Warum ist Vertrauen für den Hund so wichtig?

Vertrauen ist ein grundlegendes Element für eine starke Bindung und Beziehung Hund/Halter

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Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2021

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Was ist Vertrauen? Wie bekommt man als Halter und Bezugsmensch Vertrauen aufgebaut und in welchen konkreten Situationen im Hundealltag sind vertrauensbildend?

Wir wollen in unserem nachfolgenden Artikel auf den besonderen Stellenwert von Vertrauen für den Hund eingehen und generell die Bedeutung und Wirkung für das Verhältnis zueinander, die Intensität der Bindung und den daraus resultierenden beiderseitigen Umgang anschauen.

Eines ist aber von vornherein klar: Vertrauen ist der Anfang einer wundervollen Partnerschaft und äußerst wichtig, um ein harmonievolles Miteinander zu verbringen und für die alltäglichen Herausforderungen gut gerüstet zu sein. Vertrauen ist ein extrem hohes Gut, dass die Grundlage und das Fundament jedes intakten und stimmigen Hund-Mensch-Teams bildet und sich letztlich die Stärke jeder Beziehung aufbaut.

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Vertrauen - Eine der tragenden Säulen für die Bindung & Beziehung Hund-Mensch

Vertrauen bedeutet auch Zutrauen, Halt und Sicherheit für den Hund. 

Vertrauensbildung ist für die Zukunft der Hund-Mensch-Beziehung ein ganz wichtiges Puzzlestück

Vertrauen ist die Basis und das Fundament für den Bindungsaufbau und eine intakte, harmonische und funktionierende Hund-Mensch-Beziehung.

Was bedeutet aber Vertrauen für den Hund?

Kurzgesprochen besteht ein Vertrauensverhältnis zu seinem Bezugsmenschen, wenn der Hund sich auf seinen Sozialpartner verlassen kann und Halt durch ihn erfährt. 

Dies schließt nicht zu Letzt ein starkes Zutrauen ein, dass sein Leittier und Rudelführer situativ richtig und in seinem Sinn handelt, voranschreitet und ihm den Weg weist. Besonders vertrauensbildend sind dementsprechend Situationen, die von Unsicherheit geprägt sind und von dem Rudelführer adäquat gelöst werden. Durch entsprechende Taten und Erfahrungen ist der Hund von seinem Herrchen voll überzeugt, was das Vertrauensverhältnis grundlegend sukzessiv aufbaut und nachhaltig stetig stärkt. 

Letztlich vermittelt dies dem Hund das Gefühl, dass er sich ihm anvertrauen, stets gut aufgehoben und sicher fühlen kann. Damit ist der Rudelführer der Leuchtturm und Eckpfeiler, den er als Rückhalt benötigt. 

Damit wiederum dieses Vertrauen und Zutrauen aufgebaut werden kann, benötigt es Respekt. Der Hund muss also seinen Bezugspartner als Respektperson erachten, was durch die entsprechenden Maßnahmen in den frühen Lebensphasen des Welpen und Junghundes erreicht wird. Hierzu zählen beispielsweise das intensive Kennenlernen und Miteinander, das Integrieren in den Familienrudel und die Rangordnung und das konsequente und disziplinierte Aufstellen und tägliche Umsetzen von festen Regeln und Grenzen und eine souveräne Führung. Schlüsselwörter in diesem Zusammenhang sind u.a. Akzeptanz, Geborgenheit und Wohlbefinden. Beständigkeit, Verlässlichkeit und Kalkulierbarkeit sind ebenfalls extrem vertrauensfördernd, sprich es kann zu hochgradiger Verwirrung bis hin zu einem gestörten Verhältnis führen, wenn man heute so und morgen so seine Ansprache und Regularien umsetzt, also launenhaft, wechselhaft und unbeständig für den Hund agiert, damit wird man unzuverlässig und nicht gerade vertrauenswürdig. Eine klare Linie muss für den Vierbeiner erkennbar sein. Damit erhält der Welpe und Junghund frühzeitig ein Grundgerüst, feste Strukturen und wegweisende Leitplanken, an denen er sich orientieren kann, die ihm Sicherheit in seinem eigenen Handeln verleihen und damit Vertrauen in sein eigenes Tun (Selbstvertrauen) und in die Handlungen seines Rudelführers geben.

