Wenn der Hund Rehe & Wild jagt

Was kann ich gegen den Jagdtrieb meines Hundes tun?

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Zuletzt aktualisiert am: 27.3.2023

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Wittert oder sieht der Hund ein Reh, dann wird sein Jagdinstinkt durch diesen Außenreiz angesprochen und aktiviert. Bei vielen Hunden gibt es dann kein Halten mehr und die Verfolgung beginnt.

Dieses unverwünschte Jagdverhalten muss unbedingt vermieden werden, denn das Jagen und Hetzen von Wild wird als Wilderei eingestuft, ist verboten und wird rigoros gesetzlich verfolgt.

Schafft man sich einen Hund an, so gibt es Hunderassen, die bereits von Haus aus einen sehr stark ausgeprägten Jagdinstinkt und Jagdtrieb mitbringen.

Rassehunde, die den Gruppen der Jagdhunde angehören, bringen für ihren Einsatz als Jagdgebrauchshund, von Haus aus einen ausgeprägten Jagdinstinkt mit, was deren Haltung als normaler Familienhund für dessen Besitzer nicht einfacher macht. Andere Hunderassen sind in ihren Wesensanlagen hinsichtlich des Jagddrangs etwas ruhiger und zurückhaltender. Dennoch gibt es auch hier Hunde, die sich von dem Wild angezogen und animiert fühlen, dem Stimulus erliegen und ihnen ebenfalls hinterjagen. 

Was ihr nun gegen das unerwünschte Jagdverhalten, das auch als Beutefangverhalten bezeichnet wird, alles tun könnt, werden wir in den weiteren Ausführungen besprechen.

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Der Jagdinstinkt ist ein Urinstinkt des Hundes

Wir Hundeführer sind für unsere Hunde verantwortlich. Auch für die Eindämmung des Jagdtriebs.

Der Jagdinstinkt ist ein natürliches Bedürfnis des Hundes

Einer der Urinstinkte, den Hunde mitbringen, ist der Jagdinstinkt. 

Der Jagddrang sicherte den Hunden vor Urzeiten ihr Überleben, denn in frühen Epochen lebten die Hunde wild in freier Natur und waren Selbstversorger. Ihr Jagdverhalten sicherte ihr Dasein, denn es diente der Nahrungsbeschaffung und damit einer existentiellen Befriedigung eines Grundbedürfnis.

Durch die einzelnen Sequenzen des Beutefangverhaltens sind Hunde jeher in der Lage gewesen, sich ihre Ressourcen zu sichern, sprich Beute zu machen, um sich und ihr Rudel satt zu bekommen.

Dieser Jagdinstinkt ist auch bei den domestizierten Hunden, also Haushunden, je nach Hunderassen und Hund, nach wie vor präsent und unterschiedlich stark ausgeprägt. Denn je nach Verwendungszweck ist in der jeweiligen Zuchtgeschichte der einzelnen Rassen mehr oder weniger Wert auf die Ausprägung des Jagdinstinkts Wert gelegt worden.

Daher ist es ganz natürlich, dass bei manchen Hunden der Jagdinstinkt auf der täglichen Hunderunde durch eine etwaige Fährte des Wildes gereizt und angesprochen wird, diese folglich durch den starken Impuls etwas beim Hund auslöst und er getrieben von seinem Instinktverhalten mit reaktiven Verhalten darauf anspringt. Sprich, er wird die Fährte aufnehmen und dieser nachstellen bis das Wildtier aufgestöbert ist.

Dabei unterstützt die Hunde ihr hervorragender Geruchsinn und ihre perfekt ausgeprägte sowie sensible Spürnase, die ein Vielfaches zu der menschlichen Nase leistet. Dieses Sinnesorgan ist bei vielen Hunderassen so gut ausgebildet, dass sie auf weite Entfernungen, die kleinsten Duftreize und Wildgerüche aufspüren.

Das einzige Mittel, was gegen das unerwünschte Ausleben des Jagdtriebs an dieser Stelle hilft, sind die richtigen Erziehungsmaßnahmen und Hundetrainings, damit ihr für derartige Situationen Werkzeuge habt, mit denen ihr die Aufmerksamkeit eures Vierbeiners zurückgewinnt und gewünschtes Verhalten abrufen könnt. Zudem gibt es Trainingsmethoden, durch die der Hund trotz etwaiger Ablenkungen und Reize ins sich gefestigt ist und kontrolliert bleibt. Näheres hierzu werden wir im weiteren Verlauf beschreiben.

