Hilfe, mein Hund zeigt Verhaltensprobleme

Was sind Verhaltensprobleme und wie entstehen sie?

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Zuletzt aktualisiert am: 4.2.2023

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Zeigt der Hund Verhaltensprobleme, so können diese sehr unterschiedlicher Natur sein. Sprich, die Gründe und Auslöser für Problemverhalten beim Hund sind mannigfaltig und äußern sich ebenso differenziert und facettenreich. Gegen sich selber, seine Bezugsmenschen oder fremde Personen, Artgenossen oder artfremde Spezies, aber auch Sachen.

Folglich können die Ausprägungen der Verhaltensprobleme unterschiedlich groß und tiefgreifend sein. Sie treten in unterschiedlicher Art und Weise zu Tage und bestimmen mal mehr, mal weniger den gemeinsamen Alltag. Dies erfordert eine genau Ursachenforschung, damit die richtigen Maßnahmen angesetzt werden können und erfolgsversprechend sind.

Auf jeden Fall ist das Ziel, den Verhaltensproblemen auf den Grund zu gehen und mit Hilfe von Hundeprofis in den Griff zu bekommen.

Warum?

Weil Verhaltensprobleme des Hundes das Miteinander auf irgendeine Weise beeinflussen und unweigerlich die Beziehung und Bindung Hund-Mensch belasten. 

Genetische, gesundheitliche, erzieherische und haltungsbedingte Ursachen, sind nur einige der möglichen Treiber und Initiatoren für das Ausbilden von unerwünschtem Verhalten, Problemverhalten aller Art und für Verhaltensstörungen beim Hund.

Innere und äußere Reizeinflüsse führen zu reaktivem Verhalten eines Hundes, der als oberste Priorität den Wunsch nach Selbsterhaltung und Eigenschutz mitbringt, sowie ein angenehmes und glückliches Hundeleben führen möchte.

Stehen hier etwaige Dinge gegensätzlich dazu oder kollidieren sogar damit und bringen den Gemütszustand der Fellnase aus der Balance, ist irgendeine reaktive Interaktion zwangsläufig.

Ist der situativ einwirkende Einflussfaktor beispielsweise völlig unbekannt und sorgt für negative Emotionen beim Hund mit Angst, Stress, Unsicherheit und Unbehagen, so bringt jedes Hundeindividuum ein differenziertes Reaktionspotential und entsprechend folgenden Verhaltensweisen mit. Im besten Fall wunschgemäß, im schlechtesten Fall zeigt der Hund Verhaltensprobleme.

Was dies im Einzelnen bedeutet und in welchen Abstufungsformen die unterschiedlichen Verhaltensprobleme im Hundealltag aufzufinden sind, welche Ursachen zu den Verhaltensauffälligkeiten führen und vieles mehr, wollen wir nun weiter besprechen.

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Das Verhalten von Hunden

Was versteht man generell unter dem Verhalten von Hunden?

Normalverhalten, A-typisches Verhalten etc.

Das Hundeverhalten ist im Grunde jegliche Interaktion des Hundes und kann aus akustischen Signalen des Lautäußerungsverhalten wie Bellen, Fiepen, Heulen, dem Ausdrucksverhalten durch körpersprachliche Komponenten und unterschiedlichste Formen und Ausprägungen an Bewegungen bestehen. Ferner gehören auch alle sonstigen Aktivitäten des Hundes zum Verhalten, die der Kommunikation und dem Austausch mit seiner Umwelt, seien es Menschen, Artgenossen oder artfremde Spezies dienen, auf die der jeweilige Kommunikationspartner ein reaktives Verhalten zeigen kann.

In der kynologischen Fachliteratur kommen unzählige Begrifflichkeiten rund um das Verhalten von Hunden auf, sei es das Normalverhalten, sprich Hundeverhalten was der Norm entspricht, einschließlich erwünschtem und durch aktives Zutun abgerufenes und beabsichtigtes Verhalten des Vierbeiners sowie unerwünschtes und ungewolltes Verhalten. Ferner spricht man von Verhaltensproblemen zu denen ebenfalls das unerwünschte Verhalten zu zählen ist und durch Problemverhalten und Verhaltensstörungen ergänzt wird. Stellt sich in der Folge häufig die Frage, wenn man mit bestimmtem Hundeverhalten konfrontiert wird, ob dieses nun A-typisch und unnormal ist oder kann es noch als arttypisch charakterisiert werden, ist aber dann schon nicht mehr rassekonform und/oder gar abnormal innerhalb einer noch kleineren Population, wie z.B. einer Varietät, Zuchtlinie oder innerhalb der Verwandten eines Wurfes.

Nun ist es aber so, dass nicht jeder Hund und jede Rasse , geschweige denn Hybridhund oder Mischlingshund, gleiche Verhaltensmuster zeigen, mit dem Ergebnis, dass wenn man einen Hund mit all seinen Verhaltensweisen kennt, diesen als Blaupause für alle anderen Vierbeiner hernehmen kann, da das jeweilige Verhalten von zahlreichen inneren und äußeren Faktoren abhängig ist. Denn sowohl erbliche und genetische Faktoren, umweltseitige Einflüsse, angeborene oder erworbene gesundheitliche Beeinträchtigungen sowie Lernerfahrungen aller Art, spielen eine signifikante Rolle im Hinblick auf die jeweilige Persönlichkeitsstruktur des Hundeindividuums und dessen daraus resultierendem Verhalten.

