Mein Hund wird älter, was muss ich beachten?

Wenn der Hund alt wird sind einige Dinge zu beachten und zu verändern

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Zuletzt aktualisiert am: 13.6.2022

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Vom Welpen zum Junghund, vom erwachsenen Hund zum Seniorhund. Im Verlauf seines Hundelebens durchläuft der Vierbeiner sehr unterschiedliche Lebensphasen. Dazu gehört auch, dass der Hund unweigerlich altern und die späteren Lebensphasen mit all ihren Nebenwirkungen und Alterserscheinungen erreichen wird.

Was bedeutet das für die artgerechte Haltung, für die physischen und psychischen Veränderungen des Hundes und was kann der Halter aktiv zur Unterstützung tun?

Die Haltebedingungen müssen sich den Lebensumständen und dem jeweiligen Lebensalter bzw. der Lebensphase des Hundes anpassen. Die Bedürfnisse des Hundes verändern sich stetig mit dem Älterwerden, jede Hundepersönlichkeit zeigt andere Begleiterscheinungen und kommt anders mit dem Altern parat.

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Die ersten Lebensphasen des Hundes

Der Hund wird erzogen, ausgebildet und zum vollwertigen Hund großgezogen.

Vom Welpe über den Junghund zum erwachsenen Hund.

Viele Hundebesitzer entscheiden sich ganz bewusst für den Welpenkauf beim Züchter und gegen eine Adoption eines ausgewachsenen Hundes aus dem Tierheim, da sie das tierische Familienmitglied von klein auf in allen Punkten aufwachsen sehen wollen und aktiv in die Persönlichkeitsbildung des neugeborenen Hundes eingreifen möchten. Sprich, sie wollen von null mit dem Welpen loslegen, alle Lebensphasen hautnah miterleben, ohne dass der Hund bereits durch eine Vorgeschichte geprägt ist.

Damit übernimmt der entsprechende Hundebesitzer viel Verantwortung, denn die Aufgaben auf dem Weg zum erwachsenen Hund sind vielfältig und herausfordernd. Alleine die Welpenaufzucht in den ersten Wochen und Monaten verlangt viel Wissen, Zeit, Engagement, Geduld und Fingerspitzengefühl, um den Welpen in die Familie optimal zu integrieren, ihn seine neue Welt entdecken zu lassen und dabei umfassend zu prägen, habituieren und sozialisieren, damit er bestmöglich auf sein weiteres Hundeleben vorbereitet wird und dafür das notwendige Rüstzeug vermittelt bekommt. Hinzu kommen die Erziehung und Ausbildung u.a. mit Grundgehorsam (Sitz, Platz, Hier, Komm, Aus u.a.), Stubenreinheit, Beißhemmung, Leinenführigkeit, Freifolge, sicherer Rückruf, das Herantasten an die Hundepflege, Ernährung, Gesundheit etc.. Um euch ein besseres Bild über den Aufwand und die verschiedenen Aufgabenfelder zu machen, raten wir euch unseren gesonderten Leitartikel "Die Entwicklungsphasen von Hundewelpen" zu lesen.

Neben den vorgenannten Punkten ist ein ganz wesentlicher Bestandteil das eigene Verhältnis Hund/Halter. Denn mit einer intakten, harmonischen und vertrauensvollen Beziehung, bei der sich beide Seiten stets aufeinander verlassen können, werdet ihr alle Herausforderungen im Hundealltag meistern. Eine starke und feste Bindung ist für ein funktionierendes Hund-Mensch-Team Grundvoraussetzung. Warum dem so ist und was alles auf dem Weg dahin zu tun ist, erfahrt ihr in unserem ergänzenden Magazinbeitrag "Der Bindungsaufbau zwischen dem Welpen & Mensch".

Um den Welpen und Hund bei allen gemeinsamen Aktivitäten und Beschäftigungen, wie auch sein sonstiges Verhalten und Handeln im Alltag verstehen zu können, ist ferner ausreichendes Basiswissen über das Ausdrucksverhalten des Hundes erforderlich. Denn nur so könnt ihr seine Körpersprache, Mimik und Gestik situativ richtig einschätzen und deuten, um angemessen darauf eingehen und reagieren zu können. Damit einher geht auch die Kommunikation zwischen Welpen/Hund und seinem Herrchen. Je besser sich beide Kommunikationsparteien und ihre Art und Weise des miteinander Kommunizierens kennen, desto einfacher ist es miteinander zu interagieren und das Anliegen, die Bedürfnisse und Stimmungen des jeweiligen Sozialpartners zu verstehen.

