Zwingerhusten beim Hund
Eine ansteckende Atemwegsinfektion beim Hund
Von:
Vanessa Lässig
Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2023
„Zwingerhusten“ ist eine hochansteckende Infektionserkrankung der oberen Luftwege, die vor allem in größeren Hundegruppen (Tierpension, Zucht, Ausstellung etc.) auftritt. Es handelt sich meist um eine Mischinfektion mit verschiedenen Viren und Bakterien. Behandlung und Impfungen sind möglich. Die Prognose ist in der Regel gut.
Lateinischer Name | Canine Parainfluenza |
Englischer Name | kennel cough |
Synonyme |
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Meldepflicht | - |
Anzeigepflicht | - |
Zoonose | Nein |
Erklärung: Was ist Zwingerhusten beim Hund?
Erklärung
Unter „Zwingerhusten“ versteht man eine hochansteckende Atemwegserkrankung, die vor allem die oberen Luftwege betrifft. Es handelt sich meist um eine Mischinfektion von Viren und Bakterien. Die Viren siedeln sich dabei in der Schleimhaut des Respirationstraktes an und schädigen die Zellen, wodurch es Bakterien leichter fällt, sich ebenfalls dort anzusiedeln („Sekundärinfektion“). Reine Infektionen mit Viren allein oder Bakterien allein sind allerdings auch möglich. Haupterreger sind canine Parainfluenza-Viren (CPIV), canine Adenoviren (CAV-2) und Bordetella-Bronchiseptica-Bakterien (BP). Weitere Erreger können sein: canine Herpesviren (CHV), canine Reoviren, verschiedenste Bakterien und Mykoplasmen.
Als Ansteckungsquelle dienen vor allem Aufenthalte in größeren Hundegruppen, z.B. während einer Ausstellung, eines Wettbewerbes im Hundesport, eines Pensions-/Tierheimaufenthaltes oder in Hundezuchten. Die Erreger werden von Tier zu Tier, meist über Tröpfcheninfektion (Augen-/Nasenausfluss, ausgehustetes Sekret) übertragen.
Betroffene Hunde fallen durch charakteristischen trockenen Husten auf, der oft anfallsweise, z.B. bei Aufregung oder Anstrengung, auftritt. Es handelt sich dabei i.d.R. zunächst um rein virale Infektionen, die meist ohne Fieber oder Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens einhergehen und auch spontan ohne Behandlung abklingen können. Siedeln sich aber im Verlauf der Erkrankung zusätzlich Bakterien im Atmungstrakt an, zeigen erkrankte Hunde eher feuchten Husten, Augen- und Nasenausfluss und teils Fieber. Die Tiere werden zunehmend matter und wollen nicht mehr fressen. Auch diese Form des Zwingerhustens kann spontan innerhalb von zwei Wochen abklingen. Ist jedoch das Immunsystem der Tiere geschwächt oder liegen Missbildungen der Luftwege vor (Welpen, kranke/alte Tiere, brachyzephale Hunderassen), kann der Verlauf schlimmer sein und ohne Behandlung bleiben Schäden des Atmungstraktes zurück. Todesfälle sind selten und kommen fast nur bei geschwächten Jungtieren vor.
Um Zwingerhusten sicher nachzuweisen, eignen sich am besten direkte Erregernachweise aus dem abgehusteten Sekret. Die Proben können mittels Tupfer im Rachenraum entommen werden oder über spezielle Verfahren direkt aus der Luftröhre bzw. den Bronchien.
Antikörpernachweise sind nicht zielführend, da Antikörper aus vorangegangenen Infektionen oder Impfungen das Ergebnis verfälschen können.
