Die Beißhemmung bei Welpen & Hunden

Was ist für die Beißhemmung des Welpen und Hundes zu tun?

Von:
Zuletzt aktualisiert am: 28.3.2023

Zwei Hunde bellen.jpg

Das Trainieren der Beißhemmung ist ein ganz wesentlicher Teil der Erziehung des Welpen während der Welpenfrühentwicklung. Denn während der Welpenaufzucht werden die weiteren Weichen über die individuell erlernte Kontrollfähigkeit des Bisses mit den entsprechenden Trainingsmaßnahmen gestellt, die der Welpe schon in Ansätzen beim Spielen und Raufen mit seinen Wurfgeschwistern geübt und ausgebildet hat.

Warum? Das beleuchten wir hier näher.

Welpen entwickeln scharfe Zähnchen im Gebiss und müssen lernen was sie mit ihnen anrichten können und wie sie dies kontrollieren. Denn die Fähigkeit kontrolliert damit umzugehen, ist für das weitere Hundeleben essentiell und nicht angeboren. Sprich es ist ein wesentlicher Lernprozess, der dem individuellen Welpen vermittelt werden muss, damit er die Fähigkeit entwickelt, seinen Biss von der Intensität zu kontrollieren.

Damit dies funktioniert, werden die Welpen und Hunde untereinander beim Spielen und Raufen bereits wichtigen Erfahrungen hinsichtlich der Beißhemmung lernen und müssen zusätzlich wichtige Regeln und Grenzen von euch Haltern und verantwortlichen Personen beigebracht bekommen.

Wir wollen uns nun in den weiteren Ausführungen die Beißhemmung und die Lerninhalte näher anschauen. Viel Spaß!

01

Was bedeutet eigentlich Beißhemmung?

Die Fähigkeit des Welpen mit seinem Gebiss und den Zähnen kontrolliert hinsichtlich seiner Beißintensität umzugehen.

Die klassische Beschreibung der Beißhemmung in der Verhaltensforschung

Mit der Begrifflichkeit umschreiben die Verhaltensforscher und die Verhaltensbiologen, einen von Geburt an bestehenden Schutzmechanismus, der im Kampf das unterlegene Tier davor schützt, dass das dominierende und siegreiche Tier, dieses ernsthaft und entschieden verletzt.

Das unterlegene Tier wird sich entsprechend mit einem demütigen Verhalten unterwerfen und seine Niederlage mit diesem Zeichen und dieser Geste anerkennen.

Damit wird der Sieger von dem unterlegenen Tier ablassen und die Situation für geklärt erachten.

Die Beißhemmung ist nicht angeboren

Wenn der Hundewelpe auf die Welt kommt, hat er weder Zähne, noch verfügen die neugeborenen Hunde über eine natürliche Beißhemmung.

Die Zähnchen entwickeln sich rasch und sind in der Sozialisierungsphase, eine der wichtigen Lebensphasen der Welpenentwicklung, zu einem Großteil voll ausgebildet.

Aber bereits in der Prägungsphase, die unmittelbar vor der Sozialisierungsphase verläuft, fangen die Hundewelpen in der Wurfkiste an, sich im Spiel beim Ausleben des Spielverhalten auch mal etwas härter anzupacken und sobald die ersten Zähne leicht durchkommen, werden sie ihre Spuren beim Zubeißen hinterlassen.

Zu diesem Zeitpunkt wissen die neugeborenen Hundewelpen überhaupt nicht einzuschätzen, was sie mit ihren messerscharfen und spitzen Zähnen anrichten können, haben keinerlei Gefühl was die Fähigkeit der Beißintensität und der Beißkontrolle angeht.

Und vielleicht hat Mutter Natur auch ganz bewusst die neugeborgenen Hunde mit derartig scharfen Zähnchen ausgestattet, damit sie frühzeitig untereinander im Rudel merken, was es heißt, wenn sie einen Artgenossen beißen. Eventuell sind die Zähne genau deshalb so von ihrer Beschaffenheit, damit sie die Lehren zwecks der Beißhemmung im gegenseitigen Umgang ziehen.

Auf jeden Fall ist eines klar, die Welpen sind von Geburt an mit keinerlei Beißhemmung ausgestattet worden und bedürfen der Mithilfe von ihren Elterntieren, Geschwistern und den Maßnahmen des Halters, angefangen in den ersten Lebenswochen beim Züchter und schließlich im zukünftigen Umfeld des neuen Halters.

