Kastration beim Hund: Alles, was Du dazu wissen musst!
Von medizinischen Fakten bis hin zu rechtlichen Grundlagen – Dein Leitfaden zur Kastration bei Hunden
Von:
Vanessa Lässig
Zuletzt aktualisiert am: 15.4.2024
Das Wichtigste in Kürze
- Kastration ist eine wichtige Entscheidung: Jede Kastration sollte individuell abgewogen werden, basierend auf dem Wohlbefinden und der Gesundheit des Hundes.
- Chirurgische Eingriffe: Kastration bedeutet die operative Entfernung der Reproduktionsorgane unter Vollnarkose – bei Rüden die Hoden, bei Hündinnen die Eierstöcke und oft die Gebärmutter.
- Gesundheitliche Vorteile und Risiken: Kastration kann bestimmte Gesundheitsrisiken reduzieren (z.B. Krebs bei den Geschlechtsorganen), birgt aber auch Risiken (z.B. Gewichtszunahme, Verhaltensänderungen).
- Richtiger Zeitpunkt: Der optimale Zeitpunkt für eine Kastration variiert je nach Alter, Geschlecht und individuellen Gesundheitszustand des Hundes.
- Rechtliche Aspekte in Deutschland: Kastrationen ohne medizinischen Grund können gegen das Tierschutzgesetz verstoßen.
- Kosten und Versicherungsschutz: Die Kosten für eine Kastration variieren, und nicht alle Versicherungen decken den Eingriff ab.
Gleich nach der Frage „Was füttere ich meinem Hund?“, ist die Kastration beim Hund wohl das meist diskutierte Thema in der Hundewelt.
Neben der Grundsatzdiskussion „Kastration - ja oder nein?“, stellt sich natürlich auch die Frage, wann macht eine Kastration beim Hund Sinn? Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs Kastrieren von Rüde und Hündin? Was sind die Vorteile, Nachteile und Risiken einer Kastration bei Hunden? Was sind eventuelle Nebenwirkungen, mit welchen Kosten ist fürs Kastrieren des Hundes zu rechnen und vieles mehr.
Dieser Artikel soll eine Entscheidungshilfe sein, gleichzeitig aber auch gängige Mythen rund um die Kastration (z.B. „Hündinnen werden sterilisiert“) aufklären, medizinische und rechtliche Aspekte aufzeigen und vor allem alle erforderlichen Antworten zur Kastration des Hundes liefern.
Kurz, hier findest Du alles Wissenswerte rund um die Kastration beim Hund direkt von der Tierärztin. Bestückt mit einem umfassenden Leitfaden inklusive aller erforderlichen Informationen, wichtigen Tipps, jede Menge nützlicher Checklisten und hilfreichen To-dos - im Sinne Deines Hundes, dessen Hundegesundheit und Wohlergehen.
Kastration beim Hund: Ja oder Nein?
Vor- und Nachteile einer Kastration beim Hund individuell abwägen.
Hunde kastrieren? Pro und Kontra
Diese Frage beschäftigt Dich früher oder später als verantwortlicher und fürsorglicher Hundehalter ganz bestimmt.
Allerdings kann die Frage, ob Kastrieren oder nicht, nicht pauschal mit Ja oder Nein beantwortet werden. Dies muss ganz individuell von Hund zu Hund, Rüde zu Rüde und Hündin zu Hündin im Einzelfall geprüft, abgewogen und sorgsam entschieden werden.
Es kommt nämlich auf verschiedene Faktoren an, bei denen stets das Wohlergehen und die Gesundheit des Hundes oberste Priorität haben müssen.
Denn eine Kastration stellt für den betreffenden Hund einen unwiderruflichen „Einschnitt“ dar, der nicht nur die Reproduktionsfähigkeit (Fruchtbarkeit/Zeugungsfähigkeit) ein für alle Mal beendet, sondern auch gesundheitliche und verhaltensseitige Veränderungen nach sich ziehen kann. Daher ist die Kastration des Hundes eine ernste Angelegenheit, die von Fall zu Fall gut durchdacht sein muss und definitiv keine pauschale Entscheidung sein darf.
Was bedeutet es, den Hund zu kastrieren?
Den Hund zu Kastrieren bedeutet, Rüden oder Hündin durch einen medizinischen Eingriff unfruchtbar zu machen.
Kastrieren des Hundes = Entfernung Hoden bzw. Eierstöcke
Unter Kastration des Hundes versteht der Tiermediziner einen chirurgischen Eingriff beim Rüden oder der Hündin, mit dem Ziel die Reproduktionsfähigkeit und damit die Möglichkeit der Fortpflanzung durch operative Entfernung der Hoden beim Rüden bzw. Eierstöcke bei der Hündin zu stoppen.
Die Kastration von Hunden ist folglich eine Operation, bei der ein Teil des Geschlechtsapparats chirurgisch unter Vollnarkose entfernt wird.
Wird der Hund kastriert, dann ist dies nicht mehr rückgängig zu machen. Der chirurgische Eingriff bei der Kastration führt zu einer irreversiblen Unfruchtbarkeit beim Rüden und der Hündin. Damit ist die Unterbrechung der Reproduktionsfähigkeit endgültig, egal ob männlich oder weiblich. Und damit kann z.B. eine kastrierte Hündin nie wieder trächtig werden und einen Wurf Welpen zur Welt bringen.
Hinweis: Solange der Hund, Rüde und Hündin, nicht kastriert sind, spricht man im Fachjargon von einem intakten Hund. Erfolgt dann eine Kastration via chirurgischen Vorgang, ändert sich der Status von intakt (unkastriert) zu kastriert.
Was ist eine Kastration aus tiermedizinischer Sicht bei Hunden?
Beim Rüden werden die Hoden, bei der Hündin die Eierstöcke und evtl. Gebärmutter entfernt.
Die Kastration bei Hunden ist ein operativer Eingriff mit dauerhaften Folgen für die Libido und Fruchbarkeit des Hundes
Starten wir mit den anatomischen Grundlagen: der Geschlechtsapparat von Hunden ist im Wesentlichen so aufgebaut, wie der des Menschen und anderer Säugetiere. Es gibt äußere Genitale (Vulva vs. Penis + Hodensack), innere Genitale (Scheide + Gebärmutter + Eileiter + Eierstöcke vs. Hoden + Nebenhoden + Samenleiter) sowie weibliche und männliche (akzessorische) Geschlechtsdrüsen. Unterschiede zum Menschen sind zum Beispiel der „zweihörnige“ Uterus der Hündin oder der Penisknochen des Rüden.
„Wozu muss ich das so genau wissen? Ich bin doch keine Gynäkologe!“, wirst Du Dich vielleicht fragen. Ganz einfach: nur so kannst Du verstehen, was überhaupt eine Kastration ist, was sie von einer Sterilisation unterscheidet und warum zum Beispiel die Kastration einer Hündin zeit- und kostenintensiver ist, als „Schnipp-schnapp, Eier ab!“ beim Rüden.
Kastration bedeutet genau genommen nichts anderes als eine Amputation (lat. castrare = verschneiden). Egal ob bei weiblichem oder männlichem Individuum: sobald ein Teil des Geschlechtsapparates entfernt wird, ist es also eine Kastration. „Amputiert“ werden dabei die sogenannten „Keimdrüsen“ oder „Gonaden“. Das sind die Organe, die für die Entwicklung der Keimzellen (Eizellen, Spermien) zuständig sind, also Eierstöcke oder Hoden. Bei der Hündin wird aus gesundheitsprophylaktischen Gründen meist auch die Gebärmutter mit entfernt.
Im medizinischen Fachgebrauch spricht man bei einer Kastration dementsprechend von Ovarektomie (Entfernung Eierstöcke), Ovariohysterektomie (Entfernung Eierstöcke + Gebärmutter) oder Orchiektomie (Entfernung Hoden).
Kastration bei männlichen und weiblichen Hunden auf einen Blick: |
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Ist die Kastration bei Rüden und Hündinnen ein Routineeingriff?
Nein. Die Kastration des Hundes ist ein erheblicher Eingriff via OP mit hoher Belastung und Risiken verbunden.
Ablauf Kastration Hund – Von der Vorbereitung bis zur Nachbehandlung
Kastrationen bei Hunden werden alljährlich zigfach in Deutschland, Österreich, Schweiz und auf der gesamten Welt von Tierärzten und Tierkliniken durchgeführt. Sei es im Auftrag der verantwortlichen Hundebesitzer oder Tierschutzorganisationen im In- und Ausland. Und so gehört die Kastration von Hunden zum Praxisalltag, sodass erfahrene Veterinärmediziner in Sachen Kastration viel Routine mitbringen.
Und dennoch wollen wir davor warnen, die chirurgische Kastration des Hundes als „Routineeingriff“ abzutun. Das operative Kastrieren von Rüden und Hündinnen mag zwar in den Tierarztpraxen zum Praxisalltag gehören, ist aber für den betreffenden Vierbeiner keine Lappalie. Denn bei der chirurgischen Kastration bei Hunden handelt es sich um einen operativen Eingriff unter Vollnarkose, der dem Hundeorganismus zusetzt, mit Schmerzen verbunden ist und Nebenwirkungen und Risiken mit sich bringt.
Ist die Kastration für den Hund gefährlich?
Eine Kastration beim Hund ist ein operativer Eingriff. Und so besteht prinzipiell immer die Gefahr für den Hund, dass es bei der Durchführung des chirurgischen Eingriffs zu einer Komplikation kommen kann.
So können bei einer Kastration Behandlungsfehler, Komplikationen während der Vollnarkose und danach, Nachblutungen bei der Wundheilung, Infektionen uvm. zu mehr oder minder kritischen Situationen und folgeschweren „Nebenwirkungen“ beim Hund führen. Mitunter kommt es vereinzelt gar zu Todesfällen während und nach der Kastrations-OP – allerdings liegt die Sterberate unter 1%.
Dennoch solltest Du Dir neben dem Sterberisiko über die sonstigen Gefahren einer Kastration mit möglichen bleibenden gesundheitlichen Schäden oder unerwünschten Verhaltensänderungen bei Deinem Hund bewusst sein.
Um die möglichen Risiken für Deinen Hund im Hinblick auf eine angedachte Kastration bzw. Sterilisation besser einschätzen zu können, kann ein umfassendes Beratungsgespräch inklusive Check-up Deines Hundes durch den Tierarzt oder die Tierklinik für mehr Klarheit sorgen. Halte Dich auf alle Fälle im Vorfeld einer möglichen Kastration strikt an die angeratenen Maßnahmen, um das Restrisiko und etwaige Belastungen für Deinen Hund möglichst gering zu halten.
Vorbereitung für die Kastration beim Hund
Alles beginnt mit einem Beratungsgespräch (Vorgespräch) mit dem Tierarzt oder den Behandlern in der Tierklinik. Denn zunächst muss per Untersuchung gescheckt und sichergestellt werden, dass der Hund prinzipiell von seiner Hundegesundheit (Vorerkrankungen/Risikofaktoren), Konstitution und Vitalität für eine chirurgische Kastration überhaupt operationstauglich ist. Also aus medizinischen Gründen nichts gegen einen operativen Eingriff zum Kastrieren des Rüden oder der Hündin spricht. Dies gilt für beide Geschlechter gleichermaßen. Gibt der Tierarzt bzw. die Tierärztin grünes Licht, so können die weiteren Schritte im Hinblick auf die Vorbereitung zum Kastrieren des Hundes losgehen.
Ein Operationstermin zur Kastration des betreffenden Hundes wird festgelegt. Der Tierarzt wird Dir nun wichtige Dinge für die Tage unmittelbar vor und den Tag des eigentlichen Kastrationstermins mit auf den Weg geben, die vorher und nachher zu tun sind.
Checkliste: Wichtige To-dos und Maßnahmen rund um die Kastration des Hundes:
- Fressen und Trinken: Am Tag der Kastration muss Dein Hund nüchtern sein, sodass Du ihn mind. 12 Stunden vorher das letzte Mal füttern darfst. Dasselbe gilt für das Trinken. Auch dies sollte einige Stunden vor dem Operationstermin eingestellt werden.
- Schmerzmittel und Antibiotika: Die im Vorfeld als Vorbereitungsmaßnahme für die Kastration mitgegebenen Medikamente und Arzneien sind unbedingt laut Verordnung Deinem Hund zu geben.
- Individuelle Maßnahmen: Nimmt Dein Hund bereits dauerhaft auf Grund eine chronischen Erkrankung Medikamente, müssen etwaige vom Tierarzt verordnete Anpassungen im Hinblick auf den Kastrationstag, strikt im Sinne des Wohlergehens Deines Hundes eingehalten werden.
- Toilettengang: Bevor es nun in Richtung Tierarztpraxis losgeht, sollte der Hund sich nochmals lösen können (Kot und Harn).
- Ruhe bewahren: Natürlich bist Du sicherlich auf Grund der anstehenden Kastrationsoperation besorgt und angespannt. Versuche bitte ruhig zu bleiben und keine Hektik und Stress aufkommen zu lassen. Denn dies überträgt sich sonst auf Deinen Hund. Der noch intakte Vierbeiner sollte möglichst entspannt den Weg zum Tierarzt antreten.
- Pünktliche Abgabe des Hundes: Sei pünktlich und plane ausreichend Zeit ein, um Deinen Hund zur vereinbarten Zeit für den Kastrationstermin in der Tierarztpraxis oder Tierklinik abzugeben.
- Verabschiedung: Auch wenn es Dir schwerfällt Deinen Hund nun in die Hände des Praxisteams zu geben, vermeide bitte überschwängliche Abschiedszeremonien – Hunde sind sehr sensible und feinfühlige Wesen, die Deine innere Aufregung wahrnehmen.
