrer Umgebung sammeln die Welpen wertvolle neue Eindrücke, die für ihre Entwicklung entscheidend sind. Diese Erfahrungen verarbeiten sie aktiv, was ihnen hilft, auf neue Reize und Situationen angemessen zu reagieren. Diese Phase der Entdeckungen und Reaktionen bildet eine wichtige Grundlage für ihr späteres Verhalten und prägt ihre Persönlichkeit nachhaltig – damit sind die gewonnenen Erfahrungen essenziell für das gesamte Hundeleben.
Das Ausdrucksverhalten, die typische Hundekörpersprache und gesamte Kommunikationsweise entwickeln sich in der Sozialisierungsphase durch das Zusammenspiel mit den Gruppenmitgliedern weiter. Dabei wird die arttypische Kommunikation mit allen wichtigen Signalen bei den Interaktionen geübt und geschult. Bei Bedarf greifen die Welpen auf die ersten erlernten artüblichen Kommunikationsformen zurück, die sie bereits in ihr Verhaltensrepertoire aufgenommen haben. In dieser Phase vermitteln die Mutterhündin und die Wurfgeschwister den Welpen die grundlegenden sozialen Regeln im Umgang miteinander. Wenn ein Welpe zum Beispiel im Spiel zu stürmisch wird, wird das Spiel von der Mutter oder den Geschwistern abgebrochen. Wenn ein Welpe zum Beispiel im Spiel zu stürmisch wird, wird das Spiel von der Mutter oder den Geschwistern abgebrochen. Sollte dieser sanfte Hinweis nicht ausreichen, nutzen Hunde spezifische Abbruchsignale, um die Situation zu entschärfen. Während die Mutter diese Signale bereits gezielt einsetzt, müssen die Welpen den passenden Einsatz ihres Ausdrucksverhaltens erst erlernen. Diese täglichen Übungseinheiten bieten eine ideale Vorbereitung für das gesamte Hundeleben und die kommenden Lernerfahrungen, die der Welpe in den nächsten Wochen und Monaten bei Begegnungen mit Artgenossen, Menschen und anderen Tieren sammeln wird.
Das eigenständige Lösen von Kot und Urin funktioniert nun problemlos. Durch die ersten Lernschritte haben die Welpen gelernt, sich im Idealfall außerhalb der Wurfkiste zu lösen – entweder im Außenbereich oder an einem speziell eingerichteten Platz, wie einer Katzentoilette oder einem Bereich mit Rasen im Innenraum, der den natürlichen Untergrund nachahmt.
Weiter geht es mit einem detaillierten Blick zu den Zähnen - denn auch diesbezüglich tut sich während der gesamten Sozialisierungsphase einiges:
Damit ein Hund im späteren Leben problemlos fressen kann, benötigt er ein vollständig entwickeltes und funktionales Gebiss. Die ersten Milchzähne stoßen gegen Ende der Übergangsphase bzw. zu Beginn der Sozialisierungsphase etwa im Alter von drei Wochen durch. Ab diesem Zeitpunkt ist das Säugen nur noch ein Teil der Nahrungsaufnahme, und die Welpen beginnen, auch festere Nahrung aufzunehmen und zu verarbeiten.
Während der Sozialisierungsphase schreitet die Entwicklung der Milchzähne schnell voran. In der 4. bis 6. Lebenswoche sind Schneidezähne, Eckzähne und Prämolare vollständig ausgebildet, sodass der Welpe insgesamt bis zu 28 Milchzähne besitzt. Diese Milchzähne werden im weiteren Verlauf nach und nach ersetzt: Zwischen dem 3. und 7. Monat erfolgt der Zahnwechsel, bei dem das vollständige Erwachsenengebiss mit 42 Zähnen ausgebildet wird.
Der Welpe muss nun allmählich lernen, seine Zähne gezielt einzusetzen, sei es beim Fressen oder während der spielerischen Auseinandersetzungen mit seinen Wurfgeschwistern und der Mutter. Diese Spiele sind entscheidend, um die Beißhemmung zu üben und das Sozialverhalten zu festigen.
Veränderung der Augenfarbe: Ab der 6. bis 7. Lebenswoche kann sich die Augenfarbe der Welpen allmählich in ihre endgültige Färbung verändern. Dieser Prozess zieht sich jedoch oft bis zum Alter von etwa 12 Wochen hin, bis die finale Augenfarbe vollständig ausgeprägt ist.
In der Sozialisierungsphase machen die heranwachsenden Welpen in Sachen Körpergröße und Körpergewicht bedeutende Fortschritte. Sie nehmen stetig an Gewicht zu und werden größer, sie gewinnen Stück für Stück an Körperlichkeit. Das zeigt sich auch beim sozialen Miteinander, wo die Physis nunmehr auch bei den Interaktionen mehr Präsenz zeigt. Dies festigt ihre sozialen Fähigkeiten für die Zukunft beim Umgang mit Artgenossen.
Inmitten der Sozialisierungsphase, ab der vollendeten 8. Lebenswoche, ist der früheste Zeitpunkt gekommen, an dem die Welpen von ihrer Mutter getrennt und von ihren neuen Besitzern übernommen werden dürfen. Um dieser Faustregel verbindlich zu gestalten, wurde sie in der Tierschutz-Hundeverordnung unter § 2 "Allgemeine Anforderungen an das Halten" und in der VDH-Zuchtordnung (rechtliche Vorgaben für Züchter des VDH) unter § 8 Punkt 5 verankert. Diese regeln, dass Welpen frühestens nach der 8. Lebenswoche den zukünftigen Besitzern übergeben werden dürfen. Der Hintergrund: Bis zu diesem Zeitpunkt kann eine Trennung von Mutter und Wurfgeschwistern die körperliche, geistige und soziale Entwicklung der Welpen erheblich beeinträchtigen. Zu früh getrennte Welpen neigen häufiger zu Verhaltensproblemen, einer geringeren Geselligkeit, höherer Stressanfälligkeit, gesundheitlichen Problemen und einem Mangel an innerartlichen Verhaltensregeln. Zahlreiche Experten sind sogar der Meinung, dass selbst die Welpenabgabe im Alter von 8 Wochen verfrüht ist, die optimale Persönlichkeitsentwicklung der Welpen gefährdet und ein erhöhtes Risikopotential für die Ausbildung von Verhaltensauffälligkeiten durch die zu frühe Trennung besteht. Werden die heranwachsenden Welpen von ihren Artgenossen zu früh getrennt und wachsen nur unter artfremden menschlichen Individuen ohne weiteren Kontakt zu Artgenossen auf, fehlen ihnen letztlich grundlegende arttypische Umgangsformen und Verhaltensweisen. Dies führt dann zu Problemen bei zukünftigen Hundebegegnungen, da die Hunde nicht gelernt haben, wie sie sich artkonform angemessen verhalten. Auf Grund der mangelnden Lernlektionen durch das regelmäßige Interagieren mit anderen Hunden in den entscheidenden Entwicklungsphasen, zeigen sich die "ungeschulten" Hunde häufig ängstlich und aggressiv, da sie überfordert sind.
Viele Hundefachleute empfehlen deshalb, dass ein längerer Verbleib beim erfahrenen Züchter für die Welpen von Vorteil ist. Dadurch kann der Züchter sicherstellen, dass der Welpe gut geprägt und in den ersten Schritten sozialisiert wird. Diese Basis erleichtert den zukünftigen Besitzern den Übergang und die weitere Sozialisierung und Erziehung ihres neuen Familienmitglieds. Denn in der Sozialisierungsphase lernen Welpen durch das tägliche Zusammensein mit den Wurfgeschwistern und der Mutter grundlegende Verhaltensnormen und verfeinern diese Fähigkeiten durch tägliches Üben und Abschauen. Ein erfahrener Züchter kann zudem gezielt wichtige Lernerfahrungen im Hinblick auf Habituation und Umweltsicherheit schaffen. Das erleichtert es den neuen Besitzern, auf den erworbenen Erfahrungen aufzubauen und die erlernten Fähigkeiten weiterzuentwickeln, um die Alltagstauglichkeit der Welpen sicherzustellen.
Egal, ob die Trennung mit 8 Wochen oder später erfolgt, steht in der Sozialisierungszeit ein bedeutender Einschnitt und Umbruch für die Welpen bevor: Die Trennung von der elterlichen Gruppe und der Wechsel in ein neues Zuhause. Dieser Übergang stellt für den Welpen eine große Veränderung dar, da er plötzlich ohne seine Mutter und Wurfgeschwister in einer unbekannten Umgebung ist. Statt der gewohnten Umgebung und vertrauten Bezugspersonen trifft er nun auf neue Menschen, möglicherweise weitere Tiere und ein völlig unbekanntes Lebensumfeld. Alles ist neu und ungewohnt, Routinen müssen sich erst entwickeln. Die gewohnte Vertrautheit ist von jetzt auf gleich abhandengekommen und muss neu aufgebaut werden. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, dass die neuen Halter den Welpen behutsam an seine neue Umgebung heranführen. Auf Basis der ersten Kontakte und positiven Erfahrungen mit den neuen Besitzern beim Züchter, sollte der Welpe Schritt für Schritt Vertrauen mit seinen neuen Bezugsmenschen aufbauen können. Ziel ist es, dem Welpen ein neues Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln, sodass er sein neues Zuhause als sicheren Rückzugsort wahrnimmt. Die neuen Besitzer sollten ihm Stabilität, Fürsorge und die nötige Unterstützung bieten, um eine starke und vertrauensvolle Beziehung und stabile Bindung aufzubauen.
Sowohl positive als auch negative Erfahrungen und Erlebnisse prägen sich tief im Gedächtnis ein und hinterlassen beim Welpen bleibende Spuren. Besonders unangenehme Erfahrungen können sich tief einprägen und langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung der Welpenpersönlichkeit haben. Stressige Situationen oder Schockmomente bei Kontakten mit anderen Tieren, Menschen oder Umweltreizen sollten vermieden werden, da diese schlechten Erfahrungen den Welpen langfristig negativ beeinflussen können. Jedoch helfen dem Welpen die gemäßigte Konfrontation mit gruseligen Umweltreizen, die für ihn unbedingt bewältigbar sein müssen, um später sicherer im Umgang mit der Umwelt zu werden. Besondere Vorsicht ist hier zwischen der 5. und 8. Lebenswoche geboten, denn hier entwickelt sich das aktive Stresssystem und der Welpe könnte sehr schreckhaft sein. Neue, gruselige Reize sollten hier also wohl dosiert erfolgen (Gansloßer & Krivy 2014). Nach der 8. Woche stabilisiert das Stresssystem sich und die Welpen können Reize nachhaltiger verarbeiten.
Folgen von Überforderung: Reizüberflutungen in der sensiblen Phase führen bei "traumatisierten" Welpen häufig dazu, dass sie scheue, eingeschüchterte, verschlossene, reizempfindliche, furchtsame, nervöse, unausgeglichene, stressanfällige Hundepersönlichkeiten sind. Sie treten dann ihrer gesamten Umwelt äußerst reserviert gegenüber und fallen mitunter durch innere Unruhe und Hyperaktivität auf. Aber auch niedrige Hemmschwellen im Hinblick auf ihr Aggressions- und Angstverhalten ist bei diesen Welpen charakteristisch. Die Folge ist, dass die Welpen häufig Patienten von Verhaltenstherapeuten sind, bei denen allerdings dann nur bedingt therapeutisch etwas in Sachen Alltagstauglichkeit oder Umweltsicherheit getan werden kann.
Optimale Lernbedingungen nutzen: Die Zeit für die anstehenden Lerninhalte kann günstiger nicht sein, denn die Welpen sind ab einem Alter von acht Wochen extrem aufnahmefähig, lernbegierig, erkundungsfreudig, neugierig und der Außenwelt in allen Facetten für neue Erfahrungen aufgeschlossen. Diese besondere Lernfreude und Lernfähigkeit können der Züchter oder bereits neue Hundebesitzer für die weiteren Habituations- und Sozialisierungsmaßnahmen geschickt für die weitere Wissensvermittlung nutzen. Somit wird der geistige Horizont der Welpen in dieser Entwicklungszeit stetig erweitert - die Persönlichkeit, das Wesen, Temperament und Verhaltensrepertoire der Welpen werden geformt und erhalten den nötigen Feinschliff, aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen sowie erlangten Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Die Sozialisierungsphase als Wendepunkt: Die Sozialisationsphase ist geprägt von der Entstehung adult-ähnlicher sensorischer und motorischer Fähigkeiten und dem endgültigen Verschwinden primitiver Reflexe, indem frühe Verhaltensmuster durch komplexere Muster ersetzt werden (Markwell & Thorne 1987). Die Sinne und die Motorik sind nun voll funktionstüchtig und ausgebildet, feiner und sensibler. Die Welpen sind aktiv und erkunden neugierig ihr Umfeld, brauchen aber nach wie vor ausreichende Ruhephasen. Das Laufen wirkt rasseabhängig mal mehr, mal weniger tapsig, die Geschicklichkeit in ihren Bewegungsabläufen nimmt rasant zu.
Was ist generell in Sachen Erziehung in der Sozialisierungsphase zu beachten?
Wie bereits beschrieben, hat die Sozialisierungsphase einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit und das spätere Verhalten des Hundes gegenüber seiner gesamten Umwelt. Nicht umsonst spricht man von der sensiblen Phase: Denn in dieser Zeit ist der Welpe besonders empfänglich für verschiedene vielfältige Umweltreize und das Verhalten seiner Bezugspersonen – sei es die Mutter, Wurfgeschwister, Vater, andere Gruppenmitglieder, Züchter, zukünftige Halter, andere Menschen und Tiere. Jeder Eindruck, den der Welpe erhält, prägt ihn nachhaltig und sollte daher mit viel Sorgfalt und Einfühlungsvermögen vermittelt werden.
Da die Sozialisierungsphase optimaler Weise vor der Abgabe der Welpen endet, liegt die Verantwortung für die ersten wichtigen Lerninhalte vor allem bei der Mutter, den Wurfgeschwistern und dem Züchter. Sollte der Welpe jedoch vor dem Ende dieser sensiblen Phase an seinen neuen Besitzer übergeben werden, ist es umso wichtiger, dass der neue Halter die Sozialisation umfänglich fortsetzt, den Welpen mit diversen Umwelteinflüssen und sozialen Reizen vertraut macht, um ihm die erforderlichen Kompetenzen anzueignen. Dabei ist es essenziell, dem Welpen Zeit zu geben, eine intensive Beziehung zu seinen neuen Menschen aufzubauen, um für anstehende Herausforderungen gewappnet zu sein. Ohne dieses Vertrauen ist es für den Welpen schwerer, unbekannte oder potenziell beängstigende Situationen zu meistern.
Idealerweise werden in der Sozialisierungsphase Kontakte zu den zukünftigen Welpenbesitzern vereinbart, um die ersten behutsamen Schritte in Sachen Gewöhnung an die zukünftigen Sozialpartner zu fördern. Ein frühzeitiger Kontakt zwischen Welpe und den zukünftigen Besitzern kann helfen, eine Basis für den späteren Bindungsaufbau zu schaffen. Während der ersten Begegnungen lernt der Welpe die neuen Bezugspersonen durch deren Gerüche, Stimmen und Aussehen kennen. Dies erleichtert die spätere Integration in die neue Familie und den nötigen Vertrauensaufbau zu seinen Bezugsmenschen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Welpen erst ab einem Alter von etwa 14 bis 16 Wochen eine tiefergehende Bindung eingehen können. In der Zeit davor können Grundlagen geschaffen werden, aber die eigentliche Bindung entsteht erst ab dem fünften Monat.
Die Welpen verbringen viel Zeit mit Spielen, Raufen und Rangeln. Diese spielerischen Interaktionen sind nicht nur unterhaltsam und bringen viel Spaß, sondern dienen auch dem Üben wichtiger Verhaltensweisen. Dabei erproben sie erste Sequenzen des Sozialverhaltens, der Kommunikation und des Ausdrucksverhaltens (Hundesprache). Zudem üben sie im Spiel Verhaltensmuster aus dem Beutefang- oder Sexualverhalten. Durch diese Spiele schulen die Welpen das artübliche Verhalten und die arttypischen Umgangsformen. Durch die regen Spieleinheiten sammeln die Welpen damit wertvolle Erfahrungen, die ihnen im späteren Umgang mit anderen Hunden zugutekommen. Grenzen werden im Spiel ausgetestet, und wenn es zu grob wird, wird das Spiel einfach kurz unterbrochen oder gänzlich beendet. Damit soll der "Übeltäter" für sein unangebrachtes Verhalten gemaßregelt werden und eine Lektion erhalten. So lernt der Welpe, sich besser zu kontrollieren, sensibler, vorsichtiger und angemessener mit seinen Spielkameraden zu agieren. Auch die sogenannte Beißhemmung wird auf diese Weise beim sozialen Spiel unter den Welpen geübt, um zu lernen, wie er seine Zähne bei den Interaktionen mit Artgenossen behutsam einsetzt. Hier ein besonderer Hinweis: Je früher der Welpe von seiner Mutter und den Geschwistern getrennt, desto mehr Zeit muss der zukünftige Halter die Beißhemmung gezielt schulen - mehr dazu in unserem ergänzenden Magazinbeitrag.