Der Hundehalter & Hundeführer ist gefragt

Ein aktuelles Ereignis schreckt erneut örtliche Jäger und Tierärzte auf, die auf grausame Funde stoßen, bei denen Hunde regelrecht gewütet haben. Zerfetzte Rehe liegen am Waldesrand oder gar mitten auf dem weitläufigen Feld. Diese Rehe werden von Hunden aufgespürt, gehetzt, gejagt und dann auf fürchterliche Weise gerissen.

Der Jäger oder Tierarzt, die zur Fundstelle gerufen werden, können dann nur noch die verunstalteten Wildtiere begutachten und deren Tod feststellen oder das leidende Tier mit dem gezielten Schuss oder der Spritze erlösen.

Diese Zeilen sollten alle Hundebesitzer aufwecken, denn sorglos ihren Hund von der Leine und umherstreunen zu lassen, kann schnell zu unerwünschten Jagdszenen führen, die durchaus böse Folgen für Hund und Hundebesitzer mitbringen.

Denn laut den Landesjagdgesetzen, die ihr je nach Bundesland in unserem erwähnten Leitartikel nachlesen könnt, dürfen Jagdausübungsberechtige wildernde Hunde in letzter Konsequenz zum Schutz der Wildtiere gezielt töten.

Daher gehört es zu den Aufgaben des Hundehalters sich bereits im Vorfeld des Welpen- bzw. Hundekaufs über den eigentlichen Verwendungszweck, die etwaigen körperlichen Anlagen und Wesenseigenschaften der angedachten Hunderasse und des daraus resultierenden Beschäftigungsaufwands für die physische und psychische Auslastung Gedanken zu machen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt einzig in der richtigen Erziehung und der artgerechten Haltung, die ausreichend rassespezifische körperliche und geistig/mentale Aufgaben und Beanspruchung einschließt.

Zudem ist es unerlässlich, bereits ab dem Welpenalter in den frühen Welpenphasen für die notwendige Prägung, Habituation und Sozialisierung zu sorgen, damit der Hund perspektivisch nicht direkt beim Anblick einer Katze, Ente oder sonstigen Tieren ausflippt und durchdreht.

Weiterhin steht von Anfang an im Fokus, durch das tägliche Miteinander alles für eine feste und enge Bindung zu unternehmen, die Grundlage für ein funktionierendes Hund-Mensch-Team ist.

Dies schließt auch ausreichendes Hundewissen in Sachen Ausdrucksverhalten und Hundesprache ein, damit ihr jederzeit euren Hund und dessen Verhalten situativ richtig bewerten und deuten könnt, um das Handeln des Hundes zu antizipieren und mit den entsprechenden Maßnahmen auf ihn einzuwirken.

Zu guter Letzt sei an dieser Stelle noch die Kommunikation zwischen Hund und Halter zu nennen, da Hunde ihre Bedürfnisse stets offen durch den Einsatz verschiedenster Kommunikationsmittel ihrem Gegenüber mitteilen und sein Halter mit entsprechender Kenntnis jederzeit in der Lage ist, darauf einzugehen und zu reagieren. Dies ist im Hinblick auf das Beutefangverhalten getrieben durch den Jagdinstinkt nicht anders.

Wilderei ist kein Kavaliersdelikt

Sorgloses Halten des Hundes ist für den Hundebesitzer unter Umständen eine teure Angelegenheit und mit rechtlichen Problemen verbunden.

Wenn der Hundeführer seinen Hund in freier Natur laufen lässt und ihm einen Freifahrtschein beim Jagen von Wildtieren gibt, kann dies sehr unangenehme Folgen haben. Für Hund und Halter, denn dieser ist letztlich für das Verhalten seines Hundes verantwortlich.

Das Jagen von Wild ist von Rechtswegen Wilderei, außer es erfolgt innerhalb der erlaubten Jagdtätigkeiten im Revier als ausgebildeter und geprüfter Jagdgebrauchshund mit dem zugehörigen Jäger und Inhaber eine Jagdscheins. Und Wilderei ist kein Jungenstreich, sondern eine Straftat. Und wenn der Hund eine Straftat begeht, dann ist der Hundehalter der Verantwortliche.

Sollte der Hund auf frischer Tat entdeckt und erwischt werden, droht eine Anzeige gegen den verantwortlichen Halter wegen Wilderei. Das Jagen von Wild durch den Hund ist strengstens verboten.

