Was ist aus tiermedizinscher Sicht eine Impfung?

Warum Hunde und andere Tiere eine Impfung bekommen.

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Zuletzt aktualisiert am: 30.12.2022

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Eine Impfung ist eine Maßnahme, den Körper vor einer bestimmten Krankheit zu schützen. Dabei werden kleine Bestandteile von Krankheitserregern oder Antikörper in den Körper injiziert, um eine Immunreaktion hervorzurufen.

Aktive Immunisierung

Die verbreitetste Form der Impfung ist die aktive Immunisierung mit lebenden oder inaktivierten Erregern oder Teilen dieser Erreger. Die Form und Menge der Erreger ist so gewählt, dass sie zwar eine Reaktion auslösen, den gesunden Körper aber nicht schädigen. Die Immunzellen erkennen die Erreger an ihren Oberflächenproteinen und leiten eine Immunreaktion mit Bildung von Antikörpern und/oder Gedächtniszellen ein. Dadurch kann der Körper bei einem späteren Kontakt mit den Erregern schneller und effektiver reagieren, sodass eine Erkrankung schwächer verläuft oder gar nicht erst merklich zum Ausbruch kommt.

Passive Immunisierung

Die passive Immunisierung wird angewandt, wenn Tiere an einer schweren Erkrankung leiden und allein nicht in der Lage sind diese zu bekämpfen. Dabei werden nicht Erreger, sondern direkt Antikörper injiziert. Dies hilft bei der Bekämpfung einer Krankheit, stimuliert aber nicht das Immunsystem des Organismus. Die passive Immunisierung ist also nur von kurzer Dauer (solange bis die Antikörper verbraucht sind) und bietet keinen Schutz vor einer erneuten Infektion. Angewandt wird sie z.B. in Form von Tetanusimpfungen bei Hund und Pferd oder Tollwutimpfungen beim Menschen.

Lebensrettend

Impfungen sind effektive und wichtige Maßnahmen zur Bekämpfung von Krankheiten. Durch flächendeckende Vakzinierungen konnten Masern, Pocken, Kinderlähmung und viele weitere Krankheiten fast ausgerottet werden. Auch in der Tiermedizin geht die Verdrängung von Rinderpest, Tollwut, Staupe und Co. auf erfolgreiche Impfprogramme zurück.

Ständige Impfkommission

Wie in der Humanmedizin, gibt es auch in der Tiermedizin eine ständige Impfkommission („StIko Vet“), die aus einer Gruppe von Experten besteht und regelmäßig aktualisierte Empfehlungen für die Anwendung von Impfungen veröffentlicht. In diesen Empfehlungen sind wichtige Krankheiten aufgelistet und erläutert wie man diese am sinnvollsten mittels Impfungen bekämpft. Impfstoffarten, deren Anwendung, Wiederholungsintervalle und Wirksamkeiten sind genannt.

Impfschemata

Prinzipiell unterscheidet man dabei Core- und Non-Core-Impfungen. Core-Impfungen sind für jedes Tier zu jeder Zeit gleich wichtig und sollten dringend durchgeführt werden, da sie entweder auch für den Menschen gefährlich sind („Zoonosen“) und/oder tödlich für das Tier enden können. Non-Core-Impfungen sind ebenfalls sehr wichtig, aber nicht für jedes Tier zu jeder Zeit mit gleicher Bedeutung (je nach Haltungsform, Heimatland, Alter des Tieres).

Um einen stabilen Impfschutz aufzubauen, müssen je nach Alter des Tieres und Art des Impfstoffes ein bis drei Impfungen im Abstand von ca. vier Wochen und eine wiederholende Impfung nach einem Jahr erfolgen. Damit ist die sogenannte „Grundimmunisierung“ abgeschlossen und der Impfstatus sollte durch Wiederholungsimpfungen („Auffrischungsimpfungen“) in jährlichem bis dreijährlichem Abstand (je nach Impfstoff) aufrechterhalten werden.

Titerbestimmung

Überprüfungen des Impfstatus durch Bestimmung der gebildeten Antikörper im Blut („Antikörpertiterbestimmung“) ist bei der Reise in bzw. aus bestimmten Ländern in Bezug auf die Tollwutimpfung Pflicht. Die Titerbestimmung kann auch für andere Impfungen erfolgen, ist aber ungleich teurer und aufwendiger als regelmäßige Auffrischungsimpfungen.

Impfreaktion/Impferkrankung/Impfschaden

Impfungen sind darauf ausgelegt, die körpereigene Immunität zu aktivieren ohne dabei den Körper zu schädigen. Kurzfristige Reaktionen wie Müdigkeit, Muskelschmerz oder Schwellungen an der Impfstelle oder erhöhte Temperatur können auftreten und signalisieren, dass das Immunsystem die Impfung verarbeitet. Dies heißt aber nicht, dass symptomlos verlaufende Impfungen nicht anschlagen. Das Immunsystem arbeitet auch ohne erkennbare Anzeichen tagtäglich und kann ebenso auf eine Impfung „still“ reagieren. Ebenfalls davon abzugrenzen sind Impferkrankungen. Ist das zu impfende Individuum durch Krankheiten, Organschäden oder schwaches Immunsystem beeinträchtigt, so kann die Impfung unter Umständen eine länger anhaltende Reaktion hervorrufen („Impferkrankung“). Hat diese verstärkte Reaktion bleibende Folgen, so spricht man von einem Impfschaden. Dies kommt nur in sehr seltenen Fällen bei Mensch und Tier vor und ist keine negative Seite der Impfung an sich, sondern Folge eines geschwächten Organismus. Wird drauf geachtet, dass nur gesunde Individuen geimpft werden, kann man Impferkrankungen nahezu ausschließen (Ausnahme: unbekannte Erkrankungen sind vorhanden, die durch eine normale klinische Untersuchung nicht feststellbar sind).

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Fazit

Impfungen sind generell vielfach unerlässlich und gesetzlich vorgeschrieben, in anderen Fällen zwingend angeraten, um den Hund z.B. für eine Reise gegen Reisekrankheiten oder je nach Verwendung z.B. als Jagdgebrauchshund, zu schützen.

Impfungen bieten den richtige Schutz für das Hundeindividuum und Dritte

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Impfungen ein sehr wichtiges Mittel im Kampf gegen Krankheiten sind und, angepasst an Art des Tieres und dessen Haltung, unbedingt durchgeführt werden sollten. Sie verhindern Leid für das geimpfte Individuum an sich, aber auch für andere, die aufgrund von schweren Erkrankungen selbst nicht geimpft werden können.

Um weitere Informationen zum Thema etwaiger Pflichtimpfungen und möglicher freiwilliger Impfungen für den Hund zu erhalten, habt ihr nun die Möglichkeit, unseren ergänzenden Kurzüberblick "Pflichtimpfungen & Freiwillige Impfungen für den Hund" zu lesen.

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