Degility
Der spaßige Hundesport ohne Leistungsdruck zur Steigerung der Mensch-Hund-Bindung
Von:
Ulf Weber
Zuletzt aktualisiert am: 24.7.2024
Das Wichtigste in Kürze
- Mit Teamwork Hund und Mensch zum Erfolg
- Bindungsfördernde Sportart
- Groß und Klein, Alt und Jung, Rassehunde, Hybridhunde und Mischlingshunde sind willkommen
- Körper und Geist, Konzentration und Koordination, Geschicklichkeit und Beweglichkeit werden trainiert und gefördert
- Schonende Form der Bewegung für Knochen, Gelenke, Sehnen, Bänder
- Muskelaufbau und Muskelerhalt werden gefördert
- Kein Leistungs- und Ergebnisdruck, daher frei von Stress und Überforderung
- Gesundheit, Fitness, Vitalität, Wohlsein und Spaß stehen im Fokus
Degility ist ein Sport für fitte und weniger fitte ebenso wie für junge und alte Hunde und Menschen, bei dem Spaß und Bindungsaufbau, nicht aber Leistungsdruck und Wettkampf im Fokus stehen. Hier erfahrt Ihr alles über diese Hundesportart.
Was ist Degility?
Degility ist eine innovative Hundesportart, mit der der Hund auf körperliche und geistige/mentale Weise gefordert und gefördert wird. Das Konzept hinter dem Hundesport Degility ist eine Kombination aus Agility light und Gehorsam, da Hund und Hundeführer den Parcours gemeinsam absolvieren. Und der Clou: Agility wird auf das Leistungsniveau des Hundes angepasst - denn Spiel, Spaß und Sport ohne Stress, Ergebnis- und Leistungsdruck stehen beim Degility im Vordergrund.
Die Ziele von Degility sind den Hund zu bespaßen, art- und rassegerecht unter Einbeziehung seines individuellen Leistungslevels schonend und dosiert auszulasten, damit die Gesundheit, Fitness, Vitalität und letztlich das Wohlbefinden gestärkt werden.
Ferner werden durch die Übungen beim Degility und die gemeinsame Zeit von Hund und Mensch auf dem Hundeplatz, die physische und psychische Mobilität gefördert, sowie die Beziehung und Bindung des Hund-Mensch-Gespanns durch den Teamgeist weiter ausgebaut und stabilisiert.
Da auch Hunde mit Einschränkungen, Behinderungen und Vorerkrankungen für den Erhalt ihrer Lebensqualität auf angemessene Weise Bewegung und Kopfarbeit brauchen, haben auch Hunde mit diversen Belastungen beim Degility die Chance, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu bewegen und kognitive Aufgaben zu lösen. Auch auf Grunde dessen ist Degility bei zahlreichen Hundehaltern, Veterinärmedizinern, Physiotherapeuten, Hundetrainern, Verhaltenstherapeuten etc. so beliebt und wird aktiv von den Fachleuten als geeignete Form der Beschäftigung empfohlen.
Es geht also beim Degility primär darum, einfach dabei zu sein - nicht mehr und nicht weniger. Es werden keine Ergebnisse gefordert, keine Zeitlimits gesetzt, keine Höhen oder Weiten vorgegeben, noch stehen Hund und Mensch im Wettbewerb mit anderen Teams. Hat der Hund beim Degility keine Lust auf eine Übung oder setzt sie nur bedingt korrekt um, ist dies überhaupt kein Problem. Alles ist quasi erlaubt. Hauptsache der Hund kann sich an diversen Aufgaben unter Berücksichtigung seiner natürlichen Bedürfnisse erfreuen und seinen individuellen körperlichen, geistigen, seelischen und mentalen Nutzen daraus ziehen. Dabei soll der Hundeführer aktiv seinen Hund unterstützen und ihn loben, motivieren und aufbauen. Damit wird das Selbstbewusstsein des Hundes gestärkt und positiv auf dessen Persönlichkeit Einfluss genommen.
Im Grunde kann Degility im Rahmen der Freizeitaktivitäten mit etwas Kreativität und den nötigen Ausrüstungen im eigenen Garten ausgeübt werden. Einfacher geht es aber natürlich auf dem Trainingsgelände der Hundeschule, die Degility als Kurs anbietet.
