Windhundesport
Windhundesport: zwei Arten von Hunderennen für schnelle Windhunderassen
Von:
Ulf Weber
Zuletzt aktualisiert am: 20.9.2024
Das Wichtigste in Kürze
- Windhundesport umfasst Coursing und Windhunderennen.
- Coursing findet auf „spontan“ abgesteckten Strecken in der Natur statt.
- Windhunderennen auf speziellen Windhunderennstrecken.
- Beide Hundesportarten sprechen den allen Windhunden gemeinsamen Jagdinstinkt an.
- Alle Windhunde sind „Sichtjäger“. Deshalb wird eine Hasenattrappe vor ihnen hergezogen, der sie in Höchstgeschwindigkeit hinterherjagen.
- Beide Arten des Windhundesports sind daher eine sehr artgerechte Auslastung für Windhunde.
- Windhunde sollten vor Ausübung des Hundesports durch einen Tierarzt auf ihre körperliche Gesundheit und Eignung getestet werden.
- Vor jedem Rennen sollte der Windhund gut aufgewärmt werden, um Verletzungen zu vermeiden.
Was ist Windhundesport?
Windhundesport ist ein Oberbegriff und umfasst derzeit zwei Hundesportarten. Das sind die Hunderennen bzw. Windhunderennen und Coursing. In beiden Sportarten jagen die Hunde einer von einer Zugmaschine gezogenen Hasenattrappe hinterher.
Allerdings rennen die Hunde beim Hunderennen über eine dauerhaft angelegte Hunderennbahn, während für Coursing-Rennen Parcours in freier Natur angelegt werden.
Warum ist Windhundesport artgerecht für Windhunde?
Wie der Name schon sagt, ist dieser Hundesport für eine besondere Art von Hunden, nämlich die Windhunde, entwickelt worden. Diese 13 Rassen sind in der FCI Rassengruppe 10 zusammengefasst. Sie teilen sich viele Eigenschaften. Die wichtigste Gemeinsamkeit liegt in der Art, wie sie jagen.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Hunden, die Nasenjäger sind, handelt es sich bei Windhunden um Sichtjäger. Nasenjäger folgen in überschaubarer Geschwindigkeit aber dafür schier unermüdlich und über sehr lange Strecken den Geruchs-Fährten ihrer Beute. der Jagdinstink lässt die Sichtjäger hingegen die in Sichtweite vor ihnen flüchtende Beute in Höchstgeschwindigkeit hetzen.
Die Eigenschaft der Sichtjagd war über Jahrhunderte vom Menschen gewollt. Ihre Ausprägung war Auswahlkriterium für die Zucht. So wurden Windhunde besondere Jagdpartner für die Hatz. So haben die Tiere einen starken Trieb, dieses Jagdverhalten auszuleben. Die Hatz lebender Tiere ist aber heute aus tierschutzrechtlichen Gründen nicht nur in Deutschland und anderen europäischen Staaten verboten. Sie darf auf keinen Fall aus sportlichen und nur aus besonderen jagdlichen Gründen, nämlich wegen einer Lebendsuche, ausgeführt werden.
Die beiden Windhundesportarten stellen also eine spezielle Jagdersatzbeschäftigung für Windhunde und andere Sichtjäger dar. Aus diesem Grund ist Windhundesport für Hunde dieser Hunderassen eine artgerechte Auslastung.
Welche Hunde können Windhundesport betreiben?
Windhundesport kann im Grunde von allen Hunden betrieben werden. Denn die beiden Hundesportarten rufen eine bestimmte Sequenz des aus vielen Einzelverhalten bestehenden Jagdverhaltens ab. Die Sequenz der Hatz kommt auch im Jagdverhalten der Nasenjäger vor. Denn irgendwann haben diese sich der Beute so angenähert, dass sie sie sehen. Dann kann es zu der im Windhundesport nachgestellten Hatz kommen. Aus diesem Grund öffnen viele Windhundsport-Vereine hin und wieder für Hunde aller Art ihre Rennanlagen.
Spezialisten des Windhundesports sind und bleiben allerdings folgende große und kleine Windhundrassen:
- und das
Hinzu kommen noch folgende vier Rassen aus der Gruppe 5 „Spitze und Hunde vom Urtyp“:
Innerhalb des Windhundesports kommt noch eine Besonderheit des Coursings zum Tragen. Denn offenbar existieren Absprachen vom Vorstand zu einem besonderen Hundeverband, der mit „seiner“ Rasse ebenfalls Coursing betreibt. Denn er greift auf die Einrichtungen der angeschlossenen und weiter unten aufgeführten Coursing-Vereine zu. Es handelt sich um den Club E.L.S.A. (Club zum Erhalt der Laufhunde des Südlichen Afrika e. V.). Dieser relativ kleine Zuchtverein für Rhodesian Ridgebacks hat Termine sowohl für das Training als auch für offizielle Rennen für Vertreter ihrer Rasse und ist ebenfalls dem VDH angeschlossen.