Kurz: Das Verhalten und angelegte und aufgebaute Verhaltensrepertoire eines jeden einzelnen Hundeindividuums ist hochgradig individualisiert, da es von zahlreichen internen und externen Komponenten abhängt, befindet sich zu Teilen in einem dynamischen Prozess und kann sich daher im Laufe der einzelnen Lebensphasen durch die vorgenannten Einflussfaktoren jederzeit verändern. Sprich ein Hund könnte im Idealfall sein gesamtes Leben ohne Problemverhalten auskommen, aber auch von klein auf bereits selbiges ausbilden oder jahrelang neben unwesentlichen unerwünschten Verhaltenszügen, erst im hohen Seniorenalter auf Grund einer erworbenen Hundekrankheit und/ oder Behinderung Verhaltensprobleme in unterschiedlichen Abstufungen bis hin zu Verhaltensstörungen entwickeln. Es kommt einfach darauf an, mit welchem Effekt der jeweilige Hund zu irgendeiner Zeit aus der Balance geworfen wird und mit welcher Wirkung dies geschieht. Davor ist kein Hundeindividuum letztlich gefeit.

Neben der vorgenannten Klassifizierung wird das Verhalten von Hunden in verschiedene Verhaltensarten aufgeteilt, als da wären:

Und innerhalb dieser Verhaltensarten gibt es wiederum unterschiedliche Verhalten wie z.B. das Aggressionsverhalten oder Fluchtverhalten, die beide gleichermaßen dem Sozialverhalten von Hunden zuzurechnen sind. So wie bereits weiter oben erwähnt, kann es auch in diesen diversen Verhaltensarten zu Normalverhalten und abnormalem Verhalten kommen, mit all seinen unterschiedlichen Graden der Ausformung und Ausprägung, sprich auf das Hundeindividuum runtergebrochen, sich sehr differenziert zeigen, auf uns als Menschen wirken kann und mitunter schwierig sein wird, es als Laie sofort einer bestimmten Verhaltensart und innerhalb dieser, als normales Hundeverhalten oder bereits als Verhaltensproblem, Fehlverhalten, Verhaltensauffälligkeit etc. einzuclustern.

Um nun den Bogen zu uns als verantwortliche Hundehalter und damit wichtigste Bezugsperson in der Hund-Mensch-Beziehung zu spannen, wollen wir nochmals die herausragende Rolle als Führungsfigur und Rudelführer in diesem Zusammenhang erwähnen. Denn wir haben für einen Großteil der potentiellen Ursachen, die zu Verhaltensproblemen aller Art führen können, das Heft selber in der Hand und können demnach vieles durch unser aktives und sorgsames Zutun, im Sinne des Hundes selber beeinflussen und die Weichen in die richtige Richtung stellen. Dies fängt mit der umfassenden und detaillierten Recherche im Vorfeld des Welpenkaufs bzw. Anschaffung eines Hundes an, wo wir zahlreiche Fakten abklopfen können, um möglichst einen gesunden und unbelasteten Vierbeiner in unsere Obhut und Haltung zu übernehmen. Und danach geht es erst richtig los, denn Prägung, Habituation, Sozialisierung, Bindungsaufbau, Erziehung und Ausbildung, art- und rassekonforme Verwendung, artgerechte Haltebedingungen, Umgangsformen, Hundepflege, Ernährung, Gesundheitsvorsorge und akute veterinärmedizinische Behandlungsmaßnahmen uvm. können wir an den Bedürfnissen unseres individuellen Sozialpartners ausrichten und alles Mögliche in unserer Macht tun, damit dieser im Hinblick auf sein Wohlbefinden und Gesundheit keine Gründe zum Klagen hat und wir als eingespieltes und aufeinander abgestimmtes Team, bestens harmonisieren und funktionieren.

Bevor wir nun in Sachen Verhaltensprobleme, deren Ursachen und verschiedenen Formen eintauchen, wollen wir euch noch unseren dreiteiligen Leitartikel rund um das Konditionieren und Hundetraining als ergänzende Lektüre ans Herz legen, da doch einige Fehlverhalten ursächlich mit der Erziehung des Hundes zusammenhängen und das Verhalten des Hundes, sei es Verhaltensaufbau oder Verhaltensabbau, als soches schließlich im Fokus der Trainingsmaßnahmen und Ausbildung steht:

Und plötzlich verhält sich der Hund anders als sonst

Verhält sich der Hund anders als normal und abseits der Norm, so sind wir Hundehalter von dem Fehlverhalten überrascht und in schweren Formen genervt, beunruhigt, verzweifelt und teilweise überfordert.

Bis zu dem Zeitpunkt, dass der eigene Hund mal nicht so funktioniert, wie wir uns dies vorstellen und erhoffen, scheint alles perfekt zu laufen. Wir haben einen tollen, gehorsamen und führigen tierischen Partner an der Seite und denken alles Menschenmögliche innerhalb unserer Verantwortung und Fürsorgepflicht für den Hund, ab dem Zeitpunkt der Anschaffung, getan zu haben. 

Doch urplötzlich tritt eine Verhaltensweise auf, die wir bis dato so nicht kannten oder wahrgenommen haben und vor allen Dingen schwerlich einordnen können. Der Vierbeiner zeigt auffällig aggressives Verhalten anderen Hunden oder Menschen gegenüber, wirkt äußerst gestresst wenn wir von der Einkaufstour wieder nach Hause kommen, zieht unaufhörlich an der Leine sobald wir das Haus verlassen, flieht auf der Hunderunde bei der Begegnung mit einem Artgenossen und läuft geradezu nach Hause, treibt die Kinder beim Spielen im Garten zusammen oder läuft gar fahrenden Autos hinterher, oder aber fällt mit aufmüpfigen Verhalten gegenüber der Ehefrau auf. Egal welches Verhalten nun konkret gezeigt wurde, es ist mehr als unüblich für unseren Vierbeiner und wir sind regelrecht erschrocken. Wir machen uns folglich so unsere Gedanken...

Sind nun die vorgenannten Verhaltensweisen normal oder eher ungewöhnlich, gehören sie gar zu dem klassischen Verhaltensrepertoire und den natürlichen Verhaltensarten von Hunden dazu?

