Hundetraining: Das erlernte Entspannen des Hundes mit Entspannungssignalen

Wie kann ich den Erregungszustand beim Hund gezielt herunterfahren?

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Zuletzt aktualisiert am: 14.9.2021

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Mithilfe eines Entspannungssignals kann der Erregungszustand des Hundes gezielt gesenkt werden und ihn kurzweilig ansprechbar machen, um gewünschtes Folgeverhalten abzurufen. Dies kann in heiklen Situationen hilfreich und wertvoll sein. Wie das funktioniert, erfahrt ihr hier.

Welcher Halter kennt nicht die Momente, in denen der eigene Hund mit Verhalten auffällt, dass so nicht gewollt und gewünscht ist. Oftmals damit verbunden sind Situationen, in denen seine Triebe und Instinkte mit ihm durchgehen, seine Emotionen ihn völlig losgelöst treiben lassen und er sich in seiner eigenen Welt befindet. Der Grund liegt auf der Hand, denn sein Interesse ist einfach von einem speziellen Reiz geweckt und alles andere fortan uninteressant.

Sei es nun auf der Hunderunde, wenn der Vierbeiner wieder heftig an der Leine ruckt und zieht, da er mit seiner Nase auf dem Boden eine interessante Spur gewittert hat. Oder es hat an der Haustür geklingelt und der Hund fängt fürchterlich an zu bellen und springt wie ein Verrückter mit den Vorderläufen an der Tür hoch, kratzt und ist völlig außer sich. Genauso stört es viele Halter, wenn der Hund zur freudigen Begrüßung an allen Personen ständig hochspringt, was für viele äußerst unangenehm ist, bestenfalls nur für schmutzige und nasse Kleidung sorgt, leider aber auch die Gefahr von kleineren Verletzungen durch das ungestüme Verhalten bei Klein und Groß besteht. Andere Hunde ticken aus irgendwelchen Gründen beim Anblick von Fahrradfahrer, Joggern, Wildtieren und anderen Hunden völlig aus, jagen diesen hinterher und jegliches Abrufen scheitert.

Die Liste mit unerwünschtem Verhalten ließe sich um einiges erweitern, macht doch schließlich jeder Halter mit seinem Hund sehr unterschiedliche Erfahrungen im Alltag.

Alle aufgezeigten Beispiele haben aber eines gemeinsam, denn sie sind von einem hohen Erregungslevel beim Hund getrieben.

Um in diesen Situationen als betroffener Halter wieder Zugriff auf seinen Hund zu erhalten, der in den genannten Momenten in seiner eigenen Welt unterwegs ist, gibt es eine hilfreiche Lösung und Trainingsmethode: Der Einsatz von Entspannungssignalen.

Das hört sich doch sicherlich interessant an? Wir werden in den weiteren Ausführungen auf die Einzelheiten eingehen und euch wertvolle Informationen und Praxistipps geben.

Der Hund liegt total entspannt auf der Seite.
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Was tun, wenn der Hund von der Erregung getrieben wird?

Ein hoher Erregungszustand ist oft Anlass für unerwünschtes Problemverhalten, dem ihr mit Entspannungssignalen entgegnen könnt.

Mit Hilfe von erlernter Entspannung gezielt auf den Hund einwirken

Zeigt euer Hund ein unerwünschtes Verhalten, so ist in aller Regel durch äußere Reize aus der Umwelt sein Erregungszustand hoch.

Dies zeigt sich zum Beispiel bei Hunden, die Katzen nicht sehr positiv zugetan sind und sie der Nachbarskatze beim Verlassen des Grundstücks zum Morgenspaziergang begegnen. In diesem Moment wird der Hund durch die Katze gereizt, sein Jagdtrieb gekitzelt und aktiviert, wodurch sein Stresspegel und Erregungszustand in die Höhe schießen und der Hund folglich anfängt zu Jaulen, Bellen, Ziehen und Reißen an der Leine, da er sein Ziel fokussiert hat und diesem gerne hinterherhetzen würde.

Sprich, er fällt mit unerwünschtem Verhalten auf. Der sonst so führige und hörige Hund ist nicht mehr ansprechbar, da er sich in diesem Zustand im Grunde in seiner eigenen abgeschotteten Welt befindet.

Der schwarze Labrador Retriever kennt kein halten mehr und läuft weg.

An dieser Stelle wirkt die Katze als externer Umweltreiz und verursacht ein reaktives, reflexartiges und emotionales Verhalten des Hundes, ausgelöst durch dessen erhöhten Erregungslevel.

In diesem Moment schaltet das Gehirn des Hundes um, denn die Ebene auf der das lösungsorientierte Denken und daraus resultierende Handeln und Verhalten stattfindet, wird schlagartig verlassen. Nun bestimmen automatisiert reaktive Handlungen und Verhaltensweisen des Hundes das Geschehen. In diesen Situationen ist der Zugang zum Hund und das gezielte Einwirken und Führen erheblich schwieriger, denn er schaltet komplett ab.

Wenn man so will wird nicht mehr rational gedacht und agiert, sondern nur noch emotional reagiert und gehandelt.

Die Konsequenz ist, dass Halter zu beobachten sind, die vehement an der Leine krampfhaft ziehen und rucken, vereinzelt sogar mit der Leine auf das Hinterteil schlagen, auf ihren Hund einreden, häufig die Fassung dabei verlieren und mit dem Hund brüllen, andere werfen gar einen Gegenstand in Richtung des eigenen Vierbeiners, nur um voller Verzweiflung irgendwie die Aufmerksamkeit des Hundes wiederzugewinnen und seinen Gehorsam zurückzuerlangen.

Eigentlich wäre aber genau hier mehr Souveränität, Ruhe und Führungsqualität gefragt, um die Situation nicht noch weiter zu verschärfen und anzuheizen, aber auch wir Menschen tendieren oftmals in extremen Situationen, in denen unser eigener Stresspegel und das Erregungsniveau Höchststände erreicht, zu unüberlegten Reaktionen.

