Mantrailing
Die amerikanische Fährtenarbeit - mehr als nur ein Hundesport
Von:
Ulf Weber
Zuletzt aktualisiert am: 27.7.2024
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Mantrailing wird der Hund körperlich und kognitiv stark gefordert
- Das Mantrailing gilt als art-, hund- und tierschutzgerechte Form der Beschäftigung
- Prinzipiell alle Rassen und Hunde (Hybridhunde, Mischlinge) willkommen
- Ideal für Hunderassen und Hunde mit ausgeprägtem Geruchs- und Orientierungssinn
- Durch die intensive Zusammenarbeit mit dem Hundeführer bindungsfördernd
- Von Haus aus keine besonderen Gesundheits- und Verletzungsrisiken
Mantrailing gilt als eine der artgerechtesten Beschäftigungen für unsere Hunde, die sich von menschenverachtenden Anfängen in den USA zu einer Hundesportart mit lebensrettendem Hintergrund entwickelt hat. Doch welche Rassen sind besonders geeignet und wie können sie trainiert und geprüft werden?
Was ist Mantrailing?
Das Mantrailing gehört zu den Hundesportarten, bei dem der Such- und Orientierungssinn des Hundes unter Einsatz der Nasenarbeit im Fokus stehen - damit gilt das Mantrailing als artgerechte Beschäftigungs- und Auslastungsform.
Wird Mantrailing mit geeigneten Hunderassen und Hunden ausgeübt, die mit einer vorzüglichen Spürnase, Suchpassion und Finderwille ausgestattet sind und Spaß an anspruchsvollen Suchaufgaben im Team haben, so ist das Mantrailing definitiv eine hundgerechte Aktivität, die die individuellen Fähigkeiten und Talente des Hundes ansprechen und einbeziehen.
Mantrailing hat eine lange Historie. Ursprünglich wurden Hunde als Spürhunde und sogenannte Mantrailer für die Suche entflohener Personen (z.B. Strafgefangenen, Sklaven etc.) eingesetzt, um durch die Aufnahme der Fährte, ihnen mit ihrer herausragenden Riechleistung "auf die Spur zu kommen" und sie wieder einzufangen. Heute wird neben dem Mantrailing im Hundesport, die moderne Form der Vermisstensuche, auch im Rettungshunde- und Diensthundewesen genutzt.
Und so umschreibt der Begriff "Mantrailing" (Man = Mensch + Trail = Verfolgen) trefflich, um was es genau jeher dabei ging: Das Suchen und Aufspüren von Personen, indem eine menschliche Spur aufgenommen und verfolgt wird, bestenfalls bis zum Auffinden/Aufspüren der Person.
Das Mantrailing erfolgt stets im Team, Hund und Hundeführer. Und es findet auf unterschiedlichem Terrain statt, sodass stets abwechselnde Bedingungen die Suche nicht einfacher machen und damit neben dem Spaß auch die Spannung nicht zu kurz kommt. Mit dem entsprechenden Training, wachsen beide an den anspruchsvollen Aufgaben und werden mit der Zeit und den erlangten Erfolgen, zu einem unschlagbaren Mantrailing-Team.
Kurzgesprochen: Mantrailing bezieht die natürlichen Instinkte und hündischen Fähigkeiten auf wunderbare Weise in die zu lösenden Herausforderungen ein, fördert und fordert den Hund als Mantrailer, sorgt letzten Endes für artgerechte Auslastung.
Mantrailing: Geschichte
Die Geschichte um Mantrailing im Kurzüberblick
Wie enstand Mantrailing?
Schon früh erkannte der Mensch, dass Hunde eine sehr feine Nase haben, die ihnen in ihrer Vergangenheit als hundeartige Wildtiere wie Wolf oder Schakal geholfen haben, der Spur ihrer Beute zu folgen. Damit lässt sich auch die Spurtreue der Tiere erklären: Auf der Spur über längere Distanzen bleiben, hieß, Beute zu finden.
