Was ist Medical Training für Hunde und wofür ist es sinnvoll?

Durch Medical Training den Hund auf stressige und unangenehme Situationen vorbereiten.

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Zuletzt aktualisiert am: 31.5.2024

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Mit Medical Training könnt ihr den Hund dahingehend trainieren, dass Stress, Angst und Panik beim Tierarzt, im Hundesalon oder der Pflege Vergangenheit sind.

Wer kennt als Hundebesitzer nicht die Situationen, in denen der eigene Hund auf Grund einer ihm unangenehmen Situation Stressverhalten zeigt, da ihn eine anstehende Prozedur überhaupt gar nicht schmeckt.

Oder der Vierbeiner hält gar nichts vom Sich-anfassen-lassen durch fremde Personen, sei es auf dem Behandlungstisch in der Tierarztpraxis oder der anstehenden Körperpflege inklusive Schur im Hundesalon.

Die Hintergründe können sehr unterschiedlich sein, sei es Angst vor Unbekanntem oder schlichtweg eine schlechte Erfahrung aus der Vergangenheit, die sich tief bei ihm eingeprägt haben.

Oftmals kommen genau diese Situationen im Hundealltag vor, wenn es beispielsweise zum Tierarztbesuch kommt, der Hund im Hundesalon auf den Behandlungstisch soll, die notwendigen häuslichen Pflegemaßnahmen wie Bürsten oder Krallenschneiden anstehen, oder ihr eurem Hund auf Grund einer akuten Bindehautentzündung die verschriebenen Augentropfen dreimal täglich einträufeln sollt.

Sicherlich gibt es für euren Hund schönere Momente und Aktivitäten, die ihn mehr ansprechen und positiv abholen, nichts desto trotz müssen aber die vorgenannten Dinge situativ erledigt werden.

Was haltet ihr denn davon, mehr über eine Trainingsmethode zu erfahren, die euch und euren Hund an der Stelle hilft, der Vierbeiner das entspannte Dulden und stressfreie Umgehen mit  Manipulationen an seinem Körper lernt, dafür eine ordentliche Belohnung einheimst und durch diesen weit positiveren Reiz zukünftig bei anstehenden medizinischen und pflegerischen Maßnahmen gerne kooperiert?

Und das Gute bei dieser Trainingsform ist die Tatsache, dass sie grundsätzlich bei Welpen, Junghunden und erwachsenen Hunden funktioniert.

Das Medical Training soll euch und eurem Hund eine hilfreiche Möglichkeit bieten, durch Konditionierung bestimmte Situationen entspannter und stressminimierter angehen und umsetzen zu können.

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Was versteht man unter Medical Training?

Mit einer bestimmten Trainingsmethode den Hund auf den Tierarztbesuch und die Pflegemaßnahmen durch Konditionierung vorbereiten.

Das bedeutet Medical Training

Das Medical Training wird weitläufig auch als "Tierarzttraining" bezeichnet.

Dabei handelt es sich um eine Trainingsmethode bei der die klassische und operante Konditionierung angewandt werden und der Hund durch Trainingsübungen und Trainingswerkzeuge gezielt in die Lage versetzt werden soll, Tierarztbesuche und die damit verbundenen Behandlungen, wie auch alle Pflegemaßnahmen im Hundesalon oder zu Hause, entspannt und stressfrei an sich verrichten zu lassen und dabei bereitwillig zu kooperieren.

Ziel des Medical Training

Durch das Medical Training soll mittels gezielter Stressreduktion der Hund die nötigen Handlungen für die Hunde- und Körperpflege im Hundesalon oder zu Hause, sowie notwendige medizinische Behandlungen durch den Tierarzt oder durch den Halter selbst in der häuslichen Umgebung, bereitwillig und in entspannter Stimmung bewältigen können.

Dies umfasst u.a., dass der Hund in die Lage versetzt wird, sich zukünftig überall am Körper bereitwillig anfassen zu lassen, bestimmte Körperteile auf Befehl vorzeigt, wie es auch u.a. beim Targettraining trainiert werden kann, gewünschte Positionen (Seitenlage, Ablegen, Sitzen etc.) einnimmt, verbleibt und entspannt stillhält, um z.B. eine Untersuchung oder Behandlung durchzuführen und ihn gezielt durch das Einstudieren von Signalwörtern auf bestimmte Handlungen einzustimmen, damit er weiß was nach erfolgtem Signalwort passiert und damit die Situation kontrollierbar und greifbar wird.

Der Hund wird auf jedwede Situation somit optimal vorbereitet, so dass er alle Handlungen einschätzen kann, dabei sein Stresspegel nicht ansteigt, kein Unwohlsein auf Seiten des Hundes besteht und er gelassen die notwendigen medizinischen oder pflegerischen Handlungen ausführen lässt.

Kurzum, mit Medical Training will man somit erreichen, dass der Hund sich vom Tierarzt und dessen Angestellten, den handelnden Personen im Hundesalon/Hundefrisör oder seinem Halter, ohne erhöhtes Stressniveau und gesteigertem Erregungslevel, behandeln und pflegen lässt.

Die Zeiten von gesteigerter Nervosität, Unsicherheit, Ungewissheit, Verlustkontrolle, Stress, Hektik, Angst und Panik mit allen folgereichen Verhaltenszügen sollen damit der Vergangenheit angehören.

Das Medical Training verhilft euch durch das Konditionieren eures Hundes, dass er bei den Behandlungen ruhig bleibt, stillhält und bereitwillig die Arbeiten an sich verrichten lässt, ohne dabei angespannt zu sein und dies als nervenzerreißende Angelegenheit zu betrachten.

Mithilfe des Medical Training könnt ihr dann zu Hause die eingefangene Zecke an einem entspannten Hund, der freiwillig stillhält, entfernen. Nicht anders wird er sich mit der Methode verhalten, wenn ihr ihm die Augenbrauen stutzen oder die Körpertemperatur mit dem Fieberthermometer kontrollieren wollt. Er wird durch das Medical Training sich geduldig fügen und die handwerklichen Tätigkeiten ohne Weiteres zulassen.

Und auch der Tierarzt wird über den Erfolg des Medical Training staunen, wenn sich euer Vierbeiner ohne zu wehren, in die Ohren schauen lässt und das rektale Fiebermessen ohne zusätzliche fixierende Hände von statten geht.

Der bisher lästige Besuch im Hundesalon zum Entfilzen der Haare wird ebenfalls leichter zu absolvieren sein, da das bisherige Zappeln und Herunterspringen vom Behandlungstisch passé sind.

Aber mit gut zureden, erklären warum und weshalb nun folgende Behandlung ansteht, geschweige denn Verständnis aufzubauen und als Halter an die Vernunft des Hundes und die Notwendigkeit der bevorstehenden Prozedur zu appellieren, ist es im Falle des Hundes nicht getan.

Hier muss ein anderes Werkzeug her, das dem Hund und allen anderen Beteiligten den Umgang im Hinblick auf Tierarztbehandlungen und Pflegemaßnahmen am Hund erleichtern.

Das Ziel ist es an der Stelle mit der entsprechenden Trainingsmethode, eurem Hund die notwendige Sicherheit und das Vertrauen zu geben und die anstehenden Handlungen kalkulierbar und vorhersehbar für ihn zu machen. Nur dann wird er freiwillig kooperieren.

Die Lösung lautet: Medical Training.

Ursprung des Medical Training

Das Medical Training wird in den USA und anderen Teilen der Welt seit langer Zeit erfolgreich mit Zootieren und Wildtieren in Wildparks im Zusammenhang mit deren medizinischer und pflegeseitiger Behandlung praktiziert.

Durch diese Trainingstechnik werden die Tiere auf Kontrolluntersuchungen und akute medizinische Behandlungen vorbereitet, ebenso mit den gesamten notwendigen pflegerischen Maßnahmen betraut.