Kastrations-Operation – Ablauf Kastration
Hier kommt es nun auf das gewählte Kastrationsverfahren bzw. die Operationsmethode drauf an, wie der chirurgische Eingriff (OP) abläuft.
Bevor es mit der eigentlichen Operation beim Kastrieren des Hundes losgeht, wird nochmals ein kurzer Check-up vorgenommen. Nun werden die Vorbereitungen für die Narkose getroffen und für alle Zugänge und den Operationsbereich das Fell des Hundes rasiert.
Nun beginnt die eigentliche Kastration inklusive Sedation, Vollnarkose und der chirurgische Eingriff beim Rüden oder der Hündin. Das Kastrieren der Hündin ist aufwendiger, komplexer und zeitintensiver.
Nach der Kastrations-OP wird der Hund in einem „Aufwachraum“ überwacht und unter Kontrolle gehalten, um im Notfall bei Komplikationen rasch veterinärmedizinisch intervenieren zu können – denn die meisten Todesfälle bei einer Kastration von Hunden, versterben in den ersten Stunden nach der Vollnarkose in der sogenannten postoperativen Phase. Der Hund kann erst nach einer bestimmten Kontrollzeit in der Tierarztpraxis/Tierklinik abgeholt werden.
Nun gibt es weitere Anweisungen und entsprechende Medikamente für die Nachsorge.
Zudem wird Dein Tierarzt Dir einen Termin zur Nachuntersuchung nennen, um die Wundheilung zu prüfen und die Fäden zu ziehen.
Nachbehandlung: Wass gibt es zur Nachsorge bei einer Kastration von Hunden zu wissen?
Viel Ruhe und Erholung sind im Hinblick auf die Rekonvaleszenz (Genesung) beim Hund immer ein probates Mittel – auch nach einer erfolgten Kastrations-OP.
Die nächsten Tage nach der erfolgten Kastration Deines Hundepatienten können nicht wie gewohnt erfolgen. Die Aktivitäten inklusive Hunderunde sollten auf ein Minimum heruntergefahren werden. Jegliche unnötige Belastung und Anstrengung sind im Sinne der Gesundung zu vermeiden. Auch auf weiteren Hundekontakt empfehlen wir zu verzichten, da ein Restrisiko für mögliche Konfliktsituationen nicht ausgeschlossen werden kann.
Wird dem Hund eine Halskrause oder Bauchverband als Leckschutz angelegt, sollte dieser solange vom Hund getragen werden, wie es der Tierarzt rät. Denn das Lecken an der Wunde ist Tabu. Ebenso muss Schmutz von der Kastrationswunde ferngehalten werden, da sonst Wundinfektionen drohen.
Wurden dir Schmerzmittel (Tabletten/Saft) mitgegeben, so verabreiche Deinem Hund wie vom Tierarzt verordnet die Medikamente. Im Regelfall wird am Tag der OP keine weitere Gabe notwendig sein, da dies bereits im Rahmen der Versorgung des Hundes in der Tierarztpraxis geschehen ist.
Ab dem Folgetag kann Dein Hund wie gewohnt Fressen und Trinken. Am eigentlichen Tag der OP sollte wie üblich Wasser im Napf bereitstehen.
Wann muss der Tierarzt während der Heilung kontaktiert werden?
Nicht jede Wundheilung läuft aus diversen Gründen optimal. Manchmal treten Komplikationen auf, bei denen Du zum Wohle Deines Hundes als fürsorglicher Hundehalter den Tierarzt kontaktieren solltest.
In diesen Fällen (Notfall) empfehlen wir in der Heilungsphase nach der Kastration den Tierarzt aufzusuchen:
- Dein kastrierter Hund frisst und trinkt nicht
- Das Allgemeinbefinden hat sich verschlechtert
- Dein Hund hat Fieber
- Erbrechen an den Folgetagen nach der Kastrations-OP
- Die Katrationswunde blutet
- Blutungen
- Die Wunde eitert und nässt
- Die Operationsstelle (Wunde) ist geschwollen
- Die Kastrationswunde ist geöffnet (Nähte haben sich gelöst)
Wie lange dauert die Heilung, wenn der Hund kastriert wird?
Im Regelfall geht man bei einer komplikationslosen Kastration von Hunden von einer Heilungsdauer von 10-14 Tagen als Richtwert aus.
Wie lange muss sich der Hund nach dem Kastrieren schonen?
Damit der kastrierte Hund optimal genesen, die Kastrationswunde verheilen und der gestresste Hundeorganismus sich erholen kann, sollte sich der betreffende Hund ca. 10-14 Tage nach dem chirurgischen Eingriff im Rahmen der Kastration schonen.
Als Faustformel kannst solltest Du also Deinem Hundepartner 2 Wochen Regenerationszeit nach dem Kastrieren gönnen. Je nach Geschlecht, Kastrations-Umfang und Verlauf wird Dir der Tierarzt ggf. zu mehr Erholungszeit raten. Im Zweifel ist also der Tierarzt immer ein guter Ratgeber, um im individuellen Fall das richtige Maß an Auszeit für die Rekonvaleszenz rundum das Kastrieren des Rüden und der Hündin für den optimalen Heilungsprozess einzuhalten.
Tipp: Vermeide das Springen, Treppensteigen, Kofferraum ein- und aussteigen, Berührungen an der Wunde, Hundekontakt etc.
Hund kastrieren lassen: Welche Methoden gibt es?
Rüden und Hündinnen können mittels operativer und chemischer Methode kastriert werden.
Chirurgische und chemische Kastrationsmethoden bei Hunden (Rüde + Hündin)
Bei der Kastration wird zwischen verschiedenen Kastrationsmethoden mit unterschiedlichen Operationstechniken unterschieden: Die „klassische“ Variante ist bei der Hündin ein Schnitt in der Körpermitte in Bauchnabelgegend und beim Rüden ein Schnitt mittig am Hodensack, durch den dann die zu operierenden Organe vorverlagert und entsprechend bearbeitet werden. Liegt ein Hoden im Leistenspalt oder im Bauchraum, erfolgt auch beim Rüden ein Schnitt in der Körpermitte oder in der Leiste. Ebenso bei den Sterilisationstechniken beider Geschlechter.
Eine eher neuere Variante ist die meist als „minimalinvasiv“ bezeichnete Operation mittels Endoskopie. Dabei werden i.d.R. zwei kleine Schnitte rechts und links am Bauch bzw. der Leiste gesetzt, durch die Endoskope ins Körperinnere gelangen. Diese verfügen über eine Kameraführung und einen Arbeitskanal, mit dem die zur OP notwendigen Geräte in die Bauchhöhle eingeführt und die Kastration/Sterilisation durchgeführt werden kann. Diese OP-Variante soll schonender sein und, durch die kleineren Schnitte, eine schnellere/bessere Heilung garantieren. Ob dies wirklich immer der Fall ist, ist allerdings umstritten und nicht bei jedem Hund ist diese Operationsmethode geeignet.
Welche Operationsform man für welchen Hund wählt (Kastration vs. Sterilisation, „klassische“ OP vs. endoskopische OP), hängt von Hund, Tierhalter, erwünschtem Ergebnis (Hormonwirkung ja/nein) Operateur und natürlich den äußeren Umständen (Zeit, Geld, Standort) ab. Operationen in der Bauchhöhle sind immer aufwendiger und risikoreicher, als „nur“ ein Schnitt am Hodensack. Endoskopische Eingriffe, durch Spezialequipment, teurer als „normale“ Operationen. Größere Hunde „verbrauchen“ mehr Narkosemittel und Operationsmaterial. Hunde mit Vorerkrankungen bedürfen eventuell einer spezielleren Überwachung. All das spielt in die Entscheidungsfindung, ebenso wie in die Kostenberechnung, mit ein. Bespreche am besten mit Deinem Tierarzt, welche Variante sich für Deinen Liebling eignet. Sollte die Entscheidung auf eine Operationsmethode fallen, die Dein Tierarzt selbst nicht anbietet, wird er Dich an einen entsprechend arbeitenden Tierarzt-Kollegen überweisen.
Kastrationsmethoden nach Hundegeschlecht und Art auf einen Blick:
Arten von Kastrationen beim Rüden |
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Arten von KAstration bei der Hündin |
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Was ist der Unterschied zwischen einer Kastration und Sterilisation bei Hunden?
Bei der Kastration werden Teile der Geschlechtsorgane entfernt. Bei der Sterilisation werden nur Samen- bzw. Eileiter chirurgisch durchtrennt.
Kastration versus Sterilisation beim Hund
Der hauptsächliche Unterschied zwischen einer Kastration und Sterilisation bei Hunden liegt einzig in der Art und Weise, wie die Fortpflanzungsfähigkeit bei Rüden und Hündinnen unterbrochen wird.
Kastration vs. Sterilisation kurz und knapp erklärt:
- Kastration = Entfernung der Hoden bei Männchen (Rüden) und Eierstöcke beim Weibchen (Hündin).
- Sterilisation = Durchtrennung der Samenleiter beim männlichen Hund und Eileiter beim weiblichen Hund.
Eine Sterilisation geht (meist), im Gegensatz zur chirurgischen Kastration, nicht mit einer Amputation einher, sondern ist lediglich eine Unfruchtbarmachung mittels Durchtrennung der Eileiter (Tubenligatur) oder Samenstränge bzw. Samenleiter (Vasektomie).
Anders als beim Kastrieren, verbleiben bei einer Sterilisation also alle hormonbildenden Organe im Körper des Hundes. Die Hunde durchlaufen dementsprechend weiterhin ihre Hormonzyklen, mit allen positiven und negativen Effekten, sind aber nicht mehr zeugungsfähig und demnach zuchtfähig.
Dies gilt bei der Sterilisation bei Hunden sowohl für Hündinnen, wie für Rüden und ist damit auch keine rein „weibliche“ Operation, wie oft von Laien angenommen und in Hundeforen publiziert wird.
Merke: Beide Geschlechter, also die weiblichen Hündinnen und männlichen Rüden, können sterilisiert und kastriert werden.
Kastration bei Hunden: Vor- und Nachteile, Risiken, Auswirkungen, Nebenwirkungen, Folgen etc.
Das gilt es rund um die Kastration beim Hund zu beachten!
Hund kastrieren: Checkliste mit Vorteilen auf einen Blick
Vorteile einer Kastration bei Hunden:
- Wegfall der Reproduktionsfähigkeit: Durch die chirurgische Kastration kann es nicht mehr ungewollt zu einer Trächtigkeit bei der Hündin kommen. Der Rüde kann keine intakte Hündin mehr decken. Es kann folglich keine Fortpflanzung mehr stattfinden.
- Vermeidung von Krankheiten: Durch eine Kastration können bei Hunden (Rüden/Hündinnen) Krankheitsrisiken reduziert werden – z.B. Gebärmuttervereiterungen und Milchdrüsentumore (Brustkrebs) bei der Hündin, Hodentumore und Vorhautkatarrh bei Rüden.
- Entfall der Läufigkeit bei der Hündin: Durch die Kastration der Hündin, treten keine Läufigkeitsbegleiterscheinungen wie Blutungen (blutiger Ausfluss) mehr auf.
- Keine Scheinträchtigkeiten bei der Hündin: Die Hündin wird nicht mehr „scheinschwanger“.
- Vorbeugender Schutz vor Tumoren und anderen Erkrankungen: Durch die Kastration können die Risiken u.a. für Gesäugetumoren bei der Hündin und Hodentumoren bei Rüden reduziert werden.
- Reduzierung des Sexualtriebs: Durch die Kastration wird die Hormonproduktion unterbrochen. Hierdurch schläft die Lust auf das andere Geschlecht ein und das sexuelle Interesse erlischt.
- Stressreduzierung: Durch das Erlöschen des Sexualtriebs hat der Hund weniger Stress, wenn läufige Hündinnen sich in seiner Nähe aufhalten.
- Positives Sozialverhalten: Das Kastrieren von Hunden kann bezwecken, dass sich das innerartige Sozialverhalten bei Hundebegegnungen verbessert – sprich, der kastrierte Hund mit seinen Artgenossen besser zurecht kommt.
Hund kastrieren: Checkliste mit Nachteilen auf einen Blick
Nachteile einer Kastration bei Hunden:
- Kastration kann nicht rückgängig gemacht werden: Durch das chirurgische Entfernen der Keimdrüsen bzw. Gonaden ist der herbeigeführte Kastrationseffekt und Verlust der Reproduktionsfähigkeit endgültig.
- Risiken von Nebenwirkungen und Sterberate: Die Kastration ist ein Operation unter Vollnarkose. Demnach handelt es sich um eine erhebliche Belastung mit den typischen Risiken (OP- und Narkoserisiken) für Komplikationen – immerhin sterben 1% aller Hunde während oder nach einer Kastration.
- Frühkastration: Wird der Hund zu früh kastriert, kann es zu Entwicklungsstörungen kommen.
- Gewichtszunahme und Übergewicht: Durch die Kastration ändert sich der Stoffwechsel des Hundes und wird langsamer. Der kastrierte Hund verbraucht weniger Energie. Kastrierte Hunde neigen demnach zu Übergewicht. Tipp: Ernährungsmanagement – die Fütterung muss auf die geänderten Bedürfnisse angepasst werden.
- Wesensveränderungen: Eine Kastration beim Hund kann durchaus Wesens- und Charakterveränderungen mit sich bringen, die sich letztlich auf das Verhalten von Rüden und Hündinnen auswirken.
- Verhaltensveränderungen: Eine Kastration bei Hunden kann sich nachteilig auf das Verhalten auswirken. So kann der kastrierte Hund sich beispielsweise situativ gereizter, unsicherer, teilnahmsloser etc. zeigen.