Zeigt der Hund z.B. aggressives Verhalten einem Artgenossen gegenüber, wird dies vermutlich eine von Mutter Natur mitgegebene Verhaltensart innerhalb der Funktionskreise des Sozialverhaltens betreffen. So kann dieser aggressive Verhaltensausbruch territorial, sexuell oder ressourcenverteidigend motiviert, vielleicht auch einfach Ausdruck von Rangordnungsstreitigkeiten oder ein schlichtes Zurechtweisen auf Grund unangemessenen Verhaltens des Gegenübers, sein. 

Wie schätzen wir das Tadeln und Züchtigen eines Welpen durch einen erwachsenen Hund ein? Sicherlich erhascht uns dabei ein mulmiges Gefühl und Schrecken, aber kann die Zurechtweisung ebenfalls hundgerecht sein und einen bestimmten Erziehungszweck verfolgen? Geschieht dies in einem bestehenden Sozialgefüge des eigenen Rudels, so ist dies ein normaler erzieherischer Prozess, ohne dass wir uns hierüber Sorgen machen sollten. Anders sieht es wiederum aus, sollte ein solcher Vorgang auf der Hundewiese oder der kurzen Gassirunde mit einem fremden und unbekannten Hund passieren. Denn hier herrschen andere Regeln und Gesetze, auch wenn es sich dennoch um normales Ausdrucksverhalten unter Hunden und damit klassischen Verhaltenweisen aus dem Repertoire der Hundesprache handelt, allerdings mit einer deutlich größeren Bedrohungslage für den jungen Vierbeiner. Ferner können aber auch diese "Wutausbrüche" des erwachsenen Hundes Fehlverhalten sein, die auf individuelle Probleme des Vierbeiners zurückgehen, da er schlechte Erfahrungen gesammelt hat und hier immer nach dem Motto vorgeht, wer zuerst zuschlägt, kann nicht geschlagen werden.

Wiederum ist es denkbar, dass der Hund sich zu sehr bedroht fühlt, da sein Widersacher seine Individualdistanz unterschritten hat, dies als äußerste Bedrängung wahrnimmt und damit als letzten Ausweg die Offensive und direkte Konfrontation sucht, folglich seinen Artgenossen mit Drohverhalten eingehend warnen will bzw. im Ernstfall gar sofort auf Angriff schaltet.

Oder ergreift unser Vierbeiner gar die Flucht und will sich vor einer prekären Lage in Schutz bringen, was eine Handlung des Fluchtverhaltens und damit ebenfalls ein Bestandteil normaler Verhaltensweisen aus dem breiten Spektrum des Sozialverhaltens, ist.

Viele weitere Informationen zum Sozialverhalten, dem Aggressionsverhalten, einer Funktion des Sozio-negativen Sozialverhalten, sowie dem Fluchtverhalten, haben wir sehr eingehend in unserem ergänzenden Artikel Das Sozialverhalten von Hunden beschrieben, mit dessen Inhalten ihr etwas mehr Licht am Ende des Tunnels bei der Frage, ob ein bestimmtes Verhalten eher der Kategorie "Normalverhalten" beim Hund zuzurechnen ist, bekommen solltet.

Probleme im Verhalten des Hundes können hausgemacht sein

Was die Herangehensweise an die gesamte Hundehaltung mit ihren vielfältigen Themen und Aufgabenbereichen, wie Erziehung und Ausbildung, Hundepflege, Hundeernährung, Hundekrankheiten uvm., bereits von Halter zu Halter unterscheidet, ist die Frage, ob es sich um erfahrene Mehrfachhalter oder frische Hundeanfänger handelt.

Warum? Die Komplexität aller Aufgaben und Herausforderungen rund um die Haltung ist enorm und bedarf viel kynologisches Fachwissen und einen großen Erfahrungsschatz im richtigen Umgang mit dem Vierbeiner.

Jede Lebensphase bringt hier unterschiedliche Themen mit, die im Fortlauf des Lebenszyklus des Hundes im Vordergrund stehen und an Wichtigkeit und Bedeutung zunehmen und andere Aufgaben und Fachgebiete eher nachrangig zu beachten sind. Es handelt sich dabei um einen dynamischen und sich von den Anforderungen stetig verändernden Prozess, was zwangsläufig so seine Tücken und Stolpersteine im Umgang mit dem jeweiligen Hund und dessen verankerten Verhaltens mitbringt. 

Denken wir beispielsweise an die Entwicklungsphasen der Welpen und die sich hieraus ergebenen Tätigkeiten zur Vermittlung von Präge-, Habituations-, Sozialisierungs- und Erziehungsinhalten, so wird schnell der Zeitaufwand und das notwendige Engagement deutlich, damit der Welpe das notwendige Rüstzeug erhält, um im Grunde im Hundealltag überlebensfähig zu sein, sich angepasst und angemessen in Gegenwart von Artgenossen, Menschen, anderen Tieren und den sonstigen einflussnehmenden Umweltbedingungen verhalten zu können. Und ohne das entsprechende Wissen, was und wie bestimmte Lernerfahrungen zu vermitteln sind, wird die Aufzucht mehr dem Fischen im Trüben ähneln und sowohl hinsichtlich der beabsichtigten Trainingserfolge, sowie in der Umsetzung im täglichen Praxisalltag, schwierig werden.

Ein Welpe muss seine Umwelt ausreichend erkunden, inspizieren und kennenlernen, mit positiven Erlebnissen und Situationen konfrontiert werden, Reize auf ihn einwirken und seinen Charakter und das Wesen durch die gemachten Erfahrungen formen und prägen. Widerfährt dem Hundewelpen in dieser Phase allerdings ein negatives Ereignis, dass Angst, Stress oder gar Schock erzeugt, wird sich dies ebenso bei ihm im Hirn und der Seele abspeichern, wie auch alle positiven Erfahrungen, aber mit der Auswirkung, dass dies in seinem zukünftigen Hundeleben und seiner weiteren Entwicklung, sicherlich früher oder später negativ aufstößt und zu Fehlverhalten führen wird.

