Sinnesorgane vom Hund
Was sind die Sinnesorgane des Hundes?
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 18.10.2024
- Sinne
Der Hund hat mehrere Sinnesorgane, die ihm helfen seine Umwelt wahrzunehmen. Die Wahrnehmung unterschiedlichster Dinge funktioniert auf verschiedene Weise, wie es auch bei uns Menschen der Fall ist, sei es durch Sehen, Hören, Riechen, Ertasten oder Schmecken. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied bei der Funktionstüchtigkeit der Sinnesorgane von Hunden, denn diese sind um ein Vielfaches stärker ausgeprägt als bei uns Menschen, wodurch sie viele Umwelteinflüsse deutlich früher wahrnehmen oder auch beispielsweise Geräusche und Gerüche mit ihrem außergewöhnlichen Wahrnehmungsvermögen bemerken, die für uns gänzlich unbemerkt bleiben.
Mit seinen Sinnen nimmt also der Hund äußere Reize auf, diese werden dann zur Informationsverarbeitung weitergeleitet, verarbeitet und reaktives Verhalten ausgelöst.
Über folgende Sinnesorgane verfügt der Hund:
- Sehsinn (visuell)
- Hörsinn (akustisch)
- Riechsinn / Geruchssinn (olfaktorisch)
- Tastsinn (haptisch)
- Geschmackssinn (gustatorisch)
Die Sinnesorgane leisten einen enormen Beitrag bei der Bewältigung nahezu des gesamten Hundealltags, sei es bei der morgendlichen Gassirunde und dem Schnuppern auf dem Boden, wo er alle Informationen wie Markierungen fremder Hunde in seinem Revier erhält, oder bei der Nahrungsaufnahme und dem Zusammenwirken von Geruchs- und Geschmackssinn.
Ebenfalls zeigen Hunde ihre exzellenten Sinnesleistungen bei den verschiedenen Verwendungsarten, ob bei der Fährtenarbeit oder dem Mantrailing im Hundesport, der Personensuche vermisster Menschen beim Einsatz als Rettungshund, oder der Nachsuche von verwundetem Wild, wenn ein Schweißhund als ausgebildeter Spezialist mit seiner vorzüglichen Nase das verletzte Wild aufspüren soll, um es von seinen Leiden zu befreien.
Ferner kommen durch ihre besondere Begabung Hunde als Spürhunde in Funktion des Diensthundes bei Polizei, Zoll und Militär zum Einsatz, um Drogen, Waffen, Sprengstoff etc. aufzuspüren. Sie werden durch eine spezielle Ausbildung in die Lage versetzt, geringste Substanzen durch ihre Nase aufzuschnappen und Verstecke in Gepäck, den letzten Winkeln der Karosserie eines Autos oder Sprengsätze zu erschnüffeln.
Wie zuverlässig die Sinne des Hundes funktionieren, lässt sich auch bei der Bewältigung der Aufgaben eines Wach- und Schutzhundes beschreiben, wenn dieser ein schutzwürdiges Firmengelände von ungebetenen Eindringlingen freihalten soll und ihm noch so kleine Geräusche oder ungewöhnliche Bewegungen nicht entgehen, sei es bei Tageslicht oder gar im Dunkeln bei Nacht. Noch bevor jemand das Grundstück betreten kann, wird der Vierbeiner seine Ohren spitzen und Unübliches wie z.B. Schritte mit seiner besonderen Hörleistung registrieren.
Die unbedingte Verlässlichkeit der Sinnesorgane kann sogar über Leben und Tod entscheiden, wie es sich anhand dem überragenden Wahrnehmungspotential von Hunden mit Hilfe ihrer Sinne verdeutlichen lässt, wenn sie die Aufgabe eines Hirtenhundes zum Herdenschutz übernehmen und für den Schutz ihrer Herdentiere verantwortlich sind. Denn sie sind in der Lage kleinste Auffälligkeiten visuell früh aufzuschnappen und mit ihrem Sehvermögen zu bemerken oder fremde Tiere wie Wölfe frühzeitig durch ihren Geruchssinn zu wittern, um entsprechende Gegenmaßnahmen zur Verteidigung ihrer Herde einzuleiten.
Aber auch im normalen Hundeleben nehmen u.a. Hörsinn und Sehvermögen einen wichtigen Platz ein, wenn es darum geht, dass Halter und Hund gut funktionieren. Denn zahlreiche Kommandos und Befehle werden durch akustische und visuelle/optische Signale an den Hund bei der Kommunikation gesendet, um erwünschtes Verhalten abzurufen. Dies kann durch ein einfaches sprachlich ausgesprochenes "Sitz" sein, ein Abbruchsignal via Hundepfeife oder ein Handzeichen zur Freigabe des Napf bei der Fütterung sein.
Gleiches gilt natürlich auch für Hundebegegnungen bei denen besonders die Elemente des Sozialverhaltens im Mittelpunkt stehen. Und hierbei sind das Ausdrucksverhalten über die Körpersprache (z.B. Zähnefletschen, Spielaufforderungsgeste, Schwanzwedeln uvm.) oder das Lautäußerungsverhalten in seinen verschiedenen Ausprägungen wie Bellen, Knurren etc., die durch sehen, hören und fühlen wahrgenommen werden, existentielle Bestandteile bei der Kommunikation untereinander.