- Fellveränderungen: Eine Nebenwirkung der Kastration beim Rüden und der Hündin können insbesondere bei langhaarigen Hunderassen, Fellveränderungen auftreten. Die Folge kann u.a. stumpfes und struppiges Fell beim kastrierten Hund sein.
- Inkontinenz: Manche Hunde leiden nach der Kastration an einer Harninkontinenz (Tröpfeln und Harnverlust).
- Krankheitsrisiko steigt: Es besteht bei kastrierten Hunden ein erhöhtes Risiko für diverse Hundekrankheiten (Krebsarten) und gesundheitliche Beschwerden.
- Verstärkter Jagdtrieb: Bei dem einen oder anderen kastrierten Hund kann der Jagdtrieb nach der Kastration sich verstärken und damit die jagdliche Motivation und Jagdpassion zunehmen.
Welche Auswirkungen kann eine Kastration auf das Verhalten des Hundes haben?
Wird ein Hund kastriert, so kann sich das Verhalten des betreffenden Hundes positiv und negativ verändern. So kann es sein, dass der Rüde männlichen Artgenossen gegenüber ruhiger und weniger aggressiv auftritt. Ebenso kann der Hund aber auch unsicherer und ängstlicher werden.
Sollten also Verhaltensprobleme und unerwünschte Verhaltensweisen wie das übermäßige Markieren, übersteigerter Sexualtrieb oder Entlaufen und Streunen zum Nachstellen heißer Hündinnen der Grund für eine angedachte Kastration sein, empfehlen wir Dir zum Austesten der Wirkweise einer „Kastration“ bei Deinem Hund, zunächst auf eine reversible chemische Kastration via Kastrationschip auszuweichen. Sind die Folgen der Kastration auf Probe positiv, kannst Du immer noch eine irreversible chirurgische Kastration in Betracht ziehen. Denn es ist ein Irrglaube, dass sich alle Verhaltensprobleme durch eine Kastration einfach in Luft auflösen! Eine Kastration kann letztlich nur auf Verhalten Einfluss nehmen, das unmittelbar oder mittelbar mit den Sexualhormonen zusammenhängt, so z.B. bei Grabenkämpfen zwischen zwei sexuell interessierten Rüden an einer heißen Hündin. Eine Kastration wird aber hingegen nicht helfen, wenn der Jagdinstinkt Deines Hundes bei der Sichtung von Wild gereizt wird, er sich auf die Verfolgung macht und beim Rückruf nicht wunschgemäß hört. Ganz im Gegenteil, denn bei dem einen oder anderen Hund verstärkt die Kastration sogar noch dessen Jagdtrieb.
Hinweis: Jeder Hund bringt eine eigene Hundepersönlichkeit mit angeborenen und erworbenen Eigenschaften mit. Dies gilt es auch im Hinblick auf die Auswirkungen einer möglichen Kastration zu beachten. Jeder Hund reagiert folglich auf Grund seiner individuellen Merkmale in Bezug auf Verhaltensänderungen anders auf den „Eingriff“. Daher führ auch in Sachen Kastrieren, wie in der Hundeerziehung, Pflege, Ernährung etc. nichts an einer Individualberatung vorbei.
Verändert sich das Wesen des Hundes durch eine Kastration?
Was klipp und klar ist, dass durch die Kastration beim Hund auf dessen Hormonproduktion und damit Hormonhaushalt gezielt Einfluss genommen und somit eine bestimmte Wirkung herbeigeführt wird. Dies kann körperliche Einflüsse und Wesensänderungen nach sich ziehen. Das ist Fakt.
Definitiv können wir an dieser Stelle ebenso wenig eine pauschale Einschätzung für alle Hunde abgeben. Denn wie sich eine durchgeführte Kastration letztlich physisch und psychisch inklusive Wesen, Charakter, Temperament und Verhalten auf den einzelnen Hund auswirkt, ist am Ende des Tages immer auf den Einzelfall zu betrachten. Und letztlich bleibt es im Vorfeld immer ein wenig mit möglichen Wünschen und Hoffnungen verbunden, die nicht immer in Erfüllung gehen. Genau deshalb raten wir auch dringend von pauschalem Kastrieren von Rüden und Hündinnen ab.
Welche Nebenwirkungen kann eine Kastration beim Hund auslösen?
Das Wording Nebenwirkungen in Verbindung mit einer chirurgischen Kastration können medizinische Nebenwirkungen wie Blutungen, Narkosekomplikationen, eine schlechte Wundheilung bis hin einem erhöhten Risikopotential für diverse Tumorerkrankungen sein. Ebenso können unter Nebenwirkungen etwaige Fellveränderungen, Verhaltensänderungen oder Übergewicht durch den geänderten Energiebedarf auf Grund des verlangsamten Stoffwechsels gemeint sein.
Da mit einer möglichen Kastration des Hundes einige Veränderungen und mögliche Auswirkungen zu bedenken sind, ist es immer empfehlenswert, das Vorhaben der Kastration gut zu durchdenken, sich eine gute Informationsgrundlage zur endgültigen Entscheidungsfindung zu verschaffen und nichts übers Knie zu brechen – außer etwaige medizinische Gründe sprechen für ein schnelles Handeln und für ein zeitnahes Kastrieren des Rüden oder der Hündin.
Mögliche kurz- und langfristige Folgen einer Kastration ausführlich erklärt!
Bei der Entscheidung für oder gegen eine Kastration bzw. spätestens nachdem die OP vollzogen ist, müssen sich Hundehalter mit den Folgen einer Kastration beschäftigen. Diese Folgen sind vielfältig, können positiv und negativ sein, gewollt oder ungewollt. Einige davon möchten wir in diesem Abschnitt näher beleuchten und damit weitere Mythen rund um die Kastration besprechen.
Grob kann man die Veränderungen nach einer Kastration in Kurzzeitfolgen und Langzeitfolgen unterteilen. Erstere verschwinden nach wenigen Stunden bis Tagen oder halten u.U. ein paar Wochen an. Letztere treten oft erst einige Zeit nach der Kastration auf und bleiben meist ein Leben lang bestehen.
Zu den Kurzzeitfolgen zählen v.a. Dinge, die allgemein nach jeder Art von Operation auftreten können: allgemeines Narkoserisiko (Zwischenfälle bis ca. 48h nach OP), Schmerzen, Blutungen, Infektionen, Reaktionen auf Nahtmaterial oder Pflaster, Verklebungen verschiedener Gewebe oder auch ein versehentliches Abbinden oder Verletzen der Harnleiter mit entsprechenden Folgen. Auch kurzzeitige Interaktionsprobleme mit Partnertieren, insbesondere Katzen, können auftreten. Dies kann dem veränderten Körpergeruch („Praxismief“) oder auch Schonverhalten aufgrund von Schmerzen geschuldet sein. Art und Intensität der Kurzzeitfolgen hängen vom Hund selbst (Rasse, Alter, Fettgewebsanteil, Vorerkrankungen), Operationsart, Operationsmaterial und Management daheim (Ruhighaltung!) ab.
Langzeitfolgen können sich ebenfalls je nach Hund, Halter und äußeren Umständen unterscheiden, bleiben aber von der Operationsart unbeeinflusst. Zu ihnen zählen verschiedene Dinge, die oft zu einem „Verteufeln“ von Kastrationen führen: Fellveränderungen, Wesensveränderungen, Gewichtszunahme, Inkontinenz, Scheidenentzündungen, Neigung zu anderen Krankheiten (Tumore, Gelenkprobleme), teilweises (vorher nicht dagewesenes) Bedrängen durch Rüden usw.
Fellveränderungen werden vor allem von Haltern gefürchtet, die sich für eine bestimmte Hunderasse u.a. aus optischen Gründen entschieden haben. Denn wenn man sich einen seidig glänzenden Collie zulegt, mit dem man vielleicht sogar an Wettbewerben teilnimmt, möchte man natürlich nicht plötzlich mit einem Hund in „Straßenköter“-Optik dastehen. Diese Angst ist nicht ganz unbegründet, gilt aber nicht in jedem Fall. Bisher ist die Ursache möglicher Fellveränderungen (Haarausfall, „Welpenfell“, struppiges/strohiges Fell) nicht gänzlich geklärt. Hunde, die in jungem Alter kastriert werden (< 1 Jahr), behalten gelegentlich ihr jugendliches Fell („Welpenfell“), das meist wuscheliger/weicher/voluminöser ist, als das erwachsener Vertreter dieser Rassen, und sich teilweise auch in der Färbung unterscheiden kann. Insbesondere bei Rüden kann dieses Fell auch stumpfer erscheinen, da seidiges Fell viel von der Talgproduktion abhängt und diese u.a. durch Testosteron gesteuert wird. Nimmt man diesen Hunden also vor Abschluss ihrer Entwicklung durch eine Kastration einen Teil ihrer Hormone, kann sich auch die Fellentwicklung u.U. nicht richtig ausbilden oder verzögert sich deutlich. Richtige Fellveränderungen im Sinne von Vorher-Nachher-Vergleichen finden wir fast ausschließlich bei Hündinnen langhaariger Rassen, insbesondere mit rötlicher Färbung (z.B. Irish Setter). In diesen Fällen kann mit Hormonpräparaten gearbeitet und der ursprüngliche Fellzustand weitestgehend wiederhergestellt werden. Spielst Du also mit dem Gedanken Deinen Setter, Collie oder Afghanen kastrieren zu wollen, solltest Du sicherheitshalber bis zum Abschluss der Pubertät damit warten oder mit Deinem Tierarzt den Einsatz von Hormonpräparaten besprechen.
Wesensveränderungen sind mindestens genauso gefürchtet, wie Fellveränderungen, treten aber deutlicher seltener auf, als in Hundeforen berichtet wird. Zunächst muss man dabei klären, was man unter einer Wesensänderung versteht. Das Wesen eines Hundes, also die Art wie er sich verhält, seine Vorlieben, sein Maß an Offenheit/Umgänglichkeit usw., kann eigentlich nur durch zwei Dinge grundlegend und plötzlich verändert werden: durch eine Beeinträchtigung des Gehirns (Tumor, Infektion, Verletzung, Demenz etc.) oder durch ein starkes Trauma (Misshandlung, Todesangst bei Naturkatastrophen/Krieg/Unfall etc.). Eine Kastration zählt zu keinem dieser Punkte, auch wenn sie von einigen Menschen gelegentlich so katastrophal dargestellt wird. Die Kastration des Hundes kann nicht plötzlich aus einem Balljunkie einen Ballhasser oder aus einem verkuschelten Hund einen Menschen-ignorierenden Einzelgänger machen. Was Besitzer oft als Wesensveränderung beschreiben, sind meist Folgen der veränderten Stoffwechsellage, Verstärkung vorher schon vorhandener Probleme (Angst, Aggression) oder zufällig zeitlich in Zusammenhang mit der Kastration auftretende andere Erkrankungen.
Zu ersterem zählen Fettleibigkeit und damit einhergehende Trägheit. Durch eine Kastration fallen die Sexualhormone inklusive ihrer Stoffwechsel-ankurbelnden Fähigkeiten weg, Appetit und Gewohnheiten (ständige Leckerliegabe, Portionsgröße des Futters, Kauknochen am Abend, Leber als Sonntagsbraten) bleiben allerdings gleich. So frisst der Hund wie gewohnt weiter, verbrennt aber weniger Kalorien und setzt dadurch mehr an. Mehr Körperfett bedeutet aber auch mehr Belastung für Gelenke, Herz und Kreislauf, mehr Trägheit und damit weniger Bewegung, höheres Narkoserisiko, weniger Hitzetoleranz usw. Diesem Zustand sollte also unbedingt mit Reduktion der Futtermenge, Wechsel auf ein kalorienreduziertes Futter (z.B. spezielles Futter für kastrierte Hunde) oder adäquater Bewegung entgegengewirkt werden! Gibst Du dem bettelnden Hundeblick und dem gemütlichen Sofaplatz nicht nach, wird Dein Vierbeiner auch nicht zum trägen Rollmops. Hundetrainer und Tierärzte stehen Dir dabei mit Rat und Tat zur Seite! Im Zweifelsfall überlege bitte schon vor der Kastration, ob Dein Hund im persönlichen oder seine Rasse im allgemeinen zu Fettleibigkeit neigt. Wenn dies der Fall ist, solltest Du von einer Kastration eher Abstand halten oder schon vor der Operation Maßnahmen zur Gewichtsoptimierung ergreifen, die Du dann danach auch konsequent fortsetzen musst.
Wesensveränderungen im Sinne von Angst oder Aggression können ebenfalls durch vorherige Überlegungen vermieden oder gelindert werden. Ein Hund, der schon in unkastriertem Zustand zu Panikattacken oder aggressivem Verhalten neigt, sollte möglichst nicht kastriert werden. Denn fallen die Selbstsicherheit bringenden Sexualhormone weg, stürzt er meist noch tiefer in ein Loch aus Angst und Unsicherheit, was die Probleme weiter verstärken wird. Leider kommt es nicht selten vor, dass Hundehalter Angst und Aggressionsgesten ihrer Tiere nicht erkennen oder so lange ignorieren, bis etwas ernsteres passiert. Das bringt Hund und Mensch gleichermaßen in Gefahr und ist unnötiges Leid für den Vierbeiner, das vermieden werden könnte. Solche Hunde benötigen dringend ein hohes Maß an Verständnis, Geduld, Training und Konsequenz, um umweltsicher und sozialkompetent zu werden, insbesondere, wenn eine Kastration z.B. aufgrund gesundheitlicher Probleme unumgänglich ist. Wende Dich dabei bitte an einen Hundetrainer oder Tierarzt mit entsprechendem Fachgebiet, um Fehler zu vermeiden und möglichst effizient ans Ziel zu kommen. Dein Hund und Deine Nerven werden es Dir danken!
