Spürhundesport

Der neueste auf Nasenarbeit basierende Hundesport im deutschen Hundewesen

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Zuletzt aktualisiert am: 16.4.2024

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Das wichtigste in Kürze

  • Der Spürhundesport spricht den feinen Geruchssinn der Hunde an.
  • Diesen Sinn zu nutzen, macht dem Hund Spaß.
  • Die Sucherfolge fördern sein Selbstvertrauen.
  • Die gemeinsame Beschäftigung mit diesem Hundesport fördert die Hund-Mensch-Bindung.
  • Spürhundesport ist somit eine sehr artgerechte und spaßige Auslastung für den Hund.
  • Beim Spürhundesport wird die Nasenarbeit von Rettungs- und Diensthunden imitiert.
  • So sollen die Hunde den Geruch von Tabak, Bargeldscheinen, Datenträgern etc. unterscheiden und erkennen können.
  • Suchen sollen die Hunde solche Gegenstände auf unterschiedlichen Flächen (Flächensuche), in Trümmerfeldern oder in Anlehnung an Hunde im Zolldienst in Behältnisstrecken.
  • SHS ist einer der neuesten Hundesportarten unter dem Dach des VDH, für den unterschiedliche Mitgliedsverbände im Detail unterschiedliche Prüfungsordnungen verfasst haben.
  • Offen steht der Sport allen Rassehunden, Hybridhunden und Mischlingen, die über eine ausreichend große und damit feine Nase verfügen.
  • Da SHS kaum auf den Bewegungsapparat schlägt, ist der Sport auch für Hunde mit körperlichen Einschränkungen oder höherem Alter geeignet.
  • Im Gegensatz zu anderen Nasensportarten ist der Platzbedarf niedrig und es gehen kaum gesundheitliche Risiken mit dem Sport einher.

Der Spürhundesport (kurz: SHS) ist eine noch junge Hundesportart unter dem Dach des VDH. Der Spürhundesport steht Hunden mit guter Nase und Spaß an der Nasenarbeit jeden Alters offen, selbst, wenn sie nicht mehr so gut zu Fuß sind. Solchen Hunden bietet der Hundesport eine artgerechte körperlich-geistige Auslastung, denn sie lernen unterschiedlichste Dinge anhand ihres Geruchs zu unterscheiden, in verschiedenen Umgebungen zu finden und den Fund passiv anzuzeigen.

Die meisten Haushunde, egal ob Rasse- oder Mischlingshunde, verfügen über eine ausgezeichnete Nase. Diese geht auf ihren Urahn zurück: Der Wolf braucht eine gute Nase, um seine Beute aufzuspüren. Die Fähigkeit der Hund, Düfte und Gerüche zu unterscheiden und Geruchsquellen zu orten, war für den Menschen schon immer ein wichtiger Grund, Hunde zu halten und zu züchten. Denn sie half schon den frühen Menschen bei der überlebenswichtigen Jagd die Beute aufzuspüren.

Noch im letzten Jahrhundert wurden Hunde in Deutschland häufig als Arbeitstiere gehalten. Die Aufgaben für die sie gezüchtet und gehalten wurden, egal, ob als Hüte-Jagd- oder Diensthunde bei Zoll, Polizei und Rettungshundestaffeln, stellten die artgerechte Auslastung dar. Bei den meisten heute gehaltenen Familienhunden fallen diese „hauptberuflichen“ Auslastungen weg und müssen durch Hundesportarten ersetzt werden, die sich an den ursprünglichen Aufgaben orientieren. Darin liegt auch einer der Hauptexistenzgründe für den Spürhundesport. Daneben fördern einige Rassezuchtverbände, wie der Verein für Deutsche Schäferhunde, den Spürhundesport auch deshalb, weil durch den Spürhundesport die mögliche Eignung ihrer Rassehunde für den Dienst als Spürhund bei den entsprechenden Behörden und damit die für die Zuchtauswahl wichtige Veranlagung zum Spürhund, zu der neben der guten Nase auch ein entsprechend ausgeprägter Finderwille gehört, erkennbar wird.

Die Geschichte des Suchhundesports innerhalb der Mitgliedsverbände und -vereine des VdH ist eng mit Lothar und Beate Schäfer verbunden. Beide sind einerseits im Hundesportverband Rhein Main e. V. aktiv und lernten andererseits laut eigener Angabe 2007 den „privaten Spürhundesport“ kennen. Wahrscheinlich bezeichnet „privater Spürhundesport“ die von einem privaten Unternehmen begründete und vermarktete Zielobjektsuche – jedenfalls brachten die Schäfers die Idee eines vergleichbaren Hundesports in ihren Verband ein, sodass am 25.09.2011 das erste Turnier des Spürhundesports im VdH-Verein Grossen-Linden stattfand.

Die Aufgabe:

Der Spürhundesport ist im VDH und seinen Mitgliedsverbänden noch so jung, dass derzeit unterschiedliche Prüfungsordnungen zu finden sind, die sich im Detail unterscheiden. Im Wesentlichen geht es aber darum, dass die Hunde unterschiedliche Dinge unterscheiden und in unterschiedlichen Situationen aufzustöbern lernen.

Derzeit sind in der Prüfungsordnung des Vereins für Deutsche Schäferhunde folgende Spür- bzw. Suchgegenstände genannt:

  • Tabak/Tabakwaren
  • Bargeld in Scheinen (keine Münzen)
  • Datenträger wie USB-Sticks, SD-Karten, CDs

Künftig kommen aber auch

  • Brandbeschleuniger wie Benzin oder Paraffin etc.
  • legale Pyrotechnik wie Böller und Silvesterraken 
  • tierische Produkte aus Fleisch oder Milch
  • Pilze wie Trüffel oder Schimmelpilze 
  • Insekten wie Bettwanzen 

in Frage.

