Staupe beim Hund

Eine virusbedingte Infektionskrankheit

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Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2023

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Staupe ist eine virusbedingte, von Tier zu Tier übertragbare Infektionskrankheit, die unbehandelt häufig zum Tod der Tiere führt. Neben Hunden können auch andere Fleischfresser, z.B. Fuchs, Marder, Wildkatze oder Seehund erkranken. Eine symptomatische Therapie, sowie vorbeugende Impfungen sind möglich.

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Erklärung: Was ist Staupe beim Hund?

Um was für eine Krankheit beim Hund handelt es sich, wie wird sie diagnostiziert und wie sieht das klinische Bild aus?

Erklärung

Die Staupe wird durch das Hundestaupevirus (Canine Distemper Virus = CDV) ausgelöst, welches mit dem menschlichen Masernvirus eng verwandt ist. Ähnlich wie dieses wird es von Tier zu Tier über Sekrete und Exkrete (also Körperflüssigkeiten und sonstige Ausscheidungen), sowie über die Plazenta vom Muttertier auf die Welpen übertragen. Indirekte Übertragung durch Gegenstände oder Kleidung ist selten. 

Der Verlauf der Erkrankung hängt vom Immunsystem des Tieres ab. Nach Eintritt in den Körper vermehren sich die Viren hauptsächlich in den Lymphknoten des Atmungstraktes und treten von dort ins Blut über („Virämie“).

Ab diesem Zeitpunkt gibt es drei mögliche Verlaufswege:

  1. Bei gut ausgebildetem Immunsystem werden die Viren mittels massiver Antikörperbildung innerhalb von 14 Tagen erfolgreich bekämpft. Dabei zeigen die Tiere in der Regel keine Symptome, da die Viren eliminiert werden, bevor sie in den Organen Schaden anrichten können. Es ist allerdings möglich, dass einige Viren vom Immunsystem unentdeckt bleiben und sich in Haut, Augen oder Nervensystem zurückziehen. Unter Umständen werden sie im späteren Hundeleben „reaktiviert“ und können dann zum Beispiel zu neurologischen Symptomen führen. Als Auslöser der Reaktivierung wird Stress oder ein geschwächtes Immunsystem vermutet.
  2. Hat der Hund aufgrund einer fehlenden Impfung, einer Erkrankung oder aus sonstigen Gründen ein schlechter ausgebildetes Immunsystem, kann er die Viren nicht von einer Organbesiedelung abhalten. Denn die geschwächten Immunzellen können dann nur eine unzureichende Anzahl an Antikörpern bilden. Entsprechend kommt es nach milden Krankheitssymptomen zu einer verzögerten Heilung oder es bleiben dauerhafte neurologische Defizite zurück.
  3. Arbeitet das Immunsystem gänzlich schlecht, sodass gar keine Antikörper gebildet werden, können die Viren ungehindert Organe befallen. Die Tiere erkranken dadurch schwer und es bleiben deutliche neurologische Symptome lebenslang bestehen oder die Krankheit endet mit dem Tod. 

Staupeviren siedeln sich besonders gerne im Atmungs- und Magen-Darm-Trakt an. Entsprechend fallen erkrankte Hunde vor allem durch Bindehautentzündung, Nasenausfluss, Husten, Mandelentzündung, Erbrechen und Durchfall auf. Zu Beginn haben die Tiere einen Fieberschub, der oft unbemerkt bleibt. Nach ein paar Tagen ohne Fieber, kehrt dieses zurück und bleibt, zusammen mit den genannten Symptomen, meist bis zur Gesundung des Tieres (ca. 2-4 Wochen) bestehen. Man spricht hierbei von „klassischer Staupe“ oder „katarrhalischer Staupe“.

