Durchfall beim Hund
Eines der häufigsten Symptome beim Hund wenn etwas nicht stimmt
Von:
Vanessa Lässig
Zuletzt aktualisiert am: 9.9.2023
Durchfall ist einer der häufigsten Vorstellungsgründe in der tierärztlichen Sprechstunde und hält auch so manche Telefonleitung belegt. Aber warum ist das so?
Die Antwort ist einfach:
- Ist Durchfall keine eigenständige Erkrankung, sondern nur ein Symptom, das in Folge verschiedenster Grunderkrankungen, Haltungs- und Fütterungsfehler auftreten kann. Somit ereilt es jeden Hund früher oder später und das in der Regel mehrmals in seinem Leben.
- Kann Durchfall die Nerven aller Beteiligten, je nach seinem Ausmaß, sehr strapazieren. Zum Beispiel, wenn ein Hund im 5. Stock eines Mietshauses wohnt und keine Kontrolle mehr über seinen übelriechenden, flüssigen Kotabsatz hat und so seine Besitzer alle halbe Stunde nach draußen treibt.
Um zu verstehen, wie Durchfall entsteht und wie man ihm vorbeugen oder ihn behandeln kann, muss man sich Aufbau und Funktion des Verdauungstraktes näher anschauen:
Nimmt der Hund Nahrung auf, wird diese mehr oder weniger durch die Zähne zerkleinert und mit Speichel eingeweicht. Dadurch kann sie leichter über die Speiseröhre („Ösophagus“) in den Magen („Gaster“) transportiert werden. Sie rutscht dabei wie auf einer Wasserrutsche, wird aber von den Muskelkontraktionen der Speiseröhre zusätzlich angeschubst.
Die beim Menschen wichtige Vorverdauung der Kohlenhydrate im Mund, durch Stärke-spaltende Enzyme, spielt beim Hund nur eine untergeordnete Rolle. Denn Hunde haben kaum bis gar keine dieser Enzyme in ihrer Maulhöhle. Bei Ihnen werden Kohlenhydrate hauptsächlich im Darm abgebaut und verwertet.
Im Magen angelangt, kommt der ätzenden Magensäure eine wichtige Bedeutung zu: sie zersetzt Proteine. Sowohl die in der Nahrung enthaltenen, wie auch die Proteine der äußersten Schicht von Krankheitserregern. So werden Mikroben effizient abgetötet. Enzyme des Magens helfen ebenfalls bei der Protein-Verdauung mit. So werden diese in kleinere Baustücke (= Aminosäuren) zerlegt.
Nach etwa 1-2 Stunden gelangt der Nahrungsbrei weiter in den Dünndarm („Duodenum + Jejunum + Ileum“), wo er auf Verdauungsenzyme und Transportmoleküle aus Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse („Pankreas“) trifft. Mittels dieser können die einzelnen Nahrungsbestandteile weiter zerkleinert („aufgeschlüsselt“) werden. Die Pankreasenzyme spalten alle Nahrungsbestandteile (Proteine, Kohlenhydrate, Fette), wodurch dem Organ eine wichtige Bedeutung bei der Verdauung zukommt. Leber und Galle sorgen für Spaltung und Transport von Fetten. Die so zerkleinerten Nahrungspartikel können jetzt durch die Darmwand transportiert und ins Blut aufgenommen werden. Von dort gelangen sie an ihren Bestimmungsort (weitere Organsysteme und Zellen), wo sie als Energielieferant, Zellbaustein oder Botenstoff ihre Aufgabe erfüllen.
Was nicht im Dünndarm aufgenommen = verdaut wird, das gelangt in den Dickdarm („Caecum + Colon + Rektum“). Bei Pflanzenfressern kommt dem Blinddarm („Caecum“), als Anfangsteil des Dickdarmes, eine große Bedeutung bei der Verdauung ihrer Nahrung zu. Bei Fleischfressern/Allesfressern (z.B. Hund, Mensch) besteht seine Aufgabe hauptsächlich in der Abwehr von Fremdstoffen und Krankheitserregern. Im sich anschließenden Colon wird ein geringer Teil des Nahrungsbreis, durch dort angesiedelte Mikroorganismen (z.B. E.coli-Bakterien), weiter verdaut. Hauptaufgabe des Dickdarms ist aber, den Nahrungsbrei in Colon und Rektum einzudicken, ihm also Wasser zu entziehen. Dadurch entsteht die typische Formung und Konsistenz des Kots. Dieser kann dann über den Enddarm („Rektum“) auf der Gassi-Runde abgesetzt werden.
