Fieber beim Hund
Wenn der Hund erhöhte Körpertemperatur hat und fiebert
Von:
Vanessa Lässig
Zuletzt aktualisiert am: 11.9.2023
Von Fieber beim Hund spricht man, wenn dessen Körpertemperatur über der normalen Temperatur von 38-39 Grad Celsius beträgt. Fieber ist keine eigenständige Krankheit, sondern eines der am häufigsten auftretenden Symptome für eine Hundekrankheit, bakterielle oder virale Infektion, Vergiftung, Parasitenbefall, Tumor oder sonstiges medizinisches Problem. Zudem können Nebenwirkungen durch die Medikamentengabe ebenfalls zu Fieber führen.
Arbeitet das Immunsystem stärker wie gewohnt und die Standardtemperatur des Hundes liegt über den Normalwerten, so kann der Vierbeiner unter akutem oder chronischen Fieberverläufen leiden, da eine Reaktion des körpereigenen Abwehrsystems des Hundes gegen einen Erreger ankämpft.
Die innere Körpertemperatur (IKT) von Säugetieren wird streng geregelt. Es gibt übergeordnete Zentren im Gehirn, die einen Sollwert festlegen, der über Sensoren im Körper stetig überprüft und an das Gehirn zurückgemeldet wird. Weicht der Istwert vom Sollwert ab, beginnt der Körper mit verschiedenen Mechanismen gegen zu regulieren. Der Sollwert entspricht meist der normalen Körpertemperatur (beim Hund ca. 38-39°C). Sinkt die IKT unter den Sollwert ab, wird z.B. Zittern, Erhöhung des Stoffwechsels oder Wärmesuchverhalten ausgelöst, um wieder den Normalwert zu erreichen. Bei erhöhter IKT, z.B. an heißen Sommertagen, wird hingegen für Kühlung gesorgt, indem z.B. Schwitzen, erhöhte Hautdurchblutung oder die Suche nach Schattenplätzen erfolgt.
Wichtig ist bei letzterem zwischen erhöhter Körpertemperatur mit Sollwertverstellung (Fieber) und erhöhter Temperatur ohne Sollwertverstellung (Hyperthermie) zu unterscheiden. Stellen sie sich eine Heizung in einem warmen Zimmer vor. Die Heizung entspricht dem Temperaturregelzentrum, welches ständig die vorhandene Temperatur misst und mit dem gewünschten Wert abgleicht. Normalerweise wünschen wir uns ca. 21°C Zimmertemperatur (= ca. 38°C IKT). Ist nun das Zimmer auf 25°C aufgeheizt, gibt es zwei mögliche Ursachen: entweder kam von außen zu viel Wärme im Zimmer an (geöffnete Balkontür im Hochsommer vs. Sonnenbad = Hyperthermie) oder jemand hat am Regler gespielt und damit den Sollwert verstellt (Frau dreht Heizung auf, weil sie friert vs. Pyrogene verstellen IKT = Fieber).
Hyperthermie, also eine Aufheizung des Körpers bei normalem Sollwert, geschieht regelmäßig und ist, dank der zahlreichen Regelmechanismen im Körper, meist nur von kurzer Dauer (wenige Minuten). Es gibt allerdings auch Situationen, in denen die körpereigenen Mechanismen versagen oder nur schwer gegen die Hitze ankommen (s. maligne Hyperthermie, Hitzschlag). In solchen Fällen ist Eile geboten, um eine Schädigung des Körpers zu verhindern. Näheres zur Hyperthermie finden Sie in dem ensprechenden Artikel.