Vertrauensaufbau im Alltag

Gemeinsame Erlebnisse, positive Erfahrungen, Interaktion und intensives Miteinander sind die Haupttreiber und Stützen zum Aufbau von Vertrauen. Sprich durch Kommunikation, Zuneigung, gemeinsames Spielen und sonstige Aktivitäten wird der Welpe und Hund mit ständig neuen Situationen konfrontiert, wodurch er unzählige Lerninhalte vermittelt bekommt, gefordert und in seiner Persönlichkeit geformt wird. Es sind also die ganz alltäglichen normalen Situationen wie z.B. wenn sich der Welpe durch den Körperkontakt beim Spielen mit seinem Herrchen/Frauchen oder den ersten Berührungspunkten in Sachen Konditionierung Stück für Stück an neue Dinge herantastet und heranführen lässt, wie auch herausfordernde Begebenheiten wie das erste zaghafte und von Unsicherheit geprägte Aufeinandertreffen mit Artgenossen in der Welpengruppe, bei der sein Rudelführer ihm zur Seite steht und entsprechend Sicherheit gibt, die vertrauensbildend sind. Auch an dieser Stelle sieht man wieder, dass durch das Vertrauen seines Halters als Vertrauensgeber, der Welpe und Hund als Vertrauensnehmer in seinem eigenen Tun durch positive Erfahrungswerte sicherer wird, was ihn in seiner eigenen Persönlichkeitsbildung und dem Aufbau seines eigenen Selbstvertrauens stärkt. Zudem zahlt dies dann alles auf die Bindung beider zueinander kräftig ein.

Steht der erste Tierarztbesuch an, um den Welpen durchchecken zu lassen, ist dies nicht für jeden Hund eine angenehme Angelegenheit. In aller Regel geht es mit dem Autofahren los, woran er im besten Fall sich bereits gewöhnt hat. Aber besonders die zahlreichen neuen Eindrücke und differenten Reize innerhalb der Tierarztpraxis können einen Welpen schnell mehr als beeindrucken und aus der Fassung bringen. Denn er kennt dies alles so noch nicht, hat also keinerlei Erfahrungswerte auf die er zurückgreifen könnte und entsprechendes Verhalten abzurufen, was größte Unsicherheit hervorruft. Häufig sind die jungen Vierbeiner extrem angespannt, nervös und gestresst, teilweise kann man am Zittern ihrer Angst spüren. Auch in dieser Extremsituation sind Herrchen/Frauchen als Bezugsperson und Rückhalt gefragt. Es liegt am Rudelführer ihn sicher durch diese neue Erfahrung zu führen und geleiten, damit am Ende des Tages der Welpe die Behandlungen und den Ablauf des Tierarzttermins als positive Erfahrung abspeichern kann. Ist dem so, habt ihr das nächste gemeinsame Erlebnis gut miteinander überstanden, was das Vertrauensverhältnis immens stärkt. In diesem Zusammenhang wollen wir euch noch einen hilfreichen Artikel über eine wertvolle Trainingsmethode zur Lektüre ans Herz legen, mit der solche Besuche wie beim Tierarzt oder im Hundesalon deutlich entspannter ablaufen werden: Das Medical Training.

Ein weiteres Beispiel wie man das Vertrauen und Zutrauen des Hundes in sein Herrchen/Frauchen festigen kann, sind Ereignisse unterwegs auf der Hunderunde. Habt ihr einen Welpen bzw. Junghund der von Haus aus etwas scheuer und vorsichtiger mit seiner Umwelt interagiert, dann kann es durchaus sein, dass er in seinem gesamten Verhalten beim Erblicken eines Artgenossen bereits nervöser und gestresster wirkt. Er fühlt sich u.U. unwohl und unsicher, was sein Erregungslevel in die Höhe schießen lässt. Mitunter kann man anhand seiner Gesten und Körpersprache sogar erkennen, wie der hilflose Vierbeiner sein Leittier erwartungsvoll anblickt und auf dessen aktive Handlung wartet.

