Die Beschäftigung bei älteren Hunden altersgerecht gestalten

Worauf bei der Beschäftigung von älteren Seniorhunden achten?

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Zuletzt aktualisiert am: 15.9.2021

Golden Retriever alt im Wald.jpg

Je nach Hundeindividuum und Hunderasse ist die voraussichtliche Lebenserwartung unterschiedlich hoch, wie ihr unter anderem in unseren Rassebeschreibungen detailliert nachlesen könnt. 

Demnach setzen auch die ersten optischen und verhaltensseitigen Alterserscheinungen mal früher, mal später ein. Zunächst sind es vielleicht nur die ergraute Schnauze, Augenbrauen und Bauchhaare, die einem das fortschreitende Alter des Vierbeiners gegenwärtig machen. Andere Hunde hingegen zeigen aber mitunter schon körperliche Defizite, sind inaktiver, behäbiger und langsamer, wenn ihr die tägliche Hunderunde mit ihnen unternimmt. Bisweilen konnte die Energie des Hundes unterwegs kaum gezügelt werden, er tobte sich im Feld und auf der Hundewiese mit Artgenossen aus, nun zeigt er kaum noch Interesse an anderen Hunden, schnüffelt nahezu die ganze Runde nur noch herum und nach 15 Minuten bemerkt ihr, dass es ihm reicht und er den Nachhauseweg von selber ansteuert, da er erschöpft oder aber einfach lustlos ist.

Aber keine Panik! Dieser Prozess wird jeden Hundehalter zwangsläufig auf dem gemeinsamen Lebensweg mit seinem Hund beschäftigen, da das Hundeleben eben aus mehreren Lebensphasen, beginnend mit der Welpenaufzucht und -entwicklung, über die spannende und zuweilen nervenaufreibende Junghundephase bis hin zum Seniorenalter, besteht. 

Wichtig ist allerdings frühzeitig die Aktivitäten und die Beschäftigung, wie auch Ernährung und Fütterung, Hundepflege etc. an die Bedürfnisse und Begebenheiten der jeweiligen Lebensphase anzupassen, damit es nicht zu unnötigen Belastungen, Überforderungen und negativen Einflüssen auf Körper, Geist und Gesundheit des Hundes kommt. Kurzum, es geht darum Rücksicht auf die jeweilige Hundepersönlichkeit und sein Alter zu nehmen.

In den weiteren Zeilen dieses Artikels wollen wir euch nun einige hilfreiche Tipps für den Alltag mit eurem älteren Hund geben, damit ihr den Hundealltag entsprechend ausrichten sowie senior- und altersgerecht gestalten könnt. 

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Wie verändert sich das Hundeleben bei älteren Hunden?

Der Alterungsprozess bringt zwangsläufig Veränderungen in Verhalten und Agilität mit.

Motivation, Bewegungsbedürfnis und Aktivitätsdrang lassen nach

Je älter der Hund wird, desto mehr Ruhepausen und Zeit zur Entspannung und Regeneration benötigt er. Diese muss man ihm unbedingt in ausreichendem Maß zugestehen und bei hyperaktiven Charakteren gezielt sogar dafür sorgen.

Im besten Hundealter kann je nach Hundeindividuum der Aktivitäts- und Aktionsradius sowie Beschäftigungsumfang nicht groß genug sein, lange und anspruchsvolle Spaziergänge, Joggingrunden, Schwimmen, Suchaufgaben, Apportierspiele und Hundesport sind nur einige Möglichkeiten, die den Hundealltag bestimmen können, um das richtige und möglichst ausgewogene Verhältnis für eine rassespezifische und artgerechte Auslastung für Körper und Geist zu erreichen. 

Es gibt Lebensphasen, in denen die Energie des Vierbeiners nahezu unerschöpflich erscheint, er ständig nach Beschäftigungsformen und konkreten Aufgaben strebt, er regelmäßig seine Besitzer zum Spielen gezielt auffordert, um sich einzubringen, zu entfalten und auszupowern.

