Leishmaniose beim Hund

Eine durch Stechmücken übertragene Infektionskrankheit beim Hund

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Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2023

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Leishmaniose ist eine chronische, durch Stechmücken übertragene Infektionskrankheit, die durch Einzeller verursacht wird. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung können bis zu 10 Jahre vergehen. Außerdem handelt es sich um eine Zoonose, d.h. eine Übertragung auf den Menschen ist ebenfalls möglich. Durch lebenslange Behandlung kann die Leishmaniose unterdrückt werden. Eine Heilung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. 

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Erklärung: Was ist Leishmaniose beim Hund?

Um was für eine Krankheit beim Hund handelt es sich, wie wird sie diagnostiziert und wie sieht das klinische Bild aus?

Erklärung

Die Leishmaniose ist eine Infektionskrankheit, die oft als zwei verschiedene Krankheitsbilder beschrieben wird: die Organleishmaniose („viszerale Leishmaniose“) und die Hautleishmaniose („kutane Leishmaniose“). Korrekterweise ist aber die Hautleishmaniose ein „Teil“ der Organleishmaniose (schließlich ist die Haut auch ein Organ). 

Verursacht wird sie durch sog. Leishmanien, winzig kleine Einzeller („Protozoen“), die durch Stechmücken beim Saugakt übertragen werden. Diese Mücken gehören zur Gattung der Schmetterlingsmücken und sind in warmen Gebieten, z.B. Süd-/Osteuropa, Afrika und Südamerika verbreitet. Aufgrund ihrer hellgelben / beigen Farbe werden sie Sandmücken genannt. Sie halten sich, entgegen ihres Namens, allerdings nicht am Strand, sondern im Hinterland auf, wo sie sich von organisch zersetzendem Material ernähren und die Weibchen in der Dämmerung zum Blutsaugen aufbrechen. Hierbei nutzen sie, ähnlich wie ein Segelflugzeug, den thermischen Aufwind, um von ihrer tiefergelegenen Brutstätte in höher gelegene Wohngebiete zu kommen. In der Morgendämmerung segeln sie mit der kühleren Luft wieder hinab. Neben der Übertragung durch Sandmücken, wird die Leishmaniose auch häufig direkt vom Muttertier auf die Welpen während der Trächtigkeit übertragen. Gleiches Risiko bieten auch Bluttransfusionen. Selten kann auch durch Beißereien oder den Deckakt eine Übertragung erfolgen.

Wichtig: die Leishmaniose ist eine Zoonose! Das heißt, der Mensch kann sich ebenso infizieren wie der Hund und andere Wirbeltiere. Wobei vor allem Hunde und Kaninchen als Reservoir für die Erreger dienen. Daher sollten immunsupprimierte Menschen (Kinder, Senioren, HIV-positive etc.) möglichst keinen Kontakt zu Leishmaniose-erkrankten Tieren haben. 

Von der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung („Inkubationszeit“) können bis zu 10 Jahre vergehen. Grund dafür ist, dass die Leishmanien zunächst eine sog. „zelluläre Immunantwort“ auslösen, während der sie auf Abwehrzellen treffen („Makrophagen“, eine Fraktion weißer Blutzellen). Von diesen werden sie entweder erfolgreich bekämpft oder aber sie befallen die Makrophagen, können dadurch der Immunabwehr entkommen und zunächst geschützt in diesen Zellen überleben. Fangen sie nach unbestimmter Zeit an sich zu vermehren (auslösende Faktoren bisher unbekannt, evtl. Stress / Immunsuppression), zerstören sie ihre Wirtszelle und können vom Immunsystem erneut erkannt werden. Dies löst eine „humorale Immunantwort“ aus, d.h. es werden Antikörper gebildet. Was zunächst gut klingt, denn Antikörper bekämpfen ja Erreger, kann aber auch schlecht enden. Denn diese Antikörper können sich, wenn sie massenhaft produziert werden, zu Komplexe zusammenlagern und dadurch Organe, z.B. die Niere, schädigen. Auch die Bildung sog. „Autoantikörper“, also gegen körpereigene Zellen gerichtete Antikörper, kann stattfinden. Diese zerstören dann z.B. Muskelzellen oder Synovialzellen (bilden Gelenksflüssigkeit).

