Standlaut vom Hund
Was beudetet Standlaut bei Jagdhunden?
Von:
Carsten Becker
Zuletzt aktualisiert am: 18.10.2024
- Bail
Ein Jagdhund ist standlaut, wenn er bellend in Sichtweite eines nicht flüchtenden Wildtieres bleibt. Da der Hund sich nicht mehr fortbewegt, ist im "Stand". Das Geläut im Stand ist der Standlaut. Da der Hund sich in der Nähe des Wildtiers befindet und es wahrscheinlich sehen kann, ist der Standlaut in den meisten Fällen eine spezielle Erscheinungsform des Sichtlauts.
Aus Sicht des Hundes ist der Standlaut somit einfach definiert. Weitere Unterscheidungsmerkmale für unterschiedliche Arten von Standlauten liefern aber die Gründe, warum das Wild nicht flüchtet. Einerseits benötigen Fluchttiere wie Rehe tendenziell triftigere Gründe nicht mehr zu flüchten als wehrhaftere Tiere wie Wildschweine oder Dachse.
Daher reichen die Gründe von „mangelndem Respekt“ vor dem Hund und Unlust zur Bewegung über den Mangel an Fluchtmöglichkeiten und Müdigkeit z. B. auf Grund der schon länger andauernden Flucht bis hin zu Verletzungen und Tod durch Verkehrsunfälle oder Schüsse.
Ebenfalls die jagdlichen Rahmenbedingungen können zur weiteren Unterscheidung dienen: Ereignet sich der Standlaut vor dem Schuss, z. B. im Rahmen einer Drück- oder Stöberjagd? Gibt der Hund während der Baujagd auf Fuchs, Dachs oder Kaninchen Standlaut? Oder wird der Hund standlaut während der Nachsuche nach einem verunfallten oder beschossenem Wildtier?
Für einige der genannten Fälle, in denen der Standlaut ertönen kann, hat das Jägerlatein einen Spezialbegriff zur Hand. Andere Arten des Standlautes sind lediglich wichtig zu unterscheiden, weil unterschiedliche Reaktionen des Jägers erforderlich sein können. Denn der Standlaut ist, wie jedes Bellen, Teil der Kommunikation des Hundes und dient dem Herbeirufen von Verstärkung. Diese Verstärkung besteht häufig aus dem Hundeführenden, manchmal aber auch aus anderen Hunden.
Der Standlaut bei Treib- und Drückjagden vor dem Schuss
Wird ein Hund der Meute auf einer Drückjagd standlaut, sind häufig die anderen Hunde schneller an Ort und Stelle, als der Hundeführende. Liegt der Grund für den Standlaut z. B. in einem wehrhaften Wildschwein, das sich von einem einzigen Hund nicht sonderlich beeindruckt zeigt, kann es sein, dass es in Anbetracht der weiteren hinzukommenden Hunde doch in die Flucht übergeht. Dann geht der Standlaut des oder der Hunde in den „normalen“ Sichtlaut und ggf. auch in den Fährtenlaut über: das Geläut entfernt sich von dem ursprünglichen Ort.
Hält der Standlaut aber länger an, egal, ob ein einziger Hund oder mehrere Hunde ihn abgeben, sollte sich der Hundeführer tunlichst ebenfalls in Richtung des Standlautes bewegen: In dem Fall wehrt sich das wehrhafte Wild vielleicht und „nimmt“ beziehungsweise greift den oder die Hunde an. Um hier die Gefährdung der Hunde zu senken, muss der Mensch eingreifen und das Wildtier, falls ein für Hund und andere Menschen sicherer Schuss angetragen werden kann, mit der Büchse erlegen. Viel wahrscheinlicher ist, dass er es mit der Klinge „abfangen“ muss.
Werden allerdings mehrere Hunde standlaut und binden weniger wehrhaftes Wild, ist ebenfalls Eile geboten. Dann steht allerdings das Wildtier im Fokus. Denn die Hunde werden versuchen, es zu „reißen“ und der Mensch soll nun eingreifen, um das Tier schneller und schmerzfreier zu töten, als es die Hunde könnten.
Der Standlaut bei der Baujagd vor dem Schuss
Ziel bei der Baujagd ist, dass der in den Bau, der gleichzeitig als Dachsburg, Fuchs- oder Kaninchenbau dienen kann, die dort in „Burgfrieden“ lebenden Tiere unterschiedlicher Arten aus dem Bau herausjagt.
Auch die speziellen, den Erdhunden zuzurechnenden Jagdhunde, die bei der Baujagd eingesetzt werden, können „untertage“ standlaut werden: Werden Fuchs oder Dachs im Bau in die Enge getrieben, beispielsweise in einer Röhre, deren einziger Ausgang vom Hund versperrt ist, stehen sich Hund und Wildtier gegenüber und es kommt zum Standlaut.
Dieser Fall des Standlauts darf nicht mit dem Baulaut verwechselt werden.
Der Standlaut bei der Nachsuche, ggf. nach dem Schuss
Bei einer Nachsuche wird der Schweißhund genannte am Schweißriemen geführt und folgt der „Schweißfährte“ genannten „Blutspur“ des kranken Wildtiers. Dieses muss nicht zwingend krankgeschossen sein, denn verantwortungsbewusste Jagdpächter arbeiten auch die Krankfährten von überlebenden Wildunfallopfern aus, um die Leiden der Tiere zu mindern.
Stößt das Nachsuchengespann im Laufe der Nachsuche auf das im „Wundbett“ liegende verletzte Tier und „müdet“ bzw. schreckt es auf, kann es notwendig werden, den Hund zu schnallen, damit er es in hoher Geschwindigkeit verfolgen kann. Stellt er das Tier, gibt er Standlaut, um den Nachsuchenführer herbeizurufen, der das Tier dann durch einen gezielten Schuss oder mit einem Abfangmesser tötet.
Ein solcher Standlaut kann sich auch als „Totverbellen“ erweisen, z. B. weil das verletzte Wildtier auf der Flucht vor dem Schweißhund verendete. Insofern stellt das Totverbellen eine besondere Form des Standlautes dar.
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