Kupferspeicherkrankheit beim Hund (Kupfertoxikose)

Eine genetisch bedingte Lebererkrankung (Stoffwechselkrankheit) bei Hunden

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Zuletzt aktualisiert am: 21.1.2025

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Das Wichtigste in Kürze zur Kupferspeicherkrankheit (Kupfertoxikose) beim Hund
  • Kupferspeicherkrankheit beim Hund (ähnlich wie Morbus Wilson beim Menschen) ist eine genetische Stoffwechselerkrankung, die zu Kupferansammlungen in der Leber führt und Leberschäden verursacht.
  • Betroffene Hunderassen: Besonders häufig bei Bedlington Terriern, Labrador Retrievern, Dobermännern und West Highland White Terriern.
  • Symptome: Leistungsminderung, Gewichtsverlust, Gelbsucht, Verdauungsprobleme und Verhaltensänderungen.
  • Diagnose: Bluttests, Ultraschall und Leberbiopsie sind essenziell.
  • Therapie: Medikamentöse Kupferausleitung, Zinkgabe und eine kupferarme Diät.
  • Vorbeugung: Genetische Tests und verantwortungsvolle Zucht minimieren das Risiko.


Die (angeborene) Kupferspeicherkrankheit beim Hund, auch bekannt als Kupfertoxikose, ist eine ernste und oft lebensbedrohliche Erkrankung. Aufgrund genetischer Mutationen kommt es zu einer übermäßigen Anreicherung von Kupfer in der Leber, was zu Leberentzündungen bis hin zum Leberversagen führt. Eine mögliche Variante der angeborenen Kupferspeicherkrankheit beim Hund entspricht der Wilson-Krankheit (Morbus Wilson) beim Menschen. Betroffene Hunderassen sind zum Beispiel die beiden Rassen Bedlington Terrier und West Highland White Terrier. In diesem Artikel erklären wir, was die Kupferspeicherkrankheit ist, wie man sie erkennt, behandelt und ihr vorbeugen kann.

Lateinischer Name -
Englischer Name -
Synonyme
  • Angeborene Kupferspeicherkrankheit
  • CT
  • Kupferassoziierte Hepatitis
  • Kupfertoxikose
Meldepflicht -
Anzeigepflicht -
Zoonose Nein


Kupferspeicherkrankheit: Betroffene Hunderassen

( Um die Rassebeschreibung der ausgewählten Rasse lesen zu können, bitte auf das Bild klicken! )
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Was ist die Kupferspeicherkrankheit beim Hund?

Erfahren Sie hier um welche Erkrankung es sich bei einer Kupferspeicherkrankheit handelt und wie sie entsteht!

Erklärung

Die Kupferspeicherkrankheit (Kupfertoxikose) beim Hund ist eine genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung. Es handelt sich um eine angeborene chronische Erbkrankheit der Leber.

Wie entsteht die Kupferspeicherkrankheit beim Hund?

Normalerweise wird überschüssiges Kupfer über die Galle ausgeschieden. Bei betroffenen Hunden funktioniert dieser Mechanismus nicht korrekt, was zu einer Ansammlung von Kupfer in den Leberzellen führt. Grund für die abnormale Speicherung von Kupfer sind genetische Mutationen. Diese können zum Beispiel für eine fehlerhafte oder gänzlich fehlende Ausbildung des Kupfer-Transportproteins ATP7B führen, sodass Kupfer nicht mehr aus den Leberzellen sowie anderen Körperzellen ausgeschleust werden kann. Dieses Transportprotein wird auch als Wilson-Protein bezeichnet und führt beim Menschen zur gleichnamigen Wilson-Krankheit, welche einer der Formen von angeborener Kupferspeicherkrankheit beim Hund entspricht.

Wie gefährlich ist die Kupferspeicherkrankheit beim Hund?

Die Erkrankung "Kupferspeicherkrankheit" bei Hunden ist sehr ernst, da das sich in den Leberzellen anreichernde Kupfer den Zellstoffwechsel stört sowie zu oxidativer Schädigung der Zellen führt. Die Zellen sterben an (Leberzellnekrose), was zu zu chronischer Leberentzündung (Hepatitis) bis hin zur Leberzirrhose (irreparable Vernarbung des Lebergewebes) führen kann. Die Erkrankung wird deshalb auch als kupferassoziierte Hepatitis bezeichnet. Apathie, verminderter Appetit, Erbrechen oder Durchfall sind erste Symptome. 