Leishmanien schädigen also nicht nur direkt durch Zellzerstörung ihrer Wirtszellen, sondern auch indirekt durch Beeinflussung des Immunsystems den Körper des Tieres. Diese Schädigungen können vielfältig sein, je nach „Aufenthaltsort“ der Erreger. Am häufigsten treten Lymphknotenentzündungen, Hautveränderungen, sowie Milz- und Lebervergrößerungen in Zusammenhang mit allgemeinem Gewichtsverlust und Schwäche auf. Leishmaniose-typische Stellen für Hautveränderungen sind gut durchblutete Stellen mit feinen Blutgefäßen, z.B. Nase und Ohrränder. Aber auch der restliche Körper kann wunde, krustige Hautstellen aufweisen. Sieht man also einen abgemagerten Hund aus dem Ausland mit Krusten an Ohren und Nase, sollten alle Alarmglocken läuten.  

Durch die lange Inkubationszeit mit Auslösung verschiedener Immunantworten, ist eine Feststellung der Leishmanioseinfektion nicht ganz einfach. Je nach Alter des Tieres, letztem Auslandsaufenthalt (also potentiellem Infektionszeitpunkt) und eventuellem Auftreten von Symptomen, müssen andere Mechanismen für die Diagnostik angewendet werden. Allgemein gilt: ist ein Tier infiziert, befindet sich aber in der Phase der zellulären Immunantwort, können keine Antikörper nachgewiesen werden und es treten auch keine Symptome auf. Ist ein Tier infiziert und zeigt Symptome, so befindet es sich in der Phase der humoralen Immunantwort und Antikörper sind nachweisbar. 

Es gibt im Moment noch kein sicheres Einzelverfahren zum Nachweis einer Leishmaniose. Daher werden immer die Ergebnisse mehrerer Untersuchungen (aus Blut- oder Gewebeproben) zusammen ausgewertet. Zum Nachweis werden genutzt:

Indirekter Erregernachweis: 

Blutwerte: Veränderungen sind möglich bei z.B. Blutzellen (z.B. Anämie), Leberwerten, Nierenwerten, Proteinen (s. Eiweißelektrophorese). 

  • Eiweißelektrophorese: dieses Verfahren schlüsselt die im Blut enthaltenen Proteine in ihre Einzelfraktionen (Gruppen) auf. Die zwei großen Gruppen sind Albumine und Globuline. Albumin fungiert hauptsächlich als Transportprotein für andere Stoffe im Blut, z.B. für Calcium. Globuline lassen sich nochmals aufteilen in Alpha-, Beta- und Gammaglobuline, die wiederum Untergruppen besitzen. Alpha- und Betaglobuline sind hauptsächlich an Entzündungsreaktionen oder der Blutgerinnung beteiligt. Gammaglobuline sind Antikörper, die sich wiederum in Immunglobuline A, Immunglobuline M und Immunglobuline G aufteilen lassen. Diese unterschiedlichen Antikörper treten zu verschiedenen Zeitpunkten einer Infektion auf und lassen dadurch Rückschlüsse auf den Status einer Infektion zu (akut/chronisch/überstanden). Selbiges gilt für den Albumingehalt in Zusammenhang mit dem Globulingehalt (A/G-Quotient erniedrigt bei akuter Leishmaniose). 
  • ELISA: der Enzyme-Linked ImmunoSorbent Assay ist ein Verfahren zum Nachweis von Antikörpern. Wird ein hoher Antikörpergehalt nachgewiesen, ist eine Infektion mit Leishmaniose relativ sicher. Dies hat aber keine Aussagekraft über den Status der Infektion (s. Eiweißelektrophorese). Ein niedriger Antikörpergehalt sollte durch ein weiteres Laborverfahren bestätigt werden, da dieser falsch positiv sein kann. D.h. es werden Antikörper erkannt, obwohl sie nicht vorhanden sind oder es sind nicht Leishmanien-Antikörper, sondern Antikörper gegen ähnliche Erreger. Außerdem können weitere Erkrankungen bzw. Symptome den Test verfälschen, z.B. eine Osteolyse (Knochenabbau).
  • IFAT: der Immuno Fluoreszenz Antikörper Test ist ein weiteres Verfahren zum Nachweis von Antikörpern. Auch hier ist ein hoher Titer relativ beweisend, ein niedriger aber zu bestätigen. I.d.R. wird daher einem vorangegangenen IFAT mit niedrigem Titer ein ELISA angeschlossen und umgekehrt. 