Aber weiter Öl ins Feuer zu gießen und den Hund in diesen extremen Situationen mit Bestrafung, Schimpftiraden und Handlungen, die womöglich den Hund ängstigen, zumindest aber seinen Stresspegel und Erregungszustand weiter nach oben schrauben, sollten unbedingt vermieden werden, da es ansonsten zu unerwünschten Fehlverknüpfungen kommen kann, die zukünftig die Lage in übererregten Momenten nur noch verschlimmert. Sprich derartiges Vorgehen wirkt vollkommen kontraproduktiv und wie soll dann vom Hund erwartet werden, dass er unter diesen Voraussetzungen gelasseneres und gelösteres Verhalten zeigen soll?

Wie man sieht, muss man also ein Stückweit Verständnis für etwaiges Problem- und Fehlverhalten des Hundes in Situationen mit hohem Erregungsgrad mitbringen, denn oft verhalten wir Menschen uns nicht anders wie unsere Hunde.

Hat man nun als verantwortlicher Halter aber die Möglichkeit mit entsprechenden Gegenmitteln die Aufmerksamkeit des Hundes zurückzugewinnen und das problematische Verhalten damit kurzweilig zu unterbrechen, so wird der Hund unter Einsatz der richtigen Hilfsmittel wieder steuerbar und führig sein.

Und dies kann durch den Gegenpol von Erregung erreicht werden: die Entspannung.

Durch den Einsatz von Entspannung, Entspannungssignalen und Entspannungstraining, kann das Erregungsniveau gezielt und effektiv herabgesenkt werden und ihr erhaltet die Kontrolle über euren Hund zurück.

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Eine starke Bindung & das Verständnis für das Ausdrucksverhalten sind Grundvoraussetzung für die konditionierte Entspannung.

Sicherheit, Vertrauen, Kommunikation und den Hund richtig lesen können, sind die Grundlage im Umgang und dem erfolgreichen Führen des Hundes.

Ein funktionierendes und eingespieltes Hund-Mensch-Team hat seine Vorteile

Einige wesentliche Faktoren spielen eine wichtige Rolle im Umgang mit eurem Hund in allen Bereichen der artgerechten Hundehaltung.

Welche Bereiche zur Hundehaltung zählen und die Bedürfnisse des einzelnen Hundeindividuums in den Fokus stellen, könnt ihr in unserem Artikel „Die private Hundehaltung in Deutschland“ nachlesen.

In deren Mittelpunkt stehen aber zweifelsohne, ihr als Halter und euer Hund. Es geht um das tägliche Miteinander, Interagieren und Zusammenwirken in allen Lagen, sprich die Funktionalität des jeweiligen Hund-Mensch-Gespann, schließlich lebt ihr Seite an Seite als Sozialpartner innerhalb einer Sozialgemeinschaft, die sich bestensfalls durch eine harmonische Stimmung und gegenseitige Wertschätzung charakterisiert.

Um also als Hund-Mensch-Team im Alltag zu funktionieren, will man einen Partner an seiner Seite haben, auf den man sich stets verlassen kann. Dies gilt sowohl für den Hund, als auch sein Herrchen/Frauchen. Und eine derartige Beziehung wird auf Grundlage einer starken und intakten Bindung aufgebaut, die wiederum von Vertrauen, Verlässlichkeit, Geborgenheit und Sicherheit getragen wird. Man will sein Gegenüber verstehen und idealerweise in- und auswendig kennen, was auch das Verhalten und damit verbundene Ausdrucksweise mit allen Ecken und Kanten beinhaltet, um die Stimmung und damit verbundene Handlungen zu antizipieren und angemessen auf seinen Partner situativ eingehen zu können. Dies ist die Basis und das Fundament jeder Hund-Mensch-Beziehung.

Ferner muss man als verantwortlicher Hundehalter/Hundeführer bereit sein, die Führungsrolle im gemeinsamen Rudel zu übernehmen und souverän im Alltag zu leben, damit der Vierbeiner durch die Führungsstärke sich an seinem Halter orientieren kann, da er ihm die wichtigen Leitplanken für seine eigenen Handlungen und Verhalten vorgibt. Dies schenkt dem Hund Vertrauen und gibt ihm Sicherheit in seinem eigenen Tun. Funktioniert dies so, wird er sich bereitwillig unterordnen, sich von seinem Leittier steuern und lenken lassen und seine Position in der Rangordnung ohne Wenn und Aber annehmen und akzeptieren.

Wenn diese Grundvoraussetzungen Bestand haben, so lassen sich auch die erwünschten Trainingsziele und Erziehungsmaßnahmen Hand in Hand mit dem Hund angehen und im Praxisalltag umsetzen, damit ihr einen gehorsamen und führigen Vierbeiner an eurer Seite habt. Schließlich ist es ja das Ziel eines jeden Hundehalters, zu jeder Zeit die Kontrolle und die Zugriffsmöglichkeit beim Führen des Hundes zu haben, damit möglichst nichts und niemand bedroht, gefährdet oder gar verletzt wird.

Auch im Hinblick auf unser Thema in diesem Artikel, nämlich die konditionierte Entspannung und den situativen Einsatz von Entspannungssignalen im Hundealltag, sind die vorgenannten Punkte für ein effektives und wirksames Funktionieren unerlässlich.

Das Ziel ist es demnach, als Team so eingespielt und aufeinander abgestimmt zu sein, dass ihr Mithilfe eines einstudierten Signals im Bedarfsfall die Aufmerksamkeit eures Hundes gewinnt, um dann ein weiteres Verhalten wie beispielsweise den Rückruf, abzurufen und erfolgreich vom Hund umsetzen zu lassen.

Sobald ihr also bemerkt, dass euer Hund durch einen Außenreiz angestachelt, beeinflusst und angesprochen wird, sein Erregungszustand und Stresspegel steigen, ist es an der Zeit zu reagieren und mit den entsprechenden Werkzeugen und Hilfsmitteln auf ihn einzuwirken.

Dies funktioniert aber nur so gut, wie ihr euren Vierbeiner kennt und wisst wie er tickt.

Wir wollen daher kurz die wesentlichen Treiber eines erfolgreichen und funktionierenden Hund-Mensch-Team in den folgenden Ausführungen anschneiden, die sowohl für das konditionierte Entspannen, als auch das Erlernen und Umsetzen aller anderen Erziehungs- und Ausbildungsinhalte notwendig sind.

