Trieb vom Hund

Was sind Triebe und welche Funktion haben sie in Lerntheorie und Hundeerziehung?

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Zuletzt aktualisiert am: 20.12.2023

Flat Coated Retriever mit Ente im Maul.jpg
Synonyme
  • Primärtrieb
  • Sekundärtrieb
  • Triebreduktion

Heutige lerntheoretische Ansätze verzichten aus verschiedenen Gründen häufig auf den niemals auf allseits anerkannte Weise definierten Begriff des Triebs. Auch in der Hundeerziehung haben Triebe bestenfalls eine Randbedeutung inne. Der Begriff des Triebs besitzt bei Verhaltenswissenschaftlern unterschiedlicher Schulen jeweils eigene Definitionen. Er gehört mit dem Instinkt zu den inneren, nicht messbaren, aber für verhaltensauslösend gehaltenen Faktoren, über die nur Mutmaßungen aufgestellt werden können. Definitionen und Theorien zur Wirkung von Trieben als Antrieb für Verhalten haben u. a. Sigmund Freud, Konrad Lorenz und Clark Leonhard Hull aufgestellt.  

Triebe in der Theorie von Hull

Ihre Randbedeutung für die Hundeerziehung beziehen die Treibe durch den Amerikaner Clark Leonhard Hull. Er war nicht der erste Verhaltenswissenschaftler, der in seine Überlegungen Triebe einbezog. Allerdings war er der erste Behaviorist, der die inneren Vorgänge möglichst wissenschaftlich aufbereiten wollte. Hierzu schuf er ein Modell, dessen Kernaussage ist, dass die Summe der Bedürfnisse über die Triebstärke entscheidet. Jede Handlung, die eines der Bedürfnisse mindert, verringert die Triebstärke. Diese Triebreduktion soll belohnend und somit positiv verhaltensverstärkend im Rahmen der operanten Konditionierung auf das vorangehende Verhalten wirken.

Diese, mit mathematischen Formeln ausgedrückte Theorie, traf allerdings Vorhersagen, die im Experiment nicht belegt werden konnten. 

Die Triebtheorie nach Sigmund Freud

Freud war der erste, der im Bestreben, menschliches Verhalten und sein entstehen zu beschreiben, eine umfassende Triebtheorie aufstellte. Schon der Name der Theorie zeigt, dass für Freud die Triebe eine besonders herausragende Rolle für die Verhaltensentstehung bergen. Allerdings waren die Triebe im unterbewussten Bereich des menschlichen Geistes verwurzelt. Dieser lässt sich besonders schwer beobachten oder messen: Nicht einmal die untersuchten Menschen können etwas über ihre unbewusst ablaufenden Prozesse mitteilen. Daher veränderte er seine Theorie und auch die Definition des Begriffs der Triebe mehrere Male. Im Ergebnis widersprachen sich die unterschiedlichen Definitionen teilweise komplett.

Jedoch basieren die Triebe auf Bedürfnissen, deren Einteilung in zwei unterschiedliche Klassen auch zu zwei unterschiedlichen Triebarten führen. Die Primärtriebe ergeben sich aus angeborenen Bedürfnissen, die nicht erlernt werden und der Lebenserhaltung dienen. Diese Definition ist der Definition des Begriff des Instinkts sehr ähnlich. Klassische Beispiele hierfür sind die Triebe, die Verhalten auslösen, das der Deckung des Bedürfnisses nach Nahrung dient. 

Im Gegensatz dazu entwickeln Lebewesen auch Sekundärtriebe, die Verhalten auslösen, das zu Befriedigung nicht unmittelbar lebensnotwendiger Bedürfnisse dient: Beispielsweise der Trieb, der Verhalten auslöst, das zur Deckung des gelernten Bedürfnisses nach Geld dient.

Eine Parallele zum Hundetraining und der Frage, wann etwas belohnend und verhaltensverstärkend wirkt, kann über die Einteilung von Primärbedürfnis und Sekundärbedürfnis gezogen werden: Das Bedürfnis eines Hundes nach Nahrung wäre ein Primärbedürfnis, das klassisch konditionierte Bedürfnis nach dem Klang des Klickers entspräche einem Sekundärbedürfnis.

Triebe in Konrad Lorenz´ Instinkttheorie

Auch der für seine Experimente zur Prägung bekannte österreichische Verhaltensforscher Konrad Lorenz erdachte in den 1930er Jahren ein komplexes, Instinkttheorie genanntes Modell zu inneren, verhaltensbestimmenden Abläufen. Natürlich spielt auch in der Instinkttheorie (Link Lex) der Begriff des Triebs eine große Rolle. 

Die schon in ihrer Entstehungszeit heftig kritisierte Theorie gilt heute als widerlegt, da das innere Zustandekommen von Verhalten auf Grund moderner Forschung zur Funktionsweise von Nervensystemen als viel komplexer angesehen wird.

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