Der gestresste Hund
Stress beim Hund kann zu Problemen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 27.3.2023
Steht der Hund unter Stress und sein Erregungslevel ist deutlich angestiegen, so kann ein aufmerksamer Halter die Signale und Anzeichen wahrnehmen.
Dies funktioniert aber nur, indem der Halter über ausreichend Expertise über das Ausdrucksverhalten des Hundes verfügt, damit er die Zeichen der Hundesprache seines Vierbeiners richtig deutet und das Verhalten antizipieren kann, um folglich mit den richtigen Maßnahmen auf den Hund einzuwirken.
Weitere essentielle Faktoren sind eine starke Bindung und feste Beziehung, sprich ein enges und eingespieltes Hund-Mensch-Team, dass die gegenseitigen Kommunikationsmittel kennt, um die gesendeten Signale und die damit zusammenhängenden Bedürfnisse einschätzen und verstehen zu können.
Erzeugen eine bestimmte Situation und ein Reiz für einen erhöhten Stresspegel und das Erregungsniveau schlägt aus, so wechselt je nach Ausprägung der Hund vom denkenden zum emotionalen Handeln, ein ganz natürlicher Prozess im Gehirn des Vierbeiners, wodurch er sich in seiner eigenen Welt befindet, in der der Zugriff und die Aufmerksamkeit nur mit dem richtige Wissen des Halters wiederzugewinnen sind. Hier möchten wir euch unseren ergänzenden Magazinartikel mit dem Titel "Hundetraining: Das gezielte und erlernte Entspannen des Hundes mittels Entspannungssignalen" ans Herz legen, denn mit der beschriebenen Trainingsmethode habt ihr genau die richtige Lösung für solche Situationen an der Hand.
Ein weiterer Punkt, warum Stress und permanent erhöhtes Erregungsniveau beim Hund perspektivisch weiterhin zu vermeiden ist, besteht in der Tatsache, dass beides auf Sicht zu Verhaltensveränderungen, Verhaltensproblemen, psychischen Störungen und gesundheitlichen Problemen führen kann.
Die Folge können Aggressionen, Ängste und Krankheiten sein.
Woran der Halter nun den erhöhten Stresspegel beim Hund erkennt und welche Stressfaktoren eine Rolle spielen, werden wir in den weiteren Ausführungen näher betrachten.
Hektik, Stress & Belastungen im Alltag
Hunde sind sehr feinfühlige und sensible Tiere. Sie nehmen die Gefühle und Stimmungen ihren Herrchen wahr.
Vorsicht, Hunde spüren unsere Stimmung
Wir Menschen leben in einer Zeit, in der die Tage an uns vorbeirasen und wir permanent den Eindruck vermitteln, dass unser Alltag von Stress und Stressfaktoren überhäuft ist. Viele Menschen sind gestresst und gehetzt. Die Krankheitsfälle mit Burn-out steigen rasant an und etliche der Betroffenen können ihre Berufe nur noch teilweise oder auch gar nicht mehr ausüben.
Auch unsere lieben Vierbeiner sind davon mittelbar betroffen, da wir in den Momenten der Überlastung, den Stress auf den Hund übertragen. Unser nervöses Verhalten greift ebenfalls auf den Vierbeiner über. Die Hunde haben ein ganz feines Gespür für die Stimmungslage und erkennen sofort Symptome, die durch Stress bei uns erzeugt werden.
Und die schlechte Laune, die Nervosität, das hektische Umhertreiben, die Ruhelosigkeit und viele andere Stressfaktoren, Anzeichen und Symptome für Stress übertragen sich auf die Hunde.
Gibt es tatsächlich das Phänomen, dass die Hunde gestresst sind? Ist Stress ein Belastungsfaktor für unsere Vierbeiner? Was sind die Auswirkungen gestresster Hunde?
Wie schnell fährt doch der eine oder andere durch das angespannte Nervenkostüm aus der Haut, wenn beispielsweise die Kinder zu laut spielen, der Welpe versehentlich auf den Parkettboden pinkelt, der Labrador Retriever sich mal wieder eingehend mit Muttis neuen Ballerinas beschäftigt und genüsslich darauf herumkaut, die Trainingsübungen beim Anti-Giftköder-Training zu wünschen übrig lassen, der Hund einfach nicht das Verhalten zeigt was wir abrufen und er sicher drauf hat, oder der Gehorsam des Vierbeiners auf der Hunderunde nicht wie gewünscht funktioniert, sprich der Hund nicht hört.
Es wird geschimpft, geschrien, getadelt, wild gestikuliert und bestraft, was zusätzlich Öl ins Wasser gießt und die Situation nachhaltig verschlimmert. Denn dies erhöht ebenfalls den Stresspegel und das Erregungsniveau, setzt den Vierbeinern zu, wodurch je nach Hundepersönlichkeit Unsicherheit und Angst die Folgen sein können. Hinzu ist permanenter Stress Gift und kann nachhaltig Schäden für die Gesundheit und Psyche nach sich ziehen, wodurch sich Krankheiten, Störungen und Verhaltensprobleme ausbilden können.
Gerade in Sachen Hundetraining, Erziehung und Ausbildung gehen die Meinungen über die richtige Trainingsmethode doch stark auseinander. Denn die einen sind Befürworter der positiven Bestärkung durch den Einsatz von Lob, Belohnung und Motivation bei erwünschtem Verhalten, andere sind Verfechter des aversiven Trainings, bei dem unerwünschten Verhalten bestraft wird.
Wissenschaftler der Universität Porto liefern nun mit ihrer Studie den Anhängern der Positiven Verstärkung zusätzlichen Argumente, diese Trainingsweise zu bevorzugen. Denn die Studienergebnisse zeigten, dass die negativen Reize durch Bestrafung und Abschreckung schädlich sind. Die Hunde, die mit dieser Trainingsmethode erzogen und trainiert werden, leiden deutlich mehr unter Stress (nachweisbar anhand des Cortisolspiegels), einem hohen Erregungszustand, was sich negativ auf deren Wohlbefinden ausschlägt und wie bereits erwähnt zu Gesundheitsschäden, sprich Krankheiten, psychischen Belastungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und Fehlverhalten führt. Die Hunde werden in ihrer Persönlichkeit getroffen, was sie pessimistischer, trauriger und mitunter depressiv macht.
