Kontiguität in der Hunderziehung
Was ist Kontiguität? Wie wirkt sie im Hundetraining und Hundeerziehung?
Von:
Ulf Weber
Zuletzt aktualisiert am: 8.8.2024
- kein Zeitverzug
- ohne Zeitverzug
- Pünktlichkeit
- Zeitnähe
Kontiguität leitet sich vom lat. Begriff „contiguus“ ab und bedeutet berührend, angrenzend. Für das Hundetraining ist damit primär gemeint, dass zeitpunktgenau belohnt werden muss. In der Psychologie und Verhaltensforschung ist damit die räumlich-zeitliche Nähe von zwei Reizen in der klassischen Konditionierung oder die zeitliche Nähe eines Reizes, einer Reaktion und einer Konsequenz in der operanten Konditionierung gemeint.
Der Begriff wurde in den 1930er Jahren von Edwin Guthrie als Teil seiner Kontiguitätstheorie, die den behavioristischen Lerntheorien zuzurechnen ist, eingeführt. Seine und auch alle anderen behavioristischen Theorien beschreiben die Entstehung von Verhalten als Kopplungen von Reizen mit Reizen (klassische Konditionierung) oder Verhalten mit Reizen (instrumentelle oder operante Konditionierung). Die Entstehung einer solchen Kopplung entspricht dem Lernvorgang, für den der Kontiguitätstheorie zufolge einzig die zeitliche Nähe der zu assoziierenden Paare aus Reizen und/oder Reaktionen auschlaggebend sei. Die Bedeutung der Kontiguität ist experimentell gut erforscht. Die Experimenten sind in diesem Abschnitt des ersten Teils unserer dreiteiligen Artikelserie über die wissenschaftlichen Grundlagen und praktischen Anwendungungen der modernen Hundetrainingsmethoden beschrieben.
Die Wichtigkeit der Kontiguität spiegelt sich auch in der Erfindung des Clickers für die Belohnung Hundetraining wieder und wird von uns in diesem Abschnitt des zweiten Teil der o. a. Artikelserie beschrieben. Denn die Konsequenz eines Verhaltens, ob es nun die Belohnung bei der positiven Verstärkung oder eine Strafe ist, soll so schnell wie möglich, spätestens innerhalb einer Sekunde nach dem Verhalten folgen. Um dies auch dann noch zu gewährleisten, wenn der Hund nicht in unmittelbarer Nähe z. B. ein zu belohnendes Verhalten zeigt, kann auf ein Markerwort oder den Klicker zurückgegriffen werden.
Erst in den 1960er Jahren erkannten Rescorla und Garcia, dass neben der Kontiguität auch die Kontingenz eine wesentliche Rolle für das Entstehen der Assoziationen spielt.
- Lerntheorie I: Die wissenschaftlichen Grundlagen modernen Hundetrainings – Pawlow, Skinner & Co
- Lerntheorie II: Clicker- & Targettraining, Shaping & Chaining, Capturing & Co als angewandte Wissenschaft
- Lerntheorie III: Der Kurzüberblick über die Trainingsmethoden der modernen Hundeerziehung
- Wilderei durch den Hund – kein Kavaliersdelikt
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