Spürhundesport

Der neueste auf Nasenarbeit basierende Hundesport im deutschen Hundewesen

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Zuletzt aktualisiert am: 27.8.2024

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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Spürhundesport spricht den feinen Geruchssinn der Hunde an.
  • Diesen Sinn zu nutzen, macht dem Hund Spaß.
  • Die Sucherfolge fördern sein Selbstvertrauen.
  • Die gemeinsame Beschäftigung mit diesem Hundesport fördert die Hund-Mensch-Bindung.
  • Spürhundesport ist somit eine sehr artgerechte und spaßige Auslastung für den Hund.
  • Beim Spürhundesport wird die Nasenarbeit von Rettungs- und Diensthunden imitiert.
  • So sollen die Hunde den Geruch von Tabak, Bargeldscheinen, Datenträgern etc. unterscheiden und erkennen können.
  • Suchen sollen die Hunde solche Gegenstände auf unterschiedlichen Flächen (Flächensuche), in Trümmerfeldern oder in Anlehnung an Hunde im Zolldienst in Behältnisstrecken.
  • SHS ist einer der neuesten Hundesportarten unter dem Dach des VDH, für den unterschiedliche Mitgliedsverbände im Detail unterschiedliche Prüfungsordnungen verfasst haben.
  • Offen steht der Sport allen Rassehunden, Hybridhunden und Mischlingen, die über eine ausreichend große und damit feine Nase verfügen.
  • Da SHS kaum auf den Bewegungsapparat schlägt, ist der Sport auch für Hunde mit körperlichen Einschränkungen oder höherem Alter geeignet.
  • Im Gegensatz zu anderen Nasensportarten ist der Platzbedarf niedrig und es gehen kaum gesundheitliche Risiken mit dem Sport einher.

Was ist Spürhundesport?

Der Spürhundesport (kurz: SHS) ist eine noch junge Hundesportart unter dem Dach des VDH. Daher finden sich noch wenige offizielle Informationen. Der Spürhundesport steht Hunden mit guter Nase und Spaß an der Nasenarbeit jeden Alters offen. Auch jenen Hunden, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Für solche Hunde bietet der Hundesport eine artgerechte körperlich-geistige Auslastung. Denn sie lernen unterschiedlichste Dinge anhand ihres Geruchs zu unterscheiden, in verschiedenen Umgebungen und Suchlagen zu finden und den Fund passiv anzuzeigen.

Die meisten Haushunde, egal ob Rasse- oder Mischlingshunde, verfügen über eine ausgezeichnete Nase. Diese geht auf ihren Urahn zurück: Der Wolf braucht eine gute Nase, um seine Beute aufzuspüren. Die Fähigkeit der Hund, Düfte und Gerüche zu unterscheiden und Geruchsquellen zu orten, war für den Menschen schon immer ein wichtiger Grund, Hunde zu halten und zu züchten. Denn sie half schon den frühen Menschen bei der überlebenswichtigen Jagd die Beute aufzuspüren.

Noch im letzten Jahrhundert wurden Hunde in Deutschland häufig als Arbeitstiere gehalten. Die Aufgaben für die sie gezüchtet und gehalten wurden, stellten die artgerechte Auslastung dar. Es ist hier egal, ob die Hunde als Hüte-, Jagd- oder Diensthunde bei Zoll, Polizei und Rettungshundestaffeln eingesetzt wurden. Bei den meisten heute gehaltenen Familienhunden fallen diese „hauptberuflichen“ Auslastungen weg und müssen durch Hundesportarten ersetzt werden, die sich an den ursprünglichen Aufgaben orientieren. Darin liegt auch einer der Hauptexistenzgründe für den Spürhundesport. Daneben fördern einige Rassezuchtverbände, wie der Verein für Deutsche Schäferhunde, den Spürhundesport. Dies geschieht, weil durch den Spürhundesport die mögliche Eignung ihrer Rassehunde für den Dienst als Spürhund bei den entsprechenden Behörden erkennbar wird. Besonders die für die Zuchtauswahl ist nicht nur die gute Nase. Auch ein entsprechend ausgeprägter Finderwille gehört ist von Bedeutung.