Denn hier ist es auch bitternötig, da die Tiere in aller Regel nicht gezähmt sind, eine gewisse Gefahr für alle Menschen, die sich in direkten Kontakt und Nähe begeben, um nötige Maßnahmen an ihnen durchzuführen, darstellen.

Jede Annäherung oder Berührung ohne Narkose könnte lebensbedrohliche Folgen haben, die Tiere sind durch ihre Körpermaße, ihre überlegenen Kräfte und ihr Wesen nicht einfach so zu bändigen, wie es bei Hund oder Katze möglich ist. Um einen Prankenhieb oder die Attacke eines Löwen, Tiger, Eisbären, Nilpferds oder Elefanten zu überleben, gehört schon viel Glück.

Hinzu können die handelnden Personen den Tieren nicht einfach erklären mit welcher Intention sie just auf ihre Kooperation angewiesen sind, damit sie das jeweilige Tier untersuchen oder behandeln können.

Die Konsequenz ist, dass fast jede Handlung an Wildtieren das vorherige Verabreichen eines Narkosemittels notwendig machte, um gesichert an das Tier herantreten zu können und während dessen Schlafphase die Behandlung durchführen zu können.

Tierärzte und Pflegepersonal wissen aber um die Problematik und das Risiko von Narkosen im Allgemeinen und wie die Tiere etwaigem Fixieren gegenüberstehen, was allerdings nicht heißen soll, dass selbst das Medical Training diese herkömmlichen Werkzeuge und Vorgehensweise komplett haben verschwinden lassen.

Hat ein Elefantenbulle eine verhaltensseitige Störung ausgebildet oder eine erhebliche Verletzung die ihm schwer zusetzt, so kann die notwendige Behandlung sowohl Techniken des Medical Training beinhalten, aber zur Reduzierung des Risikos für alle handelnden Personen durchaus auch das Anketten aller Läufe und der vorherigen Verabreichung von Beruhigungsmitteln erforderlich machen.

Grundsätzlich hat aber das Medical Training einen wertvollen Beitrag zur Behandlungsmöglichkeit von Wild- und Zootieren geliefert, denn einfache veterinärmedizinische Behandlungen und Pflegemaßnahmen können durch das gezielte Training, oft eine Narkose oder das Fixieren des Tieres, inzwischen unnötig machen.

Den Wildtieren wird mit Hilfe des Medical Training beigebracht, auf Kommandos und unter Einsatz von Hilfsmitteln gewünschte Positionen einzunehmen, damit sie begutachtet werden können und notwendige Handlungen, wie Blutentnahmen, Injektionen von Medikamenten sowie Impfungen, Wundbehandlungen, Kontrolluntersuchungen, Abtasten usw. kooperativ über sich ergehen zu lassen.

Durch die erfolgreiche Anwendung des Medical Training bei wilden und nicht domestizierten Tieren war es schließlich naheliegend, diese Trainingsmethode auch bei Haustieren wie Hund und Katze anzuwenden, um sie mit den entsprechenden Werkzeugen auf den Tierarztbesuch und die Körperpflege vorzubereiten und die anstehenden Prozeduren behaglicher zu gestalten und damit zu erleichtern.

Der erfolgreiche Ansatz von Training mit einerseits wilden und andererseits domestizierten Tieren wie Hunden, wird auch in unserem Artikel über das Targettraining ersichtlich:

Jeder hat sicherlich schon den Auftritt eines Dompteurs mit seinen Löwen oder Tigern im Zirkus, entweder im Fernsehen oder live verfolgt, bei dem die Wildtiere auf Signal und Zeichen von Sitzplatz zu Sitzplatz hüpfen, durch brennende Hindernisse hindurchspringen oder sich unter Einsatz eine Dompteurstabs (Targetstab) auf dem Boden liegend einmal um die eigene Achse drehen.

Nach erfolgreicher Ausführung werden die Tiere gelobt und belohnt, sprich die Handlung wird positiv verstärkt, wie es auch beim Medical Training der Fall ist.

Denselben Ansatz findet man beim Training mit Elefanten im Zirkus und in ihrer Funktion als Arbeitstiere z.B. in Indien. Auch hier wird der „Targetstab“ eingesetzt, um den Elefanten zu führen.

Um mehr über das Targettraining zu erfahren und wie dieses erfolgreich für das Training mit dem Hund eingesetzt werden kann, haben wir für euch unsere Lektüre „Targettraining für den Hund“ im Magazin zur freien Verfügung bereitgestellt.

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Warum macht Medical Training Sinn?

Um alltägliche Situationen mit dem Hund einfacher und entspannter angehen und meistern zu können.

Der Tierarztbesuch

Für viele Hundehalter und ihre Hunde ist der Weg zum Tierarzt häufig ein ganz steiniger und gehört zu den unangenehmen Aufgaben rund um die Hundehaltung.

Um euch einen Überblick über alle Aufgaben und Themen der Hundehaltung zu verschaffen, haben wir für euch einen umfassenden Magazinartikel mit dem Titel „Die private Hundehaltung in Deutschland“ geschrieben, der euch wertvolle und hilfreiche Informationen und Tipps an die Hand gibt. 

Bereits das Wartezimmer setzt dem Hund teilweise durch die vielfältigen Reize, unterschiedlichen Tierarten, fremde Menschen, Gerüche und Geräusche schwer zu.

Es macht sich Verunsicherung, Nervosität, Hektik, Stress, Angst und Panik beim Hund breit, die sich dann in der Folge häufig in unerwünschtem Verhalten äußern.

Vielfach zeigt der betroffene Hund dann bereits im Wartezimmer aggressives Verhalten, in dem er einen Artgenossen anknurrt und drohend bellt, hin und wieder kann dies sogar in Zupacken und Beißen münden.

Umso wichtiger ist es als Halter, das Ausdrucksverhalten und die Hundesprache zu verstehen, damit etwaiges Verhalten und gezeigte Körpersprache richtig gedeutet und antizipiert werden, um rechtzeitig auf den Hund einwirken zu können und frühzeitig entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten oder deeskalierend einzuschreiten.

In diesem Zusammenhang raten wir euch zur Lektüre unseres Artikels „Die Hundesprache und deren Ausdrucksverhalten lesen können“, um im Alltag gut gerüstet und vorbereitet zu sein.

Ist nun der Kurzaufenthalt im Wartezimmer einigermaßen verlaufen und endlich gemeistert, steht die nächsthöhere Hürde im Behandlungszimmer mit der fälligen Untersuchung und Behandlung durch den Tierarzt und dessen tiermedizinische Fachangestellten an.

Was dies nun für eine Prozedur für Halter, Behandler und Hund bedeuten kann, können Tierärzte in ausreichendem Maß aus dem Nähkästchen plaudern.

Sei es nun bereits das Verbringen des Hundes auf den Behandlungstisch, das Messen und Checken der Vitalwerte, das Abtasten des Körpers, der Griff ans und ins Maul um die Beschaffenheit der Zähne zu prüfen, das Ansetzen für die turnusmäßig anstehende Core-Impfung (Pflichtimpfung), die notwendige Blutabnahme zur Abklärung eines unklaren Befundes oder die Kontrolle und rektale Messung der Temperatur unter Einführen des Fieberthermometers in den After. 

Bei all den vorgenannten Handlungen bleiben die allerwenigsten Hunde ruhig, sie zappeln und wehren sich, wollen einfach aus der unbequemen Lage ausbrechen und zeigen dies mitunter nachdrücklich.

Die Folge ist, dass häufig der Hund härter angepackt wird, viele Hände ihn versuchen festzuhalten und auf ihn eingeredet wird, was die Situation nicht verbessert, da der Vierbeiner sich bedroht und die Enge getrieben fühlt. 

