Targettraining für den Hund
Der Einsatz von hilfreichen Targets beim Hundetraining.
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2021
Beim Targettraining wird ein bestimmtes Verhalten des Hundes mit Hilfe eines Targets konditioniert. Warum diese Form des Trainings so effektiv und hilfreich ist, erfahrt ihr hier.
Was das Targettraining ist, wie es funktioniert und im Hundealltag effektiv genutzt werden kann, werden wir in den weiteren Ausführungen ausführlich beschreiben. Sicherlich werdet ihr damit einen weiteren Baustein und Trainingsmethode kennenlernen, die euch u.U. beim Hundetraining wertvolle Hilfe leisten kann. Lasst euch überraschen.
Was ist Targettraining?
Targettraining wird zur Konditionierung von gewünschten Verhalten bei Hunden genutzt.
Der Einsatz von Targets beim Hundetraining mit positiver Verstärkung
Targets (=Ziele) werden vielfach von Hundetrainern und Hundehaltern aktiv beim Hundetraining, dem Einstudieren von Hundetricks, über sonstige Beschäftigungen und Aktivitäten im Alltag, bis hin zum Hundesport genutzt.
Überall dort, wo es um die positive Verstärkung von erwünschtem Verhalten des Hundes geht, das wir ausführlich in unserem Artikel "Richtiges Loben & Motivieren beim Welpen & Hund" beschrieben haben, sind Targets wirkungsvolle Hilfsmittel, um den Hund auf bestimmte Verhaltensweisen zu konditionieren.
Beim Targettraining definiert der Hundeführer ein konkretes Ziel (=Target), welches der Welpe/Hund mit einem Körperteil (Nase, Pfoten u.a.) berühren muss und somit für ihn einen Trainingsmittelpunkt darstellt. Dies können beispielweise die Hand oder der Finger des Hundeführers sein, oder ein sonstiges Zielobjekt, wie ein Targetstab, ein einfacher Stock im Wald, ein Ball auf dem Boden, ein herkömmlicher Kochlöffel oder die Rolle Toilettenpapier. Die Variationen und verwendbaren Objekte sind nahezu unbegrenzt.
Damit lässt sich Verhalten des Hundes als Trainingsziel bewusst und gezielt steuern, damit viele gewünschte Abläufe und Handlungen des Hundes bei den Erziehungs- und Ausbildungsmaßnahmen, leichter beigebracht und einstudiert werden können. Aber auch bei Angsthunden und Hunden mit ausgebildeten Verhaltensproblemen, wird das Targettraining effektiv angewendet, um Hemmungen, Angstverhalten und Aggressionen erfolgreich abzubauen.
Dabei hat der Halter eine enorme Vielfalt an denkbaren Szenarien, sprich die Wahl der potentiellen Targets und die Art und Weise, wie diese gezielt bei der Zusammenarbeit mit dem Welpen/Hund genutzt werden können, sind enorm.
Zudem macht es den Hunden in aller Regel viel Spaß mit ihrem Halter die Trainingsübungen mit den unterschiedlichsten Targets zu proben, sie werden durch die positive Verstärkung und die Erfolge motiviert, was das Selbstvertrauen der Hunde stärkt. Gleichzeitig wird die Frustrationsrate durch deutlich weniger Fehlversuche und einer entsprechend hohen Belohnungsquote, stark reduziert, da der Welpe/Hund die Übungsablaufe einfacher mit den Targets erlernen kann. Das regelmäßige Wiederholen der Trainingsabläufe schenkt ihnen die notwendige Sicherheit in ihren Ausführungen.
Das Ziel beim Targettraining mit Hunden liegt darin, zunächst den Welpen/Hund auf ein Target zu konditionieren, damit im weiteren Verlauf des Trainings, gewünschte Bewegungsabläufe und Handlungen, z.B. des Grundgehorsam (bei Fußlaufen) sicher antrainiert werden können. Der Einsatz des Targets erleichtert dem Hund und seinem Hundeführer die Umsetzung des gewünschten Trainingsziels.
Beispiel:
Der Hund wird darauf trainiert, mit seiner Nase (Nasentouch), die Hand (Target) des Hundeführers anzustupsen bzw. zu berühren. Dies soll der Hund konzentriert ausüben, wenn der Halter sich vorwärtsbewegt und der Welpe/Hund neben ihm herläuft. Später wird dann das Kommando oder der Befehl Fuß kombiniert, wodurch dann am Ende des Tages der Welpe/Hund sauber bei Fuß laufen soll.
Kann das Targettraining mit jedem Hund angewendet werden?
Welpe, Junghund, Seniorhund, Rassehund, Mischling, Groß und Klein – für alle etwas dabei.
Für das Targettraining steht jedem Hund die Tür offen
Ja. Das Schöne beim Targettraining ist die Tatsache, dass diese Trainingsform im Grunde mit allen Hunden jeglicher Lebensphasen, erfolgreich angewendet werden kann.
Ob es nun der Welpe für die Welpenfrüherziehung ist, der heranwachsende und pubertäre Junghund beim Hundesport, der ausgewachsene und im besten Alter befindliche Labrador Retriever, Mischlingshund oder Hybridhund oder gar der Seniorhund ist, es funktioniert bei praktisch allen Vierbeinern.
Es ist zudem egal, ob groß oder klein, nur das eingesetzte Target wird entsprechend auf die individuelle Größe angepasst.
Warum? Ein Chihuahua wird schwerlich die Hand (Target) seines Herrchen und Frauchen beim Fußlaufen mit der Nasenspitze (Nasentouch) berühren können. Aber keine Angst auch für die Kleinen unter den Hunden gibt es die passende Trainingslösung.
Natürlich muss im Vorfeld jeder möglichen Trainingsform oder Aktivität überprüft werden, wie der jeweilige Gesundheitszustand und die gesamte körperliche Konstitution jedes Hundeindividuum ist, damit hieraus keine gesundheitlichen Schäden durch das Konditionieren und Trainieren mit den Targets für den Vierbeiner resultieren. Es soll schließlich einen positiven Effekt herbeiführen und dem jeweiligen Hunden keine Schäden zuführen.
Bei welchen Hundesportarten findet das Targettraining Anwendung?