Transportiert werden die Nahrung bzw. der Nahrungsbrei über sich abwechselnde Kontraktionen und Entspannungen unwillkürlich gesteuerter Muskulatur des Verdauungstraktes. Das heißt, der Hund (genauso wie wir Menschen) kann nicht selbstständig entscheiden, wann und wie schnell die Nahrung transportiert wird. Man nennt diese Muskeltätigkeit „Darmperistaltik“. Gesteuert werden die Aktivitäten der Muskulatur durch Botenstoffe der beteiligten Organe und des Gehirns, sowie der Nahrungsbestandteile, die Signale an die Muskelzellen weitergeben.
Hierbei spielen auch Sympathikus und Parasympathikus eine wichtige Rolle.
Selbiges gilt für die Sekretion der Verdauungsenzyme. Auch diese beruht auf Interaktion der verschiedenen Botenstoffe/Nahrungsbestandteile.
Hier ein Beispiel: Sieht der Hund seinen vollen Futternapf stehen, wird dieses „Bild“ im Gehirn verarbeitet und sendet Informationen an den „Hunger“- verarbeitenden Hirnteil, sowie an den Verdauungstrakt. Der Hund bekommt Appetit/Hunger, die Speicheldrüsen in der Maulhöhle werden aktiviert und er beginnt zu Speicheln. Nimmt er das Futter auf und wird dieses in der Maulhöhle verarbeitet, bekommt der Magen das Signal Magensäure und Verdauungsenzyme auszuschütten, um sich auf den gleich ankommenden Nahrungsbrei vorzubereiten. Die abgeschluckte Nahrung wird über Bewegungen der Speiseröhrenmuskulatur und der Schwerkraft in den Magen transportiert. Dort wird sie durch Kontraktionen der Magenmuskulatur zerkleinert und vermischt und durch Magensäure und Enzyme weiter verdaut. Vom Magen gehen dann wiederum Signale an den Dünndarm usw.
Wie entsteht nun Durchfall?
Durchfall ist nichts anderes als ein Ungleichgewicht im Wasserhaushalt des Magen-Darm-Traktes. Es wird also, aufgrund verschiedenster Ursachen, nicht genügend Wasser im Dickdarm rückresorbiert, sodass der Kot breiig bis flüssig wird und oft auch die abgesetzte Kotmenge erhöht ist.
Gründe hierfür sind entweder eine vermehrte Flüssigkeitssekretion in das Darmlumen, eine verminderte Absorption der Flüssigkeit aus dem Darm ins Blut oder eine Störung in der Darmperistaltik.
Welche Arten von Durchfall gibt es?
Man kann Durchfall anhand verschiedener Kriterien unterteilen:
Akuter Durchfall dauert Minuten bis Tage an. Zieht sich der Durchfall über mehr als 3 Wochen, spricht man von chronischem Durchfall. Tritt die gleiche Art Durchfall immer wieder auf, nennt man ihn rezidivierenden Durchfall.
Je nachdem, wo anatomisch die Ursache des flüssigen Kotes liegt, spricht man von Dünndarmdurchfall, Dickdarmdurchfall oder Dünn- und Dickdarmdurchfall. Dünndarmdurchfall geht meist mit erhöhtem Appetit einher, da nicht mehr genügend Nährstoffe über die Dünndarmschleimhaut aufgenommen werden können und dadurch ein ständiges Hungergefühl bestehen bleibt. Heller, gelb-/lehmfarbener Kot deutet auf ein Fettverdauungsproblem und damit ebenfalls auf Dünndarmdurchfall hin. Unverdaute Futterbestandteile im Kot, Flatulenzen (Darmwinde) und große Kothaufen sind ebenfalls typisch. Dünndarmdurchfall ist allerdings meist weniger störend für die Besitzer, da die Hunde i.d.R. keinen ausgeprägten Kotabsatzdrang besitzen und tagsüber, wie auch nachts, bis zur nächsten Gassirunde aushalten. Durchfallhaufen in der Wohnung und ständig drängelnde Hunde findet man eher im Zuge eines Dickdarmdurchfalls. Appetit und Kotmenge sind dabei meist gleichbleibend. Allerdings sind frisches Blut oder Schleim im/auf dem Kot typische Zeichen eines Dickdarmproblems.