Die hier genannten Hunderassen sind auch die einzigen, die an offiziellen Wettbewerben im Windhundesport teilnehmen und bewertet werden können und dürfen. Dazu müssen sie aber die im Coursing und Windhundrennen benannten Teilnahmebedingungen erfüllen.
Wo kann Windhundesport betrieben werden?
Windhundsport ist nicht so verbreitet wie die meisten anderen Hundesportarten. Außerdem ist er kaum für eine einzelne Privatperson zu betreiben. Denn der aufwändige Beitrieb einer Rennbahn oder das ständige Auf- und Abbauen des Coursing-Parcours übersteigen die Möglichkeiten.
In Deutschland wird der Windhundesport von den Vereinen des „dwzrv – Deutscher Windhundzucht- und Rennverband e. V.“, einem Tochterverband des VDH nach den Regeln der FCI angeboten. Dieser Verband organisiert auch die Zucht und veranstaltet Ausstellungen als Teil der Zuchtauswahl.
Die folgende Aufzählung soll Dir einen Überblick über diese Vereine, die jeweils angebotene Variante des Windhundesport und das Bundesland geben.
- BaWü: Windhundrennclub Bodenseekreis e. V. mit Coursing & Rennbahn
- BaWü: Windhundrennverein Breisgau-Schwarzwald e. V. mit Coursing & Rennbahn
- BaWü: Windhund-Rennsportverein Solitude e. V. nur mit Coursing
- BaWü: Windhundrennverein Kurpfalz e. V. nur mit Rennbahn
- BaWü: Windhund-Rennverein Staufen e. V. nur mit Rennbahn
- Bayern: Windhund-Rennverein Ingolstadt 1975 e. V. nur mit Coursing
- Bayern: Windhund-Rennverein Nürnberg 1973 e. V. nur mit Coursing
- Bayern: Windhund-Rennverein Bayern e. V. nur mit Rennbahn
- Bayern: Verein der Windhundfreunde Mertingen e. V. nur mit Rennbahn
- Berlin: Windhundsportverein Berlin-Brandenburg e. V. mit Coursing & Rennbahn
- Berlin: Windhundrennclub Phoenix Berlin e. V. nur mit Coursing
- Brandenburg: Potsdamer Windhundclub Sanssouci e. V. nur mit Coursing
- Bremen: Windhund-Club Weser von 1996 e. V. nur mit Coursing
- Hamburg: Norddeutscher Windhund-Rennverein e. V. mit Coursing & Rennbahn
- Hessen: Windhund-Rennverein Untertaunus-Hünstetten e. V. mit Coursing & Rennbahn
- Hessen: Club für Windhundrennen Frankfurt am Main e. V. mit Coursing & Rennbahn
- Hessen: Hassia Club für Windhundrennen e. V. nur mit Coursing
- Hessen: Darmstädter Club der Windhundfreunde e. V. nur mit Coursing
- Meck-Pom: Verein der Windhundfreunde Mecklenburg/Vorp. e. V. nur mit Coursing
- Niedersachsen: Windhund-Renn + Sport Club Niedersachsen e. V. mit Coursing & Rennbahn
- Niedersachsen: Osnabrücker Windhundrennverein e. V. mit Coursing & Rennbahn
- Niedersachsen: Windhundrennverein Hannover e . V. nur mit Rennbahn
- NRW: Windhund-Rennverein Münster e. V. mit Coursing & Rennbahn
- NRW: Windhund-Rennverein Erkrath/ Hochdahl e. V. nur mit Coursing
- NRW: Düsseldorfer Windhund-Rennverein 1921 e. V. nur mit Coursing
- NRW: Windhundrennverein Westfalen-Ruhr e. V. nur mit Coursing
- RLP: Windhund-Renn- u Coursing-Verein Saar-Pfalz e. V. mit Coursing & Rennbahn
- Sachsen: Windhund-Club Eilenburg e. V. nur mit Rennbahn
- Sachsen: Dresdner Windhund-Rennverein 1928 e. V. nur mit Coursing
- Sachsen-Anhalt: Windhund-Rennverein Greppin e. V. mit Coursing & Rennbahn
- Schleswig-Holstein: Hoisdorfer Windhundrennclub e. V. mit Coursing & Rennbahn
- Schleswig-Holstein: Coursing-Club Schleswig-Holstein e. V. nur mit Coursing
- Thüringen: Thüringer Windhundclub e. V. mit Coursing & Rennbahn
Wie sieht das Training im Windhundesport aus?
Zur Ausübung des Windhundesport muss der Hund mehr können, als schnell rennen. Das Training für den Windhundesport sollte
- guten Grundgehorsam
- ein verträgliches Sozialverhalten gegenüber anderen Hunden
- Spaß am Jagen
- eine gute Gesundheit sowie körperlicher Fitness
- die Gewöhnung an einen Maulkorb und die Renndecke
beinhalten.
Um den Spaß am Training zu erhalten, sollten die Trainingseinheiten zeitlich kurzgehalten werden. Auch sollten die Trainingsziele klein sein und unter Verwendung moderner Methoden erreicht werden. Hier sollte stark auf positive Verstärkung zurückgegriffen werden.
