Lebendnachsuche mit Hund

Was ist eine Lebendnachsuche mit einem Jagdhund?

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Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2023

Ein Schweisshund an der Leine in Nahaufnahme.jpg
Synonyme
  • Lebendsuche

Bei einer Lebendsuche sucht ein Schweißhund ein nicht (sofort) tödlich verwundetes Wildtier nach einem Wildunfall oder einem Schuss. Sie ist eine besondere Form der Nachsuche.

Jede Art der Nachsuche startet ohne Jagdhund an dem Ort, an dem das Wildtier seine Verletzung erhalten hat: Am Anschuss oder am Unfallort. Dort wird die Umgebung nach Pirschzeichen abgesucht, die aus Schweiß, Gewebe, Haar und Knochen bestehen können. Sie geben dem gut ausgebildeten und erfahrenen Waidmann einen Eindruck von Lage, Art und Schwere der Verletzung, die das Wildtier erlitten hat.

Finden sich am Anschuss entsprechende Pirschzeichen, die eine Verletzung vermuten lassen, die nicht sofort, sondern erst mit einiger zeitlicher Verzögerung tödlich ist und somit eine Lebendsuche erfordert, sollte aus unterschiedlichen Gründen ein offizielles Nachsuchengespann, bestehend aus einem Hund der drei Schweißhunderassen und einem anerkannten Schweißhundeführer, gerufen werden.

Da ist zunächst ein juristischer Grund. Lebendsuchen können sich über weite Distanzen und daher in mehr als nur dem eigenen oder dem Revier des direkten Nachbarn abspielen. Einem anerkannten Nachsuchenführer ist es (in Rheinland-Pfalz, wahrscheinlich aber auch in anderen Bundesländern) erlaubt, im Rahmen einer Nachsuche und damit erst recht im Rahmen einer Lebendsuche auch ohne Erlaubnis der Jagdherren in dessen Revier die Jagd auszuüben, ohne Wilderei zu begehen. Dem liegen sicherlich tierschutzrechtlichen Erwägungen zu Grunde, denn an jeder Grenze zunächst die Zuständigkeit zu ermitteln und diverse Erlaubnisse einzuholen, kostet sicher wertvolle Zeit.

Ein „normaler“ Jäger hingegen darf die Jagd legal nur als Jagdausübungsberechtigter oder Jagdgast in bestimmten Revieren ausüben. In fremden Revieren wäre er ein Wilderer, wenn nicht entsprechende Jagdeinladungen oder eine sogenannte „Wildfolgevereinbarung“ mit den Jagdherren des Nachbarreviers vorliegen. Letztere erlaubt ihm ggf. die bewaffnete Nachverfolgung krankgeschossenen Wildes ins Nachbarrevier.

Aber eine Lebendsuche stellt Hund und Mensch auch handwerklich vor einige Herausforderungen, die ein anerkanntes Nachsuchengespann besser meistern kann, als ein weniger spezialisiertes Gespann. Denn ein solches Nachsuchengespann besteht immer aus einem sehr fähigen, meist aus einem aus einer von nur drei Rassen (Hannoveraner, BGS oder Alpenländische Dachsbracke) stammenden Hund und hat ein besonders Training hinter sich. Außerdem absolviert es sehr viele Nach- und Lebendsuchen im Jahr.

Eine solcher Herausforderung ist beispielsweise, dass das Stück so wenig Schweiß verlieren kann, dass die Lebendsuche an eine dauerhafte Kontrollsuche erinnert.

Auch jagdtaktisch ruft eine Lebendsuche Spezialwissen und -können beim Schweißhundeführer ab. Krankes Wild legt sich häufig in sogenannten Wundbetten nieder. Der Schweißhundeführer muss entscheiden, wann eine Lebendsuche startet: Er will vermeiden, dass das Wildtier aus einem dem Anschuss nahe liegenden Wundbett aufsteht und flüchtet. Daher lässt man dem Tier Zeit, Adrenalin abzubauen, damit es im Wundbett trotz des sich nähernden Nachsuchengespanns liegen bleibt.

Steht es dennoch auf und wird flüchtig, muss der Hundeführer am Wundbett erkennen, ob das Tier erst vor kurzer Zeit aufgestanden und noch so nah ist, dass der Hund geschnallt und vom Schweißriemen gelassen werden muss: Denn dann muss der Hund das Wild fährtenlaut hetzen, stellen und seinen Schweißhundeführer mit seinem Standlaut herbeirufen. Um das zu tun, muss ein Nachsuchenhund nicht nur über Finderwillen und Wildschärfe verfügen, er muss auch schnell sein und am Ende auch stark und schwer genug, um ein Stück Wild am Ort zu binden.

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