Schokoladenvergiftung beim Hund: Ratgeber vom Tierarzt

Alle Jahre wieder: Schokoladen-Weichnachtsmann und Schoko-Osterhase sind für Hunde eine Gefahr.

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Zuletzt aktualisiert am: 8.4.2024

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Eine Schokoladenvergiftung beim Hund, genauer Theobrominvergiftung, ist eine akute Erkrankung des Hundes, die vor allem das Nervensystem, das Herz-Kreislauf-System und den Verdauungsapparat betrifft.

Die Schokolade enthält das für Hunde giftige Theobromin. Bereits kleine Mengen des schokoladehaltigen süßen Gifts, kann zu einer schweren Vergiftung beim Hund mit schlimmen Folgen führen.

Abhängig von der Größe des Hundes, dem Kakaoanteil der Schokolade und eventuellen anderen Inhaltsstoffen können die klinischen Anzeichen und Symptome wie Unruhe, Erbrechen, Durchfall, erhöhter Durst, vermehrtes Wasserlassen, Atembeschwerden etc. mild bis stark ausfallen und im schlimmsten Fall zum Tod des Hundes führen.

Bei rechtzeitiger Therapie ist die aber Prognose gut. Rasches Handeln im Notfall nach dem Fressen von Schokolade, Kakao & Co. durch den Hundebesitzer ist daher enorm wichtig!

In unserem Artikel haben wir alle erforderlichen Informationen zur Schokoladenvergiftung beim Hund mit den wichtigsten Fragen, praktischen Tipps und hilfreichen Todos für den Ernstfall zu einem Leitfaden mit wissenswerten Checklisten zusammengetragen - im Sinne der Hundegesundheit und dem Wohlergehen des Hundes.

Mehrere Tafel weiße Schokolade, Vollmilchschokolade und schwarze Schokolade übereinandergestapelt

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Schokoladenvergiftung: Warum ist Schokolade für Hunde giftig?

Schokolade und kakaohaltige Produkte sind wegen Theobromin und Koffein für Hunde eine Gefahr und pures Gift.

Erklärung

Pünktlich zur Oster- und Adventszeit laufen die Telefone in Tierarztpraxen und -kliniken heiß. Denn dann ist es wieder Zeit für Schokoladen-Panik. Egal ob der Dackel den Adventskalender geplündert oder der Labrador Osternester leergeräumt hat: mit Schokolade ist beim Hund leider nicht zu spaßen.

Was bei uns Menschen durch den Konsum von Schokolade Glücksgefühle freisetzt und allenfalls für etwas Winterspeck sorgt, kann für unsere Vierbeiner zum äußerst gefährlichen Notfall werden. Denn sie können einige Bestandteile von Schokolade nur schlecht verstoffwechseln, sodass Vergiftungserscheinungen auftreten. Diese können, je nach Art der Schokolade (weiße Schokolade, Milchschokolade, dunkle Schokolade) und Größe/Gewicht des Hundes, harmlos ausfallen und nur kurz andauern oder aber massive Schäden verursachen und im Schlimmsten Fall zum Tod der betroffenen Hunde führen. 

Das für Hunde gefährliche an Schokolade ist hauptsächlich das im Kakao enthaltene Theobromin. Dieser Stoff gehört, wie Koffein und Theophyllin, zu den sogenannten Methylxanthinen. Diese wasserlöslichen Kristalle zählen zur Stoffklasse der Purinalkaloide. Wichtig dabei: Koffein wird beim Abbau in der Leber in Theobromin und Theophyllin umgewandelt. Also kann auch Kaffeekonsum indirekt zu einer Theobrominvergiftung führen!

Weitere bekannte Alkaloide sind zum Beispiel Solanin (vgl. Vergiftung durch Kartoffeln/Tomaten), Papaverin (in Mohn), Ephedrin, Morphin, Kokain und Nikotin. Die Theobrominvergiftung des Hundes zählt damit also zu den Methylxanthinvergiftungen bzw. Alkaloidvergiftungen.