Je älter der Hund aber wird, je anspruchsvoller werden nun dieselben Aktivitäten, sie fallen deutlich schwerer und ermüden den Vierbeiner spürbar schneller. Dies ist bei einem Hund nicht anders als bei uns Menschen. Auch für mich sind dasselbe Sportprogramm, die Gartenarbeit, das Lesen am Abend und viele sonstige alltägliche Aufgaben heute mühsamer, als in meinen 20ern. Konnte ich noch vor einigen Jahren die Nächte durchzechen, am darauffolgenden Tag meinem Sport und Beruf in gewohnter Manier nachgehen, so benötige ich heute zwei volle Tage um meine Knochen und Muskulatur nach einem Halbmarathon wieder auf Vordermann zu bringen, zu regenerieren und auch vom Kopf her wieder bereit für die nächsten Aufgaben zu sein. 

Genauso geht es auch eurem Hund, wenn er ein gewisses Alter erreicht. Das Ruhebedürfnis ist im Senioralter höher, so dass nach getaner Aktivität der Hund in aller Regel bereitwillig sich eine Mütze Schlaf gönnt, wo er im Junghundealter vielleicht eher noch nach weiteren Anschlussbeschäftigungen gesucht und sich beispielsweise im Garten selber beschäftigt hat. Die Batterien sind eben schneller leer und belasten den Organismus in höherem Maß, als in Lebensphasen, in denen der Vierbeiner voll im Saft stand.

Ebenso nehmen mit fortgeschrittenem Hundealter sein Bewegungsdrang und die Motivation etwas draußen zu unternehmen mit der Zeit ab. Konnte es jahrelang beim Auslauf noch so kalt und regnerisch sein, so ist er heute deutlich wetterfühliger und unmotivierter, wenn er seinen Kopf an der Haustür rausstreckt und der Regen auf die Hundenase nieselt. Dann kann es durchaus passieren, dass er sich auf allen Vieren umdreht und wieder seinen warmen Platz neben dem Heizkörper aufsucht, um sich abzulegen und lieber noch eine Runde zu dösen.

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Wie verhält es sich mit der Leistungsfähigkeit der Sinne, Körper, Geist & Gesundheit bei alten Hunden?

Die Funktion von Sehkraft, Hörsinn, Hirnleistung, Beweglichkeit etc. können beeinträchtigt sein.

Auf Veränderungen durch das Alter des Hundes reagieren

Es ist vollkommen natürlich, dass mit zunehmendem Alter des Hundes, sich die Leistungs- und Belastungsfähigkeit in vielerlei Sicht reduzieren. Sein Körper verändert sich, das Verhalten ist situativ anders als in den jungen Lebensjahren, was vielleicht hier und da zunächst für Verwunderung beim Halter sorgt, aber definitiv auch problematisch bei der Bewältigung des Hundealltags sein kann.

Die Sinnesorgane werden schwächer, er hört nicht mehr so gut, sieht nur schlecht, riecht erheblich reduzierter und nimmt daher etwaige Umwelteinflüsse erst spät oder gar nicht wahr, was die Führung im Alltag nicht unbedingt ungefährlicher macht, denke man an den Straßenverkehr oder unangemessenes Verhalten bei einer Hundebegegnung, da er sich erschrickt und unverhältnismäßig reagiert oder aber ungeschickt verhält, die Individualdistanz seines Gegenübers unterschreitet bzw. körpersprachliche Signale des Ausdrucksverhalten des anderen Hundes schlichtweg nicht mehr wahrnimmt, wodurch dieser sich bedroht und zu wehrhaften Verhalten gezwungen fühlt. 

Aber auch das konzentrierte Arbeiten und Lösen von Aufgaben strengt den Hund deutlicher mehr an, die Fitness und körperliche Stabilität nehmen ab, hinzu kommen u.U. erste Wehwehchen oder gar Krankheiten wie Arthrose, Hüftgelenksdysplasie, Augenkrankheiten wie Grauer Star etc., die den Körper schwächen und dem Hund bei der Bewältigung seines bisher normalen Hundeprogramms zusätzlich zusetzen. Ferner kann es aber auch zu Verhaltensauffälligkeiten, Orientierungsdefiziten, mangelndem Reaktionsvermögen, abrupten Aktivitätsveränderungen, Veränderungen im Sozialverhalten, vermeintlichen Aussetzern uvm. im Hinblick der geistigen Fähigkeiten kommen, die das Resultat einer Demenz sein können oder eben einfach die natürlichen Auswirkungen des Alterns sind. 

