Shaping im Hundetraining

Was bedeutet (Free)-Shaping oder Klickertraining im Hundetraining?

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Zuletzt aktualisiert am: 3.10.2024

Eurasier Welpe an einer blauen Leine macht Sitz.jpg
Synonyme
  • Clickertraining
  • Free Shaping
  • freies Formen
  • Klickertraining
  • Verhaltensformung

Das Shaping oder Free-Shaping gehört heute zu den bekanntesten modernen Trainingsmethoden für Tiere und Hunde. Es geht auf den Lerntheoretiker und Verhaltensforscher B. F. Skinner zurück. Er entwickelte das Free-Shaping als eine Trainingsmethode, um die von ihm entwickelte operante Konditionierung zu beschleunigen. Shaping bedeutet „formen“ und bezieht sich auf ein Verhalten. Geformt wird es, indem kleinste Teilschritte positiv verstärkt werden. Da hierzu die Verstärkung extrem zeitnah gegeben werden muss, kann sie nicht mit einer Futter-Belohung erfolgen. Vielmehr muss das Verhalten gelobt oder markiert werden, was mit dem Klicker getan werden kann. Deswegen wird das Shaping heute häufig „Klicker-Training“ genannt.

Ursprünge des Klicker-Trainings

Das Klicker-Training oder Shaping basiert auf der positiven Verstärkung, die eine der vier möglichen Konsequenzen des Kontingenzschemas innerhalb der operanten Konditionierung darstellt. Die operante Konditionierung ist vom Begriff der Prägung zu unterscheiden und kann Verhalten und Verhaltensentstehung weitgehend ohne die Beachtung von Instinkten und weiteren inneren Vorgängen erklären. Skinner konnte experimentell belegen, dass durch die positive Verstärkung die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens gesteigert werden kann. Umgangssprachlich kann gesagt werden, dass wiederholt belohntes Verhalten zukünftig häufiger gezeigt wird.

Skinner setzte für seine Versuche vorzugsweise Tauben in eine Skinner-Box, die es erlaubte, ein bestimmtes Verhalten automatisiert mit Futter zu verstärken. Zu Beginn seiner Versuche erfolgte die Belohnung nach dem Prinzip der später Capturing genannten Trainingsmethode für das endgültige Verhalten: Nur, wenn die Tauben auf den Schalter pickten, wurde der Futtermechanismus ausgelöst und so das Verhalten belohnend verstärkt. Da er feststellte, dass die Basisrate für genau dieses Verhalten recht niedrig ist und es daher im Allgemeinen recht lange dauerte, bis eine Taube nicht irgendwohin, sondern genau auf den Schalter pickte, suchte er nach einer Möglichkeit, den Vorgang zu beschleunigen. 

Hierzu veränderte er die Skinner-Box so, dass er die belohnende Verstärkung selbst über eine Fernbedienung auslösen konnte. Er löste sie von nun an immer dann aus, wenn das Tier eine minimal in die richtige Richtung gehende Bewegung machte: Drehte sie auch nur den Kopf ansatzweise in die richtige Richtung, löste er die Belohnung aus, mit dem Ergebnis, dass der Kopf sehr schnell häufiger in die richtige Richtung gedreht wurde. Stellte sie nun einen Fuß näher an den Schalter, löste er die Belohnung aus, weshalb die Taube nun immer häufiger und schneller den Fuß in Richtung des Schalters stellte. War das erreicht, belohnte er die Taube, wenn diese sich dem Schalter weiter näherte, was dem Muster entsprechend dazu führte, dass die Taube sich dem Schalter bei jeder Wiederholung mehr näherte und das Verhalten „zum Schalter laufen“ geformt war. Nun begann er, das Verhalten „Picken auf den Schalter“ zu formen, indem er jede noch so kleine Bewegung des Kopfes in Richtung des Schalters belohnte, bis die Taube fest genug auf den Schalter pickte und somit die Futterautomatik und damit die Belohnung selbst auslöste.

Liest man den letzten Absatz, könnte man auf die Idee kommen, dass der Vorgang viel Zeit in Anspruch nimmt. Da aber die Taube sich aber in der Skinner-Box ständig bewegt, kann bei entsprechender Reaktionsgeschwindigkeit des Trainers sehr schnell und häufig hintereinander belohnt werden, sodass das Verhalten binnen kurzer Zeit geformt werden kann.