Auf Grund der Vielzahl an Aufgaben rund um die Persönlichkeitsentwicklung des Welpen während der sensiblen Phase, wird schnell die Anfälligkeit für Versäumnisse, Fehler und Unzulänglichkeiten beim Angang augenscheinlich. Denn nicht nur die quantitative, sondern auch die notwendige qualitative Umsetzung stellt den verantwortlichen Hundehalter vor große Herausforderungen, betrachte man das kleine Zeitfenster der Sozialisierungsphase, in die alle Habituations- und Sozialisierungsmaßnahmen geballt auf das individuelle Anforderungsprofil des Welpenindividuums und den zukünftigen Lebensbedingungen ausgerichtet, vermittelt werden sollen. Wird in dieser bedeutenden Zeit etwas vergessen, oder auf Grund des Zeitdrucks nicht so akribisch beigebracht wie nötig, können die Mängel nicht mir nichts, dir nichts unterwegs einfach ausgebügelt oder nachgeholt werden - bei der Persönlichkeitsbildung kann man nicht eben mal wie im Reisebüro einen Baustein nachbuchen, sondern in aller Regel wird das Manko früher oder später durch bestimmtes situatives Verhalten offensichtlich und muss mühsam mit Hilfe von Hundeprofis je nach Ausprägung behandelt und/oder abgebaut werden. Sprich die Quittung werden Herrchen/Frauchen perspektivisch präsentiert bekommen.

Macht euch also frühzeitig Gedanken über den notwendigen Umfang der Welpenausbildung und stellt einen detaillierten Trainingsplan zusammen, damit ihr diesen konsequent abarbeiten könnt und möglichst keine substantiellen Lerninhalte vergesst. Solltet ihr noch keine oder nur mindere Hundeerfahrung haben, ist es ratsam von Anbeginn einen versierten Hundetrainer in die Erziehungs- und Ausbildungsphase einzubeziehen, um möglichst direkt den richtigen Weg einzuschlagen und einen Großteil an Fehlerquellen, die den Nährboden für viele Verhaltensprobleme darstellen, zu vermeiden.

Warum schicken wir dies vorweg?

Sollten wichtige Bausteine bei der Ausbildung, Erziehung und den notwendigen Aufgaben rund um die Wesensbildung und Abrichtung des Welpen und Hundes fehlen, so sind Fehlverhalten, Verhaltensprobleme oder Verhaltensstörungen vorprogrammiert. Sprich, bekommt der Welpe und Hund bestimmte Dinge nicht frühzeitig beigebracht oder sorgen wir aktiv für psychische oder physische Probleme, werden uns diese früher oder später im täglichen Umgang mit dem Vierbeiner wieder auf die Füße fallen und für jede Menge Arbeit und Strapazieren des Nervenkostüms sorgen.

Bis hierhin haben wir uns primär auf die Persönlichkeitsentwicklung in den frühen Wochen und Monaten der Welpenaufzucht konzentriert, wollen aber natürlich nicht unerwähnt lassen, dass etwaige Verhaltensprobleme auch während der weiteren Lebensphasen eines Hundes sich ausbilden können, sei es in der Rangordnungsphase, Pubertät im Junghundealter, Reifezeit, Adoleszenz oder gar im Seniorenalter. Es kann also trotz bester bisheriger Ausbildung und sorgsamen Umgang im Hundealltag, jederzeit zu ursächlichen Ereignissen kommen, die Auslöser für etwaiges Fehlverhalten sein können, denke man beispielsweise an gesundheitliche Belastungen und schwere Krankheiten, plötzlichen Verlust von Bezugsmenschen, unbekannten neuen Lebensbedingungen wie plötzliches Alleinsein verbunden mit Traumata wie Trennungsangst, oder Auseinandersetzungen mit Artgenossen. Sprich auch der stabilste Vierbeiner ist nicht zu 100% davor gefeit, durch einen bestimmten Umstand aus der Bahn geworfen zu werden, da ihm körperlich oder geistig/mental schwer zugesetzt wurde. Mehr hierzu werden wir in den weiteren Ausführungen beschreiben.

Die Ursachen für Verhaltensprobleme können vielfältig sein

Mögliche Gründe für Fehlverhalten:
Genetische und vererbte Anlagen
Krankheitsbedingte und verletzungsbedingte Gründe (inkl. Infektionen, Vergiftungen, Verlust der Sinnesorgane)
Angeborene oder erworbene Behinderungen
Antrainierte und anerzogene Fehlverhalten
Versäumnisse und unbewusst unterlaufene Unzulänglichkeiten in Prägung, Habituation, Sozialisierung
Haltebedingungen und soziales Umfeld
Prägende negative Erlebnisse, Ereignisse und sonstige Einflüsse während des Hundelebens
Rassespezifische und zuchtlinienspezifische Merkmale

Alle Fehlverhalten und Verhaltensauffälligkeiten haben einen bestimmten Grund und können genetisch veranlagt und angeboren sein, es können krankheitsbedingte Ursachen vorliegen, aber auch der Anlass von erlernten, anerzogenen und ausgebildeten Mechanismen herrühren oder durch sonstige Umwelteinflüsse jederzeit ausgebildet werden.

Daher dürfen wir nie außer Acht lassen, dass jeder einzelne Hund ganz individuell gestrickt ist und folglich über eine individuelle Persönlichkeitsstruktur verfügt - mit allen Ecken und Kanten. Hinzu kommen rassespezifische Faktoren hinzu, die es insgesamt nochmals erschweren, die genaue Grenze zwischen Fehlverhalten und Normalverhalten von Hunden zu ziehen.