An dieser Stelle ist es enorm wichtig, beim täglichen Miteinander aufmerksam auf das Verhalten und etwaige Veränderungen in der Bewegung des Hundes zu achten, während der Hundepflege und den Zeiten der körperlichen Zuwendung durch Abtasten des Körpers potentielle Unregelmäßigkeiten wie Geschwüre, Schwellungen, unentdeckte Verletzungen zu ertasten oder bei unverhältnismäßigen Reaktionen auf Grund erhöhtem Schmerzempfinden beim Berühren des Hundes, diesen möglichst rasch im Sinne des Vierbeiners nachzugehen und angemessene Maßnahmen einzuleiten. Zudem ist es immer ratsam, regelmäßig den Tierarzt aufzusuchen und neben den Kontrolluntersuchungen, notwendige veterinärmedizinische Behandlungen wie Impfungen und Antiparasitika zu verabreichen, um die Gesundheit des Hundes bestmöglich zu schützen. 

Ferner kann es auch eine sehr gute Idee aus präventiven Gesichtspunkten und zur akuten Linderung bei Beschwerden sein, einen Hundephysiotherapeuten für krankengymnastische und bewegungstherapeutische Behandlungsmaßnahmen zu konsultieren, damit der Seniorhund durch gezielte Übungen in seinen Bewegungen flexibel bleibt, sowie der Erhalt der Muskeln gefördert wird. Mit speziell auf den Körper des Seniorhundes abgestellten Trainingseinheiten und Behandlungstherapien kann damit dem Alterungsprozess entgegengewirkt werden, wodurch Verschleißerscheinungen, Schmerzen, Bewegungseinschränkungen etc. in der späten Lebensphase behandelt werden, um den Alltag des Hundes je nach Zustand erträglicher zu machen, die Leistungsfähigkeit möglichst lange zu erhalten und am Ende des Tages durch die unterstützenden Maßnahmen für mehr Lebensqualität zu sorgen.

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Welche Beschäftigung bietet sich für ältere Hunde an & worauf ist bei der Umsetzung zu achten?

Vieles ist möglich, es kommt dabei aber auf Intensität in Einklang mit ausreichender Erholung etc. an.

Hundesport, Alltagsaktivitäten und sonstige Beschäftigung für den Seniorhund

Alles was wir bis dato beschrieben haben, sind Umstände, die zu gegebener Zeit in aller Regel zu einem gewissen Maß auftreten und einen Bedarf nach Veränderungen und Anpassungen im Hundealltag mitbringen. Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass euer Hund nur noch das Haus hüten sollte und zu keiner Beschäftigung mehr in der Lage ist. Ganz im Gegenteil! 

Es geht darum, den Malaisen, ersten Blessuren und Narben des Lebens zwar Tribut zu zollen, aber mit den richtigen Beschäftigungsformen und Aktivitäten für wohldosierte Belastungen zu sorgen, damit der Hund nicht vollkommen einrostet und auch vom Kopf her möglichst lange fit bleibt. 

Dafür müssen je nach Umstand und Hund, die Intensität, Intervalle, Belastungsformen etc. auf die veränderten Rahmenbedingungen hin adjustiert werden, z.B. können die Strecken bei Spaziergängen verkürzt und vom Anforderungsprofil anders gestaltet werden. Warum unbedingt den älteren Hund unnötig Berg- und Talläufe absolvieren lassen, wenn es auch ein 15-minütiger Auslauf im nahegelegenen Park auf ebenerdigen Wegen tut und schonender für den Bewegungsapparat und das Herz-Kreislaufsystem des Hundes ist. Ein wenig Abwechslung durch regelmäßig andere Wegstrecken ist besonders für die Förderung des Erkundungsverhalten durch neue und wechselnde Eindrücke von Vorteil, da der Hund unterwegs neugierig seine Umwelt mit all seinen Sinnen aufsaugt und damit speziell in Sachen Hirnleistung gefordert wird.