Leider ist in den allermeisten Fällen die Sachlage so, dass die schwer verletzen oder toten Tiere aufgefunden werden und weit und breit weder Hund noch Hundebesitzer zu finden sind. Und diese im Nachgang zu ermitteln und festzustellen, ist nahezu unmöglich.

Dennoch droht Ungemach, sollte ein Hund aktiv beim Ausüben des Jagdverhaltens entdeckt werden, denn bereits das Abarbeiten einer Wildspur, sprich dem Stöbern, kann u.U. als "Jagen" bewertet werden.

Hierfür berechtigt der Gesetzgeber in seinen Landesjagdgesetzen, jagdausübungsberechtigten Personen umherstreunende Hunde, die herrenlos im Revier unterwegs sind, wenn nötig zum Schutz der Wildtiere töten dürfen.

Die Gesetzeslage der einzelnen Bundesländer ist hier allerdings sehr unterschiedlich, daher raten wir euch unbedingt unseren Artikel "Die private Hundehaltung in Deutschland" zu lesen, um die jeweiligen Vorschriften je nach Aufenthaltsort präsent zu haben.

Zudem haben wir weitere Benimm- und Verhaltensregeln in unserer Hunde-Etikette zusammengefasst, die für ein angenehmes Miteinander unter allen Hundehalter, Menschen und Tieren sorgen soll, damit durch das Verhalten von Hund und Halter nichts und niemand belästigt, bedroht oder gar verletzt wird.

Solltet ihr also einen Hund halten und führen, der einen ausgeprägten Jagdtrieb hat und trotz aller Erziehungsmaßnahmen bereits auffällig wurde, liegt vermutlich der einzig gangbare Weg darin, den Hund beim Spazieren konsequent an der Leine zu halten, zumindest dort wo er mit Wild Sichtkontakt haben könnte, auf Wildfährten stoßen kann oder sich andere Tiere bewegen, die seinen Jagdinstinkt ansprechen. Hier bietet sich u.U. eine Schleppleine an, damit ihr einerseits die Kontrolle über euren Hund stets behaltet, andererseits durch die Länge der Leine, eurer Hund einen gewissen Freiheitsgrad hat.

Des Weiteren ist es zudem ratsam, wildreiche Gegenden zukünftig zu meiden und die Hunderunde nicht mitten im Wald zu absolvieren.

Gegenmaßnahmen & Prävention sind von Seiten der Hundebesitzer gefragt

Wie bereits in den bisherigen Ausführungen aufgezeigt, muss sich jeder Hundehalter bestenfalls vor Anschaffung über die Anlagen der einzelnen Hunderassen bewusst sein, folglich den entsprechenden Aufwand im Hinblick auf die art- und rassengerechte Auslastung je nach Rasse und angedachter Verwendung einschätzen, der den zukünftigen Alltag mit einem Hund an der Seite zum Teil bestimmen wird. 

Denn ohne dass das Beschäftigungsprogramm sich an des Bedürfnissen, Instinkten, Trieben und Rasseeigenschaften orrientiert, sich der jeweilige Hund an den richtigen Aufgaben und Aktivitäten körperlich und geistig/mental einbringen, abarbeiten, entfalten und damit auspowern und auslasten kann, wird es früher oder später zu Situationen kommen, in denen er sich anders benimmt wie erhofft und die selbst gewählte Ersatzbeschäftigung als vermeintliches Verhaltensproblem angesehen wird. Dem ist aber mit Nichten so, denn fühlt sich der Vierbeiner permanent unterfordert, unausgelastet und gelangweilt, werden seine Triebe und sein Verlangen ihn auf die Suche nach alternativen Aufgaben animieren. Sprich die Probleme auf Grund mangelnder art- und rassekonformer Arbeiten und Tätigkeiten sind dann hausgemacht.

Sollte also der Wunsch nach einem Hund mit geringem Bewegungsbedürfnis und -drang, mangelnder Spielfreude und Unternehmenslust sein, da der Hundehalter eher der Fraktion der Antisportler und Couchpotatos angehört, so wird die potentielle Rasseauswahl und Suche nach einem Hund, von der möglichen Auswahl schon deutlich kleiner.

Legt sich dieser Personenkreis nun eine Jagdhunderasse wie Deutsch Drahthaar, Großer Münsterländer, Beagle oder Labrador Retriever bzw. eine sonstige Rasse mit ausgeprägtem Bedürfnis nach körperlicher und geistiger Herausforderung zu, sind Probleme durch Unterforderung zwangsläufig. Denn diese Hunde wollen schnüffeln, Fährten aufnehmen und diese verfolgen, sich bewegen, laufen und aktiv sein.