Wie wichtig Hunde im Alltag für ein relativ normalisiertes Leben für hilfsbedürftige Menschen sein kann, zeigt sich beim Einsatz von Assistenzhunden aller Art. So werden Hunde auf Grund ihrer besonderen Fähigkeiten im Zusammenspiel mit ihren überragenden Sinnesleistungen speziell ausgebildet, um beispielsweise als Diabetiker- oder Epileptikerwarnhund an der Seite von betroffenen Personen eingesetzt zu werden und durch ihren sensiblen Geruchssinn und besonderes Gespür (7.Sinn) einen anstehenden Anfall früh wahrzunehmen und ihren Partner mit entsprechendem Verhalten und einstudierten Signalen wie Bellen oder Anstupsen zu warnen.
Zum eigenen Wohlbefinden riechen Hunde ihren Ruheplatz und gesamtes Zuhause ab, nehmen den Eigengeruch und sonstige vertraute Gerüche auf, was zur Orientierung und nicht zu Letzt in der gewohnten Umgebung auch für Entspannung und reduziertes Stresslevel sorgt. Auch hier kommt also ihr Geruchssinn zum Einsatz.
Im Hinblick auf eine artgerechte Haltung nimmt die rassespezifische und artgemäße Auslastung des Hundes eine wesentliche Rolle ein. Neben ausreichender Bewegung und Auslauf gehört zu jedem Beschäftigungsprogramm, den Vierbeiner auch kopfseitig mit entsprechenden Aufgaben und Aktivitäten zu fordern. Denn nur das richtige Verhältnis von körperlicher und geistiger/mentaler Auslastung, bei der der Hund seine natürlichen Anlagen und Rassemerkmale, Instinkte und Triebe einbringen und sich ausleben kann, führt zur Befriedigung seiner Bedürfnisse. So sind beispielsweise Suchaufgaben aller Art hervorragende Herausforderungen, bei denen der Hund u.a. sich auf seinen Geruchssinn verlassen muss, um Gegenstände bis hin zum geliebten Leckerchen aufzuspüren und seine willkommene Belohnung für eine erfolgreiche Umsetzung der Aufgabe zu erhalten.
Der Tastsinn kommt beim Ausleben des Erkundungsverhaltens in sehr ausgeprägter Form z.B. bei Welpen zum Einsatz, wenn sie ihre gesamte Umwelt neugierig durch das zaghafte und vorsichtige Anstupsen unbekannter Dinge mit der Schnauze erforschen.
Ferner dient Körperkontakt mit Artgenossen oder Menschen zur Kommunikation und Interaktion bei und findet entsprechend über den Tastsinn durch die Berührungen statt, sowohl im positiven und angenehmen Sinn, als auch bei Unwohlsein bis hin zu Schmerzempfinden.
Des Weiteren schützt der Tastsinn den Vierbeiner situativ wenn z.B. beim Betreten der Terrasse der Fußboden durch die stundenlange Sonneneinstrahlung vor Hitze glüht oder er beim Annähern an einem Lagerfeuer die unerträgliche Hitze über die Haut fühlt, sprich das Tastvermögen dient als Informationsquelle hinsichtlich Kälte- und Wärmeempfinden.
Abschließend wollen wir noch auf die Entwicklung der einzelnen Sinne eines neugeborenen Welpen kurz eingehen, denn noch bevor die Augen und Ohren des Welpen im Hinblick auf ihre Funktionstüchtigkeit ausgebildet sind, spielt der Tastsinn für die ersten Schritte und das Zurechtfinden im Leben eine tragende Säule. Durch das Ertasten finden die Welpen die Zitzen zum Säugen am Körper ihrer Mutter was ihnen in letzter Konsequenz ihr Überleben sichert, ebenso sind es die Berührungen unter den Wurfgeschwistern und dem Muttertier, die für das Wohlempfinden, Geborgenheitsgefühl und Sicherheitsempfinden über die Haut wichtig sind und im weiteren Verlauf im Zusammenspiel mit dem Geruchsinn beim Bindungsaufbau, Zugehörigkeitsgefühl und zur Orientierung im Rudelleben in den ersten Lebenswochen signifikant beiträgt.
Schließen wollen wir unsere Ausführungen noch mit dem Hinweis, dass nicht jedes Hundeindividuum gleich ausgeprägte Sinnesorgane hat, sondern manche Hunderassen auf Grund ihrer angestrebten Verwendung in Teilbereichen mit entsprechender Förderung und Trainings ihrer natürlichen Veranlagungen zu besseren Leistungen als andere Artgenossen befähigt sind. So ist bei einem Schweißhund wie dem Hannoverschen Schweißhund der Geruchssinn deutlich besser angelegt, als beispielsweise bei einem Mops oder Pekingesen, die schon alleine auf Grund ihrer anatomischen Vorgaben benachteiligt sind. Um mehr über die einzelnen Rassen in Erfahrung zu bringen, habt ihr daher nun die Möglichkeit, unsere Rasseporträts zu durchforsten. Hier werdet ihr viele interessante und hilfreiche Details zu den Spürnasen und Meistern ihres individuellen Fachs finden, wie es u.a. verschiedene Windhunde für die Jagd auf Sicht mit einem herausragenden Sehvermögen, einzelne Jagdhunderassen für das Aufspüren von Wild durch ihr außerordentliches Riechvermögen in Funktion des Jagdhundes oder andere Hunde mit besonderen Fähigkeiten im Hinblick auf ihre Sinnesorgane für das Abrichten als Rettungs- oder Assistenzhund sind.
In Ergänzung zu den Erläuterungen rund um die Sinne der Hundes, wollen wir euch noch einen umfassenden Leitartikel zum Thema ans Herz legen. Hier findet ihr weitere Informationen zu den einzelnen Sinnesorganen und wo sie für den Hund in seinem Alltag eine signifikante Rolle spielen. Um zu dem Beitrag zu gelangen, klickt auf den vorherigen Link.
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