Letzte Konsequenz ist dann oftmals der Griff zum Narkosemittel, um den Hund für eine umfangreichere Behandlung kurzzeitig ruhigzustellen.

Kurzum, manche Hunde sind mit dem geschilderten Tierarztbesuch immer wieder aufs Neue überfordert und für alle Beteiligten wirkt sich dies extrem belastend aus.

Hinzu kommt auch die Tatsache, dass es für den behandelnden Veterinär schwierig ist, einen widerwilligen und sich wehrenden Hund so zu untersuchen, dabei zu berühren und abzutasten, dass er schnell und sicher seine zielgerichtete und eindeutige Diagnostik stellen kann, sprich exakt die jeweils richtige Stelle trifft. 

Male man sich nur einmal einen zappeligen Hund auf dem Behandlungstisch aus und dabei soll der Tierarzt ein genaues Bild mit dem Ultraschallkopf im Bauchbereich zum Ausschluss einer etwaigen Erkrankung eines inneren Organs machen oder er muss dem Hund Blut nehmen, die Nadel an der Vorderhand einführen und dabei zieht und zerrt der Hund, da er von seiner Angst getrieben flüchten will.

Mithilfe von Medical Training habt ihr als Halter nun die Möglichkeit, gezielt vorzubeugen und durch Training euren Hund auf ein entspannteres, sorgloseres und stressfreieres Umgehen mit allen Behandlungen rund um den Tierarztbesuch zu konditionieren.

Das Ziel ist es, den Hund soweit zu bringen, dass er bereitwillig die Tierarztpraxis betritt, positiv gestimmt sich dort aufhält und sich wohlwollend den Untersuchungen und Behandlungen des Tierarztes und seiner Mitarbeiter unterzieht.

Abschließend wollen wir euch unbedingt unseren Magazinartikel der entspannte Tierarztbesuch ans Herz legen, der aus dem Praxisalltag einer Tierärztin das Thema aufgreift und euch hilfreiche Ratschläge und Übungshinweise an die Hand gibt.

Häusliche medizinische Behandlung und Pflege

Neben dem Besuch der Tierarztpraxis gehören die medizinische Versorgung, Weiterbehandlung und Nachsorge des Hundes zu Hause in gewissem Maß ebenfalls zu den Aufgaben eines Hundehalters.

Ob dies nun notwendige Nachbehandlungen nach einem operativen Eingriff sind, z.B. der tägliche Wechsel eines Wundverbands und Versorgung mit einer Wundsalbe, oder klassische angeratene Maßnahmen wie das Einträufeln von Ohrentropfen bei einer akuten Ohrenentzündung (Otitis), das orale Verabreichen der täglichen Dosis an Tabletten und sonstigen Medikamenten, also die von uns in einem gesonderten Artikel beschriebene Medikamentengabe, oder gar das Injizieren von Dauermedikationen mittels Spritze wie z.B. Insulin bei Diabetes, jegliche Handlungen am Hund erfordern ein stückweit Kooperation und Mitarbeit des Vierbeiners, dass sich nur durch entsprechendes üben, trainieren und konditionieren ermöglichen lässt.

Hinzu kommen die Maßnahmen der Hundepflege, die je nach Hunderasse, individuellem Hund, Gesundheitszustand, Alter und Verwendung einen nicht unerheblichen Zeitaufwand benötigen, die aber notwendig sind, da sie auf die Karte des Gesundheitszustands unmittelbar einzahlen und Einfluss nehmen, sowie für das äußere Erscheinungsbild eine tragende Rolle einnehmen. Euer Hund soll ja schließlich gut und gepflegt daherkommen und zudem durch euer Zutun in Sachen Hundepflege möglichst fit und gesundheitlich stabil sein.

Welche Maßnahmen je Hunderasse und in welchem zeitlichen Umfang erforderlich sind, könnt ihr in aller Ruhe in unseren Rasseporträts nachlesen.

Beide Bereiche, die häusliche medizinische Behandlung und die Pflege eures Hundes können nicht nur Zeit rauben, sondern auch Nerven und Geduld kosten. 

Hinzu kommt, dass häufig Herrchen oder Frauchen just zu der Behandlungszeit alleine zu Hause sind und eigentlich zu wenig Hände haben, um den Hund zu bändigen und zu fixieren, sowie gleichzeitig die Behandlung durchzuführen.

Besonders für Hundeanfänger stellen sich die Behandlungsmaßnahmen in der Umsetzung auf Grund ihrer Unerfahrenheit häufig schwierig dar. 

Aber auch langjährige Mehrfachhundehalter haben mit den Begleiterscheinungen u.U. zu kämpfen, da jeder Hund sich bei den anfallenden Maßnahmen anders verhält, es nie gelernt hat oder sich an schlechte Erfahrungen erinnert und deshalb der Angang kläglich scheitert.

Eigentlich sollten die entsprechend notwendigen Schritte für die medizinischen und pflegerischen Handlungen am Hund, spielerisch bereits im frühen Welpenalter Gegenstand der Prägung, Habituation, Sozialisierung und Erziehung sein, damit der junge Hund bereits früh daran gewöhnt wird und alle Beteiligten später einfacher, leichter und unvorbelastet notwendige Maßnahmen wie Zähneputzen, Maul öffnen zum Zahn-Checkup oder entspanntes Abtasten des Körpers angehen und umsetzen können.

Da aber unwahrscheinlich viele Themen in der sensiblen Phase (Präge- und Sozialisierungszeit) und den anstehenden erzieherischen Maßnahmen wie Stubenreinheit, Grundgehorsam etc. Zeit einnehmen, der Tag nur 24 h hat, die Welpenfrühphase ohnehin begrenzt ist und vor allen Dingen der Welpen nur bedingt belastbar und aufnahmefähig ist, damit er nicht überfordert wird, gehen weitere Themen, die perspektivisch eine Rolle spielen, manchmal schlichtweg unter oder werden nur stiefmütterlich beachtet. 

Ihr habt Interesse mehr über die Aufgaben und Themen während der Aufzucht eines Welpen in den ersten Wochen und Monaten zu erfahren? Dann nutzt die Gelegenheit erfahrt mehr in unserem Artikel „Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen“.

Auf alle Fälle ist es mehr wie wünschenswert, für die medizinische und pflegeseitige Betreuung des eigenen Hundes zu Hause frühzeitig einen Weg zu finden, ihn mit den anstehenden Maßnahmen durch gezieltes Training so vertraut zu machen und Trainingswerkzeuge an der Hand zu haben, dass er freiwillig die Handlungen durch einstudierte Kommandos entspannt über sich ergehen lässt und sein Stresspegel und Erregungszustand dabei nicht ausschlagen, sprich das die Prozedur und Abläufe für ihn Normalität darstellen, wie es das Gassigehen, Fressen und Streicheln sind.