Veränderungen am Urogenitaltrakt sind weitere gefürchtete Langzeitfolgen. Aufgrund des fehlenden hormonellen Einflusses nach einer Kastration, kommt es vor allem bei sehr jung kastrierten Hündinnen zu einer Verkleinerung der Scheide (Vulvaatrophie). Dadurch bilden sich Hautfalten um die Scheide herum bzw. schon vorhandene Falten werden „tiefer“. Durch schlechtere Belüftung, Reibung und Reizung der Haare an diesen Hautsstellen, kann es schnell zu Entzündungen der Haut kommen. Treten diese Entzündungen totz intensiver Pflege immer wieder auf, ist ein chirurgischer Eingriff die beste Lösung.
Die viel diskutierte Harninkontinenz ist nicht, wie in manchen Hundeforen zu lesen, ein reines Kastrationsproblem. Viele Faktoren, wie Rasse, Alter, Übergewicht und verschieden Erkrankungen, können eine Inkontinenz begünstigen. Kastration ist nur einer davon. Direkte Auswirkungen der Kastration liegen zum einen an den geänderten anatomischen Verhältnissen. Fehlt die Gebärmutter, die normalerweise zwischen Enddarm und Blase liegt, können sich Verklebungen des Gewebes (z.B. zwischen Darm und Blase) bilden, wodurch sich die Lage der Blase verändert und die Fähigkeit Urin zu halten verringert wird. Während der Operation ausgelöste Irritationen oder Verletzungen der verschiedenen Gewebe können außerdem zu Zysten- oder Granulombildung führen, was die Blase reizt und den Harndrang fördert. Verletzungen oder Quetschungen von Nervenfasern haben selbigen Effekt. Fehlende Hormonwirkungen nach der Kastration führen zu geringerer Aktivität des Blasenschließmuskels und damit zu Inkontinenz, aber auch zu einer veränderten Stoffwechsellage, die Übergewicht mit sich bringen kann, was ebenfalls eine Inkontinenz begünstigt. Übergewicht ist aber auch ein großes Problem unkastrierter Hunde. Ebenso können andere Eigenschaften nicht kastrierter Tiere die Harnproduktion und -ausscheidung verändern, was deutlich häufiger in Tierarztpraxen zur Diagnose Inkontinenz führt. So gehen verschiedene Erkrankungen mit vermehrtem Trinken und Urinieren einher, z.B. Diabetes mellitus, Morbus Cushing, Morbus Addison, Pyometra, Blasenentzündung Niereninsuffizienz, fiebrige Erkrankungen und Demenz. Genauso können Bandscheibenvorfälle, Veränderungen der Wirbelkörper, Beckenbrüche und andere Erkrankungen des Bewegungsapparates über Beeinträchtigung von Nervenfasern zu Inkontinenz führen. Ebenso wie altersbedingte Gewebeerschlaffung und verringerte Nervenleitfähigkeit. Nicht alle, in die Wohnung pinkelnden Hunde sind also Kastraten. Ganz im Gegenteil. Beseitigung der Grundursache, Chirurgische Eingriffe oder medikamentelle Behandlung der Inkontinenz sind möglich und können betroffenen Hunden wieder ein normales Urinieren ermöglichen. In Fällen, in denen die Therapie nicht ausreicht oder nicht möglich ist, können Windeln und Co. das Leben für Hund und Halter angenehmer gestalten.
Eine weniger bekannte Langzeitfolge ist das erhöhte Tumorrisiko. Aus dem Umstand, dass die frühe Kastration der Hündin einen gewissen Schutzeffekt vor Gesäugetumoren bietet, schließen viele Hundehalter pauschal eine allgemeine Tumorprophylaxe. Dem ist leider nicht so. Denn Kastration kann zwar vor Tumoren an den Geschlechtsorganen und dem Gesäuge schützen, begünstigt aber im Gegenzug auch einige Tumorarten, z.B. Prostatattumoren, Perianaltumoren, Osteosarkome, Hämangiosarkome, Lymphome/Lymphosarkome, Mastzelltumoren und Übergangszellkarzinome.
Auch andere Erkrankungen können indirekt durch eine Kastration begünstigt werden. Grund hierfür sind zum Teil Wegfall der Hormonwirkungen, zum Teil aber auch Gewichtszunahmen und Trägheit. So leiden kastrierte Tiere häufiger an Kreuzbandrissen, Patellaluxationen, Diabetes mellitus oder Immunerkrankungen. Auch kommt es zu einem späteren Wachstumsfugenschluss bei sehr früh kastrierten Tieren, wodurch die Gliedmaßen länger wachsen können und sich ein Ungleichgewicht im Bewegungsapparat ausbilden kann. Auch erhöht dies natürlich das Risiko einer Verletzung der Wachstumsfugen und nachfolgend einer Fehlbildung der Knochen. Insbesondere großwüchsige Rassen sollten daher nicht zu früh kastriert werden. Inwieweit eine Kastration Ellbogen- und Hüftgelenksdysplasie begünstigen kann, ist noch nicht ausreichend geklärt. Ein Zusammenhang mit Frühkastration (s. unten) wird vermutet. Übergewicht ist für diese Erkrankungen ebenfalls Gift, daher sollte bei ED-/HD-erkrankten Hunden unbedingt das Fütterungsmanagement nach Kastration angepasst werden.
Probleme mit dem Bewegungsapparat sind nicht die einzigen negativen Auswirkungen einer Frühkastration bei Hündinnen und Rüden. Frühkastration bedeutet hierbei eine Kastration vor dem Pubertätsende, also während der Pubertät oder sogar noch davor. In einigen Ländern werden Hunde, insbesondere im Rahmen von Kastrationsprojekten zur Streunerprävention, teilweise schon im Alter von wenigen Wochen kastriert. Die meisten Hundehalter lehnen dies aus ethischer und gesundheitlicher Sicht ab. Würde man die selben Hundehalter fragen, ob eine Kastration mit 6 Monaten, 9 Monaten oder 1 Jahr für sie in Ordnung wäre, würde die Antwort meistens „ja“ lauten. Und das obwohl diese Hunde ebenfalls noch „Kinder“ sind. Auch diese Hunde befinden sich noch im Wachstum, haben noch keine vollständige geistige und körperliche Entwicklung durchgemacht und müssen noch lernen, mit sich selbst und ihrer Umgebung zurechtzukommen. Der Pubertätsstart beginnt mit dem Aktivwerden der Sexualhormone durch Produktion und Ausschüttung des Regulationshormones GnRH im Gehirn. Die Sexualhormone ihrerseits sind nicht nur für die Herstellung der Geschlechtsreife und Produktion der Keimzellen verantwortlich, sondern regen die Aktivierung weiterer Hormonkreisläufe an. Dazu zählen v.a. Wachstumshormone, die die Reifung verschiedener Zellen und Gewebe steuern. So entwickeln sich nicht nur die Geschlechtsorgane, sondern auch das Längenwachstum wird gesteuert (über den Wachstumsfugenschluss), Gelenke bekommen ihre endgültige Form und Rüden „legen sich aus“, sprich sie bekommen kräftigere Muskeln und festeres Bindegewebe. Genauso macht auch das Gehirn mit seinen vielen verschiedenen Funktionsbereichen eine enorme Entwicklung durch, sodass rationaler gehandelt werden kann und keine kindlichen Kurzschlussreaktionen oder allzu naives Verhalten mehr erfolgt. Nun überlege was geschieht, wenn man inmitten dieser wichtigen Reifungs- und Umbauprozesse einen plötzlichen Stopp (durch Kastration) einlegt. Der Körper wird sich zwar neu organisieren und den Hormonabfall gut „verarbeiten“, einzelne Prozesse werden allerdings unvollendet bleiben. Die Folgen sind, je nachdem in welcher Entwicklungsphase kastriert wird und wie gut der Körper dies kompensieren kann, unterschiedlich. Von schlaksiger Figur, weil sich die Wachstumsfugen zu spät schließen (s.o.), über fehlende „männliche“ Figur der Rüden bis zu Gelenkprobleme, weil die Gelenkentwicklung gestört wird, ist einiges möglich. Frühkastraten zeigen außerdem häufig einen Hang zu sprunghaftem Verhalten, können weniger souverän Situationen meistern und sind mitunter ängstlicher oder aggressiver als vergleichbare Artgenossen. All diese Veränderung müssen nicht, aber können auftreten und wenn dies geschieht, ist eine Vorhersage der Intensität nicht möglich. Es ist daher, wenn nicht aus medizinischem oder übergeordnetem Grund notwendig, von einer Frühkastration abzuraten. Problematisch ist dabei allerdings die Definition des Pubertätsendes. Die meisten Rassen beenden ihr Wachstum zwar mit 12-15 Monaten, keinesfalls aber die Reifung ihrer Organe einschließlich des Gehirns. Wirklich erwachsen sind Hündinnen und Rüden meist erst im Alter von 2-3 Jahren. Bestenfalls sollte also eine Kastration aus Entwicklungssicht nicht vor dem dritten Lebensjahr erfolgen, oder zumindest nicht vor dem ersten. Hundetrainer, Tierärzte und Verhaltenstherapeuten (Tierärzte mit Fachgebiet Verhaltenskunde) können bei der Einschätzung des Entwicklungsstandes wertvolle Hilfe leisten. Wenden Sie sich an diese Experten, falls sie sich hierbei unsicher sind.
Ein Phänomen, das ebenfalls in Zusammenhang mit der Kastration auftreten kann, ist plötzliche „Attraktivität“. Das heißt, ein Hund, der vor Kastration kaum interessant für andere Hunde, insbesonere Rüden, war, kann nach der OP plötzlich sehr interessant für selbige werden. Besitzer berichten über nachlaufende Hunde, viel beschnuppern oder gar bespringen. Wodurch dieses Phänomen ausgelöst wird, ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird eine Erhöhung der Rezeptoren, an die normalerweise Sexualhormone binden, und eine Aktivierung dieser durch andere körpereigene Stoffe, wodurch sich möglicherweise der Körpergeruch „hormontypisch“ verändert, obwohl gar keine Sexualhormone im Spiel sind.
All diese Kurz- und Langzeitfolgen müssen bei einer Kastrationsentscheidung bedacht werden. Bespreche am besten mit Deiner Familie, welche Folgen für euch akzeptabel wären und mit Deinem Tierarzt, welche Veränderungen bei Deinem Hund zu erwarten wären. So kannst Du „Überraschungen“ nach einer Kastration weitestgehend vermeiden und sicher sein, die richtige Entscheidung zu treffen.
Was ist eine Frühkastration?
Als Frühkastration wird jede Form von Kastration bei Hunden bezeichnet, die vor dem Erreichen der Geschlechtsreife und damit zu früh erfolgt – Experten raten im Sinne der Entwicklung des intakten Hundes bis zur Vollendung seiner vollständigen Entwicklung mit dem Kastrieren zu warten.
Die Auswirkungen einer zu frühen Kastration bei Hunden kann verheerend sein!
Warum? Das erfährst Du mit vielen weiteren verhaltensspezifischen und gesundheitlichen Informationen in unserem ergänzenden Kastrations-Artikel mit dem Titel "Einschnitt ins Leben - die Kastration des Hundes wissenschaftlich betrachtet" von Verhaltensbiologin Carina Kolkmeyer (Verhaltensbiologin).
Wann ist eine Kastration bei Hunden sinnvoll?
Medizinische, verhaltensbiologische und andere Gründe für Kastrationen bei Rüden und Hündinnen.
Gründe für eine Kastration von Hundebesitzern mit denen der Tierarzt im Alltag konfrontiert wird
Gründe für und gegen eine Kastration gibt es zu Genüge. Allerdings werden diese von Laien oft falsch interpretiert oder in unpassenden Zusammenhang miteinander gebracht.
Schauen wir uns die häufigsten Gründe etwas genauer an:
Laut der „Bielefelder Kastrationsstudie“ (2003) entscheiden sich Hundehalter am häufigsten für die Kastration einer Hündin, um gesundheitlichen Problemen (Gebärmuttervereiterung, Gesäugetumoren, Scheinschwangerschaft) vorzubeugen. Ein ebenso häufiger Grund ist die Vermeidung ungewollter Fortpflanzung. Aggressionsprobleme waren bei Hündinnen selten Grund einer Kastration. Bei Rüden hingegen machen medizinische Gründe (Hodentumoren, Kryptorchismus u.Ä.) nur etwa ein Viertel der Kastrationsgründe aus. Am häufigsten wurden Rüden aufgrund ihres Temperamentes bzw. ihrer Sexualität kastriert (Fortpflanzungsvermeidung, Hyperaktivität, Aggressionen, ausgeprägter Sexualtrieb, Rangordnungskämpfe u.Ä.). Ein deutlicher Unterschied zu den Kastrationsgründen der Hündinnen also.
Diese und weitere Kastrationsargumente haben wir im Folgenden für Dich aufgelistet und ihre Bedeutung bei der Kastrationsentscheidung näher beleuchtet:
1. Kastrationsgrund – Kastration der Hündin zum Schutz vor Gebärmutterentzündung
„Ich möchte meine Hündin vor einer Gebärmutterentzündung bewahren, sonst stirbt sie daran!“
Dieses Argument ist zwar berechtigt, aber nicht ganz korrekt. Eine Gebärmutterentzündung kann durchaus lebensbedrohlich werden, vor allem, wenn sie zu spät erkannt und/oder behandelt wird. Eine Kastration mit Entfernung der Gebärmutter löst dieses Problem. Denn was nicht mehr da ist, kann natürlich auch nicht erkranken. Wenn Du Deine Hündin allerdings gut unter Beobachtung haben und bei auftreten typischer Symptome (vermehrtes Trinken, vermehrtes Lecken der Genitalregion, Ausfluss außerhalb der Läufigkeit, eitriger Ausfluss…) umgehend Deinen Tierarzt kontaktieren, kann eine Gebärmutterentzündung auch gut behandelt werden. Mit etwas Glück sogar ohne Operation. Es muss also nicht zwingend jede Hündin kastriert werden, nur weil sich eventuell irgendwann eine Gebärmutterentzündung ausbildet.