Milde Zwingerhusten-Erkrankungen müssen nicht unbedingt behandelt werden, da sie, wie schon erwähnt, oft von selbst ohne Folgeschäden abklingen. Bei schwereren Verläufen kann antibiotisch bzw. symptomatisch therapiert werden. Im Vordergrund steht dabei die Auswahl eines geeigneten, auf die beteiligten Bakterien abgestimmten Antibiotikums. Da Bordetella bronchiseptica, meist bakterieller Haupterreger, zunehmend Resistenzen aufweist, kommen nicht alle möglichen Antibiotika in Frage. Doxycyclin, Marbofloxacin und Enrofloxacin zeigen momentan die besten Erfolgschancen. Symptomatisch kann mit Inhalationen, Hustensäften und anderen lindernden Mitteln gearbeitet werden. In kritischeren Fällen kommen auch Infusionen oder Spülungen zum Einsatz. Wichtig sind außerdem vor allem Hygienemaßnahmen, um den Erregerdruck zu senken und die Ansteckung weiterer Tiere zu verhindern. Gegen die beteiligten Viren gibt es noch keine Behandlungsmöglichkeit.
Um eine Ansteckung mit Zwingerhusten gar nicht erst geschehen zu lassen oder zumindest im Infektionsfall die Symptome weitestgehend gering zu halten sind Impfungen und geeignete Hygienemaßnahmen in Zuchtbeständen, Tierheimen, Pensionen und auf Ausstellungen und Wettbewerben essenziell. Auch in Bezug auf Familienhunde ist die Hygiene sehr wichtig. Denn die beteiligten Viren sind zwar tierartspezifisch, aber die möglichen bakteriellen Erreger, insbesondere B. bronchiseptica, können auch den Menschen infizieren! Daher sollten vor allem Kinder und Senioren lieber einmal zu viel als einmal zu wenig Händewaschen und den Tierkontakt während der Erkrankungsphase geringhalten.
Als Impfungen stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: am verbreitetsten ist die Impfung gegen CPIV und CAV-2, entweder in Form eines Kombinationsimpfstoffes (meist zusammen mit Staupeviren und Parvoviren) oder als einzelne Impfkomponenten. Um einen stabilen Impfschutz aufzubauen, sollte im Zeitraum von der 8. Bis 16. Lebenswoche 2-3x im Abstand von je 4 Wochen geimpft und jährlich aufgefrischt werden. Impfstoffe gegen B. bronchiseptica sind in Form intranasaler Suspensionen, also zum Einträufeln in die Nase, oder als Injektion vorhanden. Diese Impfung kann schon ab der 3. Lebenswoche erfolgen und je nach Bedarf wiederholt werden.
Durch flächendeckende Impfungen und konsequente Hygiene, konnte die Zahl der Zwingerhustenausbrüche in den letzten Jahren deutlich verringert werden!
Was führt zu Zwingerhusten beim Hund? Risiken & Ursachen
Risikofaktoren
- Aufenthalt in größeren Tiergruppen (Zucht, Ausstellung, Tierheim, Pension etc.)
- Missbildungen/Beeinträchtigungen der Atemwege (misgebildete Welpen, brachyzephale Hunderassen, vorangegangene Atemwegserkrankungen, Passivrauchen)
- Immunschwäche
Zwingerhusten: Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund
Symptome & Krankheitsanzeichen
- Husten trocken/feucht
- Nasen-/Augenausfluss
- Fieber
- Schwäche / Abgeschlagenheit
- Appetitlosigkeit
Behandlung & Therapie von Zwingerhusten beim Hund
Behandlung
- Antibiotika-Therapie: abgestimmt auf die beteiligten Erreger, i.d.R. Doxycyclin, Enrofloxacin oder Marbofloxacin
- symptomatische Therapie: Hustensaft, Schleimlöser, Inhalationen, Spülungen, Infusionen etc.
Zwingerhusten beim Hund - Vorbeugung & Prävention
Vorbeugung
- Impfungen!
- gute Hygiene, v.a. bei größeren Tierbeständen / mehreren Familienhunden
- Vorsicht bei Kontakt mit hustenden Hunden oder bei Aufenthalt in größeren Tiergruppen
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