Die Studie untersuchte 92 Hunde. 50 Hunde wurden mit der aversiven Trainingsmethode inklusive Schimpfen, Tadeln, ruckartiges Ziehen an der Leine und teils körperlicher Bestrafung erzogen, 42 Vierbeiner hingegen mit der positiven Bestärkung.
Dabei stellte sich heraus, dass aversiv trainierte Hunde schlechter auf Befehle und Kommando hören, was auf deren schlechteres Wohlbefinden zurückzuführen sei, so die Biologen. Zudem zeigten sie verstärkt Beschwichtigungsverhalten, Gegenstand des Sozialverhalten und Ausdrucksverhalten von Hunden, wie Lecken des Mauls, Nase und der Lefzen sowie Gähnen, Verhalten dass Hunde bei Bedrohung und zur eigenen Beruhigung zeigen.
Hunde, die mit positiver Verstärkung trainiert wurden, reagierten zügiger auf abgerufenes Verhalten, was durch das positive Allgemeinbefinden und die Vorfreude auf etwaiges Lob und Belohnung durch die motivierende Bestärkung verursacht ist. Wie das richtige Loben und Motivieren in den Trainingsprozess effektiv eingesetzt wird und im Alltag Verwendung findet, haben wir deshalb ausführlich in unserem ergänzenden Artikel "Richtiges Loben & Motivieren beim Welpen & Hund" erörtert und mit hilfreichen Praxistipps versehen.
Kurz und knapp: Hunde, die mit positiver Bestärkung erzogen und trainiert werden, haben einen normalen Hormonspiegel, da sie mit deutlich weniger Stress konfrontiert sind, wodurch zwangsläufig weniger Stressverhalten gezeigt wird.
Damit wird klar, dass Herrchen und Frauchen insgesamt auf Stressübertragung und externe Belastungsfaktoren im Hinblick auf den eigenen Hund aufpassen sollten, da diese negativen Einflüsse haben. Falls also der Hund mal wieder schlecht hört, unerwünschtes Verhalten zeigt oder die Trainingsübungen nicht so ausführt wie gewünscht, oder einfach der eigene Tag schlecht lief und die Stimmung im Keller ist, sollte man sich mit Bestrafung, Schimpfen und Schreien zurückhalten und nicht den Frust am eigenen Hund auslassen.
Solltet ihr an dieser Stelle mehr zu den Trainingslehren für Hunde in Erfahrung bringen wollen, legen wir euch unseren Leitartikel "Lerntheorie: Vom Pawlowschen Hund bis zu Trainingsmethoden wie dem Clickertraining" ans Herz, mit dem ihr einen sehr umfassenden, detaillierten und tiefgreifenden Gesamteindruck über die Konditionierung und Trainingsmethoden bei Hunden gewinnt. Es lohnt sich!
Vom gestressten Menschen zum gestressten Hund & weitere Stressfaktoren im Alltag
Stress überträgt sich ganz leicht vom Hundeführer auf den Hund und wird durch weitere äußere Faktoren erzeugt.
Stressiges Verhalten des Halters, schafft Unsicherheit beim Hund
Emotionen, Gefühle, Stimmung und Laune, Gemütszustand, Erregung, Unsicherheit, Angst, Unmut und Stress sind allesamt Reaktionen auf Außenreize, die sowohl positiv wie negativ auf den Körper und Geist einwirken.
Beim Stress gibt es zudem 2 Arten, den kurzfristigen und langfristigen Stress.
Der kurzzeitige (akute) Stress tritt beispielsweise auf, wenn der Hund mit einer Katze oder einem Artgenossen aufeinandertrifft. Hier ist es z.B. maßgeblich wie der Hund in seiner Welpenentwicklung sozialisiert wurde.
Ferner gibt es Dauerstress, der langfristig auf den Hund einwirkt und sich auf seine körperliche und seelische/psychische Konstitution auswirkt. Hat der Hund beispielsweise starke Dauerschmerzen durch eine Arthrose, bedeutet dies Stress und wird sich u.U. auf sein Psyche auswirken.
Stress kann aber auch von Mensch zu Hund übertragen werden, wenn Nervosität, Unruhe, Hektik, lautstarkes Fluchen, Schreien, laute Geräusche, lautspielende Kinder etc. kurzweilig auftreten oder gar die Lebensbedingungen und das Familiengeschehen prägen. Auch diese Stressauslöser belasten den Hund akut und dauerhaft.
Generell sind die Auswirkungen von Hund zu Hund und Persönlichkeitsstruktur zu Persönlichkeitsstruktur unterschiedlich. Dies hat mit den Präge- und Sozialisierungsmaßnahmen als Welpe zu tun und generell mit dem jeweiligen Charakter des Hundeindividuum. Der eine Hund ist eben empfindlicher und empfänglicher für Stress, an dem anderen prallt vieles durch seine Unempfindlichkeit ab.
Hunde sind sehr feinfühlige Wesen, die alle Stimmungsschwankungen und Gefühlszustände verspüren und aufnehmen, da sie ganz feine Antennen für jegliche Gemütslage ihrer Bezugsmenschen haben. Zudem sind sie in der Lage Menschen, deren Körpersprache und Verhalten zu lesen.
Je enger nun die Bindung und Beziehung zwischen Hund/Mensch gewachsen ist, desto intensiver kennen sie sich und können ihr Gegenüber einschätzen.
Dies ist für viele Situationen hervorragend. So kann im Idealfall der Halter das Ausdrucksverhalten und die Hundesprache richtig deuten und Verhalten wie Handlungen seines Vierbeiners antizipieren, wodurch er situativ immer in der Lage ist, mit entsprechenden Maßnahmen auf den Hund einzuwirken.