Von Agility bis VPG: Der Hundesport nutzt aktiv Targets für die Umsetzung der einzelnen Disziplinen.
Abläufe und Handlungen des Hundes im Hundesport durch Targets fördern
Targets sind beliebte Hilfsmittel bei den unterschiedlichsten Hundesportarten, um die Umsetzung der vielseitigen Übungen und Trainingssequenzen für den Hund zu vereinfachen und den Lerninhalt besser zu vermitteln. Kurzum, durch das Targettraining können die verschiedenen Inhalte der Hundesportarten, dem Hund schneller, einfacher und effektiver beigebracht werden.
Bei den folgenden Hundesportarten kommt das Targettraining u.a. zum Einsatz:
- Agility
- Trickdog
- Dogdance
- Obedience
- IPO für Vielseitigkeitssport (VPG) / Gebrauchshundesport
Solltet ihr Hundehalter und Hundesportanhänger mit eurem Hund erfolgreich das Targettraining in anderen Sportarten zum Einsatz gebracht haben, freuen wir uns über eure Erfahrungen und Informationen, damit wir diese mit allen anderen Hundehaltern teilen können.
Welche Targets kommen zum Einsatz?
Körperteile von Hund und Halter bis hin zu Gegenständen werden als Targets genutzt.
Welche Körperteile des Hundeführers und welche Gegenstände werden beim Targettraining genutzt?
Wenn wir über Targets beim Targettraining sprechen, so sind eigentliche alle denkbaren Gegenstände und Körperteile des Hundeführers als Zielobjekte möglich.
So kann sich Herrchen und Frauchen beim Targettraining einerseits alltägliche Gegenstände einbauen, anderseits gibt es natürlich jede Menge Targets für das Hundetraining in Hundefachgeschäften und speziellen Onlineanbietern zu kaufen.
Der Einsatz von Hilfsmitteln zur Konditionierung von Tieren ist vielen sicherlich bereits mehrfach über den Weg gelaufen, aber beim Betrachten sicherlich nicht in einen Zusammenhang mit dem Trainieren von Tieren bewusst gesetzt worden. So findet man bei Zirkusvorstellungen, beim Arbeiten mit Wildtieren im Zoo und beim Einsatz von Elefanten als Arbeitstiere (z.B. Indien) immer wieder einen langen Stab, der die Zusammenarbeit und das Konditionieren der wilden Tiere erleichtert. Schaut man sich beispielsweise in der Zirkusmanege den Auftritt mit Löwen, Tigern und anderen Raubkatzen an, so erhält man einen Eindruck über die Wichtigkeit des Stabes (Targetstab) für die Führigkeit der Tiere. So wird mit Hilfe des Stabs die Raubkatze dazu gebracht, durch einen Reifen zu springen, über einen Balken und eine Wippe zu Balancieren oder von Sitzplatz zu Sitzplatz zu springen.
Wir wollen einige Ziele (=Targets) aufzählen, die beim Targettraining mit dem Hund u.a. zum Einsatz kommen. Die Liste ist nahezu unendlich erweiterbar.
Körperteile des Hundeführers/Halters als Target
- Hand
- Finger
- Faust
- Handfläche innen / außen
- Wade
- Bein
- Fuß
- Blickkontakt
Gegenstände als Zielobjekt bzw. Target
- Stock
- Targetstab
- Target Stick
- Hundedecke
- Kissen
- Karton
- Poststicks
- Ball
- Toilettenpapierrollen
- Teller
- Stuhl
- Schuh
- Frisbee
- Fliegenklatsche
- Teleskopstab
- Kochlöffel
- Stift
- Balance Scheiben
- Bodentarget in unterschiedlichen Formen (Dreieckig, Rund, Quadratisch etc.)
- Noppenbälle
- Hut
- Stein
- Mauspad
- Kindertrommel
- Holzklotz
- Baum
- Skateboard
Die vorgenannten Targetbeispiele könnten wir nun immer weiter fortführen, wollen aber einfach nur einen breiten Eindruck vermitteln, was der jeweilige Halter für das Training mit seinem Hund verwenden kann und vor allen Dingen auf Gegenstände aus dem Haushalt und des eigenen Körper zurückgreifen kann.
Sprich, es müssen nicht zwingend Anschaffungen getroffen werden, damit mit dem Targettraining losgelegt werden kann. Wie dies funktioniert, werden wir weiter unten exemplarisch an einigen üblicherweise genutzten Targets aufzeigen.
Welches Körperteil wird beim Targettraining vom Hund am häufigsten eingesetzt?
Im Grunde kann der Welpe/Hund jedes Körperteil verwenden, um das Zielobjekt bzw. Target damit zu berühren. Denkbar sind Nase, Pfote, Kinn, Stirn, Schulter, seitlicher Bauch, Po und vieles mehr. Der Kreativität von Hundeführer und Hund stehen hier Tür und Tor offen.
Die enge Zusammenarbeit und intensive Kommunikation, die für das Targettraining notwendig sind, schweißen zudem das Hund-Mensch-Team sehr stark zusammen. Je intensiver somit die Beziehung sowie Bindung sind und sich der Hund vertraulich seinem Hundeführer und Halter öffnen kann, desto effektiver ist die Umsetzung und je mehr lässt sich ausprobieren, was wiederum auf die Flexibilität an potentiellen Körperteilen, die für das Targettraining eingesetzt werden können, großen Einfluss nimmt.
In der Praxis kommen aber aus Praktikabilitätsgründen, manche Körperpartien der Vierbeiner präferiert zum Einsatz. Will heißen, der Einsatz dieser Körperteile ist für den Welpen/Hund leichter zu verstehen und damit ideal geeignet um nützlich Fähigkeiten zu erlernen.
Wie wird das Targettraining umgesetzt & wo findet es im Alltag Anwendung?
Erst Konditionierung, dann Training und schließlich Verwendung z.B. im Sport, der Hundepflege oder beim Tierarzt.
Targettraining: Viele Herangehensweisen und Einsatzmöglichkeiten
Nun wollen wir schauen, wie das Targettraining in Teilbereichen ablaufen kann und wo schließlich im Alltag die einstudierten Lerninhalte, aktiv eingesetzt werden können. Ihr werdet sehen, wie lohnenswert diese Trainingsform sein kann, da es auch aus unbequemen Situationen heraushelfen kann.