Dadurch dass der jeweilige Welpe schon früh Grenzen und Regeln vermittelt bekommt, werden perspektivisch die heutigen Welpen und zukünftig ausgewachsenen Hunde, mit dem nötigen Gespür für den Einsatz ihres Kauwerkzeuges geschult und vorbeugend eine natürliche Hemmschwelle beim Zubeißen antrainiert, damit ernsthafte Bissverletzungen vermieden werden.

Solltet ihr mehr zu den einzelnen Welpenphasen und die damit verbundenen Aufgaben als Halter erfahren wollen, so legen wir euch die Lektüre unseres Leitartikel "Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen" an Herz.

02

Die Beißhemmung muss in der Welpenfrühphase geformt werden

In der sensiblen Phase wird der Grundstein der Beißhemmung von Elterntieren, Wurfgeschwistern und vom Halter gelegt.

Wurfgeschwister und Elterntiere sind für die ersten Schritte verantwortlich

Schon bald nach einigen Wochen ihrer Geburt, werden die jungen Hunde im Wurf untereinander beginnen zu spielen, zu raufen und zu toben, mitunter kann dies etwas grober zugehen, denn dabei kommen u.a. ihre Zähne und das Gebiss zum Einsatz. Gelegentlich kann bei zu heftigem und rauen Einsteigen, das typische reaktive Gequietsche der Welpen wahrgenommen werden, da einfach der Biss dem Geschwisterchen weh getan hat.

Damit sammeln die Welpen im direkten Umgang mit ihren Wurfgeschwistern bereits Erfahrungen, wie schmerzhaft ein Zubeißen sein kann und werden ihrem Gegenüber ihr Empfinden mit entsprechenden Verhaltenszügen, zurückmelden.

Die jungen Hunde werden mit ihrer Antwort, ihre beißenden Brüderchen oder Schwesterchen in die Schranken und zurechtweisen und wenn es zu heftig zugeht, das Spiel unmittelbar abbrechen und beenden.

Die Verursacher müssen daraus ihre Lehren ziehen und mit den jeweiligen Konsequenzen leben. Dem beißenden Welpen werden somit klare Grenzen aufgezeigt. Damit lernen die Welpen beim Spielen durch Probieren und die darauffolgenden Rückmeldungen, mit ihrem Beißverhalten dosierter umzugehen und dieses zu hemmen.

Es ist das bereits bekannte Prinzip des Trial & Error, das wir ausführlich im Zusammenhang mit dem Clickertraining ausgeführt haben. Es lohnt daher den Magazinbeitrag für das weitere Verständnis und zukünftige Trainings mit dem Welpen zu lesen.

An dieser Stelle wollen wir unbedingt auf den Umstand hinweisen, dass die Welpen nicht auf Grund der Geräusche und Laute, die sie mit ihrem Quietschen als Rückmeldung geben, den Beißenden dazu veranlassen mit dem Beißverhalten zu stoppen, sondern die Konsequenzen und das Strafmaß, nämlich das Stoppen des Spielens, dafür Sorge trägt. Dieser Hinweis ist besonders wichtig zu wissen, da er für das Erlernen der Beißhemmung durch den zukünftigen Halter, also Euch, maßgebend in der Technik der Trainingsmaßnahmen zur Beißhemmung sein wird.

Weiterhin kann in dieser Lebensphase gut beobachtet werden, wie die Welpen immer wieder versuchen Muttertier und Vatertier spielerisch herauszufordern, auf ihnen herumklettern und auch bei ihnen an Ohren, Hals, Fang und sonstigen Stellen des Körpers zu beißen versuchen.

Die Elterntiere in Funktion der Erziehungsberechtigten, werden ihre Zöglinge auf ihre Weise Maßregeln, um ihnen eine Lektion und einen weiteren Baustein für das notwendige Rüstzeug ihres zukünftigen Hundelebens, zu vermitteln.

Hier kann man beispielsweise folgende Reaktion als gezielte Maßnahme durch die Mutter beobachten:

Beißt z.B. ein Welpe der Mutter ständig an ihren Ohren oder Fang herum und es wird zu heftig und lästig, dann maßregelt die Hündin ihren Zögling indem sie mit ihrer Schnauze, die Schnauze des Welpen packt und kurzzeitig festhält. Sie wendet damit den Schnauzgriff an, was eine Sozialisierungsmaßnahme darstellt. Zudem wird sie den Welpen u.U. sogar mit einem leichten Knurren in die Schranken weisen und damit klar das Überschreiten der Grenze deutlich machen.