Ebenso kann es durchaus angebracht sein, die bisher so geliebte Hundewiese mit den befreundeten Artgenossen zum Spielen, Toben und Raufen und den damit verbundenen Sozialkontakt zu meiden oder reduzieren, da dem Seniorhund die Hundebegegnungen zu stressig, dem körperlichen Zustand nicht zuträglich sind, er sich also nicht mehr so ungezwungen einbringen und voller Energie mitspielen kann, zuweilen vielleicht bereits etwas nachdrücklicher auf zu viel Nähe reagiert hat, da es ihm einfach zu viel unter den gegebenen Umständen geworden ist. Um weiterhin dennoch genug Sozialkontakt zu haben, sind zu diesem Zeitpunkt konkrete Verabredungen mit Hund-Mensch-Gespannen sinnvoll, denen es genauso ergeht oder aber die einen ruhigen, einfühlsamen und ausgeglichenen Zeitgenossen mitbringen, wo der entspannte Kontakt und nicht das Laufen und Herumtoben im Vordergrund steht.

Des Weiteren werden die bisherigen Aktivitäten, denen der Seniorhund lange Zeit mit großer Leidenschaft nachgegangen ist, er jede Aufgabe und Herausforderung mühelos umsetzen und meistern konnte, passé sein. Denke man hier beispielsweise an den Hundesport, seien es Sprünge oder Drehungen, Sprints oder Langstreckenläufe beim Agility, Turnierhundesport, Treibball oder Flyball, so werden diese Belastungen für Körper und Geist irgendwann unangemessen sein, da sie das Wohlbefinden und die Gesundheit zu stark belasten und damit gefährden. 

Dennoch gibt es auch in diesem Bereich sinnvolle Alternativen, wie das Trickdog, Crossdogging, Degility, Jagility oder Agility Hoopers, wo die Übungen an das jeweilige Leistungsniveau der Hundepersönlichkeit angepasst wird und der Spaß bei der gemeinsamen Umsetzung mit dem Halter im Fokus der Veranstaltung steht. 

Ist der Seniorhund noch rüstig, körperlich gut beieinander und seine Sinne funktionieren tadellos, so bieten sich auch die Hundesportarten Fährtenarbeit, Dummytraining, Mantrailing, Obedience, Wasserarbeit und Zielobjektsuche (ZOS) je nach Hundeindividuum und Rasse an. Denn hierbei wird der Bewegungsapparat geringfügiger belastet, zumal bei der Ausübung der Disziplinen das Leistungsniveau, Belastungsgrad und Aktionsradius gesteuert und auf die körperlichen und geistigen/mentalen Vorgaben des Hundes eingegangen werden kann. Trotzdem hat man bei diesen Sportarten aber die Möglichkeit gezielte Vorlieben, Qualitäten, Triebe und Instinkte des Hundes im Allgemeinen und bestimmter Rassen im Speziellen einzubeziehen, da Geruchssinn/Nasenarbeit, Gehorsam, Führigkeit, Finderwille, Apportierfreude, Wasserpassion etc. gezielt angesprochen und bei der Umsetzung der Trainingsinhalte gereizt werden. Dadurch kann auch der Greis unter den Hunden, vorausgesetzt er ist noch fit und agil, seine Anlagen und Eigenschaften einbringen, sich in gewissen Maß entfalten, Spaß haben und auslasten. Natürlich könnt ihr auch je nach Voraussetzungen, die euer Hund aktuell mitbringt, auch andere Hundesportarten ausprobieren, allerdings unter Einbeziehung eines Expertenrats im Hinblick auf etwaige Belastungen und Gefahren für dessen Physis und Psyche. Letztendlich soll der Vierbeiner Spaß haben, bei dem was er macht ohne dabei seinem Körper und Organismus zu schaden.