Gleichzeitig oder anschließend an diesen Krankheitsverlauf können neurologische Symptome auftreten, wenn die Viren das Nervensystem befallen. Bei dieser „nervösen Staupe“ zeigen die Tiere Zuckungen, Krämpfe („Staupe-Tick“, Kaukrämpfe), Schluckstörungen, epileptiforme Anfälle, Gangstörungen oder auch Demenz. Der Befall der Nerven kann aber nicht nur funktionelle Störungen hervorrufen, sondern auch Sensibilitätsstörungen. Dies führt oft zu Selbstverstümmelungen, da die Hunde das Gefühl haben, durch intensives Schlecken oder Beißen, gegen die störenden Empfindungen vorgehen zu müssen. Vergleichbar ist das z.B. mit dem typischen Kribbeln im „eingeschlafenen“ Bein, nur dass es bei Staupepatienten dauerhaft oder wiederkehrend vorhanden ist. Diese neurologischen Erscheinungen können aber auch ohne andere Symptome oder, wie oben bereits erwähnt, als Spätfolgen, lange nach der Genesung, auftreten. 

Werden zusätzlich die Augen befallen, sind die Hunde oft lichtscheu und tragen Schädigungen an Hornhaut oder Netzhaut davon.

Ein Befall der Haut führt als Spätfolge zu übermäßiger Hornhautbildung an den Pfoten („Hartballenbildung“, „hard pad disease“) oder der Nase. 

Sind Welpen von der Krankheit betroffen, zeigen sie bei starkem Befall das sogenannte „Staupe-Gebiss“. Das heißt, Zahnschmelzdefekte an den Zähnen (siehe Foto). Solche Defekte können allerdings auch durch andere Erkrankungen während des Zahnwechsels entstehen. Es ist also nicht beweisend für eine Staupeerkrankung. 

Werden die Staupeviren während der Trächtigkeit auf die Welpen übertragen, sterben sie oft ab, werden tot geboren oder zeigen als Neugeborene schon ZNS-Störungen. Zuchthündinnen sollten also u.a. auch unbedingt gegen Staupe geimpft sein! 

Virale Infektionen gehen außerdem oft mit bakteriellen Infektionen einher („Sekundärinfektionen“). Denn durch die Vermehrung der Viren werden Schutzbarrieren geschädigt, was Bakterien das Eindringen erleichtert, und das Immunsystem hat meistens nicht die Kraft, sich kompetent gegen mehrere Erreger gleichzeitig zu wehren. Im Falle der Staupe ist dies genauso. So können sich zum Beispiel Bakterien in der Lunge festsetzen und eine eitrige Lungenentzündung hervorrufen oder die Darmbakterien geraten durcheinander. Auch Hautinfektionen sind möglich (Staupedermatitis). 

Besteht der Verdacht einer Staupeinfektion, weil mehrere Symptome zutreffen und der Hund außerdem ungeimpft ist, gibt es verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten:

Da nicht bei jeder Infektion (genügend) Antikörper gebildet werden (s. oben b) und c)) und bei Auftreten von Symptomen vorher vorhandene Antikörper schon wieder rückläufig sind, ist ein Antikörpernachweis nicht geeignet, um Staupe zu diagnostizieren. Auch kann man nicht zwischen Antikörpern geimpfter und infizierter Tiere unterscheiden. 

Wichtig ist daher der direkte Nachweis der Erreger selbst. 

Dies kann in Abstrichen (Bindehaut, Mandeln, Genitalschleimhaut), Blutausstrichen oder Gewebeproben erfolgen, in denen die Viren in Form sogenannter CDV-Einschlusskörperchen in den Zellen vorliegen. Auch kann die Erbinformation der Viren mittels PCR (Polymerasekettenreaktion) in Abstrichen, Blut, Harn oder Liquor (Flüssigkeit des Nervensystems) nachgewiesen werden. 

