Jagdersatzbeschäftigung für Hunde

Was ist eine Jagdersatzbeschäftigung für Hunde?

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Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2023

Ein Jagdhund apportiert den Dummy.jpg
Synonyme
  • Jagdersatzaktivität
  • Jagdersatzspiele
  • Jagdersatztraining

Eine Jagdersatzbeschäftigung trägt dazu bei, das Risiko, dass ein Hund unerlaubt und unkontrollierbar jagt und wildert, zu senken. Denn als artgerechte Ersatzbeschäftigung sprechen Jagdersatzspiele die Jagdinstinkte an und lösen als eine besondere Art des Triebverhaltens das Jagdverhalten in geregeltem und kontrolliertem Rahmen aus. Hierbei kann sich die Fellnase voll einbringen, entfalten und ausleben, sodass die Jagdersatzaktivitäten den Hund derart auspowern und auslasten, dass er nicht mehr auf die Idee kommt, zu jagen und zu wildern.

Der Begriff Jagdersatzbeschäftigung ist im Grunde selbsterklärend: Sie soll dem Hund eine adäquate, weil artgerechte Ersatzbeschäftigung für die Jagd sein. Eine solche Auslastung stellen die Jagdersatzaktivitäten dar, weil sie Teilsequenzen der Jagd imitieren, sodass der Hund sein Jagdverhalten zeigen und darüber das Bedürfnis abbauen kann, tatsächlich zu jagen und zu wildern. 

Werden Hunde hingegen nicht artgerecht ausgelastet, sind sie unterfordert, gelangweilt, können ihre Energie nicht abbauen und strotzen daher vor Kraft. In dem Fall kann es passieren, dass sich selbst eine spannende Beschäftigung suchen. Besonders bei Vertretern und Mischlingen der Jagdhunderassen liegt es nah, dass sie ihrer „inneren Stimme“ folgend, Jagdverhalten zeigen. Aber auch Vertreter von Rassen, die nicht für die Jagd gezüchtete wurden, zeigen Teilsequenzen des Beutefangverhaltens. So wird das Reh von einem Schäferhund mindestens „zu Tode“ erschreckt und muss energieverschwendend vor einem hetzenden Raubtier flüchten, obwohl dieser Vertreter der Hüte- oder Treibhunderassen ihm doch nur nachläuft, um es zu „hüten“ oder zu „treiben“ und nicht, um es zu töten.

Wildtiere erleben einen Hund also schon als jagende Gefahr, wenn wir Menschen noch davon ausgehen, dass er gar nicht jagt. Sollte das als Grund nicht schon ausreichen, um die Jage- und Wilderei des eigenen Hundes mittels Jagdersatzbeschäftigungen zu minimieren, überzeugen vielleicht die unangenehmen Folgen für Hund und Halter, die die Landesjagdgesetze der 16 deutschen Bundesländer vorsehen. Denn jagt ein Hund unerlaubt, stellt das rechtlich gesehen tatsächlich einen Fall von Wilderei und damit eine Straftat dar.

Die Auswahl an Jagdersatzaktivitäten und -spielen, ja sogar offiziellen Hundesportarten, ist riesig. Daher sollte für jeden Hund die passende Ersatzbeschäftigung dabei sein. Diese spricht den speziellen Jagdinstinkt des Individuums an, macht ihm deswegen sehr viel Spaß und verhindert daher besonders effektiv, dass er jagt. Da solche spannenden Jagdersatzbeschäftigungen vom Halter ausgehen, stärken sie zusätzlich die Bindung des Hundes zum Menschen. Werden die Ersatzbeschäftigungen konsequent nach Regeln betrieben, zahlt das auf den Gehorsam des Hundes ein. Bindung und Gehorsam wiederum sind wesentliche Voraussetzungen für den sicheren Rückruf, der nötig wird, falls auf einer Hunderunde doch mal ein sehr intensiver „natürlicher“ Reiz das Jagdverhalten auslösen sollte.

Um zu entscheiden, welche Ersatzbeschäftigungen für einen Hund die passenden sind, muss man sich klarmachen, dass alle unsere Haushunde, egal, ob reinrassige, hybride oder Mischlinge, vom Wolf abstammen, für den das Jagdverhalten überlebenswichtig war. Dieses Jagdverhalten lässt sich in Sequenzen einteilen, die im Laufe der Domestikation genannten Entwicklung vom Wolf zu unseren heutigen Haushunderassen einzelne als Zuchtauswahl- oder -ausschlusskriterium dienten und in den einzelnen Zuchtlinien entweder gefördert oder unterdrückt wurden.