Zudem gibt es in den zahlreichen Hundeschulen und bei freiberuflichen Hundetrainern spezielle Kursangebote für Seniorhunde, deren Inhalte sich an den veränderten Bedingungen eines alternden Hundes orientieren und entsprechend wohldosiert ausfallen. Fällt das Aufstehen und Laufen im Allgemeinen schwerer, die Ruhezeiten nehmen zu, so kann man hier gezielt neue Wege gehen und Hund/Halter dennoch beim Lösen bestimmter Aufgaben etwas gemeinsam erleben, was den älteren Hund altersgerecht fordert und fördert. Außerdem ist es Balsam für die Hundeseele und damit gibt es durch die gemeinsamen Erfolge und Erlebnisse viele Pluspunkte für die Bindung und Beziehung zum Vierbeiner. Dabei zielen die Trainingsinhalte auf den Erhalt der Muskulatur und ein wohliges Körpergefühl ab, die Übungen sollen schonend sein und die Gelenke, Knochen und Bänder nicht unnötig belasten, dennoch z.B. durch Gymnastik die Beweglichkeit erhalten und drohenden Muskelabbau durch mangelnde Bewegung vermeiden. Hinzu werden der Kopf und die Hirnleistung des Hundes gezielt angesprochen, mit Such-, Intelligenz- und Denksportaufgaben herausgefordert und ausgelastet. Aber auch das Erlernen und Umsetzen von Hundetricks ist eine beliebte Aktivität, wo das Spielverhalten, Koordination und Gleichgewichtssinn, Mobilität, Körper und Geist beansprucht und angesprochen werden, damit zum Erhalt der Leistungsfähigkeit beitragen. Und das Gute: Jeder Halter bestimmt mit seinem Hund das Tempo und die Intensität, hechelt der Hund oder wirkt erschöpft, so wird eine wohlverdiente Pause eingelegt. 

Kurzum, es geht in dieser Lebensphase nicht mehr um die Wettbewerbsfähigkeit oder dass man irgendetwas beweisen muss, sondern das Programm wird an der individuelle Ausgangssituation mit den vorhandenen Alterserscheinungen und - beschwerden des jeweiligen Vierbeiners ausgerichtet.

Auch zu Hause im Wohnraum oder im Garten lassen sich tolle Hundespiele umsetzen. Besonders Nasenarbeit, Apportierfreude, Geschicklichkeit und Intelligenzvermögen können dabei im Vordergrund stehen. Hier ist ein gewisses Maß an Bewegung mit der Kopfarbeit durch das aktive Suchen von Leckerlies, die man z.B. im Garten oder Haus verstecken kann, eine wunderbare Möglichkeit, den Seniorhund zu beschäftigen und für altersgerechte Auslastung zu sorgen. Seid kreativ, nutzt spezielle Hundeartikel wie Schüffelteppiche/-wiesen aus Stoff in denen Leckerchen/Hundefutter zum Aufstöbern platziert werden oder bastelt eigene Spielgegenstände wie Kartons mit Papier oder alten Klamotten im Innern, wo ihr wiederum Futter zum Suchen verstecken könnt. Ebenso bieten sich hervorragend verschiedene Hundespielzeuge an, in die Futter eingeführt wird, bei denen die geistige Herausforderung im Ausprobieren nach dem Trial & Error Prinzip für den Vierbeiner besteht, da er einen Auslösemechanismus betätigen muss, bis das Trainingsgerät einige Snacks auswirft. Sobald die Bedienung erlernt ist und sicher sitzt, lassen sich die Schwierigkeitsgrade entsprechend anpassen, damit es weiterhin eine spannende Aufgabe bleibt, das Hirn gefordert wird und nicht zur Langeweile mutiert. Auch der Einsatz von Futterdummys/-beutel kann eine willkommene Abwechslung sein, besonders bei Hunden und Hunderassen, die eine große Passion für das Suchen und Apportieren von Gegenständen mitbringen. Dies kann sowohl bei gutem Wetter im Freien, aber auch bei Regen oder in der kalten Jahreszeit Drinnen erfolgen.

Daneben können auf den Hund angepasste Hindernisparcours, wie das Aufstellen von Hütchen, niedrigen Hürden oder Slalomstangen, schonende Bewegungsabläufe in Kombination mit bestimmten Kommandos für die Förderung und den Erhalt der Agilität beitragen. Seine Koordination kann dann beim Balancieren auf einem Holzbalken auf die Probe gestellt werden; achtet dabei aber darauf, dass dieser ausreichend breit und rutschfest ist, damit der Hund nicht wegrutschen oder umknicken kann und die alternden Bänder und Sehnen in Mitleidenschaft gezogen werden. 

Ferner sind das Einstudieren bestimmter Hundetricks oder das Abrufen von bekanntem Verhalten wie Sitz, Platz oder von Elementen aus dem Medical Training wie das Ablegen des Kopfes auf dem Knie oder dem Reichen der Pfote willkommene Abwechslungen, die natürlich mit einem Leckerchen belohnt und das erwünschte Verhalten verstärkt wird. Mit entsprechender Kreativität lassen sich bestimmt noch viele weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für einen älteren Hund in den Alltag integrieren, die die Konzentrationsfähigkeit, Geschicklichkeit, Beweglichkeit optimal und altersgerecht trainieren. 