Auch in Sachen Kommunikation und Erziehung verändert sich nun einiges: In den ersten Wochen genießen die Welpen quasi "Narrenfreiheit": Die neugeborenen Welpen dürfen sich beim Spielen noch relativ viel herausnehmen. So wird ihnen beispielsweise zugestanden, bei der Fütterung nicht nur dem Muttertier, sondern auch Vater oder den anderen Artverwandten, Futterstücke aus dem Maul zu ziehen. Doch ab der fünften Lebenswoche beginnt die Mutterhündin mit erzieherischen Maßnahmen zu reagieren. Sie setzt Abbruchsignale, wenn die Welpen zu wild werden, und greift korrigierend ein, um die Entwicklung arttypischer Verhaltensregeln zu fördern. Die Mutter ist zunächst die Hauptlehrmeisterin der Welpen. Neben der Mutter und den Wurfgeschwistern übernehmen auch andere Gruppenmitglieder (falls vorhanden) ab der fünften Woche Aufgaben der Erziehung.
Vorbildfunktion der Gruppenmitglieder: Die erwachsenen Hunde in der Gruppe dienen den Welpen als Vorbilder. Die jungen Hunde beobachten deren Verhalten, Körpersprache und Kommunikation sehr genau, um sich vielfältige Fähigkeiten und Fertigkeiten abzuschauen und anzueignen. Dies ist besonders wertvoll, wenn in den ersten Lebenswochen nicht nur die Mutter, sondern auch der Vater und weitere Hunde anwesend sind. Sie alle vermitteln dem Welpen ein breites Spektrum an artüblichen Verhalten. Leider ist dies in vielen Hobby- oder gewerbsmäßigen Zuchten nicht immer der Fall. In solchen Fällen liegt die Verantwortung nach der Übergabe vollständig bei den neuen Haltern. Sie müssen dann für ausreichenden Sozialkontakt mit Artgenossen sorgen, damit das Sozialverhalten durch die Hundebegegnungen weiter geschult und ausgebaut wird. Denn der Welpe muss die Gelegenheit haben mit anderen Hunden den richtigen Umgang zu üben, angemessen zu interagieren und artkonform zu kommunizieren. Das Einstudieren der Hundesprache und arttypischen Regeln ist für jedes Welpenindividuum für ein adäquates Miteinander mit anderen Vierbeinern essentiell.
Für das zukünftige Zusammenleben und den Sozialkontakt mit hat der Züchter eine exklusive Stellung im Leben der Welpen. Sein Dasein und fürsorgliches Tun ist für die weitere Welpenentwicklung wegweisend. Positive Erlebnisse, freundlicher Umgang, fröhliche Interaktionen und vertrauensbildende Maßnahmen mit dem Züchter legen den Grundstein für einen aufgeschlossenen zukünftigen Sozialkontakt und ausgeprägte Beziehungsfähigkeit mit Menschen. Kurz, der Welpe prägt sich den Menschen bei dieser Vorgehensweise als "Freund" ein und wird Menschen aller Voraussicht nach als Sozialpartner akzeptieren. Wird der Welpe hingegen negativ behandelt, ignoriert oder isoliert, kann dies später zu Misstrauen und Angst gegenüber Menschen führen und eine Sozialisierung mit ihnen extrem schwer machen. Besonders bei Tierschutzhunden liegt der Grund für Angst gegenüber Menschen oft in fehlenden Erfahrungen und nicht unbedingt in schlechten Erlebnissen.
Der Einfluss der Erlebnisse auf das Wesen und zukünftige Verhalten: Sowohl positive als auch negative Erlebnisse während der Sozialisierungsphase hinterlassen tiefe Spuren im Verhalten des Welpen. Versäumnisse, Nachlässigkeiten, Fehler und negative Erfahrungen können zu langfristigen Persönlichkeitsdefiziten, Fehlentwicklungen und Verhaltensproblemen führen, die nur schwer zu korrigieren oder löschen sind. Das unterstreicht erneut die Bedeutung des Erstbesitzers, der in den ersten Wochen mit seinem Tun über "Wohl und Wehe" entscheidet. Daher ist es umso wichtiger, dass die zukünftigen Besitzer bei der Auswahl des Züchters sorgfältig vorgehen und auf umfassende Prägung und Sozialisation während der Aufzucht achten. Mit der Übernahme des Welpen erhält der neue Halter ein vorgeprägtes und in Ansätzen geformtes Wesen, dessen bisherige Erfahrungen maßgeblich die zukünftige Beziehungs-, Bindungs- und Sozialfähigkeit sowie weitere Persönlichkeitsentwicklung beeinflusst.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sozialisierungsphase eine entscheidende Zeit in der Entwicklung eines Hundewelpen darstellt. In dieser Phase wird der Grundstein für die zukünftige Persönlichkeitsentwicklung, Umweltsicherheit und Sozialfähigkeit durch Prägung, Habituation, Sozialisierung und Erziehung gelegt. Der Welpe speichert alle positiven, neutralen und negativen Erfahrungen ab, die ihn ein Leben lang prägen. Das Erlebte während dieser sensiblen Phase beeinflusst maßgeblich, wie der Hund später auf Umweltreize und soziale Begegnungen reagiert – sei es mit Menschen, Artgenossen oder anderen Tieren.
Während dieser Zeit ist der Einfluss der Mutter, der Wurfgeschwister und des Züchters besonders wichtig, da sie dem Welpen erste soziale Regeln und Verhaltensweisen vermitteln. Doch auch die zukünftigen Halter tragen eine große Verantwortung: Je nach Zeitpunkt der Abgabe müssen sie eventuell verpasste Sozialisierungsschritte nachholen und ihrem Welpen behutsam die Welt erklären. Dies erfordert viel Geduld und Einfühlungsvermögen, um sicherzustellen, dass der Hund auch in neuen Situationen gelassen und selbstbewusst bleibt. Läuft alles im Sinne der Welpen wunschgemäß, so steht am Ende ein aufgeschlossener, weltoffener, interessierter, zugänglicher Hund mit einem stabilen, festen, ausgeglichenen, unerschrockenen und zutraulichen Wesen!
Nun stellt sich die Frage: Was sollte konkret in Sachen Sozialisierung und Erziehung der Hundewelpen von Seiten des Ersthalters bzw. Züchters in der Sozialisierungsphase erfolgen?
Aufbauend auf den ersten Schritten aus der Übergangsphase kann der Halter in der Sozialisierungsphase die Maßnahmen zur Stubenreinheit weiter intensivieren und die ersten Lernerfahrungen verfestigen. Nun ist es an der Zeit, dass die Welpen ihre ersten Ausflüge nach draußen unternehmen und sich langsam an die natürlichen Gegebenheiten herantasten und die Außenwelt entdecken. Einige Züchter beginnen bereits in der Übergangsphase mit den ersten Schritten ins Freie – das hängt ganz von der individuellen Herangehensweise und der Einschätzung des Entwicklungsstandes des jeweiligen Wurfs ab.
Es ist zudem wichtig, dem Welpen in dieser Phase vielfältige, aber behutsame Erfahrungen mit verschiedenen Umweltreizen, Lebewesen und Gegenständen zu ermöglichen. Der Fokus sollte darauf liegen, diese neuen Eindrücke in einem angenehmen und positiven Umfeld zu vermitteln. Hier gilt Qualität vor Quantität. Es ist besser, den Welpen in einer kontrollierten Umgebung mit wenigen, aber relevanten Reizen vertraut zu machen, als ihn mit einer Vielzahl Reizeinwirkungen zu überfordern. Ziel ist es, dass der Welpe positive Verbindungen zu verschiedenen Eindrücken aufbaut, die ihm im späteren Leben als sichere Grundlage dienen. Vorsicht ist jedoch geboten, um eine Reizüberflutung zu vermeiden: Eine Überlastung kann zu negativen Erlebnissen führen, die unerwünschte Verhaltensweisen und Fehlprägungen nach sich ziehen. Gerade in der sensiblen Phase ist es entscheidend, den Welpen nicht zu überfordern und Rücksicht auf seine noch junge Entwicklung zu nehmen - vergesst nicht, dass es sich aktuell noch um einen "Babyhund" handelt. Es geht nicht darum, den jungen Welpen zu verhätscheln oder in Watte zu packen, sondern ihm durch eine gezielte Heranführung an neue Situationen eine solide Grundlage für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung zu geben.
Im Folgenden stellen wir euch einige praktische Beispiele vor, die dem Welpen auf sanfte und positive Weise vermittelt werden sollten, um seine weitere Entwicklung optimal zu unterstützen. Aber Achtung: Nicht alles ist Prägung. Prägung ist ein Lernprozess, der auf eine bestimmte sensible Phase begrenzt ist und bei dem bestimmte Reize nachhaltige Auswirkungen auf das spätere Verhalten haben. So können beispielsweise die Artgenossenprägung, die sexuelle Prägung, die Nahrungsprägung oder die Lebensraumprägung unterschieden werden. Neben der Prägung spielt auch die Sozialisierung eine wichtige Rolle. Hierzu gehören das Erlernen des Ausdrucksverhaltens und dessen Bedeutung, das Kennenlernen nicht- sozialer Umweltreize und die Einpassung in die aktuelle Gruppensituation (Gansloßer & Krivy 2014). Daher wird in der Tabelle zwischen Sozialisierung und Prägung unterschieden.
Wichtige Maßnahmen im Hinblick auf Prägung und Sozialisierung von Welpen im Überblick:
Sozialisierung / Prägung | Kontakt zu Menschen | Erwachsene (Mann und Frau) verschiedener Herkunft, Kinder, Senioren, Jogger, Skateboarder, Inlineskater, Personen mit Kinderwagen, Postbote, Rollstuhlfahrer, Menschen mit Gehilfen, Menschen unterschiedlichen Aussehens, Kleidung und Zubehör (Bart, Brille, Mantel, Kopfbedeckung, Stiefel, Krücken, Spazierstock, Schaufel) |
Sozialisierung / Prägung | Kontakt zu Kindern | Kinder sind für Hunde KEINE „kleinen“ Menschen, sondern müssen bei Hunden ebenso ein positives Bild hinterlassen wie Menschen generell oder andere Tiere |
Sozialisierung / Prägung | Kontakt zu Tieren | Hunde, Katzen, Kühe, Pferde, Schafe, Ziegen, Hühner, Hasen, Vögel, Wildtiere, Zoobesuch |
Sozialisierung | Geräuschkulissen | Geräusche im Alltag, Küchengeräusche wie Tellerklappern, Spülmaschinen, Mixer, Toaster, Sauger, Fön, Klingeln, Türen, Autotür, Fernseher, Radio, Werkzeuge, Bauarbeiten, Verkehrslärm Feuerwerk, Gewitter, Motorsäge, Rasenmäher, Müllabfuhr, Menschenmassen, Kindergeschrei, Menschenschritte auf unterschiedlichem Untergrund mit unterschiedlichem Schuhwerk, Musik, Instrumente, Piepsgeräusche, Sirene |
Sozialisierung | Fahrzeuge, sonstige Beförderungsmittel und wechselnde Örtlichkeiten | Auto, LKW, Motorrad, Busse, Straßenbahn, Züge, Fahrräder, Bobbycars, Dreiräder, Baustellenfahrzeuge, Traktoren, Flugzeuge, Schubkarren, Einkaufskörbe, Post, Einkaufsladen, Baumarkt, Bäcker, Unterführungen, Garagen, Parkhäuser, Fußballplatz, Marktplatz, Fußgängerzonen, Bahnhof, Eisdiele, Café, Tierarztpraxis, Bauernhof, Kindergarten, Schule |
Sozialisierung | Eigene Erlebnisse des Welpen | Rolltreppen, Aufzüge, Autofahren, Gassirunde im hellen und dunkeln, Kennenlernen verschiedener Wetterverhältnisse wie Regen, Schnee, Glatteis, Sonne, starker Wind, Kälte und Wärme, verschiedene Bodenbeläge wie Fliesen, Holzfußboden, Teppiche, Rasen, Steine, Holz, Laub, Sand |
Sozialisierung | Optische Einwirkungen | Spiegel, Fensterscheiben, Leuchten, starke Lichter, Scheinwerfer, Blinklichter, Taschenlampe |
Sozialisierung | Diverse Gerüche | Menschengeruch, Hundegeruch, Geruch von artfremden Tieren und sonstige Gerüche in der Umwelt |
Prägung | Unterschiedliche Futtersorten | Trockenfutter, Nassfutter, Fleisch, Fisch, Geflügel, Obst, Gemüse etc. |
Die in der Tabelle aufgeführten Details dienen als Orientierungshilfe für die Prägung und Sozialisierung durch den Erstbesitzer. Es gibt jedoch viele weitere Aspekte, die berücksichtigt werden können und je nach Lebensumfeld auch müssen. Die zukünftigen Lebens- und Haltebedingungen des Hundes sollten bei der Auswahl der Reize in Sachen Prägung, Habituation und Sozialisierung berücksichtigt werden. Dabei macht es einen großen Unterschied, ob der Hund auf dem Land aufwächst, wo er mit Reizen wie Wildtieren, häufigen Begegnungen mit anderen Hunden auf Feldern und Wiesen, spielenden Kindern, Traktoren und typischen ländlichen Geräuschen regelmäßig konfrontiert ist, oder ob er in einer Stadtwohnung lebt und täglich an belebten Straßen, Straßenbahnen, Bussen und von Menschen und Hunden gefüllten Gehwegen und Parks spazieren geht. Hunde können sich in beiden Umgebungen gut einleben, aber der Wechsel zu den jeweils anderen Umweltbedingungen kann schnell zu Überforderung führen. Tipp: Besonders Hundeneulingen empfehlen wir von Anfang an einen Hundetrainer zu kontaktieren und sich praktische Tipps für die bedeutenden Todos in der sensiblen Phase einzuholen.
Um es anschaulich zu machen: |
Ein jagdlich genutzter Deutsch Drahthaar, der in der tiefsten Eifel sein Zuhause hat, wird eher mit Geräuschen von Mähdreschern und landwirtschaftlichen Maschinen vertraut werden müssen, als mit dem Fahren in einer Straßenbahn. Solche spezifischen Anpassungen sind entscheidend, um den Hund optimal auf seine zukünftige Umgebung vorzubereiten. Wenn ein Landwirt beispielsweise einen Border Collie als Arbeitshund hält, der bei der Ernte und dem Traktorfahren an seiner Seite verweilen soll, liegt der Schwerpunkt der Gewöhnung auf den Begleitumständen dieser speziellen Aufgaben. Plant ein Jäger, seinen Großen Münsterländer Welpe später jagdlich zu führen und für die Nachsuche auszubilden, kann es sinnvoll sein, bereits in der frühen Welpenzeit mit den ersten Maßnahmen zu beginnen. In diesem Fall wäre es auch ratsam, die Schussfestigkeit des Welpen frühzeitig zu trainieren. |
Wichtig ist, dass Gewöhnung und Erziehung sowohl für Familienhunde als auch für Hunde mit speziellen Aufgaben Bedeutung haben. Allerdings steht für Familienhunde im ersten Lebensjahr die Erziehung im Vordergrund, während das gezielte Training zu Ausbildungszwecken für beruflich eingesetzte Hunde bereits früher beginnen kann. Der Unterschied liegt darin, dass Hunde, die später als professionelle Jagd-, Hüte-, Diensthunde oder in anderen spezialisierten Rollen arbeiten, frühzeitig trainiert werden müssen. Für Familienhunde, die solche Aufgaben eher als Freizeitaktivitäten ausführen, sollte das Training jedoch erst nach dem ersten Lebensjahr starten.