Wie wollt ihr ansonsten später im Alter des Hundes erkennen, ob ihn irgendwelche Malaisen generell beschäftigen, er bei einem Spaziergang körperlich an seine Grenzen stößt und im Sinne seiner Gesundheit die Runde abgebrochen werden sollte, oder beim Spielen auf der Hundewiese mit einem Artgenossen das Treiben des anderen Hundes einfach zu viel des Guten ist? Euer Hund teilt sich durch seine Hundesprache garantiert mit, ihr müsst nur ausreichend aufmerksam sein, genau hinschauen und die Fähigkeit besitzen, die kommunikativen Inhalte korrekt aufzufassen.

Mit jeder Woche und jedem Monat, die der Welpe älter wird, verschieben sich die Beschäftigungsformen und die eigentliche Verwendung des Vierbeiners rückt mehr in den Vordergrund.

Waren es bisher doch eher nur kurze Einheiten, die mit dem Welpen gearbeitet, trainiert und gespielt werden konnten, um ihn nicht zu überfordern und ausreichende Ruhepausen zu gönnen, so verlangt der jugendliche Hund nun deutlich mehr Aktivität, denn er strotzt nur so vor Kraft, Aktionismus und Agilität.

Es ist ein richtiger Schub körperlich wahrzunehmen, der Junghund wächst rasant, nimmt an Körpergewicht zu, hat einen völlig anderen Energiebedarf, der mit qualitativ hochwertigem Hundefutter aufgefüllt werden will. Sowohl im Zusammenleben im eigenen Rudel werden die Grenzen durch das pubertäre Alter immer wieder mal getestet, aber auch bei den Hundebegegnungen geht es ab und an etwas ruppiger zu. Die Halbstarken erreichen biologisch betrachtet beim Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter ihre Geschlechtsreife, sind aber kopfseitig bei weitem noch nicht am Ende des Reifeprozess angelangt. Dies kann dann durchaus nervenaufreibend und anstrengend für Halter und Hund werden.

Die körperliche Ausgereiftheit und damit die rassenspezifische Größe wird häufig bereits im Alter von 1 Jahr rassenübergreifend erreicht, wohingegen die Persönlichkeitsentwicklung deutlich länger benötigt. Ihr wollt mehr an der Stelle darüber erfahren? Nur zu: Alle relevanten Infos über die einzelnen Entwicklungs- und Lebensphasen des Hundes, haben wir ausführlich in unserem Artikel "Wie lange dauert es, bis mein Welpe ein ausgewachsener Hund ist?" abgehandelt.

Je nachdem wie der Vierbeiner verwendet wird, schaut nun der Alltag aus. Denn ausreichende physische und psychische Auslastung sind ein bedeutender Bestandteil der artgerechten Hundehaltung. Es geht darum, rassenspezifisch den Hund zu beschäftigen und regelmäßig zu fordern, damit seine Instinkte und Triebe angesprochen und gereizt werden, er sich also voll mit all seinen Stärken und Wesensmerkmalen einbringen und entfalten kann.

Aber auch hier gilt es bereits perspektivisch zu denken, so wie es für jedes Hundeindividuum wichtig ist, ihn art- und rassengerecht einzusetzen und zu beschäftigen, muss aber auch in Sachen Intensität und Belastung darauf geachtet werden, dass der Vierbeiner nicht überfordert wird und ihm genügend Ruhephasen zugestanden werden. Das Schlaf- und Ruhebedürfnis eines Hundes ist hoch, wie ihr durch die Lektüre unseres Artikels "Wieviel Ruhe und Schlaf braucht ein Hund?" erfahren werdet. Zudem verarbeiten die Hunde alles Erlebte in ihren Schlafzeiten, bauen Stress ab und tanken in den Auszeiten ihre Energiereserven wieder auf, um körperlich und geistig/mental zu regenerieren und dann wieder in gewohnter Manier einsatzfähig zu sein.

Hierzu ein Tipp: Es gibt Hunde und Hunderassen, die dazu neigen, bis aufs Äußerste ihrer Leistungsfähigkeit aktiv zu sein. Achtet auf euren Vierbeiner und bringt ihn dazu, sich seine Auszeiten zu nehmen. Manche Hunde brauchen auch hierfür die aktive Unterstützung ihres Rudelführers, der ihnen eine Auszeit anordnet. Hunde sind immer auf absolute Höchstleistung, Arbeitswillen und -eifer gezüchtet worden, so dass ihnen teilweise das Nachkommen ihres natürlichen Ruhe- und Schlafbedürfnis, abhandengekommen ist.