Bedenkt weiterhin, dass auch etwaige Pflegemaßnahmen und das Füttern je nach Konstitution und Zustand den Hund anstrengen, Energie kosten und demnach erschöpfend sein können, müssen auch diese Alltagsmaßnahmen quasi zum Beschäftigungsprogramm eines Seniorhundes im Hinblick auf die Belastungssteuerung hinzugerechnet werden und ihm im Anschluss eine Ruhephase zugestanden werden. Erholung ist im Alter eben ein ganz wesentlicher Baustein.

Darüber hinaus raten wir allen verantwortungsbewussten Sozialpartnern und Haltern des älteren Seniorhundes je nach Hundeindividuum präventiv frühzeitig darauf achten, dass dieser nicht unnötigerweise ständig Treppen hoch- und runtergescheucht wird, da dabei den Hüften und Ellenbogen extrem zugesetzt wird, was langfristige Schäden nach sich ziehen kann. Gleiches gilt auch für das Ein- und Aussteigen ins KFZ, dass besonders bei schweren Hunderassen in Kombination mit hohen SUVs problematisch ist. Einsteighilfen können hier vorsorglich oder bei bereits bestehenden körperlichen Beschwerden sehr hilfreich sein und die Knochen, Gelenke, Bänder und Sehnen stark entlasten.

Ganz wichtig bei allen Aktivitäten, die tagtäglich für den älteren Hund auf dem Programm stehen, ist die aktuelle Tagesform. Es muss also Tag für Tag auf die Verfassung des Hundes geachtet werden und wenn nötig kurzfristig verzichtet oder Dauer, Umfang, Intensität etc. verändert werden. Fallen euch während der Ausübung der unterschiedlichen Aktivitäten ungewohnte und unangemessene Verhaltensreaktionen auf, die auf Überforderung, Überlastung oder Schmerzen deuten, brecht sofort das Training ab und je nach Symptomatik wie Erbrechen, Krampfen, Zitteranfälle, Koordinationsprobleme, extremes Hecheln oder Kurzatmigkeit sollten alle Alarmzeichen angehen und zügig der Tierarzt konsultiert werden. Sicher ist sicher.

Ähnlich wie bei der Herangehensweise bei Welpen, sollten auch bei älteren Hunden, die Einheiten eher kürzer ausfallen, da sie mitunter nicht mehr in der Lage sind über einen längeren Zeitpunkt ihren Körper, Geist, Sinne, Konzentration einzusetzen, ohne dass man sie überanstrengt und überfordert. Auch hier wollen wir zur näheren Veranschaulichung nochmals auf unsere älteren Mitmenschen als Vergleich verweisen. Nehme ich meinen heute 80-jährigen Vater, für den es bis vor einigen Jahren eine Wohltat war, im Garten zu arbeiten, so fällt es ihm heute erheblich schwerer, sich körperlich und geistig zu betätigen. Der gesamte Tagesablauf wird tagtäglich langsamer erledigt, bereits die tägliche Körperpflege strengt stark an und benötigt eine ausreichende Erholungsphase im Anschluss. Wird das Kaminholz aus dem Garten geholt und der Ofen geschürt, ist die Konsequenz eine ausgedehnte Pause zur Regeneration und Aufladen der Batterien. Nach einem ausgedehnten Frühstück kommt nicht zu Letzt durch den vollen Magen ebenfalls ein leichter Anflug von Müdigkeit auf, wie schön kann dann eine halbstündige Auszeit auf dem wohligen Sessel sein. Nachmittags steht dann in der Regel ein kurzer Spaziergang um den Block im Wohngebiet an, bevor es dann zur Lektüre verschiedener Sachbücher und Krimis geht, bei der er regelmäßig durch das Belasten der Sehkraft einnickt. Das Verreisen ist nahezu komplett eingeschlafen, selbst einstündige Autofahrten zu Besuchen werden möglichst gemieden oder beschränken sich überwiegend auf anstehende ärztliche Besuchstermine, da sowohl die reine Autofahrt, als auch die anstehenden Gespräche konstitutionell zusetzen. 