Direkter Erregernachweis:

  • IFT: auch ein direkter Erregernachweis kann mittels ImmunFluoreszenzTest erfolgen. Hierbei ist darauf zu achten, dass nicht nur Erregerbestandteile (auch bei anderen Erregern auftretend!), sondern ganze Erreger nachgewiesen werden.
  • Mikroskopische Untersuchung: „Abklatschpräparat“ der Haut mit Spezialfärbung.
  • PCR: durch ein Vervielfältigungsverfahren der Erreger-DNA („Polymerasekettenreaktion“ = engl. „PolymeraseChainReaction“) können Leishmanien in Hautbiopsien, Lymphknoten- und Knochenmarkspunktaten, Bindehautabstrichen, Gelenksflüssigkeit und Blut 

Eine Leishmaniose ist nicht heilbar. Die Krankheit kann aber durch Medikamente (lebenslange Therapie!) eingedämmt und die Symptome gelindert werden. Sind Leishmanien nachgewiesen und weist das Tier Symptome auf, sollte schnellstmöglich mit der Therapie begonnen werden. 

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Was führt zur Leishmaniose beim Hund? Risiken & Ursachen

Welche Risikofaktoren und Ursachen sind für die Leishmaniose beim Hund bekannt?

Risikofaktoren

  • Auslandsaufenthalt in Leishmaniose-/Sandmückengebieten z.B. Italien, Spanien, Griechenland etc.
  • Kontakt zu infizierten Tieren (direkt oder über Bluttransfusion)
  • Kontakt zu infizierten Menschen
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Leishmaniose: Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund

Welche Symptome und Krankheitsanzeichen sind für die Leishmaniose beim Hund bekannt und wie äußert sie sich?

Symptome & Krankheitsanzeichen

  • Lymphadenopathie (Lymphknotenentzündung)
  • Haut-/Haarkleidveränderungen
  • Gewichtsverlust 
  • Schwäche
  • übermäßiges Krallenwachstum
  • Milz-/Lebervergrößerung
  • Azotämie (Erhöhung harnpflichtiger Stoffe im Körper)
  • Gefäßentzündung
  • Gelenksentzündung
  • Augenveränderungen
  • Nasenbluten
  • Durchfall
  • Erbrechen
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Behandlung & Therapie der Leishmaniose beim Hund

Wie kann die Leishmaniose beim Hund behandelt und therapiert werden?

Behandlung

Die Behandlung der Leishmaniose ist sehr schwierig, da die Erreger oft resistent gegen eine Bekämpfung sind, dementsprechend selten vollständig aus dem Körper entfernt werden können und oft schubweise wieder für Symptome sorgen. Eine Reihe verschiedenster Medikamente, oft in Kombination angewendet und lebenslang gegeben, ist in der Lage, die Krankheit einzudämmen und die Symptome zu lindern. Therapieverfahren und Prognose orientieren sich am Stadium der Erkrankung. Je früher die Krankheit erkannt und die Therapie begonnen wird, desto weniger aggressiv muss die Behandlung verlaufen und desto günstiger ist die Prognose. Eine vollständige Heilung ist zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht möglich.

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Leishmaniose beim Hund - Vorbeugung & Prävention

Welche präventiven Maßnahmen helfen hinsichtlich der Leishmaniose beim Hund und was kann der Halter vorbeugend tun?

Vorbeugung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Hund vor einer Leishmaniose zu schützen. Wobei zu beachten ist, dass keine der genannten Möglichkeiten einen 100%igen Schutz bietet. Eine Kombination der verschiedenen Maßnahmen ist immer sinnvoll. 

  1. Mückenabwehr mit repellenten Antiparasitika (Tierarzt!)
    • Halsband
    • Spot-on
  2. Mückenabwehr mit Sandmücken-geeignetem (!) Moskitonetz
    • sehr engmaschiges Netz notwendig, kein Standard-Moskitonetz!
  3. Vermeidung des Kontakts
    1. Vermeidung entsprechender Mückengebiete
    2. Vermeidung flugaktiver Tageszeiten
  4. Impfung (empfehlenswert bei mehrmals jährlichem Aufenthalt in Sanmücken-besiedelten Gebieten)

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