Wenn der Hund hingegen in einer Großstadt als "Stadthund" leben soll, ist es wichtiger, ihn an Bus- und Bahnfahrten, Stadtgeräusche und den Kontakt mit vielen Menschen zu gewöhnen, als an das Leben auf einem Bauernhof mit Kühen und verschiedenen Landmaschinen.
Da Welpen nur begrenzte Zeit beim Züchter bleiben, müssen in dieser Phase zahlreiche wichtige Prägungs- und Sozialisierungsmaßnahmen stattfinden. Viele Züchter bevorzugen es daher, die Welpen bis zur 10. oder sogar 12. Lebenswoche bei der Mutter zu lassen. So können sie die Welpen intensiver auf ihre zukünftigen Lebensumstände vorbereiten und die neuen Besitzer frühzeitig in den Prozess mit einbeziehen, um eine optimale Grundlage für die weitere Sozialisierung und Entwicklung der Hunde nach der Übergabe an ihre neuen Halter zu schaffen.
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Erziehung in der Sozialisierungsphase zu achten?
Auf den neuen Halter kommen ab dem Tag des Einzugs viele verschiedene Aufgaben zu. Dazu gehören die Eingewöhnung des Welpen, seine Integration in die neue Umgebung und die Familienstruktur, das Weiterführen der bisherigen Habituation, Sozialisierung und Erziehungsmaßnahmen inklusive rund um Pflege, Ernährung sowie Gesundheitschecks. In den ersten Wochen benötigt der Welpe besonders viel Aufmerksamkeit, Fürsorge und Unterstützung, um sich gut einzuleben und Vertrauen aufzubauen. Dabei sollte neben den "ernsten Dingen des Hundelebens" auch viel Zeit für Spielen, Toben, Kuscheln und emotionale Zweisamkeit eingeplant werden. Solche gemeinsamen Aktivitäten, wie das Kontaktliegen mit dem Halter, stärken die Bindung, schaffen Vertrauen und sind Balsam für das Wohlbefinden des Neuankömmlings. Während dieser Zeit können auch erste Pflegemaßnahmen wie Bürsten oder Massagen spielerisch eingebaut werden, sodass der Welpe diese als angenehme Erfahrung wahrnimmt und später besser akzeptiert.
Der Alltag des Welpen verändert sich mit dem Einzug grundlegend. Viele Herausforderungen warten auf ihn und seine neuen Halter, die gemeinsam gemeistert werden wollen. Mit Geduld und der richtigen Herangehensweise kann diese Zeit den Grundstein für eine enge Bindung legen und das Team Hund-Mensch zu einer starken und eingespielten Einheit formen.
Es gibt also einiges zu tun – packen wir es gemeinsam im Sinne des Welpen mit größter Fürsorge an!
Da der Welpe nun ohne seine Mutter und Wurfgeschwister auskommen muss, übernimmt der neue Halter die Rolle der Hauptbezugsperson. Der Halter sorgt dafür, dass der Welpe sich weiterhin gut entwickelt, täglich neue Erfahrungen sammelt und sich als eigenständiges Individuum entfalten kann. Dazu gehört, dass seine Bedürfnisse wie Ruhe, Futter, Pflege und Sozialkontakte täglich berücksichtigt und erfüllt werden. Gleichzeitig sollten die Haltungsbedingungen tierschutzgerecht und auf die Persönlichkeit des Welpen abgestimmt sein. Das schließt selbstverständlich den artgrechten sowie respekt- und rücksichtsvollen Umgang im täglichen Miteinander ein.
Trotz aller Zuneigung, Liebe und Glücksgefühle ist es wichtig, dass der Welpe von Anfang an klare Regeln und Grenzen kennt. Nur so kann er lernen, was erlaubt ist und was nicht. Diese Leitplanken geben dem jungen Vierbeiner eine feste Struktur, an der er sich orientieren und sein Handeln ausrichten kann. Die "Hausordnung" muss allerdings von allen Familienmitgliedern konsequent umgesetzt werden, auch wenn es angesichts des niedlichen Verhaltens und treuen "Dackelblicks" des Welpen mitunter schwerfallen mag. Doch nur so schafft ihr mit eurem Tun Verlässlichkeit, was dem Welpen wiederum Sicherheit schenkt.
Um den Start mit dem neuen Familienmitglied zu erleichtern, ist es sinnvoll, bereits vor dem Einzug einige Vorbereitungen zu treffen. So sollte der Haushalt hundgerecht gestaltet sein, damit sich der Welpe direkt wohlfühlt und die ersten Sozialisierungs- und Erziehungsmaßnahmen nahtlos ansetzen können. Auch die Anschaffungen wie Hundekorb, Spielzeug und Futter sollten bereits vor dem Einzug erledigt sein, um wertvolle Zeit zu sparen. Ein praktischer Tipp: Wenn ihr den Welpen bereits vor der Übernahme besucht und ihm eine Decke mitgebt, die euren Geruch annimmt, könnt ihr ihm in den ersten Tagen im neuen Zuhause eine vertraute Umgebung schaffen. Das hilft ihm, sich schneller einzuleben und sich sicherer zu fühlen.
Es ist jedoch nicht notwendig, das gesamte Leben umzukrempeln, um dem Welpen gerecht zu werden. Ziel sollte es sein, den Welpen in den bestehenden Alltag der Familie zu integrieren, ohne die Lebensweise komplett ändern zu müssen. Sollten jedoch größere Anpassungen erforderlich sein, ist es wichtig, nochmals gründlich zu überlegen, ob ein Hund zur aktuellen Lebenssituation passt. Denn der Einzug eines Welpen sollte eine Bereicherung für alle sein, und die anfängliche Freude sollte nicht in Stress umschlagen.
Neben Zeit und Engagement ist es entscheidend, das notwendige Wissen zur Hundehaltung mitzubringen. Nur mit ausreichendem theoretischen Hundewissen und praktischer Kenntnis über Erziehung, Sozialisierung, Pflege und Ernährung kann der Start gut gelingen und die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet werden. Der Weg ist das Ziel.
Gerade Hundeanfänger sollten von Anfang an auf die Unterstützung durch erfahrene Hundetrainer oder Profis setzen. Kleine Fehler passieren jedem und unsere Hunde sind ausgesprochen fehlertolerant! Doch dauerhafte Schnitzer und Versäumnisse in der wichtigen Sozialisierungsphase können zu schwerwiegenden Problemen wie Wesensmängel, Verhaltensprobleme und gestörte Hund-Mensch-Beziehungen führen, die nur schwer zu korrigieren sind. Ein gut sozialisierter Welpe, den ein erfahrener Züchter übergibt, kann sich nur dann optimal weiterentwickeln, wenn der neue Besitzer die richtigen Maßnahmen mit entsprechender Sachkenntnis fortsetzt. An dieser Stelle sei aber auch betont, dass es auch Hunde und Rassen mit genetischen Anlagen und verankertem Verhalten gibt, die weder zur Halterpersönlichkeit noch den Lebensbedingungen passen und sich hieraus perspektivisch Probleme (z.B. übersteigerte Aggression gegenüber Reizen oder Stereotypien) entwickeln, die durch die kompetenteste Erziehung allein nicht gelöst werden können. Daher ist die Wahl der passenden Rasse, Zuchtlinie und des Züchters für den jeweiligen Halter und dessen Lebensbedingungen entscheidend.
Was muss im Hinblick auf die Trainingseinheiten beim Welpen in der Sozialisierungszeit beachtet werden? In der aktuellen Phase ist der Welpe noch körperlich und geistig/mental fragil. Die Trainingseinheiten sollen dem Welpen Spaß beim Lernen bereiten, dürfen aber zu keiner Zeit zu Überforderung führen. Kurze intensive Trainingssequenzen müssen in einem akzeptablen und ausgewogenen Verhältnis zu Regeneration und "normalen" Alltag stehen. Neben Spiel, Spaß und Lerneinheiten braucht der Welpe ausreichend Ruhe- und Entspannungsphasen. Ein gut durchdachter Trainingsplan hilft dabei, die nötigen Schritte in Sachen Sozialisierung und Erziehung in der sensiblen Zeit gezielt umzusetzen, um in Anbetracht seines zukünftigen Lebensmittelpunktes, Alltags und angestrebter Verwendung alle erforderlichen Maßnahmen umsetzen und die Ziele erreichen zu können, die es für die unverzichtbare Umweltsicherheit, Sozialkompetenz und letztlich Alltagstauglichkeit braucht. Habt dabei immer einen Blick auf das recht kurze Zeitfenster, konzentriert euch auf das Wesentliche und vergallopiert euch nicht in Klein-Klein. Daher stehen Erziehung und Sozialisierung im Vordergrund – für Training und Ausbildung bleibt auch später noch Zeit (Gansloßer & Krivy 2014).
Gut zu wissen: Verwechselt Training und Erziehung nicht. Ausbildungsziele sind beim Menschen mit dem Besuch einer Schule gleichzusetzen. Nur weil ein Kind oder Jugendlicher sehr gute Noten schreibt, sagt dies nichts über seine sozialen Fähigkeiten und seine Sicherheit im Umgang mit täglichen Reizen aus. Und auch umgekehrt ist ein schlechter Schüler nicht automatisch ein schlechter Mensch. Liegt der Fokus also auf Umwelt- und Alltagssicherheit sowie einem angemessenen Sozialverhalten, sollte im ersten Lebensjahr auch viel Wert auf die Erziehung und Sozialisierung gelegt werden und weniger auf Training. Besteht zum Hund eine rein funktionale Beziehung (der Hund hat also primär einen „Job“ zu erledigen), so kann im ersten Lebensjahr neben der Erziehung auch die Ausbildung ihren Platz finden. Es müssen aber immer die verfügbaren Ressourcen wie Zeit oder Geduld beachtet werden: Sind die Ressourcen limitiert, müssen Prioritäten gesetzt werden.
Integration und Dazugehörigkeitsgefühl: Zu Beginn steht die Eingliederung des Welpen in den Alltag und das bestehende soziale Umfeld. Der Welpe sollte sich willkommen fühlen, damit sein Gefühl der Zugehörigkeit durch den gemeinsamen Alltag gestärkt wird. Auch wenn die Eingliederung in das soziale Netzwerk während der Pubertät an Bedeutung gewinnt – ähnlich wie bei menschlichen Jugendlichen – ist es sinnvoll, schon vorher eine stabile Beziehung und im besten Fall eine gesicherte Bindung aufzubauen. Ein gefestigtes Verhältnis erleichtert es, die alltäglichen Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Denn ohne eine solide Basis wird es schwerer, an wichtigen Zielen wie der Begleithundeprüfung, der Jagdhundeausbildung oder anderen Aktivitäten wie dem Hundesport zu arbeiten.
Rückzugsorte und Fütterungsstellen: Der neue Halter sollte auch darauf achten, geeignete Plätze für den Hund im Haus zu schaffen. Diese Orte sollten ruhig und nicht zu weit vom Alltagstrubel entfernt sein. Einer dieser Plätze sollte als ungestörter Rückzugsort dienen, an dem der Hund sich sicher fühlt und von niemandem gestört wird, weder von der Familie noch von Besuchern. Die Futterstelle ist ebenfalls von großer Bedeutung. Futter und Wasser sind grundlegende Bedürfnisse, die täglich befriedigt werden müssen. Stellt sicher, dass frisches Wasser immer zugänglich ist. Die Fütterung kann entweder zu festen Zeiten oder flexibel stattfinden – beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass ihr eine klare Regelung für die Fütterung einführt, etwa ob der Hund warten muss, bis er an den Napf darf, oder ob er selbstständig zugreifen kann, sobald der Napf bereitgestellt ist. Das ist eine Entscheidung, die jeder Halter für sich treffen sollte. Oft wird ein fester Zeitpunkt für die Fütterung empfohlen, um durch feste Regeln und Rituale im Alltag, dem Hund Struktur zu bieten. Das mag für bestimmte Hundepersönlichkeiten gut funktionieren. Spätestens aber, wenn der Hund kurz vor der festen Fütterungszeit unruhig durch das Haus läuft, seine Menschen mit aufmerksamkeitsheischendem Verhalten „nervt“ und die Fütterung lautstark einfordert, sollte eine Fütterung zu festen Zeiten überdacht und eventuell angepasst werden.
Zum Thema Ritual wollen wir an der Stelle noch einen kurzen Hinweis geben: Hunde profitieren generell von festen Strukturen und geordneten Abläufen. Versucht daher, Aktivitäten wie Gassigehen, Füttern, Pflegen und Spielzeiten nach gleichbleibenden Abläufen zu gestalten, um Routinen zu schaffen. Das hilft besonders Hunden, die unsicher sind oder ängstlich auf Veränderungen reagieren.
Sozialkontakte und Hundesprache: Welpen werden oft für das Leben an der Seite ihrer Menschen angeschafft, wodurch sie fast täglich in engem Kontakt mit Menschen sind. Bis zur Abgabe lernt der Welpe, sich in der Hundegemeinschaft mit Mutter, Vater und Wurfgeschwistern zurechtzufinden. Ab der Übernahme sollte der neue Halter darauf achten, dass der Welpe weiterhin regelmäßig Kontakt zu Artgenossen hat. Dies ist wichtig, um seine Kommunikationsfähigkeiten weiter auszubauen, zu verfeinern und die Hundesprache zu festigen. Nur so kann der Hund sicher und angemessen mit anderen Hunden interagieren. Bekommt er nach dem Einzug diese Möglichkeiten nicht geboten, so bleibt der Welpe in Bezug auf das Sozialverhalten und die innerartliche Kommunikation auf dem Stand eines Kleinkindes stehen. Schlimmstenfalls verlernt er sogar mangels Praxis das Erlernte und wird Defizite beim Interagieren bei zukünftigen Hundebegegnungen zeigen. Ein guter Startpunkt für diese sozialen Erfahrungen sind Welpenspielgruppen in der Hundeschule, behutsame Begegnungen mit anderen Hunden auf der Hundewiese oder Treffen mit bekannten Hunden von Freunden und Bekannten. Der Welpe sollte die Chance haben, auf Hunde unterschiedlicher Rassen und Größen zu treffen, um deren unterschiedliche Kommunikationsweisen und vielfältige Verhalten kennenzulernen. Es ist dabei wichtig, dass diese Treffen positiv verlaufen! Der Halter sollte die Begegnungen aufmerksam begleiten und notfalls eingreifen, um negative Erfahrungen zu vermeiden. So lernt der Welpe, seinen Menschen auch in sozialen Situationen als sicheren Rückhalt zu sehen, der ihm in prekären Situationen souverän zur Seite steht.
Welche Trainingsmaßnahmen und Wissensinhalte stehen weiter auf dem Programm während der Sozialisierungszeit des Welpen?
Stubenreinheit: Ein wichtiger Punkt in der Sozialisierungsphase ist die Stubenreinheit, da wohl jeder Halter darauf abzielt, dass der Welpe sich nicht unkontrolliert im Haus erleichtert. Idealerweise hat der Züchter den Welpen bereits an das Lösen im Freien gewöhnt, so dass ihr darauf aufbauen könnt, um ihn endgültig auf einen festen Löseplatz im Garten zu konditionieren. Mehr dazu findet ihr in unserem speziellen Artikel "Wie bekomme ich meinen Welpen stubenrein?", der hilfreiche Tipps und Methoden enthält.
Ein weiteres zentrales Trainingsziel ist die Leinenführigkeit. Dazu gehört zunächst, den Welpen an Halsband und Leine zu gewöhnen, so dass er sich damit wohlfühlt und das Anleinen selbstverständlich wird, wenn es nach draußen geht. Im nächsten Schritt ist es das Ziel, mit entsprechendem Leinenführigkeitstraining dem Welpe beizubringen, ohne zu Ziehen an der Leine zu laufen, damit der Hundespaziergang für alle entspannt bleibt. Was das nun konkret bedeutet, könnt ihr im Detail in unserem ergänzenden Magazinbeitrag zur Leinenführigkeit mit hilfreichen Trainingstipps nachlesen.