2. Kastrationsgrund – Kastration der Hündin zum Schutz vor Gesäugetumore
„Kastrierte Hündinnen bekommen keine Gesäugetumoren!“
Diese Aussage enthält einen wahren Kern, ist aber nicht ganz korrekt. Es stimmt, dass eine Kastration das Risiko der Tumorbildung im Gesäuge senkt. Allerdings verschwindet dieses Risiko nicht vollständig und auch nur bei frühzeitigen Kastrationen in sinnvollem Maße. Ab ungefähr der 3. Läufigkeit ist kein besonders großer Effekt der Tumorvermeidung mehr zu erkennen. Beachten sollte man außerdem, dass nur etwa 50% der Gesäugetumoren bösartiger Natur sind. Wenn Du regelmäßig das Gesäuge Deiner Hündin abtastest und bei Auffinden von Umfangsvermehrungen/Knoten umgehend den Tierarzt kontaktierst, kann zeitnah gehandelt werden und eine Kastration zur Tumorprophylaxe ist nicht zwingend notwendig. Du solltest allerdings engmaschig (regelmäßig) kontrollieren und rechtzeitig handeln, denn bösartige Gesäugetumoren neigen zu schneller Metastasierung und sind daher durchaus lebensbedrohlich.
3. Kastrationsgrund – Kastration der Hündin wegen Scheinschwangerschaften
„Meine Hündin ist krank, sie wird ständig scheinschwanger!“
Das Gerücht der „bösen“ Scheinschwangerschaft kursiert in vielen Hundeforen und wird oft als Kastrationsgrund herangezogen. Die Hündin müsse darunter psychisch sehr leiden, die Milchbildung des Gesäuges sei schmerzhaft und ungesund und bei jeder weiteren Läufigkeit würde sich das Problem verstärken. Diese Argumente basieren in ihrem Ursprung auf wahren Tatsachen, sind aber leider aus dem Zusammenhang gerissen worden. Es ist durchaus wahr, dass sich Hündinnen im Laufe ihres Zyklusses in einem gewissen Gefühlschaos befinden. Aus diesen vorübergehenden „Hoch“s und „Tief“s ein seelisches Leiden zu schließen, ist aber meist etwas weit hergeholt. Es wird ja auch nicht jede Frau automatisch, während oder nach ihrer Periode, in eine Klinik eingewiesen. Natürlich gibt es die ein oder andere Hündin, die unter Hormoneinfluss übermäßig antriebslos oder gar depressiv wird. Dies sollte aber nicht pauschalisiert werden. Des Weiteren ist die Scheinschwanger- bzw. Scheinmutterschaft ein völlig normaler Prozess, der in jedem hündischen Zyklus abläuft. Die Ausprägung unterscheidet sich allerdings von Hund zu Hund. Das Gerücht der mit jeder weiteren Läufigkeit ansteigenden Intensität ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass die 1. und manchmal auch die 2. Läufigkeit einer Hündin oft noch nicht sehr ausgeprägt verlaufen. Ähnlich wie bei pubertierenden Frauen müssen sich die Hormone und ihre Zyklen erst „einspielen“. Entsprechend erscheint die 3. Läufigkeit den Besitzern häufig deutlich intensiver und es wird daraus geschlossen, dass nun jeder weitere Zyklus, inklusive Scheinträchtigkeit, ausgeprägter verläuft als derjenige davor. Zur Schädlichkeit der Gesäugeanbildung lässt sich sagen, dass zwar der hormonell bedingte Umbau des Drüsengewebes das Wachstum von Gesäugetumoren begünstigen kann, aber diese Tumoren auch bei kastrierten Hündinnen entstehen können. Genauso kann eine Entzündung des Drüsengewebes („Mastitis“), sowohl bei unkastrierten, als auch bei kastrierten Hündinnen auftreten. Diese Entzündungen heilen meist ohne Probleme von allein ab. In Einzelfällen kann die Zugabe von Medikamenten notwendig sein. Nach den hormonellen Umbauten bleibt gelegentlich eingelagertes Fett oder Bindegewebe zurück und die Elastizität der Haut lässt nach. Dies ist aber allenfalls ein kosmetischer Makel, keinesfalls jedoch gesundheitsschädlich (vergleiche Hängebusen bei Frauen).
4. Kastrationsgrund – Kastration der Hündin wegen Zyklusbeschwerden
„Meine Hündin hat Zyklusprobleme und sollte daher kastriert werden!“
Zyklusprobleme kommen bei Hündinnen seltener vor, als Besitzer vermuten. Denn zu „Zyklusproblemen“ zählen Laien oft zwei Dinge, die gar kein Zyklusproblem sind: natürlicherweise milder verlaufende 1. und evtl. 2. Läufigkeit, sowie Abweichungen vom mittleren Zyklusabstand. Ersteres ist ein völlig normales Geschehen, da sich der Hormonkreislauf erst einspielen muss. Zweiteres ist nur ein Mittelwert, der über alle Rassen hinweg ermittelt wurde. Werde also nicht gleich nervös, wenn Deine Hündin nicht auf den Tag genau alle 5 oder 6 Monate läufig wird! Je nachdem, welcher Rasse sie angehört, kann der Abstand zwischen den einzelnen Läufigkeiten deutlich kürzer oder länger sein ohne dass ein individuelles Zyklusproblem vorliegt. Auch der Eintritt in die Pubertät und damit auch Beginn der Läufigkeiten variiert rasseabhängig teilweise stark. Solange sich ein gleichmäßiger Abstand einspielt und die einzelnen Zyklusphasen ohne Komplikationen ablaufen, ist alles in Ordnung. Echte Zyklusstörungen (z.B. verkürzte oder verlängerte Läufigkeit, Störungen der einzelnen Zyklusphasen) sollten natürlich erkannt und untersucht werden. Je nach Ursache (Stress, Stoffwechselstörung, Infektionen, Tumore etc.) ist eine medikamentöse Behandlung möglich oder aber die Kastration Mittel der Wahl.
5. Kastrationsgrund – Kastration des Rüden wegen Erkrankungen an den Hoden
„Kranke Hoden gehören entfernt!“
Diese Aussage ist vom Grundgedanken her korrekt. Denn Erkrankungen der Hoden sind in den meisten Fällen Tumore. Diese müssen zwar nicht zwingend bösartig sein und bilden auch nur selten Metastasen, können aber durch Ausschüttung von Hormonen (meist Östrogenen) den kompletten Körperstoffwechsel durcheinanderbringen. Auch einige andere Hodenerkrankungen (z.B. Hodentorsion, nicht heilende Ekzeme/Abszesse, Hauttumoren am Hodensack) können eine Kastration rechtfertigen. Ob beide oder nur ein Hoden entfernt wird, hängt von der Ausbreitung der Veränderung und weiteren Faktoren ab.
6. Kastrationsgrund – Kastration von Rüden wegen Kryptorchismus (Hodenhochstand)
„Kryptorchiden müssen zwingend kastriert werden!“
Im Falle des in der Bauchhöhle oder im Leistenkanal sitzenden Hoden („Hodenhochstand“ /„Kryptorchismus“ / „Hodendystopie) ist diese Aussage korrekt. Hodenzellen, insbesondere die Spermien-produzierenden Fraktionen, benötigen eine etwas kühlere Temperatur für optimalen Stoffwechsel, als es im Körperinneren der Fall ist. Aus diesem Grund findet man Säugetierhoden „außerhalb“ des Körpers. Während der Entwicklung im Mutterleib und einige Tage bis Wochen nach der Geburt „wandern“ die Hoden aus dem Körperinneren an ihren vorbestimmten Platz im Hodensack („Hodenabstieg“). Kommt es während dieser Phase zu Störungen, verbleiben die Hoden in Bauchhöhle/Leistenspalt. Die dort höhere Temperatur stört den Stoffwechsel der Hodenzellen und führt dadurch oft zu einer Entartung dieser Zellen (Tumorbildung), was wiederum den zweiten Hoden bzw. den gesamten Körperstoffwechsel (durch veränderte Hormonbildung) in Mitleidenschaft zieht. Nicht abgestiegene Hoden sollten daher entfernt oder, mindestens 1x jährlich, via Ultraschall auf Abnormalität hin untersucht werden. Ob die Kastration dabei therapeutisch oder prophylaktisch erfolgt, ist ein viel diskutiertes Thema und bedarf, wie jede Kastration, einer Einzelfallentscheidung. Falls der Kryptorchismus nur einseitig ausgebildet ist, kann allerdings der im Hodensack befindliche Hoden an Ort und Stelle belassen werden. So bleiben die nicht ganz unwichtigen Sexualhormone und, wenn gewünscht, auch die Zeugungsfähigkeit erhalten. Zu beachten ist dabei allerdings, dass Kryptorchismus vererbt werden kann und Kryptorchiden daher bei Zuchtverbänden aus der Zucht ausgeschlossen werden. Ebenso stellt dies natürlich eine Art „Mängel“ dar, weshalb entsprechende Welpen i.d.R. mit einem geringeren Verkaufspreis einhergehen.
7. Kastrationsgrund – Kastration des Hundes zur Vermeidung von Nachwuchs
„Wenn der Hund nicht zur Zucht genutzt wird, sollte er kastriert werden!“
Diese Begründung für pauschale Kastrationen ist aus rechtlicher, ethischer und medizinischer Sicht natürlich nicht haltbar. Bei Hunden gibt es zahlreiche Möglichkeiten eine ungewollte Vermehrung zu verhindern und kein Sex oder keine Schwangerschaft ist selbstverständlich nicht gesundheitsschädlich. Egal ob Straßenhunde, Wildtiere oder der Mensch: einige Individuen haben nie Geschlechtsverkehr und sind trotzdem kerngesund.
8. Kastrationsgrund – Kastration des Hundes wegen Hyperaktivität
„Mein Hund ist hyperaktiv und dadurch schwer zu erziehen. Nach einer Kastration wird er viel ruhiger und das Training leichter sein.“
Häufig kommen Hundehalter mit dieser Einstellung in die Tierarztpraxis und bitten um einen Kastrationstermin. Nicht selten sogar getriggert durch Aussagen von Freunden oder gar dem Hundetrainer. Bitte nehme von diesem Gedanken Abstand! Der Aktivitätslevel eines Hundes wird durch Rasse, Haltung, Gesundheitszustand und vieles mehr beeinflusst. Man kann nicht einen Mops mit einem Windhund oder einen Basset mit einem Malinois vergleichen. Genauso wenig einen Junghund mit einem Senior. Wichtig ist auch, wer den Hund einschätzt: ein Tierarzt sieht deutlich mehr Vertreter unterschiedlicher Rassen, als der durchschnittliche Hundehalter auf seinen Gassirunden und kann dementsprechend viel besser einschätzen, ob ein über das typische Maß der Rasse hinausgehendes Verhalten vorliegt. Auch das Verständnis des Halters von „Aktivität“ ist oft unterschiedlich: was für eine Rentnerin „hyperaktiv“ ist, wird ein Sportstudent wohl eher als normal und genau passend für gemeinsame Outdooraktivitäten beschreiben. Ebenso wenig kann der Hund beeinflussen, wie man ihn hält. Wird er artgerecht ausgelastet? Wird zu wenig mit ihm unternommen oder vielleicht sogar zu viel? Ist er geistig und körperlich ausgelastet oder eventuell nur eines von beidem? Hat er gelernt Ruhephasen einzuhalten oder wurde er von Anfang an permanent bespaßt, sodass er selbst nicht abschalten kann? Auch die oft vermutete Schilddrüsenüberfunktion, trifft in den wenigstens Fällen zu. Viel häufiger sieht man in der Praxis einen aktiven unausgelasteten pubertierenden Junghund, dessen Halter die Defizite in Erziehung und Haltung nicht erkennen (wollen). Wenn Du Dir unsicher bist, ob Dein Hund wirklich an einer krankhaften Übererregbarkeit (= Hyperaktivität) leidet, oder es sich vielleicht doch nur um rassetypisches Verhalten handelt, spreche unbedingt mit Deinem Tierarzt oder einem Verhaltenstherapeuten (Tierarzt für Verhaltenstherapie). Nur so kannst Du in Erfahrung bringen, ob ein Problem vorliegt und wie Du dieses ggf. behandeln kannst. Eine Kastration wird Dich nur in den seltensten Fällen zum Ziel führen, denn sie kann keine Haltungs-/Erziehungsfehler ausbessern und nicht automatisch aus einem extrovertierten sportlichen Hund einen einzelgängerischen Sofaschläfer machen. Natürlich wird ein Fehlen der Selbstsicherheit gebenden und Stoffwechsel ankurbelnden Sexualhormone eine gewisse Gemütlichkeit mit sich bringen, allerdings nicht in dem Maße, wie es meist von Laien vermutet wird.
Informationen zum Temperament und Bewegungsdrang der verschiedenen Hunderassen findest Du in der Rubrik „Rassen“.