Um euch noch einen kurzen Eindruck über mögliche medizinische und pflegerische Tätigkeiten zu vermitteln, mit denen ihr durch die Hundehaltung konfrontiert werden könnt und die bestimmt durch die Lerninhalte und Werkzeuge des Medical Trainings einfacher von der Hand gehen werden, haben wir diese in der nachfolgenden Tabelle für den Kurzüberblick zusammengefasst.

mögliche medizinische behandlung zu hause oder unterwegs
Augentropfen verabreichen
Ohrentropfen verabreichen
Wurmkur / Entwurmung geben
Fieber rektal durch Einführung des Thermometers in After des Hundes messen
Abtasten des Körpers zur Kontrolle ob Knoten, Schwellungen oder Verletzungen zu finden sind
Erstversorgung nach Bissverletzung
Erste-Hilfe nach Sonnenstich oder Hitzschlag
Fremdkörper wie Dorn oder Splitter entfernen
Wundverband anlegen
Regelmäßige Wundversorgung für die Nachbehandlung einer Operation oder Verletzung
Erstversorgung nach Jagdunfall durch Schussverletzung oder Wildkontakt
Vergiftung
Stromschlag nach Blitz
Erstversorgung bei Verbrennungen
Tabletten, sonstige Medikamente, Zäpfen, Spritzen geben (oral, rektal, injiziert)
Hund inhalieren lassen zur Behandlung von Atemwegserkrankung
Hund Salben und Cremes zur transdermalen Behandlung (über die Haut) auftragen 
Spot-On zur Parasitenbehandlung auftragen
Bei Erschöpfung oder anderen Symptomen den Hund in Seitenlage verbringen
Erstversorgung nach Unfall mit KFZ, Zweirad, Inliner etc.
Erstversorgung nach Unfall beim Hundesport oder der Freizeitbeschäftigung durch Sprung o.ä.
Maulkorb oder Maulschlaufe zur Behandlung anlegen

 

Mögliche Pflegemaßnahmen
Baden des Hundes nachdem er sich im Aas oder Kot gewälzt hat
Zecken entfernen
Spezialshampoo auf Grund Flohbefall auftragen
Bürsten und Kämmen 
Trimmen der Haare
Krallen schneiden
Pfoten nach Spaziergang wegen Schmutz oder Salz gründlich abspülen und säubern
Vorbereitung auf Hundeausstellung
Unterstützung des älteren oder kranken Hundes mit intensiver Pflege 
Anziehen von Windeln bei Läufigkeit oder krankheitsbedingter Inkontinenz
Zähneputzen
Augenpflege
Pflege des Analbereichs
Ohrenpflege
Pfotenpflege
Pflege des Genitalbereichs bzw. Geschlechts
Pflege der Zitzen
Fellpflege
Haarkleid scheren / Hundeschur
Kürzen der Haare zwischen den Ballen
Hunde-Massage
Analdrüse Entleeren

Hundesalon

Der Hundesalon ist ein Dienstleistungsbetrieb, der sich auf die Pflege des Hundes, allen voran der Fellpflege spezialisiert hat.

Viele Hundehalter greifen gerne auf die Unterstützung eines Hundesalons/Hundefrisörs für die Bewältigung der Arbeiten rund um die Hundepflege zurück, wobei die Motivation hierzu unterschiedliche Gründe haben können.

Zeitmangel, mangelnde Sachkenntnis, gesundheitliche Aspekte können u.a. zur regelmäßigen Inanspruchnahme der Leistungen eines Hundesalons sein, um alle notwendigen Pflegemaßnahmen für den eigenen Hund dort ausführen zu lassen.

Andere wiederum buchen nur hin und wieder bestimmte Pflegehandlungen als Ergänzung zur häuslichen Pflege hinzu, da sie sich beispielsweise nicht an die Hundeschur mit einer Schermaschine herantrauen.

Der Aufwand je nach Hunderasse ist sehr unterschiedlich, manche Fellbeschaffenheit neigt z.B. zu Verfilzungen, andere haben ein doppeltes Haarkleid, bei dem die Unterwolle ausgekämmt werden muss, bei manchen Hunden müssen die Haare der Zehenzwischenräume gestutzt werden, wiederum plagen sich andere Hunde mit eingewachsenen Haaren in den Gehörgängen herum.

Um einen Eindruck zu gewinnen, wie umfangreich die Hundepflege je nach Hunderasse zu erfolgen hat, raten wir euch unsere Rassebeschreibungen hierzu zu lesen.

Malt man sich nur anhand dieser Beispiele aus, wie die Körperpflegemaßnahmen mit Bürsten, Kämmen, Kürzen der Haare an den unterschiedlichsten und schwer zugänglichen Bereichen wie z.B. den Zehenzwischenräumen oder das Baden in der Praxis ausgeführt werden müssen, so erkennt man schnell die Parallelen zur Behandlung in der Tierarztpraxis und gewinnt einen Eindruck über die Begleiterscheinungen im Hinblick auf das etwaige Verhalten des Hundes.

Denn auch der Gang in den Hundesalon stellt für viele Hunde ein Übel dar, dass ebenfalls von Unsicherheit, Angst, Schreckhaftigkeit und Stress geprägt ist.

Bei manchen Hunden geht die Stressbelastung soweit, dass sie herumzappeln, sich wehren, zittern, den Schwanz vor Angst einziehen, wie angewachsen auf dem Behandlungstisch verharren und die Panik förmlich in ihren Augen zu sehen ist.

Wird dann eine Grenze überschritten und die Individualdistanz des Hundes unterschritten, die den Vierbeiner in eine Situation verbringt, in der er sich bedroht und bedrängt fühlt, kann schnell die Stimmung kippen und Abwehrverhalten und Aggression folgen, in dem der Hund den Behandler anknurrt, ihn eindringlich mit Drohgebärde warnt und in die Schranken weist, in äußerster Konsequenz gar zubeißt.

Viele Hunde sind es einfach nicht gewohnt, dass man sie am Bauch berührt, um sie auf den Behandlungstisch im Hundesalon zu hieven, zum Säubern der Augen mit 2 Personen und 4 Händen den Hund festhält und in seiner Bewegung stark einschränkt, die Pfote festhält um die Krallen zu schneiden und dabei vielleicht eine für den Hund unangenehme Haltung einnimmt oder beim Baden von fremden und unbekannten Personen die Analdrüse entleert bekommen soll.

Vielleicht schmerzt aber auch den betreffen Hund eine Behandlungsmaßnahme wie beispielsweise das Entfilzen oder Trimmen der Haare.

Wie unangenehm das Ziehen, Reißen und Rucken während des Entfilzens bei einer zu rabiaten oder falschen Herangehensweise, die nebenbei betrachtet durchaus auch mitunter zu Verletzungen führt, oder einer extremen Verfilzung sein kann, müssen wir nur alle Mütter fragen, die sich mit den verfilzten Haaren ihrer Töchter herumschlagen und das Theater wöchentlich erleben müssen.

Das dies auch dem Hund nicht schmeckt und er alles dafür tun möchte, dass die Handlungen beendet werden, ist doch scheinbar gut nachzuvollziehen. Folglich kann es sein, dass er versucht vom Behandlungstisch und den Fängen des Hundefrisörs zu entkommen oder gar kurz nach ihm schnappt.

Im Grunde ist dann das gezeigte Verhalten des Hundes mit dem eines Kindes zu vergleichen, wenn der Arztbesuch ansteht und ein Blutbild durchgeführt werden soll, wobei das Kind bis zu diesem Besuch nie an eine Arztpraxis, die potentiellen Behandlungsmaßnahmen und die handelnden Personen sukzessive und behutsam herangeführt wurde. Über dem gesamte Arztbesuch steht damit ein großes Fragezeichen, da das Kind überhaupt keine Vorstellung und Ahnung hat, was nun passieren wird und somit Unsicherheit und ängstliches Verhalten aufkommt.

Gesteigert wird dies dann nur noch mit dem Supergau: Folgt nun noch eine schlechte Erfahrung mit vielen Tränen durch das Schmerzen im Finger beim Blutnehmen, bildet sich schnell ein Trauma aus, das für den Rest des Lebens eingeprägt ist und hängen bleibt und damit immer für ein Unwohlsein im Hinblick auf zukünftige Arztbesuche sorgen wird.

Ähnlich kann es vom Verlauf auch bei eurem Hund geschehen, der den Besuch im Hundesalon als Negativerfahrung abspeichern wird und bei jedem erneuten Anlass sich bei den folgenden Besuchen das Verhalten weiter verschlechtern wird.

Dies kann bei einem Hund soweit gehen, dass er durch Kontrollverlust und Scheitern jeglicher Auswegslösungen wie z.B. Flucht (Abhauen und Entlaufen vom Behandlungstisch) oder Angriff (Zuschnappen), in seinem Verhalten so stark manipuliert wird, dass sich eine erlernte Hilflosigkeit ausbildet, die weitreichende Folgen auf die Persönlichkeit des Hundes und dessen Verhalten hat.