Dieser Umstand gilt natürlich auf für deren Jagdinstinkt und damit verbundenen Beutetrieb.

Der Hund und dessen Bedürfnisse müssen also regelmäßig gemäß den physischen und psychischen Eigenschaften gefördert und herausgefordert werden, damit die Hunde voll auf ihre Kosten kommen und in allen Belangen hinsichtlich ihrer Anlagen befriedigt werden.

Hinzu bedarf es natürlich der richtigen Erziehung mit Grundgehorsam, Freifolge, Leinenführigkeit, sicherer Rückruf, Impulskontrolle, Frustrationtoleranz und Antijagdtraining, um für den Auslauf im öffentlichen Raum gut gerüstet zu sein und einen gehorsamen und Hund mit bester Führigkeit an seiner Seite zu wissen.

Es gibt Hunde, die einer Rasse mit ausgeprägtem Jagdinstinkt zugehörig sind oder wie im Falle von Mischlingen auf Grund irgendwelcher unklarer Vorfahren mit einem starken Jagddrang ausgestattet und dennoch so erzogen und konditioniert sind, dass sie im Falle eines externen Impuls, wie in unserem Fall ein Stück Wild, unter Kontrolle bleiben und sich im Griff haben. Sprich sie springen nicht sofort auf den Reiz an, sondern widerstehen ihm.

Sollte dennoch der Hund von dem Impuls geleitet kurzzeitig abschalten und dem unwiderstehlichen Reiz folgen, hilft ein Abbruchsignal, um den Hund von seinem Jagdvorhaben zu stoppen und zu sich zurückzurufen.

Eine weitere hilfreiche Trainingsmethode, ist in diesem konkreten Fall die konditionierte Entspannung mittels dem Einsatz eines Entspannungssignals. Wird der Hund durch einen externen Reiz wie das Wild angesprochen, erzeugt dies Stress und sein Erregungslevel schlägt aus. Hierdurch wird das Hirn des Hundes nicht mehr im denkenden Bereich beansprucht, sondern rein im emotionalen, wodurch er sich in einer eigenen und abgeschotteten Welt befindet und agiert. Um die Aufmerksamkeit für eine Moment zurückzugewinnen, wird ein Entspannungssignal eingesetzt. Kurzweilig wird damit der Hund wieder ansprechbar und für einen Folgebefehl/abgerufenes Anschlussverhalten empfänglich. Diese Trainingswerkzeuge werden auch sehr erfolgreich in Sachen Beutefangverhalten und Jagdtrieb eingesetzt. Mehr dazu findet ihr hier.

Abschließend wollen wir euch noch zur Lektüre unseres ergänzenden Magazinartikel "Führung - Freifolge - Hund-Mensch-Bindung, der sichere Rückruf und die Konditionierung – wie hängt das alles zusammen?" einladen, der viele wissenswerte Informationen und Praxistipps bereithält und den Zusammenhang der beschriebenen Trainingsinhalte weiter erläutert.

Da viele Hundehalter selbst nicht in der Lage sind, mit dem unerwünschten Jagdverhalten des Hundes eigenständig klarzukommen, ist es sehr ratsam einen erfahrenen Hundetrainern oder Verhaltenstherapeuten frühzeitig mit einzubinden.

Denn es muss unbedingt vermieden werden, dass der Hund jemals einen Jagderfolg durch das unerwünschte Beutefangverhalten erzielt, denn alleine schon das reine Ausleben des Jagdtriebs ist bereits Belohnung und Selbstmotivation für weitere Versuche, frei nach dem Jäger-Motto: Wer einmal Blut geleckt hat...

Hat sich bereits Fehlverhalten ausgebildet und tritt immer wieder unterwegs oder gar durch Ausbüchsen vom eigenen Grundstück auf, darf nicht mehr herumgedoktert werden, sondern der Hundeprofi muss mit ran. Dieser wird sich das Problem genau anschauen, analysieren und durch einen Trainingsplan eine Verhaltenskorrektur anstreben.

Hierfür benötigt man dann als Halter allerdings viel Geduld, Zeit und die Bereitschaft, in die Hilfe des Experten zu investieren.