9. Kastrationsgrund – Kastration des Hundes wegen Aggressivität
„Mein Hund ist aggressiv. Nach der Kastration wird er viel entspannter sein!“
Dieser Punkt ist, gerade bei Rüden, ein gern angeführter Kastrationsgrund. Ähnlich wie bei der vorangegangenen Aussage zur Hyperaktivität, wird auch hier eine Kastration selten zum Erfolg führen. In einigen Fällen kann sie das Problem sogar verschlimmern. Denn einige Formen aggressiven Verhaltens (z.B. Futteraggression, Angstaggression) werden hauptsächlich durch das Stresshormon Cortisol gesteuert und weniger durch Sexualhormone. Entsprechend bleibt das Problem nach Wegnahme der Sexualhormone bestehen oder kann sich, aufgrund der nun fehlenden Selbstsichereit gebenden Funktion dieser Hormone, noch verstärken. Aggressives Verhalten zur Sicherung des Status (also der Stellung im Rudel), kann sich eventuell verbessern, wenn gleichzeitig intensiv erzieherisch gearbeitet wird. Änliches gilt für aggressives Verhalten aus "Eifersucht" bzw. Ressourcenverteidigung (Lieblingsmensch = wichtige Ressource) heraus gegenüber anderen Hunden oder Menschen (z.B. bei sehr intensiver Hund-Mensch-Beziehung). Aggressives oder aufbrausendes Verhalten im Zuge der Läufigkeit bei Hündinnen wird sich nach einer Kastration natürlich bessern, das es hauptsächlich durch die Sexualhormone ausgelöst wird. Es gibt allerdings auch Hündinnen, die viel Testosteron bilden und dadurch pöbelnd durch die Welt laufen, ein eher maskulines Erscheinungsbild haben und sogar beim Pinkeln das Bein heben. Das Verhalten dieser „Mannsweiber“ wird sich durch eine Kastration verschlimmern, da dann die ausgleichende Wirkung der Östrogene fehlt und die Testosteronwirkung weiter in den Vordergrund rückt. Aggressives Verhalten zur Verteidigung von Jungtieren (eigene oder fremde, Tier oder Mensch) bessert sich selten, da es oft durch äußere Einflüsse („Kindchenschema“, Verhalten der Besitzer) getriggert wird. Beim Rüden kann es sich sogar verschlimmern, da hier auch das Prolaktin („Elternhormon“) eine Rolle spielt, welches durch eine Kastration unbeeinflusst bleibt. Es ist daher enorm wichtig, dass bei Anzeichen aggressiven Verhaltens zunächst geklärt wird, um welche Art Aggression es sich handelt und ob diese überhaupt durch eine Kastration beeinflussbar ist. Ansonsten geht die gut gemeinte operative Maßnahme schnell nach hinten los. Wende Dich dazu am besten an einen gut ausgebildeten Hundetrainer oder einen Tierarzt für Verhaltenskunde.
10. Kastrationsgrund – Kastration des Hundes wegen Ängstlichkeit, Unsicherheit und Nervosität
„Mein Hund ist sehr ängstlich und nervös. Die Kastration wird ihn beruhigen.“
Hier haben wir Nummer 3 der häufigsten „Kastrationsfehler“. Neben Hyperaktivität und Aggression ist die Ängstlichkeit eine der schlimmsten Fallstricke der Hundehaltung. Angst wird hauptsächlich durch das Stresshormon Cortisol gesteuert und ist nur bei Hündinnen während der Läufigkeit in geringem Maße durch Sexualhormone mit beeinflusst. Dementsprechend wird sich ängstliches Verhalten (egal aus welchen Gründen) bei Hündinnen wie bei Rüden durch eine Kastration keineswegs bessern. Ganz im Gegenteil: fallen die Selbstsicherheit gebenden Sexualhormone weg, kann das wackelige Gestell des Selbstvertrauens verängstigter Hund komplett in sich zusammenbrechen. Viel wichtiger als Medikamente oder Operationen ist bei diesen Hunden ein intensives Training der Hund-Mensch-Beziehung und Umweltsicherheit. Es hilft nicht nur die Angst zu lindern oder gar zu besiegen, sondern lastet Hund und Halter sinnvoll aus und macht meist auch noch Spaß. Auch hierfür sind Hundetrainer oder Tierverhaltenstherapeuten Ansprechpartner der Wahl.
11. Kastrationsgrund – Kastration des Hundes wegen sozialen Aspekten
„Mein Hund dreht völlig durch, wenn er auf andere Hunde trifft. Die Kastration wird ihm helfen, besser mit anderen Hunden klarzukommen.“
Jeder Hundehalter erlebt es regelmäßig auf seinen Gassirunden: ein fremder oder der eigene Hund fängt bei Sichtkontakt mit anderen Hunden an zu zerren, hüpfen, bellen, pöbeln oder knurren. Die Gründe hierfür sind genauso vielschichtig wie ihre Lösungen. Die Kastration wird dabei allerdings selten hilfreich sein. Zunächst muss analysiert werden, welches Verhalten gezeigt wird und warum das so ist. Angst? Aggression? Neugier? Spieltrieb? Hat der Hund eventuell gar nicht gelernt, mit anderen Hunden umzugehen? Wie jedes Kind im Kindergarten die Interaktion mit „Artgenossen“ lernen muss, so muss auch jeder Hund das selbige lernen. Ein Hund der einzeln gehalten wird und nie mit anderen Hunden zusammenkommt, wird auch bei einer flüchtigen Begegnung beim Spaziergang nicht wissen, wie er sich richtig verhalten soll. Auch die aktuelle Entwicklungsphase (Welpenalter, Pubertät, Erwachsenenalter) spielt natürlich eine Rolle, insbesondere wenn Hormone im Spiel sind. Pubertierende Hunde müssen erst noch herausfinden, was es mit dem anderen Geschlecht auf sich hat, wie man flirtet, dass sich nicht alles nur um Fortpflanzung dreht etc. Wie jugendliche Menschen eben auch. Genauso wichtig ist die Reaktion am anderen Ende der Leine. Denn viele Halter triggern unbewusst das Verhalten Ihres Hundes und verstärken so Probleme. Wie in allen anderen Bereichen des Hundelebens ist eine gute Hund-Mensch-Beziehung sowie ein gewisser Grundgehorsam wichtig. So kann man seinem Hund Selbstbewusstsein geben, ihn bei Fehlverhalten maßregeln, bei vorbildlichem Verhalten bestätigen oder aber ihm Aufgaben abnehmen, weil man signalisiert „Ich habe die Situation unter Kontrolle!“. Training ist hier also das Mittel der Wahl! Eine Kastration kann in solchen Situationen nur bei echter Hypersexualität oder zyklusbedingter Zickigkeit Erfolge bringen.
12. Kastrationsgrund – Kastration des Hundes wegen unerwünschten Markierverhalten
„Mein Rüde markiert ständig. Spazierengehen macht so keinen Spaß. Eine Kastration wird uns helfen.“
Es ist natürlich unumstritten, dass unkastrierte Rüden deutlich intensiver mit Urin und Kot ihr Revier auf Spaziergängen oder im heimischen Garten markieren. Leider ist dieses Verhalten aber nicht rein sexuell bedingt und kann daher auch nach einer Kastration bestehen bleiben. Wer sich diesen Punkt als Kastrationsgrund ausgesucht hat, wird daher vermutlich nach einer Kastration enttäuscht sein. Selbiges gilt auch für Hündinnen, die gerne markieren.
13. Kastrationsgrund – Kastration des Hundes wegen Aufreiten
„Mein Rüde reitet ständig bei seinem Kuscheltier oder unseren Beinen auf. Eine Kastration wird ihm dieses Verhalten austreiben!“
Auch hier erleben Hundebesitzer häufig eine Überraschung, wenn sie ihren Vierbeiner kastrieren lassen. Denn Aufreiten ist nicht ausschließlich sexuell geprägt. Es wird auch gerne als Dominanzgeste verwendet. So signalisiert der aufreitende Hund „Hier bin ich Chef!“ Besonders beim Spiel mit anderen Hunden oder im Zusammenhang mit Herrchen, Frauchen oder Kindern kann man diese Dominanzgeste beobachten. Dementsprechend wird eine Kastration nur bei wirklich sexuell motiviertem Aufreiten Erfolge erzielen. Wichtig ist im Hinblick auf dieses Verhalten auch, der Zeitpunkt einer etwaigen Kastration. Denn einige Hunden „merken“ sich den Bewegungsablauf des Aufreitens, speichern ihn als Geste des Stressabbaus und spulen das Verhalten auch nach der Kastration ab, wenn sie es nicht schon zuvor als "Entspannungsritual" taten. Man sieht sie dann insbesondere in oder nach stressigen Situationen (Besuch, Lärm, fremde Umgebung etc.) an Tischbeinen, Decken, Kuscheltieren oder Ähnlichem aufreiten.
14. Kastrationsgrund – Kastration des Hundes wegen starkem Jagdtrieb
„Mein Hund möchte immerzu Hasen jagen. Weniger Testosteron wird ihn von seinem Jagdfieber abbringen.“
Die Hoffnung auf vermindertes Jagdverhalten wird in einem Beratungsgespräch zur Kastration des öfteren angesprochen. Der Gedanke, dass männliche Individuen durch ihr Testosteron Jäger sind und dementsprechend nach einer Kastration das Jagen einstellen, ist allerdings ein Trugschluss. Selbstverständlich bringen männliche Hormone Selbstbewusstsein und einen gewissen Grad an tollkühnem Verhalten mit sich. Jagdverhalten wird aber zusätzlich durch Rasseeigenschaften, Temperament, erlerntes Verhalten und die Erziehung beeinflusst und bleibt daher nach einer Kastration bestehen. Bei manchen Hunden kann sich dieses Verhalten sogar verschlimmern. Man erklärt es sich mit dem Umstand, dass die Energie, die sonst in sexuell motiviertes Verhalten und Interaktion mit anderen Hunden gesteckt wurde, nach einer Kastration in Jagdverhalten „investiert“ wird. Eine geistige und körperliche „Alternativauslastung“ kann in diesen Fällen sehr hilfreich sein. Tipps zur geistigen und körperlichen Auslastung (in- und outdoor) findest Du im Magazin unter der Rubrik Beschäftigung.
15. Kastrationsgrund – Kastration des Hundes wegen Sexualtrieb
„Mein Rüde leidet sehr unter läufigen Hündinnen. Es ist besser für ihn, ihn zu kastrieren.“
Der leidende Rüde ist ein häufiger Argumentationsgrund für eine Kastration, ebenso wie für eine Zuchtzulassung. Wenn der eigene Hund tagelang jammern an der Haustüre oder am Gartentor steht, das Essen verweigert oder speichelnd durchs Wohnzimmer tigert, bekommt natürlich jeder Hundebesitzer Mitleid. Die einen Besitzer entscheiden sich deshalb dem Drängen nachzugeben und suchen ihrem Rüden eine Hündin für den Deckakt, die anderen wollen mit einer Kastration dem „Leiden“ ein Ende setzen. Um sich für das vermehren oder züchten mit dem eigenen Hund zu entscheiden, ist diese Argumentation denkbar schlecht. Denn richtige Verpaarung im Hinblick auf Exterieur, Gesundheit, Wesen und Gene des Hundes sind deutlich wichtiger für eine Zuchtentscheidung, als ein jammernder Rüde. Ebenso sollte man genug Hintergrundwissen, Geld, Platz, Zeit und Nerven für ein solch wichtiges Unterfangen besitzen. Im Hinblick auf eine Kastration muss man klar zwischen normalem Verhalten bzw. ein bisschen „Liebeskummer“ und krankhaftem Sexualtrieb unterscheiden. Wirklich hypersexuelle Tiere (Rüden wie Hündinnen) findet man eher selten. Viel öfter handelt es sich um unausgelastete Tiere, die ihre volle Energie in die nahegelegenste Sache stecken oder die (noch) nicht gelernt haben, mit ihren Hormonen und dem anderen Geschlecht umzugehen. Hundetrainer und Tierärzte können hier wichtige Hilfestellung leisten, um die Situation richtig einzuschätzen. Solange Hunde sich in der Pubertät befinden (ca. bis zum 2./3. Lebensjahr) oder noch nicht wirklich viel Kontakt mit anderen Hunden (insbesondere läufigen Hündinnen) hatten, kann man nicht erwarten, dass sie tiefenentspannt reagieren, wenn Läufigkeitsduft oder Testosteron in der Luft liegen. Gebe Deinem Hund Zeit, diese wichtigen Dinge zu lernen! Das bringt ihn in seiner Entwicklung weiter und schweißt auch das Hund-Mensch-Team enger zusammen, wenn man diese aufregende Zeit gemeinsam durchsteht. Denke in diesen Momenten an Deine eigene „wilde Jugend“ zurück. Dann wirst Du sicherlich Parallelen erkennen. Wichtig ist dabei auch, dass Du den „Liebeskummer“ nicht unbewusst verstärken. Lenke Deinen Rüden mit viel Spiel, Training und Spaziergängen ab. Das macht Spaß und bringt ihn auf andere Gedanken. Wie Du das Sexualverhalten Deines Rüden austesten kannst, erklären wir Ihnen im Abschnitt „Alternativen zur Kastration“.