Genauso ist durch das enge Verhältnis der Hund in der Lage, jegliche noch so kleine Gefühlsschwankung seines Herrchens wahrzunehmen. Je nach Ereignis extrem gut, kann sich aber auch als zusätzlicher negativer Einflussfaktor auf den Hund ausschlagen.
So gibt es im Alltag immer wieder Situationen, in denen vom Halter und Rudelführer Souveränität und Führungspersönlichkeit erwartet wird, um seinen Hund durch eine etwaige unangenehme oder prekäre Lage zu befördern und hinauszumanövrieren.
Bleibt dies aber aus und der Halter zeigt hingegen eigene Unsicherheit, Nervosität, Unruhe, Hektik, Stress und ängstliches Verhalten, so verspürt der Vierbeiner sofort die Gefühlslage seines Herrn und Meister, was zur Folge hat, das eine direkte Gefühlsansteckung und -übertragung von Mensch zu Hund stattfindet. Damit geht die Sicherheit, Verlässlichkeit und das Vertrauen abhanden, der Stresspegel und Erregungszustand schnellt beim Hund in die Höhe, wodurch sich häufig unerwünschtes Verhalten und Verhaltensprobleme aufmachen.
Ein Beispiel:
Geht der Halter mit seinem Hund spazieren, sieht bereits von Weitem einen anderen Hundehalter mit seinem Vierbeiner und wird auf Grund der Größe des Hundes nervös, wird sich dies sofort auf sein Auftreten dem eigenen Hund gegenüber bemerkbar machen. Kommt nun Hektik auf, der Hund wird nach wie vor an der dem anderen Hund zugewandten Seite geführt, ständig ruckartig an der Leine gezogen und auf den Hund aufgeregt, angespannt und fieberhaft eingeredet, so wird der Stress auf den eigenen Hund übertragen, statt dass der Halter durch routinemäßige Abläufe den Hund aus der Situation sicher und souverän leitet. Dies kann dann z.B. dazu führen, dass der Hund das Heft selber in die Hand nimmt, die Lage als Bedrohung empfindet und sofort mit offensivem Aggressionsverhalten den anderen Hund konfrontiert. Reagiert nun der Halter nicht mit deeskalierendem Eingreifen, sondern emotional und schreit, schimpft und bestraft seinen Hund, dann wird diese Situation noch weiter verschärft.
Die Kommunikation zwischen Hund und Mensch tut ihr Übriges, denn mit den entsprechenden Kommunikationsmitteln werden Signale ausgesendet, um dem Gegenüber seine Bedürfnisse mitzuteilen. Hierbei kann es aber durchaus auch zu Kommunikationsdefiziten und Missverständnissen kommen. Gerade in Momenten mit Hektik und Stress ist es schnell passiert, dass man aneinander vorbeispricht und unmissverständliche Botschaften absendet, ggf. wild gestikuliert und bereits der falsche Unterton dem Gegenüber sein aktuell angespannte Stimmung zeigt.
Ein Grundproblem ist also das Verhalten der Hundehalter in den Situationen, in denen sie selbst vom Stress geplagt und situativ sehr unkontrolliert in ihren Handlungen sind. Die Vierbeiner können dann ihr Herrchen nur sehr schwer und/oder teilweise gar nicht einschätzen, sie sind für sie unberechenbar. Die Hunde wissen nicht was ihr Halter da gerade treibt und was er von ihnen will. In diesem Moment geht dem Vierbeiner seine Sicherheit und sein Vertrauen zum Herrchen abhanden, Unsicherheit macht sich breit und die Stressübertragung von Mensch zu Hund erfolgt.
An der Stelle wird schnell klar, wie wichtig Erfahrung und ein eingespieltes Hund-Mensch-Team für den Hundealltag sind. Dies betrifft sowohl die Führigkeit des Hundes, wie auch die Führungsqualität des Halters, was wir sehr umfassend in unserem ergänzenden Magazinbeitrag "Führung - Freifolge - Hund-Mensch-Bindung, der sichere Rückruf und die Konditionierung – wie hängt das alles zusammen?" aufgegriffen haben.
Man muss als Halter möglichst versuchen abgeklärt, beherrscht, besonnen und ausgeglichen trotz aller äußeren Umstände, Reize und Einflussfaktoren auf seinen Hund zu wirken, um immer die richtige Stütze und Leitfigur für ihn zu sein.
Dabei ist Routine in Sachen Anwendung von Erziehungsinhalten ein enorm wichtiger Faktor. Und Routine gewinnt man nur durch ständiges Training, Üben, Wiederholen, Verfestigen und Umsetzen in der Praxis.
Gehen Halter also mit kontrolliertem, kalkulierbarem und gewohntem Handeln voran, so entwickelt sich zwangsläufig auch bei ihren Hunden ein gesichertes Verhalten. Gehen hingegen die Leitplanken des Erlernten verloren, da Stress und Hektik zu ungewohnten Handlungen führen, wird der Hund verwirrt und irritiert sein, was folglich bei ihm Unklarheit und Unsicherheit hervorruft.
Weitere Stressfaktoren, die auf Hund & Mensch im Alltag einwirken
Läuft also vieles durch hektisches Treiben und Stressübertragung aus dem Ruder, ist das bewährte Mensch-Hund-Team gestört, was sich auf das Verhalten des Hundes nachhaltig auswirken kann.
Es gibt aber noch etliche weitere äußere Einflüsse und Faktoren, die für einen erhöhten Stresspegel und eine angespannte Gemütslage beim Hund verantwortlich sein können.
Hier geht es schon los, handelt es sich beispielsweise um einen Stadthund oder einen Hund der seinen Lebensmittelpunkt auf dem Land hat. Denn Studienergebnisse haben gezeigt, dass Stadthunde ängstlicher sein sollen, was auf die erhöhten Stressfaktoren und die Reizüberflutung zurückzuführen ist.