Dabei ist die Herangehensweise auf unterschiedlichste Methode denkbar, viele Wege führen schließlich nach Rom. Und jeder erfolgreiche Weg ist für uns und alle Hundehalter interessant in Erfahrung zu bringen, damit die community von den positiven Erfahrungen jedes Einzelnen, aktiv profitieren kann. Also, teilt uns doch einfach eure Trainingsmethoden mit!
Bevor aber mit dem Training losgelegt werden kann, sind noch einige wichtige Details im Vorgang eines jeden Trainings zu beachten:
- Ermöglicht dem Welpen/Hund vor dem Training einen Toilettengang, damit er sich lösen kann und sein Geschäft verrichtet. Er wird deutlich entspannter und damit konzentrierter bei der Arbeit sein.
- Ihr seid als sein Rudelführer derjenige, der den Anfang und das Ende jeder Aktivität, auch des Targettrainings, bestimmt. Wichtig dabei ist, das Training erst mit einem Erfolg für den Welpen/Hund abzupfeifen, da es dessen Motivation und Selbstwertgefühl stärkt und das Training auf dem Erfolg für den Welpen/Hund basiert.
- Wollt ihr euren Welpen in der Welpenfrühphase ausbilden, so geht äußerst behutsam mit dem jungen Vierbeiner um. Besonders die positiven Erlebnisse stehen beim Welpen in der sensiblen Entwicklungsphase (Prägungsphase und Sozialisierungsphase) im Fokus. Warum? Sie prägen seine Persönlichkeit für das ganze Hundeleben und hier sollte Positivität und Erfolg an oberster Stelle stehen. Tiefgreifendere und wissenswerte Informationen, sind in unserem Artikel „Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen“ zu lesen.
- Schafft eine stressfreie, reizarme Atmosphäre, damit der Welpe/Hund sich voll auf das Training konzentrieren kann und nicht durch die unterschiedlichsten Reize und Umwelteinflüsse abgelenkt wird. Schritt für Schritt kann dann im Verlauf der Trainingseinheiten und zunehmender Sicherheit der bisherigen Übungen, das Ablenkungspotential sukzessive angepasst werden.
- Der Schwierigkeitsgrad geht bei niedrig/einfach los und wird erst gesteigert, wenn der Welpe/Hund die aktuelle Trainingsübung sicher und vielfach erfolgreich umgesetzt hat.
- Übe mit deinem Welpen/Hund in kurzen Trainingseinheiten (1-2 Minuten, dann sukzessive auf 5 Minuten langsam erhöhen), mehrfach am Tag. Erschöpfung und Überforderung sind unbedingt zu vermeiden, besonders sensibel sollte hier der Umgang mit den Welpen erfolgen. Die Trainingseinheiten sind an die Ruhe und Schlafzeiten anzupassen. Hat der Welpe/Hund Pause, so können seine Bezugspersonen die Zeit mit gemeinsamen Spielen nutzen, ihm ausreichend Streicheleinheiten und Zuwendung zukommen lassen, oder auch alle anderen Dinge der artgerechten und rassespezifischen Hundehaltung erledigen. Auf ein ausgewogenes Verhältnis, unter dem Aspekt des jeweiligen Lebensalters, ist hierbei ein Augenmerk zu halten.
- In der ersten Zeit werdet ihr unter Umständen Futter/Leckerchen in den Trainingsablauf für die Belohnung und Motivation eures Welpen/Hund einsetzen. Zieht dieses Futter von der Gesamtration und dem Tagesbedarf ab, damit dem Vierbeiner nicht zu viel Kalorien und Energie zugeführt wird. Ein Tipp: Gebt dem Welpen/Hund am Morgen eine Grundration an Futter, damit sein Magen gefüllt ist. Das weitere Hundefutter teilt ihr auf die Trainingseinheiten auf, damit der Welpe/Hund begreift, etwas für sein Fressen ableisten zu müssen. Er wird damit führig arbeiten, da er seinen Magen füllen und satt werden will und euch somit als seine Futterquelle ansehen, den es mit seinem Verhalten zu gefallen gilt, damit bei Erfolg sein Futter fließt.
- Bei Targettraining ist es ratsam, für den Welpe/Hund direkt ein System bzw. Grundordnung derart einzubauen, dass er relativ schnell kapiert, was in Verbindung mit einem gerade verwandten Target von seiner Seite zu tun ist. Stupst er mit der Nase die Hand an, so sollte man also ein anderes Hörzeichen (z.B. Touch oder Hand) verwenden, nimmt er aber seine Pfote für die Berührung so macht es Sinn direkt ein anderes Hörzeichen (z.B. Tipp oder Pfote) einzuführen. Selbiges kann man bei der Verwendung eines Targetstabs vornehmen, indem alle Übungen mit der Nase Stab A (Targetstick, Teleskopstift u.a.) hergenommen wird und für die Berührung mit der Pfote ein anders aussehender Stab B (Kochlöffel, Fliegenklatsche u.a.). Somit begreift der Welpe/Hund relativ schnell, was wann zu tun ist, ob Nase oder Pfote eingesetzt werden sollen.
- Zu guter Letzt solltet ihr immer auf euren individuellen Welpen/Hund eingehen und an dessen Charakterzüge und Wesensausbildung das Training anpassen. Denn es macht von der Herangehensweise einen gewaltigen Unterschied, ob der Vierbeiner einen ruhigen, ausgeglichenen Charakter mitbringt, oder aber es sich um einen nervösen, ängstlichen bis hin zu einem umtriebigen, temperamentvollen und spielverrückten Hund handelt. Geduld, Einfühlungsvermögen, Disziplin und liebevolle Konsequenz sind die richtigen Grundpfeiler im Umgang mit dem Welpen/Hund bei den Erziehungs- und Ausbildungsmaßnahmen.
Nun kann es mit einigen der unterschiedlichen Targets losgehen, die wir in den weiteren Ausführungen ausführlich beschreiben:
Das Handtarget
Als erstes Beispiel wollen wir das Handtarget nehmen, denn mit dem Berühren der Hand u.a. durch das Anstupsen mit der Nase, der Pfote oder dem Kinn des Welpen/Hundes, kann der Vierbeiner hervorragend für wichtige, herausfordernde und heitere Bewegungsabläufe, im Alltag trainiert werden.