Kurzum, zu wenig Schlaf, Pausen und regenerative Phasen auf Dauer werden schlimme gesundheitliche Schäden mitbringen und zu Lasten der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit gehen.

Worauf ist als verantwortungsvoller Hundebesitzer weiterhin zu achten, was auf die Stabilität der Gesundheit, gesamten physischen und psychischen Konstitution und folglich der Lebenserwartung des Hundes mittel- und unmittelbar einzahlt?

Einerseits sind dies die gesamten Haltebedingungen, die artgerecht und rassenspezifisch sein sollten und den Bestimmungen der Tierschutz-Hundeverordnung entsprechen müssen. Dazu zählt auch ein respektvoller Umgang mit dem Hund, genügend Zuwendung und Zuneigung, damit der Vierbeiner sich wohl und geborgen fühlt.

Ferner spielt eine ausgewogene und gesunde Ernährung eine große Rolle, damit der Hund mit allen notwendigen Nährstoffen ausreichend versorgt wird. Dabei muss das Hundefutte an die Bedürfnisse des Lebensalters, Gesundheitszustand und Aktivitätsgrad angepasst werden, um eine Unter- und Überversorgung zu vermeiden. Untergewicht und Mangelerscheinungen sind ebenso gefährlich wie Übergewicht.

Regelmäßige und angemessene Hundepflege zahlt ebenfalls auf die Gesundheit, neben einem attraktiven und gepflegten Aussehen, ein. Welche Pflegemaßnahmen und entsprechender Aufwand je nach Hund auf euch zukommt, könnt ihr in unseren Rassebeschreibungen detailliert nachlesen.

Abschließend ist der Bereich der tiermedizinischen Versorgung zu nennen. Geht regelmäßig mit eurem Hund zu etwaigen Check-ups und Kontrolluntersuchungen, damit der Vierbeiner auf Herz und Niere untersucht wird und mögliche Krankheiten oder Verletzungen frühzeitig entdeckt, diagnostiziert und behandelt werden können. Zudem gehören die gesetzlich vorgeschriebenen Impfungen und Behandlungen mit Antiparasitika zu einer umfassenden Gesundheitsvorsorge dazu.

So wie es auch bei uns Menschen der Fall ist, sollte körperlich und geistig/mental kein Raubbau mit dem Hundeindividuum betrieben werden. Ein ausgewogenes Verhältnis an Belastung und Schonung ist nötig, gepaart mit allen anderen Faktoren und Aufgaben der artgerechten Hundehaltung, um möglichst lange einen fitten, gesunden und stabilen Hund an der Seite zu haben. Und nach dieser Prämisse sollte im Idealfall ab dem Welpenalter gelebt werden, da hier die Weichen und das Fundament für das gesamte Hundeleben gelegt werden. Die ersten Altersbegleiterscheinungen werden so oder so früher oder später auf sich aufmerksam machen und den Alltag des Hundes mitbestimmen. Ihr könnt aber durch eure aktive Unterstützung alles dafür tun, um den Alterungsprozess positiv zu beeinflussen, damit möglichst die ersten altersbedingten Problemchen lange auf sich warten lassen.

Wisst ihr eigentlich wie hoch die Lebenserwartung eines Hundes ist und welche Faktoren diese beeinflussen? Die Antwort darauf findet ihr in unserem Magazinbeitrag "Die Lebenserwartung von Hunden".

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Der Lebenszyklus des Hundes erreicht die ältere Lebensphase

Früher oder später, je nach Hund, klopft das Seniorenalter an.

Der Hund wird mit jedem Tag älter und weiser

Die ersten Monate und das erste gemeinsame Jahr mit dem Hund rast förmlich an euch vorbei. Die Zeit war mit schönen und glücklichen Momenten gespickt, es gab Höhen und Tiefen, wie es mit einem jungen Wesen, dass es zu erziehen und zu formen gilt, nicht anders zu erwarten war. Rund um sind wichtige Meilensteine auf dem Weg zum ausgewachsenen und erwachsenen Hund geschafft und der Alltag ist fest mit Aktivitäten zur Auslastung und den sonstigen Kernbereichen der artgerechten Hundehaltung strukturiert.

Tag ein, Tag aus, häufig dieselben Abläufe und so vergehen Jahr um Jahr - und euer treuer Hundepartner wird älter und älter.

Hier und da kann man den Zahn der Zeit auch gut beim eigenen Hund nagen sehen, die ersten grauen Haare am Fang und im Bauchbereich wachsen unaufhörlich, aus dem jungen, stürmischen, lebhaften und energiegeladenen Rüden wird ein ruhiger, ausgeglichener und in sich ruhender älterer Herr. Eben ein Seniorhund.