Bei allen Durchfallvarianten kann man im Wesentlichen vier Entstehungswege unterscheiden:
- Osmotischer Durchfall: werden Substanzen, die osmotisch wirksam sind (also Wasser „nachziehen“) nicht ausreichend abgebaut und ins Blut aufgenommen (z.B. bei Pankreasinsuffizienz, natürlicher Laktoseintoleranz) oder sind zu viele dieser Substanzen im Nahrungsbrei enthalten, sodass nicht alle verwertet werden können, sammelt sich mehr Wasser im Darm. „Küchenbeispiel“: platzieren sie ein Häufchen Zucker angrenzend an eine Pfütze Wasser, wird der Zucker das Wasser aufsaugen (nachziehen). Ähnliches passiert bei Milchzucker im Darm. Dies macht man sich zum Beispiel bei Verstopfung zu Nutze, indem man dem Patienten Milchzucker zuführt und so „Durchfall“ auslöst, um die Verstopfung zu lösen.
- Sekretorischer Durchfall: produzieren die in der Darmschleimhaut enthaltenen Drüsenzellen vermehrt Flüssigkeit bzw. geben vermehrt Flüssigkeit ins Darmlumen ab, kann ebenfalls Durchfall entstehen. Ursache können Infektionen (Bakterien, Viren, Parasiten), Entzündungen oder auch Medikamentengabe (Laxantien, Parasympathomimetika) sein.
- Motilitätsstörung: ist die Darmperistaltik gestört, wird der Nahrungsbrei bzw. Kot schneller weitertransportiert als die Resorptionsmechanismen arbeiten können. Es kann also nicht genug Wasser in der kurzen Zeit ins Blut aufgenommen werden und wird daher rektal, als Durchfall, ausgeschieden. Stressdurchfall oder „Markierungshäufchen“ unkastrierter Rüden haben so ihren Ursprung.
- Permeabilitätserhöhung: ist die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut („Permeabilität“) erhöht, kann mehr Flüssigkeit ungehindert in den Darm gelangen. Auch Moleküle, die eventuell osmotisch wirksam sind, können so ins Darmlumen übertreten und für Durchfall sorgen. Diese erhöhte Durchlässigkeit ist i.d.R. Folge einer Schleimhautschädigung durch Infektionen, Entzündungen oder Fremdkörper.
Wichtig ist dabei auch, ob es sich um primären oder sekundären Durchfall handelt, da dies über die Behandlungsschritte entscheidet. Primärer Durchfall beruht auf einer Grundproblematik im Darmtrakt, z.B. eine Infektion mit Darmparasiten oder ein Fütterungsfehler. Sekundärer Durchfall ist folge einer primären Grunderkrankung, z.B. einer Leber- oder Pankreasinsuffizienz.
Wie erkenne ich Durchfall und dessen Ursachen?
Das Symptom Durchfall zu erkennen ist einfach, den oder die auslösenden Faktoren zu finden hingegen schwieriger.
Akute, milde Durchfälle verlaufen, abgesehen von häufiger abgesetztem ungeformten Kot, ohne weitere Symptome. Sie beeinträchtigen den Hund also kaum bis gar nicht. Betroffene Tiere melden sich eventuell öfter bei ihrem Besitzer und fordern zum Gassigang oder Öffnen der Terrassentüre auf. Andere setzen lediglich bei ihren normalen Gassirunden gehäuft Kot ab. Der Kot ist entweder durchweg breiig/flüssig (z.B. Fütterungsfehler, Arzneimittelun) oder zu Beginn noch normal geformt (1. Haufen) und dann zunehmend ungeformter (2.-3./4./5… Haufen). Letzteres ist ein Anzeichen für Stressdurchfall oder Kotabsatz als Markierverhalten.
Stärkere Durchfälle gehen mit mehr oder weniger ausgeprägten Begleitsymptomen einher. Infektionen mit Bakterien, Viren oder Parasiten können durch Schädigung der Darmschleimhaut zu mangelnder Nährstoffaufnahme, vermehrtem Flüssigkeitsverlust und Blutungen führen. Die Tiere sind entsprechend matt bis schwach, hungrig oder appetitlos und/oder ausgetrocknet. Je nach Ausmaß gesellen sich auch Fieber und Schmerzen dazu. Ein massiver Wurmbefall kann außerdem zu Darmverschlingungen/-vertopfungen (z.B. Ileus) führen. Auch Brechdurchfall kann auftreten. Ist die Erkrankung extrem ausgeprägt oder langanhaltend, magern die Tiere aufgrund des Nährstoffmangels zunehmend ab. Bei sekundären Durchfällen zeigen sich zusätzlich Symptome der Grunderkrankung. Schockzustände und Todesfälle sind selten, aber möglich.
