Individualdistanz beim Hund

Was ist die Individualdistanz bei einem Hund?

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Zuletzt aktualisiert am: 31.7.2024

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Synonyme
  • Individualabstand

Die Individualdistanz ist eine Zone, die sich um das Hundeindividuum befindet und als "Komfortzone" betrachtet werden kann, die von Artgenossen tunlichst nicht unterschritten werden sollte, da bei Verletzen dieser Distanz sich der betreffende Hund persönlich bedroht fühlt, oder seine Nachkommen, Revier oder sonstige Ressourcen gefährdet sieht und folglich reaktives Angriffs- oder Fluchtverhalten auslösen kann.

Reichweite und Radius der Individualdistanz variieren von Hundeindividuum zu Hundeindividuum und können sich phasenweise durch bestimmte Anlässe wie das Aufziehen von Nachzuchten bzw. Welpen deutlich verschieben, sprich mal bis auf Null sinken oder auch zu normalen Zeiten größer sein. Sprich die Individualdistanz verändert sich situationsbezogen und kann von Tag zu Tag differieren. Zudem spielen Faktoren wie Rasse, Wesen, Alter, Gesundheitszustand/Wohlbefinden, Hormone, Sozialisierung und Prägung, Lebensbedingungen und Umfeld, Jahreszeit, Umwelteinflüsse etc. eine Rolle, wie die Individualdistanz des einzelnen Hundes aktuell ausfällt. 

Würde beispielsweise ein fremder Hund sich dem Wurf Welpen nähern, so würde die Hündin das Näherkommen vermutlich ohne jegliche Toleranz als Bedrohungsszenario auffassen und in aller Regel sofort zum Schutz und Verteidigung ihrer Nachkommen, in den Angriffsmodus schalten, mit dem Ziel den Eindringling zu vertreiben und ihre Welpen schadlos zu halten.

Genauso kann die Individualdistanz auf Grund einer Verletzung oder Krankheit, die von starken Schmerzen geprägt ist, sehr kurz bemessen sein. Würde ein anderer Hund oder Mensch sich dem leidenden Vierbeiner nähern und sogar Körperkontakt aufnehmen, kann wiederum die Konsequenz und Auslöser des Unterschreiten der Wohlfühlzone, ein warnendes Knurren, Zuschnappen und aggressives Verhalten die Folge sein.

Ferner können die Grenzen der Individualdistanz z.B. in einem Mehrhundehaushalt trotz einem Rudelleben und damit gewissen Vertrauensverhältnis unter den Hunden, situativ deutlich verschoben sein. Dies ist beispielsweise im Moment der Fütterung häufig der Fall, wenn ein Hund sich dem Napf des anderen nähert und dieser seine Ressource gefährdet sieht. Dann kann es schnell eins auf die Ohren geben.

Auch als Menschen müssen wir die Individualdistanz eines Hundes respektieren und wahren. Dies gilt sowohl für den Umgang als Halter und alle sonstigen Bezugspersonen mit dem eigenen Hund im Familienrudel, aber insbesondere für fremde Hunde. Gerade Kinder gehen allzuoft naiv auf fremde Hunde zu und wollen ungefragt den Vierbeiner berühren und streicheln. Dies will aber nicht jeder Hund, da er sich in dem Moment eventuell überrumpelt und bedrängt fühlt, wodurch es immer wieder zu unerwünschten Zwischenfällen kommt, da der Vierbeiner mit seiner Reaktion die für ihn angenehme Distanz wiederherstellen will. Aber auch als Vertrauensperson gibt es unzählige Situationen im normalen Hundealltag, in denen wir als Halter und Sozialpartner dem Vierbeiner im Umgang und in unserem Tun sehr nahe kommen und uns damit regelmäßig in dessen Wohlfühlbereich ungefragt bewegen. Hier wollen wir exemplarisch die Hundepflege beim Bürsten des Fells oder Säubern der Pfoten nach dem Spaziergang, wie auch bereits das Anleinen oder Anziehen eines Hundegeschirrs nennen. Ferner ist jede veterinärmedizinische Untersuchung und Behandlung ein Moment, in dem eine fremde Person in Form des Tierarztes oder seiner tiermedizinischen Fachangestellten, die Individualdistanz unterschreiten oder der Hundetrainer auf dem Hundeplatz beim Vorführen des Fußgehen oder einer anderen Trainingsübung im unmittelbaren Wirkungskreis des Hundes sich aufhält. 

Genau aus diesen Aspekten heraus ist es bei der Aufzucht, Erziehung und Ausbildung so entscheidend, die richtigen Maßnahmen in Sachen Konditionierung, Prägung, Sozialisierung etc. umzusetzen, damit der Hund zur Bewältigung aller Herausforderungen des wahren Hundelebens, für den Alltag gut gerüstet ist und auf Grund vieler positiver Erfahrungen mit den vorgenannten Situationen umzugehen weiss.  

Fühlt sich ein Hund unwohl oder gar bedroht, so wird er klare Signale an das Gegenüber senden, die an seinem Ausdrucksverhalten abzulesen sind. 

Die möglichen Verhaltensreaktionen bei Verletzung der Individualdistanz sind in unserem ausführlichen Artikel zum Sozialverhalten von Hunden beschrieben.

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