Die Geschichte des Suchhundesports innerhalb der Mitgliedsverbände und -vereine des VdH ist eng mit Lothar und Beate Schäfer verbunden. Beide sind einerseits im Hundesportverband Rhein Main e. V. aktiv und lernten andererseits laut eigener Angabe 2007 den „privaten Spürhundesport“ kennen. Wahrscheinlich bezeichnet „privater Spürhundesport“ die von einem privaten Unternehmen begründete und vermarktete Zielobjektsuche. Jedenfalls brachten die Schäfers die Idee eines vergleichbaren Hundesports in ihren Verband ein, sodass am 25.09.2011 das erste Turnier des Spürhundesports im VdH-Verein Grossen-Linden stattfand.

Die Aufgabe beim Spürhundesport

Der Spürhundesport ist im VDH und seinen Mitgliedsverbänden noch so jung, dass derzeit unterschiedliche Prüfungsordnungen zu finden sind, die sich im Detail unterscheiden. Im Wesentlichen geht es aber darum, dass die Hunde unterschiedliche Dinge unterscheiden und in unterschiedlichen Situationen aufzustöbern lernen.

Derzeit sind in der Prüfungsordnung des Vereins für Deutsche Schäferhunde folgende Spür- bzw. Suchgegenstände genannt:

  • Tabak/Tabakwaren
  • Bargeld in Scheinen (keine Münzen)
  • Datenträger wie USB-Sticks, SD-Karten, CDs

Künftig kommen aber auch

  •  Brandbeschleuniger wie Benzin oder Paraffin etc.
  • legale Pyrotechnik wie Böller und Silvesterraken
  • tierische Produkte aus Fleisch oder Milch
  • Pilze wie Trüffel oder Schimmelpilze
  • Insekten wie Bettwanzen

in Frage.

Die Prüfungsordnung des VdH enthält keine Liste mit möglichen Suchgegenständen. Sie überlässt es dem hundeführenden Menschen, welche Gegenstände der Hund unterscheiden und aufspüren können muss. Hier kann als Gegenstand auch ein Feuerzeug zur Verfügung gestellt werden. Dafür nennt die VdH-Prüfungsordnung die verschiedenen Situationen, in denen ein Suchgegenstand aufgespürt werden muss, klarer. Die Prüfungsordnung spricht hier von „Disziplinen“ und unterscheidet die folgenden drei Suchlagen:

  • Trümmerfeld
  • Flächensuche
  • Behältnisstrecke

Wird der Spürhundesport als Wettkampf- und Prüfungssport betrieben, können unterschiedliche Leistungsklassen erreicht werden. Je höher die Leistungsklasse ist, desto größer sind die Suchfelder und -flächen. Auch die Anzahl der Behältnisse und der Dinge, die der Hund zu unterscheiden lernt, werden mehr.

Malinois verweist einen Fund durch ruhiges Liegen vor dem Fundort. Der Hund liegt auf Betonboden und vor zu einer Art Wand gestapelten, roten, modernen Bauziegeln.
Der Malinaois Caleb unserer Autorin und Tierärztin Vanessa Lässig verweist einen Fund durch ruhiges Vorliegen.

Welche Ausrüstung wird für den Spürhundesport benötigt?

Die Ausrüstung für SHS ist von den Kosten und vom Umfang her überschaubar. Allerdings variiert sie natürlich leicht. Denn jede Disziplin benötigt andere Dinge. Außerdem wird von fast allem mehr benötigt, je höher die Leistungsklasse ist. Da aber viele der Ausrüstungsgegenstände Alltagsgegenstände sind, fallen kaum Kosten an.

Für alle Disziplinen werden diverse Geruchsgegenstände benötigt. Einige Beispiele haben wir oben aufgelistet. Für die Geruchsproben werden noch einige Accessoires benötigt. Beispielsweise Behältnisse, die den Duft der Gegenstände verströmen lassen, ohne den Duft selbst anzunehmen. Für flüssige Geruchstoffe sollten diese Behältnisse über saugfähige Einlagen verfügen. Hier kann auch mit Watte gearbeitet werden.