Wie bei allen Vergiftungen zählt auch bei Theobromin das Paracelsus-Prinzip: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift, allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“

Schokoladenvergiftung Hund: "Die Dosis macht das Gift!"

Der Hund muss also erst eine gewisse Menge des giftigen Stoffes aufnehmen, bis dieser seine Giftwirkung entfaltet. Grob kann man es so erklären: jeder Stoff hat positive und negative Effekte und erst ab einer gewissen Menge sind die negativen Effekte so schwerwiegend, dass dem Organismus Schaden zugefügt wird und Symptome entstehen.

Bei Theobromin gilt für den Hund die 20-40-60-Regel. Das heißt, ab einer Aufnahme von ca. 20mg Theobromin pro kg Körpergewicht treten erste Symptome, wie zum Beispiel Unruhe oder Übererregbarkeit auf und es sollte eine Entgiftung eingeleitet werden. Ab 40mg/kg kommen Herz-Kreislauf-Probleme hinzu und ab 60mg/kg neurologische Ausfallserscheinungen, z.B. Zittern oder Krämpfe. Gefährliche/Tödliche Dosen liegen im Bereich von 100-500mg/kg Körpergewicht.

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Auslöser: Wie wirken Theobromin und Koffein beim Hund?

Das sind die Risikofaktoren, Ursachen und Folgen für eine Schokoladenvergiftung beim Hund.

Risikofaktoren

Das Hauptrisiko und demzufolge die Ursache für eine potentielle Schokoladenvergiftung bei Hunden liegt in der oralen Aufnahmen, also dem Fressen, von Schokolade und kakaohaltigen Produkten.

Frisst der Hund Schokolade, Kakao oder Produkte mit Koffein, so werden bestimmte Rezeptoren und Stoffe im Körper des Hundes gehemmt, was dem Hundeorganismus zusetzt.

Die Wirkung von Theobromin bzw. allgemein Methylxanthinen beruht auf verschiedenen Mechanismen:

  • zentrale Wirkung: zentral, also im Gehirn, kommt es zu einer Hemmung der Adenosinrezeptoren, da Methylxanthine mit Adenosin um die Bindung an den Rezeptoren „kämpfen“ = konkurrieren (kompetitive Hemmung). Diese Rezeptoren sind an verschiedenen Reaktionen im Organismus beteiligt, u.a. an der Steuerung der Herzaktivität und der Schmerzweiterleitung. Dadurch entfaltet Theobromin über die Rezeptorblockung eine allgemein anregende (analeptische) Wirkung.
  • periphere Wirkung: peripher, also im Körper, sorgt Theobromin über eine Hemmung des Enzyms Phosphodiesterase für einen Anstieg des Signalproteins (second messenger) cyclisches Adenosinmonophosphat, kurz cAMP. Dieses steuert verschiedene Stoffwechselvorgänge, in dem es die Aktivität von Ionenkanälen regelt. Dadurch hat es Einfluss auf Herzaktivität und Atmung (Erweiterung der Bronchien), energetische Prozesse in der Muskulatur (Glykogenstoffwechsel) und die Wasserrückresorption in den Nieren (Einbau von Auqaporinen).
  • muskuläre Wirkung: an der Skelettmuskulatur (quergestreifte Muskulatur) kommt es über Beeinflussung des Kalzium-Stoffwechsels zu erhöhter Kontraktilität = erhöhter Muskelaktivität.

Methylxanthine werden aus diesen Gründen auch als Asthmamedikamente (v.a. Theophyllin) oder Entwässerungshelfer (Diuretika) genutzt und mitunter als Dopingmittel, aufgrund ihrer anregenden und muskelaktivierenden Wirkung, angesehen.

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Anzeichen und Symptome: Daran kann man eine Schokoladenvergiftung beim Hund erkennen!