Der Hund kann mit seinem Hundeführer frei und nach Gutdünken den Parcours und die einzelnen Stationen wie er will absolvieren. Dabei stehen wie beim Agility Wippen, Tunnel, Balken, Hängebrücke etc. auf dem Programm, die aber in Ruhe und mit höchster Konzentration im Gegensatz zum Agility, wo es auch um die besten Zeit geht, bespielt werden. Ferner gibt es Übungen, die Wackeldackel und Labyrinth heißen und den Hund jeweils auf andere Weise, aber stets schonend und stressfrei fordern.
Degility: Geschichte
Die Geschichte um Degility im Kurzüberblick
Wie enstand Degility?
Degility wurde 2001 in der Hundeschule „Hundezentrum Aller – Leine- Tal“ unter anderem von der heutigen Markeninhaberin Daniela Kohn als Alternative zu wettkampforientierten Hundesportarten entwickelt. Ziel war und ist es, für Hunde und Hundehalter von topfit bis hin zu denen, rasse-, handicap- oder altersbedingt, keine Sportskanonen sind sowie denjenigen Hund-Mensch-Teams, die an Wettkampfsportarten uninteressierten sind, einen auslastungs- und spaßorientierten Hundesport anzubieten. Umgesetzt wird das im Degility, da hier kein Fokus auf Geschwindigkeit und akkurates Arbeiten liegt und somit kein Leistungsdruck wie bei anderen Sportarten wie Mobility oder Agility aufgebaut wird. Ziel ist die erfolgreiche Bindungsarbeit über den reinen Spaß am gemeinsamen Lösen von Aufgaben und dem Erleben sportlicher Aktivität.
Wie weit verbreitet ist Degility?
Heute wird Degility vor allem in Deutschland von vielen Hundeschulen angeboten.
Was sind die Ziele & Voraussetzungen von Degility?
Was sind die Ziele der Ausbildung und die Unterschiede zu ähnlichen Hundesportarten?
Wie in der Entstehungsgeschichte schon beschrieben, stellt Degility eine Beschäftigungsart dar, die ohne Wettkämpfe, Punkte und Leistungsdruck auskommt. Sprichwörtlich stellt der Weg, also das Training, auch das Ziel dar. Inspiriert von Agility, bei dem es primär um Geschwindigkeit geht, und Mobility, bei dem es um exakteste Ausführung geht, wird zwar ein Hindernisparcours oder besser: Aufgabenparcours mit Geräten aus beiden und noch viel mehr Welten aufgebaut. Durchlaufen wird er allerdings in der Geschwindigkeit sowie der Art und Weise, in der es den Hunden und ihren Menschen mit Spaß und Erfolg möglich ist.
Neben dem Spaß an der Sache zahlt Degility stark auf die geistige und körperliche Gesundheit Deines Hundes ein. Einerseits wird nämlich sein Bewegungsdrang bedient wobei andererseits auch geistig anspruchsvolle Aufgaben gelöst werden können. Hier sind in der Zusammenstellung der Parcours der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Genau diese Vielfalt an Geräten und Elementen erlaubt es, einen individuell auf die geistigen und körperlichen Bedürfnisse Deines Hundes abgestimmten Trainingsplan zu absolvieren. Das reicht von langsam zu arbeitenden Aufgaben, die sich zur Beruhigung der jungen Wilden nutzen lassen bis hin zu fast physio-therapeutischen Übungen, wie der Wackelplattform, auf der der Hund sein Gleichgewicht halten muss und die den Muskelaufbau des Hundes auch nach Verletzungen, im Alter oder in der Jugend fördern. Hierüber kannst Du Dich auch mit Deinem Tierarzt austauschen.
