Pankreatitis beim Hund

Wenn der Hund unter einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse leidet

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Zuletzt aktualisiert am: 13.9.2023

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Die Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) ist eine häufige Erkrankung des Verdauungstraktes des Hundes und kann sowohl akut als auch chronisch auftreten. Sie geht v.a. mit Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall einher. Die Pankreatitis beim Hund kann als eigenständige Erkrankung oder Folge/Symptom anderer Erkrankungen auftreten und durch falsche Fütterung ausgelöst werden. Eine Heilung ist meist möglich und die Prognose günstig. In schweren Fällen der Bauchspeicheldrüsenentzündung ist allerdings ein Multiorganversagen bei Hunden möglich.



Pankreatitis: Betroffene Hunderassen

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Erklärung: Was ist eine Pankreatitis beim Hund?

Um was für eine Krankheit beim Hund handelt es sich, wie wird sie diagnostiziert und wie sieht das klinische Bild aus?

Erklärung

Eine Pankreatitis ist der medizinische Fachbegriff, der für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung beim Hund steht.

Die Bauchspeicheldrüse, medizinisch Pankreas genannt, ist ein kleines, unscheinbares Organ in der Bauchhöhle, das aber umso größeren Einfluss auf die Verdauung und den Hormonhaushalt hat. Es besteht aus Drüsengewebe und lässt sich, anhand seiner Zellen und der von ihnen gebildeten Substanzen, in ein exokrines und ein endokrines Pankreas unterteilen. Das Exokrine Pankreas bildet Verdauungsenzyme und gibt diese „nach außen“ (exokrin) in den Darm ab, wo sie bei der Verdauung von Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten helfen. Das endokrine Pankreas wiederum bildet Hormone (z.B. Insulin) und gibt diese „nach innen“ (endokrin) in den Blutkreislauf ab, von wo aus sie sich im Körper verteilen und an ihre Zielorte gelangen können. 

Bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) ist der exokrine Teil betroffen. Wie die Entzündung im Detail entsteht, konnte bislang nicht geklärt werden. Aber verschiedene Auslöser bzw. Risikofaktoren sind bekannt. Dazu zählen: falsche Fütterung (fettige Kost, menschliche Kost), Fettleibigkeit (Adipositas), Infektionen (z.B. Babesiose), hormonelle Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Cushing, Hypothyreose), bestimmte Medikamente/Giftstoffe (z.B. Zink, Organophosphat-Pestizide, Kaliumbromid, Phenobarbital) und jegliche Pankreasschädigungen (z.B. bei Operationen, Autounfall). Die Entzündung beeinträchtigt die Zellen des Pankreas, sodass es seine Funktionen nicht mehr ausreichend erfüllen kann. Verdauungsprobleme (Erbrechen, Durchfall, Blähungen) sind die Folge. Diese gehen in der Regel, insbesondere bei der akuten Form, mit starken Bauchschmerzen einher, was die Hunde dazu veranlasst, entlastende Stellungen („Gebetsstellung“ = Oberkörper tief und gestreckt, Hinterteil aufgestellt; aufgekrümmter Rücken) einzunehmen. Bei schweren Formen kann es auch zu Beeinträchtigung des Galleabflusses (extrahepatische Gallengangsobstruktion) und nachfolgender Gelbsucht (Ikterus), exokriner Pankreasinsuffizienz, Beeinträchtigung des endokrinen Pankreas und damit Ausbildung eines Diabetes mellitus, Flüssigkeitsmangel-bedingtem hypovolämischen Schock oder Gerinnungsproblemen (DIC, SIRS) kommen. Im schlimmsten Fall endet eine schwere unbehandelte Pankreatitis im Multiorganversagen. 

Chronische Formen der Pankreatitis zeichnen sich zwar ebenfalls durch Verdauungsprobleme und wiederkehrende Bauchschmerzen aus, sind aber oft schwer zu erkennen, da die Symptome milder und unspezifischer sind als bei akuten Formen. Die chronische Reizung führt allerdings oft zu der oben schon erwähnten Beeinträchtigung des endokrinen Pankreasanteils, mit Ausbildung eines Diabetes, sowie einer exokrinen Pankreasinsuffizienz, die in der Regel einer lebenslangen Gabe synthetischer Pankreasenzyme bedarf. 