Zunächst einmal muss natürlich der Welpe/Hund, in unserem Beispiel auf die Hand seines Hundeführers als Ziel (=Target) konditioniert werden. Diese steht von nun an im Mittelpunkt des Trainings.
Dafür ist es notwendig, dass Du Dich als Hundeführer für die Umsetzung des Trainings, für eine Trainingsvariante mit dem Clicker oder eines sprachlichen Belobigungswortes/Hörzeichens wie Touch, Stups, Point, Hand entscheidest.
In unserem Fallbeispiel haben wir uns für das Markern mit dem Clicker entschieden, hinzu kommt der Einsatz von Futter als Belohnung/Motivation. Was das Clickertraining genau ist, woher diese Trainingsform kommt und wie sie funktioniert, haben wir in dem ausführlichen und lesenswerten Artikel „Das Clickertraining“ beschrieben.
Halte dafür Deine Hand (erstmal offen oder direkt so, als ob ihr ein Leckerchen zwischen den Fingern haltet) nach unten und warte bis der Welpe/Hund sich daran macht, die Hand mit der Schnauze/Nase zu berühren. Aber er muss Dich berühren und nicht Du ihn. Früher oder später wird der Vierbeiner dies sicherlich tun, da er aus reiner Neugierde und der Kontaktsuche dies ausführen und die Hand beschnuppern wird. Ansonsten kannst Du auch Deinen Hund leicht anlocken, mit „Komm“ oder „Hier“, oder die Hand leicht in seine Richtung strecken, wie auch immer und in der allergrößten Not ein Stück Futter in die erwähnte Handhaltung nehmen. Berührt er schließlich die Hand, so muss nun punktgenau und präzise das Klicken mit dem Clicker ausgeführt werden und ihm unmittelbar ein Stück Futter mit der anderen Hand gereicht werden. Solltest Du auf die Notlösung mit dem Stück Futter in der Hand zurückgreifen müssen, dann gibst Du dem Hund natürlich dieses.
Diese Übung wiederholst Du nun 10mal je Trainingseinheit, bis der Ablauf erfolgreich beherrscht wird und die Grundkonditionierung stabil sitzt und quasi selbst im Schlaf funktioniert. Entscheidend ist vor allen Dingen, dass der Welpe/Hund durch die Wiederholungsrate und dem ständigen Verstärken seines erfolgreichen Verhaltens, den Ablauf verinnerlicht. Bestätigung ist und bleibt das A und O der Übung.
Erst dann kann der Schwierigkeitsgrad leicht angehoben werden und beispielsweise die bisherige Hand in unterschiedlichen Stellungen, mal höher, mal tiefer, mal mehr rechts, mal mehr links vom Hund oder von der bisherigen rechten Hand auf die linke gewechselt werden, bis beide Hände als Target so sicher einstudiert sind, dass der Welpe/Hund beidseitig die Hand als Target angenommen hat. Auch die Entfernung zum Welpen/Hund kann variiert werden und der Zeitfaktor für das Berühren der Hand wird gesteigert, damit die Komplexität schrittweise erhöht wird und für die spätere Anwendung ein Grundrüstzeug bietet.
Diese Grundübungen müssen wie aus dem Effeff sitzen, da sie die Basis für die weiteren Übungen mit dem Handtarget sind. Und wie wichtig diese beidseitige Funktion in Stresssituationen perspektivisch als Lösung für den Hund sind, kann folgendes Beispiel liefern:
Du gehst zur morgentlichen Gassirunde mit deinem Hund nach draußen und läufst die übliche Wegstrecke. Aus sicherer Entfernung siehst Du einen entgegenkommenden Spaziergänger mit einem Rottweiler an der Leine. Dein Hund hat nun ebenfalls beide entdeckt und Du spürst sofort, dass sich das Verhalten Deines Hundes ändert. Er wirkt unruhig, nervös und ängstlich. Nun ist es Zeit für Dich als Rudelführer und Leittier, Deinem Hund aus der Patsche zu helfen. Du musst mit einer Lösung aufwarten, mit Sicherheit und ohne Nervosität vorangehen, da der Hund Deine Gemütslage sofort spürt und auf sich überträgt. Lotse mit dem einstudierten Handtarget, Deinen Hund ohne Druck geschickt auf die entgegengesetzte Seite des Rottweiler und dessen Hundeführers. Sitzt das Handtarget zu 100%, dann wird sich Dein Hund beim Vorbeilaufen auf die Hand konzentrieren und mit seiner Nase an der Hand verweilen. Dadurch ist er von der Situation abgelenkt und von der bisherigen Stresssituation befreit.
Damit wird durch das Fallbeispiel ersichtlich, dass durch das vorherige Konditionieren des Hundes auf das Handtarget, der Alltag in vielen Situationen durch eine einfache Führigkeit des Welpen/Hundes, erleichtert wird. Der Hundeführer ist somit so flexibel, im Idealfall die Position seines Hundes von rechts nach links und umgekehrt, beim Fußlaufen gezielt zu steuern. Auch jede andere Positionierung, wie z.B. das Leiten des Hundes vor den Hundeführer, mit anschließendem Sitzzeichen, ist problemlos zu machen.
Ist das Handtarget einmal erfolgreich beim Hund als Ziel eingeprägt, so ist die Verwendungsmöglichkeit im Hundealltag nahezu unbegrenzt.
Bei Einstudieren von Hundetricks kann somit der Hund im Kreis um die eigene Achse geführt werden, das Pfötchengeben oder das Männchenmachen wird damit zur Leichtigkeit, genauso wie er durch Slalomstangen rechts- und linksrum geführt werden kann oder er ist in der Lage, dieselben Spielchen zu durchlaufen, wie der große Löwe in der Manege, in dem der Hund über einen Balken balancieren kann, eine Agilitywippe beläuft oder über, auf bzw. durch einen Gegenstand springt. Ist der Welpe/Hund mit seinem Halter beim Tierarzt und soll gewogen werden, so ist es ein Leichtes den Hund mit Hilfe des Handtargets auf die Waage zu lotsen oder auf den Behandlungstisch beim Tierarzt bzw. dem Hundesalon springen zu lassen, was u.a. durch das aktive Kooperieren des Hundes zu einem entspannteren Tierarztbesuch bzw. Besuch beim Hundefrisör führt.