Zu guter Letzt müssen natürlich auch die Haltebedingungen, das soziale Umfeld und die Lebensumstände in denen ein Welpe und Hund aufwächst und unter welchen Voraussetzungen dieser gehalten wird, erwähnt werden. Denn eine artgerechte und unter Tierschutzgesichtspunkten vernünftige Gesamtsituation muss vorliegen, damit sich ein Lebewesen wohlfühlt, entwickeln und entfalten kann, nicht unter unzulänglichen Zuständen und mangelnder Bedürfnisbefriedigung leidet. Denn Leid bedeutet psychischer Druck und Stress, der früher oder später in Fehlverhalten münden wird.

Deutscher Schäferhund angekettet im Zwinger - Haltebedingungen können auch zu Verhaltensproblemen führen.

Weshalb und durch welche Umstände ein Hund plötzlich mit unerwünschtem Verhalten, Problemverhalten oder gar mit Verhaltungsstörungen reagiert, kann aus den einfachsten und banalsten Situationen im Alltag mit dem Hund geschehen. 

Sollten wir beispielsweise mit unserem Vierbeiner Erziehungs- und Ausbildungsübungen trainieren oder zum Hundesport gehen und durch Dauerbelastung und einem zu hohen Anforderungsniveau an die Aufgaben herangehen, kann schnell ein Zustand von körperlicher und/oder geistiger Überlastung und Überforderung eintreten. Wird dieser Umstand zum Dauerthema, wird der Stressfaktor und der Druckaufbau den Hund derart belasten, dass etwaige Fehlverhalten nur eine Frage der Zeit sein werden. Im Umkehrschluss können natürlich ebenso Unterforderung und Langeweile, auf Grund mangelnder art- und rassespezifischer Beschäftigung und Auslastung, die Auslöser für ausgebildete Verhaltensprobleme sein.

Genauso ist jede aufgezwungene Aktivität, jede Form extremer Manipulation und eine Einstellung des Halters, mit Strafe, Druck und Zwang, ob physisch oder psychisch, den eigenen Willen dem Hund aufzudrücken, ein perfekter Nährboden, dass sich Fehlverhalten als Reaktion ausbilden wird.

Aber auch deutlich extremere Umgangsformen führen leider zu schlimmen Folgen in der Entwicklung und Persönlichkeitsstruktur der Hunde, wie wir an den folgenden Ausführungen sehen werden:

Hunde, die vom Welpenalter an von jeglichem Sozialkontakt ferngehalten werden und abgeschnitten sind, werden bei einem späteren Aufeinandertreffen mit Artgenossen, anderen Tieren und Menschen, nicht die Regeln, Gesetze und angemessene Umgangsformen des Zusammenlebens kennen und somit nicht kommunikations- und überlebensfähig sein. Dies führt in derartigen Fällen unweigerlich zu diffusem Verhalten, da ihnen die Erfahrungen im Umgang mit jeglichen Sozial- und Kommunikationspartnern fehlen. Isolation ist generell absolutes Gift für jedwedes Lebewesen, bedenke man vor allen Dingen auf den Hund bezogen, welch soziale Wesen und Rudeltiere Hunde sind. Entsprechend kann bereits eine Zwingerhaltung je nach Hundeindividuum absolut schädlich sein und bei dem betreffenden Vierbeiner zu extremen Verhaltensstörungen führen, denn nicht jede Hundepersönlichkeit und Rasse, eignet sich für die Außenhaltung abseits seines Familienrudels

Ein weiteres Beispiel, dass leider immer wieder Tieren im Allgemeinen und Hunden im Besonderen widerfährt, ist die Tatsache, dass ein Hund angeschafft wird, in einem Haushalt ohne jegliche Liebe, Aufmerksamkeit und Zuwendung gehalten, womöglich drangsaliert und geschlagen wird und am Ende des Tages verwahrlost, gepeinigt und von den Gräueltaten gezeichnet, im Tierheim landet. Eine widerliche und abscheuliche Vorstellung, leider aber auch in Einzelfällen Realität. Wie soll wohl das Seelenleben aussehen, ganz zu Schweigen von den körperlichen Repressalien und Blessuren? Das ein Lebewesen unter diesen Voraussetzungen als Folge psychische Probleme entwickelt und mit Verhaltensstörungen auffällig wird, ist nur allzu verständlich. 

Genauso ist eine Benutzung von Stachelhals- oder Elektrohalsbändern mehr als fragwürdig, denn die Auswirkungen für den Hund können Dauerschmerzen, Verletzungen und psychische Einwirkungen nach sich ziehen, die allesamt zu Problemverhalten, ungewolltem Verhalten oder gar Verhaltensstörungen führen können. Die Verwendung dieser Hilfsmittel ist glücklicherweise und nicht aus der Luft gegriffen, Gegenstand angestrebter Änderungen in der aktuellen Fassung der Tierschutz-Hundeverordnung und soll zukünftig verboten werden.

Ein weiterer Aspekt im Hinblick auf mögliche Verhaltensprobleme liegt in der Zucht und individuellen Zuchthistorie mancher Hunde begründet.  Leider ist es so, dass es nicht nur kompetente und seriöse Hundezüchter gibt, die höchst verantwortungsbewusst im Sinne ihrer Zuchttiere und Nachzuchten handeln. Sondern einige dubiose Hundehändler  produzieren auf Teufel komm raus Welpen, kreuzen wild diverse Hunde miteinander und halten die Tiere unter fragwürdigen Haltebedingungen, nur um schnell höchstmöglichen Profit auf Kosten der Tiere zu erzielen. So werden die Hunde in desaströsen Verhältnissen gehalten, wo ihre natürlichen Bedürfnisse keinerlei Rolle spielen, die Aufzucht weder tierschutz- noch artkonform verläuft, die Tiere sich größtenteils selber überlassen werden, die Welpen viel zu früh von ihrer Mutter und den Wurfgeschwistern für für den Verkauf getrennt werden, an Raststätten aus dem Lieferwagen heraus ohne jegliche Papiere, Impfungen, Antiparasitikabehandlungen und sonstige veterinärmedizinische Check-Ups unter der Hand "verhökert" werden, egal was aus den einzelnen Hundewelpen geschieht und wo sie ihr zukünftiges Leben verbringen sollen. In Einzelfällen werden sogar die Welpen über das Internet verkauft und via Paket versendet! Leider sind viele von ihnen bereits schwer traumatisiert, krank und überleben mangels Unterversorgung und bestehender Schäden, die nächsten Wochen nicht oder ziehen schwerste Folgen, gesundheitlicher, wesensseitiger und körperlicher Natur davon, die folglich allzu oft in perspektivischen körperlichen und geistigen/mentalen/seelischen Problemen mit schwersten Störungen münden. Dass sich hier starke Verhaltensdefizite ausbilden, ist dann am Ende des Tages kein Wunder. Also Finger weg von schnellen Welpenkäufen und unseriösen Hundehändlern.