Starke Bindung und funktionierende Beziehung

Um mit eurem Hund durch Dick und Dünn gehen, im Hundealltag erfolgreich gemeinsam arbeiten zu können und viel Spaß und Freude miteinander zu haben, stellt wie bereits angeschnitten, eine starke und unerschütterliche Bindung das Fundament eurer Beziehung dar.

Und hier müssen die Weichen bereits im Welpenalter innerhalb der sensiblen Phase (Prägungs- und Sozialisierungszeit) bestenfalls gestellt und im weiteren Verlauf der Aufzucht und der sich anschließenden Lebensphasen, durch das tägliche intensive Miteinander schrittweise weiter ausgebaut und gestärkt werden.

Alles was ihr mit eurem Welpen und Hund an gemeinsamen positiven Erlebnissen erfahrt und zusammen meistert, zahlt auf die Karte des Bindungsaufbaus ein. Je intensiver dies von Statten geht, desto fester wird sich die Partnerschaft, Beziehung und Bindung entwickeln.

Wichtige Eckfeiler für das soziale Gefüge sind das Vertrauen, die Sicherheit und Geborgenheit zwischen Hund und dessen Bezugsmenschen. Der Welpe und Hund will sich schließlich auf seinen Halter und Sozialpartner bedingungslos verlassen können, dies gilt besonders in prekären, bedrohlichen und unbequemen Situationen.

Des Weiteren zählt natürlich auch die entsprechende Aufmerksamkeit, Augenkontakt, körperliche Zuneigung und Zuwendung zu den positiven Treibern der Bindung und dem Verhältnis zum Hund.

Denn die Berührungen, Kuschel- und Streicheleinheiten, der pure Körperkontakt und auch die gemeinsame Zeit bei der Hundepflege sorgen für ein Wohlgefühl, wodurch das Hormon Oxytocin ansteigt und für Entspannung, Harmonie und eine Wohlfühlatmosphäre sorgt.

Dieses gute und angenehme Gefühl fördert ebenso die soziale Bindung und sorgt damit für viele weitere Pluspunkte beim Bindungsaufbau und dem Erhalt der tiefen Freundschaft und Partnerschaft.

Nicht umsonst wird Oxytocin auch als Kuschelhormon und Bindungshormon bezeichnet.

Aber weshalb ist nun eine starke Verbundenheit im Hundealltag so bedeutend?

Es gibt dem Hund einen sicheren Halt, was für alle Aktivitäten, ob Hundeerziehung, Hundesport, Freizeitbeschäftigung oder für das Bewältigen etwaiger Herausforderungen im Alltag, die durch Bedrohung, Gefahr, Stress, Angst, Unsicherheit oder sonstiger Umwelteinflüsse geprägt sind, existenziell ist.

Wie soll sonst der Hund sich bereitwillig in die Hände seines Herrchens begeben, wenn es z.B. darum geht Neues zu entdecken und zu erlernen, wo doch immer ein Stück Unsicherheit bei Unbekanntem besteht.

Genauso lässt sich der Vierbeiner aus einer unangenehmen Situation durch seinen Halter herausmanövrieren, wenn er die Erfahrung gemacht hat, dass er sich auf seine Leitfigur verlassen kann.

Mal wieder eine Situation gemeinsam gemeistert - das schweißt zusammen.

Ohne eine starke emotionale Bindung wird damit auch jedwedes weitere Hundetraining wie das Erlernen und Einsetzen von Entspannungssignalen, das Führen im Alltag und Einhalten aufgestellter Regeln und Grenzen demnach sehr mühsam und schwierig.

Um euch die Signifikanz einer starken Bindung und einer intakten Beziehung noch deutlicher zu veranschaulichen, raten wir euch unseren weiterführenden Magazinartikel mit dem Titel „Der Bindungsaufbau zwischen dem Welpen und Mensch“ zu lesen.

Ausdrucksverhalten und Hundesprache

Je mehr ihr euren Hund verstehen und dessen Ausdrucksverhalten lesen könnt, desto gezielter seid ihr in der Lage situativ richtig zu handeln und auf das Verhalten eures Hundes einzugehen.

Denn euer Hund sendet ständig Signale und kommuniziert mit euch, ihr müsst nur in der Lage sein, die Hundesprache deuten zu können, um seine Bedürfnisse, Verlangen und Stimmungen richtig einschätzen und entsprechend einwirken zu können.

Klares Ausdrucksverhalten - der Münsterländer steht an, da er ein Wildtier gesichtet hat.

Sicherlich wollt ihr doch in der Lage sein, zu erkennen, wann euer Hund beispielsweise stark erregt und aufgeregt ist, was häufig die Ursache für problematisches Verhalten ist.

Durch die richtige Einschätzung und das frühzeitige Erkennen bestimmter Verhaltensmuster durch das Lesen der Hundesprache könnt ihr damit eine bestimmte Situation und das daraus folgende Verhalten antizipieren und im Bezug auf das konditionierte Entspannen mit dem Einsatz des erlernten Entspannungssignals reagieren. Was wir damit meinen, werdet ihr in den weiteren Ausführungen noch näher erläutert bekommen.

Kurzum: Mithilfe des richtigen Grundwissens über das Ausdrucksverhalten und die Hundesprache werdet ihr euren eigenen Hund verstehen lernen und das Senden seiner Kommunikationssignale für das eigene Handeln nutzen können.

Ihr wollt mehr über die Hundesprache und das Ausdrucksverhalten erfahren? Dann nutzt die Gelegenheit durch die Lektüre unseres Artikels „Die Hundesprache und deren Ausdrucksverhalten lesen können“. Hier werdet ihr die nötigen Informationen erhalten, worauf bei der Hundesprache zu achten ist, wann euer Hund welche Instrumente einsetzt und anhand hilfreicher Beispiele aus der Praxis verdeutlicht bekommen.

Kommunikation

Die richtige Kommunikation zwischen Hund und Mensch ist ein ganz essentieller Baustein, damit das Hund-Mensch-Team richtig funktionieren kann.

Denn oftmals sind Kommunikationsdefizite, fehlendes Kommunikationsverständnis und aneinander Vorbeireden die Basis für Missverständnisse, Irritationen und Probleme jeglicher Art.