An dieser Stelle wollen wir euch eine weitere Trainingsmethode "Medical Training" ans Herz legen, mit der ihr gezielt euren Hund mit weiteren Trainingswerkzeugen auf den Tierarztbesuch, tiermedizinische Behandlungen und die Pflegemaßnahmen vorbereiten und ihm die Angst nehmen könnt.
Weiters hilft das Handtarget auch für alltägliche Abläufe, wie beispielsweise den notwendigen Autofahrten. Das Einsteigen in den Kofferraum wird dan zu einem Kinderspiel, denn auch hier hilft das einstudierte Target hilfreich weiter.
Wow, was für ein Hilfsmittel, diese Handtargets!
Der Targetstab
Auch der klassische und vielfach verwendete Targetstab, verlangt zunächst dieselbe Grundausbildung und Konditionierung wie das Handtarget. Sprich, der Welpe/Hund ist genauso auf den Stab oder welcher alternative Gegenstand (Kochlöffel, Teleskopstift, Fliegenklatsche u.a.) verwendet wird, zu konditionieren, damit das Target als sein zukünftiges Ziel für die nachfolgenden Übungen angenommen ist.
Der Stab, Kochlöffel oder Teleskopstift wird dem Hund entgegengehalten, bis er neugierig mit seiner Nase zum beschnuppern herankommt. Berührt er den Gegenstand mit seinem Nasenschwamm, so liegt es nun am Hundeführer, im selben Moment mit dem Clicker zu Klicken oder ein alternatives Hörzeichen, wie Touch, Stab, oder Point auszusprechen. Als Belohnung folgt sofort im Anschluss eine kleine Futtergabe. Dieser Vorgang muss in einigen Trainingseinheiten solange eingeübt werden, bis der Einsatz des Gegenstandes für den Welpe/Hund zur Normalität geworden ist und ihr damit nun zur weiteren Verwendung übergehen könnt.
Um dem Vierbeiner das Herantasten zu erleichtern, kann am Anfang der Konditionierung auch das freie Formen (free shaping) aus dem Clickertraining genutzt werden. Hierbei verstärkt und belohnt der Hundeführer bereits jedes angebotene Verhalten von Seiten des Hundes, im Zusammenhang mit dem eingesetzten Stab, durch das Klicken des Clickers, sobald der Hund in die Richtung blickt, auf den Stab zukommt, bis er zu einem späteren Zeitpunkt diesen berührt. Damit wird jedes Verhalten, dass eine Annährung auf den neuen unbekannten Gegenstand herbeiführt, belohnt und damit der Vierbeiner zu weiteren eigenständigen Handlungen motiviert. Das Prinzip nach Versuch & Irrtum (Trial & Error) wird hier angewandt, wobei der Hund in diesem Fall mit seinem Verhalten den Weg vorgibt, statt üblicherweise der Hundeführer diesen bestimmt. Auch diese Verfahrensmethode stellt eine ideale Vorgehensweise auf dem Weg zum Ziel dar. Hierzu lohnt es sich tiefere Kenntnisse und Trainingsdetails in unserem gesonderten Magazinartikel „Das Clickertraining“ anzulesen.
Beherrscht der Welpe/Hund das Berühren des Gegenstandes so können weitere Schwierigkeitsgrade und alternative Positionierungen des Gegenstandes erfolgen, die immer wieder so lange einstudiert, verstärkt und belohnt werden müssen, bis die Erfolgsrate nahezu 100% beträgt.
Welche Veränderungen sind hierfür denkbar?
Der Gegenstand (Stab, Stift, Kochlöffel) kann mal in der rechten Hand, mal in der linken gehalten werden. Auch die Entfernung des Stabes zum Hund kann mal nur 50 cm betragen, aber durchaus auch auf ein paar Schritte weiter angepasst werden. Genauso sind Varianten in der Höhe nach oben (Hund muss sich strecken oder gar Männchen machen) und unten (Hund muss sich bücken oder gar Platz machen), beliebte Varianten. Aber auch die Dauer des Berührens wird sukzessive gesteigert, in der der Hund mit seinem entsprechenden Körperteil den Gegenstand berührt. Durch die Abwechslung ist nicht nur die Herausforderung größer, sondern der Hund empfindet durch die Abwechslung auch Freude und Spaß.
Wofür kann nun der Stab bzw. Gegenstand in weiteren Trainingsübungen eingebaut und die erreichten Lerninhalte eingesetzt werden?
Ein unbedingt notwendiger alltäglicher Bewegungsablauf und Befehl für das Führen des Hundes ist das Fußlaufen. Denn ein ordentlich funktionierendes Kommando „bei Fuß gehen“ mit oder ohne Leine, sichert in vielen Situationen das sorgenfreie Vorwärtskommen für Hund und Halter. So können nämlich u.a. territoriale oder sexuelle Reize beim Aufeinandertreffen bzw. Begegnung mit einem anderen Halter-Hund-Gespann äußerst herausfordernd werden und durch das richtige Grundgehorsam des Hundes, inklusive dem Bei-Fuß-Gehen, dennoch die Situation ohne verheerenden Zwischenfall meistern lassen.
Oder aber das Hund-Mensch-Team ist mal wieder zur Gassirunde auf dem nahegelegenen Rheinuferweg unterwegs und der Welpe/Hund erkundet mit seiner Nase die Hinterlassenschaften seiner Artgenossen oder aber andere Umwelteinflüsse reizen ihn, so ist seine Aufmerksamkeit in diesem Moment nicht unbedingt dem Hundeführer zugewandt, sondern die Ablenkungen sind punktuell deutlich interessanter. Nun naht aber eine Gruppe Fahrradfahrer und der Hundehalter möchte seinen Vierbeiner zu sich an die schützende abgewandte Seite bringen, sprich aus der Gefahrenzone für Hund und Fahrradfahrer herausleiten, so ist dies mit dem richtigen Training unter dem Einsatz des Targetsticks sicher möglich.
