Was ist ein Tumor?

Tiermediznische Definition, Prognose, Behandlung & Prophylaxe

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Zuletzt aktualisiert am: 30.12.2022

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Regelmäßige Kontrolluntersuchungen und akute Termine beim Tierarzt mit dem Hund zur Abklärung eines Krankheitsbildes, können durch eine frühe Diagnostik die Wirkung für notwendige Behandlungsmaßnahmen und die Chancen zur Gesundung oder Stabilisierung, deutlich erhöhen.

Dies gilt auch für Tumore beim Hund.

Es ist also sehr wichtig, jegliche Veränderungen am Körper des Hundes durch einen Tiermediziner abchecken zu lassen, da dies sowohl als Ausschlussbehandlung zu betrachten ist, aber auch frühzeitig etwaige bösartige oder gutartige Tumore diagnostiziert und entsprechend notwendige Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden können.

Daher raten Tiermediziner und Hundeexperten immer dazu, aufmerksam den Hund bei der regelmäßigen Hundepflege unter die Lupe zu nehmen und durch vorsichtiges Abtasten am ganzen Körper, etwaige Schwellungen, Verhärtungen und Gewebeveränderungen zu ertasten und zu entdecken.

Damit der Hund bei der Pflege und Untersuchung zu Hause bereitwillig kooperiert, stillhält und sich überall anpacken lässt, muss bereits in den frühen Welpenphasen, der junge Vierbeiner auf den Körperkontakt seines Halters und fremder Personen idealerweise geprägt werden.

Aber auch das Medical Training, eine hervorragende Trainingsmethode, um den Hund auf die Behandlungen beim Tierarzt, dem Hundesalon und zu Hause vorzubereiten, ist ein ideales Trainingswerkzeug, dass sicherlich wertvolle Hilfe im Umgang mit dem Hund liefert. Zudem wird durch das entsprechende Hundetraining und die Konditionierung des Hundes der Grundstein für den entspannten Tierarztbesuch gelegt.

Bestätigt sich im weiteren Verlauf bei der tierärztlichen Kontrolluntersuchung die Diagnose Tumor, so läuft es jedem Hundehalter eiskalt den Rücken herunter, der Schreck sitzt tief und verängstigt. Es bereitet enorme Sorgen und Hilflosigkeit macht sich breit.

Was bedeutet aber generell die Diagnose Tumor aus tiermedizinischer Sicht, wie sehen die Prognosen und Behandlung aus und was kann ein Halter prophylaktisch tun?

In den weiteren Ausführungen erfahrt ihr genau diese hilfreichen Informationen aus erster Hand, fach- und sachgerecht aufgearbeitet.

Der Hund wird beim Tierarzt operiert.
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Was bedeutet "Tumor" aus tiermedizinischer Sicht?

Schwellung, Umfangsvermehrung und Neoplasie.

Diagnose Tumor

Wird im Rahmen der tierärztlichen Untersuchung ein Tumor festgestellt, so ist dies zunächst ein Schock für den Besitzer. Man denkt an den bösen „Krebs“ und sieht das eigene Tier schon sterben. Diese Angst ist aber nicht immer begründet.

Tumor / Schwellung / Neoplasie

„Tumor“ ist lateinisch und bedeutet zunächst einmal nichts Anderes als „Schwellung“ oder „Umfangsvermehrung“. Es ist also noch keine Charakterisierung in diesem Begriff enthalten. Auch im Rahmen normaler Entzündungsreaktionen kommt es zu Schwellungen („Tumor“) und auch ein Bluterguss oder ein im Rahmen einer Infektion geschwollener Lymphknoten ist in diesem Sinne ein „Tumor“.

Ist ein Tumor im Sinne von „Krebs“ gemeint, so spricht man auch von einer „Neoplasie“. Diese ist gekennzeichnet durch eigenständiges Wachstum von Zellen, aufgrund fehlender oder gestörter Wachstumsregulation.

Einteilung

Der Charakter einer Umfangsvermehrung, also ihr Potential den Organismus zu schädigen, ist von außen nicht zu erkennen. Um herauszufinden, ob ein Tumor gutartig („benigne“) oder bösartig („maligne“) ist, muss eine Gewebeprobe entnommen und untersucht werden. Zusätzlich zur Gewebeprobe des Tumors sollte auch eine Probe des nächstgelegenen Lymphknotens entnommen werden, um eine möglichst genaue Aussage treffen zu können. Untersucht werden dann u.a. Art und Charakter der beteiligten Zellen, Aktivität des Lymphknotens und/oder sogenannte Tumormarker (für Tumoren typische Proteine oder Genabschnitte). Vereinzelt ist auch der Nachweis von Tumormarkern im Blut möglich, wird aber seltener durchgeführt und die Aussagekraft ist eingeschränkt.

Liegen alle notwendigen Daten über den Tumor vor, so kann dieser nach international geltenden Regeln eingeteilt und sein schädigendes Potential abgeschätzt werden. Das Tumorstadium („Staging“) wird mittels TNM-Klassifizierung angegeben. „T“ steht dabei für „Tumor“ bzw. genauer „Primärtumor“ und beurteilt Größe, Lokalisation und anatomischen Bezug der Neoplasie. „N“ steht für „Node“ (englisch = Lymphknoten) und gibt an ob und wenn ja, wie viele Lymphknoten am Tumorgeschehen beteiligt sind. „M“ steht für „Metastasen“ und beschreibt das Auftreten von Metastasen (Größe, Anzahl und betroffenes Organ). Der Bösheitsgrad („Grading“) wird anhand der Morphologie der Tumorzellen (Art, Größe, Differenzierungsgrad), Ausbreitung in benachbartes Gewebe und eventuell vorhandenem Gewebszerfall („Nekrose“) festgelegt.