Eine klare und eindeutige Kommunikation muss also die Grundlage sein, die für den Hund zu jeder Zeit verbindlich, berechenbar und einschätzbar ist.

Sprich, es darf nicht nach dem Motto laufen, heute so und morgen so.

Genauso haben sich alle Beteiligten gleichermaßen bei der Kommunikation mit dem Hund zu verhalten und nicht jedes Mitglied mit seiner eigenen Ansprache zu arbeiten.

Verstehen wir gegenseitig beim Aussenden unserer Informationen das Anliegen des Gegenübers, so entsteht eine Interaktion, die nicht zu Letzt vom Grad der Aufmerksamkeit beider Sozialpartner abhängig ist.

Der Yorkshire Terrier hat das Signal verstanden, korrekt umgesetzt und wird entsprechend belohnt.

Genau dies wird sich in den späteren Ausführungen für den Einsatz eines Entspannungssignals und darauffolgendes abverlangtes und abgefragtes Verhalten zeigen.

Um mehr über die Bedeutung und den Einsatz der richtigen Kommunikation zwischen Hund und Halter zu erfahren, legen wir euch unseren Magazinartikel „Die Kommunikation zwischen Hund und Mensch“ ans Herz. Hier wird auch nochmals deutlich warum die Bindung und das Verhältnis zum Hund, das Verständnis für die Hundesprache, das Ausdrucksverhalten und die Kommunikation so eng miteinander verknüpft sind und welchen Stellenwert allesamt für das Funktionieren aller weiteren Erziehungs- und Ausbildungsinhalte haben.

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Warum ein Entspannungssignal einsetzen?

Da mit einem Entspannungssignal effektiv auf den Hund eingewirkt werden kann.

Entspannung als Werkzeug nutzen

Der Hund sendet mit seiner Mimik, Gestik und Körpersprache klare warnende Signale an sein Gegenüber. Ein Moment mit hohem Stresspegel und Erregungszustand. Hier kann ein Entspannungsignal helfen.

Die Entspannung als Gegenpart der Erregung, die für problematisches Verhalten des Hundes häufig der Auslöser ist, eignet sich hervorragend, um das Erregungsniveau des Hundes gezielt und effektiv herabzusenken.

Dies ist auch nötig, da die emotionalen Reaktionen des Hundes vom Umfang und Stärke umso heftiger ausfallen, desto höher das Erregungslevel steigt, sprich der Hund steigert sich immer weiter in seine reflexiven Reaktionen rein, je mehr er gereizt wird – eine typische Negativ-Spirale.

Der Einsatz von einem Entspannungssignal ist damit ein wunderbares Werkzeug, das situativ in Momenten in denen der Erregungsgrad des Hundes hoch ist, abgerufen werden kann. Und die gute Nachricht ist, dass sich der Einsatz der Entspannung trainieren lässt.

Das Gehirn ist für unterschiedliche Verhalten verantwortlich

Um euch einen kurzen Überblick zu verschaffen, was für das Verhalten des Hundes verantwortlich ist, müssen wir die biologische Ebene betreten.

Das Gehirn des Hundes besteht aus Großhirn, Zwischenhirn, Hirnstamm, Kleinhirn und Vestibulärsystem.

Zum Hirnstamm gehören das Mittelhirn, der Pons und das verlängerte Rückenmark.

Die Retikulärformation (Formatio reticularis) zieht sich vom Zwischenhirn bis ins Rückenmark des Hundes und stellt ein Nervengeflecht bzw. komplexes und diffuses Netzwerk aus Nervenzellen dar, das den Hirnstamm des Zentralnervensystems des Hundes durchzieht.

Die Aufgaben und Funktionen sind vielfältig, denn sie ist für die Koordination und Steuerung der Sinneswahrnehmungen, der Bewegungsabläufe, des Bewusstseins (Aufmerksamkeit) und dem Schlaf- und Wachrhythmus zuständig.

Die bereits weiter oben angesprochenen Verhaltensweisen, einmal die sachliche und rationale Ebene mit dem denkenden Ansatz, bei der der Hund geistig wach und bewusst nach Mitteln und Wegen sucht und andererseits die emotionale Zustandsebene in erregten und aufgeregten Momenten, bei der der Hund reflexiv handelt und automatische Reaktionen zeigt, gehören zu den Funktionen in diesem Bereich des Gehirns, denn sowohl die Aufmerksamkeit als auch die Aktivität werden von hier gesteuert.

Ziel: Hund sollte möglichst oft und lange auf der sachlichen Ebene sein

Der Zugriff auf den Hund während er sich auf der erregten und emotionalen Zustandsebene befindet, ist nur schwer möglich, wodurch sich das unerwünschte und problematische Verhalten nur schwierig beeinträchtigen und stoppen lässt.

Dies ist allerdings ein ganz natürlicher Prozess, der zum Schutz des Hundes dient. Denn im erregten Zustandsmodus werden durch das reflexive Verhalten Automatismen abgerufen, die z.B. im Falle von ängstlicher oder aggressiver Stimmung auftreten und sich bei Flucht oder Angriff zeigen.

Sprich, in bedrohlichen und gefährlichen Situationen kann dieses Verhalten das Leben des Hundes retten, also für dessen Überlebensfähigkeit sorgen.

Zwei Hunde in einer Konfliktsituation.

Unter anderem sind dies auch typische Handlungen aus dem Verhaltensrepertoire des Hundes innerhalb des Sozialverhaltens unter Artgenossen, wenn er sich bedrängt oder bedroht fühlt und entweder das Weite sucht oder der Konflikt in einer offenen Auseinandersetzung mit Aggressionsverhalten mündet.

Wenn ihr mehr über das Sozialverhalten von Hunden erfahren wollt, so habt ihr die Möglichkeit unseren Leitartikel „Das Sozialverhalten von Hunden“ zu lesen.

Auf der sachlichen Ebene, wenn der Hund sich im denkenden und lösungsorientierten Zustand befindet, um Stresssituationen oder eine prekäre Lage strategisch und pragmatisch zu bewältigen, ist es hingegen einfach auf ihn einzuwirken und gewünschtes Verhalten abzurufen.

