Domestikation der Hunde
Was bedeutet Domestikation im Hinblick auf Hunde?
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 18.12.2023
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- domestication
- domesticus
- domestiziert
- Haushundwerdung
- zähmen
- Zähmung
Mit der Domestikation von Hunden ist die sukzessive Wandlung vom Wildhund, also vom Wildttier, hin zum Haushund durch Einflussnahme und gezieltes Eingreifen des Menschen, gemeint. Der Mensch hat im Grunde das wildlebende Tier gezähmt, gezielt durch Zucht und Zuchtauslese zu seinem Nutzen hin verändert. Nur durch diesen Veränderungsprozess, bei dem die wildlebende Form des Hundes über Generationen genetisch isoliert wurde, konnte der Haushund in seiner heutigen Art für das Zusammenleben mit dem Menschen gezielt angepasst und "häuslich" gemacht werden, was die lateinische Wortherkunft von "domesticus" bedeutet.
Durch die Domestikation hat sich das Wildtier zum Haustier hin gewandelt und an die neuen Lebensbedingungen angepasst, sprich anatomisch und physiologisch, wie auch verhaltensseitig geändert.
Domestikation bedeutet also zusammenfassend, Haustierwerdung. Und in unserem konkreten Fall auf den Hund bezogen: Durch die Zähmung des Wolfs entstand der heutige Haushund.
Wie kam es aber zur Domestikation des Hundes?
Vor vielen tausenden von Jahren wurden bereits Wildtiere domestiziert, da sie einen Nutzen für den Menschen brachten. Noch vor dem endgültigen Sesshaftwerden der Menschen, griffen herumziehende Menschenpopulationen auf Hunde zum Bewachen ihres Hab und Gut inklusive ihrer Nutztiere, ihres Lebens und vor allen Dingen zur Jagd zurück.
Wölfe und Menschen bejagten dieselben Reviere und stellten derselben Beute nach. Beide verfolgten nebeneinander dasselbe Ziel, sie wollten Tiere erlegen, um Nahrung zu haben, was ihr Überleben und das des gesamten Rudels sicherte. Verschiedene Thesen gehen sogar davon aus, dass Wolf und Mensch kooperativ zusammen jagten und die erlegte Beute zur weiteren Verwendung teilten, sich dadurch aneinander gewöhnten und in einer Zweckgemeinschaft lebten.
Eine zweite denkbare Variante die postuliert wird, ist die Möglichkeit, dass Wölfe nach Sesshaftwerdung und Ansiedlung von Menschen in verschiedenen Regionen sich in deren Nähe begaben, um sich Nahrung in Abfällen von den Siedlungen zu besorgen. Die Wölfe, die die weggeworfenen Lebensmittel verdauungsseitig vertrugen, kehrten fortan immer wieder an die neuen Fressplätze zurück, waren stets wohlgenährt und mussten nicht selber mühsam auf Beutezug gehen. Dadurch gewöhnten sich die wilden Tiere immer mehr an die Anwesenheit der Menschen, passten sich an das Leben im unmittelbaren Menschenumfeld an, wurden zahmer und zutraulicher, was den Grundstein deren Sozialisation und Domestikation legte.
In beiden vorgenannten Fällen, sei es durch das Aufhalten des Wolfes an den Lagern herumziehender oder bei den Siedlungen bereits sesshafter Menschen, schloss sich der Wolf immer mehr an das menschliche Wesen an, woraus sich eine gewisse Zwangsgemeinschaft und Vernunftsbeziehung entwickelte, bei der Wolf und Mensch, Seite an Seite gemeinsam lebten.
Im weiteren Verlauf wurden die Wölfe, die regelmäßig mit dem Menschen "zusammenlebten" immer zahmer, der Mensch bediente sich den herausragenden Fähigkeiten des Wolfs, um ihn für verschiedene Aufgaben als Jagdhelfer, Hütehelfer, Bewacher etc. einzusetzen, was zugleich ein wichtiger Schritt und der Beginn der Entwicklung zum heutigen domestizierten Hund war. Dadurch, dass Wölfe es gewohnt waren in fest organisierten Sozialstrukturen im Wolfsrudel zu leben und das geregelte Gruppenleben ein wichtiges Bedürfnis darstellt, konnte der Mensch sich diese Begebenheit zu Nutze machen, um ihn zu sozialisieren und in seinem Sozialverband nach und nach mehr zu integrieren.
Hieraus entwickelten sich später die ersten züchterischen Maßnahmen und daraus resultierend die heutige Reinzucht von Rassehunden, da für die Menschen immer mehr gewisse Verhaltensmerkmale und körperliche Eigenschaften an Wichtigkeit gewannen, um leistungsfähige Hunde für unterschiedliche Aufgaben und Verwendungszwecke an ihrer Seite zu haben. Schließlich benötigt ein arbeitsfreudiger und erfolgreicher Jagdhund als Arbeitshund andere herausstechende Rassemerkmale, als ein Hüte- oder Hirtenhund für dessen Arbeitseinsatz als Gebrauchshund.
Wie die Entwicklungsgeschichte und die hieraus entstandene Rassengeschichte der einzelnen anerkannten Hunderassen aussieht, könnt ihr jederzeit in unseren Rassebeschreibungen ausführlich nachlesen.
Inzwischen spielt neben den Leistungsmerkmalen und der ursprünglich angedachten Verwendung des Hundes und der Rasse für viele heutige Hundehalter auch das Aussehen eine große Rolle. Denn manche Hundebesitzer wollen sich dem Thema Hundeausstellungen widmen oder einfach ihren Familien- und Begleithund nach Gefallen und äußerem Erscheinungsbild auswählen.
Daher gibt es zwischenzeitlich bei einigen anerkannten und beliebten Hunderassen, deren Einsatzgebiet z.B. die Jagd beim Labrador Retriever oder dem Arbeitseinsatz als Hütehund beim Border Collie ist, zwei unterschiedliche Zuchtlinien, einer Arbeitslinie und Showlinie, um gewisse Rassemerkmale je nach beabsichtigter Verwendungsart mehr oder minder in den Vordergrund bei der Zucht zu rücken. Hiermit wird beabsichtigt, dass der jeweilige Hund besser vom Anforderungsprofil zu dem jeweiligen Halter passen soll, was leider nicht immer gelingt, gerade wenn die jeweilige Rasse einfach nicht zu den Erwartungen und Haltebedingungen passt. Daher ist im Vorfeld des Welpenkaufs immer eine umfassende Planung und kritische Auseinandersetzung mit einer angedachten Anschaffung eines Hundes unerlässlich, denn letztendlich muss eine rassenspezifische und artgerechte Haltung im Sinne des Hundes oberste Priorität haben.
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