Gezielte Erziehungsmaßnahmen, Trainingsübungen und viel Beschäftigung sind die beste Allzweckwaffe, um den Hund und dessen Jagdinstinkt in den Griff zu bekommen. Das Jagdverhalten ist ein natürlicher Drang, den es mit Jagdersatzmaßnahmen und anderen Aktivitäten zu stillen und befriedigen gilt.

Welche Hundesportarten, Freizeitbeschäftigungen & Aktivitäten helfen gegen den Jagdtrieb?

Damit ihr euren Hund individuell und zielgerichtet beschäftigen könnt, kommt es zunächst einmal darauf an, welche Hunderasse ihr habt und wie die körperlichen Eigenschaften und Wesensmerkmale des Hundes sind.

Daran lässt sich dann gut orientieren und das Beschäftigungsprogramm aufbauen, damit die Instinkte, Triebe und Bedürfnisse des Hundes angesprochen, gefördert und herausgefordert werden. Es müssen mit den entsprechenden Aktivitäten gezielte Reizpunkte gesetzt werden, damit sich der Vierbeiner voll ausleben kann. Hierdurch lässt sich dann eine art- und rassegerechte Auslastung erreichen.

Was unser hier besprochenes Thema angeht, nämlich der Jagdtrieb und Jagdinstinkt eures Hundes, heisst dies für Spiel, Sport und Spaß mit kontrolliertem Jagdverhalten eine hundgerechte und rassespezifische Auslastungsform zu finden.

Die Königsdisziplin hinsichtlich der Beschäftigung stellt daher besonders im Hinblick auf einen gezielt für den aktiven Jagdeinsatz gezüchteten Rassehund, die Ausbildung und Verwendung als Jagdhund dar. Hier kann er dann im Revier regelmäßig in allen Belangen gefördert und gefordert werden und sich ins Zeug schmeißen.

Da aber die Realität anders aussieht und viele Jagdhunderassen auf Grund ihrer körperlichen und wesensseitigen Anlagen, sowie zu einem wesentlichen Teil wegen ihrem äußeren Erscheinungsbild angeschafft und als klassicher Familienhund gehalten werden, benötigt die artgerechte Haltung dieser Hundeindividuen, Alternativmaßnahmen.

Dies gilt natürlich auch für alle anderen Rassehunde, Hybridhunde oder Mischlingshunde, die einen ausgeprägten Jagdtrieb mitbringen.

In den Hundeschulen und Hundesportvereinen finden sich hierzu interessante Möglichkeiten, die je nach Rasse beste Erfolge in Sachen Anforderungsbedarf versprechen. Bei den Trainingsangeboten und Kursen wird sicherlich auch das geeignete für euren Hund dabei sein, damit er am Ende des Tages ausgepowert und glücklich ist.

Seinen Geruchssinn, jagdlichen Trieb und angelegten Such- und Finderwillen, kann der Hund z.B. bei der Fährten- und Nasenarbeit oder Mantrailing einsetzen und unter Beweis stellen.

Auch beim Aufstöbern von versteckten Futterdummies als Beuteersatz beim Jagility, wird ein Hund mit ausgeprägtem Jagdinstinkt durch das Einbringen seiner Stärken und Anlagen voll auf seine Kosten kommen.

Beim Dummytraining und der Wasserarbeit wird das Apportieren eines Gegenstandes trainiert und via Befehlen und Signalen zwischen Hund und Halter geübt. Auch dies ist eine Variante, um jagdähnliche Begebenheiten herbeizuführen und zu simulieren. Beispielsweise bietet dies Apportierhunden wie Labrador und Golden Retriever sowie anderen Hunden mit ausgebildeter Wasserfreude und jagdlichen Ambitionen, eine gern genommene Beschäftigung, ähnlich dem Apportieren von geschossenem Wasserwild.

Bei der Zielobjektsuche (ZOS) wird der Hund aufgefordert, nach versteckten Gegenständen zu suchen und diese ausfindig zu machen. Auch dies spricht zielgerichtet Hunde an, die an der Nasenarbeit Begeisterung finden und durch ausgiebiges Schnüffeln bei der Suche nach Zielobjekten in Trümmerfeldern, Freiflächen etc. sich hervorragend beschäftigen lassen. 

