Die Bedeutung, Vorteile & Arten von Jagdersatzbeschäftigungen für Hunde

Was Jagdersatzbeschäftigungen für Hunde leisten können

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Zuletzt aktualisiert am: 5.10.2023

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Die Bedeutung von Jagdersatzbeschäftigungen liegt für Hunde darin, dass die Instinkte angesprochen werden, die ihr Beutefangverhalten auslösen, ohne dass die Hunde tatsächlich und unkontrolliert jagen. Die Vorteile planvoll-kontrollierter, aber artgerechter Jagdersatzbeschäftigungen liegen für Hunde darin, dass sie sich den mit echter Jagd verbundenen Gefahren nicht aussetzen müssen, keine Wildtiere verschrecken, verletzten oder töten und somit den Straftatbestand der Wilderei nicht erfüllen.

Damit eine solche Ersatzbeschäftigung ihre volle Bedeutung für den einzelnen Hund und alle Vorteile entfalten kann, kommt es sehr auf die richtige Auswahl der Art der Jagdersatzbeschäftigung an. Die meisten heutigen Haushunde zeigen nicht mehr das gesamte Beutefangverhalten, sondern nur noch einzelne Sequenzen daraus. Die Wahl, der für einen speziellen Hund passenden Ersatzbeschäftigung, ergibt sich daraus, welche Sequenz des Jagdverhaltens er instinktiv zeigt.

Nähern wir uns im Folgenden dem Thema Jagdersatzbeschäftigung von der Definition bis zur praktischen Anwendung.

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Was sind Jagdersatzbeschäftigungen & warum sind sie für Hunde wichtig?

Um zu verstehen, warum Jagdersatzbeschäftigungen für Hunde wichtig sind, muss man verstehen, was eine Jagdersatzbeschäftigung ausmacht. Daher schauen wir uns zunächst die Definition des Begriffs Jagdersatzbeschäftigung an, um dann die Bedeutung der Ersatzbeschäftigungen für Hunde einzuschätzen.

Definition des Begriffs „Jagdersatzbeschäftigung“ für Hunde

Unter Jagdersatzbeschäftigungen werden alle Beschäftigungen, Aktivitäten und Trainingsprogramme verstanden, bei denen der Mensch einen Hund künstlichen Reizen aussetzt, um dessen Jagdinstinkt anzusprechen und sein gesamtes oder lediglich Teilsequenzen seines Beutefangverhaltens auszulösen. Ziel solcher Ersatzbeschäftigungen ist, das Jagdverhalten in geregelte und kontrollierte Bahnen zu lenken, sodass der Hund sein Bedürfnis, das Jagd- und Beutefangverhalten auszuleben, befriedigen kann, ohne tatsächlich zu jagen und sich oder andere zu gefährden.

Die große Bedeutung der Jagdersatzbeschäftigungen für die artgerechte Auslastung von Hunden

Als Aktivität, die in Form des Beutefangverhaltens ein instinktives Verhalten des Hundes auslöst und ihn auslastet, stellt jede Art der Jagdersatzbeschäftigung eine artgerechte Auslastung für den Hund dar. Im Umkehrschluss kann gesagt werden, dass jede menschengemachte, aber artgerechte Auslastung für Hunde gleichzeitig eine Art Jagdersatzbeschäftigung ist: Lässt man die auf Gehorsam basierenden Disziplinen außer Acht, sprechen alle Hundesportarten in unterschiedlichem Maße mindestens eine Teilsequenz des Beutefangverhaltens an.

Die Bedeutung der Jagersatzbeschäftigungen erschöpft sich also nicht nur darin, den Hund an der Ausübung echter Jagden zu hindern. Vielmehr stellen sie, wie andere Sportarten oder Trainings, artgerechte Auslastungen dar, bei denen allerdings ein stärkerer Fokus auf das Imitieren von jagdlichen Situationen gelegt wird.