Schon frühe Kulturen wie die Römer wussten dies für ihre Zwecke auch außerhalb der Jagd zu nutzen. Sie setzten ihre Hunde für die Personensuche z. B. zur Verfolgung entflohener Sklaven anhand ihrer Geruchsspur ein. Dieser Grundansatz wurde in den folgenden Jahrhunderten in den verschiedenen westlichen Folgeländern des römischen Reichs auf unterschiedliche Weise weiterentwickelt.
In Deutschland entstand die Fährtenarbeit als Teilbereich erst der Diensthundeausbildung und später als Teilbereich des hobbymäßigen Schutzhundesports, während in den USA eine ähnliche Disziplin unter Mantrailing firmierte. Dieses Wort leitet sich aus dem englischen „Man“, das für den Menschen steht, und dem Wort „Trail“ für Spur ab. In den USA kamen vor allem Bloodhounds zum Einsatz. Auch hier waren es zunächst entlaufene Sklaven, spätestens ab der Zeit der Alkoholprohibition in den 1920er Jahren auch Straftäter. Heute setzen die US-amerikanische Polizeibehörden wie das FBI Mantrailing-Teams auch für die Suche vermisster Personen ein. Für ihre Zwecke halten sie eigene Teams vor, die sie selber ausbilden und deren "Untersuchungsergebnisse" in den USA gerichtsverwertbar ist. Wenn also ein Mantrailer in den USA der Spur eines flüchtigen Bankräubers folgt, ihn findet und durch Anspringen anzeigt, dass er ihn gefunden und identifiziert hat, gilt das als gerichtlicher Beweis.
Wie weit verbreitet ist Mantrailing?
Nach dem zweiten Weltkrieg kam die Idee des Mantrailings mit den US-amerikanischen Truppen nach Europa. Dort inspirierten die Erfahrungen aus dem jüngsten Krieg einige Länder zum Aufbau von Rettungshundestaffeln. Unter anderem hatte man gesehen, dass Hunde Leichen und Verletzte in den Trümmern bombardierter Häuser fanden. Im Rahmen des bald einsetzenden internationalen Austauschs im Westen, wohl auch als Vorbereitungsmaßnahme auf den vielleicht heiß werdenden kalten Krieg, fand das amerikanische Mantrailing zunächst Einzug in die Rettungshundestaffeln. Von dieser Verwendung aus entwickelte Mantrailing sich im Laufe der Jahrzehnte auch in Deutschland zu einem eigenständigen und populären, weil artgerechten Hundesport.
Was sind die Ziele & Voraussetzungen von Mantrailing?
Was sind die Ziele der Ausbildung und die Unterschiede zu ähnlichen Hundesportarten?
Im Gegensatz zur Nasen- oder Fährtenarbeit, die aus dem deutschen Polizeidienst kommt und bei der die Fährte oder Spur auf Grund der durch die Fußabdrücke verursachten Geruchsveränderungen des Bodens und der Bodengewächse erfolgt, wird beim Mantrailing die individuelle Duftspur, der sogenannte Individualgeruch des zu findenden Menschen oder des zu findenden Tiers verfolgt. Dieser individuelle Geruch entsteht durch Köperpartikel wie Hautzellen, die auf dem Boden von Bakterien u. a. zu Gas verstoffwechselt werden. Beide Techniken bringen unterschiedliche Auswirkungen mit.
Zum einen können die aus Hautschuppen und anderen Körperzellen bestehenden individuellen Duftspuren länger stehen, sie bleiben also länger erhalten, als die Bodenverletzungsfährten. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie weniger leicht mit anderen, die eigentliche Fährte kreuzenden Fährten verwechselt werden. Der Grund dafür ist, dass Bodenverletzungen häufig ähnlich riechen, der individuelle Duft aber unverwechselbar ist. Zu bedenken ist auch, dass auf künstlichen Bodenbelägen wie Teer oder Beton kaum Bodenverletzungen verursacht werden und sich dort Spuren für einen Fährtenhund schnell verlieren. Last but not least liegt es in der Natur der Hunde, die individuelle Duftspur und nicht die Bodenverletzungsfährte zu arbeiten.