16. Kastrationsgrund – Kastration des Hundes wegen Entlaufen und Streunen
„Mein Rüde entwischt ständig aus dem Garten, um läufigen Hündinnen nachzustellen. Wir müssen dieses Verhalten mit einer Kastration unterbinden.“
Wer denkt, eine Kastration ersetzt Aufsichtspflicht oder Gartenzaun, der sollte ernsthaft überlegen, die Hundehaltung aufzugeben. Eine Kastration kann keine adäquate Hunderziehung ersetzen! Das muss an dieser Stelle nochmals deutlich erwähnt werden. Wer nicht in der Lage ist, auf seinen Hund aufzupassen, egal ob Rüde oder Hündin, der kann nicht nur ungewollte Fortpflanzung, sondern auch Zusammenstöße mit Autos, Beißereien oder tote Nachbarshühner nicht vermeiden. Das gefährdet nicht nur den Hund, sondern auch alle Individuen in seinem Umfeld. Es ist ebenso ein Trugschluss zu meinen, dass ein Hund nach der Kastration denkt „Jetzt lauf ich nicht mehr weg.“. Es gibt viel mehr Gründe einen kleinen Ausflug zu unternehmen, als nur ein Date mit der Nachbarshündin. Wer einmal gelernt hat, dass die Grundstücksgrenze kein Hindernis darstellt, der wird es immer wieder versuchen. Kastration hin oder her. Das Lösungswort für solche Situationen lautet „Training“! Suchen Dir einen kompetenten Hundetrainer. Dieser wird Dir mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Checkliste: Gründe für eine Kastration beim Hund
Gründe für eine Kastration beim Rüden auf einen Blick:
- Unerwünschte Verhaltensweisen (z.B. ständiges Markieren, Besteigen von Menschen, Hunden und Gegenständen, Aggressionsverhalten)
- Medizinische Risiken wie Hodentumore
- Hodenhochstand (Kryptorchismus)
- Verdrehung der Hoden
- Prostatatumore
- vergrößerte Prostata (Prostatahyperplasie)
- Prostatitis
- Entzündung der Vorhaut (Präputialkararrh)
- Perinealhernien
- Perinealtumore
- Herumstreunen
- Unterbindung von rüdenhaften Verhalten (Verhaltensprobleme)
- Sexualtrieb und ständig auf der Pirsch nach Hündinnen
- Streunen und Entlaufen
- Dominanzverhalten (nur zu einem Teil geschlechtsgetrieben)
- Aggressionsverhalten
- Hypersexuelles Verhalten
Gründe für eine Kastration beider Hündin auf einen Blick:
- Das Risiko für Tumorerkrankungen am Gesäuge wird reduziert
- Gesäugetumore (Mammatumore)
- Risiken von Gebärmutterentzündungen
- Gebärmuttervereiterung (Pyometra)
- Risiken für Gebärmuttertumore
- Scheinträchtigkeit (Scheinschwangerschaften)
- Tumore und Zysten an den Eierstöcken
- Scheidenvorfall (Läufigkeitsprolaps)
- Scheidentumore
- Diabetes
- Verhaltensstörungen während des Läufigkeitszyklus
- Ungewollte Trächtigkeiten
Zeitpunkt Kastration: Ab wann kann man den Hund kastrieren?
Der beste Zeitpunkt zum Kastrieren muss von Hund zu Hund und Rasse zu Rasse gecheckt werden.
Folgende Aspekte müssen für den richtigen Zeitpunkt der Kastration geklärt werden!
Hat man sich für die Kastration des Hundes entschieden, stellt sich natürlich als nächstes die Frage des besten Zeitpunktes. Um diese Frage zu beantworten, sind 2 Überlegungen wichtig:
Handelt es sich um einen Rüden oder eine Hündin?
Rüden kann man theoretisch jederzeit kastrieren. Es gibt zwar Erkenntnisse aus der Forschung, dass auch bei Haushunden, wie bei ihren wilden Verwandten, eine jahreszeitliche Schwankung der Testosteronkonzentration und damit auch der Spermienproduktion existiert, dies scheint aber kaum Auswirkungen auf den besten Kastrationszeitraum zu haben.
Bei Hündinnen existiert hingegen ein relativ genau definiertes Zeitfenster für den besten OP-Zeitpunkt. Dieses liegt bei etwa 3-4 Monaten nach Beginn der Läufigkeit. Denn in dieser Zyklusphase sind die Sexualhormone so zusammengestellt, dass ihre Auswirkungen eine Operation nicht negativ beeinträchtigen. Die Gewebe sind nicht angeschwollen, es existiert keine vermehrte Blutungsneigung, die Infektionsgefahr ist geringer und die Heilung verläuft schneller. Dies ist u.a., einer der Gründe, warum man sich Beginn und Ende der jeweiligen Läufigkeiten genau notieren sollte.
Aus welchem Grund findet die Kastration statt?
Soll der Hund zu einem bestimmten Zeitpunkt in eine Hundegruppe, ein Tierheim, eine Pension oder an einen sonstigen Ort gebracht werden, der eine Kastration voraussetzt, muss man sich natürlich im Hinblick auf den OP-Termin nach dem jeweiligen Verbringungsdatum richten.
Liegt eine akute Erkrankung vor, aufgrund derer eine Kastration notwendig ist, sollte natürlich schnellstmöglich kastriert werden.
Möchte man das Risiko der Entstehung von Gesäugetumoren mindern, sollte man möglichst vor der 3. Läufigkeit kastrieren, da der positive Effekt einer Kastration, in Bezug auf diesen Punkt, mit jeder weiteren Läufigkeit abnimmt.
Trifft keiner der genannten Punkte zu, hat man also keinen besonderen „Zeitdruck“, sollte man am besten bis zum Ende der Pubertät mit einer Kastration warten. Wann dies der Fall ist, ist von Rasse zu Rasse und von Hund zu Hund unterschiedlich. Im Mittel kann man sagen, dass Rüde wie Hündin etwa mit Vollendung des 2. bis 3. Lebensjahres ins Erwachsenenalter eintreten. Frühere Kastrationen bringen gewisse Risiken mit, die es abzuwägen gilt (s. Abschnitt „Mögliche kurz- und langfristige Begleiterscheinungen einer Kastration ausführlich erklärt“).
Das richtige Alter für eine Kastration bei Hunden
Das richtige Alter des Hundes für eine Kastration hängt erwiesenermaßen von der jeweiligen Hunderasse und dem Geschlecht des Hundes ab. Es muss also bei der Frage nach dem perfekten Kastrations-Alter zwischen männlichen Rüden und weiblichen Hündinnen unterschieden werden. Zudem raten Experten stets dazu, dass die physische und psychische Entwicklung abgeschlossen und die erwachsene Reife erlangt sein sollte – idealerweise wird für das richtige Kastrationsalter folglich das Erreichen der Pubertät des Hundes abgewartet. Da dieser Zeitpunkt aber von Rasse zu Rasse abhängt, muss rassespezifisch auf den richtigen Kastrationszeitpunkt geschaut werden. Denn kleine Hunde und Rassen entwickeln sich schneller als ihre großen Artgenossen.
Warum ist es so wichtig, das ideale Alter fürs Kastrieren von Rüden und Hündinnen abzuwarten? Wird zu früh kastriert, steigen die Risiken für „Nebenwirkungen“ wie u.a. Gelenkschäden, Tumore, Inkontinenz und verhaltensseitige Folgen. Im Fachjargon spricht man hier von der „Frühkastration“, die unsere dogondo-Expertin Carina Kolkmeyer als ausgewiesene Fachfrau zum Thema Kastration, in ihrem ergänzenden Fachartikel umfassender beleuchtet hat.
Kastration Hund: Gibt es Unterschiede beim idealen Alter von Rasse zu Rasse?
Es gibt in der Tat beim optimalen Zeitpunkt in Bezug auf das ideale Kastrationsalter bei Hunden, Unterschiede von Rasse zu Rasse. Dies ergab eine Auswertung von über Jahre gesammelte Hundepatienten-Daten der „School of Veterinary Medicine, Unsiversity of California, Davis, Davis, CA, United States“ zu 35 verschiedenen Hunderassen, angefangen von A wie Australian Cattle Dog bis Y Yorkshire Terrier.
Und so reicht die Auswertung der rassespezifischen Daten über Empfehlungen, bei diversen Rassen wie dem Dobermann-Rüden und der Golden Retriever Hündin, völlig von einer Kastration abzusehen, bis hin eine Kastration idealerweise erst mit 2 Jahren bei Hündinnen des Deutschen Boxers und Rüden des Deutschen Schäferhundes in Erwägung zu ziehen.
Hintergrund der "Studie" war die Motivation der handelnden Personen herauszufinden, wie sich das Kastrationsalter auf mögliche Risiken für Erkrankungen und sonstige gesundheitliche Beschwerden wie Tumoren, Inkontinenz und Gelenkerkrankungen wie die bekannte Hüftdysplasie und Ellbogendysplasie auswirkt. Es sollte anhand der Daten eine spezifische Aussage über rassebezogene Risiken getroffen werden.
Hier findest Du nun für den besseren Überblick die Tabelle zu den einzelnen Rassen und Geschlechtern mit den entsprechenden Ergebnissen und daraus resultierender Empfehlung für den idealen rassespezifischen Kastrationszeitpunkt.
Nachfolgend die Auswertung für das männliche Geschlecht (Rüden)
Kastration abgeraten | Kastration: Kein erhöhtes Risiko | Vor dem 6. Lebensmonat | Vor dem 11. Lebensmonat | Vor dem 23. Lebensmonat | |
Australian Cattle Dog | x | ||||
Australian Shepherd | x | ||||
Beagle | x | ||||
Berner Sennenhund | x | ||||
Border Collie | x | ||||
Boston Terrier | x | ||||
Deutscher Boxer | x | ||||
Bulldog | x | ||||
Cavalier King Charles Spaniel | x | ||||
Chihuahua | x | ||||
Cocker Spaniel | x | ||||
Collie | x | ||||
Corgi | x | ||||
Dachshund | x | ||||
Dobermann | x | ||||
English Springer Spaniel | x | ||||
Deutscher Schäferhund | x | ||||
Golden Retriever | x | ||||
Deutsche Dogge | x | ||||
Irish Wolfhound | x | ||||
Jack Russell Terrier | x | ||||
Labrador Retriever | x | ||||
Malteser | x | ||||
Zwergschnauzer | x | ||||
Zwergspitz | x | ||||
Toy Pudel | x | ||||
Zwergpudel | x | ||||
Pudel (Standard) | x | ||||
Mops | x | ||||
Rottweiler | x | ||||
Bernhardiner | x | ||||
Shetland Sheepdog | x | ||||
Shih Tzu | x | ||||
West Highland White Terrier | x | ||||
Yorkshire Terrier | x |
Nachfolgend die Auswertung für das männliche Geschlecht (Hündinnen)
Kastration abgeraten | Kastration: Kein erhöhtes Risiko | Vor dem 6. Lebensmonat | Vor dem 11. Lebensmonat | Vor dem 23. Lebensmonat | |
Australian Cattle Dog | x | ||||
Australian Shepherd | x | ||||
Beagle | x | ||||
Berner Sennenhund | x | ||||
Border Collie | x | ||||
Boston Terrier | x | ||||
Deutscher Boxer | x | ||||
Bulldog | x | ||||
Cavalier King Charles Spaniel | x | ||||
Chihuahua | x | ||||
Cocker Spaniel | x | ||||
Collie | x | ||||
Corgi | x | ||||
Dachshund | x | ||||
Dobermann | x | ||||
English Springer Spaniel | x | ||||
Deutscher Schäferhund | x | ||||
Golden Retriever | x | ||||
Deutsche Dogge | x | ||||
Irish Wolfhound | x | ||||
Jack Russell Terrier | x | ||||
Labrador Retriever | x | ||||
Malteser | x | ||||
Zwergschnauzer | x | ||||
Zwergspitz | x | ||||
Toy Pudel | x | ||||
Zwergpudel | x | ||||
Pudel (Standard) | x | ||||
Mops | x | ||||
Rottweiler | x | ||||
Bernhardiner | x | ||||
Shetland Sheepdog | x | ||||
Shih Tzu | x | ||||
West Highland White Terrier | x | ||||
Yorkshire Terrier | x |
Was kannst Du nun aus den Daten der Veröffentlichung lesen?
Wir nennen Dir exemplarisch ein paar Antworten mit Rassebeispielen.
Gänzlich abgeraten wird die Kastration bei:
- Dobermann Rüde
- Golden Retriever Hündin
Kein erhöhtes Risiko besteht bei:
- Australian Cattle Dog Rüde
- Australian Shepherd Hündin
Kastration erst nach 11 Monaten bei:
- Beagle Rüde
- Border Collie Hündin
Kastration erst nach 23 Monaten bei:
- Deutscher Schäferhund Rüde
- Dobermann Hündin
Wann ist der Hund zu alt für eine Kastration?
Wird der intakte Hund zunächst in den ersten Lebensjahren aus diversen Gründen überhaupt nicht kastriert, kann eine späte Kastration durchaus Sinn machen. Beispielsweise aus gesundheitlichen Aspekten, um ein Krebsrisiko zu reduzieren.
Allerdings muss dies individuell gecheckt werden. Entscheidend sind in diesem Zusammenhang die aktuelle Hundegesundheit, Konstitution und Vitalität des Hundes. Besonders bei Risikopatienten, die an unterschiedlichen Hundekrankheiten leiden, müssen die Risiken einer Kastration für den Hundeorganismus abgewogen werden. Denn das chirurgische Kastrieren unter Vollnarkose ist eine extreme Belastung für den Hundekörper. Wird eine klare medizinische Empfehlung des Tierarztes fürs Kastrieren des älteren Hundes ausgesprochen, ist sich der Behandler sicherlich bewusst, wie es um den Gesundheitszustand und die Verfassung des betreffenden Hundes bestellt ist und wird den Grund der Kastrationsempfehlung bereits mit den möglichen Gesundheitsrisiken einer Kastrations-OP abgewogen haben.
Kastration und Tierschutz: Sind Kastrationen laut Tierschutzgesetz in Deutschland verboten?
Es ist laut Tierschutzgesetz in Deutschland nicht erlaubt, Hunde mir nichts, Dir nichts, zu kastrieren.
Tierschutzgesetz: Das gibt es rechtlich rund um die Kastration beim Hund zu beachten!
Nun haben wir ja schon festgestellt, dass eine Kastration nichts anderes ist als eine Amputation und auch eine Sterilisation einen nicht gerade kleinen Eingriff darstellt. Es drängt sich also unweigerlich die Frage auf: „Darf man überhaupt einfach so jedes Tier und damit jeden Hund kastrieren, wann und wie man will?“.