Im Falle von Fieber handelt es sich ebenfalls um eine länger anhaltende Erhöhung der Körpertemperatur, aber eben mit Sollwertverstellung. Diese Verstellung ist wichtig und gewollt, solange sie nicht aus dem Ruder läuft. Verstellt werden kann die Temperatur durch sogenannte innere (endogene) und äußere (exogene) Pyrogene („Fieberauslöser“). Innere Pyrogene sind körpereigene Stoffe, die Fieber auslösen, z.B. Botenstoffe des Immunsystems, die bei einer Entzündung/Infektion freigesetzt werden. Äußere Pyrogene sind z.B. Bestandteile von Bakterien und Viren oder auch Metallverbindungen. Werden die Pyrogene mittels spezifischer Rezeptoren vom Körper erkannt, kommt es zur Sollwertverstellung über die normale IKT und infolgedessen zur Ankurbelung von Aufheizmechanismen. Sinn der Sache ist die Bekämpfung der auslösenden Erreger. Denn Proteine, egal ob vom Säugetier oder vom Bakterium, werden bei Temperaturen über 38-40°C zerstört. Ein Bakterium beispielsweise besteht nur aus einer Zelle. Werden nun durch hohe Temperaturen die Proteine in der Zellwand, was quasi der Haut des Bakteriums entspricht, zerstört, stirbt das Bakterium. Diese Methode der Entzündungs-/Infektionsbekämpfung ist recht effektiv und bei einer Vielzahl von Erkrankungen hilfreich. Fieber ist also eine sinnvolle Sache und sollte nicht sofort durch Medikamentengabe unterbrochen werden. Fieber bleibt normalerweise auch nicht konstant, sondern verändert sich im Laufe des Tages. So wechseln sind fieberhafte und fieberfreie Phasen ab. Meist flammt die Temperatur gerade gegen Abend besonders auf. Die Phasen des Temperaturabfalls sind, bei Mensch wie Hund, oft an Schüttelfrost erkennbar. In diesen Momenten ist die IKT zwar im normalen Bereich, aber der Sollwert ist immer noch verstellt und signalisiert „es ist zu kalt“. Entsprechend beginnt der Körper durch Zittern mehr Wärme zu produzieren. In dieses Geschehen muss erst dann eingegriffen werden, wenn die Fieberreaktion zu heftig ausfällt, also sehr lange auf hoher Temperatur bleibt (z.B. mehrere Tage bei 40°C) oder die IKT zu sehr ansteigt (≥41/42°C). Denn dann steigt auch die Gefahr der Zerstörung körpereigener Proteine. Ein paar kaputte Proteine bedeuten für einen Erreger, der oft nur eine Zelle besitzt, den Tod, stört aber einen vielzelligen Organismus, wie den Hund, kaum. Je länger allerdings das Fieber anhält bzw. je höher die Temperatur steigt, desto mehr Proteine gehen kaputt und können dann auch ein Säugetier in Todesgefahr bringen. Ebenso zehrt der angekurbelte Stoffwechsel natürlich auch an den Energiereserven, Atmung und Herz-Kreislauf-System können überlastet werden und Schwitzen/Hecheln/Speicheln können zu einem Flüssigkeitsmangel führen.
Es gibt ferner verschiedene Fieberarten, was Dauer, Schwankungsintensität etc. angeht, angefangen beim remittierenden Fieber bis hin zum chronischen Fieber. Welche dies im Einzelnen sind und wie sie sich charakterisieren, findet ihr hier.
Weiter tritt die Symptomatik Fieber häufig mit weiteren Krankheitsanzeichen in Kombination auf, wie beispielsweise Durchfall oder Erbrechen.
Eine erhöhte Körpertemperatur kann aber auch nach erfolgter Anstrengung beim Hundesport oder der Freizeitaktivität auf der Hundewiese vorliegen, ebenso sind erhöhter Stress und Erregungsniveau Gründe für Temperaturschwankungen. Hier sollte allerdings dann in der Ruhephase bzw. wenn der Hund wieder entspannt ist, die Körpertemperatur rasch auf Normalniveau absinken - sprich dann liegt auch kein Fieber im medizinischen Sinn vor.
Was generell die Körpertemperatur der einzelnen Hundeindividuen betrifft, gibt es rasse- und altersbedingte Unterschiede. So ist die Temperatur von Hundewelpen in der Regel höher als bei erwachsenen Hunden. Ebenso macht die Größe des Hundes und der Rasse einen Unterschied, denn großen Hunde haben in der Regel eine niedrigere Körpertemperatur als kleinere Artgenossen.
Unter tiermedizinischen Fachleuten spricht man beim Fieber auch von Pyrexie.