Wie jede gemeinsame und vor allem allen Beteiligten Spaß machende Beschäftigung, fördert Degility das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Bindung zwischen Dir und Deinem Vierbeiner. Darüber hinaus hilft es Dir Deine Körpersprache so auszubauen, dass Deine Fellnase Dich besser versteht und daher auch mehr auf Dich und Deine Körpersprache zu achten. So wird die Kommunikation zwischen Hund und Mensch ebenso gestärkt wie der Gehorsam, für den der Aufbau von Kopplungen aus Signalen und einem bestimmten Verhalten durch positive Verstärkung wichtig sind. Die Lösung neuer Aufgaben stärkt last but not least das Selbstvertrauen des Hundes, vor allem auch bei Aufgaben, die seine Ängste ansprechen, wie beispielsweise das aus an Schnüren aufgehangenen Dosen bestehende Hindernis, das kaum ohne eine gewisse Lärmentwicklung zu durchlaufen ist.
Anforderungen an Hund und Mensch
Die Anforderungen an Hund und Mensch sind in vier Worten ausgedrückt: Ihr müsst Bock haben! Diese Art der Beschäftigung ist für jedes nur erdenkliche Hund-Mensch-Team geeignet, das Lust auf gemeinsame Beschäftigung ohne Leistungsdruck hat, egal, ob Ihr beide fit wie die Turnschuhe oder aus welchen Gründen auch immer nicht oder nicht mehr zu den olympiareifen Leistungssportlern des Landes zählt.
Geeignete Rassen für Degility
Degility: Ablauf des Trainings
Benötigte Ausrüstung
Beim Degility sind Eurer Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Ihr könnt aus einem breiten Spektrum an Geräten wie Hängebrücken, Labyrinthen, Wippen, gefederte und damit wackelige Plattformen, Röhren und Tunnel etc. wählen und diese kaufen oder auf dem Hundeplatz verwenden. Einige Geräte können auch selber einfach nachgebaut werden. Hier eine kleine Auswahl von Gegenständen, die Du einfach nachbauen und im täglichen Ablauf verwenden kannst:
Ein Hürdenhindernis kann aus Pylonen und Stangen oder Besenstielen gebaut werden. Die Pylone dienen als Ständer und Stangen als Hürden, die durch Löcher in den Pylonen geschoben werden. Da die Stange parallel zum Boden stehen und nicht zu hoch hängen sollte, muss hierauf schon beim Bohren der Löcher in die Pylone geachtet werden. Auch sollte das Hindernis leicht kippen können, damit der Hund nicht gegen ein festes Hindernis prallt.
Das Dosenhindernis: Man baue einen Türrahmen, der fest auf dem Boden steht, beispielsweise aus Holz. Oben befestigt man Fäden unterschiedlicher Länge, an denen jeweils mehrere Dosen hängen. Geräuschempfindliche Hunde können hier eine Konfrontationstherapie machen und lernen, dass sie selbst auch Geräusche verursachen und diese nicht schlimm sind.
Stabile Kunststoffkisten können mit dem Boden nach unten oder oben als Berg-und-Tal-Hindernis angeordnet werden.
Gerüstbohlen können als Brücken verwendet werden.
In der Tabelle unten findest Du ein paar Degility-Geräte als Produktempfehlung, falls Du nicht selber bauen, sondern zügig mit Deinem Hund aktiv werden möchtest.
Degility-Geräte & Ausrüstung - Produktempfehlungen
Training im Alltag
Wenn Du anhand der oben exemplarisch aufgezählten Hindernisse und Aufgaben sehen kannst, ist es mit ein wenig Kreativität und handwerklichem Geschick leicht möglich, viele der Hindernisse selbst zu bauen. Selbst, wenn Dir kein großer Platz zur Verfügung steht, gibt es einige Aufgaben, die nicht viel Platz in Anspruch nehmen und als Einzelübung auch daheim trainiert werden können. Generell ist aber Degility, ähnlich wie auch Agility, eher ein Hundesport für den Hundeplatz einer Hundeschule.
Training im Hundesportverein / Hundeschule
Auf dem Trainingsplatz einer lizenzierten Degility Hundeschule steht die komplette Bandbreite an Geräten und Hindernissen zur Verfügung, sodass hier komplette Parcours erstellt und das Training auf Deinen Hund angepasst werden kann. Außerdem stehen Euch dort erfahrene Trainer mit hilfreichen Tipps und Tricks zu Seite, wenn etwas mal nicht auf Anhieb klappt und Du am Ende Deines Lateins in Sachen Hundeerziehung bist.