Damit kann es nur das Ziel sein, euren Hund möglichst häufig und lange auf dieser Zustandsebene zu haben oder aber für den Fall, dass sein Schalter im Hirn umgezwitcht hat und er durch unerwünschtes Verhalten, getrieben z.B. von Angst, Stress oder Aggression auffällt, wieder auf das gewünschte Niveau zurückzubekommen, in dem ihr sein Bewusstsein gezielt erreichen könnt und seine Ansprechbarkeit zurückgewinnt.

Und dies werdet ihr Mithilfe der erlernten Entspannung und dem Einsatz von Entspannungssignalen erreichen.

Das Hormon Oxytocin gezielt für die Konditionierung einbinden

Weiter oben haben wir bereits den Einfluss des Hormons Oxytocin durch positive Berührungsreize und eine angenehme Gefühlslage beim Hund durch direkte Berührung, Aufmerksamkeit, Augenkontakt und andere Dinge, die einen positiven und angenehmen Reiz seiner Sinne verursachen, beschrieben.

Auf dem Weg zur erlernten und antrainierten Entspannung durch den Einsatz von Entspannungssignalen, kann das Hormon Oxytocin nun eine gewichtige Rolle einnehmen.

Denn ihr werdet hierfür durch entsprechende Maßnahmen die Ausschüttung des Hormons Oxytocin von außen ankurbeln.

Dies geschieht u.a. durch die angenehmen Berührungen der Haut, wodurch bestimmte Fasern des Typ A-beta aktiviert werden, eine Weiterleitung der Information an das Gehirn des Hundes erfolgt, eine Stimulierung und Ausschüttung des Hormons Oxytocin anregt und folglich für den angestrebten  Zustand der Entspannung sorgt.

Eine Verknüpfung zwischen Sinnesreiz (Entspannungswerkzeug) und Entspannung (Zustand) herstellen

Viele Weg führen nach Rom, so auch auf dem Weg der konditionierten Entspannung.

Dafür wird auf die Methodik der klassischen Konditionierung zurückgegriffen.

Was bedeutet dies konkret und was ist zu tun?

Generell wollen wir ein Entspannungswerkzeug mit dem Zustand der Entspannung verknüpfen.

Hierfür habt ihr die Wahlmöglichkeit zwischen einem Entspannungswort, einer entspannenden Berührung, einem Entspannungsduft, einem angenehmen und beim Hund beliebten Untergrund wie einer Kuscheldecke oder einem Musikstück zu wählen, um durch deren Einsatz und dem Erreichen des Entspannungszustands im Hirn des Hundes eine zusammenhängende Verknüpfung und Kausalität herzustellen.

Den Hund mit dem Entspannungswort vertraut machen

Durch das Entspannungswort und einen Folgebefehl den Border Collie zum Ablegen und Bleiben gebracht.

Wir wollen an dieser Stelle auf ein Entspannungswort als Sinnesreiz zurückgreifen.

Um euren Hund mit dem Entspannungswort eurer Wahl vertraut zu machen, ist es ratsam, in ruhigen und reizarmen Momenten das Wort in Verbindung mit liebevollen Berührungen, Massage, Streicheleinheiten oder dem Bürsten bei der Hundepflege einzuprägen.

Wichtig an der Stelle:

Ihr kennt euren Hund am besten und kennt damit auch seine Vorlieben und Abneigungen.

Sollte euer Hund grundsätzlich die Hundepflege mit Bürsten und Kämmen verabscheuen, werdet ihr im Bezug auf die konditionierte Entspannung keinen Erfolg haben oder nur sehr dürftig vorankommen, wenn ihr zum Einprägen und Verknüpfen des Entspannungswortes das Bürsten als Trainingswerkzeug wählt.

Gleiches gilt für Hundecharakteren, die durch etwaige Zuwendung und Berührung durch ihr Herrchen nicht abspannen, sondern eher im Gegenteil animiert werden und deren Erwartungshaltung hochfährt.

Oder aber ihr habt einen Vierbeiner, dem durch eine gesundheitliche oder psychische/mentale Beeinträchtigung jedweder direkte Körperkontakt widerstrebt.

In diesen Fällen sollte auf Körperkontakt konsequent verzichtet, alternativ z.B. ein Entspannungsduft eingesetzt und nur das Entspannungssignal einstudiert werden.

Schaut vielmehr darauf, welche Methodik euer Hund im Alltag zur Entspannung bevorzugt und am effektivsten wirkt. Manche Hunde lieben es gestreichelt und massiert zu werden, anderen reicht das pure Ablegen neben ihrem Herrchen am Abend beim Lesen der Tageszeitung, um zur Ruhe zu kommen.

Sprich, die Entspannung wird in stressfreien Momenten erlernt, also konditioniert, damit sie dann in Situationen mit erregtem Zustandslevel anwendbar und abrufbar ist.

In reizfreier Umgebung in Ruhephasen den Hund auf das Entspannungswort konditionieren.

Das Training sollte auf jeden Fall in einer Wohlfühlatmosphäre stattfinden und bis zum Einsatz in der Praxis vielfach wiederholt werden, um den Trainingsinhalt und die Verknüpfung mit dem Entspannungssignal immer tiefer zu verfestigen.

Ziel dieser Übung ist es, dass zu einem späteren Zeitpunkt das reine Signal (in unserem konkreten Fall das Entspannungswort) in den Momenten des übererregten Zustands für die gewünschte Entspannung und kurzweilige Aufmerksamkeit des Hundes sorgt.

Wie erkennt ihr, ob euer Hund bei den Entspannungsübungen entspannt und zur Ruhe kommt?

Hier kommt euch dann die Erfahrung und das Wissen des oben beschriebenen Ausdrucksverhaltens des Hundes entgegen.

Folgende körpersprachliche Hinweise lassen u.a. auf Entspannung deuten:
Körperspannung lässt nach
Entspannte Körperhaltung
Muskulatur wirkt entspannt
Lockere und herabhängende Rute
Gesichtszüge wirken entspannt
Mundwinkel und Lefzen wirken entspannt und befinden sich in der natürlichen Position
Geschlossene oder nur leicht geöffnete Schnauze
Ruhige Atmung
Geschlossene Augen
Entspannte Wirbelsäule
Hängende Ohren (bei hängenden Ohren) / Normale aufgerichtete Position (Stehohren)
Seitenlage
Rückenlage
Sanfter Ausdruck

Bei der Auswahl des Entspannungswortes könnt ihr durchaus kreativ sein, es sollte sich aber ruhig von der Aussprache anhören, also kein hartes Wort von der Aussprache sein, damit es nicht kontraproduktiv wirkt.