Das gesamte Verhalten hat sich verändert. Früher tobte, raste und raufte der Hund mit den Artgenossen auf der Hundewiese und konnte nicht genug bekommen, um sich völlig auszupowern. Heute ist schnell der Punkt erreicht, dass ein nachwachsender Jüngling ihn mit seinen Spielaufforderungen nervt und der Senior kurz unmissverständlich den jungen Hund in die Schranken weisen muss, da er keine Lust hat und vor allen Dingen dem Tempo und der Spielintensität nicht mehr gewachsen ist. Er genießt einfach seine Ruhe und will in Frieden gelassen werden. Körper und Geist sind eben nicht mehr auf dem Stand eines Junghundes, sondern der Hund ist reifer, weiser und körperlich älter.

In den ersten Jahren war es stets ein Spießrutenlauf mit dem Hund im Feld oder Wald spazieren zu gehen. Trotz aller Hundetrainings und ständiger Übungseinheiten, versagte ein ums andere Mal der sichere Rückruf, wenn der Hund eine Wildspur aufstöberte oder es gar zu einem direkten Sichtkontakt mit einem Reh kam. Weg war er, ausgebüchst und jedes Mal die Sorge um den Hund und etwaige rechtliche Probleme auf Grund von Wilderei, wenn der das Beutefangverhalten angestachelt von seinem Jagdtrieb auslebte. Heute trabt der Vierbeiner gelassen und behäbig ohne Leine an eurer Seite, nimmt die Außenreize kurz wahr, blickt auf, dreht ab und läuft seines Weges weiter. Welche ein Unterschied.

Aber auch Zuhause sind die Veränderungen im Alltag wahrzunehmen. Inzwischen nimmt der Seniorhund sich mehr Auszeiten und zieht sich an einen Rückzugsort zurück, um zu ruhen und faulenzen. Er braucht mehr Pausen zwischen den Aktivitäten und Beschäftigungen, um sich zu erholen und regenerieren. Oft fehlt auch einfach die Lust an Dingen, die früher für ihn eine willkommene Abwechslung darstellten. Es ist im gesamten mühsamer, ihn zu motivieren.

Genauso sind die Zeiten vorbei, in denen der Rüde ständig am Rockzipfel von Frauchen und dem Hosenbein von Herrchen hing, die Nähe und Wärme mit Streicheleinheiten, Knuddeln und Kontaktliegen aktiv einforderte. Auch nicht jede Heimkehr vom Einkauf wird mit Aufspringen, Bellen und einer Begrüßungszeremonie befeuert, heute bleibt er auf seinem Platz, spitzt die Ohren und schaut neugierig Richtung Haustür. Kommt eine vertraute Person nach Hause, nimmt er dies aufmerksam wahr und der Kopf wird wieder zum Verweilen abgelegt.

Ging es früher in den warmen Sommermonaten ständig in den Garten und der Hund schnappte sich vor Freude sofort den nächsten Gegenstand, um folgend seine Bezugsmenschen zum Spielen zu bewegen, oder er schnupperte und schnüffelte ständig hier und da auf seinen Erkundungstouren umher, so reicht heute ein Schattenplatz zum Abliegen und Dösen.

Rückte in den ersten Monaten und Jahren die Fressenszeit näher, so wurde der Hund schnell unruhig, da die leeren Energiereserven bereits nach Fressen schrien. Kaum bewegte sich Herrchen oder Frauchen in Richtung Vorratsraum, gab es kein Morgen mehr und der Hund bedrängte vor Aufregung und erhöhtem Stresspegel seine Futterstelle, bis das der Napf gefüllt auf dem Boden stand und endlich die Freigabe zum Fressen ertönte. Da musste die Impulskontrolle täglich großes leisten, um bis zum Freigabesignal auszuharren. Schlürf und Schmatz, da war der Napf schon wieder leer und das Futter förmlich aufgesaugt. Aber auch das Fressverhalten hat sich kolossal gewandelt, heute bleibt auch schon einmal ein Teil des Hundefutters im Napf zurück, die Portionen sind kleiner, die Inhaltsstoffe auf das Alter abgestimmt und es wird auch eher gemächlich das Zubereiten der Mahlzeit beobachtet, hin und wieder kritisch beschnuppert und nur noch sehr ausgewählte Sorten gefuttert.