Ebenso sind unbekannte Geräusche und nicht zuzuordnende Geräusche, Auslöser für Nervosität, Unsicherheit und Stress. Zieht der Hund aus der Stadt aufs Land und ein Mähdrescher oder Traktor braust im Feld an euch vorbei, kann dies Stress bewirken, da der Hund die Fahrzeuggeräusche so nicht kennt. Ebenso kann aber auch ein permanent tropfender Wasserhahn im Haus, durch das sehr gute Gehör des Hundes, ihn zur Weißglut treiben, da er nicht weiß was dies ist, aber dauerhaft anhält. Es strapaziert seine Nerven und das bedeutet einen erhöhten Stresspegel und Erregungszustand.
Umso entscheidender ist es, nach der Anschaffung des Welpen alles dafür zu tun, dass er auf die wesentlichen Dinge des alltäglichen Lebens, mit denen er an seinem Lebensmittelpunkt regelmäßig konfrontiert wird, herangeführt und gewöhnt wird.
Was wir damit meinen?
Hier müssen ein wenig ausholen:
Wenn ihr euch für den Welpenkauf entschieden habt, stehen viele Aufgaben und wegweisende Lerninhalte in den frühen Lebensphasen der Hundewelpen an, die maßgeblich auf die Persönlichkeitsentwicklung bei der Welpenaufzucht einzahlen, sowohl positiv wie negativ.
Hier kommt es auf das Zutun der verantwortlichen Personen, also Züchter, Elterntiere, Geschwister, Halter und alle sonstigen Bezugsmenschen zu einem Großteil an.
Denn in den ersten Wochen und Monaten wird der Grundstein in Sachen Prägung, Habituation, Sozialisierung und Erziehung gelegt, sprich der junge Hund mit dem notwendigen Rüstzeug und Fundament für sein weiteres Hundeleben ausgestattet.
Da diese Zeit einen so wichtigen und bedeutenden Anteil hat, raten wir euch unseren Leitartikel "Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen" zu lesen, da wir hier alle relevanten Themen der Welpenentwicklung und die dazugehörigen Trainingsinhalte und Übungen beschreiben, um den Welpen fit für das weitere Leben zu machen.
Warum ist gerade die sensible Phase (Prägungs- und Sozialisierungszeit) so wichtig?
Ganz einfach. Wurde der Hundewelpe nicht in ausreichendem Maß an alltägliche Dinge, Geräusche, Menschen, andere Tiere, Umwelteinflüsse etc. gewöhnt oder ihm sind in dieser Zeit negative Erlebnisse und Erfahrungen widerfahren, so wird sich dies perspektivisch im weiteren Verlauf seines Hundelebens heimzahlen.
Denn hat der Welpe eine schlechte Erfahrung gemacht, die ihn zutiefst erschrocken und verängstigt, damit seinen Stresspegel in die Höhe getrieben hat, wird er dieses Erlebnis wie auch alle positiven Ereignisse abspeichern und jedes Mal in ähnlichen Situationen auf seine "Festplatte" zurückgreifen und sich daran erinnern, was zur Konsequenz hat, dass er nervös wird, Stress auf ihn einwirkt, sich Unsicherheit breit macht und u.U. Angstverhalten zeigt.
Kurzum, einmal negativ auf eine bestimmte Situation geprägt, wird dies sein Leben in ähnlichen Momenten immer wieder auf emotional negative Weise bestimmen.
So kann z.B. ein in seiner direkten Umgebung explodierter Knaller bzw. Feuerwerkskörper, zu Angst und damit verbundener Stressanfälligkeit führen.
Ist dem so, wird sicherlich jedes Silvester für den Vierbeiner und seine Bezugsmenschen zu einem Überlebenstraining, wie wir näher in unserem Artikel "Wie kann ich meinem Vierbeiner die Angst an Silvester nehmen?" beschrieben und mit hilfreichen Praxistipps angereichert haben.
Es können aber auch alltägliche Dinge sein, die kurzzeitig für akuten Stress beim Hund sorgen, wenn dieser auf der Hunderunde viele fremde Markierungen von anderen Hunden und Gerüche aufnimmt, die er geistig verarbeiten muss.
Oder das Aufeinandertreffen mit anderen Hunden beim Spazieren, wird generell Stress auslösen. Verläuft die Hundebegegnung friedlich und harmonisch wird der Stress in reduzierter Form akut auftreten, bei einer Konfliktsituation hingegen schlagen Erregungszustand und Stresspegel aus.
Eine derartige Reizüberflutung tritt zum Beispiel auch dann auf, wenn ihr mit eurem "Landhund" in die Großstadt fahrt und mit ihm durch die Fußgängerzone lauft. Jede Menge Menschen, fremde Gerüche und laute Geräusche werden ihm zusetzen und das Stresslevel ausufern lassen.
Auch Hunde, die mit viel körperlicher und seelischer Gewalt seitens ehemaliger Halter aufgewachsen sind, empfinden es als sehr bedrohlich, wenn die heutige Bezugsperson mit erhobener Stimme und etwaiger strenger Körperhaltung auf ihn zukommt. Dies führt unter Umständen zu Knurren und Bellen, den akustischen Signalen der Kommunikation des Hundes, resultierend aus seiner Angst und dem Stress durch die gemachten und eingeprägten Erfahrungen. Fühlt der Hund sich bedrängt und der Halter unterschreitet in diesem Moment die Individualdistanz des Vierbeiners, so wird der Hund womöglich in die Offensive gehen und mit entsprechendem Aggressionsverhalten nachdrücklich und unmissverständlich reagieren. Die Alternative ist, dass die tiefsitzende Angst den Druck und Stress auf den Hund so stark werden lassen und er mit Fluchtverhalten die Situation für sich löst. Beides typische und völlig konträre Verhaltensarten seines Sozialverhalten.
Wachsen Hunde in völliger Isolation auf oder werden entgegen aller Richtlinien der Tierschutz-Hundeverordnung ausschließlich in kleinen Zwingern gehalten, treffen dann auf Menschen oder andere Tiere, so sind dies negative Reize, da sie keinerlei Bezug zu diesen unbekannten Wesen haben, mit der Situation somit kein gesichertes Verhalten verinnerlicht haben, überfordert sind, was zu Stress und vermutlich unerwünschtem Verhalten führt.