Zudem zeigt es seine beste Wirkung, wenn es in tiefer, ruhiger und langgezogener Weise ausgesprochen wird. Die Lautstärke sollte ganz normal sein, da es auch in der Öffentlichkeit später unter sonstigen Umweltreizen beim Hund gut hörbar ankommen muss.

Des Weiteren muss das Wort natürlich exklusiv für die konditionierte Entspannung verwendet werden und sollte nicht ähnlich klingen, wie andere verwendete Signale bei sonstigen Befehlen und Übungen.

Da ihr das Entspannungssignal auch unterwegs und situativ in Gegenwart von anderen Menschen verwenden müsst, solltet ihr euch selbstverständlich auch mit dem Wort identifizieren können, damit ihr es voller Überzeugung einsetzt und nicht auf Grund von weiteren Anwesenden zurückhalten seid oder euch gar geniert.

Folgende Beispiele sind als „Magic Word“ geeignet:
Ruhe
Ruhig
Chill
Mami
Scheasy
Easy
Mumu
Relax
Alles gut
Müde
Gemütlich
Geruhsam
Erholung
Urlaub
Frieden
Gefühl
Schlaf
Schön
Genug

Nun ist es an der Zeit, das gewählte Entspannungswort immer wieder zu verwenden, wenn euer Hund sich in einer Ruhe- und Entspannungssituation befindet, wodurch er diesen Entspannungsmoment mit dem Entspannungswort verknüpfen kann.

Legt er sich beispielsweise Abends neben euch vor dem Fernseher ab, kommt zur Ruhe und wirkt entspannt, dann werdet ihr 2-3 Mal das Entspannungswort in gewissen Abstand ohne großes Aufsehen vorab zu entwickeln sagen, den Hund streicheln oder mit aufgelegter Hand berühren. Es muss so unvermittelt ablaufen, dass der Hund weiter in entspannter Atmosphäre liegen bleibt und nicht davon ausgeht, dass nun irgendetwas weiter passiert.

Dies könnt ihr immer wieder über den ganzen Tag verteilt trainieren und wiederholen, sobald sich ein für den Hund entspannender Moment ergibt. Zum Beispiel bieten sich das Bürsten bei der Hundepflege an, die Ruhephase nach dem Spaziergang, die Pause und Auszeit nach dem Fressen, das Dösen in der Mittagssonne auf der Terrasse, die wohlverdiente Streicheleinheit, Massage und das Kuscheln am verregneten Sonntag, das Abendritual wenn ihr zu Bett geht und der Hund sich neben euch in sein Hundebett legt oder viele weitere Situationen in denen der Vierbeiner herunterfährt, der Stresspegel gegen null tendiert, er von allem losgelöst, gechillt und relaxt ist.

Kurzum, sobald er sich in einer Entspannungsphase befindet, hört er das Entspannungssignal.

Dies wird sich bei ihm einprägen, wodurch sich später die große Chance ergibt, beim Einsatz des Entspannungswortes bei problematischem und unerwünschtem Verhalten, ihn aus seiner eigenen Welt in der Erregungsphase zurückzuholen und mit Hilfe des Entspannungssignals (Entspannungswort) die Entspannung gezielt und direkt abrufen lassen wird.

Hier geht´s zu den jeweiligen Trainingskarten (Trainingsanleitung)  zum üben:
Aufbau Entspannungssignal mit Entspannungswort für Anfänger
Aufbau Entspannungssignal mit Entspannungswort für Fortgeschrittene Entspannungskünstler

Einsatz des Entspannungssignal in der Praxis

Sobald das Training der Entspannung seine Wirkung erreicht hat, das Entspannungssignal sicher sitzt und dessen Verbindung zur Entspannung eingeprägt und verknüpft ist, kann die konditionierte Entspannung in der Praxis angewendet werden.

Ihr habt nun ein Werkzeug an der Hand, mit dem nicht gänzlich die Erregung bei eurem Hund durch Außenreize zukünftig ad acta gelegt und passé ist, aber ihr seid zu jeder Zeit in der Lage, den Gemütszustand von der Erregung in Richtung denkender und rationaler Zustand durch die erlernte Entspannung umzuzwitchen.

Wichtig:

Setzt ihr das Entspannungssignal in einem Moment mit problematischen Verhalten und hoher Erregungskurve ein, so muss unbedingt ein weiteres gewünschtes Verhalten unmittelbar abgerufen werden. Dieser Befehl wird dann vom Hund im rationalen und lösungsorientierten Zustand bewusst umgesetzt und er verbleibt auf dem deutlich reduzierten Erregungsniveau. Hier solltet ihr auf gewohnte Weise euren Hund belobigen und belohnen, z.B. durch Reichen eines Leckerchen. Denn verstärkt ihr das korrekt ausgeführte erwünschte Verhalten auf positive Weise (positive Verstärkung), wodurch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Vierbeiner auch beim nächsten Mal beim Abrufen desselben Verhaltens so agiert, wie ihr es beabsichtigt.

Wie das richtige Loben und Belohnen am besten funktioniert, könnt ihr in unserem Artikel „Richtiges Loben und Motivieren beim Welpen und Hund" gerne nachlesen.

Den Labrador Retriever erfolgreich aus dem Wasser abgerufen - nun punktgenau das Leckerchen als Belohnung geben.

Erfolgt das Abrufen des gewünschten Verhaltens nicht unmittelbar nach dem Entspannungssignal, so wird der Erregungszustand wieder auf das vorherige erhöhte Niveau zurückspringen und euer Hund sich wieder in den emotionalen, reflexiven Zustand bewegen.

Aber: Das Anschlussverhalten muss ebenso im Vorfeld der Praxisanwendung, mit den erlernten Entspannungssignalen bereits im reizfreien Umfeld trainiert werden und sicher sitzen. Es darf nicht erstmalig direkt in stressigen Situationen mit hohem Erregungszustand erfolgen!

