„Das frisst er nie im Leben!“ – Medikamentengabe beim Hund

Unterschiedliche Arten von Medikamenten & Tipps zum Verabreichen

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Zuletzt aktualisiert am: 1.2.2024

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Das Wichtigste in Kürze

  • Medikamentengabe beim Hund: Es gibt Tabletten, Dragees, Tropfen, Pasten, Spot-On-Präparate, Sprays, Salben etc.
  • Tabletten können u.a. dem Hundefutter beigemischt werden
  • Medikamentengabe bei Verweigerung nicht einfach absetzen, sondern den Tierarzt kontaktieren
  • Medikamentengabe beim Hund nur nach Absprache mit dem Tierarzt
  • Medical-Training für den Hund = entspannte Medikamentengabe
  • Tipps und Tricks rund um die erfolgreiche Medikamentengabe beim Hund von der Tierärztin

Ist der Hund krank oder steht die regelmäßige Entwurmung an, so stellt sich für viele Hundebesitzer die Frage: „Wie bekomme ich die Medikamente in den Hund?“

Wer einen Labrador, Beagle oder Golden Retriever daheim hat, kann darüber nur schmunzeln. Vertreter dieser Rassen „inhalieren“ meist alles was ihnen vor die Schnauze fällt und nehmen Tabletten, Tropfen und Co. genauso selbstverständlich ein wie ihr tägliches Futter, die geklaute Wurst vom Tisch oder die übrig gebliebenen Kekskrümel.

Für alle anderen Tierbesitzer gilt: keine Panik! Hat man erst mal den besten Trick für seinen Liebling gefunden, klappt es auch bei wählerischen Fellnasen ohne Probleme.

Die Französische Bulldogge frisst ein Stück Gurke - das Fressen wird geschickt mit dem Medikament bestückt.
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Medikamentenformen & wie sie verabreicht werden?

Medikamente gibt es in unterschiedlichen Darreichungsformen

Medikamentenformen - von hart, über weich bis hin zu flüssiger Konsistenz

Für Tabletten/Kapseln/Dragees gilt allgemein: am besten immer mit Futter geben, also nicht auf nüchternen Magen, auch wenn es nicht explizit in der Packungsbeilage steht. Dies verbessert die Verträglichkeit, durch Schonung der Magenschleimhaut. Tabletten/Kapseln müssen nicht unbedingt als Ganzes gegeben werden, sondern können fast immer auch zerkleinert oder pulverisiert verabreicht werden. Für einzelne Medikamente gilt eine gesonderte Regel („Fressen zwei Stunden nach Tablettengabe“, „nur als Ganzes füttern“ o.Ä.), auf die Sie ihr Tierarzt gegebenenfalls hinweisen wird.

Medikamente als oral zu gebende Flüssigkeit/Paste oder in Pulver-/Granulatform können meist problemlos mit allen Futtermitteln gefüttert oder in Flüssigkeiten aufgelöst werden. Dabei aber darauf achten, dass kein Pulver lose auf dem Futter liegt, da es ansonsten durch Windstöße oder aufgeregtes Atmen des Hundes weggeweht werden könnte und dann nicht die benötigte Wirkstoffmenge beim Tier ankommt. Etwaige Unverträglichkeiten mit bestimmten Futterbestandteilen sind in der Packungsbeilage angegeben. Bei Unsicherheit werfen Sie also vorsichtshalber einen Blick darauf oder fragen Sie Ihren Tierarzt.