Die Ursache eines Durchfalls ist nicht immer leicht zu ermitteln. Um herauszufinden, was der oder die Auslöser sind, muss man sich die Art des Durchfalls und die Haltungsumstände des Tieres genauer ansehen. Laboruntersuchungen, Bildgebende Verfahren (z.B. Röntgen, Endoskopie) oder operative Eingriffe können weitere Hinweise geben oder bestimmte Erkrankungen ausschließen.
Häufigste Ursache ist sicherlich „falsche Nahrung“.
Das kann zum einen eine nicht ausgewogene Ernährung, aufgrund unfachmännisch zusammengestellter selbst gekochter Kost oder Verfütterung von Speise- oder Schlachtabfällen sein. Der gute gemeinte „Happen“ Krustenbraten von Oma, ein Stück Knochen von Nachbars Hausschlachtung oder die Krümmel von Babys morgendlichem Frühstückskeks bekommen nicht jedem Hund und schon gar nicht auf Dauer. Fehlen im Futter wichtige Bestandteile oder sind andere im Übermaß vorhanden, kann dies zu Mangelerscheinungen und Änderungen der Darmflora führen. Verdauungsorgane, wie z.B. das Pankreas, können über- oder unterfordert werden und dadurch erkranken oder entarten. Auch abrupter Futterwechsel ohne Umgewöhnungsphase kann zu Durchfall führen. Beispiele und Erläuterungen der häufigsten Fütterungsfehler können Sie in unserem weiterführenden Artikel nachlesen.
Zum anderen kann „falsche Nahrung“ bedeuten, dass sich der Hund aus Langeweile, Hungergefühl, Futterneid oder Spieltrieb an Mülleimern, Komposthäufen, toten Nagern, Kothaufen anderer Hunde, Steinen, giftigen Pflanzen usw. bedient. Dabei können die aufgenommenen Dinge selbst zu Durchfall oder Magen-Darm-Störungen führen (Verstopfung aufgrund ihrer Größe/Form, Verletzung der Darmschleimhaut, Giftstoffe, Nährstoffüberflutung) oder aber mit Krankheitserregern behaftet sein, die zu entsprechenden Problemen führen.
Primäre Grunderkrankungen, die nachfolgend (sekundär) zu Durchfall führen, können zum Beispiel Pankreatitis, Hepatitis, Gastritis, Pankreas-/Leber-/Niereninsuffizienz, Wurmbefall, Giardienbefall, Staupe, Leptospirose, Parvovirose und noch vieles mehr sein.
Ein paar dieser Erkrankungen können auch auf den Menschen übergehen (Zoonosen) und müssen bei Feststellung durch den Tierarzt gemeldet werden (z.B. Meldepflicht bei Infektion mit Campylobacter-Bakterien oder Fuchsbandwurm).
Schwerwiegende Darmerkrankungen, die meist nur über ein Ausschlussverfahren und ausführliche Diagnostik ermittelt werden können, sind die Inflammatory Bowel Disease (IBD) und die Proteinverlust-Enteropathie (PLE).
Häufig werden auch Futtermittelunverträglichkeiten, in Form von Intoleranz oder Allergie, als Ursache vermutet, aber weniger häufig wirklich nachgewiesen.
Vergiftungen verschiedenster Art (verdorbenes Futter, Kadaver, Rattengift, Schneckenkorn, Fingerhut etc.) kommen ebenfalls als Auslöser in Frage.
Weiterführende Informationen zu diesen Erkrankungen finden Sie in unseren Lexikon- oder Krankheitsartikeln.
Wie behandelt man Durchfall?
Hat ein Hund Durchfall, muss zunächst geklärt werden, ob weitere Symptome bestehen.
Handelt es sich um akuten, milden Durchfall ohne weitere Symptome (s. oben), verschwindet dieser meist von selbst wieder oder kann durch eintägiges Fasten und/oder Schonkost durch den Besitzer selbst behandelt werden. Zeigt ihr Hund also erste Anzeichen einer Durchfallerkrankung (häufigerer Kotabsatz, breiiger/flüssiger Kot), sollten Sie am besten gleich auf Schonkost umsteigen und ihren Hund eventuell kurze Zeit (nicht länger als 24 Stunden) fasten lassen. So kommt zunächst einmal Ruhe ins „System“, die Organe haben eine kleine Verschnaufpause und können mit der anschließenden Schonkost ihre Arbeit wieder langsam aufnehmen.