Vielleicht können wir auch im Hinblick auf etwaige Besuche im Hundesalon, euch für das Medical Training sensibilisieren und begeistern, damit euer Hund durch das Konditionieren mit Berührungen, pflegerischen Handlungen und neuen, unbekannten und ungewohnten Maßnahmen und handelnden Personen vertraut gemacht wird, somit Sicherheit durch Vorhersehbarkeit in Sachen Körperpflege entsteht und die gesamte Prozedur angenehmer und entspannter angegangen werden kann.

Durch das Medical Training lernt euer Hund in eigentlich unangenehmen Situationen ruhig zu bleiben, stillzuhalten und bereitwillig etwaigen Handlungen an ihm durchführen zu lassen, ohne dass er dazu genötigt, fixiert oder durch mehrere Hände festgehalten werden muss.

Abschließend wollen wir euch noch einen Kurzüberblick über die möglichen Leistungen im Hundesalon geben, die u.a. dort in Anspruch genommen werden können:

Buchbare Leistungen im Hundesalon
Waschen
Schneiden und Scheren
Föhnen
Carding (fachgerechtes Entfernen der losen Unterwolle)
Krallenpflege
Ohrenpflege
Augenpflege
Analdrüse entleeren
Entfilzen und Auskämmen
Trimmen
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Warum ist das Medical Training so bedeutend für die Bindung, Beziehung sowie das Verhältnis zwischen Hund & Mensch?

Weil Du mit Medical Training nicht gegen deinen Hund arbeitest, sondern ihm Rückhalt und Unterstützung verleihst.

Pluspunkte für die Bindung und Beziehung

Jedes Mal, wenn der Hund von seinem Halter in der Tierarztpraxis durch sein Verhalten härter angepackt und angegangen wird, wird die Situation einerseits nicht besser und andererseits gibt es postwendend Minuspunkte für die Bindung und das Verhältnis Hund und Mensch.

Sprich, jede Handlung die der Vierbeiner als gegen sich gerichtet empfindet, belastet die Beziehung.

Die Praxis sieht leider in aller Regel so aus, dass der Hund nervös und unsicher auf dem Behandlungstisch steht und sobald er von dem Tierarzt oder dessen Personal berührt wird, der Stresspegel noch weiter ansteigt, er sich hin und her bewegt, zuweilen vom Tisch springt und den gesamten Ablauf als unangenehm empfindet.

Was machen nun die meisten Halter in dieser stressigen Situation?

Sie halten ihren Hund am Halsband fest und ziehen ruckartig, sobald ihr Hund sich windet und wehrt, werden harscher in ihrer Ansprache und erhöhen damit den Stress auf ihren Vierbeiner.

Statt ihm Rückhalt zu geben, ihm helfend zur Seite zu stehen und damit Sicherheit in der schwierigen und unangenehmen Lage zu vermitteln, wird genau das Gegenteilige bezweckt, die psychische Belastung wird noch weiter verstärkt.

Kommt dann noch hinzu, dass die fällige Impfung mit dem Setzen der Nadel, das Desinfizieren einer klaffenden Wunde oder Entfernen eines Fremdkörpers Schmerzen verursacht, so verknüpft der Vierbeiner das negative Erlebnis mit dem Tierarztbesuch und seinem Halter.

Und das Gehirn, der Speicherchip des Hundes, hat viel Kapazität und ist extrem leistungsstark, was es im Kontext mit negativen Erlebnissen und schlechten Erfahrungen auch so schwierig macht.

Vertrauenserweckend sieht anders aus, wodurch jeder neue Angang in Zukunft zu einer leittragenden Angelegenheit werden wird.

Hat man nun als Halter aber eine Methode, mit der die geschilderte Vorgehensweise positiv, angenehm, entspannt und völlig im Sinne des Hundes abläuft, der Halter in den Augen des Vierbeiners als starker Partner zur Seite steht und mit den richtigen Werkzeugen unterstützt, so wird dies das Vertrauen und folglich die Bindung und Beziehung nachhaltig stärken.

Auch hier ist das Medical Training die passende Lösung.

Gerne wollen wir euch im Zusammenhang mit der Bindung noch auf unseren spannenden und hilfreichen Artikel „Der Bindungsaufbau zwischen dem Welpen und Mensch“ aufmerksam machen. Die Lektüre lohnt sich!

Positive Verstärkung

Die Positive Verstärkung ist ein gängiges und weitverbreitetes Instrument im Hundetraining, die nachgewiesenermaßen eine hohe Wirkungsweise und Erfolgsquote durch den "Belohnungseffekt" auf das Verhalten des Hundes hat.

Beim Medical Training baut das Konditionieren eures Hundes ebenfalls auf der positiven Verstärkung auf.

Damit ist gemeint, dass ihr eurem Hund mit einem Leckerchen, Futter, Lieblingsspielzeug, Streicheleinheit etc. belohnt, sprich einen positiven Reiz setzt, sobald er ein gewünschtes Verhalten zeigt und dieses mit der Belohnungsgabe verknüpft und damit die Wahrscheinlichkeit bei erneutem Abrufen von erwünschtem Verhalten signifikant steigt. Sprich die Belohnung ist das Mittel zum Zweck.

Hierdurch verstärkt ihr sein Verhalten, zeigt ihm, dass er dies so korrekt gemacht hat und löst mit der Belohnung in ihm ein Hurra und Glücksgefühl aus.

Somit hat euer Hund sein persönliches Erfolgserlebnis und konstatiert, dass es sich lohnt zu kooperieren, mitzuarbeiten und dass bestimmte Handlungen eine positive Konsequenz nach sich ziehen.

Damit wird ein Anreiz geschaffen, der den Hund zur Wiederholung animiert, denn er verknüpft das gezeigte und erwünschte Verhalten mit einer Annehmlichkeit.

Nicht anders wird die Methode der positiven Verstärkung auch im Hinblick auf das Medical Training genutzt, mit einer kleinen Ergänzung, denn hier spielt die sogenannte Gegenkonditionierung eine wesentliche Rolle.

Die eigentliche Handlung z.B. das Anpacken der Pfote und Zubewegen der Krallenschere löst Unbehagen, Stress, Nervosität, Bedrohung oder Angst als negative Emotion beim Hund aus, da er nicht einschätzen kann was ihm gleich widerfährt, der daraufhin als natürliche Reaktion die Pfote vermutlich zurückziehen wird.

In diesem Moment wird als Manipulationsinstrument der Motivationsgegenstand (Leckerchen, Futter etc.) gereicht und damit eine absichtliche positive Emotion ausgelöst, die ein noch stärkeres und erstrebenswerteres Glücksgefühl und Freude beim Hund hervorrufen.

Damit wird durch den Motivationsgegenstand eine viel positivere Erwartungshaltung beim Hund geschaffen, die sich für ihn als deutlich schöner und angenehmer als das ursprüngliche Ereignis erweist.

Wird nun dieser Vorgang stetig wiederholt, so assoziiert der Hund zukünftig mit der Handlung ein positives Erlebnis und wird bereitwillig die Prozedur absolvieren lassen und dabei stressfrei und entspannt ruhig sitzenbleiben.

Medical Training mit Clicker

Der Vorgang der positiven Verstärkung kann zusätzlich durch die Verwendung eines Clickers als Verstärkersignal zementiert und untermauert werden.

Die Übung bzw. das gewünschte Verhalten (z.B. Seitenlage, Pfote geben etc.) beim Medical Training wird in kleine Trainingsschritte eingeteilt, sobald ein erwünschtes Verhalten korrekt ausgeführt wird, erfolgt unter Hinzunahme des Clickers das Signal „Klick“ was für das punktgenaue Bestärken und für die direkte Verknüpfung zwischen der erfolgten Handlung und des Verstärkersignals beim Hund sorgt.