Bei einer Schokoladenvergiftung zeigt der Hund Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, Zittern, Durst bis hin zum Atemstillstand.

Symptome & Krankheitsanzeichen

Wie äußerst sich eine Schokoladenvergiftung bei Hunden?

Entsprechend der beschriebenen Wirkmechanismen führt eine Theobromin- bzw. Methylxanthin-Aufnahme beim Verzehr von kakaohaltigen Produkten zu diversen klinischen Anzeichen und Vergiftungssymptomen beim Hund.

Checkliste: Das sind die Symptome bei einer Schokoladenvergiftung beim Hund: 

  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Bauchschmerzen / Koliken
  • übermäßiger Durst (Polydypsie)
  • Inkontinenz / vermehrte Urinausscheidung (Polyurie)
  • Unruhe, Erregung, Überempfindlichkeit (Hyperästhesie)
  • Übersteigerte Reflexe (Hyperreflexie)
  • Koordinationsstörungen (Ataxie)
  • Zittern (Tremor)
  • Krämpfe (Spasmus)
  • Schwäche
  • Anstieg der Körpertemperatur (Hyperthermie)
  • Hecheln
  • Atemproblemen (Dyspnoe)
  • Herzrasen (Tachykardie)
  • Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien, Extrasystolen)
  • Atemstillstand
  • Herzstillstand

Tipp:

Betroffene Hunde fallen meist durch unruhiges Umherlaufen, schmatzen oder Schnauze schlecken (aufgrund von Übelkeit) oder durch gegenteilige Zurückgezogenheit bis hin zur Apathie auf. Auch Schmerzanzeichen, wie aufgekrümmter Rücken, hochgezogener Bauch, eingezogener Schwanz oder Winseln können auftreten. Anschließend finden die Besitzer meist schon den Auslöser, in Form von Schokoladenüberresten, zerrissener Verpackung, Alupapier oder den Überbleibseln des Adventskalenders.

Wichtige Info: Was im Notfall bei einer Schokoladenvergiftung beim Hund zu tun?

Bitte keine Zeit verlieren. Es geht um die Gesundheit des Hundes. Der Hund braucht tierärztliche Hilfe, wenn er Schokolade gefressen hat und eine Schokoladenvergiftung droht!

Je zügiger der Tierarzt den Hund untersuchen und im Ernstfall mit der Behandlung beginnen kann, desto besser ist die Prognose. Wird zu lange gewartet, erschwert dies die Therapie.

Kurzum: Kontaktieren Sie schnellstmöglich ihren Tierarzt, die nächstgelegene Tierklinik oder den tierärztlichen Notdienst, wenn ihr Hund Schokolade gefressen hat und/oder Vergiftungssymptome auftreten.

Warum reagieren Hunde so empfindlich auf Schokolade?

Beim Hund fallen die Symptome ungleich stärker aus als beim Menschen, da Hunde, aufgrund eines Enzymmangels, Theobromin nur langsam abbauen und ausscheiden. Dadurch sammelt es sich zunächst im Körper an und wirkt intensiver und länger. Außerdem durchläuft Theobromin den sogenannten Entero-Hepatischen-Kreislauf, d.h. es wird nicht sofort nach der Aufnahme über Magen und Darm aus dem Körper geschleust, sondern zirkuliert zuerst zwischen Darm („enteron“) und Leber („hepar“). Des Weiteren kann es in der Blase wieder reabsorbiert, also in den Kreislauf zurückgenommen werden, wodurch sich die Wirkdauer weiter verlängert. 

Wie wird Schokolade vom Hund ausgeschieden?

Die aufgenommenen Giftstoffe in der Schokolade, wird über die Leber des Hundes abgebaut und über die Nieren ausgeschieden.

Wie schnell treten Symptome bei einer Schokoladenvergiftung bei Hunden auf?

Hat der Hund Schokolade gefressen und das süße "Gift" aufgenommen, so entwickeln sich die ersten Symptome ca. eine Stunde nach Aufnahme der Giftstoffe, je nach Menge des Theobromins und Statur sowie Konstitution des Hundes.