Um die genaue Körpertemperatur messen zu können, wird auf das rektale Messen mit Hilfe eines Thermometers zurückgegriffen. Zwischenzeitlich gibt es zwar auch Fiebermessgeräte (Ohrthermometer) mit denen man im Ohr des Hundes die Temperatur messen kann, allerdings ist die genaue Bestimmung häufig unzuverlässig, wodurch immer wieder Abweichungen und Ungenauigkeiten auftreten - sprich das Messen im After ist definitiv die zuverlässigere Variante. Hierfür muss man als Hundehalter allerdings etwas geübt sein und das Fiebermessen idealerweise von klein auf mit seinem Hund auf spielerische Weise trainiert, ihn behutsam an die notwendige Maßnahme herangeführt und gewöhnt haben. Wie dies am effektivsten geht, könnt ihr in unserem ergänzenden Artikel "Was bedeutet Fieber bei einem Hund?" nachlesen.
Apropos Fiebermessen: Solltet ihr tatsächlich in der Lage sein, bei eurem Hund durch entsprechende Kooperationsbereitschaft und routinierte Vorgehensweise selber Fieber zu messen, sollte wenn möglich dies erst nach Verrichten seines großen Geschäfts erfolgen, da Kot im Darm zu verfälschten Messungen (zu niedrig) führen kann.
Steigt das Fieber über einen Wert von 40,5-41 Grad Celsius, so kann der Verlauf lebensbedrohlich werden, daher raten wir generell im Falle von erhöhter Körpertemperatur den Tierarzt zu konsultieren, um nach der Ursache zu suchen, also die verursachende Erkrankung, Infektion etc. zu diagnostizieren und etwaig notwendige Behandlungsmaßnahmen frühzeitig einzuleiten.
Sollte die Situation bis zum Tierarztbesuch auf Grund sehr hohen Fieberphasen eine Eigenbehandlung erforderlich machen, so kann wie beim Menschen mit kalten Umschlägen an den Hinterläufen das Fieber gesenkt werden. Aber Vorsicht, dass der Hund nicht überfordert wird.
Neben dem Messen der Körpertemperatur, ist es wichtig, dass die Vitalwerte des Hundes gecheckt werden - wie ist der Allgemeinzustand und das Wohlbefinden des Vierbeiners? Sind Atmung, Blutdruck, Herzfrequenz, Puls, Kreislauf etc. intakt oder Auffälligkeiten zu vernehmen? Denn je nach Quantität an weiteren Symptomen und Unregelmäßigkeiten in Kombination mit dem Fieber, ist ein zügiges Handeln das A und O. Liegt beispielsweise eine Vergiftung vor, kommt es mitunter auf Minuten an, wie der weitere medizinische Verlauf ausfällt.
Ferner sollte der Hund geschont werden und ausreichend Ruhe erhalten, damit der Körper nicht noch zusätzlich belastet wird und sich auf seine Abwehrfunktion und Genesung konzentrieren kann.
Welche Anzeichen könnten auf Fieber beim Hund hinweisen?
- Appetitlosigkeit
- Schlappheit
- Lethargie
- Müdigkeit
- Verminderte Leistungsfähigkeit / Schwäche
- Trägheit
- Lustlosigkeit
- Teilnahmslosigkeit
- Zurückziehen
- Schläfrigkeit
- Beim Fühlen warme Körpertemperatur
- glasige Augen
- Hecheln
- Schnellere Atmung / erhöhte Atemfrequenz
- Erhöhter Puls
- Zittern
- Schüttelfrost
- Veränderte Verdauung / Darmtätigkeit
- Erhöhte Wasseraufnahme
- Trockene Nase
- Heiße Ohren
Was kann die Ursache für Fieber beim Hund sein?
- Krankheiten (z.B. Bronchitis, Lungenentzündung)
- Autoimmunkrankheiten
- Infektionen / Infektionserkrankungen (z.B. Anaplasmose, Babesiose, Borreliose etc.)
- Entzündungen (z.B. Gesäuge-, Gebärmutter-, Hoden-, Blasen-, Hirnhaut-, Leberentzündung)
- Vergiftungen
- Nebenwirkungen bei Medikamentengabe
- Impfreaktion
- Begleiterscheinungen nach einem operativen Eingriff
- Hitzschlag
- Blutvergiftung
- Tumoren
- Abszesse
- entzündete Verletzungen (z.B. Verletzungen nach Wildkontakt, Bissverletzungen nach Rangordnungskämpfen, Schnittverletzung durch Glasscherbe an der Pfote etc.)
- Allergische Reaktion u.a. auf Wespen-, Bienen-, Hornissenstich, Schlangenbiss, Kontakt mit sonstigen giftigen Tieren
- Trauma (z.B. Verkehrsunfall)
Welche Behandlungen helfen bei Fieber?