Der Halter nimmt Einfluss auf die Ausprägung der Beißhemmung

Der Golden Retriever Welpe beisst in den Finger.

Wie wir nun bereits erörtert haben, sind die Artgenossen der Welpen einerseits für die Vermittlung wesentlicher Lerninhalte von Seiten der Beißhemmung mitverantwortlich. Werden die Welpen dann irgendwann von ihrem bisherigen Rudel getrennt, fällt der bisherige Schulunterricht von den Elterntieren und Geschwistern weg.

Andererseits liegt es weiterhin im Verantwortungsbereich des jeweiligen Halters, aufbauend auf den gemachten Erfahrungen der Hunde untereinander, sich den erzieherischen Maßnahmen konsequent anzunehmen und den Welpen beginnend in der Zuchtstätte beim Spielen Mensch und Welpe, hinsichtlich der korrekten Verhaltensweisen zu schulen und unerwünschte Verhaltenszüge hingegen von vornherein abzustellen und entgegenzuwirken.

Warum ist dies so wichtig?

Bisher hat der Welpe nur mit seinen Artgenossen herumgerauft, ihnen ins Fell gebissen, was sicherlich bei der einen oder anderen Aktion einem Geschwisterchen weh getan hat oder zumindest unangenehm aufgestoßen ist. Geht es nun aber daran, selbige Verhaltensweisen mit den Beißvorgängen an Händen, Armen und Beinen des Menschen zu zeigen, werden die messerscharfen Zähne durch das fehlende Fell und die deutlich empfindlichere Haut, viel intensiver zu spüren sein und damit auch Verletzungen hervorrufen können. Kommt der Welpe hinzu in eine Familie mit Kinderanschluss, so sind besonders die Kinder von schmerzhaften Bissverletzungen u.U. betroffen.

Zurück zum jeweiligen Halter:

Sobald der jeweilige Welpe in die Obhut seiner künftigen Besitzer gegeben wird, geht die Verantwortlichkeit und Verpflichtung zur weiteren Bildung der jungen Hunde, vom Züchter auf diese über.

In diesem Zusammenhang darf folgender Hinweis nicht unerwähnt bleiben: Sobald der Zeitpunkt der Übernahme der Welpen gekommen ist, sollte unbedingt mit dem jeweiligen Züchter oder der sonstigen Bezugsquelle gesprochen werden, auf welchem Stand der Welpe sich erzieherisch, Prägungs- und Sozialisierungsseitig, befindet. Denn dies ist entscheidend für den neuen und zukünftigen Hundebesitzer, der fortan für das weitere Aufziehen des Welpen verantwortlich ist, in welchem Themenbereich er grundsätzlich von Null mit seinen Maßnahmen beginnen muss oder aber auf bereits erfolgtem Niveau, die Formung des Welpen weitergedeihen kann.

03

Wie kann ich als Halter die Beißhemmung des Welpen richtig trainieren?

Dem Welpen muss von Anfang an beigebracht werden, dass er weder in den Arm, noch das Bein oder in irgendeinen Gegenstand beißen darf. Klare Regeln und Grenzen formen seine Beißhemmung.

Regeln, Grenzen, Konsequenz und Disziplin ab Tag 1

So wie es bei der Kindeserziehung der Fall ist, genauso verhält es sich bei der Umsetzung der erzieherischen und ausbildungsseitigen Maßnahmen, die ab dem ersten Tag des Einzugs in seinem neuen und zukünftigen sozialen Umfeld angegangen und im Sinne eines möglichst friedvollen, unproblematischen und angenehmen Hundealltag, mit einem gehorsamen und gut erzogenen Hund, vorherrschen müssen.

Mit der Anschaffung und dem Kauf eines Hundewelpen sind zwangsläufig viele wunderschöne emotionale Momente verbunden, dennoch bedeutet dies auch jede Menge Verantwortlichkeit, Arbeit und notwendiger Zeitaufwand um alle Facetten der Welpenaufzucht Beachtung zu schenken und in genügendem Maß nachzukommen.