Prognose

Diese Einteilungen und Erfahrungswerte aus dem klinischen Alltag machen eine Prognose im Hinblick auf Behandlungsmethoden, weitere Lebensqualität und zu erwartende Lebenszeit möglich.

Egal wie gut oder schlecht diese Prognose ausfällt, sie ist nie 100%ig sicher. Das wichtigste ist die Erhaltung der Lebensqualität. Denn: das Tier weiß nicht, dass es krank ist! Belassen Sie den Alltag möglichst wie bisher und vermeiden Sie zu starkes „Schonverhalten“ gegenüber Ihrem Tier. Frische Luft, Bewegung und eine positive Grundeinstellung stärken die Gesundheit. Das Tier soll weiterhin Freude am Leben haben, und nicht durch Stimmungsschwankungen der Besitzer oder veränderte Alltagsrituale beeinflusst werden.

Behandlung

Zur Behandlung von Tumorerkrankungen stehen, wie auch in der Humanmedizin, zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Art des Tumors, Alter des Tieres und eventuell vorhandene Vorerkrankungen, sowie Kosten und Aufwand der Behandlung sind wichtige Entscheidungskriterien. Handelt es sich um einen gutartigen Tumor mit guter bis sehr guter Prognose oder ein älteres Tier mit Vorerkrankungen, dem man eine längere Narkose mit Operation ungern zumuten möchte, so kann symptomatisch behandelt werden. Ziel ist es, eine gute Lebensqualität so lange als möglich zu erhalten. Auch eine lokale oder systemische Behandlung mit Kortison-Präparaten zur Entzündungshemmung und Unterdrückung der Tumorzellen ist eine einfache und kostengünstige Variante. Lassen Gesundheitszustand des Tieres und finanzielle Situation des Besitzers eine Operation zu, so gilt allgemein: je früher und umfassender ein Tumor entfernt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Denn ein gutartiger Tumor muss nicht zwingend gutartig bleiben, er kann auch bösartig werden („maligne Progression“). Neben alleiniger Entfernung der Neoplasie, kann auch begleitend oder stattdessen eine Chemotherapie (meist zellwachstumshemmende Mittel) oder Strahlentherapie (Röntgenstrahlung, radioaktive Stoffe, Protonenstrahlung…) erfolgen. Die Kosten hierfür sind sehr variabel. Zu beachten ist aber, dass Chemo- und Strahlentherapie i.d.R. nur von bestimmten Tierkliniken angeboten werden und diese nicht unbedingt in unmittelbarer Nähe des Wohnortes zu finden sind.

Prophylaxe

Einer Tumorbildung vorzubeugen ist nur in eingeschränktem Maße möglich. Tumoren entstehen aufgrund einer gestörten Wachstumsregulation in den Zellen. Das Leben einer Zelle verläuft streng geregelt. Es gibt bestimmte Enzyme (Proteine), die das Wachstum stimulieren oder hemmen, defekte Zellbestandteile reparieren (darunter auch die Erbsubstanz) oder bei irreparablen Schäden einen programmierten gezielten Zelltod einleiten. Kommt es zu einer Störung dieser Wachstumsregulation, so fehlt den Zellen ein „Stoppsignal“ und sie teilen sich unkontrolliert weiter. Es sind verschiedene Faktoren bekannt, die das Tumorwachstum auslösen bzw. begünstigen können. Zum Beispiel vererbte Komponenten (Gene), Strahlung, Stress, Hormone, kalorische Überernährung, chronischen Entzündungen, geschwächtes Immunsystem, Krankheitserreger (Viren, Bakterien, Parasiten) oder verschiedene karzinogene Substanzen die in der Natur oder im Futter vorkommen können (meist durch unsachgemäße Lagerung/Behandlung entstanden). Um den Einfluss dieser Faktoren möglichst gering zu halten, sollte auf eine ausgeglichene, gesunde Lebensweise geachtet werden. Aber dies allein schützt nicht. Im Laufe eines Lebens sammeln sich in den Zellen immer mehr defekte Bestandteile an, die irgendwann zu einer Störung des Zellstoffwechsels führen können. Daher sind die meisten Tumoren bei älteren Tieren zu finden. Es kann also auch ein sonst kerngesundes Tier mit vorbildlichem Lebenslauf im Alter eine Tumorerkrankung entwickeln.

Positiv denken!

Zusammenfassend lässt sich sagen:

Tumor ist nicht gleich Tumor. Verschiedene Tumorarten beim Hund könnt in in unserem ergänzenden Artikel nachlesen.

Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung ist wichtig und Therapiemöglichkeiten stehen ausreichend zur Verfügung.

Achten Sie auf eine gesunde Lebensweise, vermeiden Sie unnötigen Stress und beobachten Sie ihr Tier regelmäßig etwas genauer. Fallen Gewichtsverlust, Wesensänderungen oder Gewebezubildungen auf, gehen Sie lieber einmal zu früh als zu spät zum Tierarzt.

Aber egal wie die Prognose ausfällt, das wichtigste ist: denken Sie positiv!

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