Unmittelbar danach muss die Belohnung in Form von Leckerchen oder Futter erfolgen.

Was alles für das Clickertraining zu beachten gilt, wie es in den Trainingsverlauf genau eingebaut und erfolgreich eingesetzt wird, erfahrt ihr durch unseren Magazinartikel „Das Clickertraining“.

Gewöhnung

Beim Medical Training wird euer Hund an bestimmte Reize durch Wiederholung gewöhnt.

Durch die Wiederholung lernt euer Hund, dass diese Reize bedeutungslos, sprich Normalität sind und für ihn keinerlei Gefahr bedeuten, die in ihm Unsicherheit, Angst oder gar Panik hervorrufen müssten.

So wird sich das Verhalten eures Hundes mit jeder erneuten positiv verlaufenden Anwendung und Wiederholung einer Übung stetig normalisieren und in seinem Verhaltensrepertoire verfestigen.

Je häufiger ihr also z.B. das Krallenschneiden simuliert und perspektivisch tatsächlich umsetzt, der Ablauf für den Hund problemlos läuft, desto normaler und entspannter wird der Vorgang für euren Hund mit jeder weiteren Anwendung verlaufen.

Anfänglich ist die Reaktion noch zögerlich, vielleicht versucht er sogar die Pfote wegzuziehen und ist leicht zappelig, sobald er aber Sicherheit und Vertrauen in euch, die Handlung und den Prozess und die verwendeten Werkzeuge gewinnt, umso sicherer, stressfreier und entspannter wird er bis er schließlich die Prozedur ruhig und still absolvieren lässt und kooperativ mitmacht.

Positive Atmosphäre und Stimmungslage

Eine der wichtigsten Faktoren beim Medical Training ist eine freundlich gestimmte, positive, stressfreie, ruhige und entspannte Atmosphäre und Grundstimmung beim Hund, der Vierbeiner soll Spaß beim Training haben.

Während der gesamten Trainingssequenz und allen einzelnen Trainingsschritten, muss diese Stimmung unbedingt beibehalten werden.

Haltet also euren Hund stets genau im Blick und bringt die nötige Aufmerksamkeit mit, um bereits kleinste Veränderungen im Verhalten und der Körpersprache zu erkennen, die auf Stress, Unwohlsein oder Angst hindeuten.

Sollte sich euer Hund beim Training verweigern, ungewohnte und forsche Reaktionen wie Knurren und Schnappen auf Berührungen zeigen, gar das Weite suchen oder die gewünschten Übungen nur sehr holprig laufen, dann versucht es auf gar keinen Fall mit der Brechtstange, sondern brecht das Training ab.

Wenn möglich sollte der Trainingsabbruch immer mit einem Erfolgserlebnis, sprich einer positiven Verstärkung, Lob und Belohnung enden. Dafür habt ihr immer die Möglichkeit einen Trainingsschritt zurückzugehen, den der Hund bereits beherrscht und diese Sequenz als Abschluss des Trainings wiederholt.

Unbedingt außen vor hat jedwede Maßregelung und Bestrafung beim Medical Training zu bleiben. Seid geduldig und nachsichtig, wenn eine Übung nicht von Anfang an so funktioniert, wie ihr es euch vorstellt.

Im Nachgang sollte man das vorangegangene Training nochmals analysieren und bewerten, besonders was die Reaktionen und das Verhalten des Hundes angeht. Habt ihr ihn überfordert, empfand euer Hund eine Übung als unangenehm, waren Schmerzen, Unsicherheit oder Angst im Spiel?

Viele Gründe können dafür sorgen, dass euer Hund entgegen seiner sonstigen Mitarbeit, bei den Trainingsübungen ungewohntes Verhalten zeigt.

Die Lösung könnte darin liegen, dass ihr die Trainingseinheiten noch kleiner parzelliert, um die einzelnen Trainingsschritte für den Hund greifbarer zu machen, Vertrauen zurückzugewinnen und aufzubauen und von Erfolg zu Erfolg, auf dem das Hundetraining inkl. der positiven Verstärkung schließlich aufbaut, weiter voranzukommen.

Reagiert euer Hund allerdings immer wieder bei Körperkontakt und Berührung einer bestimmten Stelle aggressiv und wehrt sich, dann ist es ratsam mit ihm beim Tierarzt vorstellig zu werden, um zu kontrollieren, ob eventuell ein gesundheitliches Problem vorliegt, das Auslöser für das reaktive Verhalten ist.

Bevor ihr allerdings das Medical Training komplett streicht oder sich die Trainingsergebnisse mehr schlecht als recht einstellen oder gar Fehler einschleichen, raten wir unbedingt einen erfahrenen und kompetenten Hundetrainer hinzuzuziehen.

Konditionierte Entspannung

Da die meisten unerwünschten Verhaltensweisen von Hunden durch einen erhöhten Erregungszustand ausgelöst werden, haben wir bereits in unserem Artikel Hundetraining: Das gezielte und erlernte Entspannen des Hundes mittels Entspannungssignalen“, die sogenannte „Konditionierte Entspannung“ hinlänglich erklärt und viele Fallbeispiele aufgezeigt, wo ihr mit dieser Trainingsmethode tolle Erfolge im Hundealltag erzielen könnt, um gezielt in gewissen Situationen die Aufmerksamkeit eures Hundes zu gewinnen und zielgerichtet auf ihn einwirken zu können.

Solltet ihr also Interesse haben mehr zu erfahren, um die Vorteile der konditionierten Entspannung auch für das Medical Training zu nutzen, dann nehmt euch die Zeit für die spannende Lektüre. Es lohnt sich.

Die konditionierte Entspannung kann euch wertvolle Hilfe leisten, um das Erregungsniveau und den Stresspegel eures Hundes unter Verwendung eines Entspannungssignal wie z.B. „Ruhe“ oder „Chill“ gezielt auf ein niedriges Niveau zu reduzieren, um ein gewünschtes und einstudiertes Anschlussverhalten abzurufen.

Seid ihr z.B. in der Tierarztpraxis im Behandlungsraum und wollt, dass euer Hund auf den Behandlungstisch springt, habt aber den Eindruck dass er durch die ganzen Reize abgelenkt und sich nervös verhält, so könnt ihr nun das eingeübte Entspannungssignal z.B. „Ruhe“ sagen und ihn dann im Anschluss mit einem weiteren Befehl „Hopp“ oder „Hierhin“ und zeigen auf den Behandlungstisch zum Springen auffordern.

Würdet ihr in dem Moment seines erhöhten Stresspegels und Erregungszustandes ohne das Entspannungssignal arbeiten, kann durchaus der Befehl zum Sprung auf den Behandlungstisch an ihm vorübergehen, da er zu sehr mit sich und seiner eigenen Welt beschäftigt ist.

Trainingsziel definieren

Was soll erfolgreich trainiert und einstudiert werden? Woran soll der Hund durch das Medical Training gewöhnt werden?

Hierüber müsst ihr euch im vornherein im Klaren sein, damit ihr Schritt für Schritt die Ergebnisse einfahren könnt.

Je kleinteiliger ihr die einzelnen Trainingsziele definiert, desto einfacher lassen sich die Prozesse eures Trainings einstudieren, der aufgestellte Trainingsplan schrittweise umsetzen und im gesamten später abrufen.

Zudem reduziert ihr damit durch einen geringeren Trainingsumfang, dass der Hund unkonzentriert oder überfordert wird, folglich sind minimiert ihr damit auch die Anfälligkeit für Fehler.

Verwendung von Signalen zum Ankündigen einer Handlung

Auf optimale Weise könnt ihr euren Hund auf eine bestimmte Handlung wie z.B. das Anfassen der Pfote zum Krallenschneiden vorab vorbereiten, in dem ihr in den Handlungsablauf ein festes Signal z.B. „Pfote anfassen“ oder „berühren“ als Signalwort einbaut.