Belohnung: Um euch einen Überblick über den Aufbau von Hundetrainings zu geben, haben wir im Artikel "Allgemeine Tipps zum Aufbau von Hundetrainings" nützliche Hinweise zusammengefasst. Dabei wird besonders die "Positive Verstärkung" durch den Einsatz von Belohnung mittels unterschiedlichen Motivationsgegenständen hervorgehoben – eine Schlüsselstrategie für Trainingserfolge, die auch bei der Welpenerziehung ein Erfolgsgarant ist. Denn sie verknüpft auf effektive Weise Angenehmes mit Nützlichem. Belohnungen spielen aber auch bei der Erziehung eine entscheidende Rolle, denn hierbei wird ebenfalls gewünschtes Verhalten verstärkt. Zudem sind die Belohnungstechniken ein wesentliches Instrument, dass im normalen Hundealltag ständig präsent ist, um situativ erwünschtes Verhalten zu fördern. Sei es beim Aufbau oder Abrufen von Signalen des Grundgehorsams, dem Lösen von Aufgaben im Hundesport, oder im Rahmen von Spezialausbildungen zum Jagd-, Rettungs-, Assistenz- oder Diensthund.
Grundgehorsam als Basis: Ohne eine solide Grundlage des Grundgehorsams lassen sich weitere Trainingsinhalte kaum erfolgreich vermitteln. Sitz, Platz, Hier, Komm und Fuß sind die Basis, auf der alle weiteren Übungen aufbauen. Wenn diese Kommandos durch regelmäßiges Training sicher und wiederholbar sitzen, können darauf aufbauend weitere wichtige Themen wie Antigiftköder-Training, Antijagdtraining oder der sichere Rückruf angegangen werden. Die Bedeutung dieser Kommandos beschränkt sich aber ausschließlich auf den Trainingsbereich und ist im Erziehungsbereich vollkommen unbedeutend. Gerade für ein erwünschtes Benehmen im öffentlichen Raum stellt Training keine adäquate Möglichkeit dar, sondern hier ist Erziehung unumgänglich. Wie verschiedene wissenschaftliche Studien zeigen konnten, steht Training in keinem Zusammenhang mit Umweltsicherheit oder dem Reduzieren von Verhaltensauffälligkeiten – hier ist Erziehung der Schlüssel zum Erfolg (Gansloßer & Kitchenham 2019). Apropos Verhalten in der Öffentlichkeit: Eine grundsolide Erziehung gewährleistet die Kontrolle über den Hund. Dies ist neben dem sicheren Führen des Hundes auch beim Aufenthalt im öffentlichen Raum extrem wichtig, damit der Vierbeiner sich unterwegs angemessen verhält und ihr jederzeit auf euren Hund im Bedarfsfall zuverlässig einwirken könnt. Dies schützt alle Beteiligten, ob Menschen, andere Hunde oder Tiere. Dazu seid ihr von Gesetzeswegen auch verpflichtet, wie ihr in unseren zahlreichen Beiträgen zu den einzelnen Bundesländern im Magazin nachlesen könnt.
Beißhemmung: Während der Sozialisierungsphase steht auch die Festigung der Beißhemmung auf dem "Erziehungsplan", sobald der Welpe eingezogen ist. Bisher erfolgte dies beim Spielen, Toben und Raufen mit der Mutter und den Wurfgeschwistern. Wurden die Zähne beim "Beißen" in Nacken, Ohren, Schnauze und Pfoten zu grob eingesetzt, so reagierten die Spielgefährten gezielt mit angemessenen Abbruchsignalen, um ihrem Gegenüber zu verdeutlichen, dass das gezeigte Verhalten inakzeptabel war. Beispielsweise beenden die Welpen dann sofort die gemeinsame Interaktion. Häufig kann man dabei beobachten, dass das Spiel zeitnah wieder aufgenommen wird und der gemaßregelte Welpe sich wie erwünscht zurücknimmt. Die Lektion hat demnach gefruchtet und der Welpe lernt so im innerartigen Spiel seine Zähne kontrolliert und "gehemmt" einzusetzen. Nun müssen die bisherigen Lernerfahrungen in Bezug auf die Beißhemmung unter den Artgenossen, auch in der Menschenwelt Praxis werden - diese verantwortungsvolle Aufgabe liegt bei euch als neuem Halter. Denn wird beim gemeinsamen Spielen des Welpen mit seinen Menschen nicht Wert auf die weitere Schulung der Beißhemmung gelegt, kann das perspektivisch schlimme Folgen für den heranwachsenden Hund und sein Umfeld haben. Lernt der Welpe nämlich, dass es völlig in Ordnung ist beim Spielen unkontrolliert die Zähne einzusetzen oder sogar durch aktives Handeln seiner Bezugsmenschen weiter animiert wird, zuzubeißen, dann wird der Hund zukünftig nicht fähig sein, sich bei sozialen Interaktionen angemessen zu verhalten. Um weitere Informationen zur Beißhemmung und den maßgeblichen erzieherischen Maßnahmen zu erfahren, möchten wir euch an dieser Stelle unseren ergänzenden Artikel zur Lektüre empfehlen.
Unerwünschtes Verhalten erkennen und lenken: Ebenso wichtig ist es, unerwünschte Verhaltensweisen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu lenken. Merke: Es gibt keine allgemeingültigen Verhaltensregeln, die für jeden Hund in Stein gemeißelt sind. Jeder Halter entscheidet individuell, welches Verhalten als störend empfunden wird oder eben nicht. So ist beispielsweise das Anspringen von Menschen nicht für jeden ein Problem. Wird dem Welpen erlaubt, an Menschen hochzuspringen, speichert er dieses Verhalten als akzeptables Normalverhalten ab und zeigt es aller Wahrscheinlichkeit auch später. Ist dieses Verhalten unerwünscht, sollte der Halter sofort mit einem geeigneten Abbruchsignal angemessen reagieren. Das frühzeitige Festlegen von Regeln mit entsprechenden To-dos und No-gos und einem durchdachten Trainingsplan hilft um den erwünschten Weg einzuschlagen - bedenkt aber bitte frühzeitig, dass das Verhalten Dritten gegenüber stets rücksichtsvoll sein sollte und zu keiner Zeit Menschen oder Tiere gefährden darf.
Tabuzonen festlegen: Soll der Welpe bestimmte Bereiche des Hauses nicht betreten, wie etwa das Schlafzimmer, die Küche oder das Bad empfiehlt es sich, dies von Anfang an zu üben. Der Welpe lernt so schnell, welche Bereiche für ihn tabu sind und das Verhalten wird durch konsequente Anwendung gefestigt. Achtet jedoch darauf, dass inkonsequentes Verhalten die gesamte Übung untergräbt.
Die Hundebox als sicherer Rückzugsort: Ein nützlicher Tipp ist die Gewöhnung an eine Hundebox. Diese kann dem Welpen von Anfang an als sicherer Rückzugsort dienen, insbesondere beim Transport. Gewöhnt der Welpe sich bereits auf der Fahrt vom Züchter nach Hause an die Box, wird sie schnell zu einem vertrauten und angenehmen Ort. Wichtig ist, dass die Box im Haushalt offen steht, damit der Welpe sie nach Belieben aufsuchen kann. Dies ist nicht nur für die Eingewöhnung hilfreich, sondern erleichtert auch künftige Tierarztbesuche und andere Transporte.
Ein konkretes Beispiel: |
Zieht der Welpe ein und es ist entschieden, dass sein Schlafplatz im Schlafzimmer der Eltern sein soll, während das Bett eine Tabuzone bleibt, kann eine Hundebox von Anfang an hilfreich sein. Die Box dient dem Welpen von Beginn an als vertrauter Rückzugsort, besonders wenn er bereits für den Transport vom Züchter an das Verweilen darin gewöhnt wurde. Dadurch wird die Hundebox für den Welpen zu einem vertrauten und sicheren Ort, der Geborgenheit bietet. Wichtig: Laut rechtlichen Vorgaben darf die Box im Haus nicht zur dauerhaften Unterbringung verwendet werden, die Tür muss offen bleiben oder ausgehängt werden, sobald die Box im Haus steht! Die Box wird zu seinem festen Schlafplatz im elterlichen Schlafzimmer und fügt sich als fester Bestandteil in sein abendliches Ritual ein. Um das positive Erlebnis in der Box weiter zu stärken, können die Besitzer den Welpen gelegentlich mit einem Leckerli oder seinem Lieblingsspielzeug in der Box belohnen. |
Die Hundebox für den Transport: Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, den Welpen an das vorübergehende Schließen der Box zu gewöhnen. Regelmäßiges Üben sorgt dafür, dass der Hund bei zukünftigen Transporten, wie etwa der Fahrt zum Tierarzt, entspannt bleibt. Dieser frühe Gewöhnungsprozess bietet viele Vorteile: Der Welpe lernt, dass die geschlossene Box nichts Bedrohliches darstellt, und das erleichtert sowohl die Autofahrt als auch den Besuch beim Tierarzt. Belohnungen sollten auch hier nicht fehlen!
Was gilt es in Sachen vertiefende Habituations- und Sozialisierungsmaßnahmen konkret noch zu tun?
Im vorherigen Abschnitt haben wir die wesentlichen Maßnahmen zur Prägung und Sozialisierung behandelt, die dem Welpen in seiner lernfreudigsten und lernbegierigsten Phase auf spielerische und positive Weise vermittelt werden sollten. Ziel ist es, einen umweltsicheren und sozialverträglichen Hund mit ausgeprägter Sozialkompetenz aufzuziehen. In dieser sensiblen Phase lernt der Welpe durch positive Begegnungen mit anderen Welpen, Artgenossen, Menschen und Tieren den richtigen Umgang mit den jeweiligen Spezies. Das gleiche Prinzip gilt für die Gewöhnung an verschiedene Objekte, Geräusche, Gerüche, das Fahren mit Auto, Straßenbahn oder Bus und den Kontakt mit Elementen wie Erde, Wasser und Luft. Dies sorgt dafür, dass der Welpe im späteren Alltag neutral oder positiv auf diese Reize reagiert. Eine Übersicht dazu findet ihr in der Tabelle weiter oben.
Wie bereits eingangs erwähnt, ist es hilfreich, einen Plan für die Erziehungs- und Sozialisierungsmaßnahmen zu erstellen und Prioritäten zu setzen, die auf den zukünftigen Alltag des Welpen abgestimmt sind. So vermeidet ihr unnötigen Stress, Leistungs- und Zeitdruck, sowohl für euch als auch für den Welpen.
In dieser Phase legt ihr den Grundstein für ein harmonisches Zusammenleben in der neuen sozialen Umgebung sowie für das Verhalten des Welpen gegenüber anderen Menschen, Hunden und Tieren. Egal, ob es um zukünftige Begegnungen auf dem Hundeplatz, Shoppingtouren in der Stadt, Autofahrten oder den Umgang mit Alltagsgeräuschen wie dem Thermomix oder dem Geräusch einer Motorsäge beim Nachbarn geht – die Sozialisierungs- und Habituationsmaßnahmen helfen dem Welpen, diese Einflüsse entspannt und gelassen hinzunehmen. Ziel ist es, dass der Welpe diese Reize als normalen Bestandteil seiner Welt betrachtet und sie sein Stressniveau nicht erhöhen.
Es wird also in dieser Zeit die Grundlage für das soziale Miteinander in der neuen Sozialgemeinschaft und dem außerhäuslichen Sozialverhalten mit anderen Individuen gelegt. Egal, ob es um zukünftige Hundebegegnungen auf dem Hundeplatz, Shoppingtouren in der Stadt, Autofahrten oder den Umgang mit Alltagsgeräuschen wie dem Thermomix oder dem Geräusch einer Motorsäge beim Nachbarn geht - die richtigen Habituations- und Sozialisierungsschritte helfen dem jungen Hund, die Reizeinflüsse der vielfältigen Alltagsereignisse unbefangen und unvoreingenommen hinzunehmen und damit entspannt und gelassen umzugehen. Ziel ist es, dass der Welpe diese Außenreize als normalen Bestandteil seiner Hundewelt betrachtet und sie sein Stressniveau nicht erhöhen.
Wie schon in den bisherigen Ausführungen betont, ist es wichtig, dem Welpen in dieser Zeit so viele positive Erfahrungen wie möglich zu bieten. Denn gerade in dieser Phase lernt er durch seine Neugier und hohe Lernbereitschaft besonders schnell. Doch Vorsicht: Überforderung kann den positiven Effekt schnell ins Gegenteil umkehren. Daher sollten die neuen Erfahrungen und Lerneindrücke gut dosiert sein, um den Welpen nicht zu überfordern und ihm stattdessen eine angenehme, stressfreie Entwicklung zu ermöglichen.
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Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Gesundheit in der Sozialisierungsphase zu achten?
Die regelmäßigen Entwurmungen werden ab ca. der 2. Lebenswoche begonnen und auch während der Sozialisierungsphase zum Schutz der Welpen fortgesetzt. In der Regel erfolgt dies alle 2 Wochen bis zum 3. Lebensmonat. Auf alle Fälle sollte die Parasitenbehandlung bis zwei Wochen nach dem letztmaligen Säugen für den optimalen Schutz durchgeführt werden.
Bei einem organisierten Züchter wird gegen Ende der 7. Lebenswoche die übliche Wurfabnahme erfolgen, bei der u.a. auch der Gesundheitszustand und die gesamte Konstitution der Welpen durch einen bevollmächtigten Zuchtwart des zuständigen Zuchtverbands / Zuchtvereins kontrolliert werden.
Im Hinblick auf die anstehende Welpenvermittlung und Übergabe an die neuen Halter, steht vorab die Grundimmunisierung mit allen empfohlenen Impfungen auf dem Programm. Die Welpen erhalten im Rahmen der Grundimpfung den nötigen Impfschutz gegen Parvovirose, Staupe und Leptospirose. Gleichzeitig nimmt der Tierarzt/Tierärztin jeden einzelnen Welpen genau unter die Lupe und checkt u.a. die Gesundheit, Vitalität, Motorik, Mobilität und das Verhalten.
Wird der Hund über einen Züchter bezogen, so sind die Welpen i.d.R. auch schon durch einen Tierarzt gechipt. Bei der Übernahme seines Welpen erhält dann der zukünftige Hundehalter einen "personifizierten" Impfpass, in dem u.a. die Identifikationsnummer des Chip und alle durchgeführten Impfungen eingetragen sind. Zudem wird dem Besitzer bei Bezug eines Rassehundes eine Ahnentafel übergeben, die weitere Angaben zur Zuchtlinie über drei Generationen enthält.
Wird der Welpe aber über einen Privatzüchter/Hobbyzucht, Tierheim, Tierschutzorganisation aus dem Ausland übernommen, so wird auch hier in vielen Fällen ein Impfpass ausgehändigt, in dem alle Impfungen und Wurmkuren eingetragen sind. Ist dem nicht so, dann sollten die Alarmglocken schrillen und ganz genau hingeschaut werden. Bei der Übernahme des Hundewelpen muss unbedingt abgeklärt werden, wie der aktuelle Gesundheitszustand des Tieres ist, welche bisherigen Impfungen und regelmäßigen Entwurmungen erfolgt sind und ob ein Tierarzt den Welpe bereits untersucht hat. Leider kommt es immer wieder im Rahmen des Welpenkaufs oder bei der Welpenvermittlung zu Fällen, in denen die gesundheitliche Versorgung der Hunde nicht im Fokus der "Hundevermittler" steht. Und so werden kranke, unterversorgte und schlecht gepflegte Tiere an die neuen Besitzer übergeben, die dann mit den Folgen der leidenden Welpen zu kämpfen haben.
Unser Rat: |
Augen auf beim Welpenkauf! Und überprüft stets kritisch alle ausgehändigten Unterlagen und Dokumente inkl. dem Impfpass. Denn nicht immer sind "Züchter" so seriös wie anfangs angenommen. Sicher ist Sicher. Daher stellt sich die Frage: Was muss in Sachen Impfung des Welpen nun konkret kontrolliert und ggf. vom neuen Halter nach der Welpenübernahme nachgeholt werden? |
Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StiKo Vet) bringt u.a. eine Impfleitlinie für Kleintiere heraus, die auch ein Impfschema für Hunde vorsieht. Im Jahr 2021 wurde diese angepasst. Bisher waren der Impfschutz gegen Tollwut und Hepatitis contagiosa canis (HCC) eine sogenannte Core-Impfung, die bei einem Hund zu jeder Zeit vorhanden sein sollte. Zwischenzeitlich ist die Notwendigkeit für Hunde, die sich ausschließlich in Deutschland aufhalten auf Grund der aktuellen Infektionsgefahr, heruntergestuft worden. Sprich, dieser Impfschutz ist nur in besonderen Fällen angeraten und daher werden zwischenzeitlich beide Impfungen den sogenannten Non-Core-Impfungen zugerechnet. Allerdings gibt es insbesondere im Hinblick auf die Tollwutimpfung folgende Anmerkung: Viele Tierarztpraxen empfehlen dennoch gegen Tollwut zu impfen, da dies für das Verreisen ins außereuropäische und europäische Ausland für Heimtiere vorgeschrieben ist - ansonsten wird auch kein Heimtierausweis ausgestellt!