Die Antwort lautet ganz klar: „Nein, darf man nicht!“.
Grundlage für die rechtliche Bewertung von Kastration und Sterilisation ist das deutsche Tierschutzgesetz. In diesem heißt es gleich zu Beginn (§1) „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.“ Da die Entfernung eines Organes eindeutig eine Schädigung darstellt und selbstverständlich auch mit Schmerzen einhergeht (die man mit Schmerzmitteln bekämpft), stellen diese Eingriffe also einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar, wenn sie nicht aus einem „vernünftigen Grund“ geschehen. Die Definition eines vernünftigen Grundes ist im selben Gesetzestext nicht näher formuliert und wird daher oft situationsabhängig unterschiedlich ausgelegt. Im Grunde gilt dabei: entgegen der Aussage des §1, und damit entgegen der Unversehrtheit des Tieres, darf nur gehandelt werden, wenn es dem Allgemeinwohl oder einem anderen übergeordneten Ziel dient. Eine Kastration rein auf Wunsch einer Einzelperson (Tier- bzw. Hundehalter), ohne medizinischen oder anderweitig wichtigen Grund ist daher nicht erlaubt. Möchtest Du Deinen Hund (m/w) also aus reiner Bequemlichkeit, z.B. weil Du die Läufigkeitsblutung oder Vorhautkatarrh unhygienisch findest oder keine Zeit hast auf Deinen Hund gut genug Acht zu geben, dass er sich nicht ungewollt fortpflanzt, machst Du Dich strafbar. Abgesehen vom rechtlichen Aspekt, kann und soll eine Kastration keine Haltungs- und Erziehungsfehler ausgleichen.
Das Verbot pauschaler Amputationen, und damit auch pauschaler Kastrationen, wird im §6 des Tierschutzgesetzes erneut aufgegriffen. Dort heißt es: „Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.“ Mögliche Ausnahmen von dieser Regelung werden in §6 ebenfalls genannt, dazu zählen Einzelfallentscheidungen aufgrund „tierärztlicher Indikation“ sowie „Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung“. Diese beiden Punkte sind sehr wichtig, werden aber nicht selten fälschlich oder gar missbräuchlich ausgelegt. Besonders Versicherungen legen oft ein besonderes Augenmerk auf den medizinischen Grund. Nur weil der Tierarzt sagt „Kastration können wir machen“ ist es noch lange keine tierärztliche Indikation. Denn darunter fallen streng genommen nur Krankheiten, die durch eine Kastration therapiert werden (= therapeutische Kastration), z.B: Tumoren, akute nicht anderweitig behandelbare Entzündungen oder krankhafte Hypersexualität. Nicht aber Erkrankungen, denen man durch eine Kastration versucht vorzubeugen (= prophylaktische Kastration). Besonders letzteres wird aber sehr häufig als Kastrationsgrund herangenommen (vgl. Gesäugetumoren, Pyometra, Scheinträchtigkeit).
Ähnliches gilt für den Punkt der Fortpflanzungsvermeidung. Bei Katzen ist dies ein allgemein anerkannter und von vielen Seiten erwünschter Kastrationsgrund, um Katzenleid zu vermeiden. Denn Katzen kann man nicht so gut wie Hunde von Freigang/Streunerei abhalten und durch die weitestgehend jederzeit mögliche Deckbereitschaft der Kätzinnen (sogenannte induzierte Ovulation), findet eine Vermehrung viel schneller statt, als bei einer 1-2x/Jahr läufigen Hündin. Hier sieht der Gesetzgeber ganz klar die Hundehalter in der Pflicht, auf ihre Vierbeiner gut genug aufpassen zu müssen, dass keine ungewollte Fortpflanzung stattfindet. Halsband, Leine, Gartenzaun und Co. sind schließlich kein Hexenwerk und auch ein gewisser Grundgehorsam sollte bei jedem Hund vorhanden sein. Wer sich nicht in der Lage sieht, auf seinen Vierbeiner zu achten, kann auch Autounfälle, Beißereien oder sonstige Zwischenfälle nicht vermeiden, was wiederum das Tierwohl und die Allgemeinheit gefährdet.
An dieser Stelle möchten wir Dich noch auf einen Punkt aufmerksam machen, der immer wieder zu Diskussionen führt: einige Züchter sowie die meisten Tierschutzorganisationen fügen in ihre Verkaufs- oder Übergabeverträge gerne einen Absatz ein, der besagt, dass der neue Tierhalter verpflichtet sei, seinen Hund oder seine Katze kastrieren zu lassen. Aus ethischer Sicht, zur Vermeidung von Tierleid durch ungewollte Fortpflanzung, ist dies natürlich eine sinnvolle Sache. Oft genug werden Tiere ohne Sinn und Verstand oder aus reiner Profitgier vermehrt, was zu einem überquellen der Tierheime, kranken oder toten Welpen und rasanter Vermehrung gefährlicher Infektionen führt. Wer einmal dieses Tierleid live erlebt hat, wird liebend gerne Kastrationsbefürworter. Rein rechtlich gesehen ist diese „Kastrationspflicht“ aber nicht erlaubt und kann auch nicht durchgesetzt werden. Denn, wie Du hoffentlich aus dem vorangegangenen Text gelernt hast, sollte jede Kastration eine Einzelfallentscheidung zum Wohle des Tieres sein und nur aufgrund einer tierärztlichen Indikation erfolgen – das gilt für Hund, Katze und Maus. Hier ist also mehr an das Verantwortungsbewusstsein der Halter zu appellieren, dass ungewollte Vermehrung verhindert und nicht aus den falschen Gründen gewollt vermehrt wird.
Du siehst also, es ist eine Gradwanderung zwischen Gesetzeslage, Ethik, Gesundheit des Hundes und Besitzerwunsch, einen medizinischen Grund zu definieren bzw. eine Kastration zu rechtfertigen. Die Kastration ist aus vielerlei Sicht und allen Blickwinkeln eine diffizile und sensible Angelegenheit.
Kosten der Kastration bei Hunden
Die endgültigen Kosten für die Kastration des Hundes richten sich nach Kastartionsmethode, Geschlecht, Aufwand und andere Faktoren.
Was kostet die Kastration beim Hund?
Wenn Du Deinen Hund kastrieren lassen willst, ist dies selbstverständlich für die chirurgische und chemische Kastration sowie eine mögliche Sterilisation mit Kosten verbunden.
Die Kosten für die Kastration und Sterilisation werden gemäß den Sätzen der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) von der behandelnden Tierarztpraxis abgerechnet. Sprich, die Tierärzte/Tierärztinnen können nicht „frei Schnauze“ die Preise für die Kastration/Sterilisation festlegen, sondern sind an die GOT gebunden.
Solltest Du nun konkret darüber nachdenken, Deinen Rüden oder Deine Hündin kastrieren zu lassen, so kontaktiere Die Tierarztpraxis Deines Vertrauens und frage gezielt nach, was die einzelnen Kastrationsmethoden kosten. So bekommst Du direkt eine Vorstellung, die allerdings erst nach einem eingehenden Beratungsgespräch und die für Deinen Hund in Frage kommende Kastrationsbehandlung näher spezifiziert werden kann.
Die genauen Kosten für eine Kastration bzw. Sterilisation hängen von verschiedenen Faktoren ab. So spielen u.a. die Kastrationsart, Operationsmethode, Narkoseart und Narkosemittel, Schmerzmittel und Antibiotika im Vorfeld der eigentlichen Kastration, Halskragen (Leckschutz) nach der OP, Gesundheitszustand, Geschlecht, Aufwand bei der Berechnung der Kostenhöhe für die Kastration/Sterilisation des Hundes eine Rolle.
Natürlich kannst Du Dir auch zur Sicherheit und einem besseren Gefühl, zwei Angebote vor der Kastration einholen, da die Gesamtkosten für Kastration Sterilisation von Hunden von Tierarzt zu Tierarzt variieren kann.
Um Dir einen Anhaltspunkt im Hinblick auf die Kosten für eine Kastration bzw. Sterilisation für Deinen Rüden oder Deine Hündin zu geben, haben wir für Dich die aktuellen (Stand 2023) Gebührensätze der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) nach ihrer Überarbeitung im Jahr 2022 recherchiert – Tierärzte können nach unterschiedlichen Gebührensätzen abrechnen, um den individuellen Zeitaufwand und Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Kastrations-OP/Sterilisations-OP in ihrer Rechnungsstellungen einzukalkulieren.
Tabelle Kosten für Kastration bei Rüden und Hündinnen:
Hund (Geschlecht) | Gebührensatz (GOT) | Euro (€) |
Rüde (männlich) | 1-fach | 70,60 € |
2-fach | 141,20 € | |
3-fach | 211,80 € | |
Hündin (weiblich)* | 1-fach | 192,00 € |
2-fach | 384,00 € | |
3-fach | 576,00 € |
* (Ovariohysterekktomie – Entfernung Eierstöcke und Gebärmutter)
Die Gesamtkosten für eine Kastration bei Hunden sind abhängig von der Operationsmethode, Vor- und Nachuntersuchungen, eingesetzter Materialien, Medikamente, Narkose, Geschlecht, Gewicht, Alter, Zustand des Hundes etc.
Fazit: Erkundige Dich frühzeitig bei Tierärzten oder Tierkliniken, um einen genauen Überblick über die Kosten für eine Kastration oder Sterilisation für Deinen Hund zu bekommen.
Welche Versicherung zahlt die Operation (OP) bei der Kastration beim Hund?
Um Dich u.a. vor den Kosten einer möglichen Kastration bei Deinem Hund zu schützen, kannst Du über den Abschluss einer leistungsstarken Hundekrankenversicherung nachdenken. Erkundige Dich im Vorfeld aber genau, welchen Tarif Du für die Absicherung einer chirurgischen Kastration (OP) wählen musst, damit Dein individueller Versicherungsbedarf im Hinblick auf das Kastrieren des Hundes für den Ernstfall auch versichert ist.
Ferner wollen wir Dir einen weiteren Tipp in Sachen Hunde-OP-Versicherung (Hundekrankenversicherung) mit auf den Weg geben: Damit die Kastrations-OP und Sterilisations-OP auch tatsächlich gezahlt werden, muss eine medizinische Notwendigkeit beim betreffenden Hund vorliegen – so z.B. bei gynäkologischen und onkologischen Erkrankungen.
Welche Alternativen gibt es zu einer Kastration des Hundes?
Alternativen zur Kastration sind die Sterilisation und der Einsatz eines zeitbegrenzten Kastrationschip.
Alternativ bieten sich die Sterilisation und der Kastrationschip beim Hund an
Statt den Hund direkt mittels chirurgischer Kastration unwiderruflich zu kastrieren, gibt es neben dem völligen Verzicht auf jedwede Art der Kastration, die Sterilisation und noch eine sanftere Alternative.
Hierbei handelt es sich um den sogenannten Kastrationschip für Hunde mit dem Präparat "Suprelorin". Der Kastrationschip, auch Hormonchip genannt, ist eine chemische Kastration auf Zeit. Hier wird dem Rüden oder der Hündin ein medikamentöses Implantat unter die Haut eingesetzt, dessen Wirkstoff je nach Kastrationschip 6 oder 12 Monate die Produktion von Sexualhormonen verhindert. Wie der Kastrationschip ganz genau funktioniert, welche Vorteile die chemische Kastration via Hormonchip für Hunde hat, warum man von einer Kastration auf Probe spricht und weshalb dieser eine echte Alternative zur klassischen chirurgischen Kastration ist, kannst Du nun umfassend in unserem gesonderten Fachartikel „Hormonchip beim Hund – sinnvolle Alternative oder schädlicher Eingriff?“ nachlesen.
Alternativen zur chirurgischen Kastration bei Hunden auf einen Blick:
- Der Hund bleibt unkastriert und damit intakt
- Sterilisation
- Kastrationschip (Hormonchip)
Fazit zur Kastration bei Hunden
Wohlüberlegt und individuell entscheiden!
Die richtige Entscheidung für seinen Hund individuell treffen!
Du siehst also, eine Kastration ist immer eine Einzelfallentscheidung und sollte keinesfalls pauschal erfolgen. Operationsart, Eigenschaften des Hundes, Kurz- und Langzeitfolgen, sowie Kastrationsalternativen spielen bei der Entscheidung für oder gegen eine Kastration/Sterilisation eine wichtige Rolle. Was für einen hypersexuellen Jack-Russel-Terrier die beste Entscheidung sein kann, ist für einen übergwichtigen Ellbogendysplasie-erkrankten Golden Retriever womöglich eine Langzeitqual.
Bespreche alle wichtigen Faktoren in Ruhe und mit der nötigen Fürsorge für Deinen Hund mit Deiner Familie, Deinem Hundetrainer, Deinem Tierarzt und ggf. einem Verhaltenstherapeuten, um am Ende des Tages eine sichere und bedürfnsiorientierte Entscheidung im Sinne Deines Vierbeiners zu treffen und nichts zu überstürzen. Dein treuer Begleiter wird es Dir danken!
Kastration Hund - Weitere Literatur und Buchtipps
Solltest Du auf der Suche nach weiterer Literatur zum Thema Kastration beim Hund sein, so wollen wir Dich gerne mit einem äußerst lesenswerten und hochinformativen Buch-Tipp unterstützen!
Unsere Buch-Empfehlung für Dich! Das Fachbuch "Kastration und Verhalten beim Hund" (Anzeige) von Udo Gansloßer und Sophie Strodtbeck wird Dir sicherlich viele interessante Informationen und hilfreiche Antworten auf alle Fragen zur Kastration liefern. |
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