So ändern sich eben die Zeiten. Es ist ein ganz normaler Prozess im Lebenszyklus des Hundes. Der Hund verändert sich erneut körperlich, in seinem Wesen, Temperament und seiner Persönlichkeitsstruktur. Vieles geht langsamer, ist beschwerlicher, der Elan alter Tage ist der Gemütlichkeit gewichen.

Alle geschilderten Veränderungen sind typische Alterserscheinungen, die bei einem Hund im Seniorenalter zu vernehmen sind.

Dies ist aber überhaupt nicht verwunderlich, völlig natürlich und normal. So muss man bei Erreichen des Seniorenalter doch nur einmal das erreichte Hundealter in Menschenjahre umrechnen, unter Beachtung der Hunderasse, Größe, Gewicht und etwaiger bestehender Krankheiten und körperlichen Gebrechen. Dann wird man erstaunt sein, wie viele Menschenjahre der Hund bereits auf dem Buckel hat. Solltet ihr mehr zum tatsächlichen Alter des Hundes nachlesen wollen, so klickt gerne unseren Artikel "Wie alt werden Hunde überhaupt?" an, hier findet ihr alle relevanten Details.

Als Hundehalter muss einem also von Anfang an bewusst sein, dass der soeben eingezogene Welpe und junge Hund, eines Tages nicht mehr so lebendig, quickfidel und lebhaft rumtollt, sondern die alte Dame oder der alte Herr den Herbst ihres Lebensabschnitts mit allem Wenn und Aber erreichen werden.

Dennoch muss man auch an dieser Stelle konstatieren: Welch ein Segen und Glück haben doch heutige Generationen von Hunden, dass sie ihr Dasein als domestizierte Haushunde in der heutigen Zeit fristen dürfen. Es ist in aller Regel für die Mehrzahl der Vierbeiner immer genug zu fressen da, sie haben es gemütlich und warm in unseren Häusern und sind voll integriert in der Familie. Das Hundeleben vor vielen Jahren als reine Arbeits- und Gebrauchshunde, sah da größtenteils noch ganz anders aus.

Hinzu kommt der medizinische Fortschritt auch bei den Tieren, das Futter wird immer besser und die sonstigen Lebensumstände sind paradiesisch. Was will Hund mehr.

Beste Voraussetzungen um zufrieden, sorglos und in Würde zu altern.

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Ab welchem Lebensalter kann man Verhaltensänderungen auf Grund des Alters sehen?

Dies ist abhängig von Hunderasse, Haltebedingungen, Krankheiten und anderen Faktoren.

Jeder Hund ist ein Individuum

Gute Frage, die so einfach pauschal nicht zu beantworten ist, da es auf das Hundeindividuum ankommt und wie sich der jeweilige Hund in seinem bisherigen Leben geschlagen hat. Es gibt also keinen festen und exakten Zeitpunkt, zu dem das Seniorenalter als Hund beginnt.

Manche Hunde stehen noch im betagten Alter voll im Saft, sind enorm agil und halten bequem mit deutlich jüngeren Hunden bei den Beschäftigungen in der Freizeit und auch im Hundesport mit. Sie springen herum, sind schnell und nach wie vor mit großer Ausdauer unterwegs. Aber genauso gibt es gleichaltrige Vierbeiner, die es leider anders getroffen hat, die bereits körperliche Gebrechen zeigen und einfach alt wirken.

Wenn der Hund gute Gene mitbekommen hat und schon Muttertier und Vatertier keine rassespezifischen Erkrankungen hatten, er keine sonstigen ernsten Hundekrankheiten und Verletzungen hatte, ihn keine körperlichen oder geistigen Gebrechen oder Behinderungen plagen, dann hat der Vierbeiner gute Voraussetzungen seiner Rasse gemäß, alt zu werden.

Die jeweilige Lebenserwartung der verschiedenen Hunderassen, ist natürlich ebenfalls ein wichtiges Kriterium.

Und hier verhält es sich in der Regel so, dass kleinere Hunderassen älter werden wie ihre großen Artgenossen. Große Hunde und Hunderassen altern einfach schneller.

Kleine Hunderassen können durchaus 15-20 Lebensjahre erreichen, große Hunde hingegen haben je nach Rasse eine zu erwartende Lebensdauer von 8-10 Jahren. Die genauen Daten zu den einzelnen Rassen, findet ihr in unseren Rasseporträts. 

Neben den Rassehunden dürfen natürlich auch die vielen Mischlingshunde, die immerhin den größten Einzelanteil an der gesamten deutschen Hundepopulation einnehmen, nicht vergessen werden. Sie gelten generell als robuster und stabiler, wie viele Rassehunde, da die Rassehunde von deutlich mehr Erbkrankheiten und genetischen Belastungsfaktoren durch die gezielte Zucht und mitunter Auswüchsen von extremen Zuchttätigkeiten betroffen sind. Gerne könnt ihr hierzu auch unseren sehr informativen Bericht "Qualzucht – Wie Hunde unter der Qualzucht leiden" lesen, in dem die Folgen näher beleuchtet werden.