Jedes Mal wenn ihr also beim Training und später in der tatsächlichen Praxis die Pfoten berühren werdet, um in der weiteren Folge die Krallen zu schneiden, sagt ihr das Signalwort und euer Hund wird nach ausreichenden Wiederholungen der Übung, das Wort mit der folgenden Handlung verinnerlicht haben und wissen was nun auf ihn zukommt.

Damit seid ihr und euer Vorhaben kalkulierbar, was Vertrauen und Sicherheit vermittelt und euren Hund bereitwillig in entspannter Atmosphäre mitmachen lässt.

Kurzum, es nimmt den Schrecken vor Ungewissheit, Unbekanntem und fehlender Kontrolle.

Mögliche Trainingsziele mit Medical Training

Das Medical Training soll dem Hund seinen Alltag erleichtern, denn die allermeisten nachfolgenden Trainingsziele sind notwendige Handlungen, die im veterinärmedizinischen und pflegerischen Bereich immer wieder zwangsläufig präventiv und akut auf den Hund im Laufe seines Lebens zukommen.

Potentielle Trainingsziele mit Hilfe von Medical Training
Maul öffnen lassen um Zähne und Maulbereich zu kontrollieren und behandeln
Berühren und Anheben der Lefzen
Signal Steh still
Zeckenbehandlung bzw. Zecke entfernen
Ohren säubern / Ohrentropfen einträufeln
Augen säubern / Augentropfen einträufeln
Medikamentengabe
Spritze bei Dauermedikation z.B. Diabetes setzen
Rektales Fiebermessen
Entspanntes Duschen und Baden
Analdrüse entleeren
Analbereich säubern
Mit Geräten und Gegenständen den Körper berühren dürfen
Ruhiges Stehen auf einem Tisch
Ruhiges Ablegen auf einem Tisch
Pfote geben
Pfote berühren und untersuchen lassen
Krallenschneiden
Zehenzwischenräume schneiden
Zehenzwischenräume säubern
Ballen kontrollieren
Sprung auf den Behandlungstisch
Bereitwilliges und entspanntes Festhalten
Hochheben des Hundes
Anbringen Maulkorb, Maulschlinge, Halskragen
Stressfreies und ruhiges Röntgen und Ultraschall
Bereitwillige und entspannte Blutabnahme
Bereitwillige und stressfreie Impfung
Bereitwilliges und ruhiges Abtasten und Berühren aller Körperregionen
Verbringen und Stillhalten in Seitenlage
Bürsten und Kämmen
Trimmen
Scheren und Haare schneiden

Trainingsablauf

Nun wollt ihr sicherlich mit dem Training beginnen, oder?

Da jeder Hund, ob Welpe oder erwachsener Vierbeiner einen unterschiedlichen Trainingsstand hat, wir zudem die individuellen Veranlagungen nicht kennen und jeder Halter von euch eine andere Erfahrung mitbringt, können wir an dieser Stelle nur eine pauschalierte Trainingsanleitung und die vorgenannten Grundsätze mit auf den Weg geben.

Oft ist es ratsam, einen kompetenten und erfahrenen Hundetrainer zu kontaktieren, um das Training genau auf den jeweiligen Hund zuzuschneiden und von Anfang an potentielle Fehlerquellen auszuschalten.

Was ihr aber immer von Anfang an in eure täglichen Aktivitäten und Trainings einbauen könnt, ist die Habituation an alle Handlungen, die zukünftig auf euren Hund bei den fälligen Tierarztbehandlungen und Pflegemaßnahmen auf ihn zukommen werden.

So könnt ihr z.B. euren Hund in den Momenten, in denen er entspannt und relaxed am Boden liegt, während der Streicheleinheiten Schritt für Schritt an Berührungen am gesamten Körperbereich gewöhnen. Oder ihr übt mit ihm das Pfotengeben, die Seitenlage und während dem Spiel das Bürsten. Wichtig ist grundsätzlich eine entspannte Stimmung beim Hund zu haben, er die Handlungen als angenehm empfindet und sie somit als positives Ereignis abspeichert.

Den genauen Trainingsablauf beim Medical Training könnt ihr zu gegebener Zeit in unseren Trainingskarten ersehen und exemplarisch nachstellen.

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Fazit – Medical Training ist eine tolle Trainingsmethode, wobei es einige Dinge zu bedenken gibt.

Medical Training ist ein guter Ansatz, um den Hund fit für den Tierarzt und die Pflegemaßnahmen zu machen.

Mit dem richtigen Hundetraining zum Erfolg

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – auch in Sachen medizinische und pflegerische Maßnahmen muss der Hund an gewisse Handlungen herangeführt werden, was einen konkreten Trainingsansatz erfordert, um dem Welpen oder Hund entsprechendes Verhalten beizubringen.

Das Medical Training ist hierbei eine hilfreiche Trainingsmethode, um euren Hund optimal auf den Tierarztbesuch und die anstehenden Pflegemaßnahmen vorzubereiten und zu gewöhnen.

Da jeder Hund ein eigenes Hundeindividuum ist, das unterschiedliche charakterliche und wesensseitige Veranlagungen mitbringt, was u.a. auch ein differenziertes Schmerzempfinden, Schreckhaftigkeit und Ängstlichkeit einschließt, dem zudem je nach Alter viele verschiedene Erfahrungen und Erlebnisse widerfahren sind, muss das Training vom Umfang, Intensität und Trainingsansatz genau auf ihn ausgerichtet werden, damit die bestmöglichen Erfolge erzielt werden können.

Sprich, jeder Hund tickt anders und muss anders angepackt werden.

Aber auch für euch als Halter ist das Medical Training eine sehr gute Geschichte, denn ihr werdet durch die Trainingsschritte insgesamt auch sicherer im Umgang mit eurem Hund, baut mehr Routine auf und strahlt dies entsprechend auf euren Vierbeiner aus, was einen positiven Effekt liefert.

Die gewonnene Sicherheit wird sich nicht nur bei den Pflegemaßnahmen und etwaigen medizinischen Behandlungen in den eigenen vier Wänden auf euren Hund übertragen, sondern auch auf die Vorgehensweise und euer Auftreten bei etwaigen Tierarztterminen oder Besuchen im Hundesalon zeigen.

Denn wenn ihr wisst, wie ihr in welcher Situation auf euer Hundeindividuum eingehen und einwirken könnt, so können durch antizipiertes Verhalten eurerseits, viele Stressquellen und Gefahrenherde durch Präventivmaßnahmen abgefedert werden, was in der Konsequenz insgesamt zu einem führigeren, in sich entspannteren und ruhigeren Hund führt.

Das Medical Training ist aber auch kein Allerheilmittel, das irgendwelche Wunder auf Knopfdruck herbeiführt, insbesondere wenn dem Welpen oder Hund bereits schlechte Erfahrungen und negative Erlebnisse im Zusammenhang mit veterinärmedizinischen oder pflegerischen Behandlungen widerfahren sind.

Was wir damit meinen:

Ihr könnt euren Welpen und Hund an vieles gewöhnen und durch Hundetraining auf spezielle Momente vorbereiten, um ihm die Unsicherheit, Angst und den Stress im ersten Augenblick beim Tierarztbesuch zu nehmen, bis er auf dem Behandlungstisch angekommen ist.

Wird der bis dato bestens trainierte und mitarbeitende Hund bei einer Untersuchung z.B. einer Augenbehandlung durch einen Schmerz getroffen, wird für ihn vermutlich zukünftig der Tierarztbesuch kein Vergnügen und ein schwerer Prozess werden, da er den Schmerz mit der Tierarztpraxis und dem Behandler unmittelbar verknüpft.