In Abhängigkeit der gewählten Art der Ersatzbeschäftigung, kann diese eher körperlich oder geistig auslastend wirken: Bedenkt man, dass im Windhundesport die Hunde einem „falschen Hasen“ sprichwörtlich hinterherjagen, liegt hier wohl eher eine körperliche Auslastung vor, während ein mit der Nase auszuführendes Suchspiel auf jeden Fall das Hundehirn auf Touren bringt.

Hier lässt sich schon erkennen, dass nicht alle Ersatzbeschäftigungen für alle Hunderassen oder Hunde dieselbe Attraktivität besitzen. Diese Erkenntnis ist die Voraussetzung, die richtige Ersatzbeschäftigung für den eigenen Hund zu finden.

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Die verschiedenen Arten von Jagdersatzbeschäftigungen für Hunde

Warum unterschiedliche Arten von Jagersatzbeschäftigungen benötigt werden und welche das sind, erklären wir hier.

Das Jagd- oder Beutefangverhalten und seine Sequenzen

Das ursprüngliche und komplexe Beutefangverhalten der Wölfe, der Urahnen unserer heutigen Haushunde, stellt eine Verhaltenskette mit folgenden Verhaltenssequenzen:

  • Suchen
  • Fixieren
  • Anpirschen
  • Hetzen/Jagen
  • Fangen/Ergreifen
  • Erlegen/Töten
  • Wegbringen/Sichern
  • Fressen 

Anzunehmen ist, dass nicht in jedem Wolf jedes der genannten Teilverhalten gleich gut veranlagt war: Vielleicht hatte ein Individuum eine besonders gute Nase und Finderwille zur Suche nach Beute, während ein anderer besonders schnell war und daher an der Hatz als „Spezialgebiet“ Spaß hatte und ein weiterer besonders stark und territorial war und die Beute besser wegschleifen und sichern konnte.

Diese leichten Unterschiede in den Anlagen wurden in der 15.000 Jahre währenden Domestikationsgeschichte durch entsprechende Zuchtauswahl genutzt. Ziel war, bestimmte Verhaltenssequenzen zu stärken, zu schwächen oder zu kombinieren, damit die Hunde ein für den Menschen nutzbares Verhalten an Tag legen. Sie wurden somit zu Rassemerkmalen.

Selbst das Verhalten von Hütehunden setzt sich aus Jagdsequenzen zusammen, die als solche auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind. Hütehunde können sich an die Herde anpirschen, das Treiben stellt eine sanfte Hatz dar, die Verteidigung gegen Fremde stellt das Sichern der Beute nach. Gleichzeitig wurde aber bei der Zucht der Hütehunde darauf Wert gelegt, dass sie die „Beute“ weder fangen noch töten, denn schließlich sollten sie auf die Nutztierherden aufpassen und gerade nicht töten. Auch wenn der jagdliche Ursprung des Hütehund-Verhaltens nicht offensichtlich ist, sollten Halter solcher Hunde bedenken, dass Wildtiere wie z. B. Hirschrudel gar nicht gehütet werden wollen. Darüber hinaus erkennen sie die „friedlichen“ Absichten des Hütehundes nicht: Sie nehmen nur einen gefährlichen Prädator wahr, der sein Beutefangverhalten zeigt und sie jagt.

Für uns Menschen offensichtlicher als Jagdverhalten erkennbar und daher meist problematischer sind die Verhaltenssequenzen, die einige Hunde der Jagdhunderassen zeigen können. Wenn sie abseits der Wege nach Wild stöbern und suchen, der Wildfährte folgen, bis sie in Sichtweite hinter dem Wild her hetzen und es bei gegebener Wildschärfe sogar fangen und/oder töten, ist das immer als Jagdverhalten und Wilderei erkennbar.