Kurzum, der Welpe benötigt viele Lernschritte zu einer wohlerzogenen Kinderstube, damit er im Hundealltag zukünftig gut klarkommt und für den Umgang mit Menschen und Tieren zu gebrauchen ist.

Daher sind von euch als die wichtigsten Bezugspersonen, dem Welpen ab Tag 1 im neuen zu Hause, klare Regeln und Grenzen für sein Verhalten aufzustellen, beizubringen und tagtäglich konsequent und diszipliniert diese zu leben.

Spielen JA, Beißen NEIN. Klare Regeln und Grenzen müssen aufgestellt werden.

Es hat überhaupt keinen Zweck zwischen konsequentem Verhalten und inkonsequenten Verhalten hin und herzuspringen, denn dies irritiert den Welpen und er erlangt durch seine Beobachtung schnell eine ganz genaue Einschätzung von euch Haltern, lernt schnell wie ihr tickt und wird dann im weiteren Verlauf mit eurer Undiszipliniertheit in der Hinsicht kokettieren, dass er situativ immer wieder versuchen wird, die aufgestellten Grenzen zu verschieben. Denn er verspürt schnell, wenn es bei euch dafür einen Nährboden und Basis gibt, da ihr in eurem Verhalten nachgiebig seid.

Wir wissen, dass dies vielfach schwerfällt, gerade wenn ein so tollpatschiger und mit seinen dunklen Kulleraugen herzzerreißender Welpen einen naiv anschauen mag, aber ohne diese Selbstdisziplin werden ansonsten früher oder später ungewollte Verhaltenszüge zum Vorschein kommen und den Alltag bei der Haltung sicherlich nicht erleichtern.

Eine enge Bindung hilft ebenfalls weiter

Ein weiterer bedeutender Faktor für das Hund-Mensch-Gespann ist eine enge Bindung, die einerseits durch die Leitplanken, die unter den eben abgehandelten Punkten, für den Welpen und zukünftig ausgewachsenen Hund, ein Gerüst und Fundament in seinem Leben darstellen, die ihn durch seinen Hundealltag leiten und tragen.

Hinzu kommen die Kommunikation und das tägliche miteinander Arbeiten und Beschäftigen, wodurch der Welpe schnell das notwendige Vertrauen und die Sicherheit erlangt, die für ein bereitwilliges Folgen im Alltag unersetzlich sind. Spürt der Welpe, dass ihr nur sein Bestes wollt und stets vorbildlich voranschreitet, so wird er sich auch ohne Zwang formen, ausbilden, trainieren und führen lassen.

Dabei seid ihr der Taktgeber, der Chef im Ring und derjenige, der sich immer wieder an die konsequente Umsetzung halten muss. 

Eine feste Bindung hilft dann sowohl beim Training des Grundgehorsam, der Leinenführigkeit oder aber auch der Beißhemmung und vielen weiteren folgenden Verpflichtungen rund um die Hundehaltung, enorm weiter.

Und so kann das Training hinsichtlich der Beißhemmung aussehen

Da die Welpen zur Vermeidung des Wurfgeschwister-Syndroms einzeln und nicht Paar- oder Gruppenweise auf ihre neuen Menschen verteilt werden, können sich die Welpen sich nicht mehr gegenseitig bezüglich des Beißverhaltens "korrigieren" und klare Grenzen aufzeigen. So liegt es nun an euch Erwachsenen, die Aufgaben mit Ernsthaftigkeit durch gezielte Trainingsschritte anzugehen.

Wie wir bereits weiter oben im Artikel das Spielverhalten der Welpen untereinander mit den etwaigen resultierenden Folgen durch das Zubeißen einzelner Hundewelpen aufgezeigt haben, nach demselben Prinzip müssen nun die Schritte in Richtung Beißhemmung durch euch Halter aussehen. Lehnt euch an den Verhaltensweisen der Rudeltiere an und übertragt diese in eure Maßnahmen.

Was bedeutet das?

Setzt der junge Welpe beim gemeinsamen Spielen mit euch seine Zähne ein und versucht die typischen Gesten und Gebärden mit dem Beißen in die Hand oder den Arm zu zeigen, gibt es nur eine effektive Lösung, die schon von den Wurfgeschwistern angewedet wurden und die ihr nun nachahmt: Unterbrecht sofort das Spielen, schiebt ihn ggf. leicht weg, entfernt euch gezielt und ignoriert den Welpen.