Nun seid ihr gefragt und müsst als Problemlöser diese Situation mit Führungsstärke und souveränen Handeln klären. Ist der Welpe bzw. Junghund unbelastet und hatte bisher keine negativen Erlebnisse mit anderen Hunden und die Gesamtsituation lässt es zu, da auch der andere Hund kurz an der Leine gehalten wird, besteht eine Variante darin, mit eurem Hund konsequent vorwärts zu schreiten, ihn ebenfalls kurzgehalten an der dem anderen Hund-Mensch-Gespann abgewandte Seite zu führen. Strahlt ihr Sicherheit aus, wird sich der Hund beschützt fühlen und euch des Weges ohne zu zögern folgen. Habt ihr diese Situation nun gemeinsam gemeistert, ist dies ein tolles Erfolgserlebnis, dass ihr sofort mit Lob und Belohnung so Goutieren solltet, dass das erwünschte Verhalten mit der Motivationsgabe verknüpft und verstärkt wird, so dass automatisch die Wahrscheinlichkeit durch die leckere Futtergabe steigt, dass der Vierbeiner bei erneutem Abrufen dieses Verhaltens, korrekt und wunschgemäß agiert. Wie dies funktioniert, erfahrt ihr durch die Lektüre unseres Artikels „Richtiges Loben und Motivieren beim Welpen und Hund“.  Dadurch wird sich der Vierbeiner abspeichern, dass auf seinen Rudelführer Verlass ist, er schwierige Situationen sicher regelt und er sich ihm voll und ganz anvertrauen kann. Dies wird viele Pluspunkte auf die Konten des Vertrauensaufbau/-stärkung und damit den Bindungsaufbau/-festigung einzahlen.

Schließlich sind auch weitere Aufgabenbereiche der artgerechten Hundehaltung wie die Fütterung/Fressen, die Hundepflege und nicht zu Letzt die Maßnahmen der Gesunderhaltung extrem bedeutend, denn schließlich sichern sie die Existenz des Vierbeiners, sorgen für gute Stimmung und Gefühle und Wohlbefinden. Das dies extrem vertrauensbildend ist und nachdrücklich auf die Bindung einzahlt, brauchen wir eigentlich nicht gesondert zu erwähnen… 

Wie wir nun bis hierhin in Sachen Vertrauensbildung erfahren durften, bedeutet es einiges an aktivem Zutun und Verhalten als Herrchen/Frauchen gegenüber dem Welpen/Hund, um das Vertrauen aufzubauen und zu gewinnen. Im Speziellen galt dies vor allen Dingen für einen völlig unbelasteten Vierbeiner. 

Vertrauensaufbau bei einem Hund mit Vorgeschichte

Ungleich schwerer kann sich die Situation darstellen, wenn ihr einen Hund aus dem Tierheim oder direkt aus dem Ausland von einer Tierschutzorganisation adoptiert, da diese Vierbeiner stets eine Vorgeschichte mitbringen, die mitunter von schlimmen Erfahrungen und Erlebnissen geprägt ist, nicht zu Letzt häufig in Verbindung mit menschlichen Wesen. Nun nehmt ihr dennoch alle etwaigen Altlasten in Kauf und wollt einem dieser Hunde ein neues Leben schenken, eine harmonische und glückliche Beziehung eingehen, zu einem starken Team zusammenwachsen. Auch diese Beziehung wird den gewünschten Status nur auf Grundlage einer festen Bindung erreichen, die wiederum getragen wird von Vertrauen. 

Hier heißt es dann zur Vertrauensbildung etwaige Ängste, Vorbehalte, Unsicherheiten abzubauen, den Zugang zum Hund mit größter Sensibilität und Feinfühligkeit langsam und geduldig gewinnen, ihn mit dem eigenen Handeln von euch zu überzeugen und mit der Zeit damit sein Zutrauen aufzubauen. Dies wird in aller Regel langatmig und nervenaufreibend, mit Höhen und Tiefen verbunden sein. Aber es rentiert sich die Mühe zu investieren, geduldig zu sein und die positiven Veränderungen beim tierischen Gegenüber wahrzunehmen. 

Wie schön kann beispielsweise das Erfolgserlebnis sein, wenn der neue Partner zum ersten Mal sein Futter aus der Hand seines Herrchen/Frauchen nimmt, nachdem tagelang die Distanz sich nur mühsam und äußerst zögerlich zwischen Hund und Halter verringert hat und er immer und immer wieder kurz vorm Ziel abgebrochen hat und zurückgewichen ist. Frisst er dann aus der Hand, so habt ihr den ersten ganz fundamentalen Vertrauensbeweis und Verbindungsaufbau geschafft, denn damit sind die ersten Barrieren gefallen, er hat euch als Ressourcengeber und Rudelführer akzeptiert, der ihm sein Futter und Fressen sichert. 