Um sich einen besseren Überblick über die weiteren Möglichkeiten im Hundesport zu verschaffen, bieten sich einerseits unsere Rassebeschreibungen für den jeweiligen individuellen Blick auf die einzelne Hunderasse an, in denen wir die rassespezifischen Auslastungsmöglichkeiten detailliert beschrieben haben und ihr zudem die Wesensmerkmale und körperlichen Eigenschaften findet, um sowohl im Vorfeld einer potentiellen Anschaffung ein Gefühl für den nötigen Aufwand in Sachen Auslastung zu erhalten, oder euch Ideen für die rassespezifischen Aktivitäten für den gemeinsamen Hundealltag zu holen.

Ferner stehen euch die Beschreibungen der einzelnen Hundesportarten in unserer Rubrik Hundesport zur Verfügung.

Aber auch neben dem Hundeplatz könnt ihr in der "Freizeit", also dem alltäglichen Programm mit eurem Hund, individuelle Beschäftigungen wählen, mit denen ihr im Hinblick seiner Jagdambitionen für ein gezieltes Ausleben des Jagdtriebs sorgt, ihn dabei aber stets unter Kontrolle haltet.

Ihr könnt beispielsweise Apportierspiele mit Futterdummies machen, gezielt Leckerchen verstecken, die der Hund durch seine Nasenarbeit suchen muss, Fährten mit totem Wild legen und diese bis zum Auffinden des Wilds abarbeiten lassen, oder eine Reizangel einsetzen, die u.a. auch als Hilfsmittel bei der Ausbildung von Jagdhunden zum Einsatz kommt, da mit ihr die jagdlichen Anlage angesprochen, geweckt und gefördert werden und ihr dennoch Herr des Geschehens bleibt und die Kontrolle über Hund und "Beuteersatz" durch euer Handeln steuert.

Selbst bei schlechtem Wetter gibt es immer Möglichkeiten mit Hundespielen für Drinnen, dem Hund eine Freude zu bereiten, mit ihm gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen und ihn so zu beschäftigen, dass er neben all dem Spaß auch ausgelastet ist. Mehr dazu findet ihr hier.

All die bisherigen Aktivitäten sind Möglichkeiten, um Hunde mit Jagdinstinkt und Jagdtrieb gezielt und präventiv zu beschäftigen und sie kontrolliert ihr Beutefangverhalten unter Aufsicht ausleben zu lassen, damit sie keine Motivation mehr haben, selber für Befriedigung mangels Förderung und Forderung zu sorgen.

Sollte es aber schon zu unkontrolliertem Jagdverhalten im Alltag gekommen sein, ist es ratsam zügig einen Hundeprofi zu kontaktieren und nach Rat zu fragen. Hat der Hund also schon jagdlich unerwünschtes Verhalten in der Vergangenheit gezeigt und ihr aktiv eine Verhaltenskorrektur mit Hilfe eines Hundefachmann ansteuern wollt, so geht auf die Suche nach einem erfahrenen und kompetenten Hundetrainer und/oder Hundeschule. Hier bietet sich neben einem Antijagdtraining eine ganz individuelle Problemanalyse an, je nachdem wie verfestigt das "Jagdproblem" bei eurem Hund bereits ausgebildet ist. Daraufhin wird ein Trainingsprogramm zusammengestellt, um nachhaltig Abhilfe zu schaffen und auch als Halter entsprechende Maßnahmen und Werkzeuge an die Hand zu bekommen, um zukünftig durch Training in der Praxis mit dem eigenen Hund Schritt für Schritt das unerwünschte Verhalten abzubauen, Alternativmaßnahmen zu integrieren, um dem Hund im Alltag ausreichend Situationen anzubieten, in denen er seine Triebe einsetzen und ausleben kann - damit ausgelastet wird und kein Bedarf an Ersatzbefriedung mehr hat.

Muss es unbedingt ein Jagdhund sein, wenn ich einen Familienhund anschaffe?

Auf Grund der geschilderten Thematik möchten wir auch nochmals alle Hundeinteressierte aufrufen und sensibilisieren, sich vor der Anschaffung eines Hundes genau zu überlegen und Gedanken zu machen, ob man mit der Wahl einer bestimmten Hunderasse ein konkretes Ziel verfolgt, wie der Hund eingesetzt werden soll, ob man ihm in allen Belangen gerecht werden kann etc. Um hier bestens vorbereitet auf die Suche nach dem richtigen Partner zu gehen, legen wir euch unseren gesonderten Leitartikel "Was muss ich rund um den Welpenkauf alles beachten?" ans Herz.

