MDR-1-Defekt beim Hund
Ein rassespezifischer Gendefekt bei Hunden
Von:
Vanessa Lässig
Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2023
Der MDR1-Defekt ist eine Erbkrankheit, die durch Fehlen eines bestimmten Zellrezeptors, zur Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Medikamenten bzw. deren Wirkstoffen führt. Bei Verabreichung dieser Medikamente kann es zu Vergiftungssymptomen bis hin zum Tod der Tiere kommen. Verbreitet ist der MDR1-Defekt vor allem bei Collie-verwandten Hunden, kommt aber auch bei anderen Hunderassen vor.
Lateinischer Name | - |
Englischer Name | MDR |
Synonyme |
|
Meldepflicht | - |
Anzeigepflicht | - |
Zoonose | Nein |
MDR-1-Defekt: Betroffene Hunderassen
Erklärung: Was ist der MDR-1-Defekt beim Hund?
Erklärung
Das Multidrug-Resistance-Protein 1 („MDR1“), auch P-Glykoprotein genannt, ist ein Transportprotein in der Zellmembran verschiedener Zellen von Tieren, Bakterien und Pilzen. Es dient hauptsächlich der Ausschleusung giftiger Substanzen aus den Zellen und dem Transport körpereigener Stoffe. Im menschlichen/tierischen Organismus findet dies vor allem im Bereich der Blut-Hirn-Schranke statt. Diese wird aus Endothelzellen (die Blutgefäße auskleiden), einer Basalmembran und den Ausläufern bestimmter Zellen des ZNS („Astrozyten“) gebildet und dient als Barriere zwischen Blutsystem und Gehirn. Das MDR1 und weitere Multidrug Resistance-Related Proteine („MRP“) sorgen also im Körper für eine natürliche Resistenz gegenüber verschiedenen Wirkstoffen („Multi Drug Resistance“).
Ein Defekt im MDR1-Gen bewirkt eine verminderte oder gänzlich fehlende Herstellung des MDR1. Entsprechend können verschiedene Substanzen nun ungehindert durch die Blut-Hirn-Schranke gelangen und sich im Gehirn ansammeln. Dies kann besonders im Krankheitsfall zu schwerwiegenden Problemen führen, da medizinische Wirkstoffe ins ZNS gelangen, die dort im Normalfall nicht oder nur in geringem Maße wirken würden. Neurologische Ausfallserscheinungen bis hin zum Tod sind die Folge. Aber auch körpereigene Stoffe, z.B. Steroidhormone, können sich aufgrund des Defektes im Gehirn ansammeln. Über einen Feedbackmechanismus senden sie durch ihre Anwesenheit falsche Informationen an bestimmte Hirnregionen, was zu erniedrigtem Cortisolgehalt im Blut führt und verschiedenste negative Auswirkungen haben kann. Weitere durch MDR1-Defekt ausgelöste Krankheitssymptome, wie chronische Magen-Darm-Beschwerden, werden vermutet.
Verbreitet ist der Defekt vor allem bei Collie-verwandten Hunderassen, wie Collie, Border-Collie, Shetland Sheepdog („Sheltie“), Australian Shepherd und Bobtail. Vermutlich wurde die Erkrankungsserie durch einen einzelnen Zuchthund ausgelöst, der spontan erkrankte und den Gendefekt weitervererbte. Aber auch bei anderen Hunderassen, wie Deutscher Schäferhund, Weißer Schweizer Schäferhund, English Shepherd, McNab, Langhaarwhippet und Silken Windhound wurde der Defekt schon nachgewiesen.
Betroffene Hunde können entweder reinerbig (MDR1 -/-) oder mischerbig (MDR1 +/-) Träger des defekten Genes sein. D.h. sie haben entweder zwei defekte Gene (je eines von der Mutter und eines vom Vater) oder nur ein defektes Gen (entweder von der Mutter oder dem Vater). Klinisch auffällig sind eigentlich nur reinerbig erkrankte Hunde. Aber auch mischerbige sollten vorsichtshalber wie kranke Tiere behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Nachgewiesen wird der Defekt mittels Genuntersuchung einer Blutprobe. Halter betroffener Hunderassen sollten ihr Tier testen lassen und bei Tierarztwechsel, Pensionsaufenthalt oder Tierabgabe alle beteiligten Personen über das Ergebnis informieren. Nur so können ungewollte Zwischenfälle vermieden werden.
Da es sich beim MDR1-Defekt um eine genetische Erkrankung handelt, ist eine Beeinflussung oder gar Heilung nicht möglich. Zum Schutz des Hundes kann daher nur darauf geachtet werden, dass folgende Arzneimittel nicht oder nur unter ärztlicher Aufsicht genau dosiert verabreicht werden:
- Ivermectin (kann in Pferdeäpfeln in unveränderter Form und hoher Dosis enthalten sein!)
- Doramectin
- Selamectin (ausgenommen Präparat „Stronghold“)
- Moxidectin (ausgenommen Präparat „Advcocate“)
- Milbemycinoxim (ausgenommen Präparate „Milbemax“, „Program Plus“ und „Milpro“)
- Loperamid
- Antacida (Cimetidin, Ranitidin)
- Anthelminthika (Emodepsid)
- Antibiotika (Erythromycin, Levofloxacin, Rifampicin)
- Antiarrhythmika (Chinidin, Diltiazem, Losartan, Talinolol, Verapamil)
- Antiemetika (Domperidon, Ondansetron)
- Antihistaminika (Fexofenadin)
- Antimykotika (Ketoconazol, Itraconazol)
- Herzglykoside (Digoxin)
- Immunsuppressiva (Cyclosporin A, Tacrolimus)
- Neuroleptika (Acepromazin)
- Opioide (Butorphanol, Fentanyl, Methadon, Morphin)
- Zytostatika (Actinomycin D, Doxorubicin, Mitoxantron, Paclitaxel, Vinblastin, Vincristin)
Quelle: (https://www.vetpharm.uzh.ch/reloader.htm?wir/varia/pgmdr1.htm?inhalt_c.htm)
Was führt zum MDR-1-Defekt beim Hund? Risiken & Ursachen
Risikofaktoren
Angehöriger u.a. folgender Hunderassen (Rassedisposition):
- Collie
- Border-Collie
- Shetland Sheepdog („Sheltie“)
- Australian Shepherd
- Bobtail
- (Deutscher Schäferhund)
- (Weißer Schweizer Schäferhund)
- (English Shepherd)
- (McNab)
- (Langhaarwhippet)
- (Silken Windhound)
MDR-1-Defekt: Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund
Symptome & Krankheitsanzeichen
- Erbrechen / Durchfall
- Zittern
- Krämpfe
- Koordinationsstörungen
- Koma
- Tod
Behandlung & Therapie des MDR-1-Defekts beim Hund
Behandlung
- keine Behandlung möglich
- Vermeidung bestimmter Arzneimittel
MDR-1-Defekt beim Hund - Vorbeugung & Prävention
Vorbeugung
- genetische Untersuchung auf MDR1-Defekt
- Vermeidung bestimmter Arzneimittel
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