Wird das Alleinsein nicht frühzeitig mit dem Hund Schritt für Schritt geübt und der Vierbeiner daran behutsam gewöhnt, kann je nach Hundeindividuum dies zu einem Trauma werden. Denn plötzliche Zurücklassen erzeugt dann durch das Unbekannte psychischen Druck und endet womöglich in Trennungsangst. Die Folgen können sehr drastisch sein, wie wir in unserem gesonderten Beitrag "Trennungsangst – das zentrale Trauma für Hunde" auf Basis von Studienergebnissen aufgezeigt haben.
Weiters kann der Verlust eines Rudelmitglieds aus der Mehrhundehaltung oder Tod einer Bezugsperson für große Trauer, Schmerz und Leid beim Hund sorgen. Verstirbt sein Halter übt dies gewaltigen Stress auf den Hund aus, teilweise mit starken seelischen und psychischen Schäden. Viele Hunde kommen über den Tod und den Verlust nicht hinweg.
Welcher Hundehalter wünscht sich nicht einen entspannten Tierarztbesuch? Leider sieht die Praxis aber häufig anders aus und wird zu einem notwendigen Übel des Hundelebens. Denn unbekannte Geräusche, jede Menge Gerüche und unterschiedliche Tiere, fremde Menschen, Berührungen, Impfungen und Antiparasitika und dann noch die notwendigen tiermedizinischen Behandlungen mit Stethoskop, Fieberthermometer und Ultraschallkopf erzeugen bei vielen Hunden einen enormen Stresslevel, Unsicherheitsfaktor hoch 10 und brutale Nervosität, da ihnen nicht frühzeitig die entsprechenden Maßnahmen beigebracht wurden und damit zur Normalität eingeprägt haben. Hier gibt es eine wunderbare Trainingsmethode, die bei Zootieren und in der Wildtierhaltung erfolgreich angewendet wurde und mit der die Tiere mit entsprechenden Trainingswerkzeugen auf die tiermedizinischen und pflegerischen Behandlungsmaßnahmen vorbereitet wurden. Ziel ist damit für Entspannung und Stressreduktion im Umgang mit den anstehenden Tätigkeiten zu sorgen. Nehmt euch daher für die Lektüre unseres Artikels "Was ist Medical Training für Hunde und wofür ist es sinnvoll?" die Zeit, denn sowohl im Welpenalter als auch bei erwachsenen Hunden, lassen sich damit tolle Trainingsergebnisse für die Praxis erzielen.
Auch gesundheitliche Beeinträchtigungen mit Krankheiten, Verletzungen sowie Behinderungen und dadurch bedingt, das Verlorengehen von Unabhängigkeit in der Bewegung, verlorene Freiheitsmöglichkeit oder gar ein Dahinvegetieren, sind ebenfalls Umstände, die zu negativen Einflüssen und Druck auf den Hund wirken. Leid, Schmerz und Unwohlsein tun ihr Übriges, was zu Dauerstress ausarten und entsprechende Langfristschäden auf Psyche und Gemütszustand mitbringen kann.
Andere Gründe für Stress und Unwohlsein, bis hin zu lebensbedrohlichen Umständen, können das Zurücklassen des Hundes an heißen Tagen im verschlossenen KFZ sein, wie auch die Außenhaltung in einem Zwinger bei Minustemperaturen.
Fehlende Nahrung und Beute bei freilebenden Hunden sowie Hunger und Durst bei domestizierten Haushunden sind Stressauslöser, wenn der Körper des Hundes auf verschiedene Weise rebelliert.
Des Weiteren kann der Sexualtrieb beim Rüden zu Stress führen, da er die läufige Hündin aus der Nachbarschaft seit Tagen wittert. Andersherum können aufdringliche Rüden gewaltig nerven und Stressfaktor bei der Hündin während der Läufigkeit bedeuten, wenn sie bei der Gassirunde trotz Windeln und höchster Vorsicht des Halters, ständig bedrängt und bestiegen wird.
Weiterhin kann die Entscheidung zur Mehrhundehaltung und der damit verbundene Einzug eines weiteren Hundes einen erheblichen Stressfaktor bedeuten, da der bisherige Vierbeiner sich von nun an eventuell eingeschränkt fühlt und oftmals eifersüchtig reagiert. Auch solche Veränderungen bedeuten Stress, wie wir in unserem Magazinbeitrag "Tipps und Ratschläge zur Mehrhundehaltung" aufgezeigt haben.
Ähnlich kann es aussehen, wenn bisher nur der Hund mit Ehepartner gelebt hat und nun ein Baby einzieht. Sind damit plötzlich Wohnverhältnisse gegeben, wo dem Hund bisher frei zugängliche Räume versagt bleiben, neue Möbel angeschafft werden und Babygeschrei den Alltag dominiert, wird dies für den Hund eine Herausforderung. Denn Veränderungen bedeuten beim Hund zunächst immer Stress. Wie ihr hier den Hund bereits im Vorfeld unterstützen und ihn vorbereiten könnt, haben wir deshalb in unserem Artikel "Hund und Baby - Was muss ich als Hundehalter beachten, wenn ein Baby zu Hause einzieht?" näher beschrieben und euch hilfreiche Tipps hinzugefügt.
Ferner können eine zu hohe Leistungserwartung und Leistungsdruck den Hund körperlich und geistig/mental belasten. Nicht anders sieht es natürlich auch mit einer gegenteiligen Haltung aus, wenn der Hund nicht art- und rassengerecht ausreichend beschäftigt und gefördert wird. Sprich es kommt auf die richtige Dosierung in Sachen Auslastung an, denn Über- und Unterforderung erzeugen Stress, Unwohlsein und wirken sich nachteilig auf die Konstitution und das Wohlbefinden aus.
In diesem Kontext muss auf ausreichende Pausen, Ruhephasen und genügend Schlaf hingewiesen werden, da ein Erholungsmangel ebenfalls Stressauslöser mit akuten und langfristigen Folgen bedeuten kann.