Informationen zum genauen Aufbau des spezifischen Trainings kannst Du in den einzelnen Texten über Coursing und Windhunderennen finden.
Die Kondition Deines Hundes kannst Du gut im Alltag steigern. Lass ihn viel im Freilauf mit seinen Artgenossen spielen und rennen. Außerdem kannst Du ihn als Fahrradbegleithund ausbilden und dann am Fahrrad Kondition aufbauen lassen. Joggst Du gerne, kannst Du Deinen Hund hier nach Art des Canicross oder des Geländelaufs mitnehmen.
Welche gesundheitlichen Risiken bestehen im Windhundesport?
Durch den Windhundesport können bei Windhunden aus unterschiedlichen Gründen Verletzungen und Herz-Kreislauf-Probleme auftreten. Verringert werden können Schnitt- und Hautverletzungen sowie Knochenbrüche oder Muskel- und Sehnenverletzungen durch einen sorgfältig angelegten Coursing-Parcours und ebenso gepflegte Rennbahn. Um Schnittverletzungen an den Pfotenballen zu vermeiden, können diese mit Sprühpflaster versehen werden.
Das Risiko von Sportverletzungen kann auch durch Aufwärmübungen verringert werden, die wir in den jeweiligen Abschnitten von Coursing und Windhunderennen beschreiben. Dort sind auch Übungen für den Cool-Down nach dem Rennen beschrieben.
Der oben beschriebene Aufbau einer belastbaren Kondition ein guter Schutz vor Herz-Kreislauf-Problemen. Darüber hinaus ist auf die Körpertemperatur der Windhunde zu achten. Ist das Wetter zu warm, sollten keine Rennen oder Renntrainings erfolgen, um Überhitzungen zu vermeiden. Hiergegen sollte auch immer genug Trinkwasser für den Hund zur Verfügung stehen.
Ist das Wetter kühl, solltest Du eine Windhundemantel dabeihaben. Diese schützt Deinen Hund vor Auskühlung und verringert so das Risiko von Erkältungen und Muskelverhärtungen.
Welche Ausrüstung wird für den Windhundesport benötigt?
Hier listen wir Dir einige Produkte und Artikel auf, die Du im Windhundesport für Training und zur Verringerung der Gesundheitsrisiken brauchen kannst.
Fazit
Der Windhundesport als Ersatz für die Hatz auf Beutetiere hat für schnelle Sichtjäger volle Berechtigung. Sie stellt eine artgerechte Jagdersatzbeschäftigung für eine sehr spezielle Art von Hunden dar.
Natürlich sind diverse Punkte zu beachten, damit der Hund an dieser Beschäftigung Spaß hat und die im Training gemeinsam verbrachte Zeit die Hund-Mensch-Bindung stärkt. Auch bei der Ausrüstung sollte nicht gespart werden.
Sicherlich sind das aber alles leicht zu erfüllende Aspekte. Denn für die meisten Menschen wird das Problem in der Entfernung zum nächsten Windhundesportverein liegen.
Geeignete Rassen für Windhundesport
Wichtige Gesundheitstipps für Windhundesport
- Der Hund sollte vom Tierarzt gesundheitlich auf "Herz und Nieren" geprüft sein, bevor es mit dem Hundesport losgehen kann!
- Achtsam auf kommunikative Signale des Hundes während der Sportübungen achten, um das situative Befinden und Wohlergehen im Auge zu haben.
- Vorsicht vor physischer und mentaler Überlastung & Übertreibung beim Hundesport!
- Kranke und verletzte Hunde sollten keinen Hundesport ausüben!
- Pausen einplanen (auf angemessene Erholungsphasen und Entschleunigung achten)
- Zwang hat im Hundesport nichts verloren!
- Vorsicht bei hohen Temperaturen (Hitzegefahr)
- Intensität und Schwierigkeitsgrad langsam steigern
- Aufwärmprogramm (dynamische Übungen zur Vorbereitung auf die Belastungen) mit dem Hund beim Hundesport absolvieren
- Auf ausreichende Wasserversorgung und etwaige Energiezufuhr während des Hundesports achten!
- Der Hund muss körperlich voll entwickelt sein
- Kein Hundesport mit trächtigen und säugenden Hündinnen!
- Hat der Hund Übergewicht, ist die Belastung für den Bewegungsapparat und gesamten Organismus höher!
- Gesundheit, Fitness und Vitalität beim Hund müssen für den Hundesport stimmen
- Erhöhtes Risiko für Kreuzbandriss bei kastrierten Hunden, jüngeren Hunden und Hunden mit Übergewicht!
- Regelmäßiger Check-up bei einem Physiotherapeuten
- Cool Down nach dem Hundesport
- Bei eingeschränkten (Behinderungen, Arthrose, HD, ED etc.) und älteren Hunden (Seniorhunden) auf angemessene Hundesportarten ausweichen (z.B. Crossdogging, Degility, ZOS)
- Stets auf adäquates Equipment beim Hundesport achten, um die Verletzungsgefahr und physische Belastung auf den Hund zu minimieren
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