Anderseits gibt es auch rassebedingte und zuchtlinienspezifische Vorbelastungen, die sich bei dem einen oder anderen Vierbeiner in  A-typischen Verhalten als Folge von genetischen Defekten, Erbkrankheiten und sonstigen rassespezifischer Belastungsfaktoren äußern, denke man an die Diskussionen rund um die Themen extreme Zuchtziele, züchterische Auswüchse, Überzüchtung und Qualzucht. Die allermeisten Züchter verfolgen das Ziel, wesensfeste und gesunde Hundewelpen durch sorgsame Selektion der eingesetzten Zuchthunde zu züchten, schließen physisch, psychisch, gesundheitlich und wesensseitig vorbelastete und auffällige Zuchttiere gezielt von den weiteren Zuchttätigkeiten aus, um an die zukünftigen Generationen nur bestes Erbgut durch die Elterntiere weiterzugeben. Und dies erfolgt gerade bei verbandsseitig organisierten und gewerbsmäßigen Zuchtstätten unter strengen Kontrollmechanismen und festen Regularien durch die aufgestellten Rassestandards und Zuchtordnungen. Dem ist bei Hundehändlern und Hobbyzuchten mit Nichten so, so dass hier diese Garantien entfallen und eine umfassende Recherche und Vorbereitung inklusive persönlichem Besuch der Bezugsquelle im Hinblick auf einen geplanten Welpenkauf unbedingt notwendig ist, um möglichst im Gespräch und der eigenen Inaugenscheinnahme, sich ein gutes Gesamtbild zu verschaffen und etwaige Unzulänglichkeiten der Zuchtbedingungen und Tiere, die in perspektivischen Problemen münden können, herauszufinden und notfalls Abstand zu nehmen. Um mehr zum Welpenkauf zu erfahren, könnt ihr gerne unseren Leitartikel "Was muss ich rund um den Welpenkauf alles beachten?" lesen. Ebenso wollen wir euch auch anraten, euch bei einer etwaigen Adoption eines Tierheimhundes genauestens über dessen Vorgeschichte und alle damit zusammenhängenden Faktoren zu erkundigen, denn je nach früherer Lebensbedingungen und Erlebnisse, sind Verhaltensdefizite und -probleme nicht ausgeschlossen. Mehr dazu findet ihr in unserem ergänzenden Artikel. Abschließend wollen wir an dieser Stelle einen weiteren Hinweis in Sachen Welpenbezug oder Anschaffung eines Hundes aus dem Ausland geben. Denn wer kennt nicht die herzzerreißenden Bilder bei einem Urlaubsaufenthalt auf Mallorca oder einer griechischen Insel, wo man mit dem Anblick von wildlebenden Straßenhunden konfrontiert wird und der eine oder andere sich in einer Hauruckaktion eines der Tiere zulegt, um es mit nach Deutschland einzuführen und zukünftig zu halten. Nicht nur das diese Hunde keinerlei Sozialisierung erfahren haben und ein Zusammenleben mit Menschen völlig fremd ist, sondern auch zahlreiche gesundheitliche Faktoren spielen ein große Rolle, was eine Übernahme eines solchen Hundes durchaus herausfordernd macht und mit vielen organisatorischen und behördlichen Rahmenbedingungen verknüpft ist. Auch in Sachen Hund-Mensch-Beziehung kommt es aus den genannten Gründen dann in heimatlichen Gefilden häufig auf Grund der bestehenden Defizite und Persönlichkeitsstruktur des betreffenden Hundes, häufig zu ungeahnten Komplikationen im Miteinander und dem Verhalten des Hundes seiner gesamten ungewohnten Umwelt gegenüber. Auch hier wollen wir euch mit weiteren Ausführungen gerne zur Seite stehen, klickt einfach hier.

Abschließend soll auch hier nochmals die Bedeutung, Verantwortung und der Einfluss eines jeden einzelnen Halters für seinen Welpen und Hund bei der Wesensbildung, Erziehung und Ausbildung unterstrichen werden. Denn bei manchen gestörten Verhaltensweisen und Problemverhalten handelt es sich um bewusst herbeigeführte Wesensentwicklungen, da einige Wenige den Zweck der Verwendung eines Hundes missbrauchen und diesen zu einer Waffe formen. Hier liegt das Übel ganz klar am dem einen Ende der Leine, nämlich dem verantwortlichen Halter und sicher aber nicht auf Seiten des Vierbeiners. In diesem Bezug kommen wir auch nicht umhin, die Thematik "Listenhunde/Kampfhunde" aufzugreifen. In Deutschland und zahlreichen anderen Staaten gibt es Hunderassen und Kreuzungen, die von Gesetzeswegen als "Problemhunde" eingestuft werden und auf Grund vergangener Vorfälle, nur unter bestimmten Voraussetzungen gezüchtet, angeschafft und gehalten werden dürfen, wie ihr hier nachlesen könnt. Viele dieser Rassen sind bei richtiger Handhabung, pflichtbewusstem Führen und Halten und angemessenen artgerechten und rassespezifischen Umgangsformen, handzahme und umgängliche Vierbeiner, die mit der richtigen Sozialisierung unwahrscheinlich verträglich und tolle Wesen sind. Aber leider werden diese Rassen zu Teilen auch gezielt missbraucht, da manche Personengruppen bestimmte Rassen zur Abschreckung, für Hundekämpfe und als "Waffenersatz" einsetzen. Und das geht nicht erst mit der "Ausbildung" inklusive verachtender physischer und psychischer Maßnahmen ab Geburt los, denn es werden gezielt bereits die Elterntiere durch allerlei gezielt einwirkende Repressalien (Schläge, Psychoterror etc.) drangsaliert, um sie von ihrem Aggressionspotential besonders scharf zu machen. Werden dann zwei gemachte "Aggressionshunde", die bereits in ihren Persönlichkeitsstrukuturen manipuliert und zu Hunden mit fast fehlender Hemmschwelle in Sachen Aggressionsverhalten verändert wurden, miteinander verpaart, werden von genetischer Seite problematische Faktoren an die Nachkommen weitergegeben, die vermutlich ebenso eine gewisse Veranlagung aufweisen werden, die zu Verhaltensproblemen jeglicher Art führen.