Damit kann man auch möglichst als potentieller Halter von vornherein vermeiden, mit dem Hund und dessen ntürlichen Bedürfnissen, Instinkten und Trieben überfordert zu sein, denn die Hundehaltung benötigt ausreichend Zeit und Sachkunde, über das was ein Hund generell und besonders runtergebrochen jedes Hundeindividuum im Alltag an Zuwendung benötigt, um eine art- und rassenkonforme Haltung zu gewährleisten.

Daher wollen wir nochmals auf die Besonderheit von Jagdhunderassen im Bezug auf Jagdinstinkt und Jagdtrieb eingehen.

Auch wir können den verschiedenen Jagdhunderassen, ob sie nun den Vorstehhunden, Laufhunden oder Apportierhunden angehören, im Hinblick auf deren Rassemerkmale und das facettenreiche sowie attraktive Aussehen der unterschiedlichen Schläge und Varietäten viel abgewinnen. Und dennoch darf nicht außen vor gelassen werden, wofür die einzelnen Rassen generell gezüchtet und zudem in ihren Anlagen stetig weiterentwickelt wurden, um bei den verschiedenen Jagdaktivitäten als Jagdbegleiter ihren Jagdhundeführer bestens und effektiv zu unterstützen, um höchstmöglichen Jagderfolg gemeinsam zu erzielen. 

Nun bringen eben diese hierfür geschaffenen Spezialisten für die Jagd, aber auch speziell zuchtseitig geförderte Attribute mit, insbesondere wenn sie zusätzlich aus einer Leistungszucht stammen, da man hier Jagdhunde bester Qualität für die Jagd erhält und das angestrebte Ziel der verantwortlichen Zuchtbetreiber darin liegt, die Hunde auch tatsächlich durch die richtige Auswahl der zukünftigen Besitzer, im Revier zum Einsatz zu bringen. Dies klappt aber leider nicht immer, denn auch auf Umwegen kommen immer wieder Hunde dieser Kategorie in Nichtjägerhände. Und der reelle Alltag dieser Hunde entspricht dann hier und da nicht den richtigen und angebrachten Bedingungen für einen Jagdhund mit ausgeprägtem Jagdtrieb und anderen für die Jagd gedachten Merkmale. 

Einen solchen Hund dann nur mit einer kurzweiligen Hunderunde oder etwas Ballspielen auf der Wiese zu beschäftigen, geht dann am Ziel vorbei und zwangsläufig wird dieses Wesen unzufrieden, gelangweilt und unterfordert auf die Suche nach Alternativbeschäftigungen gehen, wo er seine Triebe ausleben kann.

Kurz: Um als Halter durch unkontrolliertes Jagdverhalten des eigenen Hundes auf Grund seiner äusgeprägten jagdlichen Eigenschaften und damit verbundenen Ambitionen nicht in die Bredouille zu geraten, wollen wir jeden potentiellen Welpenkäufer dazu ermuntern, sich im Vorfeld der Anschaffung genauestens über die Anlagen und Bedürfnisse einer Jagdhunderasse zu erkundigen, sich der damit verbundenen Verpflichtung und Konsequenzen bewusst zu sein und zu hinterfragen, ob man dem Hund und der damit verbundenen Haltung wirklich umfänglich gerecht werden kann. Denn vielleicht muss es nicht ausgerechnet eine Jagdhunderasse mit starkem Jagdinstinkt sein, da ein anders ausgestatteter Vierbeiner viel besser zu den eigenen Verwendungswünschen und Lebensbedingungen passt und es auch einfacher ist, einen Hund mit mäßigen Jagdtrieb im Alltag zu befriedigen.

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Welche Folgen können bei Wilderei auf den Hundehalter & Hund zukommen?

Ordnungswidrigkeiten & Geldbußen, Freiheitsstrafe und Tötung des Hundes lt. Bundesjagdgesetz sind denkbar.

Vorsicht vor Wilderei durch den eigenen Hund - die Folgen können dramatisch sein

Mit der Anschaffung und Haltung eines Welpen oder ausgewachsenen Hundes sind eine Menge Verantwortung und zahlreiche Pflichten verbunden. Dies gilt für das Wohlbefinden des Hundes, aber auch im Hinblick auf das Halten und Führen und damit verbundenen Fürsorgepflicht anderen Menschen und Tieren gegenüber. 

Wenn ihr also mit eurem Hund unterwegs seid, so schreibt der Gesetzgeber eine Aufsichtspflicht vor. Sprich, der Hund muss stets aufmerksam im Auge gehalten werden und sich im unmittelbaren Enwirkungskreis des Hundeführers befinden, damit dieser situativ auf den Vierbeiner einwirken und ihn unter Kontrolle halten kann.