Bleibt die Frage, warum die deutsche Polizei es nicht wie die Amerikaner gehalten hat und stattdessen den Hunden mit viel Aufwand beibrachte, auf der direkten Fährte zu arbeiten? Um es mit Bob Dylan zu sagen: The answer is blowing in the wind. Mantrailer arbeiten die Fährte dort, wo der individuelle Duft am stärksten ist. Wo das ist, hängt vom Wind ab, der die Geruchspartikel mit sich nimmt und somit den Hund mehrere Meter von der gelaufenen Fährte arbeiten lässt. Dadurch kann es passieren, dass Gegenstände, die als Beweise dienen könnten, übersehen werden, weil das Hund-Mensch-Team mehrere Meter neben der gelaufenen Spur läuft, auf der auch die Gegenstände zu finden wären.
Ziel der Ausbildung ist es also, den Hund auf eine ihm in die Wiege gelegte und ihm daher extrem viel Spaß machende Art und Weise auszulasten. Die Erfolge hierbei werden ihn selbstsicherer und ausgeglichener machen.
Nebenbei ist es eine überaus sinnvolle Beschäftigung. Es kann für Dich und Deine Familie von immensem Nutzen sein, wenn Dein Hund Eure Spazierroute exakt nachverfolgen kann und Dir so hilft, Dein auf dem Spaziergang verlorenes Portemonnaie oder den Schlüsselbund wiederzufinden.
Von gesellschaftlicher Relevanz wird Euer Hobby, wenn es sehr ernsthaft und erfolgreich im Rahmen von beispielsweise Rettungshundestaffeln ausgeübt wird und dort beim Auffinden von demenzkranken, entführten oder suizidgefährdeten Personen zur Anwendung kommt und hilft, Leben zu retten.
Anforderungen an Hund und Mensch
Da im Grunde alle Hunde gerne mit Ihrer Nase arbeiten, eignen sich fast alle Hunde für Mantrailing, sofern es nur als reine Beschäftigung und Auslastungsübung betrieben wird. Möpse oder Französische Bulldogge und andere Rassen, bei denen der Fang und die Nase sehr kurz gezüchtet sind, sind hier benachteiligt. Für den Einsatz in der Profiliga eignen sich Hunde mit großen Nasenräumen, in die entsprechend viele Riechzellen passen, und entsprechend langen Nasen und Fängen haben, am besten.
Natürlich steigen die Anforderungen an Deinen Hund und Dich in Abhängigkeit des Leistungslevels und der Ernsthaftigkeit, mit der Du Mantrailing betreiben möchtest.
Da Mantrailing vom zum VdH gehörenden Deutschen Verband der Gebrauchshundesportvereine (DVG) erst zum Juli 2017 eine Prüfungsordnung erlassen wurde, und dadurch als Hundesportart erst recht spät anerkannt wurde, haben sich die Mantrailing-Begeisterten schon vorher in diversen Verbänden und Vereinen außerhalb des VdH organisiert und ebenfalls schon Prüfungsordnungen erlassen, doch dazu weiter unten mehr.
Aber es ist klar, dass Ihr für die erfolgreiche Bewältigung der teilweise langen und unwegsamen Strecken sehr fit und geübt sein müsst. Dies gilt vor allem für Mantrails in der outdoor-Variante. Das setzt natürlich auch voraus, dass Ihr als Hund-Mensch-Team gut zusammenarbeitet und Euch gegenseitig vertraut. Je besser Ihr hier sein wollt, desto zeitintensiver ist das Training, da die Trainingsziele sehr hoch liegen.