Weitere Situationen bei denen der Stresspegel und Erregungszustand des jeweiligen Hundes durch einen externen Reiz nach oben schnellt, gibt es viele im normalen Hundeleben je nach Verwendungszweck zur Genüge.
So bedeutet z.B. für Hüte- und Hirtenhunde, die für die verschiedenen Aufgaben rund um die Haltung von Herdentieren (z.B. Schafsherden) eingesetzt werden, dass durch eine akuten Bedrohungslage durch Raubtiere oder Wilderer, extern Stress auf sie einwirkt, da sie für den Schutz und die Sicherheit der Herde verantwortlich sind, was in letzter Konsequenz zur Verteidigung der Tiere und des Reviers, einen offenen Konflikt nach sich ziehen könnte.
Schafft ihr euch z.B. einen Jagdhund mit einem ausgeprägtem Jagdtrieb an und seid auf der täglichen Hunderunde unterwegs, der Vierbeiner mit Schnüffeln eine Wildfährte aufstöbert oder gar direkten Sichtkontakt im Feld zu einem Reh oder Hasen hat, wird sein Instinkt derart angesprochen, dass Stress und Erregung extreme Höhen erreichen. In solchen Momenten ist es schnell um den Hund geschehen, der durch den unwiderstehlichen Reiz alle sicher sitzenden Trainingseinheiten vergessen lässt, seinem Verlangen auf die Beute nachgibt und damit über alle Berge ist.
Warum dem so ist, ist schnelle erklärt:
Beherrschen Stress und ein hohes Erregungsniveau den Hund, so wird das Verhalten des Hundes nicht mehr aus dem denkenden Teil des Gehirns, sondern aus dem emotionalen gesteuert. Der Hund ist zwischenzeitlich also in seiner eigenen Welt, nicht mehr ansprechbar und reinen Automatismen lassen ihn funktionieren.
Hier gibt es aber eine effektive Trainingsmöglichkeit, die euch in solchen Situationen die Aufmerksamkeit des Hundes wiedergewinnen lässt. Gerne könnt ihr alle Einzelheiten in unserem gesonderten Artikel "Hundetraining: Das gezielte und erlernte Entspannen des Hundes mittels Entspannungssignalen" nachlesen. Es lohnt sich.
Die aufgezeigten Beispiele sind nur ein kleiner Teil von möglichen Situationen und Ereignissen, in denen unterschiedliche Faktoren und Einflüsse zu Stress bei Hunden führen.
Es verdeutlich aber die Eingangsthese, dass Stress ein Faktor für Belastung der Hunde ist. Psychisch wie auch physisch.
Mögliche Stressauslöser beim Hund kompakt auf einen Blick
Potentielle Stressfaktoren und Stressauslöser beim Hund |
Über- und Unterforderung |
Mangelnde artgerechte und rassenspezifische Auslastung |
Übertriebene Leistungserwartung beim Hundesport und Hundetraining |
Zu wenig Ruhepausen und Schlaf |
Isolation |
Lebensunwürdige Haltebedingungen, die gegen alle Vorschriften der Tierschutz-Hundeverordnung sprechen |
Hunger und Durst |
Kälte und Hitze |
Einsamkeit |
Alleinsein |
Trauer durch Verlust eine Bezugsmenschen oder Rudelmitglieds |
Reizüberflutung |
Markierungen von Artgenossen |
Gerüche |
Geräusche |
Externe Reize |
Bestrafung |
körperliche und seelische/psychische Gewalt |
Negative Erlebnisse |
Mangelnde oder fehlende Prägung, Habituation und Sozialisierung |
Kommunikationsdefizite und -missverständnisse Hund/Mensch |
Angst, Schrecken, Unsicherheit |
Lärm, Geräuschkulisse |
Unbekannte Situationen |
Fremde Menschen und Tiere |
Neue Lebensbedingungen |
Neue Rudelmitglieder wie Baby oder Zweithund |
Veränderungen |
Unbekanntes und unkalkulierbares Handeln des Halters (fehlende Unvorhersehbarkeit) |
Stimmungsschwankungen, Nervosität, schlechte Laune, Aggressionen, Unruhe bei Herrchen und Familie |
Unsicheres Auftreten und fehlende Führung des Halters |
Erworbene Krankheit, Verletzung, Behinderung z.B. Verlust des Gehörs, Gehbehinderung, schwere Arthrose etc. |
Menschenmassen in Fußgängerzonen, Feste, Menschenansammlungen etc. |
Persönlichkeitsstruktur durch bisherige Vorgeschichte bei Tierheimhunden und Hunden von Tierschutzorganisationen |
Jagdtrieb (Wildfährte oder Sichtkontakt zu Wildtieren) / Beutefangverhalten |
Hormonelle Veränderungen |
Sexualtrieb |
Parasiten wie Flöhe durch ständiges Jucken |
Konfliktsituationen mit Hunden, anderen Tieren (z.B. Hirtenhunde die mit Wölfen in Kontakt kommen) oder Menschen |
Zusammenkünfte mit Artgenossen generell (auch bei friedlichem und harmonischem Spielen) |
Welche Anzeichen zeigen gestresste Hunde?
Angst, Schreckhaftigkeit, aggressives Verhalten & gesundheitliche Auswirkungen durch erhöhten Stresspegel beim Hund.
Reaktionen auf Stress, Hektik und anderen Belastungen
Grundvoraussetzung, die Anzeichen und Symptome gestresster Hunde zu erkennen, ist Aufmerksamkeit und Wissen über das Ausdrucksverhalten seines Hundes.
Wer also nicht auf seinen Hund achtet und dessen Kommunikationssignale kennt und damit lesen kann, kann nicht reagieren und seinem Hund gezielt helfen.
Der Stress erzeugt bei Hunden ganz unterschiedliche Ausprägungen von Verhaltensweisen. Dabei kann das Verhalten des Hundes von Unsicherheit, Schreckhaftigkeit und Angst geprägt sein und zu ungewohnt aggressivem Auftreten Artgenossen und Menschen gegenüber tendieren oder ihn flüchten lassen, um sich vor einer bestimmten Situation zu verstecken.