Also: Nach dem Aufbau des Entspannungswortes mit der Entspannung, müssen ausreichende Trainingseinheiten erfolgen, bei der das gewünschte Anschlussverhalten direkt abgerufen und in der Schrittabfolge mit berücksichtigt wird.

Erst wenn diese Trainingsübungen im gesamten sicher und erfolgreich wiederholbar sitzen, kann der Praxiseinsatz beginnen.

Hier geht´s zu weiteren Trainingskarten zum Üben:
Entspannungssignal mit Entspannungswort und Einbau Alternativverhalten (ohne Markersignal)
Entspannungssignal mit Entspannungswort und Einbau Alternativverhalten (mit Markersignal)

Das Entspannungssignal kann nicht unendlich verwendet werden

Wie wir auch in unserem Artikel zur Impulskontrolle bereits eingehend beschrieben haben, so kann auch das Entspannungssignal nicht endlos eingesetzt und verwendet werden.

Denn die Wirkung des Entspannungssignals braucht sich auf und muss sich erholen bzw. wieder aufladen, so wie es bei einem Akku und einer wiederaufladbaren Batterie der Fall ist.

Damit also die Einsatzfähigkeit wiederhergestellt und die Batterien aufgetankt werden, müssen im Alltag in reizfreien Momenten regelmäßig die Entspannungseinheiten mit dem Entspannungssignal von Neuem verknüpft werden, um es tief im Bewusstsein des Hundes zu verankern und immer wieder aufzufrischen.

Einen weiteren Nebeneffekt der damit erreicht wird und weswegen diese Vorgehensweise unbedingt praktiziert werden muss ist die Tatsache, dass mit der Dauer und der Häufigkeit des Einsatzes des Entspannungssignal ein gegenläufiger Lernprozess beim Hund einsetzt, denn mit jeder erneuten Verwendung des Entspannungssignals im Moment der Erregung, wird im Hirn des Hundes plötzlich eine Verknüpfung des Signals mit Erregung statt der bisherigen Entspannung erfolgen.

Praxisbeispiele

Die nachfolgenden Beispiele aus der Praxis sind mit und ohne Verwendung eines Markers (Markersignals) möglich und dienen der besseren Veranschaulichung.

Sichten der Nachbarskatze

Geht es also mal wieder zur morgendlichen Hunderunde und euer Hund entdeckt die Nachbarskatze, die ihn reizt, seinen Stresspegel und das Erregungslevel extrem in die Höhe schnellen lässt, worauf das gewohnte unerwünschte Verhalten mit Zerren, Bellen und Ausrasten an der Leine folgt, ist es soweit auf das einstudierte Entspannungssignal zurückzugreifen.

1.    Einsatz des Magic Word (Entspannungssignal)

        a. Ruuuuuuhe

Hierdurch wird der Hebel vom emotionalen, erregten Zustand auf den denkenden Zustand umgelegt, euer Hund erlangt wieder das „Bewusstsein“, ihr gewinnt wieder seine Aufmerksamkeit und der Folgebefehl kommt zielgerichtet an.       

2.    Sofortiges Abrufen von gewünschtem Alternativverhalten

        a. Sitz und Bleib

Durch das unmittelbar erfolgte Anschlussverhalten bleibt die Erregungskurve auf heruntergefahrenem Niveau.   

3.    Lob und Belohnung

        a. Fein + Leckerchen

Nun könnt ihr mit eurem Hund in Ruhe und abgesenktem Stresspegel die Hunderunde weiterführen und dafür die trainierten Abläufe der Leinenführigkeit unter Ablenkung anwenden.

Ihr wollt mehr an dieser Stelle zum Leinenführigkeit erfahren? Wir bieten euch gerne die Möglichkeit, unseren Magazinartikel „Die Leinenführigkeit des Hundes“ zu lesen und wertvolle Praxistipps zu erhalten.

 

Das Reh im Feld

Ihr seid in der Morgendämmerung vor der Arbeit mit eurem Hund im Feld unterwegs, damit er Auslauf erhält und sein Geschäft in Ruhe verrichten kann.

Dabei legt ihr eurem Hund die Schleppleine an, damit er mehr Bewegungsfreiheit und einen größeren Bewegungsradius ungehindert ablaufen und beschnüffeln kann.

Doch plötzlich sichtet er mehrere Rehe, die sich auf dem Feld in einer Gruppe aufhalten und bleibt wie angewachsen stehen. Sein Rücken ist angespannt, die Muskulatur am gesamten Körper fängt schon an zu zittern, der Schwanz steht senkrecht hoch, er fixiert das Wild und seine Erregung und Anspannung ist förmlich zu spüren.

Nun ist der Moment gekommen einzugreifen, ansonsten kann es sein, dass er dem Reiz erliegt und er versucht loszulaufen, da sein Jagdtrieb siegt.

Erst einmal gut, dass ihr euren Vierbeiner an der Leine habt, den Hund aufmerksam im Auge hattet und sein Ausdrucksverhalten wahrgenommen und richtig gedeutet habt. Dies sichert euch die weitere Kontrolle über ihn, wenn ihr nun richtig handelt.

Das Entspannungssignal wird euch wahrscheinlich auch in diesem Fall einen wertvollen Beitrag liefern.

1.    Einsatz des Magic Word (Entspannungssignal)

        a. Mami

Hierdurch wird der Hebel vom emotionalen, erregten Zustand auf den denkenden Zustand umgelegt, euer Hund erlangt wieder das „Bewusstsein“, ihr gewinnt wieder seine Aufmerksamkeit und der Folgebefehl kommt zielgerichtet an.

2.    Sofortiges Abrufen von gewünschtem Alternativverhalten

        a. Sitz und Bleib

Durch das unmittelbar erfolgte Anschlussverhalten bleibt die Erregungskurve auf heruntergefahrenem Niveau.

Der Hund wird sich wie gewünscht absetzen und in der Sitzposition verbleiben, bis ein Folgeverhalten (z.B. Komm Weiter) von euch abgerufen wird.

3.    Markersignal

        a. Klick mit dem Klicker unmittelbar nach Befehl „Sitz und Bleib“ und korrekter Ausführung des Hundes

Ihr verwendet als Markersignal einen Klicker und verknüpft unmittelbar das Lob und die Belohnung.