Dauer Schokoladenvergiftung Hund: Wie lange können die Vergiftungserscheinungen
auftreten?

Der Höhepunkt der Wirkung ist meist nach etwa 3 (2-4) Stunden erreicht. In schlimmen Fällen kann es innerhalb eines Tages oder, bei wiederholter Aufnahme kleiner Mengen (chronischer Vergiftung), nach mehreren Tagen/Wochen/Monaten zum Tod des Hundes durch Herzversagen kommen. Also auch, wenn ein kleiner Schokoladenkeks für die meisten Hunde nicht gleich das Lebensende bedeutet, sollte man lieber darauf verzichten, bevor es zur Gewohnheit wird oder der Hund auf den Geschmack kommt und sich selbst bedient und dadurch eine chronische Vergiftung entsteht.

Wieviel Schokolade ist für meinen Hund giftig? 

Da es viele verschiedene Arten von Schokoladen- oder Kakaoprodukten gibt, kann keine pauschale Aussage getroffen werden, wieviel Gramm Schokolade einem Hund schaden. Allgemein kann man sich aber merken: je höher der Kakaoanteil und je kleiner der Hund, desto gefährlicher ist die schokoladenhaltige Süßigkeit. Dunkle Zartbitterschokolade löst also schneller und heftiger Symptome aus als helle Vollmilchschokolade. Brownies, Mousse au chocolat oder pures Kakaopulver wären entsprechend eine Katastrophe für den Hund.

Zu beachten ist außerdem, dass Kakaoprodukte auch immer einen geringen Anteil an Koffein enthalten und darüber hinaus in der Regel auch Zucker, Fett und ggf. weitere Zusätze wie Zuckerersatz (Xylit, Erythrit), Nüsse oder Früchte in Schokoladenprodukten zu finden sind, die ebenfalls schwer verdaulich bis giftig sein können. So kann Zucker einen Diabetes mellitus begünstigen, ein hoher Fettanteil eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) auslösen, Nüsse allergischen Reaktionen verursachen oder Zuckerersatz zu weiteren Vergiftungserscheinungen (vgl. Xylitvergiftung) führen. Auch mitgefressenes Verpackungsmaterial (Aluminium, Plastik, Papier, Glöckchen vom Nikolaus, Schleife vom Osterhasen) kann selbstverständlich gefährlich werden und zu Verletzungen oder Verstopfung führen.

Im Internet stehen verschiedene kostenfreie Berechnungsprogramme für Schokoladenvergiftungen beim Hund zur Verfügung, z.B. auf der Homepage der Tierarztpraxis Dr. Sommer. So kann man durch Eingabe des Gewichts des Hundes und Art der Schokolade einen Eindruck davon bekommen, wie wahrscheinlich Vergiftungserscheinungen auftreten werden.

Wie bereits weiter oben im Artikel erwähnt, treten erste Vergiftungssymptome beim Hund bei der oralen Aufnahme von Schokolade bzw. dem giftigen Theobromin wie folgt auf:

Menge Theobromin pro kg Körpergewicht Symptome
ab ca. 20mg Nervosität, Unruhe und Überregbarkeit
ab ca. 40mg kommen Herz-Kreislauf-Probleme dazu
ab ca. 60mg neurologische Ausfälle wie Zittern oder Krämpfe
ab ca. 100-500mg Gefährliche / tödliche Dosis

 

Die vorgenannten Mengen dienen als Richtwerte, da jeder Hund anders auf die Giftstoffe Theobromin und Koffein bei einer Schokoladenvergiftung reagiert.