Laut den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StiKo Vet) sind für eine vollständige Grundimmunisierung eines Welpen oder Hundes aktuell die Impfungen gegen Parvovirose, Staupe und Leptospirose besonders wichtig. Hiergegen sollten alle Hunde immer geschützt sein!
Für die Grundimmunisierung gelten alle injizierten Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren des Welpen:
Grundimpfung (Pflicht) | 1. Impfung | 2. Impfung | 3. Impfung | 4. Impfung |
Parvovirose | 8. Lebenswoche | 12. Lebenswoche | 16. Lebenswoche | 15. Lebensmonat |
Staupe | 8. Lebenswoche | 12. Lebenswoche | 16. Lebenswoche | 15. Lebensmonat |
Leptospirose | 8. Lebenswoche | 12. Lebenswoche | 15. Lebensmonat |
Ist die Grundimmunisierung erfolgreich dem Welpen verabreicht worden, so sind je nach Impfstoff/-Hersteller für die Staupe und Parvovirose Wiederholungsimpfungen in einem Zeitraum von bis zu 3 Kalenderjahren angeraten. Gegen Leptospirose wird eine jährliche Auffrischungsimpfung von Seiten der StiKo empfohlen. Dies muss vor Ort mit dem behandelnden Tierarzt besprochen werden.
Es ist also zu klären, ob vor der Welpenübergabe das 1. Impfintervall gegen Parvovirose, Staupe und Leptospirose erfolgt ist, ansonsten muss umgehend eine Tierarztpraxis aufgesucht werden, damit der Welpe den empfohlenen Impfschutz erhält. Ferner liegt es, sofern der Welpe vor einem Alter von 12 Wochen abgegeben wird, auf alle Fälle im Verantwortungsbereich des neuen Welpenbesitzers, das 2. Impfintervall in der 12. Lebenswoche durchführen zu lassen.
Neben den Core-Impfungen sind je nach Lebenssituation, Verwendung, aktueller Infektionslage etc. die Verabreichung diverser weiterer Impfstoffe ratsam. Diese werden als Non-Core-Impfungen bezeichnet.
Hierzu gehören u.a. die Impfung mit wirksamen Impfstoff gegen:
- Tollwut
- Hepatitis contagiosa canis (HCC)
- Borreliose
- Zwingerhusten
- Dermatophytose
- Leishmaniose
- Parainfluenza
Auch im Fall der Core-Vakzine raten wir einen enstpechenden Impfplan und die Notwendigkeit mit dem Tierarzt näher zu besprechen, da die Bedürftigkeit sehr individuell ist.
Weiter geht es mit der Frage nach der bisher erfolgten Parasitenbehandlung mit geeigneten "Antiparasitika":
Ähnlich wie bei den bereits besprochenen Impfungen solltet ihr unabhängig von der Bezugsquelle immer den aktuellen Stand zur Verabreichung von Antiparasitika kritisch hinterfragen. Um sicherzugehen, ist ein zeitnaher Besuch beim Tierarzt ratsam. So könnt ihr den Welpen umfassend untersuchen lassen und gleichzeitig die erste Gewöhnungseinheit für zukünftige Tierarztbesuche absolvieren. Damit schlagt ihr geschickt zwei Fliegen mit einer Klappe.
Beim Tierarzt habt ihr zudem die Möglichkeit, Informationen über eure Lebenssituation und die geplante Verwendung des Hundes zu teilen. Auf dieser Basis kann der Tierarzt eine gezielte Empfehlung für die weiteren Behandlungsmaßnahmen gegen Parasiten aller Art geben. Denn ein Hund der ständig im Unterholz, auf Wiesen und Feldern unterwegs ist vielleicht sogar Wildkontakt beim Einsatz als Jagdhund oder in der Großstadt viele Sozialkontakte hat, ist deutlich häufiger der Gefahr von Parasitenbefall (Würmer, Zecken, Flöhe) ausgesetzt.
Was gehört weiterhin zu den Aufgaben rund um die Gesundheit des Welpen in der Sozialisierungsphase?
Natürlich ist auch in der sensiblen Zeit der Sozialisierungsphase auf das richtige Wachstum (Größe/Gewicht) beim Welpen zu achten. Liegt er im richtigen Verhältnis im Vergleich zu anderen Rassevertretern, oder sind Auswirkungen von Über- oder Unterversorgung zu vernehmen?
Ferner wird der Tierarzt beim Erstcheck sich einen Gesamteindruck verschaffen. Dabei stehen wichtige Fragen zur Klärung an:
- Sind alle Gliedmaßen voll ausgebildet?
- Wie sieht es in Sachen sensorische und motorische Entwicklung aus?
- Wirkt der Welpe aktiv, agil und lebendig?
- Wie ist das Reaktionsvermögen und -verhalten?
- Wie ist die Funktionstüchtigkeit aller Sinnesorgane?
- Ist der Welpe eher zutraulich und aufgeschlossen oder scheu, schreckhaft und ängstlich?
- Wie sind die Vitalwerte des Welpen und wie schaut die gesamte Konstitution aus?
- Entspricht das Wachstum und der Zustand von Gebiss und Zähnen dem aktuellen Entwicklungsstand?
Nun gibt es aber auch noch ein paar Dinge, auf die ihr speziell in der Wachstumszeit des Welpen allgemein beachten solltet, damit es zu keinen körperlichen oder geistigen Schäden beim Welpen kommt:
Eine ausgewogene, nährstoffreiche und bedarfsgerechte Ernährung ist ein wesentlicher Faktor, aus dem der Welpe für seinen Wachstum die nötige Energie bezieht. Lasst euch diesbezüglich ggf. durch einen Profi (Ernährungsberater sind hier im Zweifel die Ansprechpartner, nicht der Züchter oder der allgemeine Tierarzt!) unterstützen, damit der junge Hund alle notwendigen Inhaltsstoffe zur Genüge erhält.
Es gilt beim Berechnen der Tagesration auch die Menge der zusätzlich verfütterten Leckerlis zu beachten, denn ansonsten besteht die Gefahr von Fehlentwicklungen aufgrund von Nährstoffüberschuss oder -mangel. Je nach Veranlagung des Hundes kann dies schnell zu Übergewicht mit den üblichen Folgen führen. Des Weiteren bestehen Bedenken bei übermäßiger Leckerligabe hinsichtlich der Effektivität dieser Belohnungsmethode im Training. Wie Leckerchen maßvoll und effektiv beim Hundetraining eingesetzt werden können, haben wir in unserem Artikel "Den Hund richtig loben, belohnen & motivieren" beschrieben.
In Bezug auf geplante Aktivitäten mit dem Welpen, ist während des gesamten Welpenalters Vorsicht geboten - auch noch während der Sozialisierungsphasen. Denn die verschiedenen üblichen Beschäftigungen für Hunde sind während des ersten Lebensjahrs noch Tabu, da sie den Welpen zu sehr anstrengen und seinen Bewegungsapparat belasten. Ausreichende Ruhe-, Regenerations- und Schlafphasen sind so oder so nötig. Manche sehr aktive Vierbeiner muss man in diesem Kontext sogar etwas auf die Sprünge helfen und gezielt den Stecker ziehen. Geht hier also sehr sensibel und feinfühlig zum Wohle des Welpen vor.
Zuletzt wollen stellt sich noch die Frage: Ist der Welpe bereits gechipt? Denn jeder Hund muss einen Mikrochip tragen. Meist wird der Chip an der linken Halsseite des Hundes vom Tierarzt implantiert. Die Nummer dieses Chips ist auch im Impfpass oder dem EU-Heimtierausweis zu finden. Eines der ersten Dinge, die ihr als Neuhundehalter unbedingt erledigen solltet, ist euren gechipten Welpe / Hund bei einer Organisation wie Tasso oder Findefix zu registrieren. Diese speichern die Chipnummer, die Daten des Hundes und die Kontaktdaten des Halters ab. Somit kann im Notfall, falls der Hund entlaufen ist, die Chipnummer über den Chip am Hund mithilfe eines Lesegerätes (z.B. beim Tierarzt) ausgelesen, über Tasso oder Findefix die Daten des Halters ermittelt und dieser dann für die Zusammenführung kontaktiert werden. Wird der Hund vom neuen Halter nicht registriert, so kann der Chip zwar im Notfall ausgelesen, der Halter aber aufgrund der fehlenden Registrierung nicht ermittelt werden und der Hund wird vermutlich im nächsten Tierheim abgegeben. Dem Halter des entlaufenen Hundes bleibt nichts anderes übrig, als alle Tierheime oder Tierärzte in der Nähe anzurufen und nach dem eigenen Hund zu suchen. Daher sollte der Hund definitiv nicht nur gechipt, sondern auch registriert werden.
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Pflege in der Sozialisierungsphase zu achten?
Die Hundepflege spielt eine zentrale Rolle bei der artgerechten Hundehaltung, da sie das gepflegte äußere Erscheinungsbild, den hygienischen Zustand und die Gesundheit des Welpen maßgeblich beeinflusst. Ein gepflegter Hund fühlt sich wohler, ist gesünder und bleibt leistungsfähig. Je nach Rasse kann der Aufwand für die Pflege unterschiedlich hoch sein. Der Halter muss sich regelmäßig um das Fell, die Augen, Ohren, Haut, Pfoten und Zähne kümmern. In unserem ausführlichen Leitartikel erfahrt ihr, was genau zur umfassenden Hundepflege gehört. Je früher der Welpe an diese Pflegeroutinen gewöhnt wird und positive Erfahrungen dabei macht, desto einfacher und stressfreier gestaltet sich die Pflege für die kommenden Jahre.
Die Sozialisierungsphase bietet eine ideale Gelegenheit, um Pflegemaßnahmen spielerisch zu üben. Nutzt dafür die Momente, in denen ihr eurem Welpen Zuneigung schenkt oder er zur Ruhe kommt, denn in solchen Situationen ist er entspannt und empfänglich für neue Lernerfahrungen. Während dieser ruhigen Phasen könnt ihr ihn sanft mit der Hundebürste massieren, sein Fell kämmen und gleichzeitig die Ohren inspizieren. Streichelt ihn am Kopf und rund um die Augen, entfernt sanft eventuellen Schmutz und Rückstände mit einem feuchten Tuch. Auch das Überprüfen der Pfoten, Ballen und Zehenzwischenräume sollte dazugehören. Wichtig ist dabei, die Pflege nicht dann vorzunehmen, wenn der Welpe gerade erschöpft ist und kurz vor dem Einschlafen steht – in solchen Momenten sollte der Schlaf dem Üben Vorrang haben.
Während der vermehrten Ausflüge im Garten oder der Umgebung kann sich der Welpe, je nach Jahreszeit, hin und wieder eine Zecke einfangen. Diese lassen sich am besten während einer Streicheleinheit durch sanftes Abtasten finden. Mit einem geeigneten Zeckenwerkzeug könnt ihr die Zecke dann behutsam entfernen. Achtet jedoch darauf, dass Kuschelmomente nicht ausschließlich zur Kontrolle genutzt werden. Wenn der Welpe bemerkt, dass das Streicheln in erster Linie der Überprüfung dient, könnte er das gemeinsame Kuscheln bald ablehnen. Und außerdem sollte auch ausreichend Zeit für echte "Qualitytime" eingeplant werden, um den Beziehungs- und Bindungsaufbau zu fördern.
Regelmäßige Sauberkeitskontrollen des Welpen sind ebenfalls wichtig. Nach dem Lösen kann es vorkommen, dass sich Rückstände von Kot am Hinterteil des Welpen ansammeln. In solchen Fällen sollten Frauchen oder Herrchen diese sanft mit einem feuchtwarmen Tuch entfernen, um den jungen Hund zu unterstützen und seine Hygiene zu gewährleisten.
Hat euer Welpe bereits Vertrauen zu euch aufgebaut, könnt ihr ihn nach und nach auch an Berührungen im Maulbereich gewöhnen. Beginnt damit, seine Schnauze und Lefzen sanft zu berühren und die Zähne von außen zu betrachten. Im Laufe der Zeit wird der Welpe lernen, dass solche Berührungen harmlos sind und wird es schließlich zulassen, dass ihr sein Maul öffnet. So könnt ihr ihn schrittweise an die Zahnpflege mit einer Zahnbürste heranführen.
Die Welpenfrühphase bietet eine einmalige Chance, wichtige Lernaufgaben im Hinblick auf die zukünftigen Pflegemaßnahmen umzusetzen. Nutzt diese Gelegenheit, um positive Erfahrungen mit verschiedenen Pflegeroutinen zu schaffen. Viele Hundebesitzer bereuen es später, dass sie in dieser Zeit nicht genug Wert auf diese Lernprozesse gelegt haben. Häufig wird dann versucht, in den späteren Lebensphasen die versäumte Gewöhnung nachzuholen, was mühsam sein kann. Oft bleibt dann nur auf die Hilfe und Unterstützung von Tierärzten oder Hundesalons zu hoffen. Geht daher behutsam vor und sorgt für eine ruhige, entspannte Atmosphäre, denn Welpen nehmen eure Stimmung unmittelbar wahr. Bei Nervosität oder Unsicherheit solltet ihr lieber eine Pause einlegen, um einen negativen Lerneffekt zu vermeiden.
Der Welpe sollte schrittweise an verschiedene Pflegeutensilien gewöhnt werden. Dazu zählen Bürste, Kamm, Schere, Haarschneider, Wattepads, Zahnbürste, Krallenschneider und andere Pflegehilfsmittel. Auch die damit verbundenen Geräusche und Berührungen sollten ihm früh vertraut gemacht werden. So wird er später bereitwillig mitarbeiten und die Pflegeroutinen problemlos akzeptieren.
Eine bewährte Methode, um Hunde auf Pflege- und Behandlungsmaßnahmen vorzubereiten, ist das sogenannte Medical Training. Diese Trainingsmethode hilft Hunden, Behandlungen durch vertraute Personen und sogar durch fremde Menschen gelassen zu akzeptieren. Mehr dazu erfahrt ihr in unserem ausführlichen Magazinartikel – ein Blick lohnt sich.
Lesetipp:
In diesem Zusammenhang wollen wir gerne auf ein Fachbuch zum Thema "Gewöhnung rund um die Hundepflege" unserer erfahrenen Pflegefachfrau und dogondo-Expertin Gabriele Peters hinweisen, in dem sie Trainingstipps für die entspannte Pflege detailliert beschreibt.
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Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Ernährung in der Sozialisierungsphase zu achten?
In den ersten drei Lebenswochen erhalten Welpen ausschließlich Muttermilch, solange die Mutterhündin ausreichend Milch produziert - in diesem Fall ist keine weitere Zufütterung erforderlich, da die Muttermilch alle wichtigen Nährstoffe für das Wachstum der Welpen liefert. Sollte aber bei den Gewichtskontrollen der Welpen festgestellt werden, dass sie nicht ausreichend zunehmen, muss zusätzliches, leicht bekömmliches Futter bereitgestellt werden. Der Zeitpunkt, ab dem eine Zufütterung notwendig ist, ist sehr individuell und unter anderem abhängig von der Wurfgröße und der Milchmengenproduktion der Hündin (Zentek 2022).
Wenn eine Zufütterung erforderlich ist, sollte das Futter für den Welpen leicht verdaulich, gut zu verarbeiten und einfach zu fressen sein. Hierbei sind mehrere kleine Portionen von hoher Qualität besser geeignet als eine große Hauptmahlzeit. Im Laufe der Wochen verändert sich die Konsistenz des Futters von eher breiartiger Nahrung hin zu festeren Mahlzeiten.
Die Wachstumsphase ist entscheidend für die körperliche Entwicklung des Hundes. In dieser Zeit bilden sich Muskulatur und Skelett weiter aus, sodass der junge Hund eine hohe Menge an hochwertiger Energie benötigt, um gesund und kräftig zu bleiben. Nur durch eine optimale Versorgung können sich die Welpen gut entwickeln und fit bleiben.