Spot-On-Präparate, die in Form einer öligen Flüssigkeit auf der Haut aufgetragen werden, können bei sehr aktiven Tieren zur Herausforderung werden. Falls das Tier kein Kommando für stilles Verhalten kennt („Steh“, „Platz“, „Ruhig“ o.Ä.) und keine Hilfsperson zur Hand ist, versuchen Sie ein Auftragen während der Ruhephasen des Tieres oder während es schläft. Alternativ können Sie auch den Futternapf mit etwas Futter füllen, das gut gekaut werden muss oder anderweitig präpariert ist, sodass der Hund ein paar Minuten benötigt, um alles aufzuessen. Wenn er Ihnen vertraut und auf sein Futter fixiert ist, können Sie die Zeit nutzen und das Mittel unauffällig auftragen. Für alle Spot-Ons gilt: das Mittel muss auf die Haut gelangen und sollte nicht am Fell herunter laufen, da es über die Haut aufgenommen werden muss. Daher nicht am sitzenden Hund auftragen („Schieflage“ des Rückens), immer das Fell gut Scheiteln und im Zweifelsfall lieber mehrere Stellen zum Auftragen nutzen, damit nicht zu viel Flüssigkeit auf einem Punkt ruht. Das Mittel zieht dann auch schneller ein und die Gefahr des Abschleckens wird ebenfalls verringert. Dabei möglichst Hautstellen benutzen, die das Tier beim Putzen schlecht erreicht (Nacken, Rücken), da diese Medikamente oral aufgenommen bei empfindlichen Tieren zu Erbrechen führen können und dann natürlich auch weniger Wirkung erzielt wird. Das Tragen von Handschuhen für den Anwender ist immer zu empfehlen.

Manche Medikamente sind auch in Form von Sprays erhältlich. Wenn Ihrem Tier das Geräusch der Sprühflasche nicht geheuer oder die zu behandelnde Fläche empfindlich ist (z.B. offene Hautstellen), aber das Medikament nur in Sprayform erhältlich ist, so eignet sich folgender Trick: ziehen Sie Gummihandschuhe an, Sprühen das Medikament auf Ihre Handflächen und verteilen es manuell auf der zu behandelnden Hautfläche. Dadurch umgehen sie Geräusch/Gefühl des Sprühstrahles. Tupfer/Küchenpapier/Taschentücher/Wattestäbchen eignen sich für diese Version NICHT, da sie das Medikament mehr aufsaugen als verteilen würden. Daher nur auf nicht-saugende Stoffe, wie Latexhandschuhe, zurückgreifen. Möchte der Hund nicht stillhalten, greifen Sie zum Beispiel auf die unter „Spot-On-Präparate“ genannten Möglichkeiten zurück.

Für Salbe/Gel/Creme gelten selbige Regeln wie für Spot-Ons und Sprays: die Wirkung wird nur auf der Haut und nicht auf dem Fell erzielt. Daher das Fell immer gut Scheiteln oder am besten kürzen/rasieren. Beim Auftragen lieber auf Gummihandschuhe, anstatt Tupfer und Co. zurückgreifen, damit nicht unnötig viel Salbe durch aufsaugen verloren geht. Bei kleinen oder schlecht erreichbaren Stellen sind Wattestäbchen ein gutes Hilfsmittel. Damit Ihr Hund die Salbe nicht sofort wieder abschleckt, am besten direkt vor dem Gassi gehen auftragen. Dann ist er abgelenkt, vergisst die Salbe in der Regel schnell und sie kann in Ruhe einwirken. Hier gilt auch: weniger ist mehr. Eine kleine gut aufgetragene Menge reicht meistens völlig aus. Sie stört den Hund weniger als eine dicke Schicht, kann genauso gut einwirken und ist natürlich sparsamer.

Beim Auftragen von Augensalbe am besten neben bzw. hinter das Tier stellen (mit gleicher Blickrichtung wie das Tier), den Kopf mit einer Hand unter der Schnauze fassen und leicht nach oben drücken. Dadurch öffnet das Tier fast immer automatisch die Augen etwas weiter. Anschließend mit der anderen Hand (in der sich die geöffnete Tube befindet) von hinten dem Auge nähern, die Augensalbe auftragen, eventuell zweites Auge behandeln, Kopf loslassen, fertig. Durch die Annäherung von hinten verhindern Sie, dass der Hund die Tube „kommen sieht“ und Fluchtversuche unternimmt. Wenn Sie die Salbe nicht auf dem pigmentierten Teil des Auges („Iris“) auftragen, sondern auf dem weißen Teil („Sklera“), verstärken Sie den Überraschungseffekt. In jedem Fall darauf achten, dass die Tube das Auge nicht berührt, sondern nur das Medikament aufs Auge tropft. Die Berührung ist sonst unangenehm bis schmerzhaft und erschwert erneute Eingabeversuche. Auch Krankheiterreger werden ansonsten von einem aufs andere Auge übertragen.