Die positive Verstärkung setzt immer voraus, dass die Belohnung dem Verhalten der Kontiguität entsprechend sehr schnell, innerhalb einer Sekunde folgt. Soll ein Verhalten durch die Belohnung geformt werden, muss die Belohnung auf jeden Fall gegeben werden, bevor ein anderes als das zu belohnende Verhalten gezeigt wird, denn diese wirkt immer sich immer auf das zuletzt gezeigte Verhalten aus. Die dazu nötige Reaktionsgeschwindigkeit setzt einerseits voraus, dass der Trainer die zu belohnenden Teilverhalten sofort erkennt und diese Erkenntnis sofort in eine Belohnung umsetzen kann. Im Labor gelang Skinner letzteres mittels der Fernsteuerung für den Futterspender.

In der Praxis außerhalb des Labors stellt aber die prompte Belohnung eine Herausforderung dar, selbst, wenn das gewünschte Verhalten in unmittelbarer Nähe zum Trainer gezeigt wird: Denn der Hund muss das Verhalten unterbrechen, um sich der Belohnung zuzuwenden. Daher wurde die Technik zunächst von professionellen amerikanischen Tiertrainern zur Ausbildung von Meeressäugern verwendet. Diese Trainer lösten das Problem der zeitpunktgenauen Belohnung, indem sie einen sekundären Verstärker in Form eines Pfiffs klassisch konditionierten und nutzten dann diesen Pfiff als lobenden Marker für das gewünschte Teilverhalten.

Die studierte Zoologin und Verhaltensbiologin Karen Pryor war eine dieser Trainerinnen. Sie verwendetet allerdings einen Clicker des Pfiffs um das gewünschte Verhalten lobend zu markieren und machte die Methode in den 1990er Jahren in San Franzisko unter Hundetrainern unter dem Begriff Clicker-Training bekannt. Von hier aus verbreitete sich die Methode rasant unter Hundetrainern auf der gesamten Welt.

Vorteile und Nachteile des Clicker-Trainings

Das Trainingskonzept des Shapings ist verglichen mit anderen Trainingsmethoden für Hund und Trainer zu Beginn recht anspruchsvoll, bringt allerdings nach einiger Zeit immense Vorteile mit, wenn konsequent Klicker-Training verwendet wird.

Die Herausforderungen zu Beginn des Trainingsprogramms liegen darin, dass der Hundetrainer erst lernen muss, schnell und exakt genug das gewünschte Teilverhalten zu erkennen und zu markieren. Der Hund seinerseits muss „begreifen“, dass das Gesamtkonzept des Shapings darauf abzielt, dass er auf Basis des zuletzt verstärkten Verhaltens verschiedene Verhaltensweisen anbieten soll, um herauszufinden, in welche Richtung es nun weitergehen soll. Da dies für Hund und Halter sehr anstrengend ist, sind die Trainingseinheiten sehr kurz zu halten. Wie die ersten Schritte zum Klicker-Training gegangen werden können, beschreibt dieser Abschnitt des zweiten Teils unserer dreiteiligen Artikelserie über die wissenschaftlichen Grundlagen und deren praktische Anwendung in den modernen Trainingsmethoden.

Sind diese grundsätzlichen Fähigkeiten bei Hund und Halter aufgebaut, stellen sich die Vorteile des Klicker-Trainings ein. So steigert es einerseits die Kreativität der Hunde, da sie gewöhnt sind, verschiedene Verhaltensweisen anzubieten, um zu prüfen, welche davon belohnend markiert wird. Damit der Hund in seiner Kreativität nicht eingeschränkt wird, können nicht alle Trainingsmethoden mit dem Clicker-Training kombiniert werden. Welche vereinbar sind, findest Du in diesem Abschnitt des dritten Teils der o. a. Artikelreihe. Neben der Kreatitivität wird die Sensiblität des Hundes geseitgert. Denn die Notwendigkeit, das zuletzt als „korrekt“ markierte Verhalten als Ausgangsbasis für anschließende Verhaltensweisen zu erkennen, fördert eben diese. Insgesamt führen diese beiden Faktoren dazu, dass selbst komplexe Übungen sehr schnell erarbeitet werden können. 

Da beim Shaping ausschließlich über positive Verstärkung und unter Verzicht einschränkender oder unangenehmer Maßnahmen wie Strafen oder negativer Verstärkung trainiert werden soll, trägt die Methode auch massiv zu Aufbau einer hervorragenden Hund-Mensch-Bindung bei.

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