Wenn Du in der Königsklasse, als Suchgruppenhelfer aktives Mitglied einer Rettungshundestaffel sein möchtest, werden die Anforderungen in Punkto Gesundheit, Ausdauer und Zeitaufwand noch größer, schließlich werden hier toternste Ziele verfolgt, mit denen große Verantwortung einhergeht.
Geeignete Rassen für Mantrailing
Mantrailing: Ablauf des Trainings
Benötigte Ausrüstung
Ausrüstungsseitig ist Mantrailing nicht übermäßig anspruchsvoll, da ein Teil der Ausrüstung schon zur Grundausrüstung eines jeden verantwortungsbewussten Hundehalters gehört. Dazu zählen Dinge wie Kotbeutel, Wasser und dazugehörende Schale sowie Belohnungen für den Hund. Zusätzlich zur Standardausrüstung solltest Du ein nur beim Mantrailing zu verwendendes Suchgeschirr, das Deinem Hund ein verletzungsfreies Ziehen an der Leine erlaubt. Dieses Geschirr soll er außerdem mit der Aufgabe des mantrailen verbinden: Nur in dem Geschirr soll er die Führung übernhemen und an der Leine ziehend den Trail anzeigen. Außerdem brauchst Du eine Führerleine mit 5 oder 7,5 Metern Länge, die Du am besten mit behandschuhten Händen hältst, um Verletzungen zu vermeiden, wenn Dein Mantrailer an der Leine zieht.
Da Mantrailing kein Sonntagsspaziergang ist, solltest Du Dich entsprechend mit Wander- oder Outdoorkleidung eindecken, die strapazierfähig, wasserfest und bequem sind. Beim Mantrailing gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Daneben müssen beim Trailen innerhalb geschlossener Ortschaften oder in Städten Warnwesten von Hund und Halter getragen werden. Für Nachteinsätze empfiehlt es sich, eine Taschenlampe oder besser, da Du dann die Hände frei hast, eine Stirnlampe dabei zu haben.
Sinnvoll kann es auch sein, die Spur zu markieren, damit Du weißt, ob Ihr noch auf der Spur seid. Das birgt allerdings zwei Gefahren. Einerseits könntest Du unbewusst oder bewusst auf den Hund einwirken und ihn auf die Spur bringen oder auf ihr halten. Im Ergebnis könnte er sich so nicht mehr auf seine Nase und die darauf wirkenden Reize verlassen, sondern Dich im Auge behalten und aus deinem Verhalten ablenkende Hinweisreize ziehen. Außerdem beseht die Gefahr, dass Dein Hund früher oder später die Markierung als Spurzeichen zu deuten und auch dann nicht mehr sauber nur mit der Nase arbeitet. Aus diesem Grund brauchst Du, wenn Du mir Markierungen arbeiten willst, unterschiedliche Markierungsmaterialien, wie Kreide, Sprühkreide, Fährtenbänder, Sägemehl oder -streu etc. Denn nur wenn die Hinweise jedes Mal andere sind, kann verhindert werden, dass der Hund auch diese als Hinweisreize mit dem Auffinden der Person verknüpft.
Neben dieser Hardware benötigen Mantrailer auch den Man, also eine Versteckperson, die es zu suchen und zu finden gilt und die zu der Übung eine ausschließlich nach ihr riechende Geruchsprobe, den sogenannten Geruchsartikel, mitbringen muss. Neben Körperflüssigkeiten aller Art können auch von ihr kürzlich körpernah getragene und NICHT GEWASCHENE Kleidungsstücke wie ein T-Shirt, ein Kopfkissenbezug oder Ähnliches herhalten. Der Geruchsartikel dient Deinem Hund als Geruchsmuster. Um das Muster nicht mit den Gerüchen anderer Personen zu verunreinigen, sollten diese Dinge in einer "geruchsneutralen" geschlossenen Tüte wie einem Müllbeutel transportiert werden. Versteckpersonen kannst Du in der Familie, im Freundeskreis oder auf der Straße akquirieren. Damit Dein Hund nicht dem Irrglauben verfällt, es ginge immer um dieselbe Person, ist es ratsam, in einem Verein viele Gleichgesinnte zu finden und sich gegenseitig als Versteckperson zu dienen.