Dabei ist es wichtig, das individuelle Wachstumstempo jeder Hunderasse zu berücksichtigen. Kleine Rassen wie Mops, Chihuahua oder Papillon entwickeln sich oft schneller als Riesenrassen wie der Irish Wolfhound, St. Bernhardiner oder Deutsche Dogge. Diese Unterschiede müssen in der Futterzusammenstellung berücksichtigt werden. Sowohl die Nährstoffzusammensetzung als auch die tägliche Futtermenge sollten auf Rasse, Alter und die speziellen Bedürfnisse und Vorlieben des Welpen abgestimmt sein, um eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.
In der Sozialisierungsphase beginnt die Mutterhündin, ihren Welpen vorverdaute Nahrung aus ihrem Maul direkt in deren Schnauzen zu geben. Dies ist wichtig, um den gestiegenen Energiebedarf der heranwachsenden Welpen für ihr zunehmendes Wachstum und ihre gesteigerte Aktivität zu decken. Dabei zeigt sich ein weiteres angeborenes Verhalten: der sogenannte Schnauzenstoß. Die Welpen stoßen mit ihrem Kopf gegen die Schnauze der Mutter, um sie dazu aufzufordern, bereits gefressene Nahrung hervorzuwürgen. Diese breiige Futtergabe ist besonders hochwertig, da die vorverdaute Nahrung durch den Verdauungsprozess der Hündin leicht bekömmlich und durch die Magensäure frei von Keimen ist.
Bis zum Alter von sechs Wochen fressen die Welpen dann fast ausschließlich bereitgestelltes Futter und suchen die Mutterhündin nur noch selten zum Saugen auf (Gansloßer & Krivy 2014). Wichtig ist nun, dass der Züchter oder eine andere Pflegeperson abwechslungsreiches Futter bereitstellen, sodass eine vielfältige Darmflora aufgebaut wird(Mugford 1992), das Risiko für spätere Allergien gesenkt wird (orale Toleranz) und der Welpe im späteren Leben auf ein breites Nahrungsspektrum zurückgreifen kann. Ideologisch veranlagte Futterpräferenzen des Züchters oder der Pflegeperson haben hier nichts verloren!
In Sachen Ernährung und Fütterung geht die Verantwortung ab der Welpenübernahme für die richtige und ausgewogene Versorgung des Welpen auf euch über. Auch in diesem Zusammenhang raten wir euch beim Welpenbezug in Erfahrung zu bringen, welches Futter gefüttert wurde, um nicht zusätzlich zur Umstellung der Umgebung auch noch eine Futterumstellung durchzuführen (Zentek 2022). Ein weiterer Kontaktpunkt ist selbstverständlich ein spezialisierter Ernährungsberater.
Apropos Ernährung: Wir möchten euch ein Must-Have im Hinblick auf die richtige Ernährung des Hundes zur Lektüre empfehlen. Hier könnt ihr das Fachbuch direkt bestellen!
Ernährung des Hundes: Grundlagen - Fütterung - Diätetik Begründet von Helmut Meyer von Prof. Jürgen Zentek (Autor) (Anzeige) |
Individuelle Bedürfnisse bei der Welpenernährung berücksichtigen: Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien und Vorerkrankungen können eine spezielle Ernährung erfordern, etwa durch einen angepassten Diätplan oder bestimmte Futterkomponenten, um die optimale Versorgung des jungen Hundes sicherzustellen. Auch die persönlichen Vorlieben des Halters spielen eine wichtige Rolle bei der Auswahl des richtigen Futters. Die Möglichkeiten reichen von Nass- und Trockenfutter bis hin zur Rohfütterung, bekannt als Barfen. Dabei ist es entscheidend, dass der Hund bedarfsgerecht ernährt wird—das ist mit jeder Futterart möglich, solange die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt werden. Weitere Informationen zu den verschiedenen Futteroptionen findet ihr in unserem Artikel "Was gibt es für den Hund an Hundefutter?".
In der Sozialisierungsphase lohnt es sich, bereits konkrete Überlegungen zur zukünftigen Hundefütterung anzustellen und sich umfassend zu informieren. Dabei sollten neben den erwähnten Einflussfaktoren auch die geplante Verwendung des Hundes berücksichtigt werden, um die Futterzusammenstellung hinsichtlich Tagesration und Inhaltsstoffen optimal anzupassen. Denn der Energiebedarf variiert je nach Aktivitätsgrad und kognitiven Aufgaben des Hundes: Schließlich braucht ein Rhodesian Ridgeback, der regelmäßig mit seinem Halter Hundesport betreibt, erheblich mehr Futter, als ein Havaneser, der seine Menschen als Gesellschaftshund täglich bei weniger anstrengenden Unternehmungen begleiten darf.
Leckerchen als Belohnung: Da in der Sozialisierungsphase viele Erziehungsmaßnahmen anstehen, setzen zahlreiche Halter Leckerli als Belohnung für die positive Verstärkung von erwünschtem Verhalten und dem Verhaltensaufbau im Training ein. Da in den kommenden Wochen zahlreiche Lerninhalte vermittelt werden, ist es wichtig, die über den Tag verteilten Leckerlies in die tägliche Kalorienzufuhr einzurechnen. So lässt sich eine Überversorgung vermeiden und es wird sichergestellt, dass der Welpe nicht zu schnell an Gewicht zunimmt.
Die Mahlzeiten sollten stets an einem festen Platz im Haus erfolgen, was ab Tag 1 die persönliche Futterstelle des Welpen/Hundes ist und bleibt. Der Welpe sollte dann an dieser Stelle in Ruhe fressen dürfen, ohne dass er beim Fressen durch in seinen Napf greifende Hände gestört wird – andernfalls wäre dies ein wunderbares Rezept, eine Futteraggression zu begünstigen! Zudem muss immer frisches und sauberes Wasser an seinem Platz zugänglich sein.
Um euch generell in Sachen Fütterung wertvolle und sachkundige Ratschläge mit auf den Weg zu geben, hat unsere kooperierende Tierärztin einen detaillierten Artikel mit dem Titel "Do´s and Don´ts der Hundefütterung" geschrieben, der zur weiteren Verwendung bereitsteht.
Was kann der Halter ansonsten in der Sozialisierungsphase des Welpen noch tun und beachten?
Wie kann der Halter die Sozialisierungsphase optimal nutzen? Die Sozialisierungsphase legt den Grundstein für das gesamte zukünftige Hundeleben, denn alles, was der Welpe in dieser Zeit erfährt und lernt, prägt dauerhaft seine Persönlichkeit und sein Verhalten. Die Erlebnisse und Eindrücke, die er sammelt, werden im Gehirn abgespeichert und beeinflussen nachhaltig die Entwicklung seiner Wesenszüge und Verhaltensmuster.
Während dieser sensiblen Phase werden genetisch angelegte Eigenschaften durch die neu gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen gefördert, weiterentwickelt und gestärkt. Da die Welpen in dieser Zeit in der Regel bei einem Züchter oder einer anderen Bezugsquelle aufwachsen, haben die verantwortlichen Personen einen großen Einfluss auf ihre Entwicklung. Ihr Engagement und ihre Maßnahmen tragen maßgeblich dazu bei, wie alltagstauglich und umweltsicher ein Welpe wird, und legen somit den Grundstein für seinen späteren Erfolg im Zusammenleben mit Menschen und anderen Tieren und dem Interagieren mit seiner gesamten Umwelt.
Daher sollte der zukünftige Hundehalter bei der Wahl des Züchters genau hinschauen. Erfahrung, Fachwissen und ein leidenschaftliches Engagement für die Welpen sind entscheidende Kriterien. Viele Probleme, die später im Alltag mit dem Hund auftreten, lassen sich oft auf unzureichende Maßnahmen in den prägenden Entwicklungsphasen zurückführen. Eine sorgfältige Auswahl des Züchters kann dazu beitragen, solche Probleme zu vermeiden und dem Hund einen gelungenen Start ins Leben zu ermöglichen.
Achtet auf seriöse Bezugsquellen beim Welpenkauf: Unseriösen Hundehändlern ist die tägliche, wichtige Arbeit mit den Welpen bis zur Abgabe oft gleichgültig, da bei ihnen vor allem der schnelle Profit im Vordergrund steht. Daher gilt: Augen auf beim Welpenkauf! Wenn ihr Kontakt zu einer möglichen Bezugsquelle habt, sprecht die Züchter direkt auf die bisherigen Maßnahmen zur Prägung und Sozialisierung an. Seriöse und erfahrene Züchter werden gerne Auskunft darüber geben, welche Schritte sie zur optimalen Entwicklung der Welpen unternommen haben. Das zeigt eure Wertschätzung gegenüber der verantwortungsvollen und zeitintensiven Aufzuchtarbeit. Nehmt euch zudem Zeit, die Welpen vor Ort zu beobachten. Wirken sie verschüchtert, ängstlich oder schreckhaft, oder zeigen sie sich eher selbstbewusst, aufgeschlossen, neugierig und suchen den Kontakt zu euch? Worauf ihr beim Welpenkauf außerdem achten solltet, könnt ihr in unserem umfassenden Ratgeber nachlesen.
Vorbereitung auf den Einzug des Welpen: Bevor der Welpe ins neue Zuhause einzieht, sollte alles Wichtige bereits vorbereitet sein. Dazu zählen Hunde- bzw. Welpenfutter, Futternapf, Hundeleine, Geschirr, Spielzeuge und ein gemütlicher Hundekorb. Ein passender Liegeplatz in der Wohnung oder im Haus ist ebenfalls wichtig, damit der Welpe von Anfang an einen Rückzugsort hat, an dem er sich wohl und sicher fühlt. Achtet darauf, dass dieser Platz gut temperiert ist - Hunderassen wie Huskies bevorzugen es beispielsweise kühler als Ridgebacks. Der Liegeplatz sollte außerdem nicht direkt in der Nähe von viel frequentierten Bereichen wie der Terrassen- oder Eingangstür liegen, da dies den Welpen stören könnte. Auch die Größe des Liegeplatzes sollte auf die Bedürfnisse des Hundes abgestimmt sein.
Frühzeitige Wahl der Welpenschule: Es ist ratsam, bereits vor dem Einzug des Welpen eine geeignete Welpenschule auszuwählen. So vermeidet man unnötige Verzögerungen und kann direkt mit den ersten Trainingseinheiten beginnen, sobald der Welpe sich im neuen Zuhause eingelebt hat.
Vorbereitung auf den ersten Tierarztbesuch: Der erste Tierarztbesuch für den Welpen wird bald anstehen, daher ist es sinnvoll, dass sich der zukünftige Hundebesitzer frühzeitig mit der Auswahl eines geeigneten Tierarztes auseinandersetzt. Idealerweise sollte der Tierarzt bereits vor dem Einzug des Welpen ausgewählt sein. Zudem ist es wichtig, den Welpen frühzeitig an verschiedene Transportmittel wie Auto, Bahn oder Bus zu gewöhnen. Je nach den örtlichen Gegebenheiten sollte man den Welpen schrittweise an das entsprechende Beförderungsmittel heranführen. Tipps, wie ihr euren Welpen spielerisch ans Autofahren gewöhnen könnt, findet ihr in unserem ergänzenden Artikel.
Apropos Tierarztbesuch - So gelingt's dass der Tierarztbesuch mit dem Hund in Zukunft stressfrei verläuft: Um den Welpen optimal auf den Tierarztbesuch vorzubereiten, sind einige Maßnahmen empfehlenswert. Diese haben wir in unserem Magazinbeitrag "Der stressfreie Besuch beim Tierarzt" zusammengefasst. Viele Hunde und ihre Halter empfinden den Tierarztbesuch als stressig, oft aufgrund fehlender Gewöhnung. Es ist daher ratsam, frühzeitig in der Welpenentwicklung mit der richtigen Vorbereitung zu beginnen. Positive Erfahrungen in der Tierarztpraxis tragen dazu bei, dass der Welpe diese Umgebung mit angenehmen Eindrücken verbindet. Da in der Praxis viele unbekannte Reize wie fremde Menschen, andere Tiere, ungewohnte Gerüche und Geräusche auf den Welpen einwirken, kann es bei sensiblen Hunden schnell zu einer Reizüberflutung kommen. Dies kann den Welpen verunsichern, besonders wenn er zusätzlich noch die ungewohnten Berührungen und Behandlungen durch fremde Personen über sich ergehen lassen muss. Wird der Welpe nicht ausreichend auf diese Situationen vorbereitet, könnten solche negativen Erlebnisse langfristig Spuren hinterlassen, sodass jeder zukünftige Tierarztbesuch mit erheblichem Stress verbunden ist. Je mehr positive Prägungs-, Habituations- und Sozialisierungserfahrungen der Welpe in Bezug auf den Tierarztbesuch gesammelt hat, desto entspannter und gelassener wird er zukünftig in die Praxis gehen.
In der Regel haben verantwortungsvolle Hundehalter bereits vor der Anschaffung ihres Vierbeiners eine Vorstellung davon, welche gemeinsamen Aktivitäten sie später mit ihrem Hund unternehmen möchten. Die Wahl der Hunderasse sollte dabei im besten Fall schon auf diese Vorstellungen abgestimmt sein, damit der Hund wirklich zu den geplanten Aktivitäten passt. Ein weiterer Aspekt, über den sich Herrchen und Frauchen früh Gedanken machen sollten, ist, ob der Welpe in naher Zukunft eine spezielle Ausbildung oder Aufgabe übernehmen soll. Oft erfordert dies bereits in den frühen Welpenphasen gezielte Maßnahmen zur Vorbereitung. Dank der hohen Lernfähigkeit von Welpen kann es sinnvoll sein, frühzeitig mit bestimmten Übungen oder Aktivitäten zu beginnen, um eine solide Basis für spätere Ausbildungen zu schaffen. Wenn ihr zum Beispiel eine Jagdhundeausbildung, spezielle Hundesportarten oder eine Ausbildung zum Rettungshund plant, ist es wichtig, sich rechtzeitig zu informieren. Ebenso empfiehlt sich eine frühe Anmeldung zu einem Welpenkurs in der Hundeschule, da viele gefragte Anbieter aufgrund der hohen Nachfrage oft ausgebucht sind.
Zusätzlich zum Einzug und der Anschaffung des Welpen sind einige organisatorische Schritte notwendig:
- Anmeldung des Welpen bei der zuständigen Gemeinde-/Stadtverwaltung oder Finanzamt zwecks Hundesteuer.
- Registrierung des Chipcode mit einigen persönlichen Daten bei Anbietern wie TASSO e.V., um im Falle eines Entlaufens den Hund schnell wiederzufinden.
- Abschluss einer Hundehalterhaftpflichtversicherung.
- Abschluss einer Hundekrankenversicherung.
Überprüft außerdem, ob der Züchter nur einen einfachen Impfpass ausgehändigt oder es bereits den EU-Heimtierausweis übergeben hat. Falls letzterer fehlt, kann der Tierarzt diesen ausstellen. Der EU-Heimtierausweis ist bei Reisen innerhalb und außerhalb der Europäischen Union Pflicht, um problemlos in andere EU-Länder und aus außereuropäischen Ländern wieder nach Deutschland einreisen zu können. Tipp: Informiert euch bereits bei der Reiseplanung über die spezifischen Einreisebestimmungen und Haltebedingungen für Hunde im Zielland.
Zuletzt ist es wichtig, sich über die geltenden solltet Hundegesetze und -verordnungen des eigenen Bundeslandes zu informieren, um alle Halterpflichten korrekt zu erfüllen. Dies betrifft besonders bestimmte Rassen, die als sogenannte Listenhunden eingestuft sind. Mehr dazu findet ihr in unserem Leitartikel "Die private Hundehaltung in Deutschland".
Hunde Bücher Empfehlungen: Hier ein weiterer Bestseller unter den Hundebüchern - absolut lesenswerte Fachliteratur hier zu bestellen!
Forschung trifft Hund: Neue Erkenntnisse zu Sozialverhalten, geistigen Leistungen und Ökologie von PD Dr. Udo Gansloßer (Autor) und Kate Kitchenham (Autorin) (Anzeige) |
Die Juvenile Phase
Die Juvenile Phase beginnt mit rund um die 13. Lebenswoche und endet mit dem Beginn der sexuellen Reifung (Pubertät).
Was ist die Juvenile Phase bei Welpen?
Zu guter Letzt folgt auf die Sozialisierungsphase die Juvenile Phase im Leben der Welpen, ehe sie rund um ihren Zahnwechsel eher als Junghund bezeichnet werden. Hier kann kein genauer Zeitrahmen gesetzt werden, da sich die Unterschiede in der Entwicklungsgeschwindigkeit anfangs auf wenige Tage zwischen großen und kleinen Rassen beschränkte, nun aber schon Wochen oder Monate dazwischen liegen.