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Tipps & Tricks aus der Praxis zur oralen Medikamentengabe

Wie der Hund zur oralen Einnahme der notwendigen Medikation manipuliert werden kann.

Futterneid ausnutzen

Möchte ihr Hund immer gerne naschen, was sie gerade gegessen haben? Dann verpacken sie die Medizin in einem Stück Wurst oder Käse, tun so, als ob sie genüsslich hineinbeißen oder nehmen sich ein identisches Stück Wurst/Käse und halten ihrem Vierbeiner das präparierte Stück hin. Er wird es dann meist ohne Probleme hastig verschlingen. Selbiges funktioniert natürlich auch bei mehreren Tieren im Haushalt: was der andere bekommt, will ich auch!

Übertünchen

Ihr Hund riecht/schmeckt die Medizin meist sofort und frisst nur das Futter drum herum? Versuchen sie die Medizin in Leckerlie/Wurst/Käse mit intensivem Geruch/Geschmack zu verstecken. Dann fallen Tabletten und Co. weniger schnell auf.

Eins unter vielen

Präparieren Sie ein Stück Leckerlie/Wurst/Käse mit der nötigen Medizin. Geben Sie ein paar identische Stücke ohne Medizin, zwischendrin das präparierte Stück und dann wieder medizinfreie Stücke. Ihr Hund wird in der Regel so im „Fressmodus“ sein, dass ihm die Medizin nicht auffällt.

Auf die Konsistenz achten

Für Hunde, die ihr Futter brav kauen und nicht schlingen und dadurch Tabletten anhand ihrer Konsistenz aussortieren, eignet sich folgender Trick: packen Sie die Tablette in ein Stück härteren Schinken/Käse oder ein Leckerlie mit festerer Konsistenz (im Handel sind verschiedene Formen erhältlich, z.B. quadratische Stückchen oder Stangen).

Flüssigkeiten

Flüssigkeiten können gut auf kleine Stücke Knäckebrot/Haferflocken/Cornflakes oder ähnliche „aufsaugende“ Lebensmittel aufgetragen werden. Dann können alle Tricks zur Tablettengabe auch mit Flüssigkeiten angewendet werden.

Pasten

Pasten können bei absoluter „Fressunlust“ und Wehrhaftigkeit Ihres Hundes auf Pfoten oder Nase geschmiert werden. Die meisten Tiere werden ihrem Sauberkeitsdrang folgen und die Paste abschlecken, auch wenn sie ihnen nicht schmeckt.

Der Hund leckt sich die Schnauze sauber.
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Notfalls hilft nur die Zwangseingabe

Wenn der Hund mit den vorgenannten Tipps und Tricks nicht überlistet werden kann.

Die letzte Variante ist das zwanghafte Verabreichen des Medikaments

Ist Ihr Tier ein absoluter Experte und kein Trick schlägt an, so hilft nur noch die Zwangseingabe. Damit diese möglichst schonend und ohne Zwischenfälle abläuft, hier eine kurze Anleitung:

  1. Eine Hilfsperson ist meisten Gold wert! Lassen Sie sich den Hund durch einen Helfer schonend, aber effektiv fixieren. Durch einen guten Griff sind die meisten Tiere ruhig und die Eingabe wird deutlich erleichtert. Bei Tieren mit schlechter oder unbekannter Vergangenheit kann eine weitere Person eventuell kontraproduktiv sein, da sie sich dadurch bedroht fühlen. Entscheiden Sie selbst, ob eine Hilfsperson von Nöten ist. Sie können Ihr Tier am besten einschätze!

  2. Suchen Sie sich einen ruhigen Ort zur Eingabe, um unnötige Aufregung zu vermeiden.

  3. Positionieren Sie den Hund so, dass ein Zurückweichen möglichst ausgeschlossen ist (z.B. Fixation durch eine Hilfsperson, stehen in der Zimmerecke). Am besten im „Sitz“. Haben Sie dabei keine Angst, dass Sie Ihr Tier einschüchtern! Eine schnelle und effektive Medikamenteneingabe in einer kurzzeitigen unangenehmen Position ist allemal besser als langdauernde, stressige und am Ende vielleicht fehlschlagende Eingabeversuche.