Die verschiedenen Ersatzbeschäftigungen

Innerhalb der Jagdersatzbeschäftigungen finden sich nun Spiele und Hundesportarten, die eine oder mehrere dieser Verhaltenssequenzen imitieren. Diese können so kombiniert werden, dass sie auf die jeweiligen Anlagen und Bedürfnisse des speziellen Hundes angepasst sind. Dabei sind allerdings einige unter „Tipps und Tricks für die praktische Umsetzung der Ersatzbeschäftigungen“ zu findende Punkte zu beachten.

Suchspiele, bei denen der Hund beispielsweise großflächig verstreutes Trockenfutter auf der Wiese suchen muss, imitiert das suchende Stöbern und fordert die Nase und das Hirn. Die sportliche Variante hiervon findet sich im Spürhundesport.

Versteckt sich eine menschliche Begleitung auf dem Spaziergang vor dem Hund, der diese Begleitung dann suchen muss, kommt das der suchenden Jagdsequenz noch näher. Das gilt umso mehr, wenn auf dem Weg zum Versteck ein paar Haken und Richtungswechsel eingebaut sind. Im Hundesport wird diese Art Ersatzbeschäftigung bei der Fährtenarbeit und im Mantrailing geboten. Beide Disziplinen können auch nutzbringend eingesetzt werden, beispielsweise in Rettungshundestaffeln.

Um die anschließende Hatz zu imitieren, bieten sich Rennspiele an. Hierzu kann z. B. die versteckte Person eine Reizangel nutzen. Alternativ kann ein Ball, ein Dummy oder ein Zergel geworfen werden, dem der Hund dann hinterherrennen kann. Im Idealfall bringt er den tatsächlich geworfenen Gegenstand zurück, womit schon der nächste Absatz, in dem es um Apportierspiele geht, angerissen ist. Sportarten wie der Windhundesport, Agility oder der Hindernislauf greifen Teile des Hetzens und Rennens ebenfalls auf.

Apportierspiele können je nach Ausgestaltung mehrere Sequenzen abbilden. Im vorangehenden Absatz ist schon dargestellt, dass der zu apportierende Gegenstand, z. B. ein Ball, so geworfen werden kann, dass der Hund eine Hatz imitieren kann. Im Hundesport findet sich das Ball-Spiel in Form des Flyballs wieder, für das schon ein paar zusätzliche Regeln gelernt werden müssen.

Im rein „privaten“ Bereich muss der Hund nicht regelkonform und ohne zu knautschen apportieren, sondern kann den Apportgegenstand auch schütteln und knautschen, um das Töten der Beute zu imitieren. Statt der regelgerechten Übergabe nach erfolgreichem Apport kann ein Zerrspiel inszeniert werden. Dazu muss der Hund nicht einmal apportieren, schließlich kannst Du auch zu ihm gehen.

Wird das Apportieren nach sportlichen Regeln ausgeübt, beispielsweise als Dummyarbeit werden andere Verhaltenssequenzen angesprochen. Denn hier darf der Hund das als Apportel dienende Dummy nicht zu fest packen: Er darf es weder schütteln noch knautschen, weil beim Dummy-Training der Apport geschossenen Wildes wie Enten oder Hasen imitiert wird. Würde der Hund dieses zu fest beißen, wäre das Wildbret genannte Fleisch nicht mehr zu genießen. Allerdings wird bei der Dummyarbeit die Suche nach der Beute imitiert: Beim „Einweisen“ wird der Hund grob in ein Gebiet geschickt, das er absuchen muss, um das Dummy zu finden und zu apportieren.

Mit der Reizangel, an deren Schnur alle möglichen Gegenstände befestigt werden können, lässt sich hervorragend eine spannende Hatz nachstellen, indem das Spielzeug mit der Angel vom Hund wegbewegt wird und dabei immer mal wieder Richtung und Geschwindigkeit variiert wird.

Zerrspiele, die das Zerteilen der Beute imitieren, können unter Verwendung von Zergeln imitiert werden, die entweder bereits für den Apport oder an der Reizangel verwendet werden.