Produktempfehlungen für Mantrailing
Training im Alltag
Gut in den täglichen Ablauf integrieren lässt sich Mantrailing vor allem zu Beginn des Trainings, weil hier noch keine langen Trails im Vordergrund stehen. Sondern hier wird die Basis gelegt, z. B. der Grundgehorsam, gelegt. Damit Dein Hund Mantrailing insgesamt mit Spaß verknüpft, muss er erfolgreich Beute machen können: Er lernt dann am Erfolg. Das bedeutet, Du musst ihm ausreichend Beute für jeden kleinen erfolgreichen Schritt in Richtung des gewünschten Verhaltens gönnen indem du ihn ausgiebig lobst und mit Leckereien belohnst. Im Einzelnen übt Ihr hier ein Startritual ein, mit dem für den Hund das Mantrailen verknüpft wird und an dem er künftig erkennt, dass es nun losgeht. Dieses Ritual wird um das Anziehen des Mantrail-Geschirrs und die Sicherheitswese herum aufgebaut. Dazu muss das Anziehen des Mantrail-Geschirrs und der Warnweste auf die immer gleiche Weise erfolgen. Unmittelbar nach dem „Umziehen“ des Hundes geht es um den Scentartikel oder Geruchsartikel, dessen Präsentation ebenfalls zum Ritual gehört und der daher ebenfalls auf die immer selbe Art erfolgt. Anschließend beginnt die Abarbeitung der Geruchsspur.
Wie könnt Ihr das nun einstudieren? Ihr weist Eure Versteckperson so ein, dass sie einen großen Geruchsartikel an den Anfangspunkt legt und auf ihm ein paar Leckerchen drappiert. Die Person sollte dann einen kurzen, nicht unbedingt geraden Weg zu einem Versteck laufen und auf diesem kurzen Weg noch zwei weitere Geruchsartikel im Abstand von nur wenigen Metern liegen lassen, von denen der letzte aber nicht mehr mit Leckerchen versehen ist.
Sobald die Spur gelegt und die Person versteckt ist, geht Ihr beiden zu Werke: Ihr nähert Euch dem Geruchsartikel auf ein paar Meter. Dort wird dann das Startritual begonnen, indem das Suchgeschirr und die Warnweste angelegt werden. Als nächstes machst Du Deinen Hund auf den Geruchsartikel aufmerksam, indem Du ihn selber mit interessiertem Gesichtsausdruck aus der Nähe betrachtest. Wahrscheinlich wird Dein Vierbeiner dann kommen, die Leckerchen entdecken und vertilgen. Gleichzeitig wird er den Geruch des Geruchsartikels aufnehmen. Die meisten Hunde suchen im Anschluss nach weiteren Leckerchen und sollten dabei dann über den zweiten Geruchsartikel stolpern, selbst, wenn sie noch nicht konsequent die Spur verfolgen. Hierbei musst Du Deinen Hund gewähren lassen. Nach dem zweiten gefundenen Leckerchendepot, das nach der Zielperson riecht, wird er wahrscheinlich von selber der mit den Leckerchen verbundenen Geruchspur der Versteckperson folgen. Wenn dann die Versteckperson gefunden wurde, erfolgt hier die große Party, um das Verhalten "Folge der Geruchsspur, die so riecht wie das vorgehaltene Geruchsmuster" zu positiv zu verstärken. Dabei sollte die Party aber auf Deine Fellnase hin abgestimmt sein: Ist er verfressen, sollte sein Lieblingsfutter her; ist er verspielt, sein Lieblingsspiel; ist er verschmust, herze ihn; ist er eher kontaktscheu, herze ihn weniger. Auch Mischungen aus allem sind erlaubt, Hauptsache, das Finden der Versteckperson hat sich für Deinen Besten Freund gelohnt.