Nun wollen Sie sicherlich auch wissen, wie hoch der für Hunde giftige Theobromin- und Koffeinanteil in Schokolade, Kakao & Co. ist:

  Theobromin Koffein
Rohkakao 18-35 mg/g  
Kakaopulver 14-29 mg/g 1,7-2,5 mg/g
Schokoladenpulver 32%ig 5 mg/g 0,5 mg/g
Kakaogetränkepulver 25% 4 mg/g  
Milchschokolade 25-30%ig 0,5-2,3 mg/g 0,1-1,4 mg/g
Kochschokolade 46%ig 2-8,8 mg/g 0,3-2,6 mg/g
Zartbitter 55%ig 5-8,8 mg/g 0,5-2,6 mg/g
Edel-/ Halbbitter 70%ig 5,5-13,6 mg/g 0,7-3,1 mg/g
Bitterschokolade 90%ig 6,5-15,2 mg/g 0,9-3,1 mg/g
Weisse Schokolade  0,01 mg/g 0,03 mg/g
Quelle: vet.pharm Giftdatenbank    

 

Hierdurch wird rasch ersichtlich, wie gering die bedrohliche Menge bei der oralen Aufnahme des Hundes tatsächlich ist und bereits zu einer Schokoladenvergiftung mit entsprechenden Vergiftungserscheinungen führen kann. 

Schokoladenvergiftung beim Hund: Wieviel Theobromin ist in 100 Gramm Schokolade?

Damit sie sich nun eine noch bessere Einschätzung über die Menge an Theobromin in Schokolade machen können und wie groß die Gefahr beim Fressen von Kakoaprodukten für eine Schokoladenvergiftung bei Hunden ist, können Sie anhand der Werte in der nachfolgenden Tabelle ersehen:

Milchschokolade Eine Tafel Milchschokolade (100g) hat einen Theobromingehalt von 100 g x 2,3 mg/g = 230 mg
Zartbitterschokolade Eine Tafel Zartbitterschokolade (100g) hat einen Theobromingehalt von 100 g x 8,8 mg/g = 880 mg
Bitterschokolade Eine Tafel Bitterschokolade (100g) hat einen Theobromingehalt von 100 g x 15,2 mg/g = 1.520 mg
Merke: Je dunkler die Schokolade, desto höher der Theobromingehalt und desto gefährlicher die orale Aufnahme durch den Hund!  

 

Um Fehleinschätzungen zu vermeiden, sollte man sich aber nicht blind auf solche Berechnungstools verlassen, sondern lieber direkt beim Haustierarzt oder einer Tierklinik anrufen, um die Lage von Experten einschätzen zu lassen. So kann eruiert werden, wie dringend eine Behandlung erfolgen muss und welche Maßnahmen zu ergreifen sind.

Diagnose: Wie wird eine Schokoladenvergiftung beim Hund diagnostiziert?

Die meisten Symptome einer Theobrominvergiftung (s. oben) sind unspezifisch, können also auch bei anderen Vergiftungen (z.B. Nikotin-, Strychnin-, Amphetaminvergiftung), verschiedenen Erkrankungen (z.B. Herzerkrankungen) oder Überdosierung von Medikamenten (z.B. Herzglykoside) auftreten. Sind Sie sich unsicher, ob der Hund Schokolade gefressen oder eine andere Substanz aufgenommen hatten, teilen Sie dies bitte dem behandelnden Tierarzt mit und versteifen sich nicht auf Schokolade! Denn für einige andere Vergiftungen gibt es spezifische Gegenmittel (Antidots), die dem Hund sehr schnell helfen und bei gegebenem Anlass zügig verabreicht werden sollten.

Meist werden betroffene Hunde aber schon in flagranti von Ihren Besitzern beim Verspeisen der Süßigkeiten erwischt oder hinterlassen eine Spur aus zerstörten Verpackungen und zerrissenem Schokoladenpapier. 