4.    Lob und Belohnung

        a. Fein + Leckerchen

Nun könnt ihr mit eurem Hund in Ruhe und abgesenktem Stresspegel die Hunderunde weiterführen und dafür die trainierten Abläufe der Leinenführigkeit unter Ablenkung anwenden.

 

Der fremde Hund am Rheinufer

Beim Spazieren am Rheinufer läuft euer Hund wie gewohnt ohne Leine in unmittelbarer Nähe von euch.

Plötzlich entdeckt er einen fremden Hund ein Stück entfernt.

Nun kommt euch zu Gute, dass ihr die Körpersprache und das Ausdrucksverhalten eures Vierbeiners kennt und vernehmt sein gesteigertes Interesse und die Aufmerksamkeit für seinen Artgenossen.

Der Schwanz steht hoch und der Körper wirkt angespannt.

Bevor er sich nun vermutlich dem Reiz hingibt und auf und davon ist, gilt es zu reagieren.

1.    Einsatz des Magic Word (Entspannungssignal)

        a. Ruuuuhig

Hierdurch wird der Hebel vom emotionalen, erregten Zustand auf den denkenden Zustand umgelegt, euer Hund erlangt wieder das „Bewusstsein“, ihr gewinnt wieder seine Aufmerksamkeit und der Folgebefehl kommt zielgerichtet an.

2.    Sofortiges Abrufen von gewünschtem Alternativverhalten

        a. Komm und Leine

Durch das unmittelbar erfolgte Anschlussverhalten bleibt die Erregungskurve auf heruntergefahrenem Niveau.
Der Hund wird an die Leine genommen.

3.    Markersignal

        a. Klick mit dem Klicker nach Befehl "Komm und Leine", direkt nach erfolgter korrekter Ausführung des Hundes

Ihr verwendet als Markersignal einen Klicker und verknüpft unmittelbar das Lob und die Belohnung.

4.    Lob und Belohnung

        a. Prima + Leckerchen

Nun könnt ihr mit eurem Hund in Ruhe und abgesenktem Stresspegel die Hunderunde weiterführen und dafür die trainierten Abläufe der Leinenführigkeit unter Ablenkung anwenden.

 

Das Spielzeug seines besten Hundefreundes

Du und Dein Hund seid zum Kaffee bei guten Freuden eingeladen.

Dort trifft Dein Hund auf seinen besten Hundekumpel, mit dem er häufig spielt und tobt.

Beim Spielen gehen oft die Erregung, Aufgeregtheit und der Stresspegel hoch, daher kann die konditionierte Entspannung für die Momente des Spielverhaltens Gold wert sein, um bei extremer Übererregtheit etwaiges unerwünschtes Verhalten abzubrechen.

Auch an diesem Nachmittag geht es gemeinsam in den Garten.

Nun entdeckt Dein Hund ein Spielzeug, das sein gesteigertes Interesse weckt. Zunächst wird es beschnüffelt und immer wieder um das Spielzeug herumgelaufen, näher begutachtet und nach einer Zeit für gut empfunden.

Dein Hund schnappt sich das Spielzeug und fängt an damit herumzulaufen.

Das Problem, es ist das Lieblingsspielzeug des Hundes Deiner Freunde.

Trotz mehrerer Aufforderungen lässt sich Dein Hund nicht dazu bringen, von dem Spielzeug abzulassen und es abzulegen.

Nun kommt das Entspannungswort wieder zum Einsatz:

1.    Einsatz des Magic Word (Entspannungssignal)

        a. Müüüüde

Hierdurch wird der Hebel vom emotionalen, erregten Zustand auf den denkenden Zustand umgelegt, euer Hund erlangt wieder das „Bewusstsein“, ihr gewinnt wieder seine Aufmerksamkeit und der Folgebefehl kommt zielgerichtet an.

2.    Sofortiges Abrufen von gewünschtem Alternativverhalten

        a. Sitz und Aus

Durch das unmittelbar erfolgte Anschlussverhalten bleibt die Erregungskurve auf heruntergefahrenem Niveau.

Der Hund lässt vom Spielzeug ab und wirft es aus.

3.    Lob und Belohnung

        a. Fein + Leckerchen

Nun kannst Du durch den abgesenkten Erregungszustand das Spielzeug aufheben, Deinen Hund zum Bleiben in der Sitzposition auffordern, das Spielzeug wegtragen. Dein Hund darf sich wieder fortbewegen, sobald Du die Freigabe mit „Frei“ erteilst.

 

Graben im Garten

Solltet ihr einen Hund haben, der immer wieder dazu neigt im Garten zu graben, so klappt auch hier die Entspannungsmethode bestens.

Sobald ihr in den Garten kommt und euren Hund entdeckt, der wie besessen mit den Vorderpfoten im Dreck wühlt und gräbt, trotz guter Erziehung auf Durchzug stellt und jedweden Befehl überhört, ist er einfach in seiner Welt gefangen da sein Erregungslevel sich auf übererregtem Niveau befindet.

1.    Einsatz des Magic Word (Entspannungssignal)

        a. Alles guuut

Hierdurch wird der Hebel vom emotionalen, erregten Zustand auf den denkenden Zustand umgelegt, euer Hund erlangt wieder das „Bewusstsein“, ihr gewinnt wieder seine Aufmerksamkeit und der Folgebefehl kommt zielgerichtet an.

2.    Sofortiges Abrufen von gewünschtem Alternativverhalten

        a. Und hier

Durch das unmittelbar erfolgte Anschlussverhalten bleibt die Erregungskurve auf heruntergefahrenem Niveau.

Der Hund wird mit hoher Wahrscheinlichkeit aufhören zu graben, zu euch schauen und zu euch kommen.

3.    Markersignal

        a. Klick mit dem Klicker nach Befehl „Und hier“ und erfolgter Ausführung durch euren Hund

Ihr verwendet als Markersignal einen Klicker und verknüpft unmittelbar das Lob und die Belohnung.

4.    Lob und Belohnung

        a. Prima + Leckerchen

Nun könnt ihr mit eurem Hund in Ruhe und abgesenktem Stresspegel den Weg zurück ins Haus gehen und dafür z.B. die trainierten Abläufe der Freifolge (Laufen ohne Leine bei Fuß) anwenden.

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