In der Art geht Ihr nun regelmäßig zu Werke, schon jetzt mit möglichst wechselnden Versteckpersonen, Spurverläufen und Geruchsartikeln. Da auf echten oder prüfungsrelevanten Trails selten Leckerchen zu finden sind, solltet Ihr darauf achten, dass diese immer seltener zu finden sind: erst an anderen Positionen auf dem Trail, dann seltener auf den Trails, bis Leckerchen nur noch am Ende des Trails bei der Versteckperson zu bekommen sind. Hierbei handelt es sich um eine Umstellung des Verstärkerplans, welche durch die eine "übertragene" Anwendung der 300-Pick-Methode erreicht werden kann.
Da im späteren Einsatz die Versteckperson selten von den Suchteams beim sich entfernen vom Spurbeginn gesehen werden, solltet Ihr aber immer darauf achten, dass Euer Mantrail-Azubi die Versteckperson sich nicht entfernen und auch nicht am Zielpunkt stehen sieht. Andernfalls kann es passieren, dass Euer Hund später nicht konsequent mit der Nase arbeitet, sondern sich von anderen Reizen ablenken lässt.
Zwei Faktoren werden im Laufe des Trainings zu größeren Herausforderungen für Euch beide. Zum einen nämlich die Tatsache, dass Euch irgendwann alle hilfswilligen Menschen in Eurer Umgebung schon als Versteckpersonen zur Verfügung standen und hier die Luft an neuen Helfern dünn wird. Zumal diese auch eine Idee haben müssen, welche Route sie laufen, wie sie sich verstecken und wie sie nachher den Finder belobigen müssen. Deshalb und weil Ihr von den Erfahrungen anderer Mantrailer profitieren könnt, solltet Ihr Euch eine Mantrailing-Gruppe suchen, der Ihr Euch anschließen könnt.
Training im Hundesportverein / Hundeschule
Auch wenn einige Organisationen über spezielle und rar über das Bundesgebiet verteilte Übungsgelände verfügen, wird Mantrailing normaler Weise in der freien Umwelt, egal, ob Stadt oder Land, Feld, Wiese oder Straße sowie in Gebäuden trainiert. Am besten trainiert es sich in Mantrailgruppen, deren Mitglieder sich gegenseitig mit Rat und Tat unterstützen. So bietet es sich an, dass die einzelnen Hundeführer sich gegenseitig als Versteckperson dienen. Außerdem schadet es nicht, wenn Dich und Deinen Hund ein erfahrender Beobachter bei der Abarbeitung einer Fährte begleitet und Dich auf Verbesserungspotenziale aufmerksam macht. Auch die Auswahl von Geländen wird mit jedem Menschen, der Kontakte und bekannte Umgebungen mit einbringt, größer.
Prüfungen & Tuniere beim Mantrailing
Da Mantrailing erst durch die im Juli 2017 erlassene Prüfungsordnung des DVG (Deutscher Verband der Gebrauchshundesportvereine) vom VdH (Verband für das Deutsche Hundewesen) als Hundesport anerkannt wurde, haben sich vorher schon viele Mantrailing-Begeisterte in unterschiedlichen Vereinen und Verbänden organisiert. Diese haben jeweils unterschiedliche, auf ihre speziellen Philosophien und Ziele abgestellte Satzungen, Prüfungs- und Turnierordnungen verfasst. Zu unterscheiden sind hier vor allem diejenigen Gruppen, die sich und ihre Hunde ausbilden, um im Ernstfall Menschen oder entlaufene Haustiere zu finden und denen, die Mantrailing nur als Sportart begreifen.