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Tipps & Tricks für die praktische Umsetzung der Ersatzbeschäftigungen

Dass Jagdersatzbeschäftigungen grundsätzlich sinnvoll sind, steht in Fachkreisen außer Frage. Dennoch bestehen Ängste, die Ersatzbeschäftigungen, z. B. Bällchen oder Zerrspiele, würden den Jagdtrieb noch steigern. Das stimmt so nicht, allerdings müssen ein paar Dinge beachtet werden, damit die Jagdersatzbeschäftigungen ihre Aufgabe erfüllen.

Richtige Jagderlebnisse verhindern

Das Ausleben des Beutefangverhaltens wird als selbstbelohnend eingestuft, weil es selbst dann zu einer Ausschüttung von Glückshormonen im Hundehirn führt, wenn das Verhalten keinen Erfolg in Form einer Beute zeitigt. Gleichzeitig lernt der Hund aus seinen Erfahrungen: Er wird schnell erkennen, dass ihn das Jagen glücklich macht, wie es sonst nur wenige andere Verhaltensweisen zu erreichen vermögen. Hat ein Hund gelernt, dass „es nichts besseres als die Jagd“ gibt, haben die Jagdersatzbeschäftigungen es deutlich schwerer, so zu wirken, wie wir es wollen.

Daher solltest Du versuchen, Deinen Hund daran zu hindern, echte Jagderfahrung zu sammeln, besonders, wenn du früh erkennst, dass er ein hohes Maß an Jagdpassion in den Anlagen hat. Dazu kannst Du ihn an einer Schleppleine führen, bis Du einerseits an der Körpersprache Deines Hundes erkennst, dass er nicht mehr in der suchenden Orientierungsphase ist, sondern im Übergang zur Fixierung auf eine Wildfährte.

Dieser Übergang dauert bei meinem Beagle wenige Augenblicke. Sind diese verstrichen, stellen meine Rufe eine reine Lärmbelästigung für die Umwelt dar, zeitigen aber keine Wirkung mehr, weil Max dann im „Tunnel“ ist. Das heißt, dass man während des Hundespaziergangs sehr aufmerksam sein muss und den Hund im Auge behalten muss, damit dieser Zeitpunkt nicht verpasst wird.

Im Ergebnis war es so, dass für Max die echten Jagderlebnisse besonders wünschenswert waren und sind – zum Glück darf er sie auch mehrfach im Jahr auf die ein oder andere Art ausleben. Jagdersatzspiele und selbst Spiele mit anderen Hunden hielten ihn früher nur kurz im Zaum: Eben spielte er noch wild im Wald, stolperte dabei über eine Fährte und war weg.

Mit dem Alter ist er hier etwas ruhiger geworden, vielleicht auch, wegen der Mischung aus Ersatzbeschäftigung, Erziehung oder Training, Konsequenz und der wiederkehrenden gemeinsamen Jagderlebnisse. Da er zwei oder dreimal im Jahr dennoch seinem Beagle-Kopf und nicht mir folgt, trägt er nun ein Ortungsgerät, damit ich ihn zügig wiederfinde und er nicht, wie früher, drei bis sechs Stunden im Umkreis von sieben Kilometern um unser Haus herum jagt, bevor er wieder im Flur steht.

Auswahl der geeigneten Jagdersatzbeschäftigung

Wie oben schon dargelegt, lassen sich mit unterschiedlichen Jagdersatzbeschäftigungen unterschiedliche Sequenzen des Beutefangverhaltens nachstellen. Außerdem zeigen die meisten Hunde nicht die gesamte Verhaltenskette, die das Beugefangverhalten bildet, sondern nur einzelne Sequenzen daraus. Es ist nun wichtig zu erkennen, welche Sequenzen Dein Hund zeigen kann und will – diese sind dann diejenigen, die, wie oben beschrieben, nachzustellen wären.