Um an diesen Punkt zu kommen, hilft u.a. der Targetstab als Hilfsmittel für das Erlernen des Bei-Fuß-Gehen. Ist der Welpe/Hund einerseits, wie oben beschrieben, auf den Stab konditioniert und andererseits die erhöhten Anforderungen auf Dauer/Zeit ebenso trainiert worden, so kann die Übung mit dem Targetstab nun im weiteren Verlauf das Trainieren des Fußlaufens optimal und erfolgsorientiert unterstützen. Besonders geeignet ist diese Variante bei kleineren Hunderassen und Hunden, die von der Praktikabilität nicht ohne Weiteres mit der Nase an die herabhängende Hand des Handtargets kommen würden. Mit dem Targetstab stellt dies aber kein Problem dar.
Das erste Heranarbeiten mit dem Targetstab auf dem Weg zum Bei-Fuß-Gehen kann folgendermaßen ablaufen:
Zunächst lässt der Hundeführer den Welpen/Hund neben sich an seiner rechten Seite in die Grundstellung der Sitzposition bzw. des Befehls Sitz absitzen. Ist dies soweit erfolgt, so kommt der nächste Schritt, nämlich die Einführung des Targetsstabs in die Trainingseinheit. Für das Einstudieren dieser Trainingsübung nimmt nun der Halter den Targetstab in seine rechte Hand, hält den Arm am Körper leicht nach vorne gerichtet herunter und motiviert den Hund den Stab wie gewohnt mit seiner Nase zu berühren. Zu diesem Zeitpunkt muss natürlich bereits das Berühren auf Dauer bzw. das Folgen des Stabes bei jeglichen Bewegungen seines Hundeführers, ob rechts herum, links herum oder vor im her, erfolgreich trainiert worden sein und bestens sitzen. Nun geht der Hundeführer einen Schritt langsam vorwärts, der Hund hält weiterhin die Nase am Stick, folgt dem vorwärtsschreitenden Hundeführer mit dem Targetstab, bis der Zielwert für die Trainingseinheit erreicht ist (bsp. 10 Schritte). Sukzessive wird die Entfernung langsam gesteigert.
Auch andere Verhaltensweisen, die den Alltag mit dem Hund vereinfachen und auch erheitern können, sind durch die Hinzunahme eines Targetstabs oder eines anderen gleichartigen Gegenstandes einfacher und leichter einzuüben.
So kann der Targetstick nun vom Hundehalter an einen anderen Gegenstand gehalten werden, damit der Welpe/Hund mit der Nase oder einem anderen einstudierten Körperteil, diesen Gegenstand berührt. Im späteren Verlauf wird aus dem Halten nur noch ein Antippen des entsprechenden Gegenstandes und dem darauffolgenden Berühren des Hundes.
So könnte der Welpe/Hund darauf konditioniert bzw. trainiert werden, einen Lichtschalter, eine Klingel oder eine Hundeklappe mit der Nase oder der Pfote zu berühren, im fortschreitenden Training gar zu betätigen und damit unter Umständen das Leben im Alltag dahingehend zu vereinfachen, dass der Vierbeiner in die Lage versetzt wird, sich für seinen Toilettengang durch das Betätigen einer Hundeklingel/Hundeglocke bei seinen Bezugspersonen bemerkbar zu machen, um die Tür für nach Draußen oder zum Wiedereinkehren geöffnet zu bekommen. Eine weitere Alternative ist die alleinige Betätigung einer Hundeklappe durch das Öffnen dieser mit seiner Schnauze/Nase beim Durchlaufen. Des Weiteren gibt es Futterspender, die durch das Auslösen eines Kontaktes, der mit der Schnauze/Nase des Vierbeiners gedrückt wird, eine Ration Futter in den Napf befördert. Auch hier wäre im Vorfeld das Targettraining mit dem Stab eine wertvolle Grundlage.
Wofür kann man den Targetstab noch nutzen?
Hat man einen Hund, mit dem man zukünftig sich dem Hundesport zuwenden möchte und beispielsweise am Turnierhundesport oder Rally Obedience teilnehmen will oder aber der Hund soll morgens mit seinem Hundehalter die morgentliche Joggingrunde absolvieren, ist es wichtig nicht nur die Muskulatur, Sehnen und den Bewegungsapparat des Menschen auszuwärmen und zu dehnen, sondern auch der Hund benötigt ein kurzes Aufwärmprogramm, bevor er auf die Laufstrecke geht. Eine typische Körperhaltung und Dehnübung ist die Vorderkörpertiefstellung, die der Vierbeiner selbst regelmäßig durchführt, wenn er sich nach der Ruhepause vom Platz aufbewegt. Nun ist es aber das Ziel des Hundeführers diese Übung gezielt beim Hund auf Sicht abrufen zu können, damit punktuell die Dehnung vor den Sportaktivitäten erfolgen kann. Am effektivsten kann hier wiederum mit einem eigenen Hörzeichen gearbeitet werden (z.B. Yoga, Beuge u.a.) und der Targestick als Hilfsmittel zum Einstudieren des erwünschten Bewegungsablaufs herhalten. Mit etwas Geduld, Arbeit und Disziplin wird auch diese Übung sicherlich für euch als Hund-Mensch-Team realisierbar sein.
Für eine weitere Dehnübung kann ein Baum oder eine Hauswand genutzt werden, indem der Hundeführer den Targetstab an den Baum bzw. die Hauswand hält und der Vierbeiner sich auf die Hinterpfoten stellt und mit seinen Vorderpfoten den entsprechend anvisierten Gegenstand berührt. Hier kann sowohl mit einer zunächst kleineren Höhe angefangen werden, die sukzessive gesteigert wird, da somit mehrere Muskelpartien angesprochen werden. Auch die Verweildauer in der erwünschten Position sollte am Anfang der Übung kürzer sein und mit der Dauer hochgezogen werden.
Bodentarget
Das Targettraining bietet derart viele Möglichkeiten, sowohl mit dem ganz jungen Welpen bis hin zum älteren Seniorhund, viel Spaß in den Alltag mit pädagogischen Hintergedanken einzubauen. Sprich die auf spielerische Weise antrainierten Lerninhalte, im Alltag für andere Zwecke und Verhaltensweisen gezielt umzuleiten.