Neben diversen Rettungshundestaffeln stellt beispielsweise der German Mantrailing Association e. V. vor allem auf den realen Einsatz ab. Sie hat daher eine Prüfungsordnung entworfen, die vom niedersächsischen Innenministerium und der niedersächsischen Polizei anerkannt wurde und deren Teams nur auf polizeiliche Anforderung hin eingesetzt werden. Gleichwohl steht die Prüfung, die einen wirklich hohen Ausbildungsstand verlangt, auch Teams offen, die nicht Mitglied im GMA e. V. sind, wenn sie die übrigen Zulassungsvoraussetzungen erfüllen. So muss der Hundeführer mindestens 18 Jahre alt sein und von seinem Ausbilder oder Staffelleiter eine Bescheinigung vorweisen, dass das Team Aussicht auf erfolgreiches Bestehen der Prüfung hat. Das setzt körperliche Fitness von Hund und Führer ebenso voraus, wie den Nachweis eines Erste-Hilfe-Kurses, eines Einweisungskurses in Einsatztaktik und in Sprechfunk, eines Unfallverhütungskurses, sowie belegbare kynologische Grundkenntnisse.
Aus dieser Szene stammt auch Alexandra Grunow, die mit ihren Hunden schon lange Jahre für diverse Landeskriminalämter und Polizeipräsidien Rettung- und Aufklärungseinsätze und in 8 Jahren über 300 Einsätze allein für die Polizeipräsidien München und Oberbayern absolvierte. Mit ihrer Erfahrung teilte sie Hunde in Suchhundetypen ein, tat sich mit Rovena Langkau zusammen und gründete das K-9 Suchhundezentrum. Diese Organisation verfügt zwischenzeitlich über 39 Standorte in Deutschland, der Schweiz und Österreich. In diesem Rahmen entwickelten sie auf Basis der Suchhundetypen ein neues Trainingsprogramm, das weit individueller auf die einzelnen Teams zugeschnitten werden konnte, als es bis dahin der Fall war. Auf diese Weise kommt es einem Einzeltraining sehr nah. Sie erkannten auch, dass kein Team als Profi-Team geboren wird, sondern sich in diese Position über eine lange Distanz hineintrainieren muss. Um auch kleinere Fortschritte messbar zu machen, entwickelten sie auch eine Prüfungsordnung, die den ganzen Weg vom Anfänger bis zum weltprämierten Mantrail-Team analog zum Ausbildungssystem abbildet.
Grundsätzlich unterscheidet die Prüfungsordnung von K-9jeweils drei Amateurstufen für die Basisausbildung, zwei Stufen für Sporttrailer und jeweils zwei Profistufen für die Menschenrettung und die Tiersuche. Im Ramen des von den beiden mitinitiierten DTV (Deutscher Trailverband) wurden nach dieser Prüfungsordnung auch schon diverse Meisterschaften abgehalten. Allerdings werden für die Sporttrailer drei Sparten unterschieden. In der Sparte Street werden Spuren vor allem auf asphaltierten Flächen. Bei Cross verläuft die Spur quer Feld ein über Stock, Stein und Bach. Last but not least wird in der Kategorie Indoor ausschließlich in Gebäuden getrailt. Voraussetzung für die Prüfung in der niedrigsten Klasse ist einerseits, dass der Hund mindestens 12 Monate alt ist. Außerdem werden nur Teams zugelassen, die einem Stützpunkt von K-9 angeschlossen sind.
Beim DVG und dem VDH steht die Sportlichkeit im Vordergrund. Zulassungsvoraussetzung zu einer Prüfung ist die vorher bestandene Begleithundeprüfung und ein Mindestalter von 15 Monaten des Tiers. Derzeit gibt es drei Prüfungsstufen, die sich durch die Länge von 150 Meter in der 1. bis zu einem Kilometer in der 3. Stufe, die Standzeit des Trails von mindestens 2 Stunden in der 1 bis mindestens 18 Stunden in der 3. Stufe, die Anzahl der Richtungswechsel von 1 bis 4 und die Art des Terrains von eher unbelebt bis hin zu befahrenen Straßen unterscheiden.