Für den Transport und die Lagerung der Duftproben sollten diese luftdicht verpackt sein. Hier bieten sich geruchsdichte Frischhaltetüten an, um die Dosen zu verpacken. Diverse Probenröhrchen bieten sich für flüssige Proben an. Die Duftgegenstände sollten auch bewegt werden können, ohne einen weiteren Geruch auf sie zu übertragen. Daher sollten sie nicht mit puren Fingern angefasst werden. Denn dann wir auch der Eigengeruch des anfassenden Menschen übertragen. Eine Lösung können Latexhandschuhe oder eine metallene Grillzange sein.

Um diese Gegenstände ordentlich vorhalten und transportieren zu können, schadet ein entsprechend ausgestatteter Koffer nicht.

Da der Hund beim Spürhundesport entweder freilaufen und suchen darf, wird kein besonderes Suchgeschirr und keine besondere Suchleine benötigt. Es reicht eine normale Umhängeleine. Das Training für SHS beruht auf der positiven Verstärkung der operanten Konditionierung. Hierbei soll der Hund für das gewünschte und erfolgreiche Verhalten belohnt werden. So schaden einige Leckerli, das Lieblingsspielzeug und vielleicht ein Klicker im Ausrüstungskoffer nicht. Trainingshappen und Spielzeug können in den höheren Leistungsklassen auch als Verleitung dienen.

Besondere Ausrüstung für das SHS-Trümmerfeld

Für die Trümmersuche benötigst Du neben einem ausreichend großen Platz im und Trümmer. Der Platz sollte eine open-Air-Fläche sein, die der Hundesportverein vorhält. Oder, falls Du entsprechende Möglichkeiten hast, eine eigene Wiese im Garten.

Letzteres muss man aber mögen – denn die Trümmerfläche besteht primär aus Sperrmüll und vielleicht Schutt oder Baumaterialien.

Besondere Ausrüstung für die SHS-Flächensuche

Auch für die Flächensuche wird nicht viel an zusätzlicher Ausrüstung benötigt. Die Flächensuche findet auf einer Wiese mit mindestens 5 Zentimeter hohem Gras statt. Diese kann in Deinem Garten oder auf dem Hundeplatz liegen. Auf dieser Wiese wird mit Markierband oder Flatterband jeweils eine je nach Leistungsklasse unterschiedlich große Suchfläche markiert.

Besondere Ausrüstung für die SHS-Behältnisstrecke

Die zusätzliche Ausrüstung für die Behältnisstrecke liegt in den Behältnissen. Je nach Leistungsklasse müssen sechs oder acht gleiche Behältnisse vorhanden sein. In der dritten Leistungsklasse müssen es zehn unterschiedliche sein. In Frage kommen hier aber dann Eimer, Koffer, Rucksäcke, Holzkisten etc. in Frage.

Ausrüstungsempfehlungen für SHS

Mipcase 10er-Pack Duftdose für Spürhundesport-Training (Anzeige)
Packung Wattebausch für flüssige Geruchsstoffe (Anzeige)
100-Zip-Beutel für Geruchsproben (Anzeige)
100 wiederverschließbare Kunststoffbeutel für die Geruchsproben (Anzeige)

12 Wiederverschließbare Probenröhrchen aus Kunststoff (Anzeige)
6er Set 425ml Einmachgläser für die Geruchsproben: Wiederverwendbar, spülmaschinenfest. 10 cm hoch, Durchmesser 8,5 cm. (Anzeige)
Verschiedene Latexhandschuhe (Anzeige)
Metallzange zur Platzierung der Geruchsproben (Anzeige)
Umhänge-Leine aus Biothane: verschiedene Farben und Größen (Anzeige)
Markierband - Flatterband (Anzeige)
ASCO "Finger-Clicker": Kicker mit Fingerring (Anzeige)

 

Die Vorteile des Spürhundesports

Zu den Hauptvorteilen der Spürhundearbeit gehört, dass er im Gegensatz zu den anderen auf Nasenarbeit basierenden Hundesportarten wie Mantrailing oder Fährtenarbeit kaum Platz bedarf. Daher kann das auf operanter Konditionierung basierende Training einfach daheim stattfinden. Leichter geht es im Garten, aber auch in der Wohnung kann trainiert werden. Daher bedarf keiner Erlaubnis von Bauern oder Jägern, die immer nervös reagieren, wenn Hunde und Menschen sich in unserer Kulturlandschaft querfeldein bewegen.