Ist es für einen Versicherungsfall oder nach Versterben eines Hundes wichtig, zu 100% Theobromin oder andere Methylxanthine als Verursacher zu identifizieren, können Mageninhalt, Blut, Urin oder Leberproben auf die einzelnen Methylxanthine untersucht werden. Bei lebenden Hunden aber natürlich erst nach Stabilisierung des Kreislaufes und Einleitung von Entgiftungsmaßnahmen. Unter anderem deshalb kann es auch hilfreich sein, Erbrochenes vom Hund aufzubewahren und zum Tierarztbesuch mitzubringen.

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Therapie: Wie wird eine Schokoladenvergiftung beim Hund behandelt?

Mittel der Wahl bei einer Schokoladenvergiftung: Erbrechen lassen, Magenspülung, Medikamente (Aktivkohle) etc.

Behandlung

Was macht der Tierarzt/Tierärztin bei einer Schokoladenvergiftung beim Hund?

Das A und O bei der Behandlung einer Vergiftung, egal ob Schokolade oder Rattengift, ist die Dekontamination. Das heißt, es muss so viel giftige Substanz wie möglich aus dem Hund herausgebracht werden. Im Falle von Theobromin bzw. Schokolade stehen dafür verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Erbrechen lassen: der Hund kann durch Injektion bestimmter Medikamente zum Erbrechen gebracht und so der Großteil der Schokolade herausbefördert werden. Erbrechen macht aber nur innerhalb eines Zeitfensters von 1-2 Stunden nach der Aufnahme der Schokolade Sinn, da ansonsten die Verdauung schon so weit fortgeschritten ist, dass die Schokolade sich schon im Darm befindet und nicht mehr erbrochen werden kann. Auch bei Patienten mit schlechtem Allgemeinbefinden ist Erbrechen lassen keine gute Idee, da sie am Erbrochenen ersticken oder sich verschlucken und es in die Lunge einatmen könnten.
  • Magenspülung: bei Aufnahme besonders großer Mengen an Schokolade oder wenn der Hund sehr jung oder klein ist, kann eine Magenspülung sinnvoll sein. Sie ist allerdings mit mehr Aufwand und Stress verbunden und daher bei finanziell schlechter Lage oder Angstpatienten eher weniger zu empfehlen und wird auch nicht von jedem Tierarzt angeboten, da besonderes Equipment dafür notwendig ist.
  • Absorbtion verhindern: um die Aufnahme von Theobromin im Darm zu verhindern, kann Aktivkohle (als Tabletten, Pulver, Granulat oder Flüssigkeit) eingegeben werden, die den Wirkstoff bindet und mit dem Kot ausschleust. Sie muss allerdings mehrmals alle 4-8 Stunden gegeben werden, um erfolgreich zu sein. Eine einmalige Gabe reicht nicht aus. Um die Ausschleusung zu beschleunigen oder wenn der Patient zusätzlich unter Verstopfung leidet, kann Glaubersalz (oder eine andere Laxans / Abführmittel) eingegeben werden, dass den Nahrungsbrei bzw. Kot besser „flutschen“ lässt.
  • Reabsorption verhindern: um die Wiederaufnahme von Theobromin aus dem Harn zu verhindern (s. oben), kann die Ausscheidung von Urin durch manuelle Entleerung der Blase oder Gabe von Infusionen und entwässernden Medikamenten (Diuretika) gefördert werden.

Ein spezifisches Gegenmittel („Antidot“) gegen Methylxanthine existiert nicht. 