Zurück zum Seniorhund: Im Grunde ergeht es ihm ähnlich und an dieser Stelle können wir Halter mit einer klaren Struktur und festen Abläufen unseren älteren Hund ideal unterstützen, in dem wir das Tagesprogramm so gestalten, dass zu bestimmten Zeiten Gassirunden, Trainingsübungen, Spiele, Pflege usw. turnusmäßig in kurzen Intervallen ablaufen, was eine gewisse Routine, Kalkulierbarkeit und Verlässlichkeit für den Vierbeiner mitbringt.

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Fazit – Der Hundealltag muss an die Lebensphase angepasst werden

Je nach Hundeindividuum müssen die Rahmenbedingungen umgekrempelt werden.

Gesundheit und Wohlbefinden des Seniorhundes stehen im Fokus

Zusammenfassend wird eines aus den bisherigen Ausführungen klar ersichtlich: Je älter der Hund wird, desto mehr Hilfe und Unterstützung seines menschlichen Partners benötigt er unter Umständen, was ggf. auch mit weitreichenden Zugeständnissen des eigenen Alltags verbunden ist. Der Zeitaufwand für die gesamte Hundebetreuung kann erheblich zulegen, mitunter ist man mehr eingeschränkt, was z.B. etwaige Urlaubsreisen, Shoppingtrips, Kinobesuche oder Einladungen angeht, da man dem Hund etwaige Strapazen durch den Transport ersparen will, aber auch längerfristiges Alleinsein nur bedingt möglich ist. Dies sollte jedem potentiellen Hundehalter vor der Anschaffung bewusst sein, wer A sagt, muss auch B sagen…

Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo das Fell stumpf wird, der Hund stärker riecht, er das Lösen seines Geschäfts nicht immer voll kontrollieren kann und der Analbereich nicht immer sauber ist. Ebenso kann der individuelle Zustand seines Körpers stark in Mitleidenschaft geraten sein, so dass die Gelenke und Knochen ihn bei jedem Schritt schmerzen, jegliche Sprünge, Richtungswechsel und abrupte Drehungen beim Laufen der Vergangenheit angehören, er neben uns beschwerlich humpelt, wodurch die Hunderunde sehr langwierig erscheint oder sein Appetit deutlich nachgelassen hat und die Ernährung mit bestimmten Inhaltsstoffe und Nahrungsergänzungsmittel angereichert werden muss, damit es beim Seniorhund zu keinen Mangelerscheinungen kommt. Sprich das fortschreitende Alter wird früher oder später ganz natürliche Alterserscheinungen nach sich ziehen.

Folglich muss also einiges im Hundealltag in der späten Lebensphase des ergrauten Hundes umgestellt und angepasst werden, damit die Bereiche der artgerechten Haltung an den Bedingungen des Seniordaseins ausgerichtet sind, er würdevoll weiter Altern kann, alles auf das Wohlbefinden des Vierbeiners ausgerichtet ist und die veränderten Strukturen und Inhalte rund um Beschäftigung, Hundepflege, Fütterung etc. sich an den Bedürfnissen und dem individuellen Zustand des jeweiligen Seniorhundes orientieren. Denn nur so kann alles dafür getan werden, dass der alternde Hund möglichst lange fit, konstitutionell stabil und gesund bleibt bzw. mit etwaig vorhandenen Belastungsfaktoren und Beschwerden einen hundgerechten Alltag verleben und genießen kann, voll auf seine Kosten kommt und am Ende des Tages im möglichen Rahmen glücklich und zufrieden ist. 

Frei nach dem Motto: Kümmere dich um deinen tierischen Lebenspartner, sei stets für ihn da, gehe auf ihn und seine Bedürfnisse im Alter ein und bereite ihm durch aktives Zutun einen wohlverdienten Lebensabend. 

Abschließend wollen wir euch noch auf einen weiterführenden Artikel in unserem Magazin mit dem Titel „Mein Hund wird älter, was muss ich beachten?“ aufmerksam machen. Hier findet ihr weitere hilfreiche Informationen und Tipps, welche Bereiche der Haltung bei älteren Hunden ggf. Anpassungsbedarf haben.

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