In den Wochen der Juvenilen Phase steht meistens der erste Zahnwechsel an. Die Schneidezähne werden zwischen dem 3-5. Monat gewechselt. Hinzu bilden sich im 4-5. Monat der 1.Prämolar und der 1.Molar aus. Etwaige Schmerzen können beim Durchstoßen auftreten. Normalerweise verläuft der Zahnwechsel aber problemlos.
Die Juvenile Phase wird aus vielen weiteren Schritten der Habituation und Sozialisierung bestehen und von einem sehr einschneidenden Erlebnis für die Hundewelpen geprägt sein. Denn im Verlauf dieser Phase müssen sich die heranwachsenden Sprösslinge von ihren Wurfgeschwistern, ihrer Mutter und den bisherigen vertrauten Personen in der Zuchtstätte verabschieden. Die Trennung der Welpen von ihrer Mutter steht in der Juvenilen Phase unmittelbar an. Es geht auf zu neuen Ufern. Die bisher bekannte Welt und das Lebensumfeld fallen weg. Dieser Prozess ist ein gewaltiger Einschnitt für die Welpen!
In seinem neuen Zuhause wird der Welpe mit vielen neuen Eindrücken konfrontiert, die seinen zukünftigen Alltag prägen werden. Möglicherweise steht eine behutsame Zusammenführung mit einer Katze oder einem weiteren Hund an, oder er wird als einziges Haustier in eine Familie mit Erwachsenen und Kindern integriert. Diese Phase ist voller neuer Herausforderungen und spannender Erlebnisse, die er gemeinsam mit seinen neuen Bezugspersonen meistert, ihn weiter reifen lassen und formen werden. Dabei lernt der Welpe neue Vertrauenspersonen kennen und entwickelt ab einem Alter von etwa 16 Wochen auch individuelle Bindungen, die für das Zusammenleben mit seinen Bezugsmenschen und weiteren Personen von großer Bedeutung sind. Genau dies ist ein weiteres Argument, die Welpen länger bei Mutter und Geschwistern in der vertrauten Umgebung zu lassen und eher später zür Übergabe zu trennen.
Gut zu wissen: |
In den ersten Wochen gibt die Mutter und vor allem der Ort, an dem der Welpe aufwächst, Halt. Hier spricht man von Ortsbindung. Erst mit etwa 16 Wochen ist nicht mehr der Ort, sondern die individuelle Person diejenige, die Sicherheit geben kann. Hier spricht man von Personenbindung. Bindungsaufbau spielt demnach vor diesem Alter keine Rolle und kann als Argument für eine frühe Abgabe der Welpen nicht herangezogen werden! |
Bereits während der Sozialisierungsphase sind die ersten Schritte der Sozialisierung erfolgt. Nun ändert sich durch den "Ortswechsel" und das Zurücklassen bisheriger Sozialpartner das Umfeld des Welpen mit der Abgabe an seine neuen Hundebesitzer drastisch. Er muss sich in die neue Sozialstruktur einfügen und das neue Milieu kennenlernen. Hierzu gehören natürlich alle nicht-sozialen Reize, aber vor allem auch die Regeln und Grenzen im sozialen Miteinander mit allen Beteiligten. Welche Regeln und Grenzen dies sind, entscheidet der Halter selbst – es gibt hier keine generellen Leitlinien. Wichtig ist, die Regeln so zu definieren, dass der Mensch die Einhaltung dieser auch umsetzen und durchsetzen kann, wie in der Kindererziehung sind hier „leere Versprechungen“ fehl am Platz. Dies ist auch nötig, denn die Welpen probieren und testen in dieser Lebensphase, je nach Persönlichkeit, Rasse und Entwicklungsstand mehr oder minder, wie weit sie gehen können, loten ihre Grenzen mit entsprechendem Verhalten immer mal wieder situativ aus.
Hier ist nun die souveräne Führungsqualität des Leittiers und Hauptbezugsperson gefragt, der mit liebevoller Konsequenz auf das Einhalten der Regeln beharren muss. Dies ist nicht anders als bei der klassischen Kindererziehung. Auch hier gibt es unterschiedliche Erziehungsstile, die mehr oder weniger Lebensqualität für die späteren Erwachsenen bieten. Beim Menschen ist der beste Weg die autoritative Erziehung mit so vielen Grenzen wie notwendig, aber so viel Freiheit wie möglich, um die eigene Persönlichkeit zu entfalten und unter Berücksichtigung der eigenen Bedürfnisse lernen zu können (Gansloßer & Kitchenham 2019). Bevor der Welpe übernommen wird und ins neue Zuhause einzieht, sollte sich der zukünftige Besitzer bereits Gedanken über die Erziehung machen. Dabei ist es wichtig, sowohl die typischen Eigenschaften der Rasse als auch den individuellen Charakter des Welpen zu berücksichtigen. Ebenso sollte der Aufbau von Übungen für grundlegende Fähigkeiten wie Ruhe, Gelassenheit und soziales Verhalten in die Planung einfließen. Welpen testen gelegentlich die aufgestellten Regeln, um zu sehen, ob sie weiterhin gelten. Das ist nicht aus Trotz oder Ungehorsam, sondern weil sie nur durch Ausprobieren ihre Grenzen kennenlernen können. Im Welpenalter hält sich dieses Verhalten oft noch je nach Hundepersönlichkeit in Grenzen. Doch spätestens als Junghund wird der Vierbeiner verstärkt versuchen, seine Grenzen auszutesten, um zu sehen wie weit er bei seinen "Erziehungsberechtigten" gehen kann.
Aber Achtung: |
Hunde sind generell ausdauerfähige und clevere Beobachter, die den ganzen Tag ihre Bezugsmenschen und deren Verhalten aufmerksam studieren, analysieren und ihre nützlichen Schlüsse ziehen können. Sprich, sie entdecken früher oder später etwaige Lücken im Regelwerk des Menschen und lernen sehr schnell, diese auch auszunutzen, wenn es zu ihrem Vorteil ist. |
Was passiert beim Welpen physisch und psychisch in der Juvenilen Phase?
In der Juvenilen Phase entwickeln sich die Welpen rasant weiter, sie reifen sowohl hinsichtlich ihrer physischen als auch psychischen Fähigkeiten.
Während dieser Phase ändern sich die grundlegenden Verhaltensmuster nicht, jedoch werden die motorischen Fähigkeiten mit zunehmender Kraft und Übung verbessert, sodass die Welpen bzw. Junghunde das angemessene Zeigen bestimmter Verhaltensweisen erlernen oder weiter verfeinern (Markwell & Thorne 1987).
Weiterhin nimmt die Erkundungsbereitschaft erst in dieser Phase zu, wodurch die ersten längeren Ausflüge getätigt werden (Markwell & Thorne 1987). Wie bereits erwähnt hängt dies mit der Lockerung der Ortsbindung zusammen.
Die grundlegende Lernfähigkeit scheint zu Beginn der Jugendphase voll entwickelt zu sein, wobei die Konditionierungsgeschwindigkeit ab einem Alter von etwa vier Monaten langsamer wird (Markwell & Throne 1987). Verglichen mit der Sozialisationsphase, die durch einen schnellen Wandel gekennzeichnet ist, verlangsamt sich die Verhaltensentwicklung in der juvenilen Phase und hält das gesamte Leben an (Markwell & Thorne 1987).
Die endgültige Augenfarbe und die finale Fellzeichnung des Welpen kristallisieren sich oft in der juvenilen Phase heraus, dieser Prozess kann jedoch bis zum Ende des ersten Lebensjahres andauern. Ähnlich wie sich die körperliche Statur von der Welpen- über die Junghundphase bis ins Erwachsenenalter stetig weiterentwickelt, verändert sich auch das Haarkleid bei vielen Hunden und Rassen. Dadurch unterliegt das äußere Erscheinungsbild des Hundes in den verschiedenen Lebensphasen einem kontinuierlichen Wandel. Um mehr über die zahlreichen Fellfarben und ihre Entstehung in Erfahrung zu bringen, haben wir für euch einen ausführlichen Artikel im Magazin bereitgestellt.
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Erziehung in der Juvenilen Phase zu achten?
Wie Studien gezeigt haben (u.a. zusammengefasst in Serpell et al. 2017), ist ein stabiles Lebensumfeld besonders in dieser Phase ein entscheidender Faktor, um verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten im Bereich der Ängste und Phobien oder auch des Aggressionsverhaltens vorzubeugen. Dies zeigt noch einmal, wie wichtig es ist, in Sachen Erziehung vorauszuplanen und dem Hund zwar konsequent Regeln und Grenzen aufzuzeigen, gleichzeitig aber eine liebevolle Atmosphäre mit Spiel, sozialer Interaktion wie Kuscheln, Spaß und weiteren gemeinsamen Unternehmungen zu schaffen. Die Kommunikation und Interaktion zwischen Halter und Hund ist von großer Relevanz bei der Umsetzung der gesamten erzieherischen Komponenten. Hund und Familie wachsen durch die intensiven Interaktionen immer weiter zusammen, im Idealfall passen sie sich und ihr Verhalten dem Gegenüber durch die gewonnenen Erfahrungen weiter an und das Zusammenwirken gewinnt an Routine. Es sind maßgebliche Schritte auf dem Weg zu einem eingespielten und aufeinander abgestimmten Team. Alle Maßnahmen, die der neue Halter mit liebevoller Konsequenz in Zusammenarbeit mit seinem Welpen nun angeht, geben dem Hund Sicherheit, Halt und Vertrauen und sind der Grundstein für den Aufbau einer stabilen Bindung. Auch wenn der Welpe seine endgültige Position in dem bestehenden Sozialgefüge erst rund um die Pubertät einnehmen wird, so sollte der Bindungsaufbau direkt nach der Übernahme schon begonnen und dann auch intensiv weitergeführt werden.
Es geht nicht darum den Hund zu unterdrücken, sondern dem Welpen in Problemsituationen unterstützend zur Seite zu stehen und ggf. durch souveränes und versiertes Handeln in passenden Situationen die Führung zu übernehmen – so überzeugt der Mensch als Leittier. Positive Bestärkung mit Lob, Belohnung und folglich motivierende Elemente sind die richtigen Treiber der Erziehung, ebenso wie situativ angemessen gesetzte Abbruchsignale mit anschließendem Versöhnungsverhalten. Stress, Druck, Schimpfen, Schreien, überzogene Strenge oder gar körperliche Härte sollten ganz klar ein Tabu sein, egal wie nervenaufreibend die eine oder andere Situation auch sein sollte – hier ist Geduld, Sensibilität und Feinfühligkeit gefragt.
Gehören zur neuen Familie des Welpen nicht nur erwachsene Menschen, sondern auch Kinder, sollte die Aufgabenverteilung im Alltag frühzeitig geklärt werden. Eltern und Erziehungsberechtigte von Hund und Kind sollten über den Besuch eines speziellen Hund-Kind-Kurses in der Hundeschule nachdenken. In solchen Kursen lernen Kinder und Hunde, wie sie sicher und respektvoll miteinander umgehen. Das schafft Vertrauen und ein besseres Verständnis füreinander. Weitere hilfreiche Tipps für ein harmonisches Zusammenleben findet ihr in unserem Ratgeber „Goldene Regeln für Kinder im Umgang mit einem Hund“. Es ist wichtig, dass immer ein Erwachsener beim gemeinsamen Spielen von Kind und Hund anwesend ist, um die Interaktionen zu beobachten, das Zusammenwirken geschickt zu moderieren und gegebenenfalls einzugreifen. Dies gehört zur Verantwortung des Rudelführers. Auch hier wird die Bedeutung der Trennung von Erziehung und Training wieder deutlich: Während ein Kind sehr gut in das Training mit dem Hund eingebunden werden kann, ist dies bei der Erziehung schwierig. Je nach Alter des Kindes ist es die Aufgabe des Erwachsenen, dem Kind im Rahmen der Erziehung bildlich gesprochen noch die Welt zu erklären – wie sollte also ein Kind, das die Welt noch nicht verstanden hat, dem Welpen dann die Welt erklären? Ein weiterer Aspekt, den Eltern beachten sollten: Kinder unter 14 Jahren können je nach Wohnort polizeilich verwarnt werden, wenn sie alleine mit einem Hund spazieren gehen (Krivy & Gansloßer 2018). Es ist daher wichtig bei der Hundehalterhaftpflichtversicherung zu prüfen, ob etwaige Schäden, die bei einem unbeaufsichtigten Spaziergang entstehen, abgedeckt sind – auch hier spielt die Altersgrenze von 14 Jahren oft eine entscheidende Rolle.
Nun müssen wir noch einen weiteren Begriff betrachten: Dominanz. Leider wird dieser Begriff häufig falsch verwendet und führt daher zu einem falschen Verständnis dessen und darauf beruhend zu absurden Erziehungsmethoden. Dominanz ist keine Persönlichkeitseigenschaft, sondern eine Beziehungseigenschaft. Es gibt also keine per se dominanten Hunde, sondern die Beziehung zwischen zwei Individuen kann als eine Dominanzbeziehung beschrieben werden (Krivy & Gansloßer 2018). Was eigentlich damit gemeint ist, ist das Durchsetzungsvermögen eines Hundes. Dieses kann situativ ausgeprägter oder weniger vorhanden sein, ist also von Umweltfaktoren abhängig und auch von der Persönlichkeit des Hundes. Ein durchsetzungsfähiger Hund fragt öfter nach, ob Regeln noch gelten oder nicht, während ein weniger durchsetzungsfähiger Hund eben weniger fragt.
In Hundegruppen hat sich immer wieder gezeigt, dass das Leittier nicht zwangsläufig der Größte, Stärkste, Lauteste oder Temperamentvollste ist, sondern eher derjenige, der Leittierkompetenzen wie Verlässlichkeit, Verteidigungsbereitschaft oder auch Unterstützung bietet. Und diese Tatsache müssen wir uns als Herrchen/Frauchen für das Führen des Welpen/Hundes zu Eigen machen. Denn unter uns: Den allermeisten Vierbeinern wären wir körperlich in keiner Weise gewachsen und können entsprechend nur unseren Führungsanspruch durch kluges, kompetentes und souveränes Handeln und Interagieren mit dem Hund sowie Überzeugung anhand von erfolgreichen und effektiven Maßnahmen durchsetzen.
Die Juvenile Phase ist also die Zeit, in der der Mensch seine Leittierkompetenzen unter Beweis stellen muss und auch nach dieser Zeit noch die Gratwanderung zwischen Regeln, Grenzen, Tabus und Konsequenz auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite auch ausreichende Zeitfenster für Herumtollen, einfach Hundsein, Schmusen, Streicheln und Kontaktliegen einräumen muss.
Das Lernen und Arbeiten soll dem heranwachsenden Jüngling Spaß machen und durch Lob, Belohnung und Anerkennung zu weiteren gemeinsamen Einheiten aller Art motivieren. Durch die entsprechende Förderung und Forderung wächst der Welpe mit jedem Tag an den neuen Herausforderungen, denn gemeinsame Erfolge sind die wesentlichsten Treiber für neue Aufgaben. Dies bedeutet, dass ein wichtiger Punkt im Leben des Hundes das Schaffen von eigenen Erfolgserlebnissen sein sollte. Denkbar sind hier beispielsweise das eigenständige Erkunden von unbekannten, gruseligen Objekten wie Baumstümpfen oder Bänken, das Lösen schwieriger Aufgaben wie das „Um-Hilfe-Fragen“ oder ähnliches. Wichtig ist nur, dass der Mensch immer dabei ist und im Zweifelsfall unterstützend zur Seite stehen kann – so, wie es sich für ein Leittier und noch viel mehr für den Bindungspartner gehört.
Daneben muss auch weiterhin gewährleistet sein, dass der Welpe regelmäßig Kontakt zu gleichaltrigen und älteren Artgenossen hat, damit er sein innerartliches Sozialverhalten weiter ausbauen kann. Denn dieser Teil der Sozialisation – das Erlernen artspezifischer Verhaltensweisen – ist noch lange nicht abgeschlossen. Auch hier gilt es wieder, sich eine kompetente Hundeschule zu suchen, die Sozialkontakte zulässt und diese angemessen moderiert. Weder das Motto „das machen die schon unter sich aus“ noch ein Eingreifen beim kleinsten Anzeichen von Abbruchsignalen sind hier sinnvoll und zielführend. Regelverstöße im Sozial- oder Spielverhalten werden durch situativ angemessene Abbruchsignale beantwortet und korrigiert. Hier kann es dann oftmals ausreichen, dass neben etwaiger Körperlichkeit bereits ein strenger Blick des älteren Artgenossen mit einem kurzen Anknurren reicht, um den Welpen zur Raison zu rufen.