Die Behandlung einer Theobromin-Vergiftung beim Hund ist aber mit einer Dekontamination allein nicht getan. Sollte der Hunde-Patient einen schlechten Allgemeinzustand aufweisen, also zum Beispiel apathisch wirken, nicht ansprechbar sein, Kreislaufprobleme haben oder andere besorgniserregende Symptome zeigen, muss sein Zustand zunächst stabilisiert werden. Dies wird in der Regel durch den Tierarzt in Form von Infusionsgabe, Verabreichung von Medikamenten und verschiedenen Management-Maßnahmen gewährleistet, kann aber auch schon in Form von Erste-Hilfe-Maßnahmen durch den Hundehalter erfolgen. Nach Überprüfung der Vitalfunktionen (Atmung, Herztätigkeit, Thermoregulation) bzw. Vitalparameter (Atemfrequenz, Herzfrequenz, Puls, kapilläre Füllungszeit, Körpertemperatur) und Untersuchung des Hundes auf Verletzungen und Blutungen können bei Defiziten Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Zum Beispiel Verbringen in stabile Seitenlage, Freilegung der Atemwege, Reanimation/Herzmassage oder das Stillen von Blutungen. Auch ein Kühlen des Hundes mit Hilfe von kalten Umschlägen, Wasserbad oder legen auf kalte Fliesen sowie vorsorgliche Gabe von Aktivkohlepräparaten (Pulver, Tabletten, Suspension) ist gut durch den Hundehalter machbar. Die Menge an Kohletabletten und Co. kann nicht pauschal angegeben werden, da jedes Präparat unterschiedlich stark dosiert ist und verschiedene Kohlearten existieren, z.B. Pflanzenkohle ganz allgemein oder Birkenkohle im Besonderen. Präparate für Tiere bzw. Hunde sind mit der entsprechenden Dosierung und Anwendungshinweisen versehen. Wird auf Tabletten vom Menschen zurückgegriffen, muss die Menge entsprechend selbst umgerechnet werden. Man kann sich dabei grob an 1-5g Aktivkohle/kg Körpergewicht halten. 

Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch eine Sache, die man als Hundebesitzer vermeiden sollte: bitte kein Wasser oder andere Flüssigkeiten zum Trinken anbieten! Denn der Gedanke, dass die Flüssigkeit für schnellere Ausscheidung des Giftstoffes sorgt, ist leider ein Trugschluss. Ganz im Gegenteil: durch die Lösung des Giftstoffes im Wasser kann er von der Darmschleimhaut schneller und in Größeren Mengen aufgenommen werden, was kontraproduktiv wäre. 

Ein weiterer Warnhinweis betrifft Erbrechen: natürlich können Sie als Hundehalter versuchen, Ihren Hund schon zu Hause zum Erbrechen zu überreden. Die verschiedenen Varianten dazu bergen allerdings auch ein paar Risiken: zum Beispiel Aspiration von Erbrochenem in die Lunge oder Verletzungen der Speiseröhre und des Magens (wenn zusätzlich zur Schokolade säurehaltige Mittel oder scharfkantige Verpackungen aufgenommen wurden). Das Erbrechen-lassen sollte daher vornehmlich den Profis überlassen oder nur nach Anleitung durch den behandelnden Tierarzt erfolgen.

Sind die Vitalfunktionen sichergestellt und eine Dekontamination erfolgt, kümmert sich das Tierarztteam um weitere Maßnahmen, wie Blutabnahme, Verabreichung krampflösender Medikamente, Alkalisierung des Körpers (da Methylxanthine für ein saures Milieu sorgen) oder die Behandlung von Erbrechen und Durchfall.

Schokoladenvergiftung beim Hund: Prognose

Bei rechtzeitiger Therapie (innerhalb weniger Stunden) ist die Prognose einer Theobromin-Vergiftung günstig. Das heißt, der Hund erholt sich meist ohne Schäden davonzutragen. Eine Ausnahme bildet die einmalige Aufnahme großer Mengen oder wiederholte Aufnahme kleiner Mengen Theobromins, die zu akutem oder chronischem Herzversagen führen kann, was insbesondere für Herzpatienten ein hohes Risiko darstellt (s. oben).

Damit eine effiziente Therapie gelingt, muss die Schokoladenvergiftung des Hundes schnellstmöglich erkannt und umgehend ein Tierarzt kontaktiert werden, auch wenn noch keine Symptome vorhanden sind. Dies kann der Haustierarzt sein, der seine Patienten am besten kennt, die nächstgelegene Tierarztpraxis, die durch einen kurzen Anfahrtsweg eine schnelle Behandlung sicherstellt, ein mobil arbeitender Tierarzt, der ins Haus kommt oder eine Tierklinik, die insbesondere bei schweren Fällen (z.B. Aufnahme großer Mengen Zartbitterschokolade) schnell, effektiv und mit Experten und Spezialausrüstung helfen kann. 