Ferner können die Auswirkungen auch das Zusammenleben in der Familienstruktur und das eigene Rudel treffen.
Wird der Hund als Familienhund gehalten, so kann es nämlich zu dominanten und aggressiveren Rangordnungskämpfen mit den Schwächeren aus der Hierarchie geben, wenn der Hund ständig untergebuttert und in seiner Persönlichkeit niedergemacht wird.
Es kann aber auch zu unerwünschten Zwischenfällen durch erhöhten Stress kommen, wenn Kinder sich nicht ordnungsgemäß den Hunden gegenüber verhalten und ständig an Schwanz ziehen, ihn zu fest anpacken oder in die Enge treiben, also physisch und psychisch unter Druck setzen.
Damit es nicht so weit kommt, haben wir folgenden Leitfaden "Goldene Regeln für Kinder beim Umgang mit einem Hund" für euch bereitgestellt.
Wir wollen damit nur sagen, dass sich das Verhalten des Hundes auch verändern kann. Sprich, hat sich der Vierbeiner bis dato beim Thema Unterordnung und Integration unauffällig und gut zu führen gezeigt, kann dies durch den Stress urplötzlich ins Gegenteil umkehren.
Um aber gut gewappnet zu sein und anhand des Verhaltens frühzeitig Veränderungen beim Hund wahrzunehmen, die stressbedingt sein können, haben wir für euch kurz und knapp typische Anzeichen für Stressverhalten zusammengetragen:
Anzeichen & Symptome für Stress beim Hund |
Unruhe und stetiges Umherlaufen |
Allgemeine Nervosität und hektisches Verhalten |
Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite |
Schlafprobleme |
Lethargie und Lustlosigkeit |
Verspanntes Ablegen auf den Boden |
Augen und Ohren sind in stetiger Bewegung und Alarmbereitschaft |
zurückgelegte Ohren |
Vermehrter Durchfall |
Vermehrtes Urinieren |
Vermehrtes und ständiges Hecheln |
Zittern |
Höherer Speichelfluss und Sabbern |
Permanentes Senden von Beschwichtigungssignalen |
Dauerhaftes Bellen / situativ aggressives Bellen |
Winseln, Jaulen und Heulen |
Aufstellen von Nacken- und Rückenbehaarung |
Anspannung - angespannte Körperhaltung |
Aggressives Verhalten Mensch und Tier gegenüber |
geduckte Körperhaltung |
Nervöses Knabbern an Körperzeilen und/oder Gegenständen |
starkes und vermehrtes eigenes Lecken |
Häufiges Schütteln |
Kratzen |
Aufreiten |
Peniserektion |
Stresslächeln (Lefzen bzw. Mundwinkel nach hinten gezogen und Zähne zu sehen) |
Verhaltensauffälligkeiten / Problemverhalten |
Dem eigenen Schwanz nachjagen |
Selbstverletzendes Verhalten |
Verweigerung - fehlende Zugriffsmöglichkeit mit bekannten Befehlen durch den Halter |
Zerstörungswut |
Verstärkter Mundgeruch |
Körpergeruch, veränderter Eigengeruch des Hundes |
Schweißige und schwitzende Pfoten |
verstärkter Haarausfall bis hin zu kahlen Stellen im Fell |
Veränderungen der Haut (Ausschläge, Ekzeme, Schuppen etc.) |
Allergische Reaktionen |
Häufigeres Erbrechen |
Häufigerer Durchfall |
Höhere Infektanfälligkeit |
Ängstliches Verhalten / scheues Verhalten / schreckhaftes Verhalten |
Appetitlosigkeit / schlechtes Fressverhalten |
Verfressenheit / Futterneid |
Weitere Anzeichen für Stress, können zudem sehr spezifisch je nach Hundeindividuum auftreten und äußern sich sehr unterschiedlich.
Dabei treten die beschriebenen Stresssymptome nicht alle geballt auf, wobei mehrere Anzeichen in Kombination auftreten können.
Ferner wollen wir anmerken, dass die vorgenannten potentiellen Stressanzeichen in Teilen auch zu den natürlichen Verhaltensweisen und Ausdrucksverhalten des Hundes gehören. Dies macht es gerade für Hundeneulinge und unerfahrene Halter umso schwerer, den Unterschied zwischen Normalverhalten oder Stressanzeichen zu beurteilen.
Zudem äußern sich die ein oder anderen stressbedingten Verhaltensweisen in ihrer Ausprägung von Hunderasse zu Hunderasse sehr different. So kommt es z.B. bei unausgelasteten und unterforderten Hütehunderassen zu Fehlverhalten, bei denen sie Fahrrädern, Mofas, Autos und spielenden Kindern hinterherjagen und darin ihre Ersatzbefriedigung suchen.
Um euch ein Bild von allen möglichen rassenspezifischen Problemverhalten zu verschaffen, raten wir euch unsere Rassebeschreibungen zu lesen, in denen wir die Thematik abhandeln.
Fazit
Für die Bedürfnisse und Belange des Hundes stets ein offenes Ohr und Auge haben.
Aufmerksamkeit, Kommunikation und aktive Hilfe bei Stress
Somit sollten wir Hundehalter bei unserer Erziehung und im täglichen Umgang mit unseren Vierbeinern, mit Konsequenz und Disziplin, aber auch mit Lob, Zuneigung und kleinen wohlwollenden Zugeständnissen arbeiten und jegliche Gewalt außen vorlassen.
Die erfolgsversprechenden Faktoren sind vernünftige Kommunikation und Vertrauen, sowie Aufmerksamkeit für das Verhalten unserer geliebten Hunde.
Und bei der Kommunikation muss man viel Feingefühl beweisen, damit es nicht zu einer einseitigen, sondern wechselseitigen Kommunikation wird, sprich einem Dialog und keinem Monolog.
Leider zeigt die Praxis häufig auch eine reine Einbahnstraßen-Kommunikation, bei der der Halter sich seinem Hund mitteilt und ihn an seinen Erlebnissen, Gedanken, Gefühlen und Stimmungen teilhaben lässt.