Die Konditionierung auf unterschiedliche Gerüche kann im Grunde auf dem Sofa erfolgen. Außerdem können in der Wohnung diese dann in Schubladen, unter Kissen oder Teppichen versteckt werden. Im Garten kann die Flächensuche nachgestellt werden, ohne, dass das Ambiente des Gartens gestört werden muss. Etwas weniger Interesse am Ambiente des Gartens müssen alle Beteiligten mitbringen, wenn dort ein Trümmerfeld aus Sperrmüll etc. angelegt werden soll.

Geringe Gesundheitsrisiken und Eignung auch für ältere Hunde

Der Spürhundesport ist eine artgerechte Auslastung für Hunde. Beim SHS steht die Mobilität und der Bewegungsapparat weit weniger im Fokus als bei Agility oder dem Turnierhundesport. Vielmehr steht die Nase im Fokus. Deshalb eignet sich SHS sowohl für ältere als auch im Bewegungsapparat eingeschränkte Hunde. Aus demselben Grund kann das Training auf spielerische Art schon für Welpen beginnen. Das gilt für die Nasenarbeit im Trümmerfeld höchstens eingeschränkt, bei dem ohnehin aufgepasst werden muss, dass es für die Spürnasen keine Verletzungsrisiken birgt.

Natürlich bedeutet „artgerechte Auslastung“ auch, dass SHS für Hunde anstrengend ist. So sagt das Ehepaar Schäfer, dass Diensthunde nach 20-30 Minuten Einsatz eine Pause brauchen. Denn die Körpertemperatur eines Hundes steigt auf Grund der Stoßatmung während der Nasenarbeit um 1° Celsius binnen einer Viertelstunde an. Insofern sollte darauf aufgepasst werden, dass die Hunde nicht überfordert werden. Insbesondere in warmen Räumen oder im Sommer sollten die Trainingszeiten nicht lange angelegt sein. Die Termine für Wettbewerbe sollten in möglichst kühle Monate gelegt werden.

Geeignete Rassen für Spürhundesport

( Um die Rassebeschreibung der ausgewählten Rasse lesen zu können, bitte auf das Bild klicken! )

Wichtige Gesundheitstipps für Spürhundesport

  • Der Hund sollte vom Tierarzt gesundheitlich auf "Herz und Nieren" geprüft sein, bevor es mit dem Hundesport losgehen kann!
  • Achtsam auf kommunikative Signale des Hundes während der Sportübungen achten, um das situative Befinden und Wohlergehen im Auge zu haben.
  • Vorsicht vor physischer und mentaler Überlastung & Übertreibung beim Hundesport!
  • Kranke und verletzte Hunde sollten keinen Hundesport ausüben!
  • Pausen einplanen (auf angemessene Erholungsphasen und Entschleunigung achten)
  • Zwang hat im Hundesport nichts verloren!
  • Vorsicht bei hohen Temperaturen (Hitzegefahr)
  • Intensität und Schwierigkeitsgrad langsam steigern
  • Aufwärmprogramm (dynamische Übungen zur Vorbereitung auf die Belastungen) mit dem Hund beim Hundesport absolvieren
  • Auf ausreichende Wasserversorgung und etwaige Energiezufuhr während des Hundesports achten!
  • Der Hund muss körperlich voll entwickelt sein
  • Kein Hundesport mit trächtigen und säugenden Hündinnen!
  • Hat der Hund Übergewicht, ist die Belastung für den Bewegungsapparat und gesamten Organismus höher!
  • Gesundheit, Fitness und Vitalität beim Hund müssen für den Hundesport stimmen
  • Erhöhtes Risiko für Kreuzbandriss bei kastrierten Hunden, jüngeren Hunden und Hunden mit Übergewicht!
  • Regelmäßiger Check-up bei einem Physiotherapeuten
  • Cool Down nach dem Hundesport
  • Bei eingeschränkten (Behinderungen, Arthrose, HD, ED etc.) und älteren Hunden (Seniorhunden) auf angemessene Hundesportarten ausweichen (z.B. Crossdogging, Degility, ZOS)
  • Stets auf adäquates Equipment beim Hundesport achten, um die Verletzungsgefahr und physische Belastung auf den Hund zu minimieren

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