Instinkt vom Hund

Was ist der Instinkt oder Naturtrieb eines Hundes?

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Zuletzt aktualisiert am: 6.8.2024

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Synonyme
  • Naturtrieb

Der vom Lateinischen „instinctus“ abstammende Begriff des Instinkts bedeutet „Antrieb“ oder „Eingebung“ und wurde von Verhaltensforschern nie einheitlich definiert. Er gilt als angeboren und gehört wie der Trieb zu den inneren, nicht messbaren, aber mutmaßlich verhaltensauslösenden Faktoren. Mangels Definition und Messbarkeit kommt dem Begriff „Instinkt“ heute eher umgangssprachliche Bedeutung zu.

Um das nicht beobachtbare Entstehen von beobachtbarem Verhalten zu erklären, wurden schon seit dem Mittelalter Begriffe wie Trieb oder instinctae naturalae, was übersetzt Naturtriebe bedeutet, verwendet. Bis zum 19. Jahrhundert wurden sie allerdings dem göttlichen Mysterium zugeschrieben. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden von Natur- und Verhaltensforschern wie Charles Darwin und Konrad Lorenz viele, sich in Teilen unterscheidende Definitionen des Begriffs vorgeschlagen. 

Gemeinsamkeiten in den Definitionen des Instinkts liegen darin, dass Instinkte als angeboren angesehen werden und folglich Verhalten auslösen, das nicht erlernt werden muss. Dieses Verhalten wird von Lorenz in seiner Instinkttheorie als Instinktverhalten bezeichnet, das von einem Schhlüsselreiz ausgelöst wird. Diese Theorie postuliert, dass beinahe jedes Verhalten Instinktverhalten sei und nicht erlernt werden müsse. Bestenfalls der Voragang der Prägung, durch den sich ein Lebewesen einen Schlüsselreiz einprägt, wird als Lernvorgang aufgefasst. Die Annahme, dass es sich hierbei um angeborene Fähigkeiten handelt, legt nahe, dass sie vererbt werden und, wie es der Brite Douglas Alexander Spalding formulierte, das Produkt der angehäuften Erfahrungen früherer Generationen darstellt. Diese Erfahrungen tragen teilweise den artspezifischen körperlichen Gegebenheiten Rechnung und könnten erklären, warum ein Stück Fleisch auf einen Hund belohnend wirkt, auf ein pflanzenfressendes Kaninchen aber nicht. Konrad Lorenz hingegen stellte fest, dass es durchaus Instinktbewegungen gibt, die zwischenzeitlich durch evolutionäre Entwicklung ihre körperliche Grundlage verloren haben und gerade deshalb Verwandtschaften zwischen den verschiedenen Arten anzeigen können. Auch sind die Erfahrungen der vorangegangenen Generationen und somit der Zweck der instinktiv ausgeführten Verhaltensweisen dem Individuum nicht bewusst, was in der Aussage des US-amerikanischen Psychologen und Philosophen William James´ (11.01.1842-26.08.1910) klar wird, der zufolge der Instinkt die Fähigkeit sei, sich so zu verhalten, dass gewisse Ziele erreicht werden, ohne Voraussicht dieser Ziele und ohne vorherige Erziehung oder Erfahrung.

Die wissenschaftliche Bedeutung des Begriffs ist heute minimal, was primär daran liegt, dass moderne neurologische Messmethoden, z. B. das zur Messung der elektrischen Ströme im Gehirn verwendete EEG, belegten, dass die tatsächlichen Abläufe komplexer sind, als die durchaus komplexe Instinkttheorie von Konrad Lorenz sie darstellte. Vielmehr sind die Prozesse im Gehirn und deren Ergebnisse in ihrer Komplexität kaum klar vorhersehbar. 

Für die Hundeerziehung und die modernen Trainingsmethoden liefert die operante Konditionierung des Lerntheoretikers B. F. Skinner eine klarer und vor allen Dingen messbare wissenschaftliche Grundlage für das Entstehen von Verhalten. Skinners Modell konzentriert sich auf das Lernen aus Erfahrung und stellt Verhalten als Reiz-Reaktion-Konsequenz- Kopplungen dar. Auch wenn klar ist, dass selbst Hunde keine reinen Reiz-Reaktion-Konsequenz-Automaten sind, verstellt dieser Ansatz nicht den Blick auf das Wesentliche, indem er die Frage beantwortet, welche äußeren und teilweise Faktoren Verhalten formen oder beeinflussen und welche davon durch einen Trainer so kontrolliert werden können, dass sich das Verhalten in der vom Trainer gewünschten Art und Weise entwickelt. Dennoch wirkt der Instinkt in die praktische Anwendung der positiven Verstärkung hinein: Es stellt sich die Frage, was beispielsweise ein Hund als belohnend wahrnimmt. Angeboren und damit instinktiv verankert ist bei ihm, im Gegensatz zu einem Hasen, dass er ein aus Fleisch bestehendes Leckerchen als wertiger empfindet wird, als ein Gänseblümchen.

Der niederländische Verhaltensforscher Bierens de Haan formulierte es in seiner 1940 veröffentlichten Arbeit „Die tierischen Instinkte und ihr Umbau durch Erfahrung“ so: „Wir betrachten den Instinkt, aber wir erklären ihn nicht.“ 

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