Nicht zu Letzt spielen natürlich auch die Haltebedingungen eine große Rolle, wie entspannt und behütet eine Hund aufwächst und gehalten wird, oder ihm durch unsachgemäßen Umgang zugesetzt wird und dauerhafter Stress mit allen Begleiterscheinungen, die wir in unserem Artikel "Der gestresste Hund" beschrieben haben, schneller altern lässt.

Um es also nochmals auf den Punkt zu bringen: Zwei Hundepersönlichkeiten einer bestimmten Rasse oder Hundegattung, können durch ihr Lebensumfeld, Gene, Haltung etc. im selben Alter völlig different in ihrer Konstitution sein und demnach biologisch ein anderes tatsächliches Alter haben, da die äußeren Einflussfaktoren unterschiedlich eingewirkt haben.

Grobgerechnet gilt aber: Als Hundehalter sollte man ungefähr ab der Hälfte der erreichten Lebenszeit seines Hundes mit erhöhter Aufmerksamkeit auf Verhalten und körperliche Veränderungen achten, die die ersten Anzeichen für Alterserscheinungen sein könnten.

Hier bekommt man durch die Umrechnung des aktuellen Hundealters in Menschenjahre ein besseres Gefühl. So ist eine Deutsche Dogge im Seniorenalter in Menschenjahren deutlich älter, als ein Chihuahua oder Yorkshire Terrier gleichen Alters. Einer 8-jähringen Doggen Hündin tun die Knochen und Gelenke sicher mehr weh, als dem 8-jährigen Jack Russell Terrier. Der Unterschied ist bei Hunden der verschiedenen Rassen enorm.

Ein weiterer Aspekt für das langsamere Altern findet man bei Rüden und Hündinnen, die vor dem 6. Lebensmonat bereits einer Kastration unterzogen wurden. Schnipp, schnapp alles ab, bedeutet vielleicht weniger Spaß am anderen Geschlecht und einen eingeschränkten Sexualtrieb, aber unter Umständen dafür ein längeres Leben.

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Welche Anzeichen weisen auf das Altern des Hundes hin?

Wenn man als Halter aufmerksam ist, wird man sehr bewusst den Veränderungsprozeß durch das Alter wahrnehmen.

Aufmerksamkeit und Sorgsamkeit im höheren Alter des Hundes sind angebracht

Wenn der Hund ein Alter erreicht hat, wo die ersten Begleiterscheinungen auftreten können, ist es angebracht mit erhöhter Aufmerksamkeit seinen Hund regelmäßig unter die Lupe zu nehmen und im normalen Hundealltag auf Veränderungen im Auge zu halten.

Sowohl körperlich als auch geistig ist der Alterungsprozeß gut zu beobachten und die Anzeichen zu vernehmen. Manche Symptome sind sehr offenkundig, bei anderen muss man auch mitunter zweimal hinschauen, nachbohren und tiefer nachgehen.

Worauf gilt es im Seniorenalter des Hundes konkret zu achten, welche Hinweise deuten auf das Altern hin?

Hinweise & Anzeichen fürs Altern
Bewegungen werden langsamer, schwerfälliger und behäbiger
Fressverhalten ändert sich, der Hund neigt eher zu weniger Nahrungsaufnahme, der Appetit lässt nach
Das Fell wird grauer und weißer (Fang, Kopfbereich, Bauch, Beine etc.)
Der Glanz des Haarkleids und Fells lässt nach, die Textur fühlt sich stumpfer an
Hautveränderungen können auftreten
Veränderter und stärkerer Hundegeruch
Stärkerer und vermehrter Mundgeruch
Die Muskulatur bildet sich zurück
Gelenkprobleme treten auf
Beweglichkeit, Agilität, Elastizität und Geschmeidigkeit lassen nach
Steifheit
Aufstehen nach dem Abliegen fällt ihm deutlich schwerer
Vermindertes Aktivitätsbedürfnis
Ausdauerfähigkeit lässt nach
Reaktionsvermögen schwindet
Konzentrationsfähigkeit lässt nach
Seine Sinnesorgane, wie das Hören und Sehen lassen nach
Bei manchen Hunden wirken die Augen trüber
Der Vierbeiner wird an sich vom Wesen ruhiger und ausgeglichener
Die Lust und der Antrieb für Sport, Spiel und Spaß reduzieren sich, sein Elan lässt nach
Der Hund nimmt sich deutlich mehr und ausgedehntere Pausen für Ruhe, Schlaf und Dösen
Das Schlafverhalten ändert sich, der Hund wacht nachts häufiger auf und wandert durch das Haus
Anhänglichkeit, Suche nach Körperkontakt und direkter Umgebung lassen mitunter nach
Der Hund lässt sich schwerer für Aktivitäten motivieren
Auf die Anwesenheit und den Trubel von anderen Hunden reagiert der Vierbeiner gereizt
Erste Nachlässigkeiten bei der Eigenpflege sind z.B. im Afterbereich zu erkennen
Immunsystem und Abwehr lassen nach, der Hund ist krankheitsanfälliger
Der Hund ist wetteranfälliger und wetterfühliger, empfindet Kälte und Hitze anders, machen ihm mehr zu schaffen
Häufigeres oder reduziertes Urinieren
Häufiger hinterlässt der Hund Urintropfen - mögliche Anzeichen für eine Altersinkontinenz

