Pirschzeichen und Hund

Was sind Pirschzeichen?

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Zuletzt aktualisiert am: 19.12.2023

Ein Hirsch mit grossem Geweih steht unter einem Strauch im Feld und schaut in Richtung Betrachter.jpg
Synonyme
  • Pürschzeichen
  • Wildzeichen

Im Jagdwesen und der Jägersprache spricht man von Pirschzeichen, wenn Wild durch einen Jäger gezielt beschossen wurde, nicht direkt niedergestreckt sondern flüchtig ist und am Anschuss im Revier körperliche Rückstände wie Blut oder Haare zurückgelassen werden oder Spuren des Projektils vorhanden sind.

Mit den Pirschzeichen sind also alle Individualmerkmale des angeschossenen Stück Wilds gemeint, die am Anschussort wo das Tier von der Kugel der Flinte getroffen wurde, bei Begehung und Begutachtung durch den Jäger und Schützen zu finden sind. Weiter gehören auch alle auffindbaren Merkmale und Indizien des abgegebenen Schusses im Bereich des Anschuss zu den Pirschzeichen, die im Gesamten dem Schützen Hinweise zum Treffersitz am Wild liefern.

Zu den Pirschzeichen gehören u.a. folgende Hinterlassenschaften:

  • Schweiß
  • Haare (Schnittborsten / Schnitthaar)
  • Knochenstücke/Knochensplitter
  • Knochenmark
  • Sehnen
  • Fleischstücke / Wildbretstücke
  • Schwartenfetzen
  • Gewebe- und Organteile (Milz, Lunge, Leber etc.)
  • Zähne / Kieferstücke
  • Rückstände des Geweihs oder Horns
  • Darminhalt / Pansenteile
  • Bodenverwundungen / Eingriffe / Trittsiegel
  • Kugelriss / Kugeleinschlag / Kugelspuren
  • Teile des Projektils / Kugel

Die vorgenannten Pirschzeichen geben dem Jäger beim Fund Auskunft über den Schusssitz, also inwiefern das Tier durch den Schuss getroffen wurde. Der Jäger kann also Rückschlüsse über die Lokalisierung des Schusses treffen und weitere Entscheidungen über das notwendige Handeln im Hinblick auf die Nachsuche treffen. Denn Ziel einer Nachsuche ist das schnelle Auffinden des verletzten Wilds um es von seinen Qualen zu erlösen und für die Weiterverwertung des Stücks zu sorgen. Hier sind die Pirschzeichen und das Schussbild wertvolle Indikatoren für eine Einschätzung, ob eine Totsuche oder Lebendsuche notwendig sind.

Unterstützung kann der Jäger durch das Hinzuziehen eines Schweißhundes und Schweißhundeführers erhalten, die auf die Schweißarbeit und Nachsuche von angeschossenem Schalenwild spezialisiert sind und besonders im Falle von Lebendnachsuchen, bei denen das Wild nur angeschossen ist und noch weiträumig flüchtig sein kann, mit hoher Erfolgsquote das Wild auf Grund ihres hervorragenden Geruchssinns und zielgerichtete Suche auffinden.

Das Sichern und korrekte Deuten der Pirschzeichen am Anschuss, sprich am Ort wo der Schuss das Wild getroffen hat, kann bereits eine Antwort der Trefferlage bringen und auf die anstehende Suche des flüchtigen Wilds liefern, ob eine Lebend- oder Todsuche notwendig ist, also ob der Treffer das Tier tödlich getroffen hat, dieses nur verletzt und erlöst werden muss oder lediglich ein Streifschuss zu vermuten ist. Aber selbst im Falle dass keine Pirschzeichen gefunden werden, kann eine Kontrollsuche mit einem Nachsuchegespann erforderlich sein.

Findet der Jäger beispielsweise Lungengewebe im Schweiß am Anschuss, so handelt es sich um einen Lungenschuss, sprich das Wild wurde mit dem Geschoss so getroffen, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit in direkter Umgebung auf der Flucht verendet ist, was allerdings durchaus einen Umkreis von bis zu 100-200 Meter einschließt.

Sind hingegen am Anschuss in Sachen Pirschzeichen nur Borsten (Haare) und Schwartenfetzen zu finden, so liegt mit ziemlicher Sicherheit nur ein Streifschuss vor. Aber auch in diesem Fall sollte der umsichtige Jäger in einem Umkreis von 1 KM eine Sicherheitssuche nach etwaig verwundetem Wild machen, auch wenn es am Ende des Tages nur die letztlich korrekte Vermutung eines Streifschusses untermauert und absichert. Gut für das eigene Jägergewissen und im Falle eines Irrtums kann dem verletztem Wild durch den erlösenden Schuss geholfen werden.

Aber auch die Farbe und Konsistenz des Schweiß kann Aufschluss über den Treffersitz geben, z.B. wenn nach dem Schuss auf ein Wildschwein am Anschuss nahezu schwarzer Schweiß das Bild zeichnet, was mit hoher Sicherheit auf einen Milztreffer hinweist. Sollten Fetzen der Milz ebenfalls zu finden sein, deren Gewebematerial grob und farblich schwarz-grau ist, besteht bei entsprechender Kenntnis Gewissheit.

Bei der Inaugenscheinnahme und Kontrolle des Anschuss ist es wichtig als verantwortlicher Jäger umsichtig die Örtlichkeit zu untersuchen um keine Spuren und Indizien zu beschädigen oder zu vertreten. Denn schnell wird in Schweiß getreten und in der direkten Umgebung weiterverteilt, wodurch besonders unter Hinzunahme eines Schweißhundes und Nachsucheteams, der Hund unnötig irritiert, das eigentlich klare Bild verfälscht und die anstehende Nachsuche erschwert wird.

Abschließend wollen wir an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass sich die Pirschzeichen je nach Wildart unterscheiden können, sprich ob es sich um Rot-, Schwarz- oder Rehwild handelt. Kurz, das richtige Lesen und Einschätzen bedarf eine umfangreichen jagdkynologischen Wissen und Jagderfahrung, um die richtigen Schlüsse ziehen zu können und vor allen Dingen angemessen im Hinblick auf das waidgerechte Jagdverhalten zu handeln.

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