Aber wäre es denn nicht auch angebracht, dem Hund als verantwortungsvoller Hundehalter ebenfalls zuzuhören. Denn die Hunde haben uns allerhand über ihre Gefühlslage, Bedürfnisse und Stimmungslage zu erzählen.
Sicherlich interessiert es uns doch, ob es Bello gut geht oder er sich körperlich oder geistig/mental unwohl fühlt. Warum knurrt und bellt der Hund, wenn er auf einen Artgenossen trifft? Wenn wir mit ihm trainieren, sollte uns doch das vermehrte Hecheln auffallen. Oder weshalb ist die halbe Wohnung umgekrempelt und Tisch und Schuhe angeknabbert, wenn wir von der Arbeit nach Hause kommen, könnte dies ggf. an Auswirkungen durch stressbedingte Trennungsangst und Verlustängste sein?
Das Zuhören und hinschauen, sprich dem Gegenüber Aufmerksamkeit zu schenken, fällt aber vielen Menschen sehr schwer. Bei Gesprächen versucht jede einzelne Person in der Gesprächsrunde sich mitzuteilen, kann aber nicht schweigen und den Mund halten, um den anderen zuzuhören. Ein altbekanntes Problem, das nicht zielführend ist und der erfolgreichen Kommunikation entgegenwirkt. Schweigen ist Gold.
Dasselbe findet bei der Kommunikation mit unseren Haustieren und Hunden statt. Wenn wir also häufiger und intensiver unseren Hunden Aufmerksamkeit schenken und zuhören, können wir uns auch ein besseres Bild über deren Befindlichkeit machen. Die Hunde wissen sich mitzuteilen und uns Menschen mit ihrer Hundesprache ihr Ansinnen mitzuteilen. Auch was die Gefühlslage und den etwaigen Stress des Hundes angeht. Warum nehmen wir zum Beispiel das ständige Hecheln des Hundes nicht wahr? Oder seines Schreckhaftigkeit?
Warum es so wichtig ist die Kommunikation des Hundes zu verstehen ist klar. Sie vereinfacht vieles, der Hund fühlt sich mit seinen Problemen und Gefühlsregungen, wie Stress, ernstgenommen.
Und Stress kann bekanntlich durch viele äußere Faktoren beim Hund entstehen. So können beispielsweise Symptome von Stress, die wir Menschen aussenden, sich auf den Hund übertragen. Anderseits können auch Konflikte mit Artgenossen zu Stress führen. Und hier senden die Hunde klare Signale, um den Stressfaktor zu lösen. Sogenannte Beschwichtigungssignale werden vom Hund an sein Gegenüber ausgesendet, um die Situation zu entschärfen und den Stresspegel abzubauen. Und diese Beschwichtigungssignale senden sie auch ihren Menschen aus, denn es gehört zu den typischen Verhaltensarten des Sozialverhalten, sprich auf andere Mitglieder einer Gruppe oder des Rudels bezogenes Verhalten.
Dennoch ist bei auftretenden Stressanzeichen immer Vorsicht geboten. Gibt es spezielle Situationen im Alltag, die immer wieder auftreten und zu Stress beim Hund führen? Oder habt ihr Stresssymptome wahrgenommen, die nun häufig oder permanent den Hund belasten und bereits zu Veränderungen in seinem Verhalten und Wesen geführt haben?
Dann seid ihr gefragt. Denn der Hund benötigt Hilfe.
Die Gründe können relativ banal sein, warum Stress auftritt. Es kann aber auch sehr tiefgründige Auslöser haben, die eine eingehende Untersuchung, Behandlung und Therapie von Körper und Geist/Psyche erfordern. Auf jeden Fall muss herausgefunden werden, wann und was stressbedingt auf den Hund einwirkt und welche Hilfe, Trainingsmethode oder Behandlung notwendig ist. Jede Situation und Hundepersönlichkeit verlangt eine andere Herangehensweise, warum wir auch nicht pauschal irgendwelche Lösungswege aufzeigen können.
Durchaus hilfreich kann die konditionierte Entspannung für mehr Ruhe, Ausgeglichenheit, Stressreduktion und Entspanntheit sorgen. Ruhe, Erholung, Entspannung, Gelassenheit gehören in den Alltag integriert, damit ausreichende Phasen zum Stressabbau und Herunterfahren möglich sind. Zum Beispiel kann die Hundedecke oder Hundebox aktiv als Ruhezone deklariert werden, auf die der Hund dahingehend konditioniert wird, dass diese Plätze mit Entspannung verknüpft sind.
Es kann aber auch je nach Stressauslöser bereits helfen, die bisherige Spazierstrecke und den Reizauslöser für Stress zukünftig zu meiden und mit seinem Hund eine andere Hunderunde zu gehen. Vielleicht ist es auch damit getan, die Impulskontrolle gezielt durch Training zu stärken, damit zukünftig ein externer Reiz den Hund nicht direkt in Stress verfallen lässt bzw. seinen Erregungszustand nach oben treibt. Aber auch das behutsame und kontrollierte Heranführen und schrittweise Konfrontieren mit Stresssituationen kann eine Lösung des Problems sein.
Seid ihr erfahren genug und habt den Kern des Problems festmachen können und entsprechende Maßnahmen eingesteuert, die zu Verbesserungen der körperlichen und seelischen Konstitution führen und den Stress abbauen, dann ist alles gut.
Seid ihr aber mit eurem Latein am Ende, vielleicht aber auch Hundeanfänger oder fühlt euch bei dem vorliegenden Problem einfach überfordert, so zögert nicht und zieht unbedingt erfahrene Hundefachleute hinzu. Je nach Ausprägung der Stresssymptome sind der kompetente Hundetrainer bzw. Verhaltenstherapeut oder der Tierarzt die richtigen Ansprechpartner.
Eigenes Herumdoktern und Ausprobieren kann das Problem nur noch weiter verfestigen und eine Korrektur sehr zeitintensiv und nervenaufreibend gestalten.
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