Natürlich können die einen oder anderen Anzeichen nicht auf klassische Alterserscheinungen hinweisen, sondern auch Indikatoren für Erkrankungen oder Verletzungen sein. Hier eine zutreffende Meinung abzugeben, fällt schwer und kann eine gefährliche Gradwanderung sein.

Denn verändert sich beispielsweise das Trinkverhalten, z.B. weil der Hund mehr Wasser zu sich nimmt, kann dies beispielsweise auf eine Nierenerkrankung hinweisen. Oder aber der Hund frisst nur noch Häppchenweise, könnten durchaus Zahnschmerzen oder eine anderes Leid beim Schlucken die Ursache sein.

Daher raten wir immer den Tierarzt mit hinzuzuziehen, um durch entsprechende Diagnostik, den aktuellen Gesundheitszustand und die Stabilität von Körper und Geist tiermedizinisch zu überprüfen.

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Auf was kann ich aktiv beim Altwerden des Hundes achten?

Tipps & Ratschläge, wie man den Hund beim Altwerden unterstützen kann.

Den Hundealltag an das Alter & den Veränderungsprozeß anpassen

Wenn der Hund sich auf sein Seniorenalter zubewegt, oder gar schon dieses erreicht hat, tut man als sorgsamer und verantwortungsvoller Halter gut daran, den Hund aktiv zu unterstützen. Der Vierbeiner braucht nun in vielen Belangen die Mithilfe seines Herrchens mehr denn je.

Nicht zu Letzt aus psychologischer Sicht ist dies auch angebracht, da jede Hundepersönlichkeit anders mit den anatomischen und physiologischen Veränderungen durch das fortgeschrittene Alter umgeht. Manche richten sich auf die veränderten Bedingungen ein und nehmen die Alters- und Begleiterscheinungen an, akzeptieren sie und leben damit perspektivisch gut. Andere Hunde sind mehr durch die erschwerten Bedingungen belastet, arrangieren sich mit der Zeit und kommen im begrenzten Maß früher oder später damit klar, wiederum gibt es Vierbeiner, für die sich ihre missliche Lage als unerträglich herausstellt, diese Hunde leiden und können nur sehr schwer mit der Situation leben.

Mitunter verändert sich das Hundeleben grundlegend, der Alterungsprozess ist deutlich wahrzunehmen und teilweise muss der Hund diesem Tribut zollen.

Sowohl sein Äußeres, wie beispielsweise das Ergrauen am Fang, die gesamte Konstitution und die Sinnesorgane werden schwächer. Wenn er nun mal nicht so hört und gehorsam ist, wie ihr es eigentlich gewohnt seid, solltet ihr nachsichtig sein, denn das Gehör lässt nach. Nicht anders ergeht es dem Hund mit der Sehkraft. Auch dieses schwindet je nach Hundeindividuum mal stärker, mal schwächer. Hat er bis dato ohne Probleme das Leckerchen auf dem Boden sofort entdeckt, so muss heute die Nase noch mehr leisten, da die Augen nicht mehr so gut funktionieren.

War es bis dato überhaupt kein Problem den ersten Stock im Haus über die Treppe zu erreichen, so quält sich der Hund inzwischen langsam hinauf. Hat er zudem Probleme mit seinem Bewegungsapparat und ist von einer schmerzenden Hüftgelenksdysplasie (HD) oder Ellenbogengelenksdysplasie (ED) betroffen, hat eventuell mit den Auswirkungen einer Arthrose zu kämpfen, so muss ihm nun aktiv geholfen werden. Entweder sind die oberen Stockwerke ab nun Tabu, oder ihr müsst ihn mit oder ohne Hilfsmittel nach oben tragen.