Das Negativerlebnis, verursacht durch einen aversiven Reiz (unangnehmer Stimulus), wird sich garantiert einprägen und für starke „Vorurteile“ beim Hund in Sachen Tierarzt für die Zukunft sorgen.

Daher gilt es vielleicht besser im Vorfeld die eigenen Bedenken in Sachen Negativprägung mit dem Tierarzt zu besprechen, bevor das Kind im Brunnen liegt und der Welpe und Hund für sein weiteres Hundeleben nachhaltig „versaut“ ist.

Sollte dies so passieren, wird ein langer Weg und Prozess mit einem erfahrenen Hundetrainer oder Verhaltenstherapeuten notwendig, um das eingeprägte Problem wieder zu löschen.

Dies bedeutet gleichzeitig viele Nerven, Zeit, Kosten und einen ungewissen Ausgang, ob das Problemverhalten überhaupt am Ende des Tages durch entsprechende Maßnahmen dauerhaft ausgelöscht werden kann, oder Angstverhalten perspektivisch diesen Hund immer ein stückweit begleiten und belasten wird.

Wäre es da oftmals nicht sinnvoller abzuwägen und mit dem Behandler zu besprechen, ob für eine bestimmte Behandlung es nicht doch sinniger ist, mit einer kurzzeitigen Narkose zu arbeiten, um Vorgänge wie das geschilderte Dilemma zu vermeiden?

Im Umkehrschluss zu der erörterten Problematik mit etwaigen Negativerlebnissen im Zusammenhang mit dem Tierarztbesuch, wollen wir abschließend ebenso aufzeigen, wie sich eine positive Erfahrung genauso nachhaltig auf den Vierbeiner auswirkt.

Sollte euer Hund durch einen Unfall oder eine Auseinandersetzung mit einem Artgenossen, eine schmerzhafte Verletzung davontragen und ihr zur Akutbehandlung euren Tierarzt oder eine Tierklinik aufsuchen müssen, so wird das eigentliche Ereignis nicht kausal für den Hund mit dem Tierarztbesuch assoziiert werden.

Der Praxisaufenthalt und die notwendige Behandlung erfolgt nicht unmittelbar und punktgenau auf den eigentlichen Vorgang und wird entsprechend nicht miteinander verknüpft, da der Zeitraum zwischen der Entstehung des Schmerzes, bis zum Aufsuchen der Praxis, zu weit auseinander liegt.

Nimmt hingegen der Veterinär nun dem Hund seine starken Schmerzen durch das Verabreichen eines Schmerzmittels, wird eine positive Erfahrung gesammelt und verknüpft, da der Tierarzt den aversiven Reiz (Schmerz) genommen hat. Denn an dieser Stelle sorgt der Tierarzt unmittelbar durch sein Zutun und der Linderung für Gutes, was einen positiven Effekt auf das Befinden des Hundes hat. Hier entsteht die direkte Kausalität.

Kurzum, am Ende des Tages sollten tunlichst im Sinne aller, jedwede Negativerlebnisse inklusive Schmerzen und Schrecken in Verbindung mit dem Tierarztbesuch oder den Pflegemaßnahmen vermieden werden.

Abschließend können wir also festhalten, dass das Medical Training eine wunderbare Ergänzung für das Hundetraining und die Vorbereitung für den Tierarztbesuch oder die Pflegebehandlungen ist, dennoch alle Beteiligten, im engen Austausch, offener Kommunikation und Zusammenarbeit im Sinne des Hundes stehen müssen.

Weiterhin raten wir allen Hundeerstbesitzern und unerfahrenen Hundehaltern generell besser auf die Unterstützung eines Hundeprofis und erfahrenen Hundetrainers von Anfang an zurückzugreifen, damit das Training Früchte trägt und nicht versehentlich durch Versäumnisse oder Fehler etwaige unerwünschte Verhaltensweisen antrainiert werden, die weitereichende Folgen haben können.

Was ihr aber alle frühzeitig bereits im Welpenalter tun könnt, um im weiteren Verlauf viele Handlungen am Hund zu erleichtern, ist während der Prägephase spielerisch den jungen Hund an die gewünschten Trainingsziele, die wir oben in der Tabelle aufgeführt haben, heranzuführen und zu gewöhnen.

Integriert die Ansätze aus dem Medical Training bereits in die Grunderziehung, desto leichter wird der zukünftige Umgang für den Hund werden, damit Tierarztbesuche und Pflegemaßnahmen keine verabscheute Ausnahmesituation mehr darstellt, sondern zur alltäglichen Gewohnheit und kalkulierbaren Normalität wird.

Und das geht mit etwas Kreativität relativ einfach. Sobald euer Welpe sich zum Ausruhen ablegt, solltet ihr ihm etwas Zeit widmen. Legt ihn sachte auf die Seite und streichelt ihn, bis ihr seine totale Entspannung vernehmt. Dies könnt ihr z.B. anhand der Atmung, den leicht geschlossenen Augen oder der entspannten Muskulatur erkennen.

Nun habt ihr den richtigen Zeitpunkt erwischt, um ihn z.B. mit Berührungen im Bauchbereich behutsam und schrittweise zu konfrontieren. Zunächst durch Streicheln, langsames Abtasten und leichtes Drücken.

Im weiteren Verlauf könnt ihr dann einen Gegenstand hinzunehmen, um z.B. eine Ultraschalluntersuchung zu simulieren, in dem der Tierarzt den Ultraschallkopf am Bauch hin- und herbewegt, um ein vernünftiges Bild zur Diagnostik auf den Bildschirm zu bekommen.

Dies wiederholt ihr immer wieder, so dass der Welpe sich daran gewöhnt, die gesamte Prozedur stressfrei abläuft und er die Situation als angenehm, sicher und rund um positiv empfindet.

Diese Übung wird sich dann in seinem weiteren Hundeleben als wertvolle Erfahrung auszahlen, denn bei einer etwaigen Untersuchung in der Tierarztpraxis wird das Abtasten des Bauchbereichs oder die Ultraschalluntersuchung keine völlig irritierende, ungewisse und verängstigende Handlung mehr darstellen.

Was das gesamte Medical Training angeht, wollen wir euch noch einen hilfreichen Tipp an die Hand geben:

Sprecht mit eurem Tierarzt und dem Hundesalon, ob ihr Teile des Medical Training in den Steigerungsphasen des Trainingsumfangs, vor Ort in den Räumlichkeiten absolvieren dürft, damit der Vierbeiner mit den Örtlichkeiten, handelnden Personen und sonstigen externen Reizen wie Gerüche etc. betraut gemacht wird und in der realen Praxis die Übungen erlernt und verfestigt. Er soll möglichst früh positive Erfahrungen machen, die auch Berührungen fremder Personen einschließen, damit er ein Gespür dafür entwickelt, dass ihm dort nichts Unangenehmes und Negatives erwartet und widerfährt.

Das gilt natürlich auch für alle sonstigen Maßnahmen, die im Kontext mit der Hundepflege oder medizinischen Untersuchungen stehen, sei es von fremder Hand oder durch euch selbst.

Je früher ihr z.B. den Welpen an Berührungen am und im Maulbereich und dem spielerischen Umgang mit einer Zahnbürste an seinen Zähnchen vertraut macht, desto einfacher wird er sich zukünftig die Zähne putzen lassen und damit den einen oder anderen Eingriff beim Tierarzt vermeiden können.

Apropos Zahnpflege: Ihr seid an weiteren hilfreichen Informationen zu dem Thema interessiert? Dann könnt ihr gerne unseren Artikel „Wie sieht die Zahnpflege bei Hunden aus?“ jederzeit lesen.

Schlussendlich soll durch das Medical Training das Leben des Hundes und aller Beteiligten, also Halter und Behandler im Umgang mit dem Vierbeiner erleichtert werden und keine zusätzlichen Probleme sich ausbilden.

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