In Folge der Leberschädigung kann es außerdem zu einer Leber-Hirn-Störung (HE- = hepatische Enzephalopathie, Hepatoenzephalopathie) kommen, wenn durch unzureichende Entgiftung bestimmte Stoffe, zum Beispiel Harnstoff, ins Gehirn gelangen, wo sie normalerweise nichts zu suchen haben. Auch Wasseransammlungen im Bauchraum (Aszites), Blutarmut (Anämie) oder Gelbsucht (Ikterus) sind möglich. Im schlimmsten Fall kann es zum Tod des Tieres kommen. Eine frühzeitige Diagnose ist daher entscheidend, um die Lebensqualität und Lebenserwartung zu erhöhen.

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Ursachen und Risiken der Kupferspeicherkrankheit beim Hund

Die Kupferspeicherkrankheit wird bei Hunden durch einen Gendefekt ausgelöst.

Risikofaktoren

Die angeborene Kupferspeicherkrankheit ist eine genetisch bedingte Erbkrankheit beim Hund, die durch Gendefekte verursacht ist.

Genetische Faktoren

  • ATP7B-Genmutation: Diese Mutation beeinflusst den Kupfertransport und ist die häufigste genetische Ursache der Krankheit (vgl. Morbus Wilson beim Menschen).
  • Rassespezifische Prädisposition: Hunderassen wie Bedlington Terrier, West Highland White Terrier, Skye-Terrier, Labrador Retriever, Dobermann und Dalmatiner sowie sämtliche Spaniel-Rassen sind gefährdet, da bei ihnen oben genannte Gendefekte familiär gehäuft auftreten und weiter vererbt werden. Interessant ist, dass bei Dobermännern ausschließlich weibliche Hunde betroffen sind. Bei allen anderen Rassen können beide Geschlechter erkranken, es existiert also bei ihnen keine sogenannte Geschlechtsprädisposition.

Umweltfaktoren

  • Trinkwasser und Futter mit hohem Kupfergehalt können die Kupferspeicherung verstärken.

Ernährungseinflüsse

  • Kupferreiche Nahrungsmittel wie Leber oder bestimmte Futtersorten fehlerhafte Futterrationen verschlimmern die Erkrankung (hohes Risiko bei BARF).

Welche Hunde sind von der Kupferspeicherkrankheit betroffen?

  • Besonders Bedlington Terrier (bis zu 46 % der Population).
  • Weitere Rassen: Labrador Retriever, Dobermann, West Highland White Terrier und Dalmatiner.
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Symptome: Woran erkennt man die Kupferspeicherkrankheit beim Hund?

Typische Symptome wie Leistungsabfall, Gewichtsverlust, Gelbsucht etc. deuten auf eine Kupferspeicherkrankheit beim Hund hin.

Symptome & Krankheitsanzeichen

Ist der Hund an der Kupferspeicherkrankheit (Kupfertoxikose) erkrankt, kommt es, je nach Krankheitsstadium, zu unterschiedlichen vielfältigen Symptomen. Da es erst nach vorangeschrittener Leberzellschädigung zur Ausbildung von Symptomen kommt, treten diese meist im Alter zwischen 4-7 Jahren auf. 

Frühe Symptome

  • Apathie
  • Leistungsminderung
  • Appetitverlust
  • Gewichtsverlust
  • Erbrechen
  • Durchfall (selten)
  • Verhaltensänderungen

Fortgeschrittene Symptome

  • Gelbsucht (Ikterus): Gelbfärbung von Augen und Schleimhäuten.
  • Blutarmut (Anämie)
  • Verdauungsprobleme: Erbrechen und Durchfall (eher bei frühe Symptome)
  • Lebervergrößerung oder -verkleinerung.
  • Veränderungen im Urin: Dunkle Färbung.

Späte Symptome

  • Hepatische Enzephalopathie: Neurologische Störungen, Verhaltensänderungen.
  • Aszites: Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum.
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Kupferspeicherkrankheit beim Hund: Diagnose, Therapie & Prognose

Diese Maßnahmen helfen dem Hund bei einer Kupferspeicherkrankheit.

Behandlung

Früherkennung Mithilfe gezielter Untersuchungsmaßnahmen und der richtigen Behandlung sind für die Prognose bei einer Kupferspeicherkrankheit beim Hund entscheidend.

Diagnose: Wie wird die Kupferspeicherkrankheit beim Hund festgestellt?

Wie bei den meisten Krankheiten ist es wichtig, möglichst früh mit einer umfassenden Diagnostik eine spezifische Diagnose zu erstellen, um dann mit der richtigen Therapie die Behandlung der Kupferspeicherkrankheit zu starten und dem erkrankten Hund zeitnah zu helfen.

Leider lässt sich die angeborene Kupferspeicherkrankheit beim Hund anhand der Symptome, allgemeiner Untersuchung, Blutuntersuchung oder Bildgebende Verfahren nicht zweifelsfrei von anderen chronischen Lebererkrankungen unterscheiden. Diese können lediglich, neben der Rasse, einen Hinweis auf die Erkrankung liefern.