Unterstützt werden kann dies durch eine gezieltes „Aua“, das er im Ansatz durch das Beißverhalten im Spiel mit seinen Geschwistern und deren Quietschlauten bei zu grobem Anpacken bereits gut kennt und damit einen Zusammenhang zu dem geschilderten Verhalten mit euch Menschen assoziieren kann.

Diese Reaktion und Vorgehensweise wiederholt ihr jedes Mal, wenn das Spielen von Seiten des Welpen mit Beißverhalten erfolgen sollte.

Aber auch hier wollen wir nochmals klarstellen, dass es weder das „Aua“ des Menschen, noch das Quietschen seiner Geschwister oder Artgenossen ist, dass den Welpen auch nur Ansatzweise vom weiteren Zubeißen abhält, sondern nur der konsequent und zeitnah auf sein Beißen erfolgende Spielabbruch, der eine negative Strafe darstellt.

Warum ist dieser Hinweis so bedeutend?

Dafür wollen wir etwas weiter ausholen und in die freie Wildbahn schauen und uns das instinktive Verhalten von Raubtieren beim Beutemachen hervorrufen.

Hat das Raubtier seine Beute in aller Regel an der Kehle gepackt, beißt es sich immer weiter fest, bis das Beutetier getötet ist.

Die allermeisten Beutetiere schreien, quietschen und machen spezielle Geräusche im Todeskampf.

Das Raubtier hingegen wird das Beutetier erst aus seinen Fängen wieder loslassen, wenn das Beutetier endgültig erlegt ist und kein Geräusch mehr von sich gibt. Sprich, das Quietschen ein Ende genommen hat. Hieraus wird eindeutig klar, dass das Quietschen eher sogar zum festeren Zubeißen von Seiten des Beißverhalten des Raubtieres, animieren wird.

Schlussfolgernd steht damit auch fest, dass kein quietschendes Hundespielzeug für das Training der Beißhemmung geeignet, sondern extrem kontraproduktiv ist und den Welpen solange darauf beißen lassen wird, bis der Spielgegenstand kaputt ist. Und so wird er garantiert nicht die notwendige Beißhemmung erlernen.

Was erzielt ihr mit dieser Verhaltensweise und Vorgehensweise für das Schulen der Beißhemmung?

Damit zeigt ihr dem Welpen in eurer Funktion genauso die Grenze des Erlaubten auf, wie es vorher seine Wurfgeschwister ebenfalls in der Wurfkiste bereits getan haben.

Dem Welpen wird schnell klarwerden, dass wenn er dem heißgeliebten Spielen mit seiner Bezugsperson nachgehen will, er sich schicken muss und sich mit einigen Verhaltenszügen zu zügeln hat.

In einer weiteren Eskalationsstufe, kann bei Hundewelpen, die auf das vorherige Reagieren und Verhalten von euch Haltern nicht ansprechen sollten und keine Besserung hinsichtlich des Beißverhaltens zu erkennen ist, im Grunde das Verhalten des Muttertieres ein stückweit nachempfunden werden, wenn diese ihre Welpen für unerwünschtes Verhalten im Hinblick der Beißhemmung tadelt und rügt.

Wie sieht dies in der Umsetzung aus?

Zeigt der Welpe erneut das ständige Beißen in Hand oder Arm, so umgreift gezielt mit eurer Hand die Schnauze und Fang des Welpen und packt fest zu. Auch ihr wendet damit, wie auch das Muttertier, den Schnauzgriff an, habt im wahrsten Sinne des Wortes den Welpen kurzzeitig in eurer Hand und macht ihm sein Fehlverhalten damit bewusst. Der Welpe wird mit dieser Geste und Körpersprache gemaßregelt. So wird er nun auch von euch Haltern ein weiteres Stück im Umgang mit Menschen sozialisiert.

Womit viele Hundehalter und Trainer weiterhin in Kombination mit dem Schnauzgriff gut fahren, ist die Hinzunahme eines Signalwortes wie Aus, Nein, Stop, oder jegliches andere Wort, dass natürlich nur für diese eine spezielle Handlung gebraucht werden sollte, damit es nicht sein Ziel verfehlt und der Hund irritiert ist, da das Signalwort fälschlicherweise für zwei komplett unterschiedliche Handlungen verwendet wird.