Schonkost bedeutet, dass etwas leicht verdauliches und/oder magen-darm-beruhigendes gefüttert wird. Fertig zubereitete Schonkost als Trocken- oder Feuchtfutter gibt es im Handel oder bei Ihrem Tierarzt zu kaufen. Bei den im Handel verfügbaren Futtermitteln muss man allerdings lieber noch einen Blick auf die Inhaltsangabe werfen. Denn nicht jede Packung, die mit „Sensitiv“ oder „Magen-Darm“ gekennzeichnet ist, ist auch wirklich geeignet. Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie bei Ihrem Tierarzt nach. Er hat entweder ein passendes Futter für Sie parat oder kann Ihnen geeignete Sorten aus dem Handel empfehlen. Möchten Sie selbst kochen, beachten Sie folgendes:
Bei Dünndarmdurchfall sollte das Augenmerk auf gute Verdaulichkeit gelegt werden. Also fettarmes, gut gekochtes Muskelfleisch als Proteinlieferant. Am besten eignen sich Hühner- oder Putenbrust. Gekochtes Ei, Hüttenkäse oder Magerquark sind ebenfalls gut verdauliche Proteinlieferanten. Dazu geben Sie, im Verhältnis 1:1, aufgeschlossene, also gut gekochte, Kohlenhydraten, z.B. Reis, Haferflocken oder Nudeln. Die Haferflocken sollten aber nur mit Wasser, nicht mit Milch zubereitet werden! Öle mit gutem Fettsäuremuster (= viel ungesättigte Fettsäuren in idealem Verhältnis zueinander), z.B. Fisch- oder Leinöl, können ebenfalls in die Ration. Diese sind gut verdaulich und wirken über den hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmend. Allerdings sollte man sie nur in kleinen Mengen zugeben, da zu viel Öl/Fett wiederum Durchfall auslösen kann.
Bei Dickdarmdurchfall sollte die Ration ebenfalls leicht verdaulich sein. Um die Wasserbindung zu erhöhen, die normale Darmflora und Schleimhaut im Dickdarm optimal zu unterstützen, und die Darmperistaltik zu fördern sind geeignete Ballaststoffe sehr wichtig. Als Quellen hierfür eignen sich beispielsweise Haferflocken, Karotten oder Futterzellulose. Auch diese sollten gut aufgeschlossen, also gekocht werden bzw. vor Verfütterung gut aufquellen.
Bei Verdacht auf eine Futtermittelunverträglichkeit oder zur Vorbeugung einer solchen kann es ratsam sein, eine Protein- und Kohlenhydratquelle zu nutzen, die der Hund zuvor noch nicht gefressen hat. Oder ein ausgewiesenes Allergikerfutter mit zerkleinertem Protein (hydrolysiertes Futter). Denn durch Schädigungen der Darmwand, was bei Durchfallgeschehen häufig der Fall ist, können größere Moleküle, z.B. Proteine aus der Nahrung, durch die Darmwand gelangen, die sonst nur zerkleinert oder gar nicht dorthin kämen. Als Folge kann es sein, dass das Immunsystem überreagiert und sich eine Allergie ausbildet. Dadurch löst jahrelang gut vertragenes Futter plötzlich allergischen Symptome aus.
Merke also: Bei Durchfall hochverdauliche, fettarme (Dünndarm), faserreiche (Dickdarm) Rationen füttern, möglichst mit wenig allergischem Potenitial (neue Proteinquelle oder hydrolysiert).
Falls vorhanden, können Heilerde, Aktivkohlepräparate (bei Aufnahme von Giftpflanzen, Kadavern o.Ä.), sowie Prä- oder Probiotika zugegeben werden. Vitamin- oder Mineralstoffpräparate müssen bei kurzfristiger Schonkostfütterung nicht hinzugefügt werden, außer nach tierärztlicher Aufforderung.
Zum Ausgleich eventueller Elektrolytverluste kann milde Fleischbrühe, Elektrolytlösung oder Kamillentee mit Honig angeboten werden. Eine ständig verfügbare Wasserquelle sollte selbstverständlich bereitstehen.