Aus diesem Grund zeigen die Vertreter der verschiedenen Rassen selten das gesamte Beutefangverhalten, sondern lediglich Teilsequenzen. Beispielsweise neigen Hütehunde unter anderem zum „Fixieren und Beobachten“ und „Beute-Sicherungsverhalten“, während „Finden“, „Hetzen“, „Beute greifen“ oder „Töten“ bei ihnen aber weniger ausgeprägt sind als bei Jagdhunden, denen auch Wildschärfe vererbt werden kann.

Jagersatzbeschäftigungen sollen vor allem verhindern, dass Hunde die letztgenannten Sequenzen in „echt“ ausführen. Welche Ersatzbeschäftigung für Deinen Hund die richtige sein könnte, hängt also davon ab, welche Teilsequenz des Beutefangverhaltens er gerne ausführt.

Um das „Finde-Verhalten“ des Hundes auszulasten, bieten sich alle Jagdersatzaktivitäten an, die mit der Hundenase zusammenhängen. Diese reichen umfassen alle Hundesportarten, die unter Nasenarbeit firmieren:

Aber auch die „privaten“ Varianten dieser Sportarten können als Jagdersatzspiel herhalten. So kann man den Hund im Garten oder auf einer Wiese nach Spielzeug oder Leckerchen stöbern lassen. Oder es versteckt sich ein Begleiter während des Spaziergangs, sodass der Hund ihn anhand seiner Fährte finden kann. Die Arbeit mit der Nase lastet den Hund nicht nur körperlich, sondern auch geistig stark aus.

Sollte der Hund nicht nur stöbern, sondern auch hetzen wollen, kann die Hatz mit einer Reizangel gut imitiert werden. Denkbar wäre, dass der Mensch, der sich auf dem Spaziergang vor dem Hund versteckt, das an der langen Angelschnur befindliche Spielzeug schnell und fluchtartig mit häufigen Richtungswechseln vom Hund wegbewegt, damit dieser den von ihm aufgestöberten Beuteersatz „jagen“ kann. Auch man selbst kann sich von seinem Hund „verfolgen“ lassen und ein wenig hin- und herspringen. Ich habe auf diese Weise schon früh den Sichtlaut meiner beiden Beagles kennenlernen dürfen.

Auch alle Formen des Apportierens dienen als Jagdersatz. In der spielerischen Variante muss der der Hund nicht sitzend abwarten, bis er zum Apport geschickt wird. Vielmehr darf er dem tieffliegenden Apportel oder dem über den Boden rollenden Ball hinterherjagen. In dem Fall ersetzt der Apport die Jagdsequenzen der Hatz und des Fangens. Hier darf der Hund durch Schütteln und Knautschen der Beute auch das Töten imitieren. Wichtig ist aber, dass er am Ende auch den Abtransport der Beute an einen sicheren Ort durchführt: Nur, wenn er den Beuteersatz zum Menschen bringt, erinnert dieses Spiel noch an den eigentlichen Apport. Gerne kann er dafür dann die Ersatzbeute gegen etwas Fressbares tauschen und dann das „Fressen“ als abschließende Sequenz des Jagdverhaltens ebenfalls durchführen.

Dem gegenüber stellen die Hundesportarten, in denen der Apport eine Rolle spielt, mit ihren Regeln eine höhere Anforderung an den Hund: Denn hier muss der Hund sich auch führen lassen und darf beispielsweise erst zum Apportel laufen, wenn er losgeschickt wird. Dennoch bietet beispielsweise die Dummyarbeit mehr als nur eine Jagdersatzbeschäftigung für den Transport der Beute: In manchen Disziplinen muss der Hund nach dem Dummy genannten Apportgegenstand auf einer bestimmten Fläche „stöbern“. Um diese Fläche zu finden, muss er sich von seinem Menschen einweisen lassen. Das hierzu erforderliche Training ist reinstes Jagdersatztraining und steigert daher nicht nur die Bindung des Hundes an seinen Menschen, sondern auch den Gehorsam.

Allerdings helfen all diese Jagersatzaktivitäten nur noch sehr eingeschränkt, wenn ein „passionierter“ Jagdhund bereits echte Jagderlebnisse hatte: Das Original wird ihn dann immer besonders verführerisch erscheinen und eine Verhaltensänderung wird schwerer umsetzbar. Insofern sollte beispielsweise der junge, noch nicht sicher abrufbare Hund konsequent an einer Schleppleine geführt werden.

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