Hyperthermie beim Hund
Wenn die innere Körpertemperatur des Hundes erhöht ist
Von:
Vanessa Lässig
Zuletzt aktualisiert am: 9.9.2023
Unter Hyperthermie versteht man eine Erhöhung der inneren Körpertemperatur (IKT) ohne Sollwertverstellung. Das bedeutet, das Temperatursystem des Körpers ist auf die normale Körpertemperatur (Hund ca. 38-39°C = Sollwert) eingestellt, aber durch meist äußere Umstände ist der Körper aufgeheizt. In diesen Fällen wird entweder zu viel Wärme aufgenommen (an heißem Sommertag im Auto, in praller Sonne joggen, Sauna etc.) oder es wird zu wenig Wärme abgegeben (Brachyzephalensyndrom, Herz-Kreislauf-Erkankung etc.). Ein gesunder Körper kann diese Temperaturerhöhung durch verschiedene Mechanismen innerhalb weniger Minuten gut ausgleichen und die IKT wieder in den Normalbereich bringen. Dazu zählen zum Beispiel Erhöhung der Wärmeabgabe über die Haut, Hecheln, Schwitzen oder Verhaltensänderung (Aufsuchen von Schattenplätzen). Ist der Körper allerdings durch Krankheiten oder züchterische Maßnahmen (vgl. Kurzköpfigkeit/Brachyzephalensyndrom) beeinträchtigt oder die Hitzeeinwirkung zu groß, funktionieren die Regelmechanismen nicht mehr und der Körper heizt stark auf. Durch Temperaturen > 38-40°C kommt es zur Zerstörung von Proteinen. Diese sind wichtige Bestandteile der Zellmembranen und Enzyme und haben viele weitere wichtige Funktionen im Körper. Ein Säugetier, als vielzelliger Organismus, kann ein paar kaputte Proteine gut verkraften und durch Reservematerial und Nachproduktion schnell ausgleichen. Steigt die Körpertemperatur aber massiv an, nimmt auch der Proteinzerfall zu und es kann zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Die durch Hyperthermie ausgelösten Regelmechanismen können ebenfalls gefährlich sein, wenn sie zu lange anhalten. Es kann zur Unterversorgung lebenswichtiger Organe kommen, weil das Blut in Richtung Haut geschickt wird (zur Abkühlung) und weniger an Nieren, Leber und Co. ankommt. Überforderung des Atmungs- und Herz-Kreislaufsystems sind ebenfalls möglich. Die Abgabe von Flüssigkeit über Hecheln, Schwitzen und Speicheln kann außerdem zu Dehydratation (Austrocknung) führen.
Wichtige Begriffe im Zusammenhang mit Hyperthermie sind die Hitzeerschöpfung und der Hitzschlag. Hitzeerschöpfung ist eine Überforderung des Körpers in Zusammenhang mit Temperaturausgleich. Typischerweise geschieht dies beim Joggen oder Fahrradfahren, wenn der Hund untrainiert ist oder längere Zeit eine Sportpause einlegen musste. Durch die körperliche Betätigung steigt die Durchblutung der Muskulatur, um selbige mit Nährstoffen und v.a. Sauerstoff zu versorgen, aber auch die Körpertemperatur, denn Arbeit erzeugt Wärme. Nun möchte der Körper diese Wärme natürlich auch wieder ausgleichen. Am effektivsten ist dabei die Hautdurchblutung zu erhöhen, um mehr Wärme an die Umgebung abzugeben. Da das Blut aber in den Muskeln gebraucht wird, kann es nicht Richtung Haut geschickt werden und dementsprechend nicht für Abkühlung sorgen. Trainierte Hunde kommen mit diesem Umstand durch Anpassung des Herz-Kreislaufsystems gut zurecht. Für alle anderen kann dies aber problematisch werden und zum Kreislauf-Kollaps führen. Hunde sollten daher immer langsam an Joggen und Fahrradfahren gewöhnt werden, um eine stabile Kondition und Konstitution aufzubauen. Sportliche Aktivitäten allgemein sollte bei warmen Umgebungstemperaturen vermieden werden. Vor einem Hitzschlag allerdings kann auch kein Training schützen. Ein Hitzschlag ist immer dann der Fall, wenn die Körpertemperatur auf >42/43°C ansteigt. Zum Beispiel, wenn Hunde an heißen Tagen im Auto zurückgelassen werden. Hecheln, Speicheln, rote Schleimhäute, Herzrasen und Atemnot sind erste Anzeichen. Neurologische Ausfälle können hinzukommen und nicht selten endet dieser Überhitzungszustand im Koma oder Tod des Tieres. Achten Sie daher, insbesondere an warmen Tagen, sehr genau auf Ihren Liebling und lassen Sie ihn nicht unbeaufsichtigt im Auto.
Abzugrenzen ist die Hyperthermie von Fieber, bei dem eine Verstellung des Sollwertes stattfinden. Das Gegenteil einer Hyperthermie ist die Hypothermie, also ein Absinken der inneren Körpertemperatur unter den Normalwert.
Synonyme
- Erhöhte Körpertemperatur
- Überwärmung
Krankheiten
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