Ferner sollte der Welpe Stück für Stück an das Alleinbleiben herangeführt werden, damit seine Bezugsmenschen perspektivisch die Freiheit haben, den Hund auch mal für eine halbe Stunde oder länger alleinzulassen. Zu bedenken sei an dieser Stelle, dass Alleinebleiben für Hunde kein Normalverhalten ist – der Mensch muss also mit viel Feingefühl, Geduld und Verständnis an dieses Lernziel herangehen und sollte nicht zu früh mit dem Training beginnen. Was es sonst noch alles zum Alleinbleiben zu beachten gibt und wie ihr dies mit eurem heranwachsenden vierbeinigen Hundepartner trainieren könnt, erfahrt ihr durch die Lektüre unseres gesonderten Artikel.
Da Hundewelpen in der juvenilen Phase immer neugieriger werden und ihre Umwelt erkunden, sollten Halter stets ein wachsames Auge auf sie haben. Es besteht die Gefahr, dass die jungen Hunde an giftigen Pflanzen, Pilzen oder sogar ausgelegten Giftködern knabbern, was zu gefährlichen Vergiftungen und Verletzungen führen kann. Um dies zu verhindern, sollte man den Hund frühzeitig darauf trainieren, nur nach einem klaren Freigabebefehl etwas vom Boden aufzunehmen. Bis diese Übung zuverlässig sitzt, ist es wichtig, den Welpen ständig im Blick zu behalten, um im Notfall schnell eingreifen zu können. Alternativ kann der Einsatz eines Maulkorbs in Erwägung gezogen werden. So kann der Hund weiterhin seine Umgebung unbeschwert erkunden, ohne dass das Risiko besteht, etwas Schädliches vom Boden aufzunehmen. Im Haus sollte bereits frühzeitig unerwünschtes Knabbern an Teppichen, Möbeln, Händen, Füßen und Schuhen mit einem klaren „Nein“ oder einem anderen Tabu-Wort unterbunden werden. Dies lässt sich später auch auf den Garten und Außenbereich übertragen, um das Verhalten weiter zu festigen, beispielsweise wenn der Welpe an Blumen oder anderen Gegenständen knabbert. Aber Achtung: Wenn der Mensch seinem Welpen den ganzen Tag hinterherrennt und ständig „Nein“ brüllt, wird der Welpe hierauf irgendwann nicht mehr reagieren. Viel leichter wäre es doch Schuhe und Strümpfe wegzuräumen, sodass hier gar keine unangenehmen Situationen entstehen können.
Aufbauend auf den bereits in der Sozialisierungsphase eingeleiteten ersten Schritten in Sachen Erziehung, stehen also folgende Fertigkeiten auf dem Plan:
- Umweltsicherheit
- Selbst verschaffte Erfolgserlebnisse
- Angemessenes Sozialverhalten
- Bindungsaufbau
- erste Schritte in Sachen Alleinbleiben
- Beißhemmung
- Leinenführigkeit
Auch Ausbildungsinhalte können nun auf dem Trainingsprogramm stehen. Diese sind jedoch für die Verhaltens- und Persönlichkeitsentwicklung sowie für die Umweltsicherheit nicht wichtig und können auch ohne Probleme in das zweite Lebensjahr geschoben werden:
- Grundgehorsam (Sitz, Platz, Komm, Hier, Aus, Fuß etc.)
- Freifolge
- Unterordnung
Viele bisher angesprochene Themen können sich natürlich von Fall zu Fall zeitlich, inhaltlich und umfangseitig verschieben, da diverse Faktoren den Entwicklungsstand und bisher erlangte Lernerfahrungen beeinflussen können.
Lesetipp: Ein tolles Hundebuch für Züchter, Welpenbesitzer und alle Hundeinteressierte - kann hier direkt bestellt werden!
Ein guter Start ins Hundeleben: Der verhaltensbiologische Ratgeber für Züchter und Welpenbesitzer von PD Dr. Udo Gansloßer (Autor) und Petra Krivy (Autorin) (Anzeige) |
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Gesundheit in der Juvenilen Phase zu achten?
Während des Zahnwechsels sollte der Besitzer seinen Welpen gut beobachten, da dies oft schmerzhaft sein kann und manchmal Komplikationen auftreten. Zum Beispiel kann es passieren, dass ein Milchzahn nicht ausfällt und der neue Zahn schief herauswächst. Eine Kontrolluntersuchung beim Tierarzt ist daher empfehlenswert, um die optimale Zahnentwicklung zu prüfen und mögliche medizinische Maßnahmen im Bedarfsfall rechtzeitig einzuleiten. Kauspielzeuge oder Kauknochen können den Zahnwechsel erleichtern und dem Welpen eine willkommene und entlastende Hilfe bieten.
In der juvenilen Phase steht auch die nächste Impfung an: Nachdem die Grundimmunisierung und die zweite Impfung in der Sozialisierungsphase abgeschlossen wurden, folgt die dritte Impfung in der 16. Lebenswoche. Diese stärkt den Schutz gegen wichtige Krankheiten wie Parvovirose und Staupe, beides Bestandteile der Core-Impfungen. Wer seinen Welpen bereits frühzeitig gegen weitere Krankheiten wie Borreliose, Zwingerhusten oder Tollwut impfen lassen möchte, sollte sich mit dem Tierarzt über den besten Impfplan beraten. Das ist besonders sinnvoll, wenn der junge Hund häufig Kontakt zu anderen Hunden hat, beispielsweise in der Welpenschule, im Hundesport, in der Hundepension oder auf Reisen besonderen regionalen Risiken ausgesetzt ist.
Auch eine erneute Parasitenbehandlung ist jetzt wichtig, da der Welpe in dieser Phase viel draußen unterwegs ist und sich leicht Zecken, Flöhe, Läuse oder Würmer einfangen kann.
Generell sollten Hundehalter ihren Welpen stets im Blick behalten und bei auffälligem Verhalten sofort den Tierarzt aufsuchen, um gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen.
Eine ausgewogene, energiereiche Ernährung und regelmäßige Pflege sind entscheidend, um den jungen Hund gesund und fit zu halten. Bei der Pflege kann der Besitzer Veränderungen wie Entzündungen, Infektionen oder kleine Verletzungen frühzeitig entdecken und gemeinsam mit dem Tierarzt gezielt darauf reagieren.
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Pflege in der Juvenilen Phase zu achten?
In den vorherigen Entwicklungsphasen wurde bereits damit begonnen, den Welpen an regelmäßige Pflegeroutinen zu gewöhnen. Dabei lernt der junge Hund, verschiedene Berührungen an Körperstellen wie Ohren, Augen, Zähnen, Fell, Haut und Pfoten zu akzeptieren und entspannt damit umzugehen. Zudem wird er mit den verwendeten Pflegewerkzeugen und der menschlichen Berührung vertraut gemacht. Dies ist besonders wichtig, damit die Pflege zur Routine wird und stressfrei abläuft – auch für den Fall, dass der Hund später von einem Hundefriseur im Hundesalon betreut wird.
Da die Hunde in dieser Phase häufiger draußen sind, bringen sie oft Schmutz mit ins Haus. Durch gründliches Bürsten und Kämmen im trockenen Zustand lässt sich der Dreck größtenteils entfernen. Nach Spaziergängen im Regen oder nach einem Bad im See sollte der Hund gut abgetrocknet werden. Dieser Vorgang sollte immer nach einem festen Ablauf erfolgen, um dem Hund eine klare Struktur zu geben und zu verhindern, dass er nach dem Gassigang selbstständig ins Haus stürmt.
Auch die Pfoten werden jetzt stärker beansprucht, weshalb es sinnvoll ist, mehrmals pro Woche die Pfoten, Ballen und Zwischenräume der Zehen zu überprüfen. So lassen sich kleine Verletzungen oder Fremdkörper frühzeitig erkennen, die das Wohlbefinden des Hundes beeinträchtigen könnten. Das ist besonders im Winter wichtig, wenn Streusalz und Splitt die empfindlichen Ballen strapazieren. Ein Tipp für den Sommer: An heißen Tagen kann der Asphalt sehr heiß werden. Geht daher vorsichtig vor, um Verbrennungen an den Pfoten zu vermeiden, und meidet Spaziergänge über heißen Boden.
Pflegeaufwand: Wie viel Pflege der junge Hund in der juvenilen Phase benötigt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Art der Aktivitäten im Freien und den rassetypischen Eigenschaften seines Fells.
In jedem Fall ist die richtige Pflege des Hundes auch in der Juvenilen Phase essenziell, da sie nicht nur sein schönes und gepflegtes Aussehen unterstützt, sondern auch einen wichtigen Beitrag zu seiner Gesundheit und seinem Wohlbefinden leistet.
Was es alles sonst noch rund um die Hundepflege zu beachten gibt, könnt ihr in unserem ergänzenden Artikel entnehmen.
Worauf hat der Halter im Hinblick auf die Ernährung in der Juvenilen Phase zu achten?
In der juvenilen Phase des Hundewelpen spielt die bedarfsorientierte Anpassung der Ernährung eine zentrale Rolle, da das Wachstum und die körperliche Entwicklung in vollem Gange sind. Der Futterplan muss regelmäßig überprüft und bedarfsgerecht an die veränderten Bedürfnisse und Vorlieben des jungen Hundes angepasst werden. Dabei ist es wichtig, dass die Futterzusammensetzung optimal auf die Wachstumsanforderungen abgestimmt ist, um den Energiebedarf zu decken, der durch den höheren Bewegungsgrad sowie die zahlreichen neuen mentale Eindrücke, kognitiven Aufgaben und Aktivitäten entsteht – sei es bei Spiel und Spaß, der Erziehung, in der Hundeschule oder bei ausgiebigen Spaziergängen.
Für die Auswahl des richtigen Futters eignen sich alle als Alleinfuttermittel gekennzeichneten Produkte, da sie die notwendigen Nährstoffe in der Regel bedarfsdeckend bereitstellen. Gleichzeitig sollte die Futterzusammensetzung jedoch auch den speziellen Wachstumsbedarf der jeweiligen Hunderasse berücksichtigen. Kleine Hunderassen erreichen oft schon nach sechs Monaten ihre endgültige Größe, während große Hunderassen bis zu zwei Jahre benötigen können, um vollständig auszuwachsen. Entsprechend dieser Unterschiede ist es ratsam, den Übergang vom Welpenaufzuchtfutter zu einem angepassten Junghunde- und Erwachsenenfutter schrittweise zu gestalten.
Neben der Futterwahl ist frisches und sauberes Wasser für den jungen Hund unerlässlich. Eine ausreichende Wasserversorgung muss stets gewährleistet sein, damit der Hund keinen Flüssigkeitsmangel erleidet, der seine Gesundheit beeinträchtigen könnte.
Die Entscheidung, ob Nassfutter, Trockenfutter oder eine Rohfütterung (BARF) den individuellen Bedürfnissen des Hundes am besten entspricht, hängt von den Gegebenheiten und Präferenzen des Halters ab. In unserem Artikel „Was gibt es für den Hund an Hundefutter“ haben wir die unterschiedlichen Fütterungsmöglichkeiten ausführlich erläutert.
Gerade für unerfahrene Hundehalter kann es hilfreich sein, sich mit einem spezialisierten Ernährungsberater oder anderen Hundefachleuten auszutauschen. Diese Experten können eine fundierte Empfehlung zur bedarfsgerechten Ernährung geben und so sicherstellen, dass der Ernährungsplan optimal auf die Bedürfnisse des heranwachsenden Hundes abgestimmt ist.
Weitere wichtige Informationen zur richtigen Ernährung des Hundes könnt ihr in unserem ergänzenden Fachartikel finden.
Was kann der Halter ansonsten in der Juvenilen Phase des Welpen noch tun und beachten?
Mit der Entscheidung, einen Welpen in die Familie aufzunehmen, übernimmt der Halter eine große Verantwortung – nicht nur für das Wohlergehen des Hundes, sondern auch gegenüber Mitmenschen und anderen Tieren. Es ist wichtig, dass der heranwachsende Hund gut erzogen und sozial verträglich ist, damit er später sicher und ohne Bedrohung für andere in der Öffentlichkeit geführt und sich bewegen kann.
Die ersten Wochen und Monate mit einem Welpen sind besonders spannend und bereiten viel Freude, denn junge Hunde sind niedlich und voller Energie. Doch der Welpe wird schnell älter, und mit dem Ende der Welpenphase beginnt die Übergangszeit zum Junghund. In dieser Zeit gibt es viel zu tun, um die Weichen für eine gute Erziehung und soziales Verhalten zu stellen.
In der juvenilen Phase hat der Hund schon wichtige Entwicklungsschritte gemacht, die seine Persönlichkeit und sein Verhalten geprägt und geformt haben. Die Erziehung und das weitere Lernen werden nun intensiviert, denn der Hund verbringt immer mehr Zeit außerhalb des Hauses und begegnet anderen Hunden und Menschen. Damit diese sozialen Begegnungen positiv verlaufen, ist es wichtig, dass der Hund gut sozialisiert wurde, die Grundlagen der Erziehung beherrscht und sich kontrolliert führen lässt.
Tipp: In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, sich die aktuellen Hundegesetze und Verordnungen des eigenen Bundeslandes anzusehen, um zu wissen, was in Bezug auf Leinenpflicht, Hundeverbotszonen, Hundehaftpflichtversicherung, Hundesteuer, Listenhunde und eventuell notwendige Sachkundenachweise, Hundeführerscheine oder Wesenstests gefordert wird. Diese Vorschriften können sich je nach Region stark unterscheiden. Weitere Informationen dazu findet ihr in unserem Leitartikel "Die private Hundehaltung in Deutschland".
Neben den gesetzlichen Vorgaben gibt es viele weitere Umgangsregeln, die das Zusammenleben mit anderen Hundebesitzern und der Allgemeinheit erleichtern. Dafür haben wir einen Leitfaden mit wichtigen Benimmregeln und Hunde-Etikette erstellt, der euch dabei unterstützt.
Nach vielen gemeinsamen Monaten und intensiver Prägungs- und Sozialisierungsarbeit hat der Hund hoffentlich ein solides Fundament in Bezug auf Erziehung und Integration in die Familienstruktur aufgebaut. Jetzt beginnt eine neue, spannende Phase mit der Pubertät und später dem Erwachsenenalter.
Wer bis jetzt noch keine konkreten Pläne für die weitere Beschäftigung des Hundes hatte, denkt vielleicht nun darüber nach, welche Aktivitäten infrage kommen. Das kann Hundesport sein, die Ausbildung zum Rettungshund oder Jagdgebrauchshund, oder vielleicht sogar die Teilnahme an Hundeausstellungen.
Wichtig ist es, für den Hund ein passendes Hobby zu finden, das im zweiten Lebensjahr begonnen werden kann. Das erste Jahr sollte für die Erziehung und Bindungsarbeit reserviert sein. Wenn nach der Pubertät Bedürfnisaufschub, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz auch physisch im Hundegehirn ausgebildet sind, ist der perfekte Zeitpunkt, um mit dem Hobby oder einer passenden Beschäftigungsform (siehe hierzu den Artikel über Auslastung) zu beginnen, damit der Vierbeiner sich zukünftig frei entfalten und seinen Stärken oder Schwächen entsprechend beschäftigt werden kann.
Auch der notwendige regelmäßige Sozialkontakt zu anderen Hunden sollte mit eingeplant sein, damit die Sozialkompetenz und die innerartliche Kommunikation des Hundes mit anderen Hunden regelmäßig geschult und ausgebaut wird, dieser nicht vereinsamt und mit Artgenossen frei spielen, raufen und toben kann.
Wir wünschen euch viel Erfolg auf diesem Weg und hoffen, dass euer Hund ein glückliches, ausgeglichenes und artgerechtes Leben führen kann. Durch eine gute Erziehung und enge Bindung werdet ihr als eingespieltes Hund-Mensch-Team viele schöne Erlebnisse teilen und zahlreiche Herausforderungen erfolgreich durch die gemachten Lernerfahrungen in den Entwicklungsphasen gemeinsam meistern!
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Häufig gestellte Fragen zu den Entwicklungsphasen von Welpen
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