Zusätzlich zu diesen Fütterungsmaßnahmen sollten Sie schon vorsorglich mit dem Sammeln von Kotproben beginnen. Eine Mischprobe (also alles in ein Gefäß) mehrerer Haufen über 3 Tage gesammelt („Sammelkotprobe“) ist ideal. Denn diese kann, bei ausbleibender Besserung, auf Parasiten, Bakterien, Hefen und das Vorhandensein einer normalen Darmflora untersucht werden. Auch eine Pankreasinsuffizienz kann mittels Kotprobe erkannt werden. Die Sammlung über mehrere Tage ist wichtig, da nicht alle Parasiten(-eier) jeden Tag ausgeschieden werden. Bringen Sie z.B. nur eine Probe von Montag ins Labor, kann das Ergebnis negativ ausfallen, weil eventuell nur alle 2 Tage Wurmeier ausgeschieden werden und dementsprechend nur eine Sonntags- oder Dienstagsprobe positiv wäre.
Die meisten Durchfälle bessern sich auf kurzzeitigen Nahrungsentzug und Schonkostfütterung von allein. Auch eine gute Hygiene, also konsequentes Säubern kontaminierter Kleidung oder Oberflächen, Baden des Hundes bei Fellverschmutzung und Säubern des Fressnapfs helfen bei der Eindämmung. Dabei sollte auf das Tragen von Handschuhen und/oder gründliches Händewaschen geachtet werden, da einige Durchfallerreger auch auf den Menschen übergehen können. Insbesondere bei Kindern oder Senioren im Haushalt sollte darauf geachtet werden!
Hält der Durchfall weiter an oder bestehen zusätzliche Symptome, kontaktieren Sie bitte Ihren Tierarzt! Schnappen Sie sich Ihren Liebling und die vorsorglich gesammelten Kotproben und lassen Sie beides untersuchen. Berichten Sie Ihrem Tierarzt bitte auch von der nicht anschlagenden Schonkost! Denn dies kann ein wichtiger Hinweis für Ihn sein und die weitere Diagnostik bzw. Behandlung beeinflussen.
Sollte der Versuch den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen daheim nicht geglückt sein, wird Ihr Hund nach einer kurzen allgemeinen Untersuchung über eine Infusion mit den entsprechenden Substanzen versorgt werden.
Anschließend wird versucht die Ursache festzustellen. Meist ist ein direkter Hinweis nicht vorhanden, sodass aus kosten- und aufwandsgründen zunächst eine symptomatische Therapie durchgeführt wird. Diese besteht aus Fütterung von Schonkost, Stressreduzierung und Medikamenten. Medikamente können Entzündungshemmer, Antbiotika, Peristaltikförderer, Schmerzmittel, Magensäureblocker, Krampflöser und vieles weitere sein. Auch Pro- und Präbiotika kommen meist zum Einsatz.
Schlägt diese erste Behandlung nicht an, werden weitere Untersuchungen (Blutabnahme, Röntgen, Ultraschall, Endoskopie u.a.) erfolgen. Wird die Ursache dadurch direkt oder mittels Ausschlussverfahren ermittelt, wird entsprechend behandelt.
Hier einige Beispiele:
- Bakterielle Infektionen z.B. Campylobakter, Salmonellen -> Antibiotika
- Virale Infektionen z.B. Coronaviren, Parvoviren -> symptomatische Therapie + Interferon oder Immunserum
- Würmer/Einzeller z.B: Spulwürmer, Giardien -> Entwurmungsmittel, Antiprotozoika
- Verstopfung durch Knochenkot -> keine Knochenfütterung mehr, evtl. Operation
- Nicht artgerechte Fütterung -> Nahrungsumstellung
- Pankreaserkrankung -> fettarme Fütterung + orale Zugabe von Pankreasenzymen
- Lebererkrankung -> fettarme Fütterung + leberunterstützende Medikamente
- Fremdkörper -> Wenn Ausschleusung durch Futter fehlschlägt Operation
- Medikamenten-Nebenwirkung -> Dosis reduzieren oder Medikament absetzen
- Futtermittelallergie -> Eliminationsdiät
- Vergiftung -> Entgiftung
- Markierdurchfall -> Markierverhalten (teilweise) unterbinden
- Stressdurchfall -> Stress reduzieren, Trainingspause
Wurde der Darm stark geschädigt, hat er sich eventuell eingestülpt (Invagination) oder sind Engstellen vorhanden (Ileus), sind meist zusätzlich Operationen notwendig. Ebenso natürlich bei Fremdkörpern, die nicht von allein ihren Weg aus dem Darm herausfinden.