Als letzte Stufe der Verschärfung könnte auf eine Variante zurückgegriffen werden, die von Mutter- und Vatertier, wie auch von anderen Hunden in einem Rudel aktiv angewendet wird, aber aus unserer Sicht viel Erfahrung, Einfühlungsvermögen und Kompetenz auf Seite des Halters notwendig macht.

Wie reagieren Hunde unter sich bei einer Auseinandersetzung?

Gehen wir zurück zum Anfang des Artikels. Hier haben wir die Definition zur Beißhemmung aus der Verhaltensbiologie und Verhaltensforschung erläutert. Ganz konkret geht die Theorie auf den Vorgang beim Kampf zweier Individuen aus, bei dem es ein unterlegenes und ein siegreiches Tier gibt.

Das unterlegene Tier wird sich unterwerfen und auf den Rücken legen, also mit einer demütigen Geste seine Niederlage anerkennen und aufgeben.

Eine derartige Handlung kann der erfahrene Halter nun auch bei seinem Welpen in äußerster Konsequenz anwenden und mit knurren und schnappen nach dem Welpen, bei gleichzeitigem zupacken und auf den Rücken legen, einen Kampf unter Gleichgesinnten simulieren. Wie beim Spielprozess muss sich dann der Halter vom Welpen entfernen und ihn nicht weiter beachten bzw. ignorieren.

Bei dieser Handlung ist von vornherein der Ausgang klar, der Welpe wird die Rolle des Unterlegenen übernehmen müssen, damit die Lektion fruchten kann. Damit ist auch zusätzlich der Stellenwert des Halters innerhalb der Rangordnung untermauert.

Was gilt es zudem zu vermeiden, wenn es darum geht, meinen Welpen das richtige Beißverhalten beizubringen?

Greift also beim aktiven Spielen auf Gegenstände zurück, die keine Laute von sich geben (keinerlei quietschende Spielzeuge) und haltet eure eigenen Körperteile möglichst aus dem Spielgeschehen derart heraus, dass der Welpe erst gar nicht zum beißen angeregt und gereizt wird.

Unterlasst vor allen Dingen Gebärde, das oftmals im Spiel mit dem Welpen beobachtet werden kann, bei denen den Welpen gar bewusst die Finger und Hände ins Maul gesteckt werden und Herrchen oder Frauchen diese wild hin und her bewegen und den Welpen immer weiter reizen.

Das mag vielleicht dem einen oder anderen in diesem Moment Spaß machen, aber es bezweckt als Resultat nur Probleme im weiteren Alltag. Wie soll dieser Welpe irgendwann mal ein Gespür im Umgang mit Menschen und Tieren von Seiten seines Beißverhaltens und die Fähigkeit seine Beißintensität kontrolliert einzusetzen, entwickeln?

Denn damit fördert ihr gar den Kampf mit der Beute, der in der freien Wildbahn bei Raubtieren zu sehen ist, wenn sie mit ihrem Kopf das Beutetier hin- und herschleudern, bis es den Kampf verloren hat, dass ihr detailliert in unserem Magazinartikel über die verschiedenen Verhaltensarten des Sozialverhalten und des Beutefangverhalten nachlesen könnt. Auch dies ist somit sicherlich nicht für das Training der Beißhemmung förderlich.

Wird der Welpe von einer Familie mit Kindern angeschafft und aufgezogen, so gilt es hier als verantwortungsbewusste Eltern und gleichermaßen Hundehalter, auf die Kinder im besonderen Maße im Umgang mit den Welpen einerseits zu schulen und andererseits immer ein Auge auf die kleinsten der Familie zu werfen. Sie sind in aller Regel das schwächste Glied und damit perspektivisch angreifbar und müssen somit wissen welche Regeln und Grenzen im Umgang mit dem Hund gelten müssen, damit ein sorgenfreies Zusammenleben möglich ist.

Denn das Verhalten gereizt durch das geschilderte Quietschen von Beutetieren und Geschwistern des Wurfes, kann ebenso durch das Schreien und schrille Heulen eines Kindes beim Welpen und Hund in seinem instinktiven Verhalten und Triebs, eine unerwünschte Handlung hervorrufen. Handelt es sich zudem um einen Rassehund, der den Jagdhunderassen oder Hüte- und Hirtenhunden zuzuordnen ist, könnten diese in ihrem Jagdtrieb sich gereizt fühlen oder bei weglaufenden Kindern, gar zum Zusammentreiben der Herde sich verpflichtet fühlen. Und beide Verhaltenszüge werden sicher nicht für eine Entspannung in dieser Situation sorgen, ganz im Gegenteil könnte bei einem Jagdhund sogar im äußersten Ernstfall ein Schnappen nach dem Kind durch das Beuteverhalten bzw. den Beutetrieb, erfolgen. Sitzt in diesem Fall die Beißhemmung und ihr habt mit eurem Welpen fokussiert die Hausaufgaben gemacht, so kann dies böse Folgen und Bissverletzungen vermeiden.