  4. Zur Eingabe von Flüssigkeiten/Paste positionieren Sie sich hinter/neben dem Hund und fassen mit einer Hand unter seine Schnauze, um damit den Kopf zu fixieren. Nehmen Sie mit der anderen Hand die in einer Spritze aufgezogene Flüssigkeit und drücken den Anfangsteil der Spritze seitlich zwischen die Lefzen ins Maul. Eventuell müsse Sie dabei etwas Druck ausüben. Als Abwehrreaktion wird der Hund das Maul meist freiwillig öffnen. Drehen Sie nun die Öffnung der Spritze in Richtung Schlund und geben die Flüssigkeit ein, sodass der Hund gut Schlucken kann. Je nach Flüssigkeitsvolumen kann dies in einem Zug erfolgen oder Sie müssen die Flüssigkeit in kleineren „Schlucken“ eingeben, um ein Aspirieren in die Lunge zu vermeiden.

    Zur Eingabe von Tabletten/Kapseln/Dragees positionieren Sie sich vor dem Hund. Fassen Sie mit einer Hand von oben um die Schnauze, um den Kopf bzw. Oberkiefer zu fixieren. Nehmen Sie die Tablette in die andere Hand und drücken Sie die Schnauze auf, indem Sie mit dem Zeigefinger der selbigen Hand zwischen die Schneidezähne fassen und den Unterkiefer herunterdrücken. Alternativ können Sie auch die Fixierende Hand so positionieren, dass sie den Oberkiefer umfasst, während dabei der Daumen an einer Seite der Schnauze und die restlichen Finger an der anderen Seite zwischen Ober- und Unterkiefer drücken. Dadurch öffnet sich das Maul automatisch. Je weiter hinten (Richtung Kieferwinkel) Sie dabei fassen, desto leichter geht es. Ist das Maul geöffnet, legen Sie die Tablette möglichst weit hinten auf die Zunge und schließen das Maul sofort wieder. Der Hund wird anfangen zu schlucken ohne Zeit und Platz zu haben die Tablette im Maul herumzuschieben. Um das Schlucken zu provozieren können Sie bei geschlossen gehaltener Schnauze zusätzlich den Kehlkopfbereich von außen sanft massieren. Möglich ist auch, direkt nach Positionierung der Tablette mit einer Spritze eine kleine Menge Wasser ins Maul zu geben. Aus Reflex wird der Hund anfangen zu Schlucken. Auch zusätzlich zur Tablette oder direkt danach ein Leckerlie auf die Zunge zu legen wird das Schlucken erleichtern, da ein eventuell unangenehmer Geschmack der Tablette dadurch gemindert wird.

  5. Belohnung nicht vergessen! Wer zwar unfreiwillig, aber dennoch erfolgreich seine Medikamente zu sich nimmt, hat sich eine Belohnung verdient. Direkt nach der Eingabe sollten Sie ihr Tier mit Streicheleinheiten, Spielen oder Futter belohnen. Dadurch wird die Zwangsmaßnahme weniger negativ oder sogar positiv verknüpft und weitere Eingaben erleichtert.

    Viel Erfolg!
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Was könnt ihr ansonsten noch vorbeugend für eine leichtere Medikamentengabe tun?

Probiert es mal mit Medical Training!

Bereits vielfach erfolgreich mit Zoo-, Zirkus- und Heimtieren erprobt

Um perspektivisch verschiedenene Behandlungs- und Pflegemaßnahmen inklusive der Medikamenten- und Antiparasitikagabe an eurem Hund selber durchzuführen oder von einem Profi, sei es der Tierarzt, die tiermedizinische Fachangestellte oder die Mitarbeiter/innen eines Hundesalons, erledigen zu lassen, hilft es eurem Hund enorm, wenn er von klein auf an Berührungen und unterschiedliche veterinärmedizinische Utensilien und Pflegewerkzeuge gewöhnt wurde. Der Hund sollte frühzeitig auf positive Art damit vertraut gemacht werden, damit er entspannt mit den dann bekannten Maßnahmen umgehen kann.

Eine sehr wirksame und zahlreich erprobte Trainingsweise ist hierfür das Medical Training, dessen Hintergrund und Trainingsmethode ihr in unserem ergänzenden Leitartikel nun gerne lesen könnt.

Weitere Fragen rund um die Medikamentengabe beim Hund

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