Es gibt doch nichts schöneres, sich ab dem Tag des Einzugs des neugeborenen Welpen, mit ihm auf vielfältige Art zu beschäftigen, damit er von diesen wichtigen Lernschritten im weiteren Verlauf seines Hundelebens profitiert.
Eine Variante des Targettrainings ist der Einsatz eines Bodentargets. Dies kann eine gekaufte Gummi- oder Plastik-Scheibe sein oder der Hundehalter greift auf eine herkömmliche Frisbeescheibe oder ein Stück Karton zurück. Wichtig ist dabei darauf zu achten, dass der verwendete Gegenstand flach ist, da sich die Welpen schließlich in ihrer Wachstumsphase befinden und somit keine größeren Belastungen auf den Knochenapparat durch den gewünschten Bewegungsablauf, erfolgen darf.
Ziel ist es nun bei der Trainingsübung (Trainingsziel), dass der Welpe sich mit seinen Vorderpfoten auf den entsprechend am Boden liegenden Gegenstand stellt und seinen Halter aufmerksam und erwartungsvoll anschaut. Hierfür kann für das Trainieren der Übung wiederum auf das Free shaping aus dem Clickertraining zurückgegriffen werden, oder aber auf eine andere konventionelle Art.
Bei unserem Beispiel entscheiden wir uns für das Freie Formen (shaping), dass auf dem angebotenen Verhalten durch den Welpen während der Übungssequenz beruht und nach dem Prinzip des Trial & Error ausgeübt wird. Sprich, der Welpe setzt sich mit der Gesamtsituation auseinander und macht im Grunde was er will. Er läuft im Zimmer umher, schnuppert hier und schnuppert da, geht einen Bogen nach rechts und ändert fix die Laufrichtung wieder nach rechts. Nähert er sich dem Bodentarget oder schaut er auch am Anfang des Trainings nur kurz in die Richtung des Gegenstandes, so erfolgt durch seinen Halter ein Klicken mit dem Clicker und dem Hundewelpen wird seine Belohnung mit einer Futtergabe gereicht. Das Klicken und Belohnen folgt nun immer und immer wieder, sobald ein Verhalten des Welpen in Kontext zum Bodentarget steht. Damit wird sein Verhalten immer verstärkt, da es schließlich eine erwünschte Handlung auf dem Weg zum Ziel darstellt. So wird sich nun der Welpe nach und nach in den folgenden Trainingseinheiten immer weiter an den Gegenstand herantasten, ihn beschnuppern und irgendwann auf diesem stehen. Dies kann durchaus zunächst mit allen vier Pfoten sein, oder gar nur mit einer Vorder- oder Hinterhand.
Das erwünschte Anschauen durch den Welpen, wird durch die Futtergabe erreicht, die eine riesige Erwartungshaltung beim Welpen erzeugt. Damit wird dem jungen Vierbeiner frühzeitig die hohe Aufmerksamkeit und Konzentration gegenüber seinem Hundeführer beigebracht, die für viele weitere alltägliche Situationen bei der Zusammenarbeit mit dem Hund von Nöten sind.
Auch ein Hörzeichen, wie beispielsweise Touch oder Boden, kann als weitere Stufe des Trainings hinzugenommen werden, sobald der Welpe das Bodentarget an sich angenommen hat und der Ablauf der Übung für ihn klar ist. Mit dem Signal soll später das gezielte jederzeitige Abrufen der Aufgabe möglich sein.
Am Ende des Tages wird der Welpe die erwünschte Bewegungsabfolge sofort auf Zuruf ausüben können, da er die Verknüpfung seiner erfolgreichen Handlung und die daraus resultierende Belobigung und Belohnung, eingeprägt hat und schließlich für das korrekte Ausüben seinen Gewinn, das Leckerchen haben will.
Wie der genaue Trainingsverlauf des Free Shaping mit dem Clicker und der Belohnung auf einen bestimmten Gegenstand aussehen kann, haben wir in unserem Magazinartikel „Das Clickertraining“ unter Shaping / Free shaping / Freie Formen eingehend zum nachlesen und trainieren aufgezeigt.
Wo findet im weiteren Verlauf des Hundelebens unter Umständen ein solches Bodentarget weiterhin Beachtung? Jeder Hundehalter, der sich eventuell mit dem Hundesport und hier z.B. dem Obedience beschäftigen wird, kommt früher oder später beim Training dieser Hundesportart, nicht an der sogenannten Obedience Box vorbei. Die Box ist ein Quadrat, das aus 4 Pylonen gebildet wird und als Verweilzone für den Hund zum Abliegen oder gezielten Verbringen dient. Damit der Vierbeiner aber diese Box als Zone akzeptiert und dorthin mittels dem Einsatz eines Zielobjektes geschickt werden kann, kommt nun für das Trainieren das Bodentarget zum Einsatz. Im Grunde kann dafür jeder beliebige Gegenstand gewählt werden, ob es nun eine kleine Gummiplatte, ein Stofftier, die mitgeführte Leine oder ein Mauspad ist. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist allerdings, dass dieser verwendete Gegenstand keine Assoziation zum Spielen beim Hund hervorruft, sondern das einstudierte erwünschte Verhalten zum Absitzen oder Berühren des Gegenstandes bezweckt.
Auf dieselbe Art und Weise, kann ein Hund auch auf einen Platz als zugewiesene Ruhezone im Büro konditioniert werden, wenn ihr eine der glücklichen Arbeitnehmer seid, die ihren Hund zur Arbeitsstätte mitnehmen dürfen. Was es sonst noch im Zusammenhang mit dem Hund am Arbeitsplatz zu beachten gilt, könnt ihr gerne in unserem Magazinartikel „Geht der Hund mit ins Büro & an den Arbeitsplatz“ nachlesen.
Kinntarget
Bis dato haben wir einige Beispiele betrachtet, bei denen der Welpe/Hund seine Nase/Schnauze oder die Pfote zum Berühren eines Ziels genutzt hat.
Wie eingangs beschrieben, kann der Hund aber auch andere Körperteile, wie seinen Po, die rechte oder linke Körperseite, den seitlichen Kopf oder sein Kinn einsetzen.