Die entsprechenden Symptome bei einer Pankreatitis beim Hund sind meist schon hinweisgebend für eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Bestätigt wird der Verdacht mittels Blutuntersuchung (v.a. Bestimmung der Pankreas-Enzyme) und/oder Ultraschall. Röntgenbilder können zwar auch einen Hinweis geben, sind aber für die Diagnostik zu unspezifisch. Kontrastmittelröntgen via Computertomografie (CT) liefert sehr gute Ergebnisse, ist allerdings kostenintensiv und kann nur unter Narkose erfolgen, weshalb es beim Tier bisher nur zu Forschungszwecken zum Einsatz kommt. Probennahme des Pankreas mittels Feinnadelaspiration (FNA) ist eine gute Methode, um zwischen Entzündung und Tumorgeschehen zu unterscheiden, hilft aber nicht bei der Frage „akut oder chronisch?“. Größere Entnahmen, in Form einer Biopsie, würden einen definitiven Beweis der Pankreatitis liefern, kommen aber nur bei Operationen oder post mortem zum Einsatz.

Behandelt wird bei akuter und chronischer Pankreatitis beim Hund v.a. durch Anpassung der Fütterung (fettarmes Hundefutter) und Abstellen der Grundursache, wenn bekannt. Früher wurde außerdem ein Futterentzug über 1-2 Tage empfohlen, was jedoch mittlerweile als überholt gilt, da es sich als nicht wirksam oder, in manchen Fällen, sogar als kontraproduktiv herausstellte. Zusätzlich können, insbesondere bei der akuten Form, Flüssigkeitsersatz (Infusion), Schmerzmittelgabe (vorzugsweise Opioide), Plasmagabe (Fresh Frozen Plasma = FFP), Antibrechmittel (Antiemetika), Säureblocker (Protonenpumpenhemmer) und in Einzelfällen Antibiotika notwendig sein. Bei Cocker Spaniel scheint  eine autoimmunbedingte Pankreatitis zu existieren, die gut auf Glukokortikoide (z.B. Cortison) anspricht. 

Geht die Bauchspeicheldrüsenentzündung mit schlechtem Allgemeinbefinden des Hundepatienten einher, sollte so schnell als möglich gehandelt und der Tierarzt/Tierärztin aufgesucht werden, um Folgeschäden, im schlimmsten Fall ein Multiorganversagen, zu verhindern. Von diesen wenigen dramatischen Fällen abgesehen, ist die akute Pankreatitis in der Regel gut zu behandeln. Das Organ regeneriert sich und die Prognose ist gut. Wird die Pankreatitis allerdings nicht erkannt und bleibt längere Zeit unbehandelt, kann sich eine chronische Form ausbilden, die lebenslanger Begleiter bleibt. 

Quelle: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/s-0043-124118

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Was führt zur Pankreatitis beim Hund? Risiken & Ursachen

Welche Risikofaktoren und Ursachen sind für die Pankreatitis beim Hund bekannt?

Risikofaktoren

Nachfolgende Risikofaktoren und Ursachen können als Auslöser eine Pankreatitis verursachen:

  • Rassedisposition, z.B. Cocker Spaniel, Cavalier King Charles Spaniel, Sheltie, Zwergschnauzer, Chihuahua
  • falsche Fütterung (fettiges Futter, menschliche Kost)
  • Adipositas
  • Infektionen (z.B. Babesiose)
  • hormonelle Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Cushing, Hypothyreose)
  • Medikamente (Kaliumbromid, Phenobarbital)
  • Traumata (z.B. bei Operationen, Autounfall)
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Pankreatitis: Symptome & Krankheitsanzeichen beim Hund

Welche Symptome und Krankheitsanzeichen sind für die Pankreatitis bekannt und wie äußert sie sich?

Symptome & Krankheitsanzeichen

Leidet der Hund an einer Pankreatitis (Bauspeicheldrüsenentzündung), so treten je nach Art (akut oder chronisch), Schweregrad und Verlauf, u.a. folgende Symptome auf:

  • Futterverweigerung / Fressunlust / Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Blähungen
  • Schmerzen
  • Abgeschlagenheit / Lethargie
  • Gewichtsverlust
  • Fehlhaltung (Gebetsstellung, aufgekrümmter Rücken)
  • Dehydratation
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Behandlung & Therapie der Pankreatitis beim Hund

Wie kann die Pankreatitis beim Hund behandelt und therapiert werden?

Behandlung

Als Therapie einer Pankreatitis beim Hund, kommen folgende Möglichkeiten in Frage:

  • Futterumstellung (fettarmes Hundefutter)
  • Flüssigkeitszufuhr
  • Schmerztherapie
  • Antiemetika
  • Säureblocker
  • Antibiotika
  • Entzündungshemmer (Glukokortikoide)
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Pankreatitis beim Hund - Vorbeugung & Prävention

Welche präventiven Maßnahmen helfen hinsichtlich der Pankreatitis und was kann der Halter vorbeugend tun?

Vorbeugung

Auch präventiv kann der Hundehalter etwas tun, um das Risiko für eine Pankreatitis zu reduzieren:

  • artgerechte Fütterung und gute Wasseraufnahme
  • Idealgewicht

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