Um eine endgültige Diagnose zu stellen, kann eine Genanalyse durchgeführt und/oder eine Biopsie, also Probenentnahme an der Leber, durchgeführt werden. In der Leberprobe würde man dann eine typische zentrolobuläre Verteilung der Kupferansammlungen bzw. Entzündung/Zellschädigung erkennen, d.h. um die sogenannten Zentralvenen herum. Wohingegen bei anderen chronischen Lebererkrankungen die „Hot-Spots“ im Bereich der Pfortader (Portalvene, Vena portae) liegen.

Bluttests

  • Leberenzyme: Erhöhte Werte deuten auf Leberschäden hin. Bei der angeborenen Kupferspeicherkrankheit ist v.a. ein Anstieg der Alanin-Aminotransferase (ALT) zu erkennen.
  • Kupfer-Zink-Quotient: Hinweis auf Kupferansammlung (Kupferakkumulation).

Bildgebende Verfahren

  • Ultraschall: Zeigt strukturelle Veränderungen in der Leber.
    Leberbiopsie
  • Goldstandard der Diagnose: Eine Gewebeprobe der Leber zeigt Kupfergehalt und histopathologische (zentrolobuläre) Veränderungen.

Genetische Tests

  • Verfügbar für bestimmte Rassen wie den Bedlington Terrier, den Labrador Retriever und den Dobermann.

Therapie: Wie wird die Kupferspeicherkrankheit beim Hund behandelt?

Die Behandlung der Kupferspeicherkrankheit beim Hund richtet sich nach dem genauen Krankheitsbild und kann aus verschiedenen Therapiemethoden bestehen.

Medikamentöse Behandlung

  • Chelatbildner (z. B. D-Penicillamin, Trientin): Binden Kupfer und fördern die Ausscheidung.
  • Zinkpräparate: Reduzieren die Kupferaufnahme im Darm, da Zink mit Kupfer um Bindungsstellen an Enzymen und Transportproteinen konkurriert = an selbe Proteine bindet und damit die übermäßige Aufnahme von Kupfer verhindern kann. Ebenso regt Zink die Produktion bestimmter Enzyme (Metallothionein) an und sorgt damit für vermehrte Bindung von Kupfer, was ebenfalls die Aufnahme über den Darm reduziert.
  • Ursodesoxycholsäure: Regt den Gallestoffwechsel an und kann so zu vermehrter Ausscheidung von Kupfer über die Galle führen. 

Ernährung

  • Kupferarme Diät: Reduzierung kupferreicher Lebensmittel (z.B. Leber) und Anpassung der Futterration, z.B. Erhöhung des Zinkgehalts.
  • Spezialfutter: Diätfutter für Hunde mit Lebererkrankungen.

Unterstützende Maßnahmen

  • Leberunterstützende Supplemente: Mariendistel, Vitamin E.
  • Regelmäßige Kontrolle: Bluttests und Leberbiopsien zur Therapieüberwachung.

Prognose: Wie lange kann ein Hund mit Kupferspeicherkrankheit leben?

Die Prognose hängt vom Zeitpunkt der Diagnose und der Konsequenz der Behandlung ab. Frühzeitig erkannte Fälle haben eine gute Prognose, während fortgeschrittene Erkrankungen die Lebenserwartung stark reduzieren können.

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Vorbeugung: Wie kann man der Kupferspeicherkrankheit beim Hund vorbeugen?

Präventive Maßnahmen und praktische Tipps, die das Risiko einer Kupferspeicherkrankheit beim Hund reduzieren.

Vorbeugung

Mit verschiedenen Präventivmaßnahmen kann das Risiko einer Kupferspeicherkrankheit beim Hund reduziert und bei einer Erkrankung entgegengewirkt werden.

Genetische Prävention

  • Gentests vor der Zucht: Träger des defekten Gens sollten von der Zucht ausgeschlossen werden.

Ernährungsmaßnahmen

  • Kupferarme und zinkreiche Diät bei Hunden mit genetischer Prädisposition.

Regelmäßige Gesundheitschecks

  • Frühzeitige Untersuchungen: Bluttests und Leberbiopsien können erste Anzeichen erkennen.

Fazit

Die Kupferspeicherkrankheit beim Hund ist eine komplexe und ernsthafte Erkrankung, die jedoch bei frühzeitiger Diagnose und korrekter Behandlung gut kontrolliert werden kann. Eine Kombination aus medikamenteller Therapie, Ernährungsumstellung und regelmäßiger tierärztlicher Betreuung ist entscheidend, um die Lebensqualität betroffener Hunde zu verbessern und ihre Lebenserwartung zu erhöhen. Für Züchter und Hundebesitzer ist es essenziell, sich über genetische Risiken zu informieren und präventiv zu handeln.

Quellen:

Häufig gestellte Fragen zur Kupferspeicherkrankheit bei Hunden (FAQ)

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