Nicht anders sieht es für den Hund u.U. beim Einsteigen in den Kofferraum des PKW aus. Mit einem Satz sprang er bisher problemlos und geschmeidig in das Auto, jetzt braucht er eine Rampe oder ihr hebt ihn hoch.

Diese Unterstützung sorgt nicht nur für das Bewältigen der Herausforderung, sondern entlastet ihn und seinen Körper enorm.

Vernimmt man als Halter diese Hinweise, so sollte man aktiv werden, Maßnahmen und Anpassungen im Sinne des Hundes in seinem Lebensrhythmus vornehmen. Die Lebens- und Haltebedingungen müssen zwangsläufig an den Altersungszustand angepasst und nachjustiert werden.

Einige Dinge, die man im Hundealltag abändern kann, wollen wir euch mit auf den Weg geben.

Bestimmt gibt es noch weitere Annehmlichkeiten, die man dem Vierbeiner als älterem Hund, zukommen lassen kann. Seid kreativ und versetzt euch in die Lage eures Hundes.

Ratschläge & Tipps
Schenkt seinem Verhalten viel Aufmerksamkeit und Zuneigung, damit ihr Veränderungen wahrnehmt, ggf. reagieren könnt und er seinen ausreichenden Bedarf an körperlicher Nähe erhält.
Geht regelmäßig mit eurem Vierbeiner bezüglich Routinechecks zum Tierarzt. Hierzu zählen allgemeine Untersuchungen des Bewegungsapparats, des Herz- und Kreislaufsystems, der Zähne und der inneren Organe. Daher sind Blutabnahmen und Urinproben ab und an empfehlenswert.
Denkt an alle notwendigen Impfungen und Antiparasitika gegen Zecken, Würmer, Flöhe, Milben etc.
Achtet auf das Futter was ihr eurem Vierbeiner verabreicht. Es kann durchaus Sinn machen dieses auf Grund seines erhöhten Alters anzupassen, da sein Organismus und Stoffwechsel sich verändern und somit andere und wichtigere Bestandteile im Futter erhöht bzw. auch bei Bedarf verringert werden sollten. Eventuell muss Schonkost oder Diätfutter für den Hund her. Unter gewissen Voraussetzungen können auch Nahrungsergänzungsmittel vorsorglich oder akut Sinn machen. Besprecht euch regelmäßig mit eurem Tierarzt, er wird euch die richtigen Tipps bezüglich der Fütterung eures Vierbeiners geben, die wir hier ebenfalls in Teilen abgehandelt haben.
Richtet euer Haus bzw. die Wohnung so ein, dass Bewegungsabläufe für den Hund einfacher werden und erspart ihm mühsame Anstrengungen wie Treppenlaufen oder ständiges Bücken beim Fressen und Trinken.
Passe die Aktivitäten für den Hund seinem Alter an. Verzichtet auf zu intensive und ausdauernde Unternehmungen, die seinem Körper zu viel abverlangen.
Unterstützt den Vierbeiner bei der Pflege, da er im Alter nicht mehr die Kraft hat, alleine klarzukommen.
Achtet vermehrt auf potentielle Krankheitssymptome im Hinblick auf altersbedingte Hundekrankheiten.
Beobachtet euren Hund bei den Bewegungseinheiten intensiver, denn das Risiko für Verletzungen steigt. Denn lässt die Beweglichkeit und Geschmeidigkeit nach, so kann der Vierbeiner sich bei den Alltagsbeschäftigungen schneller verletzen. Achtet dabei z.B. auf Schonhaltungen, Nachziehen von Gliedmaßen und Hinken, häufiges Lecken an bestimmten Stellen, gereiztes Verhalten bei Berührungen etc.

Um eurem Vierbeiner ein ansprechendes und spannendes Leben, voller Glück und Freude zu bereiten, ist es wichtig, dass ihr ein paar Grundsätze wie oben beschrieben einhaltet. Dann kann der Hund getrost alt werden. Und habt Achtung vor der Lebensleistung des Hundes, wenn er im Seniorenalter angekommen ist - auch dieser Lebensabschnitt gehört unweigerlich zur Hundehaltung und der Anschaffung eines Hundes dazu.

Euer Hund wird es euch danken und mit viel Liebe zurückzahlen.

Also beschert ihm ein Hundeleben, frei nach dem Leitsatz:

„Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird.“ (Ursula Lehr)

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