Je nach Intensität und Art der Ausprägung klassifiziert

Je nachdem welchen Hintergrund das Fehlverhalten bzw. die Verhaltensprobleme haben, wird zwischen folgenden Begrifflichkeiten unterschieden:

Unerwünschtes Verhalten

Unter unerwünschtem Verhalten versteht man beim Hund, dass dieser sich anders verhält, wie wir Halter uns dies wünschen bzw. dies wollen oder bei der Umsetzung etwaiger Aufgaben erhoffen.

Es handelt sich beim unerwünschten Verhalten aber nach wie vor nicht um ein Abweichen von der Norm, sprich die ungewollten Verhaltensweisen sind einfach Bestandteil des Normalverhaltens eines Hundes.

Wir wollen euch ein Beispiel zur besseren Veranschaulichung liefern:

Wir gehen mit unserem Labrador Retriever täglich im Feld spazieren. Leider neigt dabei unser Hund dazu, an jeder Pfütze zu süffeln, obwohl wir uns der Gefahren bewusst sind und aus diesen Gründen dies nicht wünschen. Arco ist aber einfach oftmals schneller in der Umsetzung, als wir in unserem Handeln. Sprich Arco zeigt an dieser Stelle Verhalten, dass wir so nicht wollen und nicht tolerieren - sprich unerwünschtes Verhalten. Zum Thema Trinken aus der Pfütze, haben wir einen ausführlichen Artikel mit dem Titel „Der Hund trinkt das Wasser aus der Pfütze, ist das gesund?“ geschrieben, der einen tieferen Einblick über die Thematik liefert.

Eine weitere alltäglich unerwünschte Handlung unseres Hundes, stellt das Hinterherjagen von Katzen dar. Trotz unserer Aufmerksamkeit und Obacht, passiert es ab und an, dass Arco die Chance auf der Hunderunde nutzt und der Nachbarskatze hinterhersteigt. Gott sei Dank, ohne Erfolg.

Einige Hundehalter berichten von einem weiteren ungewollten Verhalten ihres Hundes, der bei jeder Aktivität im Freien die Chance nutzt, um fremden Kot zu fressen. Ob diese Neigung gesundheitsschädigend ist und warum Hunde u.U. zu dieser Verhaltensweise tendieren, haben wir in unserem lesenswerten Artikel „Hilfe, mein Hund frisst fremden Kot“ beschrieben.

Trotz dem ausführlichen Leinenführigkeitstraining, zieht der Hund aus unerklärlichen Gründen in manchen Situationen an der Leine. Mitunter berichten Halter sogar von einer ausgeprägten Leinenaggression, wenn beim Aufeinandertreffen der eigene Vierbeiner zum Zweibeiner wird, da er sich auf die Hinterbeine stellt und das Gegenüber scharf angeht, dabei Herrchen/Frauchen am anderen Ende der Leine extrem gegenhalten müssen, um ihren Hund überhaupt unter Kontrolle halten zu können. Die Leinenaggression wird durch Stress verursacht, die durch Unsicherheit, empfundene Bedrohung oder schlichtweg auf Grund einer vergangenen negativen Erfahrung mit einem Artgenossen ausgelöst und getrieben ist. Je nach Ausprägung dieser Leinenaggression, ist dieses Verhalten dann bereits dem nachfolgenden Grad der Ausformung zuzurechnen, nämlich einem tatsächlichen Problemverhalten.

So oder so handelt es sich um Verhalten, dessen Ursache herausgefunden und mittels Training korrigiert und abgebaut werden muss. Was ihr generell gegen das Ziehen an der Leine tun könnt, erfahrt ihr in unseren Trainingsschritten zur Leinenführigkeit.

Problemverhalten

Hundehalter die von Problemverhalten ihres Hundes berichten, haben grundsätzlich ein tiefer sitzendes Problem bei ihrem Hund zu diagnostizieren. Denn die Ursache geht beim Problemverhalten auf eine psychische oder physische Belastung und Beschwerde zurück.

Sprich, entweder hat der Vierbeiner eine Stressbelastung, Angst oder große Unsicherheit, oder aber er bringt eine Verletzung, Schmerzen oder Hundekrankheit mit, die mit dem Problemverhalten kausal zusammenhängen und dieses als reaktives Verhalten fördern.

Auch an dieser Stelle wollen wir einige Beispiele für Problemverhalten aufzeigen:

Ein alljährliches Übel für viele Hunde, stellt der Jahreswechsel an Silvester dar. Die Knallerei mit Silvesterböllern und Feuerwerk sorgt für einen sehr hohen Stresspegel bei den Vierbeinern und lässt diese oftmals mit großer Angst den Abend und die Nacht zum Neujahr verbringen. Viele Hunde flüchten und suchen sich ein vermeintliches sicheres Versteck, beispielsweise unter der Kellertreppe.