Auch wenn bei einigen Rassen liegt der Fall klar auf der Hand zu liegen scheint, ist doch jeder Hund ein Individuum. Bestimmt sind die meisten Retriever leicht zu begeistern, wenn sie etwas apportieren dürfen. Vielleicht findet sich aber dennoch der ein oder andere Vertreter dieser Rassen, der auch hinter einem an der Reizangel gezogenen Beuteersatz her hetzen möchte.

Daher ist es meines Erachtens empfehlenswert, dem Hund zunächst Ersatzbeschäftigungen anzubieten, die sich an den in unseren Rassebeschreibungen beschriebenen Arbeitsfeldern der jeweiligen Rasse des Hundes oder seiner Eltern orientiert. Aber selbst bei reinrassigen Hunden sollte man hier nicht „betriebsblind“ sein, sondern den eigenen Hund genau beobachten und die von ihm gezeigten Verhaltenssequenzen als Grundlage für weitere Angebote aus dem Bereich der Jagdersatzbeschäftigungen annehmen.

Aufbau & Ablauf einer Spiel- oder Trainingseinheit der Ersatzbeschäftigung

Wie fast alles im Leben zwischen Hund und Mensch, sollte auch das Spiel oder Training nach festen Regeln ablaufen, die von Anfang an eingeführt und eingehalten werden sollten.

So sollte die Spielzeit, genau wie eine Trainingseinheit, klar abgegrenzt sein und mit einem klaren Signal oder mit einem wie ein solches wirikenden Ritual beginnen und enden. Das Ritual kann schon darin bestehen, dass das entsprechende Spielzeug vorbereitet wird. Wie ein Spiel enden kann, sehen wir unten noch.

Da es sich bei Jagdersatzspielen häufig um geistig und vor allem auch körperlich anstrengende Spiele handelt, sollte der Hundekörper aufgewärmt werden. Daher sollte das Spiel mit etwas ruhigerer Action beginnen und zu Beginn weniger abrupte Richtungswechsel im Laufweg aufweisen. Sollte die Jagdersatzbeschäftigung auch Zerrspiele enthalten, sollte der Hund niemals hochspringen, an dem Spielzeug hängen oder nach unten zerren müssen. Besser ist es für seinen gesamten Bewegungsapparat, wenn nur in gerader Verlängerung seiner Wirbelsäule gezogen wird und Du dabei keine ruckartigen Bewegungen ausführst. Umgekehrt darf auch der Hund Deine Gesundheit nicht gefährden. Das bedeutet, dass Du eine negative Strafe austeilst, indem Du das Spiel sofort unterbricht oder gar ganz beendest, wenn er Dich irgendwohin zwickt (siehe Beißhemmung aufbauen) oder mit den Pfoten oder Krallen kratzt.

Generell kann eine Jagersatzbeschäftigung nur funktionieren, wenn entweder ein Mensch oder besser das Spielzeug sich wie eine Beute verhält. Dazu darf sich die Beute nicht vor der Hundenase hin- und her-, sondern von ihm wegbewegen oder still in einem Versteck ausharren und dann „flüchten“.

Wird die Beute nicht, wie beim Mantrailing oder ähnlichem, aufgespürt, sondern soll sofort eine Hatz nach dem Spielzeug an der Reizangel oder der flache Wurf oder Tritt eines Balles über die Erde erfolgen, kann zu Beginn mit kleinen Bewegungen Aufmerksamkeit erzeugt werden, bis der Hund das Spielzeug mit dem Blick fixiert. Auf diese Weise kann eine Spieleinheit den Aspekt des Aufwärmens ebenso umsetzen, wie das langsame Steigern der Hundeerregung: Bewegt sich der Hund auf das Spielzeug zu, werden zunächst nur kurze und kleine Ausweichbewegungen imitiert und langsam gesteigert, bis zu einem wilden Höhepunkt aus hin und her. Biete Deinem Hund dabei aber immer die Chance, das Spielzeug fangen zu können: Dazu lasse es in seiner Reichweite und ziehe es nicht weit in den Himmel.