Einen weiteren letzten Aspekt wollen wir liefern und darauf aufmerksam machen, dass jedwedes Verhalten von euch Haltern möglichst zu unterlassen und zu vermeiden ist, dass den Hundewelpen dazu veranlasst, mit seinen ihm zu Verfügung stehenden Mitteln und Werkzeugen falsch geleitet umzugehen. Damit meinen wir, dass ihr im täglichen Umgang in allen möglichen Situationen darauf Acht geben solltet, ihn nicht in die Bredouille zu bringen, mit seinem Gebiss und den Zähnen zuzupacken und zu schnappen.

Wir wollen zur Verdeutlichung ein Beispiel nennen:

Wenn in der Welpenfrühphase bei allen möglichen Aktivitäten rund um die Prägung, Habituation, Sozialisierung, Erziehung, Spiel und Spaß und sonstigen Beschäftigungsformen gerne auf das effektive Reichen von Leckerchen/Futter als Belohnungs- und Motivationsgegenstand zurückgegriffen wird, so steckt dem Welpen dies bitte direkt in die Schnauze und haltet die Futtergabe nicht so weit von ihm weg, dass er in die Verlegenheit zum Zuschnappen kommt. Vergesst nicht, vielfach ist der Einsatz der Zähne und des Gebiss, der Ersatz für das Greifen, das wir Menschen mit unseren Händen erledigen.

04

Fazit

Dem Welpen die Beißhemmung beizubringen ist viel zu wichtig, als dass ihr hier unwissend alleine herumdoktert.

Unterstützung durch den Hundeexperten

Aus unseren Ausführungen ist eindeutig zu entnehmen, dass die richtige Schule und der wichtige Unterricht in der Welpenfrühphase für einige Themen, existentiell für das weitere Hundeleben der Welpen ist. Ein wesentlicher Baustein für den Sozialkontakt und die weitere Entwicklung im Umgang mit Artgenossen ist daher die Welpengruppe in der Hundeschule.

Sollte demnach ein Hundeneuling bzw. Hundeanfänger unter euch sein, der durch fehlende Erfahrung im Umgang mit der Aufzucht des Welpen unsicher in der Umsetzung solch wichtiger Themen, wie die Beißhemmung ist, so holt euch rechtzeitig einen Hundetrainer und Hundeprofi an die Seite.

Damit verhindert ihr Versäumnisse und die Ausbildung von falschem und unerwünschtem Beißverhalten eures Vierbeiners. Dies ist umso mehr angeraten, je nachdem welcher Rassehund mit seinen individuellen Wesensmerkmalen, auszubilden ist oder aber je nach individuellem Charakter eines jeden einzelnen Hundes. Hier können gerade unerfahrene Halter schnell an ihre Grenzen geraten und überfordert sein, was in einem Dilemma von Seiten der Prägung, Sozialisierung und Erziehung enden kann.

Auf dem richtigen Weg bitten wir euch Halter um Geduld im Umgang mit euren Welpen. Es handelt sich um Kleinstkinder, die lernen und verstehen müssen, was durchaus bei dem einen oder anderen Hundewelpen auch etwas länger und holpriger verlaufen kann.

Egal wie herausfordernd die Trainingsmaßnahmen auch sein mögen, egal wie viele Rückschläge unterwegs auf dem Weg zum Ziel passieren und egal wie der Welpe und Hund seinen Halter manchmal auch zur Weißglut treiben sollte, es gibt für alles eine vernünftige Lösung und einen hilfreichen und erfolgsversprechenden Ansatz.

Grundsätzlich sind jedoch jegliche körperlichen Repressalien, Schläge und andere tierverachtende Maßnahmen ganz klar und unwiderruflich abzulehnen.

Hat dir der Inhalt gefallen? Dann teile ihn doch auch mit anderen:

VGWort Zählpixel