Anbieter
FCI: Ja
Mit VDH/FCI verbunden:
Sonstige:
Mantrailing: Gesundheit & Fazit
Wichtige Gesundheitstipps für Mantrailing
- Der Hund sollte vom Tierarzt gesundheitlich auf "Herz und Nieren" geprüft sein, bevor es mit dem Hundesport losgehen kann!
- Achtsam auf kommunikative Signale des Hundes während der Sportübungen achten, um das situative Befinden und Wohlergehen im Auge zu haben.
- Vorsicht vor physischer und mentaler Überlastung & Übertreibung beim Hundesport!
- Kranke und verletzte Hunde sollten keinen Hundesport ausüben!
- Pausen einplanen (auf angemessene Erholungsphasen und Entschleunigung achten)
- Zwang hat im Hundesport nichts verloren!
- Vorsicht bei hohen Temperaturen (Hitzegefahr)
- Intensität und Schwierigkeitsgrad langsam steigern
- Aufwärmprogramm (dynamische Übungen zur Vorbereitung auf die Belastungen) mit dem Hund beim Hundesport absolvieren
- Auf ausreichende Wasserversorgung und etwaige Energiezufuhr während des Hundesports achten!
- Der Hund muss körperlich voll entwickelt sein
- Kein Hundesport mit trächtigen und säugenden Hündinnen!
- Hat der Hund Übergewicht, ist die Belastung für den Bewegungsapparat und gesamten Organismus höher!
- Gesundheit, Fitness und Vitalität beim Hund müssen für den Hundesport stimmen
- Erhöhtes Risiko für Kreuzbandriss bei kastrierten Hunden, jüngeren Hunden und Hunden mit Übergewicht!
- Regelmäßiger Check-up bei einem Physiotherapeuten
- Cool Down nach dem Hundesport
- Bei eingeschränkten (Behinderungen, Arthrose, HD, ED etc.) und älteren Hunden (Seniorhunden) auf angemessene Hundesportarten ausweichen (z.B. Crossdogging, Degility, ZOS)
- Stets auf adäquates Equipment beim Hundesport achten, um die Verletzungsgefahr und physische Belastung auf den Hund zu minimieren
Gesundheitsrisiken
Wenn Dein Tier seine Fellnase häufig und gerne während der Gassirunde einsetzt, was bei den meisten Hunden ja eh der Fall ist, könnte man frecher Weise behaupten, dass zwischen einem Hundespaziergang und der Ausarbeitung eines Amateur-Trails kaum ein Unterschied besteht: Du und Dein Hund bewegt Euch in mäßiger Geschwindigkeit. Parasitenbefall, z. B. durch Zecken und die durch sie übertragenen Krankheiten wie die Borreliose und andere Canine Vector Borne Diseases sind sicherlich ein Thema, wenn der Trail über Wiesen und Felder führt. Aber die sind auch dann ein Thema, wenn Dein Hund generell gerne mal über eine Wiese läuft, was ja die meisten Hunde tun. Daher ist das Risiko, eine Verletzung oder sonstige gesundheitliche Nachteile davonzutragen sehr gering.
Natürlich steigt das Verletzungsrisiko in dem Moment, in dem die Landschaft, in der der Trail gelegt ist, selbst Gefahren birgt: In sehr unwegsamem Gelände können Hund und Halter umknicken. Auf sehr belebten und befahrenen Straßen stellen die Autos und der Verkehr eine Gefahr dar.
In der Königsklasse, vor allem beim Einsatz in Katastrophengebieten, besteht natürlich Gefahr für Leib und Leben, weil beispielsweise in gefährlichen Ruinen nach Überlebenden gesucht wird.
Weitere Gesundheitstipps und Infos zu möglichen Sportverletzungen, Risiken und Symptomen findet ihr nun aus erster Hand von unserer dogondo-Tierärztin, Vanessa Lässig, in ihrer ergänzenden Lektüre.
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