In jedem Fall sollte die Behandlung nicht zu früh abgesetzt werden. Tritt nach 2 Tagen eine Besserung ein, sollten Sie also nicht sofort die Medikamente absetzen und mit der Schonkost aufhören. Denn sonst kommt der Durchfall schnell und eventuell heftiger wieder. Besprechen Sie also Art und Dauer der Behandlung mit Ihrem Tierarzt und halten Sie sich an dessen Anweisungen! Sollten Sie Änderungen vornehmen wollen, halten Sie kurz telefonische Rücksprache mit Ihrer behandelnden Praxis!
Bei schweren Erkrankungen, wie IBD oder PLE, wird der Durchfall ein wiederkehrender oder dauerhafter Gast sein. Hier sind gut eingestellte Medikamente, strikte Einhaltung der Therapiemaßnahmen und starke Nerven gefragt.
Wie kann man Durchfall vorbeugen?
Das A und O einer Durchfallprophylaxe ist die artgerechte Fütterung Ihres Hundes! Artgerecht heißt in diesem Fall nicht Hund = Wolf = ein Reh pro Woche, sondern eine ausgewogene Ernährung, mit einem auf Ihren Hund zugeschnittenen Energie- und Nährstoffgehalt. Denn Welpen benötigen mehr Nährstoffe als erwachsene Hunde, ein Chihuahua weniger Energie als eine Deutsche Dogge, ein Sporthund mehr als ein reiner Wohnungshund usw. Um dies zu bewerkstelligen gibt es zwei Möglichkeiten: im Handel oder beim Tierarzt erhältliches Trocken- oder Nassfutter oder selbst zubereitetes Futter. Ersteres bietet den Vorteil, dass in jeder Portion ausreichende Nährstoffe enthalten sind und die Zusammensetzung verlässlich gleichbleibt. Zudem ist es einfacher zu lagern und i.d.R. günstiger als selbst zu kochen. Haben Sie ausreichend Geld, Zeit, Küchenutensilien und Lagermöglichkeiten, um sich selbst an den Herd zu stellen, sollten sie eines unbedingt beachten: die zu kochende Ration muss von einem Experten ausgerechnet und zusammengestellt sein! Experte meint hierbei einen auf Tierernährung spezialisierten Tierarzt. Unter den selbsternannten Tierernährungsspezialisten gibt es leider zu viele schlecht ausgebildete Menschen, die über simple Wochenend- oder Onlinekurse ihr Wissen erlangt haben, als dass man sie wirklich empfehlen kann. Bei einfachen Rationen für gesunde Hunde geht es meist noch gut. Aber gerade bei kränkelnden Hunden (Durchfall, Allergie, Lebererkrankung…) haben schon kleinste Fehler oft große Folgen. Fragen Sie am besten hierzu Ihren Tierarzt! Er kann Ihnen einen passenden Tierarztkollegen aus Ihrer Umgebung empfehlen oder vielleicht auch einen anderweitig ausgebildeten Tierernährungsberater, der sich als kompetent erwiesen hat.
Die berechnete Ration muss außerdem stetig an Alter und Aktivitätslevel Ihres Hundes angepasst werden. Daher ist selbst kochen für Welpen weniger geeignet.
Ebenso ist natürlich auf gute Fütterungshygiene zu achten. Das heißt, das Futter muss gut verschlossen möglichst kühl, trocken und dunkel gelagert werden. Futter- und Wassernäpfe sind regelmäßig zu säubern und gefüllte Näpfe sollte nicht allzu lange herumstehen.
Außerdem muss darauf geachtet werden, dass sich nette Omas, teilfreudige Kleinkinder und zuvorkommende Nachbarn nicht zu sehr in die Fütterung einmischen. Denn Schweinebraten, Butterbrot, Babykekse oder Hundeleckerlies sollten nicht im Übermaß gefüttert werden.
Die häufigsten Fütterungsfehler können Sie in unserem weiterführenden Artikel nachlesen. Allgemeine Informationen zur Fütterung finden Sie in unseren Lexikon- oder Magazinartikeln unter der Rubrik Ernährung.
Zweiter wichtiger Punkt ist eine gute Erziehung und kontrollierter Gassigang, sowie ein hundesicheres Zuhause und ausreichend Beschäftigung. So kann vermieden werden, dass sich Ihr Hund an Mülltonnen, Komposthäufen, Kadavern, Kothäufen, Giftigen Pflanzen, gammeligem Rindenmulch, Hundeködern, Schneckenkorn, Rattengift, Steinen usw. mit Krankheitserregern oder Giftstoffen infiziert.