Dies schließt auch vorausschauendes Führen des Hundes ein. Solltet ihr demnach unterwegs fremde Tiere jeglicher Gattung entdecken, so habt ihr die Pflicht verhältnismäßig zu handeln, was ggf. das Anleinen des Hundes nach sich zieht, um durch euer Zutun auszuschließen, dass der Hund Verhalten zeigt, dass die Tiere in eine Gefährdungs und/oder Bedrohungslage bringt.

Dasselbe gilt bei Aufeinandertreffen mit Personen, ob Kinder oder Erwachsene. Hier gilt es aus Hundehaltersicht immer sorgsam und rücksichtsvoll mit dem Hund umzugehen und diesen zu führen, damit sich niemand belästigt oder bedroht fühlt, geschweige denn verletzt werden könnte.

Besondere Vorsicht haben Hundebesitzer zu leisten, wenn sie mit ihren Hunden an Spielplätzen, Schulen oder anderen besonders gekennzeichneten Zonen (Schutzzonen) unterwegs sind. Hier herrscht in aller Regel eine Anleinpflicht und der Hundeführer sollte dies unbedingt einhalten. Dasselbe gilt in nahegelegenen Naturschutz- bzw. Landschaftsschutzgebieten. Hier darf der Hund niemals sich verselbstständigen und das Gebiet erkunden und verunsichern.

Alle Einzelheiten hierzu könnt ihr detailliert bis auf Bundeslandebene in unserem ergänzenden Artikel "Die private Hundehaltung" nachlesen, damit ihr stets auf dem aktuellen Stand seid.

Darüberhinaus gibt es noch zahlreiche Benimm- und Verhaltensregeln, die zwar rechtlich nicht festgeschrieben sind, aber zum "guten Ton" dazugehören. Sprich ein gewisser Halter-Knigge, um durch das rücksichtsvolle Halten und Führen des eigenen Hundes, für ein harmonisches und möglichst problemloses Miteinander hinsichtlich anderer Menschen und Tiere jeglicher Art zu sorgen. Ihr habt Interesse mehr über diese Umgangsformen zu erfahren? Dann klickt hier und ihr findet alle Details.

Zurück zum Thema Jagen von Wild: Laut dem Landesjagdgesetz handelt es sich beim Jagen, Hetzen und Reißen von Tieren um eine Ordnungswidrigkeit. Sollte der Hundehalter entsprechend zu ermitteln sein, wird ihm ein Bußgeld verhängt.

Sollte der Hundehalter mit seinen Hunden wiederholt auffällig geworden sein, so besagt das Gesetz, dass ihm die notwendige Sensibilität und Verständnis fehlt und ist mit einer Straftat konfrontiert. Dasselbe gilt für vorsätzliches Handeln des Hundeführers. Die Folgen können verheerend sein, denn das Strafmaß liegt angefangen bei einer Geldstrafe bis zu eine 3-jährigen Freiheitsstrafe.

Weiterhin sind bei Verletzen oder Töten von Wild durch den Hund, dem zuständigen Jagdpächter für den Verlust oder die Beschädigung von Wildtieren, Schadensersatz zu leisten.

In Extremfällen, kann die Anordnung der Tötung des Hundes, laut dem Bundesjagdgesetz als letzte Maßnahme erfolgen. Und das will doch Beileibe keiner von euch Hundehaltern da draußen.

Daher nochmals der Aufruf:

Achtet sorgsam auf eure Hunde, handelt wie ihr es auch von anderen Hundehaltern erwartet und schützt Mensch und Tier durch eine pflichtbewusste Hundehaltung.

Gezielte Trainingsmaßnahmen und eine optimale Hundeerziehung und -ausbildung sind wichtige Elemente eines gesicherten Fundaments.

Denkt immer daran, dass es sich bei eurem Hund um ein Tier handelt, dass den jagdlichen Instinkt und Trieb in sich trägt, diese in seiner Entwicklungsgeschichte für sein Überleben existentiell waren, um durch das "Beutemachen" sich und seine Rudelmitglieder zu ernähren und für ihr weiteres Dasein zu garantieren. Und diese Anlagen sind je nach Hund und Rasse nach wie vor, mehr oder minder vorhanden und müssen durch kontrollierte Beschäftigungsformen ausgelastet werden, um möglichst unkontrollieres Fehlverhalten zu vermeiden.

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