Welche riesigen Vorteile das Beherrschen des Kinntargets, als auch des Pfotentargets für die verschiedenen Aufgaben der artgerechten Hundehaltung haben können, wollen wir folgend veranschaulichen. Denn sowohl im Bereich der Hundepflege und den gesundheitlichen Behandlungen, erleichtert ein gehorsamer und gut zu führender Hund, dem bestimmte Handlungen und Verhaltensweisen antrainiert wurden, die Umsetzung der notwendigen Betätigungen in diesem Zusammenhang, enorm.
Grundsätzlich ist auch in diesem Fall das Konditionieren auf das entsprechende Ziel mit dem nun zum Einsatz kommenden Kinn, der erste Meilenstein für diese Trainingsaufgabe. Viele Erfolgserlebnisse mit positiver Verstärkung und Belohnung werden in den einzelnen Trainingssequenzen folgen, damit die Übungen wie im Schlaf auf das Signal hin ablaufen werden.
Ist dieser Zustand erreicht so können die Abläufe beispielsweise für das Säubern der Augen, der Ohren oder des Fells, hervorragend eingesetzt werden. Steht mal wieder die turnusmäßige Hundepflege an, so kann nun der Halter seinem Hund ein einstudiertes Signal, wie Kinn oder Chin, zurufen und er wird seinen Kopf an dem entsprechenden Gegenstand, der bisher im Trainingsverlauf verwendet wurde (Rolle Klopapier auf dem Tisch, Kissen auf dem Stuhl, Armlehne des Sessels uvm.) mit dem Kinn zuerst ablegen. Nun wird er in dieser Position bis zum Auflösen verweilen und der Halter kann ruhig das Bürsten des Haarkleids, das Säubern der Ohren und Augen, ein notwendiges Abtasten des gesamten Körpergebäudes, dem Absuchen des Hundes auf Zeckenbefall nach dem Waldspaziergang oder dem Einträufeln des Spot-On gegen Zecken oder Würmer, durchführen.
Aber auch der Tierarzt kann von einem derart gut trainierten Hund seinen Vorteil bei den etwaigen Behandlungen ziehen, ob es eine notwendige Impfung, dem Einführen des Fieberthermometer in den After des Hundes, die Rasur vor dem notwendigen Ultraschall am Bauch, die nötige Behandlung einer Verletzung an der entsprechenden Vorderhand des Hundes, die notwendigen Blutkontrolle, das Ansetzen einer Infusionsnadel, dem Durchkämmen mit einem Flohkamm aufgrund des Verdachts eines Flohbefalls oder der allgemeinen Kontrolle der Gesamtkonstitution des Körpers, ist.
Hat der Hund durch die entsprechenden Trainingsmaßnahmen wie beim Medical Training und den Techniken des Targettrainings Vertrauen in gewisse Abläufe des alltäglichen Hundelebens aufbauen können und arbeitet bereitwillig mit, so wird der Stresspegel in den entsprechenden Situationen auf einem normalen Niveau bleiben und Unsicherheit, Angst und etwaige Verhaltensprobleme gehören der Vergangenheit an. Rundum wird der Prozess zu einem entspannten Tierarztbesuch führen.
Auf ähnliche Weise können gezielt verwendete Targets auch den Besuch im Hundesalon viel stressfreier und angenehmer gestalten. Egal welche pflegerischen Behandlungsmaßnahmen angesagt sind, helfen die Trainingsmethoden des Targettraining, Medical Training als auch der konditionierten Entspannung in Kombination unwahrscheinlich effektiv weiter.
So lässt sich der Hund plötzlich viel einfacher durch das erlernte Pfötchenablegen auf einem Zielobjekt, das Krallenschneiden, Pfötchensäubern, oder Stutzen der Haare im Zwischenzehenbereich durch den Hundefrisör durchführen, ohne das der Erregungszustand nach oben schnellt und sich keiner so richtig sicher ist, wie die nächsten Verhaltensreaktion des Hundes aussehen könnte.
Kurzum: Auch die Sicherheit für die Behandler steigt damit enorm an, die notwendigen Arbeiten können zielgerichteter, effektiver und schneller durchgeführt werden.
Fazit
Mit Hilfe von Targettraining den Umgang mit dem Hund im Alltag deutlich erleichtern.
Targettraining ist eine tolle und hilfreiche Trainingsform für Hund und Halter
Das Targettraining ist wiederum eine Form des Trainings für Mensch und Hund, um auf diesem Weg das Einstudieren von gewünschtem Verhalten und Handlungen des Welpen/Hund, mit Hilfe von konkreten Zielobjekten zu vereinfachen und damit das Erlernen leichter zu gestalten.
Aber wie auch bei allen anderen Trainingsmethoden benötigt der Halter in der Umsetzung einen gewissen Grad an Erfahrung, damit die Trainingseinheiten korrekt umgesetzt werden und am Ende des Tages sich der Erfolg einstellt.
Daher raten wir Hundehaltern, die sich erstmalig mit der Erziehung und Ausbildung eines Welpen oder Hundes auseinandersetzen, auf jeden Fall einen erfahrenen Hundetrainer bzw. Hundeprofi an die Seite zu holen, damit keine unerwünschten Verhaltensweisen unbeabsichtigterweise dem Welpen/Hund durch Unerfahrenheit, antrainiert werden.
Der Artikel soll insgesamt die Vorteile des Targettrainings herausstellen, da viele mögliche Übungen mit Hilfe der Targets einen riesigen Vorteil im Hundealltag, für Hund, Halter und alle Personen die rund um die Hundehaltung Kontakt zu dem entsprechenden Vierbeiner halten, bezwecken. Dies geht insbesondere aus dem letzten Bereich unseres Beitrages mit der potentiellen Anwendbarkeit im Alltag, hervor.
Vielleicht konnten wir einigen einen großen Nutzen vermitteln oder zumindest in Teilbereichen für das Targettraining sensibilisieren und Interesse wecken.
Wenn dies der Fall sein sollte und ihr noch tiefer in die Materie, sowohl vom wissenschaftlichen als auch praktikablen Ansatz eintauchen wollt, um das Targettraining von seinem Stellenwert im Hinblick auf die Konditionierung und Hundetraining in seiner ganzen Bandbreite erleben zu können, raten wir euch unseren nun folgenden dreiteiligen Leitartikel zu lesen:
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