Nummer 3 ist eine gute Infektionsprophylaxe. Dies beinhaltet regelmäßige Entwurmung (mit oder ohne vorherige Kotuntersuchung), weitere Parasitenprophylaxe je nach Aufenthaltsort und konsequentes Impfen gemäß aktueller Impfleitlinien. So können Sie eine Infektion mit Würmern, Einzellern und Viren weitestgehend verhindern oder frühzeitig stoppen.
Durch diese drei Maßnahmen (artgerechte Fütterung, Kontrolle/Sicherheit und Infektionsprophylaxe) können Sie Ihren Hund bestmöglich vor Durchfall schützen. Natürlich kann er sich immer noch über direkten Kontakt zu infizierten Artgenossen, Fressen kontaminierter Grasbüschel oder gemeinschaftliche Benutzung von Fressnäpfen mit Erregern anstecken. Auch kann ihn jederzeit eine andere Erkrankung heimsuchen, die ihm nachfolgend Durchfall beschert. Aber dies ist seltener der Fall als simple Haltungs- und Fütterungsfehler.
In diesem Sinne, denken Sie immer daran: Liebe geht durch den Magen! Bzw. durch den Darm. Sorgen Sie für eine artgerechte Fütterung, ersparen Sie Ihrem Liebling viel Ärger.
Einige Fakten zum Symptom Durchfall auf einen Blick:
Risikofaktoren / Ursachen | Symptome / Krankheitsanzeichen | Behandlung / Therapie | Präventive Maßnahmen / Vorbeugung |
Kontakt zu erkrankten Tieren oder deren Hinterlassenschaften | häufiger Kotabsatz | Schonkost (mit oder ohne vorheriges Fasten) | artgerechte Fütterung |
fehlende Parasitenprophylaxe / Impfungen | breiiger / flüssiger Kot | Flüssigkeit-/Elektrolytzufuhr | Parasitenprophylaxe |
nicht artgerechte Fütterung | blutiger / schleimiger / fettiger Kot | Medikamente (Antibiotika, Entzündungshemmer, Peristaltikförderer, Schmerzmittel, Magensäureblocker, Krampflöser, Prä-/Probiotika, Aktivkohle, Immunseren usw.) | Impfungen |
Knochenfütterung | Begleitsymptome (Erbrechen, Apathie, Appetitlosigkeit oder gesteigerter Appetit, Schmerzen beim Kotabsatz, Bauchschmerzen usw.) | Operation (Fremdkörperentfernung, Ileusoperation, Darmbiopsien, Darmresektionen usw.) | gute Erziehung (kein Kotfressen, Müllfressen, Kadaverfressen etc.) |
Zugang zu Mülltonnen, Komposthäufen, Kadavern, Giftpflanzen etc. | Mangelerscheinungen (Austrocknung, Abmagerung, stumpfes Fell, Haarausfall, Anämie usw.) | hundesicheres Zuhause (keine Giftpflanzen, keine offenen Komposthäufen/Mülltonnen) | |
Fressen von Steinen, spielzeugen o.Ä. aus Langeweile | Kontaktvermeidung zu kranken Tieren und deren Hinterlassenschaften | ||
gute Fütterungshygiene |
Synonyme
- Diarrhoe
- Dünnpfiff
- Durchmarsch
- Flotter Heinrich
- Flotter Otto
- flüssige Darmentleerung
- wässrige Darmentleerung
Pflanzen
- Ackerbohne
- Acker-Gauchheil
- Adonisröschen
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- Alpenveilchen
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- Aronkelch
- Aronstab
- Asthmakraut
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- Pontische Azalee
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- Blauer Eisenhut
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- Zwiebel
- Eicheln
Krankheiten
- Pankreatitis
- Futtermittelallergie
- Portosystemischer Shunt
- Mastzelltumor
- Schilddrüsenüberfunktion
- Hypertrophe Osteodystrophie
- MDR-1-Defekt
- Autoimmunhämolytische Anämie
- Plattenepithelkarzinom
- Hepatitis contagiosa canis
- Leishmaniose
- Rickettsiosen
- Babesiose
- Anaplasmose
- Parasitenbefall
- Parvovirose
- Staupe
- Neoplasien
- Hepatozoonose
- Bauchfellentzündung
- Leptospirose
- Intoxikation
- Morbus Addison
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- Exokrine Pankreasinsuffizienz
- Aujeszkysche Krankheit
- Inflammatory bowel disease
- Toxoplasmose
- Wurmerkrankung
- Gallenblasenmukozele
- Schokoladenvergiftung
- Intestinales Proteinverlust Syndrom
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