Da bis jetzt kein spezifisches Mittel zur Bekämpfung der Staupeviren existiert, beschränkt sich die Behandlung infizierter Tiere auf symptomatische Therapie und Bekämpfung der bakteriellen Sekundärinfektionen. Dabei kommen z.B. verschiedene hochdosierte Antibiotika, Infusionen, Vitaminpräparate und Augen-/Hautsalben zum Einsatz. Bei schweren Verläufen ist eine wochenlange intensive medizinische Betreuung der Patienten notwendig. Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird und je kompetenter das Immunsystem des Hundes reagiert, desto günstiger ist die Prognose. Langzweitschäden oder Spätfolgen in Form von neurologischen Symptomen, Augenschäden oder Hautproblemen sind möglich (s. oben). 

Durch konsequentes Impfen unserer Hunde nach aktuellen Impfleitlinien, Überprüfung importierter Tiere mit eventueller Quarantäne und regelmäßige Kontrollen von Zuchteinrichtungen und Tierheimen konnte die Staupe in Deutschland stark zurückgedrängt werden. Nichtsdestotrotz treten regelmäßig Infektionen bei Wildtieren (v.a. Füchse) und Auslandshunden auf. Daher ist bei Wildtierkontakt oder Import ausländischer Tiere stets Vorsicht geboten. Die Standardimpfung gegen Staupe bietet den besten Schutz und erfolgt (meist als Kombinationsimpfstoff gegen weitere Krankheiten) im Alter von 8, 12 und 16 Wochen, sowie mit ca. 15 Monaten. Der Impfschutz hält zwar mitunter bis zu 7 Jahren oder länger an, aber eine Auffrischung der Impfung aller drei Jahre ist trotzdem anzuraten. Denn man kann nie voraussagen, wann der Impfschutz abfällt und gerade in Risikogebieten oder bei Kontakt mit stark erkrankten Tieren, kann ein noch vorhandener, aber nicht mehr ganz so starker Impfschutz eventuell nicht ausreichen, um vor einer Infektion zu schützen. 

Besprechen Sie zeitnah mit Ihrem Tierarzt welches Impfschema am besten für Ihren Liebling geeignet ist. Dann steht einem gesunden Hundeleben (fast) nichts mehr im Wege!

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Was führt zu Staupe beim Hund? Risiken & Ursachen

Welche Risikofaktoren und Ursachen sind für die Staupe beim Hund bekannt?

Risikofaktoren

  • Kontakt zu Wildtieren und deren Ausscheidungen
  • Auslandsaufenthalte
  • Aufenthalt in Pensionen/Tierheimen/Hundegruppen mit unklarem Impfstatus/Importtieren
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Staupe: Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund

Welche Symptome und Krankheitsanzeichen sind für die Staupe beim Hund bekannt und wie äußert sie sich?

Symptome & Krankheitsanzeichen

  • wiederkehrendes Fieber
  • Augen-/Nasenausfluss
  • Augenschäden (Entzündungen, Hornhautdefekte)
  • Zahnschmelzdefekte („Staupegebiss“)
  • Atembeschwerden
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Hautveränderungen (v.a. vermehrte Hornhautbildung an Pfotenballen/Nase)
  • ZNS-Symptomatik („Staupetick“, Krämpfe, verändertes Gangbild etc.)
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Behandlung & Therapie der Staupe beim Hund

Wie kann die Staupe beim Hund behandelt und therapiert werden?

Behandlung

  • Behandlung von Sekundärinfektionen mittels Antibiotika
  • Behandlung befallener Organe mit entsprechenden Medikamenten
  • symptomatische Therapie (Infusion, Vitamine, Schmerzbehandlung)
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Staupe beim Hund - Vorbeugung & Prävention

Welche präventiven Maßnahmen helfen hinsichtlich der Staupe beim Hund und was kann der Halter vorbeugend tun?

Vorbeugung

  • Impfung! (Grundimmunsierung + regelmäßige Auffrischungsimpfungen nach aktuellen Impfleitlinien)
  • Vermeidung des Kontaktes zu erkrankten Tieren und deren Ausscheidungen (Wildtiere, Hunde im Ausland)

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