Die Prüfungsordnung des VdH keine Liste mit möglichen Suchgegenständen, sondern überlässt es dem hundeführenden Menschen, welche Gegenstände der Hund unterscheiden und aufspüren können muss. Dafür nennt die VdH-Prüfungsordnung die verschiedenen Situationen, in denen die Dinge aufgespürt werden müssen, klarer. Die Prüfungsordnung spricht hier von „Disziplinen“ und unterscheidet die folgenden drei:

  • Trümmerfeld
  • Flächensuche
  • Behältnisstrecke

Wird der Spürhundesport als Wettkampf- und Prüfungssport betrieben, können unterschiedliche Leistungsklassen erreicht werden. Je höher die Leistungsklasse ist, desto größer sind die Suchfelder und -flächen sowie die Anzahl der Behältnisse und der Dinge, die der Hund unterscheiden können muss.

Die Vorteile des Spürhundesports

Zu den Hauptvorteilen des Spürhundesports gehört, dass er im Gegensatz zu den anderen auf Nasenarbeit basierenden Hundesportarten wie Mantrailing oder Fährtenarbeit kaum Platz bedarf. Daher kann das auf operanter Konditionierung basierende Training einfach daheim, ob im Garten oder in der Wohnung, stattfinden und es bedarf keiner Erlaubnis von Bauern oder Jägern, die immer nervös reagieren, wenn Hunde und Menschen sich in unserer Kulturlandschaft querfeldein bewegen.

Die Konditionierung auf unterschiedliche Gerüche kann im Grunde auf dem Sofa erfolgen, während in der Wohnung diese dann in Schubladen, unter Kissen oder Teppichen versteckt werden können. Im Garten kann die Flächensuche nachgestellt werden, ohne, dass das Ambiente des Gartens gestört werden muss. Etwas weniger Interesse am Ambiente des Gartens müssen alle Beteiligten mitbringen, wenn dort ein Trümmerfeld aus Sperrmüll etc. angelegt werden soll.

Geringe Gesundheitsrisiken und Eignung auch für ältere Hunde

Der Spürhundesport ist eine artgerechte Auslastung für Hunde. Da es hier weniger auf die Mobilität des Hundes als auf seine Nase ankommt, eignet sich SHS sowohl für ältere als auch im Bewegungsapparat eingeschränkte Hunde. Das gilt für die Nasenarbeit im Trümmerfeld höchstens eingeschränkt, bei dem ohnehin aufgepasst werden muss, dass es für die Spürnasen keine Verletzungsrisiken birgt.

Natürlich bedeutet „artgerechte Auslastung“ auch, dass SHS für Hunde anstrengend ist. So sagt das Ehepaar Schäfer, dass Diensthunde nach 20-30 Minuten Einsatz eine Pause brauchen und die Körpertemperatur eines Hundes auf Grund der Stoßatmung während der Nasenarbeit um 1° Celsius binnen einer Viertelstunde ansteigt. Insofern sollte darauf aufgepasst werden, dass die Hunde nicht überfordert werden und insbesondere in warmen Räumen oder im Sommer nicht zu lange arbeiten.

Geeignete Rassen für Spürhundesport

( Um die Rassebeschreibung der ausgewählten Rasse lesen zu können, bitte auf das Bild klicken! )

Wichtige Gesundheitstipps für Spürhundesport

  • Der Hund sollte vom Tierarzt gesundheitlich auf "Herz und Nieren" geprüft sein, bevor es mit dem Hundesport losgehen kann!
  • Achtsam auf kommunikative Signale des Hundes während der Sportübungen achten, um das situative Befinden und Wohlergehen im Auge zu haben.
  • Vorsicht vor physischer und mentaler Überlastung & Übertreibung beim Hundesport!
  • Kranke und verletzte Hunde sollten keinen Hundesport ausüben!
  • Pausen einplanen (auf angemessene Erholungsphasen und Entschleunigung achten)
  • Zwang hat im Hundesport nichts verloren!
  • Vorsicht bei hohen Temperaturen (Hitzegefahr)
  • Intensität und Schwierigkeitsgrad langsam steigern
  • Aufwärmprogramm (dynamische Übungen zur Vorbereitung auf die Belastungen) mit dem Hund beim Hundesport absolvieren
  • Auf ausreichende Wasserversorgung und etwaige Energiezufuhr während des Hundesports achten!
  • Der Hund muss körperlich voll entwickelt sein
  • Kein Hundesport mit trächtigen und säugenden Hündinnen!
  • Hat der Hund Übergewicht, ist die Belastung für den Bewegungsapparat und gesamten Organismus höher!
  • Gesundheit, Fitness und Vitalität beim Hund müssen für den Hundesport stimmen
  • Erhöhtes Risiko für Kreuzbandriss bei kastrierten Hunden, jüngeren Hunden und Hunden mit Übergewicht!
  • Regelmäßiger Check-up bei einem Physiotherapeuten
  • Cool Down nach dem Hundesport
  • Bei eingeschränkten (Behinderungen, Arthrose, HD, ED etc.) und älteren Hunden (Seniorhunden) auf angemessene Hundesportarten ausweichen (z.B. Crossdogging, Degility, ZOS)
  • Stets auf adäquates Equipment beim Hundesport achten, um die Verletzungsgefahr und physische Belastung auf den Hund zu minimieren

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