kognitiv beim Hund

Was bedeutet der Begriff kognitiv im Zusammenhang mit Hunden?

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Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2023

Ein Collie Langhaar in Nahaufnahme.jpg
Synonyme
  • Kognition
  • Kognitive Fähigkeiten

Stolpert man in der kynologischen Literatur über die Begriffsverwendung "kognitiv", so wird dieses Wort oft im Zusammenhang mit dem Themenkomplex Beschäftigung, Auslastung und Hundetraining verwendet. Es wird bei Hunden im Hinblick auf die art- und rassegerechten Aktivitäten immer wieder darauf hingewiesen, das jeweilige Hundeindividuum physisch (körperlich) und psychisch (kognitiv) zu fordern. Sprich, Körper und Geist mit körperlichen Aufgaben und Denksport zu fördern, damit die Anlagen und natürlichen Verhalten des Hundes gezielt angesprochen werden, er sich mit seinen Fähigkeiten, aufgebauten Fertigkeiten und Sinnen einbringen, entfalten und auslasten kann. Immer unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse.

Die Begrifflichkeit kognitiv entstammt dem lateinischen. Das Wort cognoscere wird mit erkennen, kennenlernen, lernen, wahrnehmen, erfahren, wissen etc. übersetzt.

Was ist nun mit den kognitiven Fähigkeiten und Anlagen des Hundes gemeint?

Es werden damit funktionale Fähigkeiten des Hundes beschrieben, die er u.a. im Kontext mit lernen, auf- und wahrnehmen, denken und erinnern, anwendet. Auch Orientierung, Planen, Kreativität, Wille, Glaube, Problemlösen sind weitere Inhalte des kognitiven Spektrums. Kognitiv beschreibt sein gesamtes Denk- und Wahrnehmungsvermögen - den Hundeverstand sozusagen. Hierzu greift der Hund nicht zu Letzt auf seine vorzüglichen Sinne zurück, mit denen er akustische, visuelle, olfaktorische, gustatorische und haptische Reize wahrnimmt und verarbeitet. Also, wie er Dinge aus seiner Umwelt hört, sieht, riecht, schmeckt und fühlt.

Auf all die vorgenannten Begabungen und Anlagen, egal wie ausgeprägt sie von Individuum zu Individuum auch immer angelegt sein mögen und wie deren Funktionstüchtigkeit sein mag, wird im gesamten Hundealltag ständig durch die Umwelt auf unterschiedliche Weise eingewirkt. Sei es nun gezielt und gewollt beim Hundetraining, Hundesport oder sonstigen Beschäftigungsformen mit Menschen. Oder aber von diversen anderen Außenreizen, die der Hund hochsensibel mit seinen Sinnen aufschnappt und mal mehr, mal weniger darauf reagiert. So wendet der Hund auch bei jedwedem sozialen Kontakt, Interagieren und Kommunizieren mit Menschen, anderen Hunden und Tieren, seine kognitiven Fähigkeiten an. 

Seit seiner Domestizierung und dem engen Zusammenleben mit Menschen, hat der Hund sich nicht nur physisch verändert, sondern sein Verhalten adaptiert. Nicht umsonst funktioniert diese Gemeinschaft so hervorragend und verständlich. Diese Begabung bringt der Hund definitiv mit. Sie können die Stimmungen, Gesten und sprachliche Kommunikationsmittel besser wahrnehmen, deuten und verstehen, als alle anderen. Die besonderen Fähigkeiten und Bedingungen ermöglichen es uns Menschen, überhaupt eine derartige Bindung und Beziehung zur Spezies Hund aufzubauen und bei unseren Interaktionen aktiv zu nutzen.

Nochmals runtergebrochen auf das vielfach zitierte kognitive Auslasten des Hundes, bedeutet dies: Den Hund mit geeigneten und sinnvollen Beschäftigungen zu bespaßen, die Kopf, Sinne und Verstand zum Arbeiten bringen. Damit psychisch/mental den Hund fordern. Es geht also nicht um stumpfes Laufen und Körpereinsatz. Sondern darum, seine "geistigen" Fähigkeiten und Sinnesorgane anzusprechen, damit das Hirn mit Informationen versorgt und aktiv dessen Leistungsfähigkeit auf Touren gebracht wird. 

Stellt sich natürlich direkt die Frage, gibt es tatsächlich Beschäftigungen, die rein physisch oder nur kognitiv den Hund fordern. Denn selbst wenn der Hund auf der Gassirunde unterwegs ist und durch Aufnahme der diversen Duftspuren anderer Hunde oder Wildtiere, diese mit seinen Sinnen aufnimmt, bewertet, verarbeitet und seine Schlüsse zieht, hat er Körper und Geist bei der Aufgabe beansprucht. Definitiv braucht es aber ausreichende Auslastung in beiden Bereichen, die mit Aktivitäten erzielt werden sollen, die den Bedürfnissen, Trieben und Anlagen der Rasse/des Hundes gerecht werden. Ein Hund kann wahre kognitive Meisterleistungen abliefern und ist zu erstaunlichen Dingen in der Lage. Aber bitte, ohne zu hohe Erwartungen an ihn zu stellen und ihn zu überfordern. Und letztlich soll der Hund bei seinen Aufgabenstellungen Spaß und Freude haben, trotz aller Herausforderungen darin aufgehen und sich voll in seinem Element fühlen. Dies steigert sein Wohlbefinden und sorgt dafür, dass er körperlich und geistig/mental nicht einrostet. Ganz im Gegenteil. Denn durch neue und unbekannte Ereignisse, werden seine kognitiven Fähigkeiten gefordert und mit jeder erfolgreichen Erfahrung und Problemlösung, der Horizont und abgelegte Erfahrungsschatz, erweitert. Wissen, Routine und Sicherheit werden weiter aufgebaut und gestärkt. Letztlich reift die Hundepersönlichkeit und dessen Leistungspotential.

Typische Aktivitäten, bei denen der Einsatz der kognitiven Fähigkeiten gefragt ist, sind Intelligenzspiele, Geschicklichkeitsübungen, Trickdog, Suchaufgaben, Nasenarbeit, Apportierübungen, klassisches Hundetraining, Hundesport oder bestimmte Situationen im Kontext seiner ausbildungsseitig erlangten Verwendung (bsp. Herdengebrauchshund, Jagdhund, Rettungshund, Assistenzhund, Therapiehund). Hierbei sollen unbekannte Inhalte erlernt, bereits bekannte aus seinem Repertoire abgerufen und angewendet oder bestimmte Probleme erfasst und durch eigene Strategien gelöst werden. Der Hundeverstand ist gefordert. Ob in enger und intensiver Zusammenarbeit mit seinem Menschen oder situativ mit stärkerer Eigeninitiative, Entscheidungsbefugnis und größerem Freiraum im Hinblick auf sein eigenes Handlungsvermögen. 

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