Hat der Hund das Spielzeug gefasst und willst Du zur Erhöhung seiner Erregung ein Zerrspiel machen, sorge dafür, dass der Hund einen rutschfesten Stand hat.

Um ein Erregungswelle wieder zu senken, kannst Du die „Beute“ Deinem Hund überlassen: Denn einerseits macht auch Deinem Hund gewinnen Spaß und andererseits senkt die ruhige Beschäftigung mit der Beute seinen Erregungszustand. Dein Hund wird nicht allen Respekt vor Dir verlieren, wenn er die Beute bekommt und somit das Spiel gewinnt, sondern mehr Spaß am Spiel mit Dir haben.

Der Aufbau von „Erregungswellen“ im Spiel ist wichtig: Denn beobachtet man spielende Hunde, so kann man auch bei diesen feststellen, dass sie von ruhigen Phasen, in denen sie sich gegenseitig anschauen und Spielaufforderungen machen, immer wilder werden, bis sie vom Höhepunkt des actionreichen Spiels wieder in eine ruhige Phase wechseln, um gegebenenfalls wieder von vorne zu beginnen oder das gemeinsame Spiel ganz zu beenden.

Somit sollte auch das ganze Jagdersatzspiel mit einem positiven Erlebnis für den Hund enden: Lasse ihn die Beute fangen und überlasse sie ihm im Anschluss entweder, bis er sich beruhigt hat. Oder Du tauschst das Spielzeug gegen ein Futterstück und beendest das Spiel mit dem Stöbern nach Futter.

Wenn Du immer die Ersatzbeschäftigung auf diese Weise enden lässt, wird Dein Hund während des Spiels mehr Freude haben und sich nicht ständig fragen, ob nun das unvermittelte Ende kommt.

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Die vielen Vorteile der Jagdersatzbeschäftigungen

Nun wollen wir nochmal komprimiert die Vorteile der Jagdersatzbeschäftigungen aufzeigen.

Artgerechte körperliche & geistige Auslastung des Hundes

Ersatzbeschäftigungen, die die Jagd imitieren, stellen, wie oben bereits detailliert dargestellt, ein artgerechte Auslastung für Hunde dar, weil diese vom Wolf abstammen und als Karnivoren in der Natur ihre Mahlzeiten erjagen müssen. Daher sind die Jagdverhaltenssequenzen auch im Haushund genetisch noch veranlagt.

Ob das Jagdersatzspiel oder die Jagdersatzbeschäftigung Deinen Hund mehr geistig, mehr körperlich auslastet oder beides in gleichem Maße anspricht, liegt natürlich an der Ausgestaltung der Ersatzbeschäftigung. Aber auch das reine Verfolgen eines „Beutespielzeugs“ in der Hatz fordert den Hund nicht nur körperlich, sondern auch geistig: Denn die schnellen Reaktionen oder gar ein Antizipieren und Vorausahnen, wohin sich das Spielzeug bewegen wird, erfordern große geistige Leistungen.

Förderung der Hund-Mensch-Bindung

Die Beschäftigung mit dem Hund zahlt immer auch auf die Bindung des Tieres zum Menschen, also Dir, ein. Dies gilt in verstärktem Maße dann, wenn der Hund an der Beschäftigung Spaß hat, z. B., weil Du ihm die Beute hin und wieder überlässt.

Natürlich solltest Du auf die Einhaltung der von Dir aufgestellten Regeln achten und z. B. das Spiel unterbrechen, wenn Dein Hund „handgreiflich“ wird. Die hierfür notwendige Konsequenz sorgt auch dafür, dass Dein Hund Dich auch dann noch respektiert, wenn er sehr häufig „gegen Dich“ gewinnt und die Beute bekommt.