Der Hund wurde vor einiger Zeit von einem Rüden gebissen und hat seither große Angst bei der Begegnung von männlichen Artgenossen. Sobald er einen anderen Rüden beim Spazierengehen bemerkt, reagiert er unbeherrscht, sucht die offene Konfrontation und es kann zu Angstbeißen kommen.

Konflikt mit Beißen zwischen zwei Rüden.

Verhaltensstörung

Verhaltensstörungen sind Verhaltensweisen und Handlungen, die von der Normalität abweichen und ab der Norm sind. Bei dieser Art der Verhaltensauffälligkeiten sind Verhaltenszüge und -muster zu erkennen, die als abnormal anzusehen, ohne Sinn und Zweck aufgezeigt werden und nicht in das klassische Verhaltensrepertoire der Hunde passt bzw. wissenschaftlich angehört. Somit handelt es sich um Verhalten, dass normalerweise von Hunden nicht gezeigt wird und keine direkte Funktion übernimmt.

Beispiele für Verhaltensstörungen:

Dreht sich ein Hund ständig um die eigene Achse im Kreis und jagt eventuell seinem eigenen Schwanz hinterher, so handelt es sich hierbei sicher nicht um eine normale Verhaltensweise, das Verhalten ist eindeutig eine Störung und Abseits der Norm.

Hunde, die die unnormale Verhaltensweise mitbringen und sich in die Gliedmaßen beißen, im Grunde so verhalten, wie es Patienten tun, die selbstverletzendes Verhalten und Selbstverstümmelung zeigen, sind ebenfalls von einer klaren Verhaltensstörung heimgesucht.

Ein Phänomen, dass bei Zwingerhunden und anderen Tieren, die in Zwingern gehalten werden häufig zu beobachten ist, ist das ständige hin- und herlaufen von rechts nach links und in umgekehrter Reihenfolge. So ist der Anblick von Löwen, Tigern und anderen Raubkatzen, die in Zoos und im Zirkuskäfig gehalten werden und in aller Regel diese Züge aufzeigen, ein Sinnbild für dieses gestörte Verhalten.

Mögliche Verhaltensprobleme auf einen Blick
Unkontrolliertes Beutefangverhalten
Verlust- und Trennungsangst
Angstverhalten
Angstaggression
Aggressionsverhalten Menschen, Hunden, artfremden Tieren oder Sachen gegenüber
Aufmerksamkeitsforderndes Verhalten
Betteln während des Essen
Ressourcenverteidigung / Ressourchensicherung 
Sexuell motiviertes Aggressionsverhalten
Übermäßiges und unangemessenes Lautäußerungsverhalten
Ungehorsam
Schlechte Führigkeit
Unangemessenes Hüte- und Treibverhalten
Unangemessenes Territorialverhalten
Übermäßiges und unangebrachtes Schutzverhalten
Dominanzverhalten
Streunen und Ausbüchsen
Leinenaggression
Selbstverletzung / Selbstverstümmelung
Hyperaktivität
Unsauberkeit / mangelnde Eigenpflege
Urin- und Kotabsatz im Haus
Fressunlust / Futterverweigerung
Stereotypes Verhalten
Zwanghaftes Verhalten
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Was kann ich als Halter eines Hundes bei Verhaltensproblemen aktiv tun?

Die Ursache für Unerwünschtes Verhalten, Problemverhalten und Verhaltensstörungen muss geklärt werden.

Frühzeitig den Hundeprofi einschalten

Der Schäferhund wird beim Hundetraining eng geführt. Das Training kann ein Weg sein, um das Verhaltensproblem in den Griff zu bekommen. 

Verhält sich also der Vierbeiner plötzlich anders als sonst, gilt es genau hinzuschauen und das Verhalten zu analysieren.

Hier müssen wir Halter mit großer Sorgsamkeit vorgehen, da ungewohntes Verhalten für fremde Hunde, Menschen, uns und unseren Hund u.U. ein Gefahrenpotential bedeuten kann und wir somit auf Nummer Sicher gehen sollten.

In vielen Fällen ist damit das frühzeitige Kontaktieren eines Hundeexperten (Hundetrainer, Verhaltenstherapeut, Tierarzt) anzuraten, um die genaue Ursache des Fehlverhaltens herauszufinden.

Dies ist insbesondere notwendig, wenn es sich um außergewöhnliche Verhaltenszüge handelt, die abnormal sind und eine driftigen Hintergrund, wie gesundheitliche Beschwerden haben könnten. Denn die Gefahr, dass ein Hund plötzlich nach dem gewöhnlichen und üblichen Berühren einer bestimmten Körperstelle mit Problemverhalten reagiert, indiziert durch fürchterliche Schmerzen einer Verletzung oder Krankheit, kann uns einen herben Schreck versetzen und gleichzeitig uns vor ein großes Rätsel stellen, da wir dieses Fehlverhalten so bei unserem Vierbeiner nicht kennen.

Ein Hundefachmann in Funktion des Tierarztes, wird den Hund entweder aus medizinischer Sicht eingehend untersuchen, um ein krankheits- oder verletzungsbedingtes Fehlverhalten auszuschließen. Der erfahrene Hundetrainer oder Verhaltenstherapeut wird sich wiederum das Fehlverhalten im Alltag, dort wo es geschieht, anschauen und sich ein genaues Bild über den Charakter, die Lebensumstände und Haltebedingungen und den Umgang Hund-Halter machen, um Aufschlüsse über die unerwünschten Verhaltensweisen zu gewinnen. Steht die Diagnose, so kann entsprechend ein Trainingsprogramm angeraten und umgesetzt werden, damit das Fehlverhalten, je nach Intensität und Ursache, reduziert oder gar komplett wegtrainiert werden kann. Hier ist allerdings viel Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt, frei nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel.

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