Ebenso entscheidend sind die ersten Schritte, wenn der Hund Berührungen und Zuneigung mit den ersten Streicheleinheiten zulässt, denn damit schenkt er euch großes Vertrauen trotz der für ihn unsicheren Lage, er lässt das Eintreten in seine Komfortzone und Individualdistanz zu, was ein erhebliches Zeichen von Vertrauen ist. 

Im nächsten Schritt steht dann gemeinsames Spielen auf dem Programm, denn dies erzeugt in aller Regel eine entspannte und ausgelassene Stimmung, bei der der Hund viel Spaß und Freude durch das gemeinsame Interagieren hat. Dabei kann der Vierbeiner auch immer mal wieder berührt werden. Diese positive Zeit in der Glückshormone freigesetzt werden, ist für einen Vertrauens- und Bindungsaufbau nicht zu verachten, da diese positiven Erlebnisse und Erfahrungen direkt mit dem Spielpartner verbunden werden.

Alle bisherigen Annäherungen sollten stets unter äußerster Vorsicht, behutsamen Agieren und Vorgehen, langsamen Bewegungen und ruhiger Kommunikation passieren, damit sich der Hund nicht erschreckt und erste kleine Erfolge wieder zerstört werden. Seid dabei aufmerksam, habt ein Auge für seine Signale, die er durch sein Ausdrucksverhalten äußert und ein exaktes Bild über seine Stimmungslage liefert. Dies versetzt euch in die vorteilhafte Lage, dass ihr jederzeit euer Vorgehen anpassen und angemessen reagieren könnt. Versucht möglichst besonnen und bedächtig zu handeln, lasst jegliche Nervosität und Stress außen vor, der Hund spürt sofort eure angespannte Gefühlslage, wodurch das Zutrauen an eurer Handlungsfähigkeit leiden kann, da ihr vielleicht im Auge des Hundes die Situation nicht im Griff habt. Zudem überträgt sich dann diese Atmosphäre und sorgt für erhöhten Stress und Erregungsniveau beim Hund. Was dies u.U. für Folgen hat, könnt ihr gerne in unserem gesonderten Artikel „Der gestresste Hund“ nachlesen.

Perspektivisches Handeln frei nach dem Motto, „In der Ruhe liegt die Kraft“ mit viel Lob, Belohnung und Motivation wird euch ganz sicher ans gewünschte Ziel bringen.

Führt euch immer wieder folgendes vor Augen: Genauso wie ihr als Vertrauensgeber gespannt seid und das angespannte Knistern in den unterschiedlichsten Situationen der vertrauensbildenden Maßnahmen verspürt, ebenso ergeht es dem betreffenden Vierbeiner als Vertrauensnehmer, da für jede Partei nie klar ist, was im nächsten Moment geschieht und nur durch positive Erlebnisse sich diese Unsicherheiten abbauen und folglich vertrauensfördernd wirken. Damit werdet ihr durch die Art und Weise eures Umgangs berechenbar und nach und nach das Herz des Hundes und dessen Vertrauen gewinnen.

Die Basis ist gelegt - auf zu neuen Ufern

Besteht nach einer gewissen Zeit, egal ob es sich um einen Welpen und nunmehr Junghund handelt, der bei euch eingezogen ist, oder ihr einen Tierheimhund aufgenommen habt, eine gute Vertrauensbasis und Bindung, so seid ihr bestens aufgestellt, um die nächsten Herausforderungen im gemeinsamen Alltag angehen und erfolgreich meistern zu können. Dies betrifft sowohl klassische Erziehungsmaßnahmen, anspruchsvolleren Freizeitaktivitäten, aber auch ambitionierten Aufgaben beim Hundesport, wo es jeweils auf das eingespielte Zusammenwirken eines stabilen und auf Vertrauen basierenden Hund-Mensch-Team ankommt. So lässt es sich durch Dick und Dünn gehen, normale und extreme Situationen gut und sicher bewältigen und ein harmonievolles Zusammenleben ermöglichen.

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