Dies kommt auf die Grunderkrankung oder den ursächlichen Auslöser bei Infektionen, Entzündungen etc. an, da diese nach eingehender Diagnostik gezielt mit etwaigen Arzneimitteln behandelt werden müssen. Ferner sind u.U. Wundbehandlungen bei Verletzungen oder operative Eingriffe (z.B. Tumore, Abszesse etc.) erforderlich, um den Herd als Verursacher des Fieber zu beseitigen. Fiebersenkende Präparate können oral, per Injektion oder gar als Infusion je nach Krankheitsbild und Verlauf erfolgen. Ferner greifen manche Behandler und Hundehalter auf Behandlungsverfahren der Regulationsmedizin wie beispielsweise die Gabe von homöopathischen Mitteln, in Ergänzung zur wissenschaftlichen Hochschulmedizin, zurück. Mehr hierzu findet ihr auch in unserem gesonderten Magazinartikel.
Was tun, wenn Fieber beim Hund vermutet oder gar vom Halter bereits durch Messen bestätigt ist?
Generell ist es immer ratsam, frühzeitig den Tierarzt hinzuzuziehen, da der Ursache des Fiebers auf den Grund gegangen werden muss, sprich der Hund sollte untersucht werden, damit die richtigen tiermedizinischen Maßnahmen nach eingehender Diagnostik starten können. Herumdoktern und abwarten kann die Lage nur verschlimmern. Erstversorgende Maßnahmen bis zum Tierarztbesucht sind wie vorab beschrieben sinnvoll. Diese können ggf. vorab mit der Tierarztpraxis telefonisch abgesprochen werden.
Im Sinne der Gesundheit als höchstes Gut ist Vorsicht immer angebracht.
Synonyme
- Abnormal hohe Körpertemperatur
- erhöhte Körpertemperatur
- Febris
- Fever
- Pyrexia
- Pyrexie
Krankheiten
- Pankreatitis
- Maligne Hyperthermie
- Mastzelltumor
- Steroid-responsive Meningitis-Arteriitis
- Hypertrophe Osteodystrophie
- Histiozytäres Sarkom
- Autoimmunhämolytische Anämie
- Craniomandibuläre Osteopathie
- Hepatitis contagiosa canis
- Pemphigus foliaceus
- Borreliose
- Gesäugetumoren
- Systemischer Lupus Erythematodes
- Bindehautentzündung
- Bronchitis
- Tollwut
- Frühsommer-Meningoenzephalitis
- Leishmaniose
- Rickettsiosen
- Babesiose
- Anaplasmose
- Ehrlichiose
- Parasitenbefall
- Harnwegsinfekte
- Parvovirose
- Staupe
- Neoplasien
- Hepatozoonose
- Bauchfellentzündung
- Zwingerhusten
- Leptospirose
- Cystitis
- Intoxikation
- Lupus erythematodes
- Pemphigus
- Kaumuskelmyositis
- Aujeszkysche Krankheit
- Perianalfisteln
- Inflammatory bowel disease
- Toxoplasmose
- Gallenblasenmukozele
Verknüpfte Symptome
- Zittern
- Abgeschlagenheit
- Starker Durst
- Teilnahmslosigkeit
- Erhöhte Atemfrequenz
- Schnellere Atmung
- Schwäche
- Flüssigkeitsmangel
- Appetitlosigkeit
- Erhöhter Pulsschlag
- Starkes Hecheln
- Lethargie
- Allgemeinbefinden
- Azotämie
- Bewusstseinsstörung
- Zurückgezogenheit
- Leistungsabfall
- Bewegungsunlust
- Aggressivität
- Atembeschwerden
- Blutarmut
- Hautentzündungen
- Nierenschäden
- Nierenversagen
- Starkes Hecheln
- Bindehautentzündung
- Aspirationspneumonie
- Lymphknotenschwellung
- Cystitis
- Atemgeräusche
- Peritonitis
- Sepsis
- Arthritis
- Meningitis
- Vergrößerte Lymphknoten
- Tonsilitis
- Räuspern
- Leberzirrhose
- Pyelonephritis
- Prostatitis
- Pneumonie
- Colitis
- Hepatitis
- Endokarditis
- Perikarditis
- Epikarditis
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