Verminderung von „Verhaltensproblemen“ des Hundes

Hierzu ist zu sagen, dass natürlich das Beutefangverhalten von Hunden nicht als „Verhaltensproblem“ betrachtet werden darf: Es ist ein ganz normales und natürliches Hundeverhalten. Vertretbar ist höchstens die Aussage, dass wir Menschen (und bestimmt auch das Wild) das unkontrollierte Jagdverhalten eines Hundes als „unerwünschtes Verhalten“ empfinden und einstufen.

Jagdersatzbeschäftigungen, die nach festen Regeln ablaufen, steigern jedoch den Gehorsam des Hundes insgesamt, wenn die Regeln geschickt gewählt und konsequent umgesetzt werden. Über den verbesserten Grundgehorsam kann weiteres „unerwünschtes Verhalten“ durch ein im Spiel immer wieder eingebautes Alternativverhalten wie „Sitz“ oder „Platz“ unterbrochen werden. Insofern können Jagdersatzbeschäftigungen mehr, als nur unerwünschtes Jagdverhalten verringern.

Der Hund kann Jagdinstinkte kontrolliert auszuleben

Das unerwünschte Jagdverhalten zu verringern ist sicherlich das Hauptziel der Jagdersatzbeschäftigungen. Erreicht wird dieses hehre Trainingsziel durch die just beschriebene Verbesserung des Grundgehorsams und vor allem auch dadurch, dass die Ersatzbeschäftigung dem Hund eine Möglichkeit bietet, seinen Jagdinstinkt auszuleben. Dadurch wird das „Bedürfnis“, das entsprechende Verhalten zu zeigen, gesenkt.

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Fazit - Experimente mit Jagersatzspielen sind sinnvoll

Was sollte nun der Schluss aus all den Informationen sein? Dass Jagdersatzbeschäftigungen aller Art generell sinnvoll sind, aber im Versuch an den jeweiligen Hund angepasst werden sollen.

Jagdersatzbeschäftigung individuell auf Hund & Ziele anpassen

Bedenkt man die just aufgezählten Vorteile, die Jagdersatzbeschäftigungen für den Hund, das Wild und Dich als Halter mitbringen, liegt auf der Hand, dass Du sie Deinem Hund spätestens dann anbieten und mit ihnen experimentieren solltest, wenn er währen der Gassirunde nicht bei Dir auf den Wegen bleibt.

Wenn ich „spätestens“ schreibe, meine ich, dass viele Hundesportarten und Auslastungsarten in irgendeiner Weise das Beutefangverhalten nachstellen und daher „artgerecht“ sind. Da verantwortungsvolle Hundebesitzer ihre Hunde auslasten, auch wenn diese keine „Wilderer“ im klassischen Sinne sind, stellen aus meiner Sicht Jagdersatzbeschäftigungen immer eine sinnvolle gemeinsame Aktivität dar.

Wenn ich von „experimentieren“ schreibe, denke ich, dass nicht jeder Rassevertreter vollkommen dem Rassestandard entsprechen muss. Somit kann es auch hinsichtlich seiner „Lieblingsbeschäftigungen“ zu Abweichungen kommen, was bedeutet, dass Du ausprobieren musst, welche Ersatzbeschäftigung Deinem Hund wirklich Spaß macht. Hierbei musst Du auch auf das Alter und die Fitness Deines Hundes achten und gegebenenfalls die „Wildheit“ und Dauer des Spiels anpassen.

Beim weiten Feld der Regeln kannst Du auch experimentieren, indem Du zwar ein paar Grundregeln (klarer Anfang, Erregungswellen, Erfolgserlebnisse, klares Ende, währenddessen nicht beißen und kratzen) von Anfang an beachtest, aber als Alternativverhalten verwendbares Zusatzverhalten wie „Sitz“ und „Platz“ während des Spiels erst später einbaust und trainierst.

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