Nimmt der Hund außerhalb gängiger Sprechzeiten Schokolade auf, zum Beispiel nachts oder am Feiertag, sollte nicht bis zum nächsten Tag gewartet, sondern der Notdienst-habende Tierarzt oder eine Notdienst-anbietende Klinik kontaktiert werden. Dies wird zwar etwas teurer ausfallen, als ein Tierarztbesuch während der Sprechstunde, rettet aber im Zweifelsfall das Leben des Hundes. 

Hilfreich ist, das Corpus delicti, also Reste der gefressenen Süßigkeit, Etikett mit Inhaltstoffen o.Ä., einzupacken und dem behandelnden Tierarzt zu zeigen. Denn so kann am sichersten berechnet werden, welche Menge an Theobromin der Hund vermutlich aufgenommen hat und welche Art und Stärke von Symptomen voraussichtlich auftreten werden, was die Prognose deutlich verbessert.

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Schokoladenvergiftung bei Hunden: Vorbeugung (Prävention)

Das können Hundehalter in Sachen Schokoladenvergiftung vorbeugend tun!

Vorbeugung

Um eine Schokoladenvergiftung beim Hund zu vermeiden ist die Regel Nr. 1 natürlich der Verzicht auf Schokoladenfütterung bzw. das Verhindern versehentlicher Aufnahme:

  • Keine Gabe von purer Schokolade, Schokoladenkeksen, Schokoladeneis, Kakaokuchenkrümel oder dem letzten Schluck Kakaotrink!
  • Insbesondere keine Schokoladenprodukte mit Kaffeezusatz, Nüssen oder Zuckerersatzstoffen (Xylit, Erythrit etc.)!
  • Freunde, Familie, Nachbarn und Besucher auf Schokoladenverbot hinweisen, insbesondere Kinder und Großeltern, die allzu gerne füttern!
  • Süßigkeiten unzugänglich für den Hund aufbewahren, keinen Kuchen unbeobachtet auf dem Tisch stehen lassen, verunreinigte Backutensilien zügig in den Geschirrspüler räumen!
  • Keine Kaffeebecher vom Hund ausschlecken lassen oder Kaffee-haltige Produkte zum Naschen anbieten!
  • Osternestsuche ohne Hund!
  • Ggf. Maulkorbpflicht bei Spaziergängen
  • Ggf. Training (vgl. Antigiftködertraining)

Schokoladenvergiftung bei Hunden – Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schokoladenvergiftung beim Hund ein heikles Thema ist, dass leider jedes Jahr den ein oder anderen Hund betrifft. Durch schnelles Handeln der Hundehalter und effiziente Zusammenarbeit mit einem Tierarzt kann aber das Schlimmste, der Tod des Hundes, fast immer vermieden werden.

Achten Sie gut auf Ihre Vierbeiner und zögern Sie nicht, bei Verdacht auf eine Theobrominvergiftung, Ihren Tierarzt zu kontaktieren!

Wir wünschen Ihnen allzeit Frohe Ostern und eine besinnliche Adventszeit ohne tierische Zwischenfälle!

Quellen:

  • https://www.vetpharm.uzh.ch/clinitox/toxdb/KLT_063.htm
  • https://tierklinik-zw.de/schokolade-theobromin-vergiftung-hund
  • „Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin“, Frey/Löscher, 3. Vollständig überarbeitete Auflage, Enke-Verlag, S. 637-638
  • „Praktikum der Hundeklinik“, Kohn/Schwarz, 12. Auflage, Enke-Verlag, S. 231
    Vetidata.de

Weitere Fragen und Antworten zur Schokoladenvergiftung beim Hund

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