Prüfungen & Tuniere beim Degility
Entsprechend der Philosophie dieser Hundesportart, die rein die Gesundheit, die artgerechte Auslastung und damit den Spaß an der Sache in den Vordergrund stellt, werden weder Wettbewerbe noch Prüfungen für Degility angeboten. Auf diese Weise kann ein übertriebener Ehrgeiz auf der menschlichen Seite gar nicht erst entstehen.
Anbieter
FCI: Nein
Mit VDH/FCI verbunden:
Sonstige: Hundezentrum Aller-Leine-Tal & Degility Inh. Daniela Kohn
Degility: Gesundheit & Fazit
Wichtige Gesundheitstipps für Degility
- Der Hund sollte vom Tierarzt gesundheitlich auf "Herz und Nieren" geprüft sein, bevor es mit dem Hundesport losgehen kann!
- Achtsam auf kommunikative Signale des Hundes während der Sportübungen achten, um das situative Befinden und Wohlergehen im Auge zu haben.
- Vorsicht vor physischer und mentaler Überlastung & Übertreibung beim Hundesport!
- Kranke und verletzte Hunde sollten keinen Hundesport ausüben!
- Pausen einplanen (auf angemessene Erholungsphasen und Entschleunigung achten)
- Zwang hat im Hundesport nichts verloren!
- Vorsicht bei hohen Temperaturen (Hitzegefahr)
- Intensität und Schwierigkeitsgrad langsam steigern
- Aufwärmprogramm (dynamische Übungen zur Vorbereitung auf die Belastungen) mit dem Hund beim Hundesport absolvieren
- Auf ausreichende Wasserversorgung und etwaige Energiezufuhr während des Hundesports achten!
- Der Hund muss körperlich voll entwickelt sein
- Kein Hundesport mit trächtigen und säugenden Hündinnen!
- Hat der Hund Übergewicht, ist die Belastung für den Bewegungsapparat und gesamten Organismus höher!
- Gesundheit, Fitness und Vitalität beim Hund müssen für den Hundesport stimmen
- Erhöhtes Risiko für Kreuzbandriss bei kastrierten Hunden, jüngeren Hunden und Hunden mit Übergewicht!
- Regelmäßiger Check-up bei einem Physiotherapeuten
- Cool Down nach dem Hundesport
- Bei eingeschränkten (Behinderungen, Arthrose, HD, ED etc.) und älteren Hunden (Seniorhunden) auf angemessene Hundesportarten ausweichen (z.B. Crossdogging, Degility, ZOS)
- Stets auf adäquates Equipment beim Hundesport achten, um die Verletzungsgefahr und physische Belastung auf den Hund zu minimieren
Gesundheitsrisiken
Das hehre Ziel des Degility liegt genau darin, Gesundheitsrisiken für die Vierbeiner zu minimieren, ihnen dabei aber dennoch körperliche und geistige Auslastung zu verschaffen. Bei den meisten Hundesportarten ist das ähnlich, wobei das Verletzungsrisiko der Hunde durch den Ehrgeiz ihrer Halter, bei Turnieren viele Punkte zu machen und den damit verbundenen Leistungsdruck und entsprechenden Trainingsmethoden, stark gesteigert wird. Dieser Faktor wird beim Degility gezielt unterdrückt, da es gar keine Turniere gibt.
Im nun noch als Risikofaktor verbleibenden Training wird das Verletzungsrisiko weiter minimiert, da die Parcours generell riskante Hindernisse vermeiden und die Vierbeiner nicht jede Station abarbeiten müssen. Somit können diejenigen Stationen umgangen werden, die einem körperlich schon vorbelasteten Fellnase körperlich schaden könnte.
Insgesamt kann man den Physiotherapeuten und Verhaltenstherapeuten glauben wenn sie dem Degility bescheinigen, ein durchwegs gesunder Hundesport mit guten und sanften Trainingsmethoden auch für gehandicapte Hunde zu sein, die die Welt der Hundeerziehung nicht nur bunter macht, sondern sie sinnvoll ergänzt.
Weitere wichtige Infos, Tipps und To-dos rund um mögliche Sportverletzungen, Risiken, Symptome etc., hat unsere dogondo-Tierärztin, Vanessa Lässig, in einem ergänzenden Artikel zusammengestellt.
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